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10| Auf der Spur eines Mörders - Druckversion

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- Siyi - 23.06.2009

Siyi nickte zurück, auf das Zeichen des schwarzen Rüden Devaki. Er war auch einer derjenigen, die Samael länger gekannt hatten, wenn gleichwohl nicht so lange wie Siyi selbst. Er solle ruhig sprechen, seine begleitenden Worte sagen. Die trauernde Fähe lauschte, schweigend. So viel Wahrheit und auch soviel kraft steckte dahinter, derer Siyi gar nicht fähig gewesen wäre. Samael war es, der ihr immer die nötige Kraft gegeben hatte, als Alpha-Fähe bestehen zu können, und was nun… Er war fort, nicht mehr da, … zerrissen von einem Ungetüm, dessen Gestalt sie noch nicht kannten. Siyi schüttelte leicht den Kopf. Sie wollte nicht in Bitterkeit versinken. Allein ihrer Rachsucht sollte sie sich schon schämen, aber es war nicht wegzuwischen. Der Sinn stand ihr nach Vergeltung…
Aber die Fähe wusste eines: Sie musste das Rudel irgendwie zusammenraffen, dass wenigstens die Verbliebenen, so verschiedenen Wölfe nicht dem gleichen Schicksal zum Opfer fielen. Als Devaki seine ergreifende Ansprache beendet hatte, ließ Siyi ihren Blick nacheinander über jeden einzelnen anwesenden Wolf schweifen. Sie bemühte sich kaum, ihr aufmerksames Mustern zu verbergen. Ein Alpha-Rüde erwählte sich seine neue Fähe, wenn die andere verflossen war, aber eine Alpha-Fähe? Hatte sie das gleiche Recht? Durfte sie einfach so einen Rüden erwählen, der diesen Posten besetzen sollte? Wen würde sie wählen?
Helushka hatte die nötige Reife, wenngleich Samael und Siyi recht jung gewesen waren, als sie den Posten bestritten hatten, jünger als Helushka jetzt. Siyi war selbst jetzt noch jünger als der zumeist recht ruhige Rüde. Aber er wäre sicher ein weiser Führer, ein guter Ratgeber vielleicht. Wen gab es da noch… Dannsair? Oh nein, nicht der aufgeweckte, dunkle Hüpfer. Weder reich an Jahren noch an Erfahrung. Der Junge würde wohl mehr Ärger machen als alles andere, aber wenn er erst einmal die Regeln des Rudellebens kennen gelernt hatte… Er war nicht sonderlich stark aber auch nicht schmächtig zu nennen. Und er war noch jung, gerade mal der dritte Sommer zog für ihn ins Land. Devaki war der nächste, den Siyi gedanklich unter die Lupe nahm. Ja, er hatte wahrlich sehr viel von seinem Vater geerbt. Er wäre wohl Siyis Favorit mit seiner überlegten Vorgehensweise, auch wenn er kaum viel älter war als Dannsair, zeigte er doch schon wesentlich mehr Weitsicht. Nicht ungeachtet gelassen, dass er derjenige war, der am Längsten die Rudelgefilden kennen lernen durfte, bevor Samael verschied… welch bittrer Gedanke drängte sich wieder in Siyis Kopf. Unwiederbringlich, unabänderbar.
Die Fähe konzentrierte sich auf den Hellen, den Rüden der zuletzt zu ihnen gestoßen war, derjenige, welcher ihr so sehr vertraut vorkam. Er war groß, kräftig und Siyi konnte sich seinem gewissen Charme nicht entziehen… Lange ruhte ihr Blick auf ihm, ihre grünen Augen.
Ein Heulen, leicht entfernt noch aber deutlich u vernehmen, ließ Siyi aus ihren Gedanken auftauchen und gen Himmel blicken, bevor ihre Augen die Richtung suchten, aus welcher das Heulen zu ihnen herüber getragen wurde. Nein, das Leben ließ keine allzugroßen Verschnaufpausen. Ein letzter Blick auf Samaels Grab, bevor Siyi zu einer Antwort ansetzte. Sie war einladend, willkommen heißend, wenn auch deutlich wurde, dass Siyi dem Neuankömmling entgegen gehen würde. Das Heulen der Fähe brach abrupt ab, klang nicht aus, so wie das des Angekündigten, weil die feinen Ohren ein ganz anderes, weiteres Heulen, aus einer leicht anderen Richtung vernahmen. Erneut setzte Siyi an, die gleiche Botschaft diesmal für beide Neuankömmlinge gültig. Sie sollten warten. Siyi wollte nicht noch mehr Fremde im Revier haben, die frei herumirrten, nicht solange die Gefahr bestand, dass vielleicht einer von ihnen… Nein, erneutes Kopfschütteln. Kein Wolf konnte so etwas angerichtet haben… oder doch? War das ein Seufzen, das kaum vernehmlich von Siyi zu hören war, als sie den Blick zurück auf Devaki richtete. Alleine würde sie nicht gehen. Mit einem leichten Nicken bat sie Devaki sie zu begleiten, dann huschte ihr Blick zu Dannsair. Auch er sollte mit ihr kommen. Irgendwie mochte sie ihn, auch wenn sie es nicht so offen zeigte. Er war schon etwas Besonderes auf seine eigene Art und er konnte etwas lernen. Die Fähe würde nun sehr darauf achten, dass immer mindestens zwei Starke Wölfe bei den etwas schwächeren blieben.


