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19 | Verfluchtes Schwarz - Druckversion

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RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Yashaí - 20.06.2018

die wirklichkeit
sie ist der untergang für dich
vergib' der zeit
im 'morgen' findet ihr euch nicht


Zum Glück hatte sich Darion die Stelle gemerkt oder traute sich zumindest zu, sie wieder zu finden, sodass sie den jungen Rüden tatsächlich sinnvoll beschäftigt bekamen. Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lefzen und galt dem jungen Grauen, ehe sie ihm zunickte und sich kurz zu den beiden Schwarzen wandte. Nasiha wollte bei Cheza bleiben, Devaki hingegen sollte sich ihnen anschließen. Der anderen Fähe galt ein letzter Blick, der verdeutlichte, dass sie schon einen Ort finden würden, an dem die Verlorene sicher war, ehe sie sich in Bewegung setzte und Darion folgte. Ihre Ohren waren leicht nach hinten gedreht, um zu lauschen, dass der Dunkle den Anschluss nicht verlor. Viel Hilfe erwartete sie nicht von ihm, aber es war wichtig, dass er nicht allein mit seinen Schuldgefühlen zurückblieb. Und wenn er ihnen nur hinterherdackelte – alles war besser, als ihn mit sich allein zu lassen. Yashaí überlegte, kam aber schließlich zum Schluss, dass es nun erstmal besser war, ihm sein Schweigen zu gönnen. Nebenbei versuchte sie, irgendwo Evanaya zu erblicken, um sie kurz in Kenntnis zu setzen, doch die Helle hatte sich wohl weiter entfernt als erwartet. Unruhig zuckten ihre Ohren, doch um nun auch noch nach ihr zu suchen, war keine Zeit. Außerdem gab es eigentlich keinen Grund, sich um sie zu sorgen – sie hatte sich mit Sicherheit einfach nur erschöpft irgendwo niedergelassen.

Langsam kamen sie der Stelle näher, an dem sie abgerufen worden waren. Die Bunte senkte den Fang, um die Spuren auf dem Boden besser aufnehmen zu können, als Devaki sein Schweigen brach. Sie blieb ebenfalls stehen und wandte sich um, wusste aber nicht genau, was sie mit seiner Frage anfangen sollte. Für sie war es nicht unbedingt verwunderlich. Der Winter war hart und man nahm, was man kriegen konnte, um zu überleben. Vielleicht hatte der Fuchs auf seinem Weg bereits mehrere dieser Schneehügel entdeckt gehabt und war – genau wie sie ursprünglich – davon ausgegangen, dass sich auch unter diesem hier ein weiteres verendetes Karibu verbarg. Oh, der Gedanke war so unglaublich furchtbar, immer wieder, andererseits aber hatte Cheza zumindest noch ihren Pelz. In ihrer alten Heimat hatte man davon ausgehen können, das Fell eines ehemaligen Freundes bald schon irgendwo an einem dünnen Stock hängen zu sehen.

„Wir finden schon irgendwo einen Ort für sie, Devaki.“, gab sie an Ermangelung einer anderen Antwort zurück.

Ihre Gedanken wanderten kurz zurück zu der Höhle, die sie durchquert hatten. Die Höhle, in der die Sterne an der Decke getanzt hatten – wie ein Tor zu einer anderen Welt. Leider aber lag diese bereits viel zu weit zurück. Sie setzte sich wieder in Bewegung.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Darion - 24.06.2018

Darion war erstaunt, dass Nasiha ihren Bruder dazu drängte, ihnen zu folgen, und dieser das tatsächlich auch tat. Devaki wirkte deutlich mitgenommen vom Verlust, und es erstaunte Darion, dass er nicht bei der Toten bleiben wollte, bis sich ein geeigneter Platz für sie gefunden hatte. Aber vielleicht war es auch besser, wenn er auf andere Gedanken kam, bevor er vollständig in seiner Trauer versank? Für Darion war das schwer nachzuvollziehen, denn er war noch nie in einer vergleichbaren Situation gewesen. Daher lief er voran, den selben Weg zurück, den sie gekommen waren. Fast schon hatten sie wieder die Stelle erreicht, an der sie die Fährte gefunden hatten, als er merkte, dass Devaki plötzlich stehen geblieben war. Darion wandte sich zu ihm um, als dieser nach der Fährte fragte. Darion schaute zu Yashaí in der Hoffnung, sie würde antworten, denn sie kannte sich mit Fährten ohne Zweifel besser aus als Darion. Doch sie schwieg, und so antwortete er:

"Ich habe nicht so viel Ahnung von Fährten, aber für mich roch es irgendwie nach Fuchs, glaube ich. Yashaí meinte auch, dass es wohl ein Fuchs war, aber ganz sicher war sie sich auch nicht."

