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11 | Herbstmomente - Laisréan Kegan - 08.03.2010

Es war ruhiger geworden. Nicht nur die Natur hatte mit dem Herbst angefangen die Leiden des Sommers hinter sich zu lassen. Die Bäume verloren ihr grünes Kleid - nach und nach verfärbten sich die Blätter zu einem Farbenspiel aus rot, gold und braun. Es war ein jährliches Wunder, dass der Herbst in das kleine Tal brachte und so mancher der Wölfe konnte sich nicht sattsehen an seiner Schönheit. Es war Balsam für die Seele, ebenso wie der Umstand, dass sich nach den Ereignissen im August einfach nichts ereignet hatte. Nichts ungewöhnliches jedenfalls mehr und so langsam aber sicher begann auch der Unruhigste von ihnen die trüben Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben. Es wurde Zeit nach vorne zu schauen und ein altes Vorhaben in die Tat umzusetzen. Das Rudel musste das werden, was es eigentlich sein wollte- eine Gemeinschaft. Doch wer dies wie und wo umsetzte - und auch umsetzen wollte - das wusste noch niemand.
Der Bär treibt nicht länger sein Unwesen, die Wölfe sind ihn ein für alle Mal los und insbesondere Siyi hat ihre Rache bekommen. Seit dem letzten Plot sind vier Wochen vergangen.

Ort: Rudelplatz | wo immer ihr sein mögt
Jahreszeit: Ende September
Tageszeit: später Nachmittag
Wetter: ein wenig kühler, dennoch für September recht warm, die Sonne scheint, nur ein paar Wolken sind am Himmel zu sehen
Temperatur: 15- 17°C



- Arkas - 11.03.2010

Jede einzelne, kleine Welle die an den Strand brandete und weiße Schaumränder hinterließ war wie ein langsam hinabrieselndes Sandkorn in einem gigantischen Stundenglas direkt vor Arkas Schnauze. Er hasste Ungeduld. Sie war nie eine seiner typischen Charaktereigenschaften gewesen. Ungeduldige, hibbelige Wölfe in seiner Nähe nervten ihn und forderten stets seine Toleranz heraus, auch mit Miu erging es ihm mehr als einmal so. Vor einer Weile noch hätte er es nicht für möglich gehalten selbst einmal dieses Gefühl zu empfinden, doch seit er und seine Schwester auf die Night Wolves gestoßen waren, hatte sich einiges geändert. Sie war nicht bei ihm und er hätte im diesem Moment nicht genau sagen können, wo sie sich befand. Sie hatte ihm zwar versprochen sich nicht alleine im Revier herumzutreiben, dennoch gefiel es ihm ganz und gar nicht, dass er sie nicht begleiten durfte. Sie hatten mehr als eine hitzige Diskussion über dieses Thema geführt und auch, wenn er einige ihrer neuen Zeitgenossen bereits ein wenig besser kennen gelernt hatte, fiel es ihm noch immer schwer ihnen vollends zu vertrauen. Vor allem wenn es darum ging, ihnen seine Schwester anzuvertrauen. Er wusste einfach noch zu wenig von ihnen. Einzig ihrer energischer Art hatte Miu es zu verdanken, dass er letztendlich nachgegeben und ihr zugestanden hatte, sich ohne ihn und in Begleitung der anderen zu entfernen, ohne dass er ihr auf Schritt und Tritt folgen würde. Kurze Zeit danach hatte er diese Entscheidung schon wieder bereut, doch da war es zu spät gewesen.

Er bemühte sich Miu und die anderen nicht merken zu lassen, wie sehr ihn diese Vereinbarung störte. Wusste er, dass jemand in der Nähe war, verhielt er sich ruhig und unauffällig, gab sich lässig und desinteressiert. So lag er auch vor einer ganzen Weile noch gemütlich den Kopf auf die Pfoten gebettet auf dem weichen Sand der Küstenlinie und blickte aufs Meer hinaus, der Welt um und hinter sich den Rücken kehrend. Erst einige Zeit nachdem seine Schwester gegangen und er sich sicher war alleine zu sein, erhob er sich langsam von seinem Platz und begann den Strand gemächlich auf und ab zu laufen. Anfangs noch, als würde er sich nur die Läufe vertreten wollen, gelegentlich am Boden witternd und leicht die Rute pendelnd. Inzwischen stand er starr und reglos da, immer wieder zwischen Wald und Meer hin und her blickend. Auf seinem Gesicht zeigte sich mal wieder die so häufig getragene grimmige Miene. In ihm arbeitete es, das verrieten seine Augen mehr als deutlich. Er hatte das Gefühl, dass Mius Abgang, auch wenn die gelegentlich durch die Wolkenfetzen scheinende Sonne erst ein kurzes Stück gewandert war, schon sehr lange zurück lag. Zu lange für seinen Geschmack. Er wäre am liebsten sofort ihrer Fährte gefolgt und hätte nachgesehen was sie trieb, wo sie steckte, wollte sich aber auf der anderen Seite nicht die Blöße geben seine Abmachung nicht konsequent einzuhalten. Hier rangen sein Stolz und sein Verantwortungsbewusstsein miteinander, einer Dickköpfiger als der andere und keiner auch nur im Entferntesten bereit nachzugeben. Sich dessen bewusst, zog das seine Stimmung nur noch mehr hinunter und hier und da konnte man ein grimmiges Knurren entweichen hören.

