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10| Auf der Spur eines Mörders - Druckversion

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10| Auf der Spur eines Mörders - Devaki - 26.05.2009

Die Zeit heilt alle Wunden. Doch zwei Wochen waren keineswegs eine ausreichende Zeit um die Geschehnisse der letzten Zeit vergessen zu machen. Wenn man es realistisch betrachtete, machte das Rudel eine starke Veränderung durch. Denn wer blieb von den alten Rudelwölfen? Samael war tot, Amalia verschwunden und auch Vanity Fair, Celine und FinFish hatten sich wieder ihrer eigenen Wege zugewandt. Doch dem Neuaufbau ruhigen Gewissens stand noch etwas im Wege. Der Rachegedanke. Siyi war wohl die, bei der sich der Wille Samaels Schlächter zu finden am stärksten eingeprägt hatte, wenngleich alle auf eine gewisse Weise beunruhigt schienen von dem unbekannten Etwas, das sich in ihrem Revier herumtrieb und Alphawölfen den Tod brachte.
Aber die Natur fügt sich selten dem, was irdische Bewohner wünschen und wollen. Die Wolkendecke war dichter geworden und zugleich dunkler. Tiefschwarz hatte sie oben vom Himmel herabgestarrt und selbst der, der es nicht gut vermochte die Anzeichen der Natur zu lesen, wusste, dass das kein gutes Zeichen war. Das Unwetter ließ auch nicht lange auf sich warten. Heftige Regengüsse, tosender Wind gepaart mit Blitz und Donner gingen auf das Land nieder und machten jegliche Ansätze einer Möderjagd unmöglich. Das Rudel war gezwungen die meiste Zeit in ihrem Unterschlupf zu verbringen. Als sich Regen und Wind legten und die Sonne sich wieder ihren Weg durch die traurige Dunkelheit gesucht hatte, schienen sich Wiesen und Waldböden in einzige große Schlammlöcher verwandelt zu haben. Mit Bedauern mussten die Night-Wolves feststellen, dass die Suche nach den Spuren, die der Mörder vielleicht hinterlassen hatte, nun aussichtslos sein würde. Der Regen hatte sie davongespült,ebenso wie die geheimnisvollen Spuren, die Helushka am Fluss entdeckt hatte. Doch so schnell würde vor allem die Alphafähe nicht aufgeben.
Siyi glaubte nicht, dass die Bestie das Revier schon verlassen hatte und ihr Wille das Untier zu fassen, war ungebrochen. Während die Braune aber im Stillen ihre Rachepläne schmiedete, herrschte immernoch Trauer, auch wenn diese sich bei denen, die Samael nicht oder kaum gekannt hatten, wohl in Grenzen hielt. Viel spannender schien da die Frage zu sein- vor allem unter den Rüden- wer den freigewordenen Posten des Alpharüden übernehmen würde.
Nachdem die Beisetzung des Schwarzen durch das Unwetter versagt geblieben war, holte man dies nun nach. Noch wussten die Anwesenden der kleinen Trauerzeremonie jedoch nicht, dass sie bald noch mehr ungewöhnliche Gäste heimsuchen würden.

Ort: Rudelplatz | Trauerzeremonie für Samael
Jahreszeit: Anfang August
Tageszeit: vormittag
Wetter: langsam abziehendes Gewitter, trotzdem warm
Temperatur: 23- 27°C



- Siyi - 26.05.2009

Die letzten zwei Wochen war immer mal wieder eine kurze Unruhe zu spüren, wenn die alphafähe sich erhob und kurzzeitig in der Höhle hin und her streunte. Sie wartete, wartete darauf, dass sich der prasselnde Regen und die pechschwarze schlechtwetterfront endlich wieder verzog. Wenn es weniger schlechtes wetter zugelassen hatte, saß Siyi häufig draußen, auf einem erhöhten Punkt in der Nähe der Rudelhöhle und überschaute einen kleinen Teil des Reviers, das sie von dort aus sehen konnte. Viel war von ihr nicht zu hören. Die meiste Zeit über hatte sich die Fähe in Schweigen gehüllt und auch sonst kaum ihre eigenen Gefühle oder Gedanken preis gegeben.
Auch jetzt stand sie eher schweigsam vor dem versammelten Wölfen und sah jeden einzelnen nacheinander an, dann erst erhob sie das Wort, den Blick dabei auf die lose Erde vor ihren Pfoten gerichtet. Der Erde, unter welcher Samael nun begraben war. Sie wollte den Anblick nicht länger ertragen müssen.