"Begrüßen wir die beiden Wanderer, aber lasst uns wachsam sein... Bleibt zusammen, is wir wieder da sind und haltet euch nahe der Rudelhöhle auf."


Richtete sie sich an die anderen, die hier zurückbleiben würden. nein, lange wollte sie sich damit nicht aufhalten. Sie hatte das untrügliche Gefühl, dass dies sichere Revier der Night-Wolves immernoch eine Bedrohung unter ihren Händen verborgen hielt.
Noch ein aufmunterndes Nicken zu Dannsair, ein freundliches zu Devaki, bevor die Fähe loslief, mit schnellen leichten Schritten den neuen Fremdlingen entgegen. Vielleicht waren sie genau die richtige Unterstützung bei der Jagd nach Samaels Mörder, vielleicht wussten sie auch mehr, hatten den Mörder vielleicht schon gesehen, ... oder aber sie waren selbst eine Bedrohung...


- Devaki - 23.06.2009

Es war wirklich ein unglaublich unschöner Kontrast. Der sonnige Tag, der mit seinen wärmenden Strahlen Sturm und Regen vertrieben hatte, stand der gedrückten Stimmung – zumindestens bei vielen der anwesenden Wölfe- gegenüber. Deva hatte sich nach seiner Rede wieder in den Hintergrund zurückgezogen und jeden einzelnen der Anwesenden in seiner individuellen Reaktion beobachtet. Es überraschte ihn ein wenig, dass Réan Worte an sie richtete, wo er doch der war, der am kürzesten unter ihnen weilte. Dennoch war der Schwarze durchaus beeindruckt von der Entschlossenheit und der Hilfsbereitschaft des Weißen. Von manch anderem hätte Devaki sich solche Eigenschaften ebenso gewünscht.
Nun, sie konnten nicht ewig trauern und so war es gut, dass zunächst ein einzelnes, dann ein weiteres Heulen die Trauerfeier beendeten und sie aus ihren Gedanken rissen. Neuankömmlinge. Sein Blick huschte zu Siyi und er nickte. Dennoch war er erstaunt, als sie Dannsair ebenfalls einen bedeutenden Blick zuwarf. Der Tänzer sollte mitkommen? Nach den letzten Ereignissen und Unverfrorenheiten des jungen Rüden beim Eintreffen der letzten Wanderer, hätte er das kaum erwartet. Vielleicht wollte die Alphafähe den Schwarzen aber auch nur ablenken. Er war erstaunlich still seit sie Samaels Körper entdeckt hatten. Deva hätte eher DarkEye die Möglichkeit gegeben mit ihnen zu kommen und Erfahrungen zu sammeln, aber Réan und Helushka waren wohl auch keine schlechte Gesellschaft. Er hoffte nur, dass sie die Fähe zwischen ihrer wiedergewonnenen Bruderschaft nicht komplett außen vor lassen würden.

„Passt auf euch auf. Und auch auf DarkEye.“

brummte er daher den beiden Rüden zu, ohne darauf zu achten, ob Dark vielleicht protestieren würde. Immerhin stellte er damit ja auf eine gewisse Weise ihre Selbstständigkeit in Frage. Obwohl das eigentlich nicht die Absicht des Betawolfes war. Er wollte nur nicht noch einen toten schwarzen Wolf am Boden liegen sehen, wenn sie zurückkamen. Ein letztes Nicken galt den Dreien, bevor er Siyi folgte, in einem gemächlichen, wenngleich raschen Lauf den beiden Fremden entgegen. Es sollte nicht lange dauern, bis zumindestens der erste „Heuler“ die drei auf sich zukommen sehen sollte. Vielleicht würde der zweite Wolf- wohl eine Fähe- sich ja dem ersten Neuankömmling nähern, um weitere Wege zu vermeiden. Deva wäre es jedenfalls lieber, wenn sie schnell feststellen konnten, wen sie vor sich hatten, damit sie schnell zu den anderen zurückkehren konnten. In all dieser Aufregung um die beiden Fremden, entging ihm- und wohl auch Siyi- der dritte Fremde, der sich nicht so offensichtlich preisgegeben hatte.