Immer tiefer versank er in Gedanken, fing wieder an sich auszumalen was alles passiert sein könnte, eine Vorstellung dramatischer als die andere. Die salzige Seeluft, herangetragen von einer angenehmen Meeresbrise, dazu die herrliche Landschaft und die Stille, nichts vermochte es seine Stimmung aufzuhellen. Wie so oft nahm er zwar zur Kenntnis, wo er sich befand, bemühte sich jedoch nicht die Attraktivität dieses Ortes zu bewerten. Selbst wenn man ihn darum gebeten hätte, wäre er doch zu abgelenkt, zu sehr mit sich selbst und mit der Situation beschäftigt gewesen, als dass er sich darum einen Kopf hätte machen können. Dermaßen abgelenkt bemerkte er nicht, dass sich ihm jemand näherte.


- Schneedorn - 12.03.2010

Er lag zusammen gerollt am Rand der Wiese unter den Bäumen, die letzten wärmenden Sonnenstrahlen durchbrachen das bunte Blätterdach und wärmten seinen Pelz. Es schien in letzter Zeit zugenommen zu haben und ließ den Alten nicht mehr ganz so ausgemergelt aussehen, ein sicheres Zeiten das die schwerste Jahreszeit für Thorn sich unaufhaltsam näherte.

Aus der Ferne wirkte es, als würde der Graue schlafen, aber dies war keineswegs der Fall. Seine Ohren waren aufmerksam aufgerichtet, für den Fall das etwas geschah. Inzwischen hatte er sich mit dem Gedanken abgefunden ein teil einer Gemeinschaft zu sein, angefunden, aber er würde es wohl nie als selbstverständlich ansehen, ganz zu schwiegen davon das er niemals verstehen würde, warum man ihm ein Zuhause gab. Aber man hatte ihn aufgenommen, selbst wenn er, wie jetzt, abseits der anderen seinen eigenen Gedanken nachhang, wie es sooft der Fall war.

Eigene möchten behaupten das dieses Rudel erst zusammen wachsen musste, das es sich beweisen und die Gemeinschaft zusammen wachsen musste, Thorn sah das anders. Zwar kannte er viele im Rudel nichtmal annährend so, wie es vielleicht der Fall sein sollte, aber nie zuvor, zumindest in den letzten Jahren hatte er sich gefühlt wie jetzt, er würde fast behaupten er war zufrieden mit seinem Leben, glücklich...nein....aber immerhin hatte sein Leben wieder einen Sinn, bei Wulf, er würde nicht mehr ziellos auf der Erde wandeln, allerdings wusste er noch nicht so richtig worin dieser Sinn bestand. Seine Ohren zuckten.

Thorn wusste das auch die kommen würde in dem sich die Gemeinschaft beweisen musste, ob sie zusammenstand oder zusammenbrach, aber bis dahin war noch Zeit..oder vielleicht würde die Zeit auch schneller näher rücken, wer wusste das schon. Der Graue wusste das die für ihn schwerste Jahreszeit unaufhaltsam näher rückte. Winter. Er spührte die Kälte jetzt schon in den Knochen. Wenig Futter. Die Winter waren von jahr zu jahr schwerer für Thorn geworden, aber nun war er nicht mehr allein, vielleicht ein Lichtblick, im Moment genoss er einfach nur die noch milde Luft, die Ruhe und die Sonne auf seinem Fell, seine Augen hielt er geschlossen, bis plötzlich etwas seine Schnauze kitzelte, Thorn hob eine Lefze und das Kitzeln verschwand. Dann fiel etwas zwischen seine Aufen, Thorn blizelte und schiele auf den Unruhestifter. Die Blätter der Bäume schienen ihn keine Ruhe zu gönnen, verärgert schüttelte der Graue den Kopf und wollte sich grad wieder gemütlich nieder lassen als sein Blick plötzlich auf den jungen Wolf fiel. Arkas.

Er wusste noch nicht all zu fiel über ihn, er war jung und war mit seiner Schwester Miu in das Rudel gekommen. Thorn hatte die beiden immer zusammen gesehen, umso erstaunt war er, Arkas nun allein am Stand zu sehen. Thorn hatte den jungen Rüden schon öfter beobachtet, und er war als genug um zu wissen das dieser seine Schwester beschützte. Das konnte er sehr gut verstehen, er hätte nicht anders gehandelt, ein kurzer Gedanke kam ihn ihm auf..seine Gefährtin hätte ihn wahrscheinlich den Schwanz abgebissen, wenn er so offensichtlich versucht hätte sie zu beschützen. Die Weibchen ihrer Gattung waren zwar etwas kleiner, aber auch sie hatten Zähne und konnten beißen, Thorn war noch keiner Fähe begegnet die zu viel Einengung geduldet hatte, ein kurzes Lächeln verhellte seine Züge.

