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Pfeifender Quälgeist | Vor "Im falschen Körper" - Devaki - 23.12.2017

Pfeifender Quälgeist
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Darion, Devaki, Liath | Vor "Im falschen Körper"


Es waren friedliche Tage, die das Rudel verbrachte. Nach all den Aufregungen in den vergangenen Monaten ging es erstaunlich ruhig zu – wenn man von den ein oder anderen Diskussion und sonstigen alltäglichen Absonderheiten des Zusammenlebens einmal absah. Der eine oder andere mochte es gar langweilig nennen, denn nach der langen Wanderung mussten die Wölfe nun wieder in ein geregeltes Leben zurückfinden. Das Wetter zeigte sich dabei gnädig. In den vergangenen Tagen hatte es kaum Regen gegeben und auch an diesem Mittag tummelte sich nur einige wenige Wolken am nahezu blauen Himmel. Es war frühlingswarm und auf den Wiesen zeigten sich die ersten Vorboten eines schönen Sommers, wenngleich der noch einige Wochen entfernt war. Die Wölfe des Rudels gingen an diesem Tag fast alle ihren eigenen Wegen nach. Devaki hatte sich auf einer großen Wiese niedergelassen und döste, als er plötzlich von einem Ton aufschreckte, der ihm seltsam unvertraut vorkam.

Darion lies gedankenverloren seinen Blick schweifen. Es fiel ihm immer noch ab und an schwer zu glauben, dass er nun tatsächlich ein richtiger Wolf in einem richtigen Rudel war. Manchmal war ihm, als würde er jeden Moment zuhause bei seinem Menschen aufwachen und feststellen, dass alles nur ein Traum war. Aber dann rief er sich ins Bewusstsein, dass es nicht so war. Was er erlebte war real – und das war gut so. Die Anstrengungen der letzten Monate hatten sich also gelohnt. Plötzlich riss ihn ein seltsamer Ton aus den Gedanken. Er schaute sich um, um die Quelle dieses Geräusches zu finden.

Liath gähnte herzlich und fuhr dann mit der Zunge über Nase und Lefzen, die in der Frühlingssonne echt ein bisschen trocken geworden waren. Die wohlige Wärme auf dem Fell machte ihn faul und träge und er streckte sich nur noch ein bisschen, bevor er sich schmatzend auf die Seite drehte und die Augen wieder zumachte. So vergingen die Tage gerade häufig. Ruhig, unbedeutend, langweilig, ohne größere Geschehnisse. Er fand das toll, nach all den viel zu anstrengenden Abenteuern holte Liath jetzt ein wenig Gemütlichkeit nach. Bis zu der Sekunde, in der ein seltsames Geräusch ihn aus eben dieser Gemütlichkeit riss und er verwirrt den Kopf hob. Mit dem Blick suchte er sofort Kontakt zu den übrigen Wölfen, von denen sein Vater ihm momentan am nächsten war.

Das Geräusch klang wie ein leises Kreischen. Nicht so lieblich wie der Gesang eines Vogels, aber auch nicht so bedrohlich wie das Wuffen eines Wolfes. Kurze Töne waren es, die in regelmäßigem Abstand zueinander ertönten. Devaki hob den Kopf und spähte über das Gras hinweg, entdecken konnte er aber nichts. Er überlegte kurz, ob er das Geräusch ignorieren sollte. Aber es war so schrill und nervtötend, dass er diesen Gedanken fast sofort wieder verwarf. Der Rüde rappelte sich also auf und schüttelte sich kurz, bevor er den Blick über die Wiese schweifen ließ. Er erblickte Darion und dann Liath – und schaute beiden etwas fragend an. Vielleicht konnten sie entdecken, woher der Ton kam?

Anscheinend hatten auch Liath und Devaki, die ganz in der Nähe gedöst hatten, dass Geräusch bemerkt. Devaki hatte sich erhoben, und Darion entschied sich, es ihm gleich zu tun. Langsam erhob er sich und streckte sich noch einmal, bevor er sich zu dem Leitwolf umwandte. „Hörst du das auch? Was ist das?“

Während die Wölfe noch nach dem Ursprung des seltsamen Geräusches Ausschau hielten, raschelte nur einen Katzensprung von Liath das Gras. Der schrille Laut verkehrte sich plötzlich in ein schiefes Kichern, das nur eine Sekunde später auch wieder verstummte.