"Schließlich stehen wir alle hier, um dem Wolf lebewohl zu sagen, der einige von euch eine Zeit lang angeleitet hat, der den Weg dieses Rudels eine Zeit lang gelenkt hat, nachdem der Urgründer Wolfstatz dem Pfad der Sterne folgen musste. Und dorthin ist Samael ihm nun gefolgt..."

Siyi ließ eine Pause, lauschte auf die kurze Stille und einige entfernte Umgebungsgeräusche. Ihre Ohren spielten leicht, während sie nach den richtigen Worten suchte, um weiterzusprechen. Ein ungemütlicher Windhauch zauste durch ihren Pelz, als die Fähe erneut das Wort erhob.

"...gefolgt zu den großen Urvätern unserer Welt, zu früh... viel zu früh und nicht durch den Willen der Sterne.

Erneut stockte Siyi. Sie konnte es nicht, sie konnte keine Trauerrede halten, solange sie diesen Zorn in sich spürte, der schon beinahe die Trauer verschluckt hatte. Schon die zwei Wochen waren viel zu lang gewesen und hatte die Geduld der Fähe strapaziert.
Am liebsten würde sie gleih nach dieser Zeremonie los ziehen und den Mörder Samaels seiner gerechten Strafe zuführen...
Aber das ging nicht. Siyi hatte ein Rudel anzuleiten, nun mehr denn je, da der Alpha-Wolf verstorben war. und nicht zuletzt musste der Alpha-Posten neu belegt werden und das würde auch ohne die Rachegedanken der Fähe genug Aufruhr unter die Wölfe bringen.

"Ein letztes Stilles Wort gebe ich meinem Gefährten noch mit auf den Weg..."

Sie senkte den Kopf und schloss die Augen. Wer von den anderen Wölfen ebenfalls ein paar worte sagen wollte, ob in stummen Gedenken oder laut ausgesprochen, dem würde es nun frei stehen.


- Devaki - 29.05.2009

Schweigen. Das schien die heimliche Übereinkunft aller Rüden und Fähen des Rudel für die vergangenen zwei Wochen gewesen zu sein. Siyi war mit gutem Beispiel voran gegangen und war noch viel stiller geworden. Der Schwarze seufzte leise und schüttelte den Kopf, während er Siyi mit halbem Ohr lauschte. Er wusste, dass nichts was die braune Fähe jetzt sagte das ausdrücken konnte was sie fühlte. Konnte er überhaupt wissen, was sie fühlte? Nein, das konnte er nicht. Tatsächlich konnte Deva es nur erahnen, aber schon das allein genügte um sich klar darüber zu sein, dass Siyi erst Ruhe finden würde, wenn Samael gerächt war. Er an ihrer Stelle würde den Mörder seiner Gefährtin wohl kaum ungeschoren ziehen lassen wollen.
Ein kurzer Stich durchfuhr Devaki, als Siyi den Namen „Wolfstatz“ nannte und er zuckte zusammen, wenn auch kaum merklich. Er hatte beinahe schon wieder verdrängt, dass Siyi seinen Vater ja gekannt hatte. Wohl besser, als es Devaki jemals selbst getan hatte. Ein zynisches Lächeln umspielte seine Lefzen. Eigentlich war es lächerlich, dass des großen Tatzes eigener Sohn so wenig über den ach so berühmten und berüchtigten Vater wusste, so wenig Zeit mit ihm verbracht hatte, ihn so selten bei sich gehabt hatte. Das war ein Privileg, das andere für sich verbuchen konnten.
Doch was sollte nun eigentlich geschehen? Der alte Alpha war tot und Siyi würde das Rudel wohl kaum allein weiter führen, wenn man den halbwegs zusammengewürfelten Haufen überhaupt als Rudel bezeichnen konnte. Und was war mit ihm, Devaki? Würde er in die Fußstapfen seines Vaters treten? Wollte er das überhaupt? Im Grunde genommen war der Schwarze von den körperlichen und geistigen Fähigkeiten durchaus ein in Frage kommender Kandidat für diese Position. Aber da waren noch andere und Deva bezweifelte nicht, dass auch Réan, Helushka oder gar Dannsair Anspruch auf den „Thron“ erheben würden. Es war kein Geheimnis, das es in absehbarer Zeit wohl mehr als kleine Rangeleien zwischen ihnen geben würde.
Als Siyi geendet hatte, blickte der Rüde auf. Schweigen, wie schon seit zwei Wochen. Sogar Dann saß still am Rande des kleinen Kreises und schien immernoch benommen von den Ereignissen der Vergangenheit. Wer konnte es ihm verübeln? Da niemand etwas sagen wollte, nickte Deva Siyi kurz zu, ehe er einen Schritt vortrat. Aufmerksam blickte er auf Samaels Ruhestätte, ehe er den Fang öffnete und mit fester Stimme zu sprechen begann.