Aufmerksamer nun hob Thorn den Kopf, Arkas mochte sich zwar viel Mühe geben, aber Thorn wäre nicht Thorn, wenn er nicht erkennen könnte das der Rüde nicht grad einen zufriedenen Eindruck erweckte. Thorn konnte deutlich ein leises Knurren vernehmen. Ohne genau über sein Handeln nachzudenken erhob sich der Graue von seinem Schlummerplatz und ging langsam in Arkas Richtung. Das der junge Rüde abgelenkt zu sein schien, konnte Thorn spätestens erkennen, das dieser sein Kommen nicht bemerkte. Thorn wollte Arkas nicht aus den Gedanken reißen, außerdem wusste er nicht wie der Rüde sich ihm gegenüber verhalten würde, vielleicht wollte er allein sein, immerhin war er nicht bei den Anderen,...er würde es herraus finden müssen.

"Es geht ihr sicher gut!"
sagte er nicht leiser, aber fester Stimme.

Thorn machte sich nicht die Mühe Mius Namen zu erwähnen, Arkas würde sicher wissen wen er meinte, aber Thorn konnte eins und eins zusammen zählen, Miu war nicht in seiner Nähe und Arkas schien besorgt, Thorn wäre damals kein Alpha geworden, wäre er nicht ein guter Beobachter, er war nie ein Kämpfer gewesen, aber er hatte immer versucht die seinen zu verstehen, vielleicht wurde er ein Stück zu seinem alten Ich zurück finden. Er blickte den Rüden nicht an, sah genau wie er hinauf aufs Meer.


- Devaki - 13.03.2010

Und plötzlich war es Herbst. Erst war es ein wenig kühler geworden, die Sonne versank früher hinter dem Horizont und dann hatten die Blätter der Bäume sich verfärbt. Devaki stand am Rand des kleinen Geröllfeldes im Westen des Revier und betrachtete den Wald hinter sich. Ein kurzer Windhauch strich durch die Bäume, es raschelte verdächtig zwischen den Blättern. Der Schwarze hob den Kopf und folgte mit den Augen einem rot-gelb gefärbten Blatt, das sich von seinem Ast gelöst hatte und nun in Richtung Waldboden schwebte. Es tanzte vor seinen Augen, bäumte sich hin und wieder wild auf, als ob es gegen den drohenden Fall ankämpfen wollte.

Deva wandte den Kopf ab, als es auf dem Boden auftraf. Das Blatt hatte versucht etwas Unausweichliches zu verhindern. Und es hatte seinen Kampf verloren. Es war nicht das erste Mal in den letzten Wochen, dass er das beobachtete. Und jedes Mal fragte sich der Rüde, ob er auch einen ungewinnbaren Kampf führte. Gegen sich, gegen die Erinnerung und das Erbe seines Vaters, gegen seine Vergangenheit. Ein Stich der Trauer durchzuckte ihn, als er an Wolfstatz dachte. Wolfstatz, der hier für alle da gewesen war, dessen Herzblut in diesem Rudel gesteckt hatte, der aber für seine eigene Familie kaum Zeit gehabt hatte.

Deva wusste nicht, ob er dem alten Wolf das je würde verzeihen können. Wie hatte er ihn, seinen Sohn, so allein lassen können? Warum waren diese fremden Wölfe ihm immer wichtiger gewesen als sein eigen Fleisch und Blut? Deva verstand es nicht. Er wünschte Siyi wäre hier, vielleicht konnte sie es ihm erklären. Sie hatte ihn gekannt, Jahre, sehr viel länger als Deva. Nun, es gab nur eine Möglichkeit das herauszufinden. Er würde sie aufsuchen müssen, jetzt nachdem die Ruhe und der Frieden anscheinend wieder in ihr Revier eingekehrt waren. Kurz schloss er die Augen und atmete zwei, drei Züge tief durch. Es beruhigte ihn, denn das, was er vor hatte war nicht leicht für ihn. Vielleicht würde er etwas erfahren, von dem er gar nichts wissen wollte. Solche Gespräche bargen immer ein gewisses Risiko.

Als er die Augen wieder aufschlug waren aber nicht mehr nur die braunen Stämme und die Geröllbrocken zu sehen. Ein heller Schatten hatte sich ihm genähert, ohne dass er etwas davon bemerkt hatte. Und Deva wusste nicht einmal, ob der Rüde es überhaupt selbst bemerkt hatte. Nun, er konnte wohl kaum wortlos an Réan vorbeigehen, also setzte er die Läufe in Bewegung und schlurfte dem Rüden mit gemächlichen Schritten entgegen.

„Réan, was treibt dich hierher so allein? Hast du nicht noch ein paar Erinnerungen mit Helushka oder deinem... wie nanntest du ihn? Käse? ... auszutauschen?“

Ein amüsiertes Lächeln lag auf seinen Lefzen, als er den Weißen ansprach. Ja, das konnte Deva gut. Seine eigenen Gedanken und Gefühle verbergen und stattdessen den freundlichen, geduldigen und sorglosen Wolf spielen. Obwohl er es nicht gerne tat. Vielmehr wünschte er sich so offen sein zu können wie es Dann so oft war. Sagen, was er dachte oder spontan sein. In Devas Augen eine Kunst, eine, für die er den Tänzer manchmal bewunderte. Auch, wenn er das wohl kaum zugeben würde.