Liath wusste nicht, ob er das Geräusch gruselig oder spannend finden sollte, aber da Devaki aufstand, tat er es ihm gleich. Besser sie waren hier auf alles vorbereitet, wenn es sich schon mit solchen Lauten ankündigte. Liath war inzwischen daran gewöhnt, dass ihm immer Gefahr drohte. Er ging einen Schritt auf Deva zu und sah auch zu Darion hinüber – vielleicht war es ja ein menschliches Geräusch und er kannte es. Aber so richtig planvoll sah der Helle auch nicht aus. Und dann raschelte es plötzlich so überraschend hinter ihm, dass Liath mit seinem erschrockenen Fiepen fast das Kichern übertönte, das eben noch das Kreischen gewesen war. Mit eingezogener Rute drehte er sich um und ging ein paar Schritte rückwärts, weg von dem Buschel.

Darion öffnete den Fang und Deva verkniff es sich, die Augen zu verdrehen. „Ich bin älter als ihr beide zusammen, aber ich bin nicht taub“, entgegnete er dem Hellen und beeilte sich eine seiner Lefzen wenigstens für einen Augenblick zu einem angedeuteten Lächeln zu verziehen, damit Darion sich nicht ganz so abgewatscht fühlte. Allerdings war seine Frage tatsächlich etwas... überflüssig gewesen. Devaki wäre kaum aufgestanden und hätte seine Mittagsruhe zwangsbeendet, wenn dieses Generve nicht wäre. Mittlerweile kam ihm der Ton doch etwas bekannter vor, der Rüde konnte sich nur nicht daran erinnern, wo er ihn schon einmal gehört hatte. „Ich kenne das irgendwoher – ich kann es nur nicht zuordnen.“ Er öffnete den Fang, um noch etwas zu sagen, als neben Liath plötzlich das Gras raschelte und sein Sohn einen Satz rückwärts machte. Devaki drehte die Ohren nach vorn und setzte sich mit leicht geduckter Haltung in Bewegung, um Liath zur Seite zu stehen.

Der Schwarze war noch nicht einmal bei Liath angekommen, als auf einmal auch neben Darion das Gras zu wackeln begann. Wieder ertönte ein Kichern – dann Stille.

Darion war klar gewesen, dass Devaki es auch gehört hatte, sonst hätte der ja nicht so reagiert. Es war eher eine rhetorische Frage gewesen, um das Gespräch anzufangen. Doch der Leitwolf schien wohl keine rhetorischen Fragen zu kennen. War das eine Eigenart von Devaki oder stellten womöglich nur Hunde rhetorische Fragen? Darion hatte das noch nicht herausgefunden, aber ihm schien auch jetzt nicht der richtige Zeitpunkt darüber nachzudenken. Denn da war immer noch das Geräusch, zu dem jetzt ein plötzliches Rascheln im Gras gefolgt war, gefolgt von einem ängstlichen Fiepen von Liath. Darion drehte sich zu diesem um und sah, dass der junge schwarze Rüde ängstlich vor etwas zurück wich, das Darion nicht erkennen konnte. Er nahm eine Haltung ein, von der er annahm, sie sähe verteidigungsbereit aus, auch wenn er nur zu gut wusste, dass er gegen eine ihm unbekannte Gefahr wahrscheinlich nicht viel ausrichten könnte. Da raschelte es schon wieder, diesmal direkt in seiner Nähe, und wie beim ersten mal gefolgt von einem Kichern. Erschreckt wich auch Darion kurz zurück, doch dann nahm er seinen Mut zusammen und machte einen Satz nach vorne. „Na warte, gleich hab ich dich!“, dachte er.

Liath wurde nicht angegriffen, das war schon mal positiv. Er ging auch nicht weiter rückwärts, ein paar Schritte zwischen sich und dem Gras genügten ihm für einen Sicherheitsabstand. Misstrauisch musterte er die Stelle und richtete sich auch wieder ein wenig auf, als er Devaki hinter sich spürte. „Es klingt wie ein lachendes, kleines Tier“, murmelte er, ohne das Gras aus den Augen zu lassen. So entging ihm fast, dass weiter drüben das nächste Rascheln ertönte, gefolgt von einem weiteren Kichern. Und als er sich gerade danach umsah, stürzte sich der helle Rüde auch schon darauf. Liath blieb stehen wie angewurzelt.
Darion war gerade mit den Pfoten auf dem Boden aufgekommen, da raschelte es nur wenige Meter weiter erneut im Gras. Kam es ihnen nur so vor oder war das Kichern lauter geworden? Lachte dieses was-auch-immer sie etwa aus?