- Laisréan Kegan - 30.06.2009

Nun, so schnell konnte die traute Andacht vorbei sein. Die zwei Fremden, die sich durch vorbildliches Heulen ankündigten kamen Réan aber so gesehen nicht mal ungelegen. Zum Einen beendeten sie das Herumgestehe und schwerwiegende Worte Schwingen, zum Anderen würden sie diese unvermeidliche Mördersuche verzögern. Also eine richtig gute Sache, sodass dem Weißen nicht mal das Lächeln abhanden kam, obwohl er auf seine großartige Rede keine Antwort bekam. Devaki schenkte ihm aber einen Blick, der Réan vorerst genügte und von Helhel bekam er immerhin ein Wuffen. Zusammen mit den beiden Ablenkern stellte es ihn voll und ganz zufrieden. Als sich Siyi, Devaki und Dannsair dann frohgemut auf den Weg machten, nickte ihnen Réan freundlich hinterher und wandte sich dann an Helhel. Ob der eine Beschäftigung parat hatte? Unternehmungslust konnte einen bei diesem Wetter nun wirklich nicht packen und … ah, DarkEye war ja auch noch da. Mit der Fähe hatte Réan kaum etwas zu tun, was aber sicher auch daran lag, dass er erst so kurz im Rudel verweilte und in dieser Zeit schon eine Menge geschehen war. Normalerweise schätze er es sehr, alle Wölfe aus seiner unmittelbaren Umgebung zu kennen und ein gutes Verhältnis mit ihnen zu haben. Eigentlich wäre dann ja jetzt der ideale Augenblick um ein solches herzustellen. Réan war praktisch schon dabei die Pfoten zu heben und sich zu der Schwarzen zu begeben, als ein wenig überhörbares Knacken aus dem Wald kam. Hm. Die Nase sofort leicht vibrierend, die Pfote in der Bewegung innegehalten saß er da und witterte einen Fremden, der so nah war, dass er ihm praktisch schon auf dem Schoß saß. Und der somit kaum geheult haben konnte. Hm. Sein Blick huschte zu Helhel, mit der Schnauze machte er eine kaum sehbare Bewegung in Richtung des Knackens, dann erhob er sich. Etwas steifbeinig und deutlich angespannt trat er drei Schritte in den Wald hinein und erspähte ziemlich schnell zwei unnett funkelnde, ziemlich gelbe Augen. Was für ein freundlicher junger Herr. Noch sympathischer machte ihn das Blut an Fang und Brustfell, welches sich ziemlich gut als Lebenssaft von einem lieben Artgenossen herausschnuppern ließ. Die Warnlichter blinkten in Réans Kopf auf und piepten dazu ziemlich unerträglich.

“Na dann, sag ich mal willkommen, schwarzer fremder Wolf, der im Wald herumsteht und auf Stöcke tritt.“

Réan konnte sich ganz offensichtlich nicht zwischen seiner angeborenen Höflichkeit und der Unmut über einen solchen Besucher entscheiden. Herauskam also etwas, das man keines Falls als Unfreundlich werten konnte, aber auch nicht unbedingt der Situation angebracht war. Immerhin stand da ein großer, fremder Rüde im Wald, der irgendwie nicht so nett wirkte. Mit Wolfsblut im Fell. Réan fiel wieder ein, wie schön groß und sperrig er war und dass er durchaus den Eindruck von einer großen Kampfratte erwecken konnte. Vielleicht ließ sich der Fremde ja ein wenig einschüchtern. Im Zweifelsfall hätte er ja noch die kleine Kampfratte Helhel zur Pfote. Ah, und DarkEye. Grundsätzlich ging er aber einfach mal nicht davon aus, dass der Schwarze ihnen an die Kehle gehen wollte, sondern … mh … einfach so gerne mal herumschlich.