- Yeven - 13.03.2010

Still und verlassen lag der Weiher da, als Yeven zwischen zwei Bäumen hindurch auf ihn zutrat. Die ersten heruntergefallenen Blätter trieben wie kleine Boote auf der Wasseroberfläche und hinterließen sanfte Ringe, die sich im Wasser kräuselten.
Yeven trat so dicht ans Ufer, dass ihre Vorderpfoten im Wasser standen. Erbarmungslos drang die Eiseskälte durch das dünne Fell an den Beinen bis auf ihre Haut vor. Die graue Wölfin senkte den Kopf und trank ein paar Schlucke. Genauso kalt rann es ihr die Kehle hinunter, doch es stillte ihren Durst binnen weniger Augenblicke.
Yeven hob den Kopf und betrachtete ihr Spieglbild, welches immer noch verzerrt war, wo ihre Zunge über die Wasseroberfläche gefahren war.
Es dauerte nicht lange bis sich das Wasser beruhigt hatte und Yeven schaute in das Gesicht einer noch nicht allzu alten grauen Wölfin, deren Fell dazu neigte immer zerzaust auszusehen und deren Körper meist Nervosität ausdrückte.
Doch Yevens Augen strahlten. Die Graue fragte sich, ob es einzig und allein an dem Verschwinden des Bären lag, dass sie mit jedem Tag – oder zumindest jeder Woche – ein wenig selbstbewusster und weniger ängstlich wurde.

Sein Gehen hat lediglich dazu beigetragen. Ich bin weder besonders stark noch besonders schnell, doch ich habe das, worum mich jeder einsame Streuner beneiden würde. Ein Rudel. Und es ist das erste Mal, dass ich wirklich das Gefühl habe ein Teil davon zu sein und nicht nur das Anhängsel...

Bei dem Gedanken pendelte Yevens Rute leicht hin und her und ihre Lefzen wurden von einem Wolfslächeln umspielt.
Verträumt ließ sie ihren Blick über den Wald schweifen. Die Sonne warf ihr Licht durch die Zweige und jedes Blatt schien zu strahlen. Klar und deutlich traten ihre Adern hervor, welche schon bald ohne Leben sein würden und jedes einzelne Blatt in sanft kreisenden Spiralen gen Waldboden schicken würden.
Obwohl Yeven den, sich selbst eingeredeten, Aberglauben nicht los wurde, dass es das Blut des Bären war, welches den Wald mit seinen Farben benetzte, war der Wald seit seinem Verschwinden ein Ort geworden, dem sie immer öfter Besuche abstattete. Vorher wären ihr diese einsamen Streifzüge nie in den Sinn gekommen, doch jetzt, wo der Wolfstöter fort war, genoss sie es, den Wald in seinem vollkommenen Frieden genießen zu können.
Yeven machte einen Schritt zurück und schaute noch ein letztes Mal zu dem Weiher, dessen Wasser in der Sonne glitzerte. Die Graue warf den Kopf zurück und stieß einen langgezogenen Heullaut aus. Nur ein kurzer Gruß für ihr Rudel, ohne tieferen Sinn. Dann machte Yeven kehrt und steuerte grob die Richtung des westlichen Waldrands an, wo sie mit dem Sonnenuntergang verabredet war...


- Arkas - 14.03.2010

Einen kurzen Augenblick überraschte Arkas das plötzliche Auftauchen von Schneedorn. Er schalt sich selbst einen törichten, unvorsichtigen Welpen und ärgerte sich darüber, sich dermaßen in Gedanken treiben lassen zu haben. Zwar war er sich ziemlich sicher, dass nicht allzu viele Gefahren und Feinde die ihm gefährlich werden konnten in diesem Revier auf ihn lauerten, auch wenn das, was er in einigen Gesprächen und Randbemerkungen über diesen Bären und den Tod eines Wolfes in letzter Zeit mitbekommen hatte alles andere als beruhigend klang, dennoch passte es ihm selbst überhaupt nicht in den Kram auf einmal die selbe Unvorsicht an den Tag zu legen, die er Miu so oft vorwarf und er war ziemlich froh, dass sie im Moment nicht dabei war um das mitzuerleben. Nach einem kurzen Moment hatte er sich wieder gefangen und bis auf ein knappes und kaum erkennbares Zucken seines linken Ohres gab es nichts, dass seine Überraschung oder das was in ihm vorging hätte verraten können. Seine Miene blieb steinern und seine Augen weiterhin auf den Horizont gerichtet. Jemand anderen wissen zu lassen, dass er ihn Überrascht hatte, ehe Arkas sich dazu durchringen würde müsste noch viel passieren und wenn es dann irgendwann dazu käme, wäre er nicht mehr der Wolf der er heute war.

