Night-Wolves
10| Auf der Spur eines Mörders - Druckversion

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- Arkas - 03.03.2010

Manch einer hätte diese Gegend gelangweilt als monoton bezeichnet. Alles folgte einer mehr oder minder festen Abfolge. Blätter, Sträucher und Gräser, Wurzeln, Steine und Staub, das Spiel von Licht und Schatten auf dem Waldboden und gelegentlich das ein oder andere Insekt. Zeit spielte auf dieser Reise schon lange keine Rolle mehr. Schon vor einer ganzen Weile hatte der Rüde aufgehört die Tage zu zählen. Der einzige Hinweis darauf, dass die Zeit überhaupt noch existierte, war der stete Wechsel von Tag und Nacht, das Wandern der Sonne und der Sterne. Durch die Regelmäßigkeit der Vorwärtsbewegung wurden die Pfoten des Wanderers langsamer Müde, die Tagesstrecken wurden mit jeder Erddrehung ein kleines Stück weiter und Arkas glaubte, wenn dieser Trend anhalten würde, kämen sie irgendwann wieder genau dort an, wo sie ihre Reise begonnen hatten. Wie schon gesagt, manch ein Wolf würde diese Monotonie beklagen, sich etwas Ablenkung, Unterhaltung oder irgend eine Unterbrechung erhoffen, aber der Rüde war ganz zufrieden mit ihrer bisher relativ ereignislosen und unkomplizierten Marschroute. Kein Vorkommnis bedeutete automatisch auch kein Negativ-Vorkommnis und kleine Zwischenfälle, wie zuletzt seine missglückte Jagd, gerieten schnell in Vergessenheit.

Die Geschwister wechselten sich ab mit der Richtungswahl und ihm war nicht entgangen, dass Miu stets den Weg einschlug, der die größere Herausforderung und Abwechslung bot, seien es steile Hänge oder dicht bewachsene Strauch- und Flechtenareale gewesen, während er sich möglichst nach dem einfachsten Pfad umsah. Das hatte nichts mit Furcht oder Faulheit zu tun, es ging einfach um die Frage warum sich jemand unnötig in Gefahr bringen und Mühe machen sollte, wenn eine Alternative bestand? Dieser Unterschied zeigte aber mal wieder, wie verschieden seine Schwester und er waren.

Es war zurzeit wieder an ihm, den Weg vorzugeben und hätte er gewusst, was als nächstes geschah, hätte er vielleicht die andere Richtung gewählt, aber dafür war es nun zu spät. Seine Nase verriet ihm, dass ein neuer Zwischenfall bevorstand. Er witterte Wölfe. Und er konnte sich bei der Windrichtung, wobei Wind maßlos übertrieben war und man es eher hätte als „Brisenrichtung“ bezeichnen müssen, sicher sein, dass es nur Augenblicke dauern konnte, bis seine Schwester auch auf diesen Geruch aufmerksam wurde, wenn sie es nicht bereits war. Innerlich zog sich sein Magen etwas zusammen und einer seiner vielfach verwendeten Seufzer wurde kurz vor seinem entrinnen noch einmal herunter geschluckt. Jetzt war es zu spät. Sie waren in ein fremdes Revier eingedrungen, oder steuerten zumindest direkt darauf zu. Arkas wusste, dass Miu sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen würde. Er sah zu ihr zurück und was er in ihren Augen registrierte, bestätigte seine Befürchtung. Einer dieser strahlenden Miu-Blicke, der jeden Protest und jede Diskussion im Vornherein im Keim erstickte und überflüssig machte. Seine Miene verfinsterte sich im gleichen Maß wie sich ihre aufhellte.

"Erzähl nicht mehr als Nötig und wenn irgendetwas auch nur im Geringsten nicht ganz koscher ist, verschwinden wir sofort wieder!"