Einen Moment lang fragte Darion sich, warum Devaki gefragt hatte, und als dieser eine Erklärung nachschob, erstarrte Darion vor Schreck. Er hatte sich die Tote nicht genauer angeschaut, war bisher aber davon ausgegangen, sie sei ertrunken, schließlich hatte Devaki etwas von dem Fluss erzählt. Natürlich könnte es sein, dass der Fuchs sie angeknabbert hatte, als sie schon tot war. Oder aber er war es, der sie getötet hatte. Konnten Füchse so etwas? Er hatte in seiner Zeit im Käfig einige Füchse, die ebenfalls eingesperrt waren, gesehen und sogar einige Worte mit ihnen gewechselt, und er hatte nicht den Eindruck gehabt, dass diese Tiere Wölfe töten und womöglich auch fressen würden. Immerhin waren sie viel kleiner als ein Wolf. Andererseits hatte er damals bei Kojoten auch daneben gelegen. Und Wölfe erbeuteten ja auch Tiere, die größer waren, als sie selbst.

"Sind Füchse gefährlich?", fragte er ängstlich.

Er wusste, dass das wahrscheinlich eine dumme Frage war und er Ärger dafür bekommen würde, in der jetzigen Situation eine dumme Frage zu stellen. Aber das war immer noch besser, als wenn er sich selbst oder die anderen gefährdete, indem er nichts ahnend zu einem Fuchs lief, der womöglich nur darauf lauerte, über sie herzufallen.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Liath - 25.06.2018

Nach dem Schreck und der Verunsicherung kam schnell eine für Liath ungewohnte Rationalität. Er witterte, suchte nach Hinweisen im Geruch von Dubhs Körper, wieso er gestorben war. Doch da waren nur Tod und Angst und Trauer, so dass er schnell wieder damit aufhörte. Vielleicht war es besser, wenn sie nicht so genau wussten, wieso Dubh nicht mehr lebte. Ob er überlebt hätte, wenn sie mit ihm gegangen wären? Dank Liluye vielleicht. Hilflos pfotete Liath nach dem reglosen Schwarzen, nicht so vorsichtig wie es wohl angebracht gewesen wäre, aber auch nicht zu stark. Konnte er nicht einfach nur schlafen? Dann wäre jetzt wirklich der beste Moment, um doch noch aufzuwachen. Aber Dubh rührte sich auch weiterhin nicht und Dannsair und Laines drängten darauf, ihn hier zurückzulassen. Zögerlich sah er zwischen den beiden Lebenden und dem Toten hin und her – das ging ihm zu schnell. Dannsair war doch sein Bruder. Auch wenn er mit Dubh schon darüber gesprochen hatte, dass sie sich nicht so nah waren, kam ihm dieser Abschied viel zu kurz vor. Aber was wusste er schon.

Bevor er sich jedoch auch zum Gehen abwandte, trat er noch einen letzten Schritt an Dubhs Körper heran und legte sich vor ihm in den Schnee. Wie ein Welpe, der einen schlafenden Erwachsenen zum Spielen überreden wollte – sogar seine Rute wedelte so. Nur wer genau hinsah, erkannte in der etwas langsameren Bewegung und den zurückgewandten Ohren, dass Liath schon wusste, dass hier niemand wieder aufstehen würde. „Danke“, sagte er leise. Dafür dass du uns nicht erlaubt hast, nachzulassen. Dass du uns in Sicherheit gebracht hast. Dass du aufgepasst hast. Dass du da warst. Er war Dubh zu Lebzeiten nie so bewusst dankbar gewesen wie jetzt, aber Liath glaubte daran, dass der tote Wolf das trotzdem noch irgendwie spüren konnte. Irgendwie. Es war nicht wichtig, wie.