- Dannsair - 01.07.2009

Wie lange war es nun her, dass Dannsair zusammen mit Devaki den toten Alpha in der Höhle gefunden hatte? Er hatte leicht den Überblick verloren und versuchte nun, sich das Geschehene in Erinnerung zu rufen. Dunkle Stunden hatte ihm der Sturm beschert, zusammengepfercht mit den anderen Wölfen in einer Höhle, die ihn beklemmt und unwohl fühlen machten. Schweigsam hatte der Schwarze in einer Ecke gelegen und gehofft, dass man ihn bald aus diesem Gefängnis entließe, in dem ihn immer wieder die Bilder des dunklen Leichnams einholten. Irgendwann hatte er es nicht mehr ausgehalten und war der Enge entflohen, um allein durch den Sturm zu wandern. Er wagte nicht, sich weit von der Höhle zu entfernen, denn die Furcht vor dem Unbekannten ließ ihn nicht los, doch der Regen brachte ihm endlich wieder einen klaren Kopf und ließ ihm Raum, Gedanken zu denken, die in der Höhle keinen Platz gefunden hatten. Ein Zwiespalt tat sich in dem jungen Rüden auf, der sich auch am kommenden Tag nicht gelegt haben sollte.
Nun jedoch war die Beisetzung des Alphas an der Tagesordnung, auch dieser wohnte Dannsair schweigend und etwas abseits sitzend bei. Eine düstere Miene hatte sich auf das sonst so fröhliche Antlitz gelegt, während er nun in den Himmel starrte und nach seinen Wegen suchte. Es musste ein Bär im Revier sein, anders konnte sich der Schwarze diesen Mord nicht vorstellen. Ein Wolf war es nicht gewesen, das stand für ihn fest, Menschen taten so etwas seiner Erfahrung nach nicht.. Und andere große Raubtiere waren ihm schlicht unbekannt. Selbst in seiner Heimat hatte es keine Bären gegeben, aber seine Eltern, die noch aus dem fernen Russland stammten, hatten ihm und seinen Geschwistern oft Geschichten über die großen Braunen erzählt und sie entweder als sanfte Brüder oder todbringende Feinde beschrieben. Daher nahm der Rüde nun all sein spärliches Wissen und schien dabei trotzdem schon einen Schritt weiter als manch anderer. Nun blieb die Frage, was zu tun war, sein erster Gedanke war Flucht. Warum in diesem Revier bleiben, bei diesen Wölfen, die ihm Unglück zu bringen schienen? War es nur die Angst vor dem Unbekannten, die ihn daran hinderte, seinen eigenen Weg allein zu gehen? Oder sollte er sich eingestehen, dass er Gefallen an dem kleinen Verband von Wölfen gefunden hatte und vor allem die Gesellschaft Devakis nicht missen wollte? Was auch immer es war, er blieb auf der Hut und zu allem bereit, im Ernstfall würde er vielleicht gar von seinen schnellen Läufen Gebrauch machen und diesen kurzen Abschnitt in seinem Leben hinter sich lassen, um danach.. Ja, eigentlich wollte er sich kein Leben in Einsamkeit vorstellen, aber wenn das nun mal ‘Leben’ bedeutete..
Doch nun zuckte er leicht zusammen, als er den Blick Siyis bemerkte , die gerade noch irgendetwas angekündigt hatte.. Richtig, das fremde Heulen, dass auch seine Ohren erfasst hatten, man sollte die Neuankömmlinge begutachten. Dennoch hatte er bei ihrem Blick unwillkürlich ein schlechtes Gewissen bekommen und ein Ohr zurückgelegt, aus Furcht, wieder ungeahnt einen Fehltritt begangen zu haben. Aber nichts dergleichen schien angebracht und als auch Devaki sich auf den Weg machte, erhob sich der Tänzer, streckte die müden Knochen und trottete den beiden nach, wenig euphorisch und nach wie vor leicht abwesend. Ein kurzer Blick ging zurück zum Rudelplatz, wo die übrigen Wölfe zurückblieben, die ihm nichts bedeuteten und dennoch ein familiäres Bild lieferten. Wann auch immer es zu einer Entscheidung kam, sie würde endgültig sein, soviel stand zumindest fest.
Dannsair beschleunigte seine Schritte etwas, um mit Devaki auf gleicher Höhe zu sein und sich ein wenig von seiner Gedankenflut abzulenken..