Der missgelaunte, ungehaltene Unterton seiner Stimme verdeutlichte Zweierlei. Erstens, dass er die Augen nach jeder Ungereimtheit offen halten würde die sich bot um einen Grund zu finden, nicht bleiben zu müssen und zweitens, dass sie vorsichtig zu sein hatte. Es gab schon immer Wölfe, die zu schnell vertrauten, offen waren, herzlich, letztendlich jedoch ausgenutzt wurden und Schaden davontrugen. Sein Vater hatte ihm im Verlauf seiner Ausbildung mehrere dieser Geschichten erzählt um ihn zu verdeutlichen wie wichtig es sei, seinen Gegenüber zunächst mit Bedacht einzuschätzen und mit Vorsicht zu begegnen. Er war sich nicht sicher, ob Miu zu dieser Sorte Wolf gehörte, schätzte sie aber auf Grund seiner Erfahrungen so ein und nahm sich vor, als Ausgleich dafür doppelt so aufmerksam zu sein.

So schritten sie langsam weiter und erreichten nicht viel später die zuvor gewitterte Gruppe. Es war Sinnlos zu versuchen sich zu verstecken, viele Möglichkeiten gab es nicht und selbst wenn er eine gefunden hätte, davon ging er aus, hätte seine Schwester nicht mitgespielt. Im Sichtfeld der drei Wölfe blieb Arkas letztendlich reglos stehen, die Rute leicht pendelnd, die Ohren gespitzt und versuchend, weder Bedrohlich zu wirken, noch groß bemüht darum, in irgend einer Art unterwürfig oder respektvoll zu erscheinen. Worte waren nicht nötig, er war sich ziemlich sicher, dass Miu das übernehmen würde. Stattdessen musterte er die Fremden reglos und eingehend.


- Helushka - 04.03.2010

Innerlich drohte Helushka gerade damit, sich totzulachen – natürlich wolfsuntypisch und eigentlich nicht möglich, aber anders waren die Empfindungen die der Rüde gerade durchlebte kaum zu bezeichnen. Die Situation gab das aber zugegebenermaßen auch her. Arlyn schien wirklich angetan von dem Auftauchen des Dunklen und wenn Helushka sich selbst gegenüber aufrichtig war, musste er sich eingestehen, dass es ihm da nicht unbedingt anders ging. Kurz entfernte er sich einige Schritte, betrachtete die zwei jüngeren wieder und beschlabberte sich die Nase, die von den aufkommenden Gerüchen mindestens ebenso angetan schien, wie es der Geist schon seit einiger Zeit war, ganz offensichtlich.

Dass Dannsair nicht hatte stören wollen, war sogar glaubhaft vorgetragen – zumindest erschien es Helushka gleich auf Anhieb so. Nahm man sich das Dann'sche Verhalten zu Herzen, konnte er sich in diesem Moment gar nicht anders fühlen, als er es tat. Helushka fing den folgenden Blick auf und beantwortete jenen mit einem knappen Nicken, während die Hel'schen Gedanken nun erst einmal abschweiften, sich sammelten und wie in einen Topf geworfen und umgerührt durcheinander wirbelten. Irgendwie gab es im Tänzer einen Hauch jungen Helushka zu sehen, wenn man genau hinsah. Auch der Bunte war früher halbwegs flippig, flink und zu Schabernack aufgelegt. Eigentlich schade, dass diese schöne, unbeschwerte Zeit vorbei schien, aber Helushka trauerte ihr nicht wirklich hinterher, sondern hatte sich zeitlebens um den Blick nach vorn bemüht.

Doch vorbei war diese Zeit, auf in die Wirklichkeit und die hielt nunmal für den alten Rüden bereit, sich mit zwei Individuen auseinanderzusetzen, die zusammengerechnet gefühlte nullkommafünf mal so jung waren wie er selbst. Wenn sich der Rüde also je hatte alt fühlen wollen, bekam er hier die perfekte Vorlage serviert.

„Kein Problem, Flum-Sair.“

gab der Graue gönnerhaft von sich, drehte eine Hoppelrunde um Arlyn und wirkte mit einem Male um....drei Monate verjüngt. Mindestens! Hier ein bruffen, da ein schnupperndes necken, dann die Runde um Dannsair, dem er dann aber auch den Vortritt ließ. Neckend blieb der Blick, nein..schelmisch eher, als er von Dannsair zu Arlyn sah, kurz den rechten Lauscher zucken ließ und keck fragte:

„...soll ich euch besser allein lassen?“

Ja, wahrlich keck. Und er sah nicht etwa entschuldigend drein, sondern so, als wüsste er genau was da als Antwort kam – auch wenn dem vermutlich gar nicht so war. Aber nun hieß es wie so oft: Abwarten und Lauscher zucken, wenn schon kein Tee zur Pfote war, den man hätte trinken können....