Erst als das geschafft war, fühlte es sich richtig an, aufzustehen und Laines und Dannsair zu folgen. Er mied die Blicke beider, weil er fürchtete, sie könnten die Stirn runzeln über seinen kurzen Extramoment, um den er nicht gebeten hatte. Er war noch immer nicht daran gewöhnt, selbst Entscheidungen zu treffen, wenn die Erwachsenen andere festlegten.

„Glaubt ihr die anderen sind noch am Leben?“, fragte er nach einem Moment der Stille. „Jetzt ist Dubh tot und ich weiß es nicht mehr. Vorher war ich mir sicher, dass sie leben, weil ihr auch am Leben wart.“


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Mikasi - 29.06.2018

Richtig schlafen konnte Mikais nicht, er verfiel eher in eine Art Halbschlaf in dem er träumte aber unterbewusst trotzdem mitbekam was um ihn herum geschah. Er verstand was die Wölfe um ihn herum sagten, konnte aber nicht zuordnen wem die stimmen gehörten. Einer der beiden gleich neben ihm sprach ziemlich aufgeregt und nervös, der andere ein bisschen weiter weg, meinte er hole die anderen. Nein! Die Tiere waren immer noch da draußen, was wenn sie ihn erwischen? Er durfte nicht gehen. Er erkannte, dass es Namíd war.

Nein!

Er wollte schreien, bekam aber nur ein jämmerliches piepsen zusammen. Es kostet ihn sogar enorme Anstrengung seine Augen zu öffnen, weil es so gut tat sie mal für eine Weile zu schließen. Trotzdem nahm er all seine Kraft die er noch hatte zusammen und schaffte es kurz seine Augen zu öffnen und sich hinzusetzen. Das war allerdings ein Fehler, denn er brach durch die Anstrengung und den enormen Schmerz an seiner Seite sofort wieder zusammen.

„Nein. Namíd … die Tiere … erwischen.“


Er brachte den ganzen Satz nicht heraus, so benommen war vor lauter Schmerz und Sorge um Namíd. Er durfte einfach nicht gehen. Die Tiere würden ihn hundertprozentig erwischen und Mikasi wollte sich nicht ausmalen, was dann geschehen würde. Er war den Tränen nahe, aber da jede Bewegung so sehr weh tat konnte er zuerst nur zwischen Shila und Véraire hin und her schauen bis er schließlich verzweifelt zuschaute, wie Namíd sie verließ.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Véraire - 30.06.2018

Auch Véraire tat das Kuscheln gut, und langsam beruhigte er sich. Er meinte sogar den beruhigend gleichmäßigen Herzschlag von Mikasi durch den dichten Pelz zu spüren. Als er merkte, dass das weiße Fellknäuel eingeschlafen war, hörte er damit auf, die Wunde zu säubern. Für einen kurzen Moment war es still, dann regte sich Shila plötzlich und sprach ihren Bruder an.

'Das stimmt', dachte Véraire bei sich. Mikasi sollte wohl wirklich etwas zu sich nehmen. Wann der kleine Fuchs wohl zum letzen Mal gefressen hatte? Und es war sicher auch gut, wenn sich Namíd darum kümmerte. Der schwarze Wolf stand immer noch am Rand der Lichtung, und wenn Mikasi nicht Véraires ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hätte, hätte sich Véraire definitiv Sorgen gemacht um den sonst so aufgeweckten Rüden. Dieser Auftrag stellte eine Möglichkeit dar, den schwarzen Wolf aus seiner Erstarrung zu reißen, und ihn etwas Sinnvolles tun zu lassen.

"Ja, geh schnell",

pflichtete er Shila also zu, als sie ihren Bruder dazu aufforderte, etwas zu Fressen zu besorgen. Plötzlich regte sich Mikasi, seine Augenlider zuckten. Er hatte wohl einen Alptraum, doch bevor Véraire ihn aufwecken konnte, fuhr er von selbst in die Höhe, nur um gleich darauf zusammenzusacken – ziemlich schief, halb auf Véraires Rücken.

"Mist",

murmelte Véraire, während er versuchte, den Fuchs wieder in eine angenehmere Position zu schieben. Der Fuchs war offenbar noch halb in seiner Traumwelt gefangen, zumindest war, was er sagte, wirr und seltsam.