„Auch wenn wir ihn nicht alle so gut kannten wie Siyi, so bin ich doch sicher, dass Samael unser aller Trauer und Respekt mehr als verdient hat. Wir alle müssen dem Tod in sein Reich folgen und einen weiteren Abschnitt unseres Daseins meistern. Doch so früh sollte niemand diese Welt verlassen müssen.“

Er hielt kurz inne und hob den Kopf, um die Wölfe direkt anzusehen.

„Dieses... Ereignis muss uns jedoch eine Sache wieder ins Gedächtnis rufen. Wir sind ein Rudel. Wäre Samael nicht allein in der Höhle gewesen, sondern hätte Beistand gehabt, ich bin sicher er wäre noch am Leben. Doch alles hätte, wäre, könnte.. es ist geschehen. Wir aber sollten unsere Lehren daraus ziehen. So uneins wir jetzt sein mögen, als Gemeinschaft können wir stark sein und uns gegen den Feind- wie immer er aussehen oder was er überhaupt sein mag- verteidigen. Schwierige Zeiten stehen uns bevor, der Winter rückt unweigerlich näher, auch wenn er uns noch entfernt erscheint. Wir können nur bestehen, wenn wir gemeinsam ein Beutetier jagen, wenn wir an einem Lauf ziehen und uns gegenseitig unterstützen. Das muss unsere Aufgabe sein, das sollten wir uns mit Samaels Tod ins Gedächtnis zurückrufen und auch beherzigen, egal wie verschieden wir auch sein mögen.“

Aufmerksam hatte sein Blick auf jedem Einzelnen geruht, war zielstrebig zwischen ihnen hin- und hergewandert. Verstanden sie, was er ihnen sagen wollte? Deva hoffte es inständig. Denn einen besseren Schutz gegen den Unbekannten als eine starke Gemeinschaft konnte es zumindestens aus seiner Sicht, kaum geben.


- DarkEye - 29.05.2009

Der Schock saß Dark noch immer in den Knochen. Zwar hatte die Schwarze Samael nie so recht kenngelernt und Kontakt mit ihm gehabt, doch es war immer eine Qual wenn jemand starb. In diesem Fall auch noch der Alpha Wolf. Der folgte nun den Sternen gen Himmel. Nun wurde sie wieder gequält von den Gedanken des Todes ihrer Familie. Mit kleinen Kopfschütteln verjagte sie diese Bilder. Dann blieb sie wieder still stehen. Die Rute blieb still, hing nur herunter. Den Kopf leicht gesenkt. Die Ohren nach leicht nach hinten geklappt. DarkEye lauschte ruhig den Worten Siyis und Devakis. Hier und da ein Kopfschüttel, mit der Hoffnung es würde keiner bemerken. Zur Sicherheit gingt sie lieber ein paar Schritte rückwärts, sodass niemand genervt oder gestört würde.