- Siyi - 09.03.2010

Siyi wollte in einen leichten Wolfstrab verfallen, um den toten Körper schnellstmöglich hinter sich zu lassen, aber der immer noch gegenwärtige Geruch schien sie zu lähmen. So trottete sie eher lustlos dahin, mit jedem Pfotenschlag weiter weg von diesem grausigen Anblick. Sie war in Gedanken versunken, finstere Gedanken, Überlegungen der Rache… Keime des Hasses. Sie spürte nicht, wie sie das innerlich zerfraß. Endlich schnaufte sie heftig die Luft durch die Nase. Sie wollte endlich dieses Greuel von Witterung los werden und siehe da, es verschwand, zumindest zum großen Teil. Aufgemuntert durch diese Tatsache, hob sie den Kopf, musterte endlich wieder aufmerksamer ihre Umgebung, das eigentlich schöne Revier… sattes Grün im Sommerlicht.
Aber noch etwas anderes trat der Alpha-Fähe in den Blickwinkel: Ein Wolf… nein zwei Wölfe? Sie streckte den Fang ganz leicht in ihre Richtung, versuchte ihre Witterung aufzunehmen, aber der leichte Lufthauch stand nicht günstig. Sie bekam keinen Wolfsduft in die Nase. Umso mehr würden die beiden dort drüben wohl die Witterung der kleinen Gruppe aufnehmen können. Vielleicht waren es nur Wanderer, Durchreisende die nicht lange verweilen würden. Sie dachte an die anderen Neuankömmlinge. Bis auf Minami und nun Laines hatte sie sich kaum einen Eindruck von ihnen machen können. Siyi wusste nicht, ob es die neuen hier halten würde, wenn sie herausfanden, welche Gefahr derzeit hier zu lauern schien, wenn sie es nicht sogar schon ‚gerochen‘ hatten.
Wie der eine Wolf dort stand, gab er ein harmloses Bild ab, schien keinerlei Aggression zu zeigen… was es auch erschwerte, ihn einzuschätzen. Ein wenig neugierig streckte Siyi erneut den Fang nach vorn um zu wittern. Erneut nichts. Der Wind stand einfach zu ungünstig. Es waren kaum Sekunden, da erschien wohl auch ein zweiter Wolf neben dem ersten. Er schien ganz anders, aufgeregter wohl.
Beide gaben ein interessantes Bild zusammen ab. Siyi war nun weniger misstrauisch, wenn auch dies nicht gänzlich verschwunden war. Aber immerhin war es sicherer, dass ein Bär hier sein Unwesen trieb und nicht etwa ein anderer Wolf wahllos mordete. Auch wenn sie Laines noch etwas skeptischer gegenüber stand, so war es dennoch kein Misstrauen mehr.
Nach einem kurzen Blick auf Laines und Rean, schritt Siyi vor, erhobenes Haupt und ebenso erhobene Rute, die aber einen Hauch hin und her pendelte. Fast schon federnd trabte sie direkt auf die beiden Wölfe zu. Ein leises Wuffen schickte sie voraus, bevor sie begrüßende Worte sprach.

„Ich grüße euch und heiße euch willkommen im Revier der Night-Wolves… Ich nehme an, ihr habt die Anmeldung versäumt?“

Sie blieb freundlich, aber dennoch konnte sie sich einer gewissen Autorität nicht entbehren.

„Nun, ich bin Siyi, Alpha-Fähe im Rudel. Wünscht ihr nur durchzureisen, oder wollt ihr hier Jagen oder vielleicht auch bleiben?“

Immer noch freundlich, aber weiterhin bestimmt und selbstsicher. Eine Jagd und Rastzeit würde sie den beiden ohne Weiteres gewähren. Es war Sommer und der Beutetisch war reich gedeckt. Was den Bären, die bestehende Gefahr anbelangte, da erwähnte sie nichts. Nicht jedem Fremdling musste sie die Probleme des Rudels gleich vor Augen halten.
Und wenn sie nun bleiben wollten…. Willkommene Verstärkung, huschte es der Fähe zunächst durch den Kopf, aber sie ließ sich nichts anmerken, weder von der Trauer über den Tod des Alpha-Rüden, noch von der Gefahr, die hier lauerte oder von dem unangenehmen Anblick, den sie nicht hatte vermeiden wollen.


