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HOFFNUNGSSCHIMMER UND LICHTFUNKE | NACH 18 | NAMÌD UND SHILA - Namíd - 16.07.2018

Hoffnungsschimmer und Lichtfunke
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Namíd & Shila | Wald | nach „Ruhe nach dem Sturm“| abends, drei Tage später"


Sie hatten  Mikasi einfach zurückgelassen. Hatten ihn leiden und sterben lassen. Zwar war es das Beste für das Rudel gewesen, aber rechtfertigte dies die Entscheidung ein Mitglied - so seltsam es auch war, einen Fuchs ein solches zu nennen - einfach zurückzulassen?

Namíd saß am Rand ihres Lagerplatzes. Drei Tage waren seit ihrer erfolgreichen Flucht aus der Hütte vergangen und sie hatten es geschafft jeden Tag aufs Neues zu entkommen - zumindest bisher. Seine Pfote schmerzte bei jedem Schritt, den er tat, doch dieser Schmerz ließ sich ignorieren. Es war nicht so schlimm, dass er gar nicht auftreten konnte. Er versuchte diese Schmerzen so gut es ging vor den anderen zu verbergen, denn sie sorgten sich sowieso schon genug. Da brauchten sie nicht auch noch einen Jungwolf der nicht mit ein bisschen Schmerz umgehen konnte.
Es waren triste Tage gewesen. Niemand hatte viel gesprochen, nicht einmal er selbst, der doch früher so lebensfroh und abenteuerlustig gewesen war. Es kam ihm vor, als hätte ihn diese Reise und die Trennung des Rudels verändert. Sowohl er, als auch seine Geschwister hatten schneller erwachsen werden müssen, als ihnen lieb gewesen war - aber ihnen war nichts anderes übrig geblieben.
Einerseits wünschte er sich das kindliche Verhalten zurück, den Verstand, der damals am Eis noch nicht begreifen hatte können in welcher Gefahr sie sich befunden hatten, als er und Shila unerlaubter Weise als erste auf das Eis gehen hatten wollen. Doch andererseits war er auch zufrieden mit sich, dass er nun erwachsener war. In ihrer jetzigen Situation wäre es nicht wirklich hilfreich gewesen, hätten sich die Jungwölfe nicht weiterentwickelt und würden sich immer noch verhalten wie vor dem Unfall. Er wäre nur im Weg und ein Hindernis für alle - und dies wollte er auf keinen Fall sein.

Der Blauäugige ließ seinen Blick über die versammelte Gruppe schweifen. Dort drüben war seine Schwester, auf der anderen Seite sein Bruder. Er und Liath waren im Laufe ihrer Reise mehr zusammengewachsen, doch Shila hatte er so lange nicht mehr gesehen! Er hatte sich so gefreut, als er sie wiedergesehen hatte, doch diese Freude war im Laufe der Flucht verloren gegangen. Jetzt wünschte er sich, Shila wäre nicht mit Dannsair und Laines bei ihnen aufgetaucht. Er würde alles geben, wenn sie in Sicherheit wäre, auch, wenn er sie dadurch nicht sehen würde können. Er hatte solche Angst, dass sie verletzt werden würde, dass er sie endgültig verlieren könnte! Aber dennoch: Jedes mal, wenn er sie betrachtete, dann wurde ihm leichter ums Herz. Sie schaffte es alleine durch ihre Anwesenheit ihn aufzuheitern. Shila war sein Lichtfunke in dieser dunklen und schwierigen Zeit.


RE: HOFFNUNGSSCHIMMER UND LICHTFUNKE | NACH 18 | NAMÌD UND SHILA - Shila - 19.07.2018

Shila hatte den Ast, mit dem sie ihre Spuren verwischt hatten, noch im Maul. Jedes Mal bevor sie rasteten, wurden Spuren verwischt und Wachen benannt. Es wurde in Schichten geschlafen und kaum gesprochen. Laufen, wachen, schlafen. Ständige Angst als Begleiter und eine durchgehende 'hab acht' Stellung. Jedes Geräusch konnte von den weißen Tieren stammen. Jedes Tier konnte ein Spitzel sein.
Erschöpft stöhnte Shila, als sie den Ast ablag. Das einzig Gute an dieser Misslichen Lage war, dass Shila keine Zeit hatte sich in ihrer Trauer über Mikasi zu suhlen. Es war viel mehr ein Gemisch aus Scham, Schuldgefühlen und Selbsthass, als Trauer. Und jedes Mal, wenn sie rasteten, sah sie sich um, kontrollierte mehrfach ob alle da waren. Noch immer hoffte sie, dass Mikasi doch plötzlich auftauchte.
Shila schüttelte den Kopf
'Hör auf zu Träumen.'