'Welches Tier kriegt sowas nur hin?! Egal wer. der gehört uns. Uns allen.. dem Rudel. Nur wo kann man einen solchen finden?!'

Devakis Worte flogen in DarkEyes Kopf. Rudel..Gemeinschaft..Beutetierjagd..
Dark verstand wohl was Devaki erklärte. Doch beim letzen Wort bemerkte die Fähe wie ihr Magen rebellierte. Sie hatte Hunger. Ob es nur ihr so ging wusste sie nicht. Aber die letzte Mahlzeit lag doch schon etwas zurück. Also stand wohl bald auch eine Jagd an. Im Rudel. Jedoch schwieg sie. Es wäre ziemlich unvernünftig bei einer Trauerzeremonie nach der nächsten Mahlzeit zu fragen. Also blieb sie still versuchte sich etwas von ihren Horrorbildern abzulenken und dachte im Stillen noch etwas an Samael. Auch wenn sie ihn nie richtig kannte. Sie hatte immer Respekt vor ihm. Auch noch jetzt.


- Laisréan Kegan - 09.06.2009

Meine Güte, was für ein Chaos. Da war Réan gerade neu in ein Rudel gekommen, hatte erst mal seinen Lieblingshalbbruder Helhel aufgefunden – ganz abgesehen von Siyi, die unbekannt bekannt war, irgendwie – nur um gleich über die Leiche des Alpharüden zu stolpern, der zu allem Überfluss auch noch Siyis Gefährte war. Und der nicht einfach so gestorben, sondern hinterhältig ermordet worden war, was leider beinhaltete, dass man den Mörder finden musste. Man durfte Réan ja nicht falsch verstehen, er trauerte über jedes verschwendete Leben und erst recht um eines, das einem Leitwolf und Gefährten gehörte; aber … eigentlich ging er ungern auf Mördersuche und noch ungerner tat er das bei Matsch, Regen und schwüler Hitze. Ausklinken würde er sich selbstverständlich trotzdem nicht, das wäre einfach nicht angebracht, aber still und heimlich konnte er sich ja darüber ärgern.
Jetzt nahm allerdings die kleine Trauerzeremonie seine ganze Aufmerksamkeit ein und sein Anstand bannte jeden nörgelnden Gedanken in den Hintergrund. Obwohl er Samael nie hatte kennenlernen dürfen, empfand er aufrichtige Trauer und tiefes Mitleid für Siyi, die dieser Tod natürlich am härtesten traf. Ihre Worte berührten ihn, auch wenn er traurig feststellen musste, dass mehr Zorn als Trauer daraus sprach. Rache war für ihn eine Gefühlsregung die seinem Vater und ein paar Spinnern aus seiner Familie vorbehalten waren. Er selbst hatte so etwas noch nie empfunden und war darüber sehr froh. Umso mehr tat ihm Samael leid, dessen Gefährtin weniger um ihn trauerte, als über ihre Rachegelüste an dem Mörder nachdachte. Ihm schien da etwas schief zu laufen, aber er hielt seinen Mund. Als sich die Stille gerade unangenehm bemerkbar machen wollte, trat Devaki einen Schritt nach vorne und sprach ebenfalls ein paar Worte über Samael, bevor er sich an sie alle wandt und einige sehr vernünftige Dinge sagte. Réan blickte auf und musterte den schwarzen Betarüden, den er in der kurzen Zeit zu schätzen gelernt hatte. Er war ein guter Beta und traf auch jetzt ins Schwarze. Réan mochte noch so wenig Ahnung von vernünftigem Rudelleben haben, aber Zusammenhalt und das Vertrauen in ihre Gemeinschaft gehörten nun mal zu den Grundfesten des Zusammenlebens. Bevor er jedoch seine bescheidene Meinung zu diesem Thema geben wollte, senkte er noch einmal den Kopf und murmelte leise, aber ehrlich:

“Ruhe in Frieden, Samael.“

Dann setzte er ein freundliches aber unaufdringliches Lächeln auf und nickte Devaki zu. Sein Blick huschte über Siyi und Helhel, um wieder auf dem Schwarzen zu landen.