Nachdem er sich ausgiebig mit der neuen Situation beschäftigt hatte, wobei dieses „Ausgiebig“ nicht mehr als die Zeit von ein paar verstreichenden Atemzügen meinte, was in der Welt des Rüden jedoch schon mehr als doppelt so viel Zeit war, wie er sich üblicherweise zugestanden hätte, kamen ihm die Worte des anderen wieder in den Sinn und mit ihnen das, was sie bedeuteten. Sie bedeuteten, dass der Alte soeben etwas getan hatte, was Arkas einen weiteren Hieb in die Nieren versetzte. Er hatte ihn gelesen wie ein offenes Buch. Ihm war klar, dass es nicht schwer gewesen sein konnte aus der gegebenen Situation die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen, nicht zuletzt trug er selbst seine Unzufriedenheit wahrscheinlich immer noch wie ein Hinweisschild in seiner erstarrten Miene zur Schau. Trotzdem steigerten sich seine Unzufriedenheit und sein Groll immer weiter, so wie der Wasserstand eines Fasses, dass mit jedem Tropfen voller wird, wobei seines kurz vor dem Überlaufen stand. Ein anderer Wolf wäre vielleicht dankbar gewesen für die aufmunternden Worte, hätte sich über die Gesellschaft gefreut oder zumindest zur Kenntnis genommen, dass der Sprecher es nur gut gemeint haben konnte, aber Arkas war nun mal kein anderer Wolf.

"Was weißt du schon?! Wahrscheinlich steckt sie in diesem Moment wieder in irgendeinem Schlamassel… es wäre nicht das erste Mal."

Während er das sagte, regte sich nichts an ihm, er zeigte weder Zorn noch irgendeine andere Emotion und sprach die Worte aus, als würde er über das Wetter oder andere Belanglosigkeiten reden. Die Worte an sich klangen inhaltlich barscher, als es der Hellbraune eigentlich gewollt hatte. Trotzdem taten sie ihm nicht Leid. Das war noch nie der Fall gewesen. Was brachte es gesagtes zu bereuen? Man konnte Worte schlecht zurück nehmen. Außerdem war Schneedorn es gewesen, der seine Ruhe gestört hatte und so sollte ihn die Reaktion nicht überraschen. Trotzdem kam irgendwo, tief im Inneren von Arkas, mit leiser Stimme die Frage auf, ob es nicht besser gewesen wäre nichts zu sagen anstatt dies zu sagen. Immerhin war er nun Teil dieses Rudels und sollte dem anderen Wölfen gegenüber doch zumindest ein kleines Fünkchen Respekt zollen, vor allem wenn es sich um einen Wolf handelte, der schon so viele Tage gesehen hatte. Wie üblich wurde diese Stimme im Keim erstickt, doch was sie sagte war wahr, auch wenn es Arkas nicht gefiel.

"Tschuldige..."

Das war alles, was er herausbrachte und selbst diese knappe und flapsige Entschuldigung kostete ihn schon gewaltige Überwindung und kam nur zwischen zusammengebissenen Zähnen über seine Lefzen. Er hoffte, dass der Alte sich damit zufrieden geben würde.


- Schneedorn - 14.03.2010

Aus dem Augenwinkel blicke Thorn kurz zu dem Hellen, außer einem Zucken seines Ohr konnte er keine sichtbare Reaktion erkennen, aber er wusste das er den jungen Rüden mit seinem Erscheinen mehr als überrascht hatte, sonst hätte dieser sein Kommen bemerkt . In Angesicht der Tatsache das dieses Rudel erst zusammen gefunden hatte und selbst Thorn sich allen noch mit Vorsicht näherte und aufmerksam war doch mehr als verdächtig.

Thorn war sich durchaus bewusst, das er in diesem Moment wohl eher unwillkommen war, aber sie beide gehörten wohl nun zu diesem Rudel. Wenn Thorn noch eins wusste, ein Rudel hielt zusammen, man kümmerte sich um einander, selbst um die großen Einzelgänger, selbst um solche zu denen Thorn sich zählte. Sebst wenn diesem Rudel dieser Zusammenhalt fehlte, so glaubte Thorn doch daran das es Zeit brauchte um zu entstehen, aber hey... er war zwar alt, aber er konnte auch seinen Teil beitragen um dies zu erreichen.

Thorn blieb weiterhin ruhig und entspannt neben dem Rüden stehen, er sah sich nicht in Gefahr. Den Blick weiterhin in dei ferne gerichtet erreichten ihn die unfreundlichen Worte von Arkas. Er vernahm sie ohne dem Rüden eine Reaktion zu zeigen.

Araks hatte schon recht, was wusste er schon? Er wusste nichts über die Geschwister, aber wohl mehr vom Leben als er Junge Rüde. Bis vor kurzem hatte Thorn sein Alter als Nachteil betrachtet, als Einzelgänger war es das wohl auch mehr, aber jetzt hegte er den kurzem Gedanken das es vielleicht im Rudel auch Vorteile haben könnte. Er war dem Rüden nicht böse, er hatte ja auch recht, immerhin mischte Thorn sich in dessen Gedanken und Angelegenheiten ein, Arkas schien sich schon immer um seine Schwester gekümmert zu haben, er schien die Verantwortung getragen zu haben, dies allein vermittelte schon seine Haltung, und das gesagte unterstrich Thorn Gedanken nur. Aber so einfach ließ sich der Graue nicht vertreiben, ob Arkas es nun wollte oder nicht, er war ein Teil dieses Rudels, wie Thorn nun auch und man kümmerte sich um einander, keine sollte wohl eine solche Last allein tragen, obwohl Thorn vermutete das wohl ein jeder hier dies tat.