Sagte sie sich und sah zu ihren Pfoten auf den Boden. Als sie aufsah, trafen sich die Blicke von ihr und Namíd. Ein kurzes, jedoch müdes Lächeln schlich sich auf ihre Lefzen, als sie ihn sah. Unter Protest ihrer zitternden Muskeln und schmerzenden Läufen ging sie die paar Wolfslängen die sie trennten zu ihm. Mehrfach schleckte sie ihm über die Nase und Schnauze, als sie bei ihm ankam und dann setzte sie sich ganz nahe neben ihm.
Als sie bemerkte, wie gut seine Nähe ihm tat und wie das Glück durch sie strömen wollte, weil er wieder bei ihr war, bremste sie ihre Gefühle herunter.
Wie kann sie in dieser Lage nur Glück empfinden, wenn sie Mikasi auf dem Gewissen hat? Wieder schämte sie sich für sich selbst und ließ den Kopf hängen.
Wortlos saß sie neben Namíd. Wie so oft wurde geschwiegen. Keine Zeit und keine Kraft für Gespräche. Am ersten Tag hatte Shila diskutiert und gekämpft mit den Erwachsenen. Aber die Antworten waren Niederschmetternd. Mikasi sei verloren, ein Rettungsversuch sei Selbstmord, Kräfte sparen und nach vorne sehen.
Seit der Diskussion hatte Shila nicht mehr viel gesagt. Und das, obwohl sie ihre Brüder gerade erst wieder gefunden hatte. Aber die Neugierde, was ihnen geschehen war in der Zeit in der sie getrennt waren, die war völlig verloren gegangen in all der Angst. So wie alles positive verloren gegangen war.


RE: HOFFNUNGSSCHIMMER UND LICHTFUNKE | NACH 18 | NAMÌD UND SHILA - Namíd - 24.07.2018

Seine Schwester wusste einfach wie sie ihn aufheitern konnte. Sie wusste genau was er brauchte, wenn er niedergeschlagen war wie jetzt gerade. Die Freude, die er von Shila ausgehen spürte verwandelte sich allerdings schlagartig in Schuldbewusstsein und Trauer.

"Bist du genauso traurig wie ich, dass die Erwachsenen Mikasi einfach zurückgelassen haben? Ich kannte ihn zwar nicht wirklich, aber das hat er mit Sicherheit nicht verdient! Aber so traurig mich das auch stimmt, so froh bin ich, dass nicht du es warst, die zurückgeblieben ist. Oder Liath. Das wäre genauso schlimm."

Schon alleine durch das Aussprechen dieser Gedanken wurde Namíd schwer ums Herz und er drückte sich etwas mehr an Shila.

"Was wollen diese verrückten Tiere nur von uns? Warum können sie uns nicht einfach in Ruhe lassen? Wir haben ihnen nichts getan. Und falls die Beutetiere wütend sind, dass wir Jäger sie jagen, warum schließen sie sich dann mit Jägern zusammen, die sie normalerweise doch ebenfalls jagen würden? Und warum tun sie es jetzt nicht? Ich verstehe das alles nicht! Das ist mit Abstand das Schlimmste, das mir seit dem Erwachen am Fluss passiert ist."

Es war ein furchtbares Gefühl selbst zum Gejagten zu werden. Namíd verstand nun, wie sich Beutetiere fühlen mussten, wenn sie von einem Rudel Wölfen verfolgt wurden. Allerdings war dies einfach das Gesetz der Natur: Beute wurde gejagt und Jäger jagten Beute. Diese jetzige Situation, in der es auf einmal sie waren, die zur Beute wurde, war jedoch alles andere als normal. Sie hatten den Tieren nichts getan. Sie waren nicht mal lange hier gewesen und sie hatten auch kein einziges großes Beutetier gerissen. Von Kadavern und Kleintieren hatten sie sich ernährt!

"Hoffentlich ist Papa an einer anderer Stelle gelandet und wird nicht auch von wahnsinnigen Tieren verfolgt."

Namíd hoffte dies wirklich. Er hoffte, dass sein Vater nicht auch in solchen Schwierigkeiten steckte wie sie selbst.


