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19 | Verfluchtes Schwarz - Druckversion

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RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Yashaí - 14.03.2018

Sie zuckte verständnisvoll mit den Ohren, vermied es aber, jemanden der anderen direkt anzusehen. Die Hilflosigkeit lastete schwer auf ihrem Gemüt, doch sie wusste, dass es nichts zu tun gab – nichts jedenfalls, was seelische Hilfe gebracht hätte in diesem schweren Moment. All die Hoffnung, die sie aufgebaut hatten schien verpufft. Yashaí war nicht bereit, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass ihre Suche nach dem Rudel der beiden Schwarzen an jeder Etappe diese Ernüchterung bringen würde, aber sie ahnte, dass insbesondere Devaki bereits wieder alles aufgegeben hatte. Er rechnete nicht mehr mit lebenden Gesichtern, die sich über ein Wiedersehen freuten. Er wollte bloß noch seine Schuld zumindest annähernd begleichen und sie finden, bevor die Witterung auch das letzte Andenken an sie zerfressen hatte. Die Bunte wusste auch, dass es nichts geben würde, was Devaki von dieser Schuld entlasten würde, die er sich selbst gab. Er musste lernen, sie zu akzeptieren und damit zu leben, ohne daran zugrunde zu gehen. Dass das ging, wusste sie ebenfalls. Ihn allerdings davon zu überzeugen, schien ihr gerade wie ein Ding der Unmöglichkeit. Kurz streifte ihr Blich Nasiha, die ebenso schwer getroffen war und trotzdem noch die Kraft gefunden hatte, sich ihrem Bruder – seiner vermeintlichen Schuld – entgegenzustellen. Sie empfand tiefsten Respekt dafür und war gewillt, ihr zur Seite zu stehen, wenn die Zeit gekommen war. Jetzt erstmal galt es, Cheza an einen sicheren Ort zu bringen, an dem sie Ruhe fand und der Trauer nachzugeben. Denn Cheza hatte es mit Sicherheit verdient, dass man um sie trauerte.

Als Devaki den nächsten Vorschlag brachte, dämmerte es ihr. Sie hob den Kopf und ließ den Blick schweifen, schaffte es aber nicht mehr, den genauen Ort auszumachen, an dem sie die Witterung gefunden hatten – visuell jedenfalls nicht. Sie seufzte lautlos, um Kraft zu sammeln, den Fang zu öffnen. Auch, wenn es nicht direkt ihr Verlust war, wusste sie nur zu genau, wie es sich anfühlte, Familie zu verlieren.

„Wir haben eben eine alte Fährte gefunden, die vermutlich einem Fuchs gehört. Vielleicht haben wir ja Glück und sie führt uns zu einem geeigneten Plätzchen.“, setzte sie die anderen in Kenntnis und blickte schließlich zu Darion. „Weißt du noch, wo in etwa das war?“

Der junge Wolf schien mit alle dem etwas überfordert und unüberlegt. Sie konnte es ihm nur schlecht verübeln, aber ein wenig Feingefühl (und wenn es nur betroffenes Schweigen gewesen wäre) hatte sie sich dennoch erhofft. Umso gelegener kam ihr diese Möglichkeit, den Jungspund ein wenig abzulenken und zu beschäftigen – gleichzeitig brachte es sie ja auch weiter. Blieb nur zu hoffen, dass er darauf ansprang.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Darion - 16.03.2018

Darion war froh, dass er seinen Vorschlag, die Tote in den Fluss zu werfen, nicht geäußert hatte. Die Vorstellung, dass Cheza Luna wieder dem Fluss, der sie das Leben gekostet hatte, ausgeliefert werden könnte, war für Devaki offensichtlich unerträglich.
Das Devaki auf seinen Einwand leicht verärgert reagierte, nahm er ihm angesichts dessen offensichtlicher Trauer nicht übel. Natürlich verließ sich ein Wolf in der Regel auf seine Nase, wenn er etwas suchte. Nur hatten Höhlen soweit er wusste keinen spezifischen Eigengeruch, sie waren ja genau genommen gar nichts, nur dass sich das Nichts an einer Stelle befand, wo sich normalerweise Erde oder Fels hätte befinden sollen. Die Idee, der Fährte eines Tieres zu folgen in der Hoffnung, dessen Bau zu finden, war ihm jedoch nicht gekommen. Da merkte man dann doch deutlich, dass es ihm noch an Erfahrung mangelte.
Gerade wollte er auf die Fährte, die sie entdeckt hatten, hinweisen, als Yashí ihm zuvor kam und ihn danach fragte.