Thorn hatte noch nichts gesagt, vielleicht wollte er dies auch nicht, als er dann, doch eher überraschend für den Grauen Arkas steife Entschuldigung vernahm. Thorns aufmerksamer Blick streife über den Rüden, dann schaute er wieder Richtung Horizont. In seine Augen trat ein kurzes belustigtes Funkeln, seine Lefze kurz zu einem kleinen lächeln verzogen, dann aber wieder ausdrucklos. Arkas....der junge Rüde erinnerte Thorn nur zu sehr an sich selbst, er hatte nicht mit dieser Entschuldigung gerechnet, obwohl es ihm auch egal gewesen wäre, aber er konnte sich sehr wohl denken wie schwer den Rüden dieses Wort über die Schnauze gekommen sein mochte.

"Du wärst kein richtiger Wolf wenn du dich nicht um sie sorgen würdest!"

Seine Stimme war ernst, aber ruhig, er zuckte die Schultern, für ihn war es immer normal gewesen sich um die zu Sorgen die zu einem gehörten, er könnte es sich nicht anders vorstellen. Arkas schien das nicht anders zu gehen.

"Das wird sich auch nie ändern, egal wie alt sie auch werden."

Eine einfache Tatsache. Eine Feststellung. Er hätte dem Rüden gern etwas von der Last die er auf seinen Schultern trag abgenommen, aber das konnte er nicht. Arkas würde sich immer um Miu sorgen, wenn dies nicht mehr der Fall war würde er sie nicht mehr lieben, und Thorn bezweifelte das dies jemals eintreten würde. Thorn gefiel es nicht das sich jemand unwohl fühlte, wie es bei Arkas deutlich zu sein schien, Thorn war trotz seiner Vergangeheit nicht der Typ Wolf der andere Probleme ignorierte, vielleicht konnte er dem jungen Rüden helfen, ein offenes Ohr haben und vielleicht ab und an auch ein offenes Auge auf dessen Schwester.......


- Helushka - 17.03.2010

Immer wieder flogen die Gedanken des Bunten an die seltsame Begrüßung zurück. An das Empfangskomitee für Arlyn und das Gespräch mit Dannsair. Immer wieder, so dass Helushka sich mehr oder minder in einer Dauerschleife seiner Gedanken wieder fand, die mit sicherheit auch etwas sinnvolleres hätten beinhalten können. Alt hatte er sich an jenem Tag gefühlt, auch wenn er das nach aussen hin natürlich niemals zugeben würde. Dinge zuzugeben und Zugeständnisse zu machen war ohnehin nicht die Art des Rüden, der sich in seiner Rolle dennoch ziemlich wohlfühlte.

Einige Tage hatte er die Neuen beobachtet. Den Käse, von dem er immernoch nicht wusste, dass er Käse hieß, die Neue, Arlyn und die Geschwister, mit denen er auch noch nicht richtig warm geworden war. Er ahnte, dass das seine Zeit brauchen würde und ganz sicher hatte Helushka wenig dagegen, sich diese Zeit zu geben. Wie aber sah es mit den betreffenden aus? Gaben die dem Rüden die Zeit, sich ein wenig zu sammeln und gleich vier neue Wölfe auf einem Haufen sacken zu lassen? Helushka hatte daran keinen Zweifel, auch wenn das Teufelchen auf des Rüden Schulter jenen piesackte. Immer öfter wanderte der Rüdenblick auf die vorhandenen Fähen, von denen er nur zwei ausnahm – Miu und Arlyn. Warum der Bunte das tat, würde wohl sein Geheimnis bleiben, vorläufig jedenfalls. Nicht nur, dass es erst Herbst war – nein, Helushka hatte auch noch ganz andere Gedanken.

Die ein oder andere Jagd hatte er in den letzten Tagen angezettelt, ohne dass allzuviel dabei herumgekommen wäre. Hin und wieder ein Feldhase, dort ein Kaninchen, selten eine Maus. Nie war es größere Beute, die der Rüde erlegte, was vielleicht auch ein Indiz dafür war, wie gut sich der ältere in das Rudel, in die Gemeinschaft integriert hatte. Keine Alleingänge, reines Teamwork wenn es um größere Beute als das besagte Niederwild ging. Es gab Momente, in denen Helushka nichts anderes tat, als über sich selbst zu staunen, vielleicht auch ein wenig über die Situation, in der der Rüde steckte. Dadurch rückten andere Gedanken zwangsläufig in den Hintergrund; sicher nichts allzu verkehrtes.

Auch heute hatte er sich wieder auf die Pirsch gemacht, einige Stunden nun schon. Helushka hatte seine Liebe zur Jagd wiedergefunden, das langsame heranpirschen, aufstöbern und schließlich bis zur Erschöpfung jagen – auch wenn es in zwei Drittel der Fälle die eigene Erschöpfung war, die für ein vorzeitiges Ende des Vergnügens sorgte. Mitunter gab dies seinen Kontrahenten von kleinem Format auch die Gelegenheit, ihn ganz empört anzuquieken, als habe er die bei sonstwas gestört. Aber Helushka hatte dafür nur ein Schmunzeln übrig, schließlich war er immernoch satt geworden. So auch am heutigen Tag.