Er war mit seinen Vorderläufen noch ein wenig tiefer gegangen, als er Liath erreicht hatte. Er nickte seinem Sohn zu – eine ähnliche Vermutung hatte Devaki auch. Deshalb machte er sich bereit für einen Sprung, als Darion hinter ihnen etwas laut ausrief. Deva wirbelte herum und sah wie der braune Rüden einen Satz machte. Das raschelnde, fiepsende, kleine Etwas war allerdings schneller als der unerfahrene Neuwolf und nur Sekunden später lachte es wieder. Der Schwarze richtete sich wieder voll auf und runzelte die Stirn. „Meine Herren, ich glaube, da treibt sich jemand einen Spaß mit uns.“ Devaki war sich nicht sicher, ob er das witzig oder ärgerlich finden sollte. Wahrscheinlich ein wenig von beidem. Sicher war er sich, dass er den kleinen Spaßvogel keineswegs ungeschoren davonkommen lassenwollte. Aber wie sollten sie ein unsichtbares Wesen fangen?

Während Darion sich in der Luft befand, kamen ihm schon wieder erste Zweifel. Er war losgesprungen, weil ihm auf einmal klargeworden war, dass was auch immer dort im Gras versteckt war deutlich kleiner sein musste als ein Wolf und ihm daher deutlich unterlegen wäre. Doch was, wenn es sich zum Beispiel um eine giftige Schlange handelte? Wenn die ihn beißen würde, würde er sterben! Oder was, wenn … Doch bevor er sich noch etwas schrecklicheres ausdenken konnte, war er schon aufgekommen, und unter seinen Pfoten war … nichts, nur Gras. Dafür raschelte und kicherte es nun wieder ein Stück von ihm entfernt. Da sprach Devaki auch schon den Gedanken aus, der ihm selbst gerade gekommen war. Ja, jemand machte sich einen Spaß mit ihnen. „Aber wer macht sowas? Ich hatte erst an einen Fuchs gedacht, aber dafür ist es eindeutig zu klein.“ Aber musste ein noch kleineres Tier nicht schon zwangsläufig befürchten, einem Wolf als Beute zu dienen, wenn es ihn ärgerte? In fielen nicht viele Tiere ein, die so klein, aber nicht essbar waren. Doch er musste auch zugeben, wohl noch längst nicht alle Tiere, die es hier draußen gab, zu kennen.

Liath verfolgte nun mit einem Ohr zurückgedreht, einem nach vorn, wie das Kichern seinen Lauf um sie herum nahm. Es schien ein schnelles Tierchen zu sein, klein und flink und sehr frech. Vielleicht sollten sie es einfach ignorieren, damit es seine Deckung verließ. „Entweder wir umzingeln es, oder wir ignorieren es so lange, bis es unvorsichtig wird“, schlug er deshalb mit leiser Stimme vor, damit das Tierchen sie nicht hörte.

Ignorieren? Devaki hob die Augenbrauen und blickte seinen Sohn erstaunt an. Seit wann war er denn so geduldig? Deva hatte in jedem Fall nichts gegen diesen Vorschlag, aber er fürchtete fast, das Wesen würde sie dann weiter mit seinem Geschrei triezen, bis sie es entnervt jagten. „Hm, es könnte ein Nager sein.“ Er hatte auch einen Verdacht was für eine Art Nager. Im alten Revier hatte es sie nicht gegeben, der Boden war viel zu feucht gewesen. Aber hier... Nun, er konnte sich aber auch irren. „Was sagst du Darion? Lust auf eine kleine Jagd?“ Es wäre in jedem Fall ein gutes Training für den Rüden – und er konnte zeigen, was er gelernt hatte.

Abwarten bis das seltsame Viech ihnen die letzten Nerven kostete gefiele Darion nicht wirklich. Wer wusste, wie lange es durchhalten würde, biss es entweder unvorsichtig werden oder die Lust verlieren würde? Wenn es frech genug war, sich mit Wölfen anzulegen, war es vielleicht auch ausdauernd genug, das eine ganze Weile lang zu tun. „Aber Wölfe fressen Nagetiere, oder? Es müsste ganz schön dumm sein, uns so nahe zu kommen und uns auf es aufmerksam zu machen.“ Jagen klang da schon besser, wenn auch schwieriger. Aber Kleintiere zu jagen traute sich Darion sogar alleine zu, zu dritt sollte es kein Problem sein. „Ja, gerne! Las uns schauen, ob wir es erwischen – und wenn ja, was wir dann erwischt haben!“

[Fortsetzung folgt]