- Laines - 03.07.2009

Nahezu ausdruckslos beobachtete Láines die Wölfe, das Grinsen hatte sich derweil auch wieder von seinen Lefzen gewischt. Eigentlich herrschte in seinem Kopf Gedankenleere. Er sah ihnen bloß mit brennendem Blick zu, hörte beiläufig, dass sich andere Wölfe anmeldeten. In jedem Rudel ging es gleich zu, was sollte ihn das also stören? Doch dieses Mal war er nicht mehr einer von denen, die sich darum zu kümmern hatten. Keine Reaktion. Der Tiefschwarze war viel zu sehr mit dem Versuch beschäftigt, seinen Verstand wieder ein zu fangen, der scheinbar ausgebrochen war und vor ihm flüchtete, wie ein junges Reh. Ein amüsanter Vergleich und ganz automatisch fiel ihm dabei auch Noesis ein. War sie nicht auch ein armes Reh gewesen? Ein Beutetier? Nur sie war ein ziemlich dummes Tier gewesen, starr vor Schreck, nicht in der Lage zu fliehen. Ihr Blut schmeckte so bittersüß auf seiner Zunge.
Seine Augen hatten sich auf einen weißen Rüden geheftet, der jetzt direkt auf ihn zukam. Er war groß und stämmig, scheinbar schon älter. Auch der andere, braune Rüde ganz in seiner Nähe, war breiterer Natur und älter. Chess Láines fühlte sich nicht etwa bedroht, auch wenn er noch keine Ahnung hatte, was er jetzt als Nächstes tat. In dieser Sekunde war ihm selbst entfallen, dass Blut an seiner Schnauze und in seinem Fell klebte.
“Na dann, sag ich mal willkommen, schwarzer fremder Wolf, der im Wald herumsteht und auf Stöcke tritt.“
Láines verengte leicht die bernsteinfarbenen Augen. Ah, ein ganz Lustiger also. Nun war es an der Zeit, den Verstand schnell wieder ein zu schalten. Achja, Blut. Noesis. Er drehte den Kopf kurz ein wenig hin und her, aber sie war immer noch nicht zu sehen. Natürlich nicht. Er präsentierte sich hier recht verräterisch, dazu brauchte er nicht mal ein Wort sagen. Rausreden. Ging nicht. Fast in Lichtgeschwindigkeit gingen ihm die verschiedensten Überlegungen durch den Kopf, dann presste der Schwarze plötzlich die Ohren an den Hinterkopf. Das Haupt wieder tiefer senkend, fing er an leise vor sich hin zu winseln, der Kopf wog leicht im Takt, während sein Blick scheinbar in diesem Augenblick jede Orientierung verloren hatte und einfach nur noch verwirrt aussah. Ja, das war gut, das war sein Spiel. Nicht zurechnungsfähig, konfus.


- Minami - 06.07.2009

Minami überlegte zuerst etwas weiter um dem Heulen entgegen zu gehen, welches der Wolf vor ihr von sich gab. Doch nun bemerkte sie eine Anwesenheit, die ihr nicht geheuer war. Es war etwas, was sie nur aus Geschichten kannte. Etwas was so grausam war, das es immer wieder Wölfe umbrachte, wenn sie auch nur in seiner Nähe waren.
Seine Pranken sollten so mächtig sein, dass sie einen Baum umstürzen könnten und seine Zähne sollten wie Sägen sein, die durch das Fleisch unzähliger Tiere glitten. Es sollte so groß wie zwei Wölfe sein, die aufrecht stehen und sein Körperumfang soll so mächtig sein, dass er, wenn er wollte, einen Wolf zerdrücken konnte.
Es war ein Bär. Minami kannte sie nur aus den Geschichten von den anderen Wölfen. Sie erzählten, dass man wegrennen musste, wenn man merkte, dass so etwas in seiner Nähe war. Doch musste sie das? Wieso kam er eigentlich zu ihr? Roch sie gut? Oder war es ein anderer, ihr unerklärlicher Grund?
Egal was es war. Sie würde es wohl bald heraus finden. Ihr schlotternden zwar die Knie, aber sie musste warten. Warten bis eine...Und schon war sie da. Die Antwort auf ihre Frage. Nun musste sie warten. Warten. Ja dies musste sie immer. Es schien ein Brauch zu sein von den Anführern, Fremde warten zu lassen. Sie wusste nie warum. Wahrscheinlich aber war es die Angst das die Fremden eine Gefahr währen.

Warten... will ich warten?Oder muss ich? Vielleicht wäre es besser, wenn ich zu ihm gehen würde... einen Weg sparen. Aber mir wurde gesagt zu warten... Also sei ein liebes Wölfchen und bleib hier.