RE: HOFFNUNGSSCHIMMER UND LICHTFUNKE | NACH 18 | NAMÌD UND SHILA - Shila - 24.07.2018

Es war ein ganz eigenartiges Gefühl für Shila, als ihr Bruder die Stille brach und genau ihre Gefühle aussprach. Aber war es nicht immer so gewesen, dass er und sie das Selbe dachten? Das sie mit den selben Augen die Welt sahen? Das sie ein und die selben Dinge interessant oder langweilig, gerecht oder ungerecht, spannend oder angst einflößend fanden? Shila konnte sich an keine Situation erinnern, an der sie nicht einer Meinung waren. Und wenn, dann waren es übliche Geschwisterrivalitäten um das beste Stück Fleisch - weil sie eben das Selbe Stück an besten fanden.
Und so atmete sie schwer ihren Frust aus und endlich konnte sie sagen, was sie die ganze Zeit dachte und was sie so quälte.

"Ich habe das Gefühl, dass ich Schuld bin, weißt du? Wir haben... ich meine ich habe ihn zurück gelassen, den Kleinsten von uns. Dabei hätte ich ihn schützen müssen. Aber feige wie wir sind haben wir nur an uns gedacht und sind ohne ihn weg gelaufen. Wir haben ihn auf dem Gewissen, Namíd. Wir sind doch nicht besser als die weißen Tiere selbst."

Klagte sie - und es tat so gut und gleichzeitig so weh. Shila starrte dabei auf ihre Pfoten, sie wagte es nicht ihren Bruder an zu sehen. Auf einer Seite wusste sie, dass er sie verstand und doch hatte sie angst, dass er nicht ihrer Meinung war.
Shila drückte ihre Nase wieder in das dunkle Fell von ihrem Bruder. Sie sahen so verschieden aus. Außenstehende würden sie eher als verliebte abstempeln, anstatt als Geschwister. Als Namíd den Rest ihrer Familie ansprach, musste Shila wieder schlucken.

"Ach ich bin so froh, dass ich dich und Liath wieder habe. Aber ich kann mich gar nicht richtig freuen, bei all den anderen Sachen. Das mit Mikasi ist so schrecklich. Und die Angst um Papa, Nashida und Kainuu. Bevor ich euch beide gefunden habe habe ich mir jeden Tag vorgesagt, dass ihr alle zusammen seit und das es euch gut geht! Und zum Glück sind du und Liath unversehrt. Aber ich mache mir nur noch mehr Sorgen um die anderen."

Erschrocken über die wahren Worte stand die junge Fähe auf. Sie klang plötzlich so alt - so wie ein erwachsener Wolf. Empört, fast wütend, sah sie zu ihrem Bruder.

"Von einem Tag auf den anderen hat sich alles verändert! Das alles macht gar keinen Spaß mehr. Überall lauert die Gefahr, und selbst wenn sie nicht da ist wittere ich nur noch böses. Warum können wir nicht einfach alle wieder zusammen sein?"

Tränen befeuchteten ihre Augen und sie zitterte vor Anspannung. All die Leichtigkeit war weg. Nur noch Zweifel, Sorge und Schwarzmalerei.


RE: HOFFNUNGSSCHIMMER UND LICHTFUNKE | NACH 18 | NAMÌD UND SHILA - Namíd - 25.07.2018

Namíd konnte nicht anders als Shila nocheinmal tröstend und mit all der Zärtlichkeit, die er nur aufbringen konnte, über die Lefzen zu lecken. Er hasste es zu sehen, wie seine Schwester litt. Die Worte, die sie dann sagte, trafen ihn allerdins noch schwerer. Shila gab sich selbst die Schuld dafür? Sie hatte aber doch gar nicht sehen können, dass Mikasi zurückgeblieben war. Sie, Liath und er selbst waren an der Spitze gewesen. Sie hatten nicht rechtzeitig bemerkt, dass der kleine Fuchs Schwierigkeiten gehabt hatte und schlussendlich sogar gestürzt war. Laines und Véraire waren zuletzt von den Wölfen in den Tunnel gesprungen. Sie hätten darauf aufpassen müssen, dass niemand zurückl blieb - nicht nur kein Wolf, sondern auch nicht Mikasi. Sie hatten die Schuld daran, dass jetzt ein Mitglied ihres zusammengewürfelten Rudels fehlte. Wobei Véraire noch weniger Schuld traf. Er hatte Mikasi genau wie Namíd selbst gerade erst kennengelernt und noch dazu war er vor Laines gelaufen. Eigentlich hätte also Laines dafür sorgen müssen, dass es alle schafften. Wieso war dieser blöde Schwarzwolf nur einfach weitergelaufen? Wieso hatte er Mikasi sterben lassen? Namíd versuchte sein Bestes Shila seine Gedanken mitzuteilen, obwohl er nicht wusste, ob diese auch genau so ankommen würde, wie er hoffte.