"Sch, sch....",

versuchte Véraire den Kleinen zu beruhigen, zeigte sich von einer väterlich-umsorgenden Seite, die er bisher noch nicht von sich gekannt hatte, und kuschelte sich wieder an ihn um ihn zu wärmen. Einen Augenblick wandte er sich an Namíd und meinte:

"Ja, wir rufen dich. Pass auf dich auf!",

doch der andere hatte sich schon halb auf den Weg gemacht. Véraire sah Shila an.

"Fällt dir etwas Besseres ein als einfach zu warten?"

Er wollte sichergehen, dass er nicht eine Möglichkeit übersehen hatte, sich sonst irgendwie nützlich zu machen. Er hatte nämlich den Verdacht, dass er einfach zu erschöpft war und sich jetzt davor drückte, etwas anderes zu tun, weil es eigentlich gerade recht gemütlich war.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Nasiha - 01.07.2018

Nasiha brauchte keine Worte, sie verstand auch so, warum ihr Bruder sich ohne ein weiteres Wort abwandte und den Anderen folgte. Sie hatte allerdings mit mehr Widerstand gerechnet in diesem Moment und war froh ihn erstmal beschäftigt zu wissen. Ihr war allerdings durchaus klar, er würde so oder so in seinen Schuldgefühlen und Gedanken gefangen bleiben. Sie schloss müde die Augen, als sie sie wieder öffnete begegnete ihr Blick den von Yashaí. Sie verstand sie. In diesem Moment war Nana so dankbar oder die braune Fähe. Sie würde auf ihren Bruder aufpassen und auch wenn sie sich kaum kannte, konnte die Schwarze offenbar auf sie zählen. Es fiel ihr sehr schwer, aber vielleicht sollte sie bei nächst bietender Gelegenheit mit Yashaí reden, es wäre wahrscheinlich nicht verkehrt Hilfe im Kampf gegen Devakis Schuldgefühle zu haben.

Ihr Herz krampfe schmerzlich zusammen, als die drei Wölfe sich auf den Weg machten. Darion, Yashaí und Devaki. Doch der Schwarze, der mit gesengten Kopf hinterherging war nicht ihr Bruder, er war ein Schatten des Wolfes den Nana kannte. Sie konnte diesen Anblick nicht ertragen und da sie niemand beobachtete konnte sie sich einen Moment der Schwäche zugestehen. Sie wand ihren Kopf ab, starrte mit schweren Liedern auf Chezas kalten toten Körper und mit voller Wucht wurde ihr eines klar. Das hätte auch sie selbst sein können. Nana hatte immer an Schicksal geglaubt, auch wenn sie sich oft verraten gefühlt hatte. War dies ihr Weg? Ihr Schicksal? Musste sie überleben, um für ihren Bruder stark zu sein? War das ihre Aufgabe im Leben, egal wie steinig es werden würde? Was würde passieren, wenn sie mehr Wölfe tot auffinden würden? Ihr Bruder würde vor ihren Augen verbrechen, endgültig. Wie sollte sie das nur verhindern? Wie sollte sie ihn nur schützen?

Sie trat einige Schritte vor und senkte bewusste den Kopf. Ihre Nase strich hauchzart über Chezas Fell, als wäre sie eine Feder im Wind. Sie atmete den Geruch, der schon lange fort war. Vor ihr blitzten Bilder auf. Cheza mit den Welpen, freundlich, hilfsbereit.

"Ich werde ihn beschützen, sie alle, das verspreche ich dir!"

Sie hob den Kopf, ein letzter Blick. Ihre Pfoten kratzten tiefer ins Eis unter ihren Pfoten. Erst jetzt fielen ihr die vielen Verletzungen auf. Sie hatte zunächst gedacht, es wäre Cheza so wie ihr ergangen und ihr Körper wäre durch die Eisschollen zu Schaden gekommen, doch jetzt erst merkte sie, es waren eindeutig Bissspuren. Ihre Ohren zuckten. Wer hatte ihr das angetan? War sie vielleicht gar nicht ertrunken? Letztendlich war es wahrscheinlich egal, sie konnten sie nicht mehr zurückholen. Nasiha legte sich neben Cheza. Sie hatte alle aus ihrem Blickfeld verloren und würde wie versprochen warten. Sie fühlte sich unwohl und fremd, aber sie würde aushalten.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Shila - 02.07.2018