Der Blutgeruch schien sich auch langsam zu verziehen. Irgendwie roch Blut so berauschend. So wohltuend. So genüsslich. Wie der Geruch wenn man einen Hasen erwischt und dann das Blut einatmete. Man konnte spüren wie das Blut an den Lefzen langsam herunter floss. Es war so wie eine leichte Berührung. Ein Streicheln.
So wunderschön, dass es schon nicht gut war. Wie ein Verbrechen, das man immer tun muss. Es war ein Lebenskreislauf. Töten um zu leben. Leben um zu töten. Dies war ihre Bestimmung. Wenn sie dies nicht tun würde, dann würde sie sterben und einem anderen Tier als Beute dienen. Dies durfte nicht geschehen. Dies KONNTE nicht geschehen. Sie musste es nun durchziehen. Sie schaffte es. Sie MUSSTE es schaffen. Nicht nur wegen ihr. Sondern wegen alle denen die ihr geholfen hatten. Ihre Eltern. Ihre Geschwister. Ihre Freunde.
Sie musste leben. Was anderes konnte sie nicht. Sie musste es besser machen als die Anderen. Dies war etwas, was sie versprochen hatte. Alles besser zu machen. Nichts Schlechtes. Allerdings hatte sie schon gegen dies verstoßen. Sie hat einem Clan Unheil gebracht.


- Siyi - 12.07.2009

Fortlaufend, leichtpfotig brachte Siyi die Distanz hinter sich, aus dem Blickfeld der anderen Wölfe und in den Wald hinein. Es kam ihr fast vor, als würde sie flüchten, ... flüchten vor den Geschehnissen von einer Woche, oder war es schon länger her? Ihr Zeitgefühl narrte die Alpha-Fähe.
Ihr Fang war leicht nach vorn gestreckt, ihre Ohren nach hinten gerichtet, aufmerksam auf die Schritte ihrer Begleiter lauschend. Jeder Fehltritt, jede Taktunreinheit würde ihr auffallen, auch wenn sie noch so leise voran liefen.
Siyi hielt inne. Sie war vielleicht ein drittel des Weges gelaufen, bis zu jenem Fremden, der sich als erstes angekündigt hatte. Es waren zwei Wege...
Sie wartete kurz, bis Devaki und Dannsair zu ihr aufgeschlossen hatten, bevor sie ein neues Heulen schickte. Es glich dem Sammelruf für ein Rudel, aber es war eindeutig an die beiden Angekündigten gerichtet.
Ja, sammelt euch.
Die Fähe hatte nicht die Zeit, beide einzeln willkommen zu heißen. Es gab wesentlich dringlichere Angelegenheiten. Außerdem ließ eine innere Unruhe die Fähe nervös bleiben, wachsam sein, vielleicht etwas zu sehr, aber sie hatte sich im Griff.
Das Heulen war kaum verklungen, als Siyi auch schon wieder weiter voran schritt, Pfote um Pfote den fremden Wanderern entgegen. Ob sie ihrem 'Sammelruf' Folge leisten würden? Jedenfalls hatte die Fähe ihre Richtung beibehalten.
Ein erneutes Innhalten, diesmal mit Anderem im Sinn. Die Ohren nun aufmerksam aufgerichtet wandte die Alphafähe sich den beiden schwarzen Begleitern zu.

"Wir müssen auf jeden Fall vorsichtig sein. Vielleicht ist die Ankündigung der beiden nur ein Trick, und sie waren längst in unserem Revier... vielleicht sogar in unserer Höhle. Vielleicht machen sie gemeinsame Sache mit dieser Bestie, die..."

Siyi sprach nicht weiter, stockte mitten im Satz, bevor sie energisch den Kopf schüttelte und schließlich an anderer Stelle weitersprach.

"...Es könnten auch einfach nur Wanderer sein auf der Durchreise..."

Es war deutlich, dass siyi gesundes Misstrauen und Vorsicht forderte. Jeder Fremde Wolf stellte auf seine Art stets eine Bedrohung dar, wenn man ihm allein begegnete, aber die meisten lebten immernoch nach den Wolfsgesetzen.
Siyi sah einen Moment Devaki an, dann Dannsair, als wolle sie sich beim Anblick der beiden Mut holen. Vielleicht war es auch einfach nur die Erinnerung... Samael war ebenso wie ihre beiden Begleiter schwarz gewesen.
Es schien der Fähe dennoch nicht sehr schwer zu fallen, sich wieder der zuvor eingeschlagenen Richtung zuzuwenden und weiter zu laufen. Nicht mehr weit, dann müssten sie den ersten Heuler in ihrer Nähe ausmachen können.


- DarkEye - 13.07.2009

DarkEye saß brav in der Nähe der Gebrüder und dachte nach. Doch in dieser schweren Luft fiel ihr das eher schwer. Sie schaute nachdenklich drein. Ein wenig fühlte sie sich überflüssig bei Helushka und Réan.
Wieder einmal sollte sie lieber warten. Warten. Das konnte DarkEye. Hatte sie schon lang geübt. Da knurrte ihr Magen. Ob es eine Antwort auf ihre Gedanken war oder auch einfach nur, weil sie wieder Hunger hatte, war ihr nicht klar.