Mit der erbeuteten Maus im Fang war es bereits trüber Nachmittag, als der Rüde sich auf den Rückweg machte. Die Maus im Fang war die zweite an diesem Tag und auch wenn man davon nicht unbedingt satt wurde, gab sie einem doch das Gefühl, man könnte jederzeit zuschlagen, wenn man denn nur wollte und sein Ziel beharrlich genug verfolgte. So wie Helushka es getan hatte, so wie es wahrscheinlich ein hoher Prozentsatz aller normalen Wölfe tun würde.
Ein leises Heulen brachte den Rüden auf den richtigen, vielleicht aber auch den falschen Weg. Da er den Wald zur Jagd genutzt, wenn nicht sogar missbraucht hatte, lag es nahe, dass er sich an dessen Rand aufhielt. Wie schon einige Zeit zuvor Dannsair es getan hatte, duckte sich der Rüde zwsichen die Büsche und lauerte. Yeven war es, die sich langsam aber sicher näher schob. Eine willkommene Abwechslung für den Routinier, der sich beherrschen musste, nicht zu sehr auf der Maus herumzukauen. Als Yeven schließlich nahe genug herangekommen war, schoss der Rüde kurzzeitig aus dem Busch, setzte zum Sprung an – und blieb schließlich in gut drei Meter zu Yeven in schrägem Bogen vor jener stehen, rechtsseitig von Seiten der Wölfin aus. Die Hellere in Augenschein nehmend, senkte er schließlich den Fang gen Boden und ließ die Maus, die schon längst ihr mageres Leben ausgehaucht hatte, zu Boden tropfen.

„Seid gegrüßt, oh holde Fähe. Sehet, welch Gabe ich habe.“

Leise keckerte der Bunte in sich hinein und betrachtete Yeven wieder, als wolle er möglichst jede Reaktion der Hellen auffangen, aufsaugen um später daran denken zu können. Auf die Maus wanderte der Rechte Vorderlauf, der bekundete, dass Yeven sich die 'Gabe' wohl noch nicht so ganz verdient hatte, allerdings auf dem besten Wege dazu war. Aber das würde er ihr sicherlich noch gesondert mitteilen, keine Frage.

„Hätte ja nicht gedacht, dass ich auch einmal ein Empfangskomitee bekomme!“

Erschreckenderweise wirkte die Fröhlichkeit des Rüden alles andere als gekünstelt oder aufgesetzt. Im Gegenteil – Helushka schien sich ehrlich darüber zu freuen, dass es Yeven war, die – wenn auch nicht ganz freiwillig – seinen Weg gekreuzt hatte. Die Rute erfreut über dem Scheitelpunkt wippwedeln lassend, schob er sich einen kleinen Schritt näher und sog die Witterung der Fähe tief ein, nur um gleichzeitig die eigene ein wenig in die Richtung Yeven's zu bugsieren, was ja gemeinhin nicht wirklich schaden konnte. Nun aber hatte er abzuwarten, denn vielleicht reagierte Yeven auf seine durchaus stürmische Begrüßung ja durchaus gegenteilig. Und darauf hatte er dann vorbereitet zu sein, als ihm doch noch etwas einzufallen schien, er aber auf der Stelle tänzelnd – ha, Dannsair war eben doch ein gutes Vorbild – und Lauscherzuckend, rechts versteht sich, sich verkniff eine nächste Frage hinzuwerfen. Erst einmal musste er Yeven im übertragenen Sinne aufstehen lassen. Das war für die helle, eher stille Fähe sicher schon anstrengend genug....