In dem Moment, indem Namíd sich zur Verabschiedung Shila zu wandte und ihr den Fang in den Hals stupste, fing Mikasi an zu strampeln. Er murmelte etwas - Namíds warme Zunge fuhr ihr über den Fang - Mikasi strampelte und Shila bekam einen Tritt von ihm in die Rippen - während Namíd den Kopf von ihr weg zog und ein letzter warmer Atemzug die Feuchte Nase der jungen Fähe streifte.
Dann nahm er den Zweig ins Maul, gab eine letzte Anweisung, und ging fort - verwischte sorgfältig die Spuren hinter sich.
Es war Shilas Idee gewesen, dass ihr Bruder die Anderen suchen sollte. Und trotzdem spürte sie sofort eine Leere, die kälter war als der Schnee auf dem sie lag. Er ging - und es fühlte sich so furchtbar an.
'Pass auf dich auf und komm ganz schnell wieder. Ich brauche dich! Komm einfach heil wieder.'
Ihr Blick hing noch lange an der Stelle, an der er verschwand, fest. Shila merkte nicht, wie der Fuchs verzweifelt eine Botschaft überbringen wollte. Sie spürte auch nicht die Blicke des Kleinen, der zwischen ihr und Véraire hin und her ging. Sie sah einfach ihrem Bruder zu, wie er ging. Ein furchtbares Gefühl durchströmte sie dabei, aber sie konnte es nicht in Worte fassen. Sie wusste nicht, ob es eine böse Vorahnung war oder einfach nur eine blöde Sorge. Es war ihr in letzter Zeit öfter so ergangen: Das sie nur schwarz sah und sofort das schlimmste aus malte. Wie ein Anflug von Panik. Und es ärgerte sie ungemein - sie wollte doch so gerne wieder unbeschwert mit Namíd toben - oder mit Liath um die Wette laufen. Aber all die schönene Seiten des Lebens blieben ihr verwährt. Jeder kurze Anflug von Freude brachte kurz darauf eine erneute Hiobsbotschaft. Endlich fand sie ihre Brüder wieder, da ließen sie Mikasi im Stich.
'Nun kommt Mikasi zurück und Namíd geht....
 Nein! So ist es nicht! Hör auf!
Hör auf!
Denk nicht so etwas schreckliches! Es wird alles gut!'

Innerlich bekämpfte sie ihre Angst und aufkommende Panik. Sie schämte sich zu sehr es aus zu sprechen. Sie wollte kein Wolf sein, dem ständig Angst und Bange war. Und erst recht nicht wollte sie, dass andere ihr das ansahen - oder gar denken konnten, dass es ihr so erging.
Endlich drang Véraires Stimme zu ihr durch. Langsam reagierte sie - ihre Ohren zuckten in seine Richtung. Sie hatte zwar alles irgendwie aufgeschnappt, aber sie war viel zu sehr in ihren Sorgen gefangen, so dass erst jetzt verarbeitetet wurde, was zuvor gesagt wurde. Namíds Worte, als er ging...
'Natürlich rufen wir, aber du bitte auch!'
Antwortete sie ihm, so wie Véraire es auch getan hatte.
Und dann sah sie zu dem Rüden. Sie schüttelte kaum merkbar den Kopf und fing zögerlich an zu sprechen.
"Nein, ich wüsste nichts. Ich meine, Mikasi braucht uns jetzt. Und ich lasse ihn kein zweites Mal im Stich!"

Shilas Stimme wurde immer fester. Dann sah sie zu dem weißen Fuchs.
"Hörst du? Du bist hier sicher, wir passen auf dich auf. Und egal was ist, ich werde dich mitschleppen! Ich lasse dich nicht zurück, versprochen!"

Sie sah den Fuchs noch eine Weile an und dann blickte sie zu Véraire.
"Was hat Mikasi eben gesagt? Ich habe es nicht ganz verstanden. Er ist den Tieren entwischt?"