- Devaki - 19.09.2010

Spielleitung
Die Neulinge, die Siyi, Réan und Láines auf ihrem Rückweg zum Rudelplatz aufgelesen hatten, stellten sich als Miu und Arkas, ein Geschwisterpaar, vor. Nach einem kurzen Gespräch, das sich eher zwischen Siyi und den Geschwistern abspielte, einigten sich die Wölfe darauf, dass die beiden vorerst im Revier bleiben würden. Hauptsächlich wohl, weil Miu es wollte – und ihr Bruder sich fügte. Siyi indes störte der Zuwachs nicht, das Rudel war in den letzten Monaten wesentlich geschwächt worden und die jungen Wölfe würden der Gemeinschaft gut tun. Während dieses Abkommen geschlossen wurde, waren Láines und Réan in ihr eigenes Gespräch verwickelt. Die beiden alten Bekannten hatten noch einige Erinnerungen auszutauschen, auch wenn Réan sich immernoch nicht im klaren darüber schien, wie weit sein alter Schützling immernoch der gleiche war.

Dass mit der Fähe Arlyn noch eine Bekannte von Láines das Revier betreten hatte, wusste zu dieser Zeit noch keiner der fünf Wölfe. Erst später sollte sich herausstellen, dass Arlyn keine Unbekannte war. Vielleicht war es Láines Auftauchen, vielleicht auch einfach die Tatsache, dass sie mit Dannsair und den anderen ein neues Rudel gefunden, das sie zum Bleiben bewegte. Auch sie würde später Siyis Erlaubnis zum Aufenthalt erhalten. Zunächst aber erreichte Arlyn mit Dannsair und Helushka gemeinsam die wartenden Wölfe auf dem Rudelplatz. Die Begrüßung und die Fragen an die Fähe fielen dennoch nicht so üppig aus, wie vor allem die älteren Rudelmitglieder es sich gewünscht hätten. Kaum hatten die Wölfe sich gegenseitig bekannt gemacht, Witterung aufgenommen und erste Höflichkeiten ausgetauscht, drehte der Wind. Ein unangenehmer Geruch erfüllte die Luft. Es roch nach Bär, unangenehm und gefährlich. Diejenigen, die Samael in der Höhle hatten liegen sehen erinnerten sich an dessen Anblick und die Spuren, die sie zuletzt noch verfolgt hatten und drängten die anderen mit sich zur Flucht. Der Sammelplatz war zu offen, sie wären leichte Beute gewesen. Devaki, Helushka und DarkEye drängten die jüngeren und neuen Wölfe zur Flucht in den Wald, auch der sonst so lebendige Dannsair ließ sich nicht lange bitten. Zu nah waren die Erinnerungen.

Was die Wölfe, die sich in Sicherheit gebracht hatten, nicht wussten: Nicht der Bär war die Gefahr, der sie entgangen waren. Dieser war nun selbst das Opfer. Eine Gruppe Menschen hatte sich von der südlichöstlichen Reviergrenze mit einem Fahrzeug genähert. Razíel wusste kaum, wie ihm geschah, da hatten die Zweibeiner schon ihre Betäubungsgeschosse auf den Braunpelz abgefeuert. Bewusstlos sackte der Bär auf den Boden, wurde von den Forschern auf den kleinen Lastwagen gehievt und davon gefahren. Hätten die Wölfe die Spuren der Menschen entdeckt, wäre dies sicher ein alarmierendes Zeichen gewesen. Vielleicht hätte Siyi sogar zum Verlassen der Länder gedrängt, hätte der Himmel sich nicht wenige Stunden später verdunkelt und einen starken Regenguss auf die Erde herabgeschickt. Sowohl die Witterung des Braunen als auch die der Zweibeiner wurden hinfortgespült, sodass das Rudel in dem Glauben blieb, der Bär hätte die Suche nach ihnen aufgegeben und das Revier verlassen.