- Laisréan Kegan - 20.03.2010

Ah, der Herbst. Mit dieser Jahreszeit führte Réan eine zwiespältige und von Auf und Abs gekennzeichnete Beziehung. Es gab keine schönere Sonne, als die Herbstsonne. Keine war weicher und keine leuchtete so schön in den Abendstunden. Sie war nie zu heiß, aber immer warm, kitzelte morgens noch in der Nase und brannte dennoch mittags nicht vom Himmel. Abends ging sie genauso feurig und glühend unter und zauberte im Zusammenspiel mit dem Herbstwald eine einzigartige Stimmung. So viel zur Schönheit des Herbstes. Weniger schön war die Aussicht auf den Winter und die ersten Ankündigungen dahingehend. Zum Beispiel der Regen, der Réan bevorzugt in die Ohren lief und er dann stets wie ein Verrückter den Kopf hin und her warf um das Wasser aus seinen Gehörgängen zu entfernen – mit ihm ließ es sich leider nicht ganz so gut hören und Réan hatte nun mal auch nicht mehr die größten Lauscher im Wald; das Alter eben. Außerdem machte es den Boden matschig, was dazu beitrug, dass seine Pfoten darin versunken und nicht nur Schlammkrusten kolossalen Ausmaßes bekamen, sondern auch noch nur mit Mühe wieder hinausgezogen werden konnten. Neben dem somit äußerst verdammenswerten Regen war es auch deprimierend, die Vögel wegfliegen zu sehen und zu wissen, dass sie erst in einem halben Jahr wiederkommen würden. Auch verwelkten die letzten Blumen und hinterließen kahle Stängel, nur die Bäume gaben ihr Abschiedkonzert, welches Réan wiederum sehr gerne betrachtete. Hinreißend schöne Farben, zusammen mit der erwähnten Sonne ein herrliches Spektakel.
Diese Für und Widers des Herbstes abwiegend tappte Réan vergnügt durch den Herbstwald und freute sich über sein Vorhaben. Er wollte das Geröllfeld im Westen erklimmen und von dort aus den Sonnenuntergang genießen – den Blick über das ganze Revier. Er stelle es sich fantastisch vor und gleichzeitig wäre es das erste Mal, dass er sich ein wenig Überblick verschaffen konnte. Die Welt von oben zu betrachten hatte schon manchem geholfen und wenn die Welt dann gerade auch noch so schön aussah, wollte Réan sich diese Chance nicht entgehen lassen. Er war alleine, was eigentlich nicht direkt seine Absicht gewesen war, aber er hatte auch nichts dagegen. Vielleicht wäre er gerne mit seinem Brüderchen unterwegs gewesen, aber der trieb sich anderweitig herum und Réan hatte keine Lust gehabt, ihn zu suchen. Dafür war es auch zu spät gewesen, der Nachmittag näherte sich seinem Ende, wenn der Weiße den Sonnenuntergang nicht verpassen wollte, musste er sich zügig an die Kletterei machen. Zum Glück hatte er das Geröllfeld so gut wie erreicht, dann käme zwar erst die eigentliche Arbeit auf ihn zu, aber er war ja trotz seines Alters noch gut in Schuss.
Der Wald öffnete sich und mit einem zufriedenen Lächeln betrachtete Réan die zwar steile, aber nicht ZU steile Geröllhalde. Seine Pfoten würden Halt finden und selbst wenn er einmal ausrutschen würde, gäbe es keinen Abgrund, in den er fallen könnte. Perfekt für einen alten – aber nicht ZU alten – Wolf wie ihn. Gerade wollte er sich an den Aufstieg machen, als er merkte, dass er nicht alleine war, drehte sich nach links und entdecke Devaki, der auf ihn zukam. Mit wippender Rute und einem freundlichen Schnauzenstupser begrüßte er den Schwarzen und schüttelte dann grinsend den Kopf.

“Mein Brüderchen stolpert in der Weltgeschichte herum und der Weichkäse ist mit seiner Bekannten beschäftigt. Also habe ich mir gedacht, dass ich diesen wunderschönen Herbsttag nutze, um einmal das Revier von oben und den Sonnenuntergang in seiner ganzen Pracht zu genießen.“

Er deutete mit der Nase auf die Geröllhalde und kippte dann den Kopf. Er hatte von Anfang an nicht vorgehabt alleine zu bleiben und eigentlich gehofft, dass ihm noch jemand über den Weg stolpern würde. Devaki schien nicht sonderlich beschäftigt.

“Hast du nicht Lust, mich zu begleiten? Es wird allerdings kein Kinderspiel, Geröllfelder haben gerne spitze Steine. Dafür muss es da oben einen fantastischen Ausblick geben.“

Ganz begeistert von dem Vorstellung über das, was ihn auf dem provisorischen Gipfel erwarten würde, strahlte Réan und trippelte ein paar Schritte nach links. Erwartungsvoll betrachtete er den Schwarzen.


- Devaki - 21.03.2010

Womit sollte der Schwarze auch beschäftigt sein? Jagen gingen andere und den eigenen Gedanken nachhängen konnte man wohl kaum als sinnvolle Beschäftigung erachten. Nein, Réans Erscheinen war eine willkommene Abwechslung für den Schwarzen, zumal er so vielleicht die Möglichkeit hatte den Hellen ein wenig näher kennen zu lernen. Und die Idee sich den Sonnenuntergang über dem Revier anzusehen, war durchaus verlockend.

„Du hast Recht, Helushka ist in letzter Zeit recht viel unterwegs, vor allem zum Jagen, meine ich. Mir scheint das Jagen bereitet ihm große Freude.“

Und das auf seine alten Tage, wollte er noch hinten dran hängen, aber er besann sich Réans Alter. Es war seltsam. Die Augen des Rüden musterten den Älteren, ein wenig mit Bewunderung. Réan war einige Jahre älter als Devaki, doch er fand nicht, dass man dem Hellen das ansah. Im Gegenteil. Er wirkte eher jung und frisch, als wäre er in seinem Alter. Deva hingegen fühlte sich manchmal alt. Alt wie Réan es war, alt wie Siyi und Hel es waren. Alt wie sein Vater es gewesen war. Müde, ausgelaugt, erschöpft. Wer genau hinsah, konnte es womöglich in seinen Augen entdecken. Aber nur, wer wirklich sehr genau hinsah. Vielleicht lag das an der Ausstrahlung dieses Landes oder an den letzten Ereignissen, der Verantwortung, die auf seinen Schultern lag, wer wusste das schon.

„Nun, aber die Sonne zu beobachten scheint mir eine gute Idee, ich begleite dich gern. Und lange, anstrengende Märsche – auch über Geröll – bin ich durchaus gewohnt. Oder war es jedenfalls vor meiner Zeit hier. Und wenn du es schaffst, sollte ich das auch. Immerhin sind meine Knochen noch ein paar Tage jünger als die deinen.“

Er schmunzelte, stupste dem Rüden den Fang gegen die Schulter und machte ein paar Schritte vorwärts, als Zeichen, dass er bereit war der Sonne entgegen zu gehen.