Shila sah Véraire fragend an. Ihr Blick war voller Sorge - ganz verstecken konnte sie es eben nicht.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Mikasi - 05.07.2018

Mikasi wurde langsam richtig verzweifelt vor Sorge. Die zwei schienen ihn nicht zu verstehen. Véraire versucte ihn nur zu beruhigen und Shila schien, in ihren eigenen Gedanken versunken, gar nicht mitzubekommen das er etwas gesagt hatte. Kapierten sie es denn nicht? Diese Tiere würde Jagd auf sie machen und hätte Mikasi keine hilfe gehabt, wäre er jetzt vermutlich tot.
Wieso mussten sie Namíd ausgerechnet alleine gehen lassen. Erkannten sie denn nicht in welcher Gefahr er ganz alleine dort draußen schwebte? Genau auf solche Gelegenheiten warteten sie, diese bösartigen Tiere … Auf einen dunklen wolf, der ganz alleine war.

„Wieso … Namíd?“

Mikasi konnte einfach nicht verstehen wieso keiner der beiden mitgegangen war. Doch als Shila sich auch wieder einschaltete und ihm diese liebevollen Worte ins Ohr flüsterte wurde warm ums Herz. Obwohl er kein Wolf war sahen sie ihn wohl doch als eine Art Rudelmitglied an. Mikasi selbst hätte nie im Leben gedacht, dass er einmal in einem Wolfsrudel leben würde und es ihm sogar noch gefallen würde. Er hatte andere um sich die ihm halfen und er hätte sich nie erträumen können wie toll es war, wenn man mit anderen zusammen war und sich gegenseitig helfen konnte. Vor allem in dieser Situation war er unglaublich dankbar dafür, dass er auf diese Rudel gestoßen war.
Aber nachdem sie sich so gut um ihn kümmerten musste Mikasi nun endlich etwas unternehmen um Namíd davon abzuhalten in sein verderben zu rennen. Er war sich zwar nicht sicher, ob die Tiere noch da draußen waren oder wie weit er von ihnen weggelaufen war, aber er war sicher sie würden seiner Spur folgen und irgendwann entweder Namíd oder sie drei die hier so hilflos auf dem Boden lagen finden.

„Pass auf dich auf!“


Er versuchte es ihm so laut wie möglich nachzuschreien, wusste aber nicht ob Namíd es auch noch hörte. Er hoffte es und er hoffte, dass er und auch die anderen drei bald heil wieder zurückkommen würden.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Laines - 05.07.2018

Man hätte Laines verkniffenen Gesichtsausdruck glatt für eine ungewöhnlich mitfühlende Trauermiene halten können. Aber sie galt gewiss nicht dem toten Wolf, den er nicht wirklich gekannt hatte, und dem keine Trauer auf der ganzen Welt mehr etwas nützte. Er fühlte sich unwohl, unsicher und wusste nicht, was in so einer Situation das Richtige war. Es gefiel ihm nicht, dass seine Rudelgefährten traurig sein mussten. Er nahm es ihnen nicht übel, sie konnten nichts dafür, trotzdem hätte er jetzt am liebsten jemanden gehabt, den er für diese unangenehme Situation schuldig machen konnte. Dann hätte er wenigstens gewusst, was er tun konnte.
Er sah Dannsair mit zurückgedrehten Ohren an und als der sich fragte, was seinen Bruder wohl getötet hatte, wandte Laines ganz automatisch den Kopf zurück. Er starrte den toten Wolf an und meinte Stellen in dem steifen Pelz zu erkennen, die nach kleinen Bisswunden aussahen. Ein schauer lief ihm über den Rücken.

„Nichts Gutes.“

Der Schwarze wollte sich ebenso wie Dannsair umwenden – er war wirklich froh, dass er nicht widersprochen hatte – doch sein Blick blieb vorher noch auf Liath hängen. ‘Wir sind ein trauriger Haufen.‘ hörte er, während er zusah wie sich Liath vor dem toten Wolf in den Schnee legte und einfach Danke sagte. Irgendetwas bewegte das in ihm, aber er konnte nicht sagen was und warum. Eigentlich war es ziemlich närrisch. Dubh hörte ihn nicht mehr.
Laines blies langsam seinen Atem durch die Nase und die frostige Luft ließ ihn sichtbar werden. Er wartete, bis auch Liath wieder zu ihnen hinüber kam und fühlte erneut matte Erleichterung darüber, dass sich beide so einfach wieder von Dubh abwenden konnten. Er drehte sich um und steuerte die Richtung an, aus der sie gekommen waren. Hungrig war er nicht mehr.