"Ja, das war dahinten", meinte er und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Diesmal brauchte er keine weitere Aufforderung, sondern setzte sich sofort in Bewegung. Er folgte dabei seiner eigenen Fährte, die ihn ja wieder dahin zurück führen musste, wo sie auf die Fuchsfährte gestoßen waren. Es beruhigte ihn, etwas Sinnvolles tun zu können, nachdem er sich zuvor so hilflos gefühlt hatte.
Als er ein paar Schritte gelaufen war, schaute er jedoch noch einmal zurück.

"Kommst ihr mit?", fragte er.

Er meinte damit vor allem Yashaí, da er vermutete, dass die anderen beiden ihre tote Bekannte noch nicht alleine lassen wollten. Jedoch wollte er auch nicht den Eindruck erwecken, dass er die anderen nicht dabei haben wollte. Daher richtete er seine Frage an alle.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Liath - 30.03.2018

Er hatte ehrlich gesagt gar nicht darüber nachgedacht, wieso auf einmal mehrere Karibus einfach so starben. Als Laines diesbezüglich nachhakte, runzelte Liath die Stirn. Er erinnerte sich, dass dem Aas Pumageruch angehaftet hatte, aber ob die auch die Todesursache der Hirsche gewesen waren, wusste er nicht. Aber das war ja auch ganz woanders gewesen.

„An einer Stelle, aber ertrunken waren sie nicht, der Fluss war richtig weit weg“, erklärte er seinem Onkel. „Sie rochen ein bisschen nach Puma.“

Das sagte er bereits über die Schulter gewandt, denn Laines war stehen geblieben, während Dannsair und er sich den Schneehaufen näherten. So ein paar tote Karibus würden ihnen jetzt echt gelegen kommen, egal woran sie nun verendet waren. Ein totes Karibu war besser als ein lebendes, das sich ohne Scheu gegen sie stellte, wenn sie es einfach nur jagen wollten.
Was auch immer unter dem Schnee lag, konnte noch nicht lange tot sein, denn es roch nicht. Vielleicht lag es an der Kälte, vielleicht an der Dicke der Schneeschicht, aber es dauerte lange, bis Liath überhaupt einen Geruch wahrnahm. Ein Karibu war das nicht. Er blieb dabei, Schnee mit der Pfote beiseite zu schieben, weil Laines' Hinweis, vorsichtig zu sein, ihn zu misstrauisch gemacht hatte, um seine Nase zu riskieren.

Es dauerte einige Zeit, ehe sie endlich etwas erkennen konnten, Dannsair legte dunkles, strähniges Fell frei. Liath erreichte an seiner Stelle kurz darauf ebenfalls den Körper und hörte auf zu buddeln. Als hätten sie den Geruch des Tiers befreit, stieg er nun langsam in Liaths Nase und ließ ihn die Ohren zurückdrehen. Sie hatten einen Wolf gefunden, kein Karibu. Einen schwarzen Wolf. Der Geruch war ihm nicht unvertraut, aber er konnte ihn nicht so richtig zuordnen, weil der Tod ihn verfärbt hatte. Es war als hätte sich dieser universelle Geruch von Tod einfach mit dem vertrauten Eigengeruch des Wolfs vermischt und machte ihn nun unkenntlich. Liaths Herz klopfte heftig, aber er trat nicht wieder nach vorn, um weiter zu graben. Anders als Dannsair. Bei einem hilfesuchenden Blick zu seinem Onkel sah er, dass auch er wusste, was sie da gefunden hatten, aber er grub mit versteinerter Miene weiter. Dannsair hatte schon mal so ausgesehen, ein einziges Mal. Nachdem Yoruba gestorben war, hatte er auch so geguckt; so fremd und abwesend und gleichzeitig unheimlich präsent. Er sah dann nicht mehr aus wie er. Liaths Blick wechselte zurück zu dem Wolf im Schnee, dessen Gesicht langsam erkennbar wurde. Und dann schaltete er und erkannte das Bild aus fremd-vertrautem Geruch, tiefschwarzen Fellsträhnen und Gesicht.