Sie hechelte aufgrund der Wärme die ihr um die Ohren schwirrte. Wärme war für die Schwarze Quälerei. Lieber mochte sie es, im Schnee zu tollen. Nach Schneeflocken zu schnappen und die Schnauze ins Weiße zu stecken. Wie ein kleiner Wolf. Wieder Welpe sein. Nochmal neu anfangen ohne Unglücke in der Familie. Und wieder war sie beim Thema "Familienglück". Vieleicht war die Fähe auch einfach nur neidisch. Eine besonders lange "Kindheit" hatte sie auch nicht. Und Übung in der Jagd und Gesamt könnte sie auch gebrauchen.. Die Schwarze schüttelte steif ihren Kopf. Solche Todesfälle regten sie immer zum Denken an. Ablenkung war jetzt nötig.

Wieder zwei neue Mitglieder oder auch Wanderer warteten an der Grenze. Oder war es vielleicht auch der 'Mörder' der nun in dem Revier schlich, um sich ein neues Opfer zu schnappen. Vielleicht lauerte er ja schon hinterm nächsten Busch.
Von Bären hatte Darki zuvor nie etwas gehört. Seltsam aber wahr. Bis jetzt hatte sie das Vergnügen von solchen Biestern verschont zu bleiben.

Schneppisch schnippte Darki reflexartig mit ihrem Ohr. Das brachte sie aus ihren Gedanken. Hatte sie da ein Knacken vernommen? Sie konnte beobachten, wie Réan ein paar Schritte in den Wald setzte. Was war da nun los? DarkEye erhob sich mühelos und schüttelte ihr Fellmantel kurz. Dann tapste sie vorsichtig aber sicher über das weiche Moos. Darki stuppste Helushka von hinten an und schaute ihn fragend an.
Réan vor dem Grauen hieß jemanden willkomen. Willkommen heißen? Wieder ein Neuer? Neugierig schlich die Schwarze sich an Hel vorbei und entdeckte da vor Réan einen Schwarzen Wolf. Seine bernsteinfarbenen Augen stachen ihr ins Auge. Er war groß und stämmig. DarkEye schauderte es und sie spannte ihre Muskeln an. Denn Blut schmückte den schwarzen Fremden. Wolfsblut. Das konnte Dark noch rausriechen. Aber eine Flucht schien nicht nötig zu sein. Noch nicht?.. Obwohl es doch auch der Mörder sein könnte.
Nach Réan Satz wagte die Schwarze es auch etwas zu sagen. Und das nicht nur aus Neugierde.. Diese Frage schien sich hier doch sicher nicht nur DarkEye zu fragen?!:

"Und wer ist der Seine?"

fragte sie und drehte die Ohren aufmerksam zu den Schwarzen. Fast hörte es sich bissig an. Doch die letzen Wörter konnte sie noch ins freundlicherer umbiegen. Sie wollte hier niemanden unnötigt provozieren...


- Devaki - 14.07.2009

Schweigend hatten sie ihren Weg zu den beiden Fremden fortgesetzt. Devaki war durchaus kein Freund von unnützem Geplapper, aber diese Stille war selbst für den ruhigen Wolf kaum zu ertragen. Selbst Dannsair, sonst so fröhlich und unbeschwert, brachte keinen Laut über die Lefzen. Die Entdeckung Samaels schien ihn wirklich mitgenommen zu haben. Immer wieder warf Deva dem schwarzen Rüden einen kurzen, musternden Seitenblick zu, aber grossartige Erkenntnisse konnte er daraus nicht ziehen. Er würde wohl nicht drum herum kommen selbst ein paar Worte an Dann zu richten und das vielleicht lösende Gespräch anzufangen. Plötzlich stoppte Siyi vor ihnen. Vor lauter Gedanken um den jungen- nunja, genau genommen war der Hüpfer ja gar nicht jünger, aber er kam Devaki oft so vor- Freund, hatte er kaum auf den Weg geachtet. Aber die Witterungen in der Luft ließen keinen Zweifel zu. Er nickte auf ihre Worte hin, öffnete aber den Fang um etwas zu erwidern.

„Sicher, vorsichtig müssen wir sein. Aber wir dürfen ihnen keine böswilligen Absichten unterstellen, sondern sollten uns erst anhören, was sie zu sagen haben.“

gab er zu bedenken, aber die Alphafähe hatte sich schon wieder abgewandt, sodass er nicht wissen konnte, ob sie seine Worte überhaupt gehört hatte. Deva schüttelte den Kopf und blickte zu Dann.