"Wenn du dir die Schuld dafür gibst, dann habe ich genauso viel Schuld an seiem Tod, wie du. Ich habe aber nicht mal bemerkt, dass Mikasi gestolpert ist. Laines hat es aber sicher mitbekommen! Er ist Schuld! Er hat ihn einfach zurückgelassen! Wie hätten wir Mikasi schützen sollen, wenn wir ganz vorne waren? Es hätte gar nicht dazu kommen sollen, dass er ganz hinten läuft. Er hätte als einer der ersten springen müssen, dann wäre ihm bestimmt nichts passiert... Also eigentlich ist es schon unser aller Schuld, dass wir nicht besser aufgepasst haben ... Aber dennoch: Laines hat ihn zurückgelasen! Ich bin so wütend auf ihn!"

Es kam Namíd im Nachhinein vor, als wären nur unverständliche Sätze aus seinem Mund gekommen. Was in seinen Gedanken so logisch formuliert gewesen war, war jetzt zu einem Chaos aus Worten geworden.
Shilas Sogen um ihren Vater, Kainuu und die anderen verstand und teilte er, doch er wollte sie irgendwie aufheitern. Sie sollten sich nicht unterkriegen lassen. Sie mussten jetzt stark sein und darauf vertrauen, dass die anderern es ebenfalls waren.

"Wenn wir es bis hierhin geschafft haben, dann werden es Papa und die anderen auch geschafft haben. Immerhin sind wir noch Jungwölfe und wenn wir es geschafft haben, dann schaffen es die erwachsenen Wölfe ebenfalls! Die sind ja viel stärker als wir."

Shilas nächste Worte machten ihn ebenfalls traurig, genau wie sie selbst, das konnte er sehen. Sie sprach die Wahrheit. Ihre unbeschwerten Welpen- und Jungwolftage waren ab dem Zeitpunkt vorbei gewesen, als sie den Fluss mit Eis überqueren hatten wollen. Seitdem war alles anders geworden. Aber es gab keinen Weg mehr zu dieser freien Zeit zurück. Sie mussten damit klarkommen und hoffen, dass dies alles irgenwann - möglichst bald - wieder vorbei sein würde.

"Wir dürfen nur nicht verzweifeln. Zusammen schaffen wir das schon. Vor allen, da wir ja jetzt wieder beisammen sind. Es mag zwar sein, dass sich vieles geändert hat und wir die letzten Wochen keine Zeit für Spaß hatten, doch das wird vorüber gehen. Wir müssen nur ganz fest daran glauben, dann wird alles wieder so wie es war, wenn die Zeit reif ist. Wir werden Papa wiederfinden. Und die anderen ebenfalls. Vielleicht haben sie ja ebenfalls neue Wölfe getroffen. Das wird dann ganz spannend diese kennenzulernen! Stell dir vor: Vielleicht sind sogar Jungwölfe in unserem Alter dabei! Dann können wir mit denen spielen! Wenn wir daran glauben, dann ist das alles gar nicht mehr so schlimm. Wir werden das schon schaffen!"

Er wusste selbst nicht woher dieser Optimismus kam, wo er doch gerade erst so traurig gewesen war, doch es fühlte sich einfach richtig an. Hoffnung und Vertrauen konnten einen großen Unterschied machen. Jeder war stärker, wenn er Hoffnung hatte. Und Stärke war genau das, was sie gerade alle brauchten.