„Oh … oh nein“, flüsterte er und wich noch einen Schritt zurück. Auch Dannsair ging auf Abstand, das nahm er aus dem Augenwinkel wahr – sein Blick jedoch war wie gefesselt. Dubh war tot. Der große, ruhige Dubh, der mit Namíd und ihm von Hunger zerfressen durch die Wälder gezogen war. Der mit ihnen darüber gesprochen hatte, ob sie sich mochten und den Namíd daraufhin offiziell in ihre Familie aufgenommen hatte. Der ihnen die Hütte gezeigt hatte und von seinem Erkundungsgang nie zurückgekehrt war. Namíd hatte noch vermutet, Dubh hätte sie im Inneren der Hütte eingesperrt. Liath schluckte und trat mit eingezogener Rute nun doch einen Schritt auf den Körper zu. Dann noch einen, und noch einen. Es war anders als mit Mama damals, ganz anders. Es hatte einen Abschied gegeben, auch wenn er damals nicht verstanden hatte, was das bedeutete. Dubh war nicht Devaki und er fühlte sich schlecht, weil er erleichtert war deshalb. Aber er war nicht nur deshalb traurig. Obwohl er den schwarzen Rüden nicht so sehr vermisst hatte, erschreckte ihn sein Ende, denn Dubh war endlos gewesen. Jemand, der allein zurecht kam und um den man sich keine Sorgen machen musste. Wenn Dubh hier draußen einfach so sterben konnte, musste er um seine Familie noch sehr viel mehr Angst haben.

Er trat nun so dicht an ihn heran, dass er beim Senken des Kopfes das Fell zwischen den kalten Ohren berühren konnte. Bedrückt schloss er kurz die Augen und atmete den seltsamen Geruch nach Dubh und Tod ein, ehe er wieder zurücktrat und erstmals wieder einen Blick zu Dannsair riskierte. Es gab nichts, das er sagen konnte, genau wie damals bei Yoruba. Also schwieg er und betrachtete schließlich wieder Dubh, als könnte er ihn so wieder aufwecken, damit Dannsair und er ihm vielleicht doch noch einen echten Abschied abringen konnten.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Laines - 30.03.2018