„Na komm, folgen wir ihr.“

seufzte er und setzte Pfoten und Läufe wieder in Bewegung. Nachdenklich blickte er auf Siyis Rute, die während des Laufes leicht pendelte. Wenn ihre Wut und ihre Trauer bloß nicht ihren Verstand trübten. Sie musste sich davor vorsehen, sonst wäre sie wohl nicht besser, als das unbekannte Monstrum. Kurz ließ der Schwarze die Zunge über den Fang gleiten. Die Ohren schnippten nach vorn, während er sich einfach weiterbewegt. Wieder fiel sein Blick auf Dannsair.

„Geht es dir gut, Dann? Du bist recht still gewesen in den letzten Tagen. Ist alles okay?“


- Helushka - 17.07.2009

Nein, so richtig wohl fühlte sich Helushka nicht in seinem Fell. Dafür aber umso erleichterter, als sich ausgerechnet der Tross mit Devaki, Siyi und Dannsair davonmachte um die beiden Heuler zu begrüßen. Gerne hätte er noch lobende Worte an den Bruder verwandt, doch kam wie gehabt immer etwas dazwischen. Schien so eine Art Schicksal zu sein – da musste man sich ja schon freuen, dass man den ein oder anderen Wuffer hatte austauschen können.
Helushka reckte sich kurzerpfote und sah ein wenig sinnlos in der Gegend herum, bis ihm zuerst Rean's Reaktion auffiel und erst dann, dass er ja ein knacken gehört hatte. Pardon..gehört haben musste, denn so richtig was davon mitbekommen hatte der Bunte nicht. Schande über ihn, der doch eigentlich immer ein Ausbund an Aufmerksamkeit gewesen war. Aber manch einer ließ eben mit den Jahren ein wenig nach, was aber nur der natürliche Lauf der Dinge war und nichts weiter.

Zusätzlich zu Reans Worten, dem schweigenden Fremden und dessen nahezu penetrantem Blutgeruch kam die Tatsache, dass sich darkEye erdreistete, ihn anzustupsen. An sich kein Fall für die Justiz, doch Helushka war ohnehin angespannt und die gestupste Stelle war auch nicht ohne – also ein kurzer Schnapper gen DarkEye, die aber nicht nur gedanklich sondern auch visuell schon einen Schritt weiter war. Mindestens. Irgendwie schon frustrierend – erst liefen einem die jüngeren Rüden ein wenig den Rang ab, dann kamen sogar noch Fähen hinzu. Für eine reine Rüdenseele wie die Hel's einfach...grausam, genau. Aber so kam er ja nicht weiter.

Der neue, dunkel genug um sich in das Schwarze einerlei einzureihen, wurde zuinächst aus der Entfernung betrachtet, ehe sich auch der Bunte mal einige Schritte näherschob. Hatte DarkEye zuvor mit dem Lauscher gezuckt, so war nun Helushka an der Reihe, es ihr gleichzutun. Nun diente also nicht mehr Rean als stiller Vorlagengeber sondern die Fähe, der er – typisch HelHel – bisher nicht sonderlich viel hatte abgewinnen können.
Gen Chess folgte zunächst ein Wuffen, bis Helushka schließlich zu Rean aufschloss, jenem eine seltsame Bezeichnung gegeben hatte.

„Sei gegrüßt, Wolf. Grüßen ist übrigens so eine Sache – wir sehen es gerade weniger gern, dies zu unterlassen. Aber willkommen.“

Helushka's Begrüßung samt über dem Scheitelpunkt gehobener Rute sprach Bände und war als Kurz und knackig zu bezeichnen. Kurz war Hel nicht, knackig auch nicht, da musste es eben die Begrüßung sein. Gen Rean blinzelnd kam ihm ein Einfall, der auch gleich keck in die Tat umgesetzt wurde.

„Das da neben mir ist übrigens Der Helle mit dem dunklen Einschlag, die Wölfin ist die Immerdunkle. Mich selbst nennt man Piefke. Oder auch Helushka.“

Gespannt wurde Chess nun angeblickt, dabei immer wieder zu Rean und DarkEye geschielt. Hoffentlich nahm ihm niemand sein kleines Scherzchen übel – auch wenn er auf jedwede Attacken vorbereitet war. Was er damit verdeutlichen wollte, lag ja auch auf der Pfote – nicht jeder sprach für den Moment so geschwollen wie der Bruder – wobei helushka ja genau diese Sprachweise so mochte. Vielleicht hatte er sich ja auch deshalb ein wenig auf den unkonventionellen Stil seines Halbbruders eingelassen.

Irritierend wirkte da allerdings eher das Gebahren seitens Chess', der von der einen auf die andere Sekunde irgendwie in den Welpenmodus switchte.