RE: HOFFNUNGSSCHIMMER UND LICHTFUNKE | NACH 18 | NAMÌD UND SHILA - Shila - 26.07.2018

Namíds Zunge fuhr mehrere Male über ihre Lefzen. Shila genoss die Nähe und die tröstende Geste und fühlte sich für einen kurzen Moment so geborgen, als würde ihr Vater neben ihr sein.
Doch dann teilte Namíd seine Gedanken dazu mit und sprach mit einer unbekannten Härte gegen Shila an. Er wollte ihr nur helfen und ihr die Schuldgefühl nehmen. Es half nur nicht. Shila hatte sich in den letzten Tagen ihre Gedanken gemacht und sie war sich ihrer Schuld bewusst. Der Schuld aller, war sie sich bewusst, aber sie konnte nur für ihre eigenen Taten sprechen und gerade stehen.
Die Tatsache, dass Namíd nicht zu 100% ihrer Meinung entsprach, tat im ersten Moment weh. Es traf sie. Doch dann hörte sie etwas viel wichtigeres aus seinen Worten heraus. Er litt, genau so wie sie. Beide waren wütend. Beide kamen nur schwer mit dem Geschehenen zurecht.
Zu wissen, dass ihr Bruder es sich nicht einfach machte und ignorierte, was passiert war, war in diesem Moment so wichtig für sie.

"Laines war vielleicht ganz hinten, aber ich finde nicht, dass er alleine Schuldig ist. Wir alle hätten besser aufpassen müssen, egal ob wir vorne oder hinten waren. Wir sind Devakis Kinder. Wir hätten es besser machen müssen. Aber feige sind wir weg gerannt. Ich habe nicht ein Mal nach hinten gesehen. Sowas darf nie wieder passieren!"

Shilas Stimme war nur ein leises hauchen. Sie wollte nicht streiten oder Diskutieren. Letztendlich schloss sie den Fang und die Augen gleichzeitig und atmete einige Male tief durch.
Dann zuckten ihre Ohren in seine Richtung. Ein sanftes Lächeln schlich in ihre Gesichtszüge, als er von ihrem Vater und den anderen sprach.

"Wenn das hier vorbei ist, das mit den weißen Tieren, dann suchen wir sie, ja? Und wenn die Erwachsenen nicht wollen, dann lass und Liath schnappen und zur Not zu Dritt los. Wir müssen zusammen halten und den Rest unserer Familie finden!"

Und da war sie wieder ansatzweise da. Die Unternehmungslust: Das Pläne schmieden. Die nahezu endlose Energie weiter zu machen und dem Ziel hinterher zu jagen.
Namíds Worte des Zusammenhalts halfen ihr dabei, dass sie sich endlich wieder dem Träumen hingeben konnte - ohne das sie brutale Realität ihr durch jeden Glücksgedanken einen dicken Strich machte.
Leicht wischte ihre Rute von einer zur anderen Seite.

"Oooh, wenn da andere in unserem Alter sind dann müssen wir denen aber erst mal zeigen, wer das Sagen hat!"

Höhnte sie und zog Namíd spielerisch am Ohr. Dann schleckte sie ihm ein Mal über die Lefzen und sah ihn eine ganze Weile in die Augen. In diese schönen blauen Augen, die einen Kontrast zu seinem schwarzen Fell ergaben. Shila konnte sich schon früher in diesen Augen eine Ewigkeit verlieren.

"Ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist! Alles ist so viel leichter, wenn wir zusammen sind!"

Flüsterte sie sanft.


RE: HOFFNUNGSSCHIMMER UND LICHTFUNKE | NACH 18 | NAMÌD UND SHILA - Namíd - 26.07.2018

Namíd bemerkte sofort, dass die Worte, die er an Shila gerichtet hatte und die eigentlich beruhigend sein hatten sollen, sie noch mehr aufbrachten. Das hatte er doch nicht gewollt! Er hatte ihr helfen wollen und sie nicht noch weiter aufwühlen und auch noch traurig machen, weil er nicht genau ihrer Meinung war wie sonst immer. Ihre Worte waren allerdings voller Weisheit und entsprachen der Wahrheit. Sie hätte alle gemeinsam besser aufpassen müssen.

"Wir müssen darauf achten, dass sowas ab jetzt icht nocheinmal vorkommt. Eben weil wir Devakis Kinder sind. Wir werden gemeinsam dafür sorgen, dass nichts Schlimmes mehr passiert, richtig?"

Die Worte waren ernst gemeint, doch dennoch schwang ein Anflug von Unsicherheit in ihnen mit. Würden sie es wirklich schaffen aus dieser ganzen blöden Situation zu entkommen und dafür zu sorgen, dass sie ab jetzt nichts mehr falsch machten? Shilas Worte, dass sie drei Geschwister alles schaffen konnte, munterten ihn aber wieder auf. Es stimmte, zu dritt waren sie unschlagbar! Sie würden ihren Vater wiederfinden, da war sich Namíd sicher. Zu dritt würden sie es schaffen - und wenn sie auf die Erwachsenen verzichten musten, was machte das schon? Sie waren mittlerweile alt genug um alleine zu überleben, das würde kein Problem darstellen. Und solange er Shila und Liath bei sich hatte wäre er glücklich.