“Ich mag noch neu in diesem Rudel sein und bringe auch keine langjährige Erfahrung im Zusammenleben mit, aber ich will ein starker Teil dieser Gemeinschaft werden - meine Unterstützung ist euch sicher.“

Damit hatte er seine kurze Rede schon wieder beendet und schnippte leicht mit dem rechten Ohr, was seine doch ein wenig theatralischen Worte entkräften sollte. Leider beinhaltete sein Versprechen wohl auch, dass er auf die Mörderjagd mitkommen würde, was ihn weiterhin nicht gerade begeisterte, aber in einem Rudel leben hieß nun mal Opfer bringen. Manchmal auch große Opfer, wie im Schlamm und Matsch irgendeiner verlorenen Fährte hinterher stapfen.


- Remòr - 13.06.2009

Es war, als würde die ewige Nacht durch das Unterholz huschen. Jedem Anwesenden, der den großen Schatten kurz vor seinen Augen aufflammen sah und dann bemerkte, dass er ebenso plötzlich wieder verschwand, wie er gekommen war, wusste nichts von der inneren Unruhe, der hektischen Betriebsamkeit und der ewigen Suche nach diesem einen Etwas, welches der Schatten verfolgte.
Rémor, geboren als zeitloserer Wanderer war einer Spur gefolgt, welcher er schon sooft hinterher gerannt war und nie gelang er an ihrem Ursprung zurück. Die Fährte der jungen Wölfin hatte er ab dem Zeitpunkt verloren, als er in dieses Revier eingedrungen war. Der Rüde nahm die Präsenz der fremden Wölfe, die dieses Gebiet scheinbar als ihr Eigentum beanspruchten durchaus wahr, aber seine gesamte Gedanken- und Gefühlswelt hing an dieser einen Fähe, die sein Leben so gründlich auf den Kopf gestellt hatte. Als er die Witterung verlor, irrte der British Columbia Wolf ziel- und kraftlos durch das Unterholz und das freudige, aufgeregte Zwitschern der Vögel und das leise Summen der Insenkten liesen seinen Blick schwer auf jedem Grashalm, jedem Stein und Blatt haften, als suchte er, was er doch nie finden konnte: Glück und eine Heimat.
Doch, diesen Gedanken konnte er nicht mehr nachhängen, diesem Gefühl in seiner schmerzenden Brust nicht mehr die Beachtung und Nachsicht schenken, wie er es immer getan hatte, wenn er die Fährte seiner Geliebten verlor. Jetzt war er selbst der Verfolgte. Aus dem großen und kräftigen Rüden, dem Jäger der Wälder, war der Gejagte geworden. Er wusste nicht, warum ihn dieser Bär verfolgte, warum er wie ein Tollwütiger seiner Spur hinterher hetzte und ihm keine Ruhe mehr gönnte.
Schnell und geschmeidigt setzte Rémor eine Pfote vor die andere, trugen ihn seine langen, von den vielen Wanderschaften gezierten Läufe weiter in das fremde Revier hinein. Tief die Ohren angelegt, seine Zunge nach Wasser und seine Lungen nach Erholung letzend, versuchte er das braune Ungetüm von sich abzubringen. Haken, über Haken schlug der Rabenschwarze und doch fühlte er die starren Augen und den durchdringenden Blick allgegenwärtig auf sich ruhen. Was war nur in diesem Bären gefahren? Selbst, wenn er in dessen Revier eingedrungen war, ohne es zu bemerken, so musste dieser doch verstehen, dass er keine Absichten hegte, es ihm streitig zu machen, oder auf einen Angriff auszusein.
Als die Luft von der Nässe immer schwerer wurde und die Hitze des Sommers das Wasser verdunsten lies, als würde ein weißer Schleier sich um die Welt legen und ihr Sicherheit und Schutz bieten, da konnte man den großen Rüden innehalten sehen und langsam die Ohren aufrichtend, begann er seine Umgebung zu mustern und auf jedes noch so kleine Geräusch zu achten. Hatte er ihn abgehängt? War er ihm noch einmal entkommen? Angestrengt lauschte er, doch sein Gehör vernahm nichts befremdliches. Nur, seine gute Nase lies ihn auf die Präsenz der anderen Wölfe aufmerksam werden. Nicht weit von dem Ort, an dem Rèmor nun stand, mussten das Rudel sich aufhalten. Dennoch stieg eine seltsame Schwere in ihm auf und kurz schloss er gequält die schon längst müde gewordenen Augen. Sie war wieder einmal nicht dabei. Sie, an der sein ganzes Herz hing; sie, für die er sterben und in tausend Fetzen zerreisen lassen würde.