Seine Ohren zuckten, als Liath nach einer Weile das Wort erhob und wieder zogen sich seine Brauen näher zusammen. Was konnte, sollte man darauf antworten? Er war kein Optimist. Das war Dannsairs Job. Gleichzeitig war Optimismus im Moment etwas, das er von keinem verlangen konnte. Nicht, dass er das als Pessimist eh jemals tat. Irgendwo wusste er nur, dass es besser wäre, wenn Liath wenigstens weiter an der Hoffnung festhalten konnte, dass er seinen Vater und die anderen wiedersehen würde.

„Dubhs Tod hat nichts damit zu tun, was unserem Rudel passiert ist. Wir alle haben den Sturz in den Fluss überlebt, also können es die anderen genau so überlebt haben. Und wenn sie wie wir zusammengeblieben sind und keiner allein losgezogen ist, dann müssen sie auch weniger Gefahren fürchten und sind stärker.“

Das war logisch, nicht? Bei allen Wölfen, hoffentlich stolperten sie nicht auch noch über Rylais Leiche. Er wollte gar nicht weiter an die Jungwölfin denken, die sich einfach von ihrer Gruppe getrennt hatte.

„Wir sollten auf jeden Fall schnell zum Rest zurück und dann zusammen bleiben. Was ihn angegriffen hat, scheint nicht groß gewesen zu sein.“


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Devaki - 06.07.2018

Es hatte selten Momente in seinem Leben gegeben, in denen er sich hilflos gefühlt hatte. Devaki gehörte zu denen, die immer genau zu wissen schienen, was zu tun war. Selbst wenn sie es nicht wussten, so wirkten sie doch ruhig und genau so, als hätten sie die Situation im Griff und würden einen Ausweg finden – egal, wie dieser am Ende auch aussehen musste. Jetzt aber wusste er keinen Ausweg. Er wusste nicht, wie es weitergehen sollte, er wusste nicht einmal, wie sie eine geeignete Stelle finden sollten, um Cheza zur Ruhe zu betten. Devaki war planloser und hilfloser, als er sich je zuvor gefühlt hatte. Umso dankbarer war der Schwarze Yashaí und Darion, auch wenn er das in diesem Moment nicht zum Ausdruck bringen konnte. Er konnte ohnehin wenig zum Ausdruck bringen, abgesehen von einem Wechsel aus geistesabwesendem Nicken und einigen Bewegungen seiner Ohren, die sich vor allem darauf beschränkten an den Hinterkopf angelegt zu werden.

„Fuchs, hm... das könnte passen...“


Das Murmeln war leise, als er sich wieder in Bewegung setzte und sich ungeachtet dessen, dass er keine Ahnung hatte, wohin es gehen sollte, an Darion vorbeischob. Auf Yashaís Mutmacher reagierte er nur nickend und zeigte mit keiner weiteren Regung, ob ihre Worte ihn wirklich erreicht hatten – oder ob er lediglich zur Kenntnis genommen hatte, dass sie ihn angesprochen hatte. Erst nach einigen Metern und Darions Frage blieb er stehen und wandte sich zu den beiden um. Sein Blick blieb für einige lange Sekunden auf Darion hängen. Der junge Rüde hatte nicht nur wenig Ahnung vom Leben als Wolf, es kam Devaki vor, als hätte er generell wenig Ahnung vom Leben selbst, ganz so als ob er ein kleiner Welpe wäre, der gerade seine Mutter verloren hatte und nun noch einmal von vorn erzogen werden musste. Der schwarze Wolf schob die aufkeimenden Gedanken an Verluste beiseite und versuchte sich zu fangen. In seiner Brust pulsierte es schmerzhaft und sein Kopf begann sich mit einem dumpfen Pochen hinter seiner Stirn dagegen zu protestieren, dass er den Verlust und seine Gefühle beiseiteschieben wollte. Doch Devaki ignorierte sie, ganz so wie er Darions Frage nach den gefährlichen Füchsen ignorierte.

„Wie weit ist es noch? Wir sollten uns beeilen mit... Wir sollten nicht zu lange hier verweilen.“

Er vermied es, ihren Namen laut auszusprechen, denn Devaki kam es vor, als würde es der Schuld und den anderen Dingen, die er eben noch so mühsam in seinem Inneren zur Seite geschoben hatte, wieder Tür und Tor öffnen. Dennoch klang er bei seinen Worten bei weitem nicht, wie der Leitwolf, der er einst gewesen war.