Puma. Huh. Okay. Ein bisschen seltsam, dass ein Puma einfach Beute liegen lassen sollte und dann auch noch mehrere Tiere auf einmal erlegte, aber … Was war in diesem Wald schon normal. Wie auch immer.
Mit krausgezogener Stirn beobachtete Laines also weiter, was Dannsair und Liath dort anstellten. Was unter dem Schneehaufen zum Vorschein kommen würde. Da sie beide schon am buddeln waren, beschloss der Schwarze, dass er da nicht auch noch mitmischen musste und zog einen langsamen Kreis um seine zwei Gefährten herum. Mal sah er aufmerksam von ihnen weg in den Wald hinein, dann musterte er wieder kritisch, was Liath und Dannsair allmählich freilegten.
Die Ohren des Schwarzen drehten sich mehr und mehr zurück, je stärker ihn eine Vorahnung bedrückte. Irgendwas hatte sich schon falsch angefühlt, als sie den Hügel entdeckt hatten. Aus der Vorahnung entwickelte sich Gewissheit, als sich Dannsairs und Liaths Haltungen änderten. Und ihre Gesichtsausdrücke angespannt und still wurden. Während Laines auf das schwarze Fell starrte, spürte er ein dumpfes Gefühl in seiner Magengegend, das ihm in die Kehle drückte. Er machte ein paar Schritte zurück und schluckte umständlich, um die unwillkürliche Übelkeit wieder los zu werden. Ein Bild flackerte kurz vor seinen Augen, schwarzes Fell getränkt in Blut. Er wandte den Blick ab und schüttelte kurz den Kopf, wie um es zu vertreiben. Als er Liaths Stimme hörte sah er wieder hin und von dem toten Wolf zurück zu Dannsair und dem Jungwolf. Beide waren zurückgetreten und trugen steinerne Minen. Laines brauchte am Längsten, um den Wolf zu erkennen. Er war ihm zu Lebzeiten am wenigsten vertraut gewesen und so erinnerte er sich auch an seinen Geruch nicht mehr genau. Zuerst fragte er sich, ob die beiden einfach nur aufgrund dessen so geschockt reagierten, weil es nun einmal ein Wolf war. Aber er ahnte irgendwo, dass der Tote ihnen bekannt sein musste. Der große Rüde sah ihn wieder an. Er wurde zum Glück von weiteren Flashbacks verschont und konnte die starren Züge so etwas besser studieren. Das … war Dannsairs Bruder, oder? Er atmete etwas gepresst aus. Unterdrückte einen Anflug von Ärger. Er war kein empathischer Wolf. Aber ein bisschen musste sich daran etwas geändert haben, denn er fühlte sich tatsächlich schlecht, dass sein erster Gedanke gleich dahin ging, dass sie auf diese Entdeckung jetzt echt hätten verzichten können. Als ob der tote Wolf geplant hätte hier an dieser Stelle zu sterben, um so Dannsair und Liath zu traumatisieren und ihnen alles nur noch schwerer zu machen. Um ihn persönlich hilflos zu machen. Weil er nicht wusste, wie er jetzt mit den Lebenden umgehen sollte, die traurig waren. Mit Toten umzugehen – oder nicht umzugehen, war einfach. Sie hatten keine Gefühle mehr. Nichts, was sie mehr kümmerte. Es war egal. Der Tod bedeutete nur den Zurückgebliebenen etwas. Meistens war das Schmerz. Schmerz, den er jetzt nicht nachempfinden konnte und deshalb unbeholfen machte.
Laines ging weiter im Bogen um den toten Wolf (D … Dub? So hatte er geheißen, oder?) herum, bis er mit Dannsair auf einer Höhe war. Liath war wieder zu dem Kadaver zurückgegangen und sah ein bisschen so aus, als hoffte er ihn doch noch wiedererwecken zu können. Laines zuckte unruhig mit den Ohren hin und her, bis sie sich wieder zurück drehten.

„Lasst uns zurück gehen“, sagte er schließlich und hatte sogleich das Gefühl, dass er noch ein paar Minuten länger hätte schweigen sollen.

„Tut mir Leid, schob er hinterher. Irgendetwas musste er schließlich dazu sagen. Beileid war angemessen, oder nicht? Vielleicht fühlte er es sogar ein bisschen, neben all dem Unbehagen.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Nasiha - 05.04.2018

Der Fluss. Einen kurzen Moment sah sie die reißenden Wassermassen vor ihren Augen, bevor Devaskis Stimme sie wieder in die Gegenwart riss. Nein Cheza dürfte auf gar keinen Fall in Flussnähe ihre letzte Ruhestätte finden. Egal was es kosten würde, sie mussten einen besseren Ehrenplatz finden, das waren sie ihr schuldig. Ein kurzer Blick ihren Bruder und Nana war sich bewusst, auch er dachte genauso wie sie selbst, zumindest in diesem einen Punkt. Sie schloss kurz ihre Augen und dachte nach, doch Yashai kam ihren Überlegungen zuvor. Ein Fuchsbau. Sie hob ihren Kopf und warf der ruhigen mutigen Fähe einen dankbaren Blick zu. Sie bewies sehr viel Feingefühl, auch wenn sie Cheza nicht einmal gekannt hatte. Darion schien mit der ganzen Situation nicht wirklich klar zu kommen, aber was wusste sie schon von dem Rüden, vielleicht hatte er auch noch nie eine tote Artgenossin gesehen? Ihre Gedanken waren aber zu sehr durcheinander, als das sie sich damit jetzt hätte auseinandersetzen wollen.