"Seid gegrüßt, ihr, die dieses Revier als eurer Eigentum seht. Ich bin Rèmor und ein Eindringling in diesem Gebiet. Ich komme in friedlicher Absicht und suche keinen Streit. Lasst mich ein wenig ausruhen. Meine Wanderschaft war lang und ich suche Schutz. Sollte meine Absicht nicht genehm sein, so bitte ich euch, lasst mich friedlich weiterziehen."

Die letzten Strophen waren verklungen und schwer hallte das Echo der tiefen, melancholischen Stimme des jungen Rüden durch die Wipfel der Bäume. Wie viele unzählige Male hatte er sich schon so angekündigt? Vielleicht in leicht veränderter Form, doch im Grunde sagte es immer das Gleiche aus. Wenn man als ewiger Wanderer geboren wurde, dann musste man damit leben, überall und doch nirgends zu sein.



- Laines - 14.06.2009

Mit nahezu lautlosen Schritten bewegten sich die Pfoten des tiefschwarzen Rüden über den matschigen Untergrund. Der einzige Laut, welcher ihn verraten würde, war das leise, aber nicht rasche Hecheln. Chess Láines brennender Blick schien starr, während er sich einfach weiter fort durch den Wald bewegte, weg von der Leiche, weg von ihr. Noch immer war sein Fang und sein Brustfell blutverschmiert, er hatte sich erst gar nicht die Mühe gemacht etwas zu entfernen. Als wäre es gar nicht da und doch hatte er jederzeit ihren bittersüßen Geschmack auf der Zunge. Die tanzenden Schatten, welche von der matten Sonne durch die Bäume geworfen wurden, ließen seinen Pelz stellenweise noch dunkler erscheinen. Doch durch die weißen Abzeichen, befleckt vom Blut, war sein Gesicht ein eher schauriger Anblick. Und es war warm, viel zu warm. Trotzdem wusste Láines nicht, woher diese Schwüle nun wirklich kam. War es das Wetter, oder waren es die letzten Reste des Adrenalinschubs, des anhaltenden Rausches? Oh ja, es rauschte ziemlich.
Mehr automatisch als bewusst, wandte er den Kopf herum, stierte durch den Wald, bis zu dem Punkt, wo er endete. Dort kam es auch her, das Rauschen. Und wäre seine Schnauze nicht vom Blutgeruch benebelt gewesen, hätte er womöglich auch den Salzanteil in der Luft gewittert. Da war das Meer.
In stetiger Bewegung entschied Láines, sich nicht dem Waldrand zu nähern und weiter durch die Schatten zu schleichen, verborgen und ungesehen. Vielleicht hatte man dieses jämmerliche, kleine Hundchen ja gehört. Fast schon wartend hob der Wolf den Kopf zurück, als könnte die Graue jeden Moment wieder bei ihm auftauchen und rumheulen, weil er alleine weitergegangen war. Er blinzelte, ließ den Blick noch ein wenig länger ruhen – wo war sie? Achja. Auf seiner Zunge. Das Haupt schüttelnd, verließ ein brummiger Laut Láines’ Schnauze, der in ein verhaltenes, kurzes Winseln überging. Er fühlte sich irgendwie ein wenig benommen.
Chess Láines’ lief einfach weiter und weiter, stets so, dass er nur die Augen zur Seite wenden brauchte und dann in der Ferne den Strand erkennen konnte. Nicht zu nah am Waldrand, aber auch nicht zu weit weg. Hier irgendwo waren sie doch, wie ihm langsam wieder einfiel. Das Rudel. Er konnte sie schwach wittern, doch der Blutgeruch war stark und übertönte ihn noch. Trotzdem fuhr er sich nicht über die Lefzen und ließ das Blut, wo es war. Letzten Endes verriet ihm nur sein Instinkt, dass er nah genug war. Die Pfote auf einen kleinen Ast setzend, der unter dem Gewicht und leichtem Druck seiner Krallen zerbarst, hielt Láines inne. Den Kopf tief gesenkt flammten seine bernsteinfarbenen Augen einfach nur durch das Dickicht. Dort waren sie. Stimmen drangen an seine Ohren. Ein Grinsen, das man gut als gehässig bezeichnen konnte, schlich auf seine Lefzen, ohne das ihm irgend ein Gedanke in seinem Kopf verriet, was nun als Nächstes geschehen würde.