"Zusammen schaffen wir alles, du hast recht. Niemand kann uns drei etwas anhaben, wenn wir zusammenhalten."

Dass sie zuerst einmal den Tieren entkommen mussten, das ließ er jetzt mal ungesagt. Er wollte nicht die fröhliche und enthusiastische Stimmung zerstören, die doch in letzter Zeit so schwer zu erschaffen war. Er war froh, als er die Freude sah, die von Shila ausging, als sie ihm erzählte, dass sie entwaigen Gleichaltrigen dann zeigen mussten, wer stärker war. Ein freudiges Lachen verließ seinen Fang und von einem Moment auf den anderen warf er sich auf Shila und grinste sie keck an.

"Meinst du etwa so? Oder etwa so?"

Nach dem zweiten Satz kniff er seiner Schwester spielerisch ins Ohr, so wie sie es zuvor bei ihm getan hatte. Spielen gab Kraft, spielen machte Spaß. Und wenn sie fröhlich und vollen Tatendrang waren, dann ließ es sich viel leichter leben! Viel besser als dieses ständige triste Dasein, das sie bisher seit der Trennung des Rudels geführt hatten. Die Worte, die Shila zum Schluss sagte waren so gefühlvoll und voller geschwisterlicher Liebe, dass er innerlich aufquietschte vor Freude. Vielleicht war dies etwas zu welpisch und ganz und gar nicht männlich, aber das war in Ordnung. Er war ja auch noch nicht erwachsen. Und wenn er so sein wollte, dann war er eben so. Wer ihn deswegen nicht mochte, der konnte ihm egal sein. Die Wölfe, die ihm wichig waren, machten seine manchmal etwas komischen Anwandlungen nichts aus. Und das bedeutete ihm viel.

"Ich bin auch froh, dass du wieder da bist. Zusammen können wir alles schaffen. Geh nie bitte nie länger fort! Und wenn du dies musst, dann nimm mich mit. Ich verspreche dir, dass ich dich auch nie gewollt verlassen werde!"


RE: HOFFNUNGSSCHIMMER UND LICHTFUNKE | NACH 18 | NAMÌD UND SHILA - Shila - 02.08.2018

Shila nickte bekräftigend, als Namìd sagte, dass so etwas nie wieder passieren dürfte. Sie überhörte einfach seine Unsicherheit.
"Nie wieder."
Sagte sie nur noch dazu und nickte noch ein letztes Mal mit ernstem Blick. Sie versprach es Namìd, sich selbst, und jedem, dem sie irgend wann ein Mal zu ihrem Rudel zählen würde. Nie wieder würde sie kampflos jemanden zurück lassen! Und noch wichtiger: Nie wieder würde sie so Rücksichtslos handeln.

Und dann wurde Sie unter der Last und den Massen an Winterfell von ihrem Bruder begraben, er hatte sich einfach auf die geschmissen und und später zog er ihr am Ohr. Shila drückte mit ihren Hinterläufen gegen ihn und zwickte ihn in die Haut unterm Brustfell. Sie war etwas erschrocken, als sie merkte, wie dürre ihr Bruder geworden war. Das sie selbst zu wenig auf den Rippen hatte war ihr gar nicht aufgefallen - und dank des Dicken Felles war es ihr auch optisch an keinem anderen der Wölfe aufgefallen.
Aber die Erkenntnis schluckte sie in diesem Moment runter und wich abrupt zurück um sich von Namìd zu befreien - nur um sich danach auf ihn zu stürzen. Sie stand über ihn und kniff in Ohren, Nacken, Lefzen - alles was sich bot.

[...]

Nach dem Kampf hatte sie zufrieden neben ihm gelegen und ihm gesagt, wie Froh sie war, dass er wieder bei ihr war. Er hatte gequietscht vor Freude - so wie Früher - und schenkte ihr einen so liebevollen, familiären Blick. Das Gefühl von Heimat und Geborgenheit durchströmte sie.

"Ich werde nie gehen, Namìd. Nie wieder will ich ohne Dich sein."
Sagte sie nur ganz leise, nur für ihn bestimmt.