- Minami - 15.06.2009

Nun stand sie da. An den Grenzen des Reviers in dem nun ein Rudel hauste. Dem Geruch nach zufolge waren sie nicht so viele wie ihr altes Rudel, doch genauso stark. Wahrscheinlich weil sie sich damals auf alles andere konzentrierten, als auf das Trainieren. Sie dachten sie währen stark genug, schlau genug und groß genug um jeden zu verscheuchen der ihnen nur in den Weg kam.

"Wie naiv"

endrang es ihr und ihr Blick wanderte wieder Richtung Revier. Sie seufzte kurz und trat ein. Sie wusste nicht was sie dort erwarten würde und auch nicht ob sie bleiben oder wieder weiter ziehen würde.

Weiterziehen wäre wohl für alle das beste

dachte sie sich ergänzend und ging weiter. Langsam vernahm sie den Geruch des Rudesl immer stärker. Bis sie genau fest stellen konnte wo sie waren. Aber ein anderer Geruch kam ihr auch in die Nase

"Blut."

flüsterte sie unter ihrem Atem aber sie dachte sich nichts dabei, außer dass das Rudel wohl ein Tier gerissen hatte und keinen Hunger mehr verspürte. So wie sie. Sie hatte schon lange nichts mehr gefressen, was man ihr wohl auch ansah. Sie war dünner geworden und schwächlicher. Angreifbarer und verletzlicher. Wäre sie jetzt wohl angegriffen worden, wäre sie wohl unterlegen und gestorben. So wollte sie gerade ein Heulen einstimmen, um zu fragen ob sie hier Rasten könnte, als sie hörte das jemand anderes ebenfalls in dieses Rudel gekommen war. Allerdings wollte sie nicht als Eindringling wirken und so ließ sie ebenfalls ihre Nase Richtung Himmel gehen und ein weiches Heulen erklingen.

"Liebes Rudel, welches dieses Revier besetzt. Mein Name ist Minami. Ich hoffe, dass es euch nicht zu viel wird, wenn ich und der andere hier rasten. Wenn ja werde ich sofort aus diesem Revier verschwinden und mich nicht mehr blicken lassen. "

Während sich ihr Heulen den Weg Richtung Rudel bahnte, ging ihr Kopf wieder runter und sie wartete ab. Auf das wohl kommen und das was werden würde.


- Razíel Elihu - 16.06.2009

Hass. Er bäumte sich wie eine drohende Welle in ihm auf, als die schweren Tatzen dumpf auf dem Waldboden aufschlugen. Seine Wut sprang förmlich auf die Umwelt über, so von ihr eingenommen waren die Mimiken und Gesten des Braunen. Sie brannte in seinen Augen, spannte die schweren Muskeln und verlieh ihm Schnelligkeit, als er hinter dem schwarzen Wolf herjagte. Diese Wölfe.. Der Braune verabscheute sie aus tiefstem Herzen. Es geschah ihnen nur recht, dass sie um ihren Anführer trauerten. Warum lachten sie auch? Wer hatte ihnen das Recht dazu gegeben? Warum durften sie sich zusammen freuen, während er einsam in den finsteren Ecken des Waldes versauern musste? Nein, Razíel gönnte ihnen diese Freude nicht, sie sollten leiden. So leiden, wie er es getan hatte. Er lächelte hämisch, als sich mit der Zunge über die scharfen Zähne fuhr. Ja, er konnte das Blut noch schmecken, den metallischen Geruch überall in seinem Maul spüren. Er würde sich rächen, und ihr Anführer war nur der Anfang gewesen.
Der Bär wurde langsamer in seinem Lauf und ließ schließlich von dem Wolf ab. Fürs Erste hatte er ihm genug Angst in die Knochen gejagt. Ja, Angst. Er sog Luft durch die Nasenlöcher. Er konnte sie riechen, denn der Geruch von Furcht war beinahe so penetrant wie der von Blut. Oh, sie würden alle Angst leiden bevor er ihnen ihre Freude vom Gesicht wischte, bevor er das fröhliche Funkeln in ihren Augen auslöschen würde. Ja.. Samael, war nur der Anfang gewesen. Als er das Heulen der beiden Neuankömmlinge vernahm, wandte er sich um. Den Rüden hatte er schon gehörig begrüßt, vielleicht würde er das mit der Wölfin auch noch tun. Sie würden es schon noch bereuen in dieses Revier gekommen zu sein. Wie alle hier.


- Helushka - 18.06.2009

Tjaja, nun hatte der gute Helushka also den Salat den er doch gar nicht wollte. So schnell konnte man also um einen Bruder reicher! Auch wenn es sich ja hier 'nur' um einen Halbbruder handelte und der so neu nicht war. Trotzdem hatte der Schock einigermaßen tief gesessen, hatte der Bunte doch mit diesem wenig erhellenden Kapitel seines Lebens eigentlich abgeschlossen. Bah, Familie! Aber was wollte man da schon groß machen? Keine Chance, sich zu wehren – und wenn Helushka mal vernünftig nachdachte, kam er zu dem seltsamen Schluss, dass er auf seine Alten Tage vielleicht ja doch noch zum Familienwolf zu taugen begann. Wer hätte das noch vor Wochen gedacht?

Samael hatte in des Rüden Augen eine ihm würdige Abschiedsrede bekommen. Helushka hatte den Rüden kaum gekannt, konnte sich aber bildhaft und mit eigenen Augen vorstellen, dass Siyi das ganze wohl an die Nieren ging. Die eigentlich spannendere Frage, wer nun auf den Alpharüden folgen würde, konnte man da noch getrost hinten anstellen, denn es gab wichtigeres. Schließlich war Samael nicht ganz freiwillig über den Jordan gehopst. Ein Mörder ging um und so richtig vermochte das natürlich niemandem zu gefallen. Was, wenn der Unbekannte sich nun darin erging, nach der Devise „Who's next?“ zu verfahren? Dann hieß es nur noch mehr: Obacht auf den billigen Plätzen! Denn der nächste wollte ja nun wirklich niemand sein. Oder doch?

Die Zeremonie machte sich langsam daran, ein Ende zu finden wie es schien und der Bunte war darüber erstaunlich erbaut, wie er sich eingestehen musste. Schließlich hatte das Leben ja weiterzugehen. Sich umsehend und Rean bei seiner kurzen Rede betrachtend wie belauschend, stellte er fest, dass der Rüde wirklich kaum gealtert war, so ganz im Gegensatz zu Helushka selbst. Ein kurzes wuffen flog gen Rean, ein weiteres solche sgen Devaki und Helushka setzte sich zunächst einmal in Bewegung. Welch Zufall! Denn just in diesem Moment – ein guter Regisseur hätte es nicht besser hinbekommen – erklang nicht nur ein Heulen, nein es bekam einen Beiklang, sozusagen. Den linken Lauscher zucken lassend sah er sich nochmals um. Für Helushka stand zumindest fest, wer hier das Empfangskommitee spielen würde. Und er war eindeutig ein Teil davon, wie er soeben entschieden hatte. Und noch besser: Es gab niemanden der wirklichz einen Einwand hegen dürfte.