Der junge Rüde hatte aber offenbar ein gutes Gespür und wusste noch, wo sich die Fuchsfährte befand. Nanas Herz bebte. Hoffentlich würden sie etwas finden. Sie schaute zu Yasa und Darion, dann auf ihren Bruder und fasste einen Entschluss. Einen Schritt und sie war ihrem Bruder nah, auch wenn sie gerade wahrscheinlich herzzerreißend viele unerträgliche Gedanken trennten. Ihr Fang strich langsam an seiner Flanke entlang und sie atmete tief den vertrauen Duft.

"Geh, suchte einen geeigneten Platz für unsere Cheza...."

Nana würde niemals zulassen ihn hier, auch wenn es nur kurz war allein zu lassen, niemals. Sie wusste genau, wohin seine Gedanken dann führen würden.

"Du bist ihr Alphatier, finde eine Ruhestätte für sie."

Ihre Stimme war leise, fast nur für seine Ohren bestimmt, vertraut und warm, wenn auch leicht zitternd.

"Ich werde bei ihr sein und sie beschützen, versprochen."

Ihn mit einer Aufgabe zu betreuen erschien ihr als einzige Möglichkeit für eine minimale Ablenkung, auch wenn diese Aufgabe grausam war, so sah er es doch in seiner Pflicht und in diesem Augenblick konnte sie das sogar verstehen.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Devaki - 01.05.2018

Es fiel ihm schwer gleichzeitig beides von Cheza abzuwenden – Blick und Gedanken. Wie gerne wäre er einfach noch einige Momente bei ihr sitzen geblieben, ohne die anderen. Hätte ihr Dinge ins Ohr geflüstert: wie gern er sie gehabt hatte, welche Stütze sie bei der Aufzucht seiner Welpen gewesen war und was für eine stolze Wölfin sie gewesen war. Er hätte sie gebeten, Siyi zu grüßen, wenn sie ihr im Land Wulffs begegnen würde – ebenso wie seinen Vater Wolfstatz, seine Mutter Saja und all die anderen Wölfe, die er auf seinem Lebensweg verloren hatte. Doch Deva wusste auch, dass er sich die anderen nicht einfach wegwünschen konnte und dass es nicht richtig gewesen wäre, hier zu verweilen. Also nickte er stumm, als Nana an ihm entlangstrich und versuchte, ihn mit der Berührung zu bewegen, mit den anderen zu gehen. Eine Antwort gab er ihr allerdings nicht. Es gab nichts mehr zu sagen. Nicht jetzt, nicht für ihn. Der Schwarze warf noch einmal einen Blick auf die tote Fähe, schloss für einen Moment die Augen und sprach im Kopf eine stumme Entschuldigung. Dann hob er die Lider wieder, wandte sich um und folgte blind Yashaí und Darion. Devaki hatte kaum zugehört, was sie über eine Fährte erzählt hatten. Doch er schenkte ihnen so viel Vertrauen, dass sie schon einen geeigneten Platz finden würden. Zumindest der braunen Fähe traute er so viel Verstand zu, bei Darion war er sich noch immer nicht sicher, wie weit der wölfische Verstand von seinem bisherigen Leben beeinflusst worden war.

Selbst nach Fährten und Höhlen Ausschau zu halten fiel ihm derweil schwer. Devaki versuchte so normal wie möglich zu laufen, die Gedanken, die Zweifel und die Schuld weit weg zu schieben. Doch er schaffte es nicht immer. Wenn er sie heranließ, wurde sein Blick kurz leer und seine Ohren neigten sich – wenn auch nur minimal – seinem Hinterkopf entgegen. Wie sollten sie weitermachen? Was würden sie noch finden? Wie viele Verluste konnte er ertragen, bevor ihm das Herz endgültig brach? Wie viele? Wie viele Leben hatten seine Fehler wohl gekostet? Der ehemalige Leitwolf musste einen traurigen Anblick abgeben, das Fell von seinen eigenen und Nanas Tränen zerzaust, Augen, die wahllos auf einige Stellen im Schnee gerichtet waren, diesen aber gar nicht richtig erblickten. Worte aus der Vergangenheit hallten in seinem Kopf wieder, Szenen von längst vergangenen Tagen und erst kürzlich erlebten Minuten schwirrten durch seine Gedanken und plötzlich, nachdem sie sich schon einige Wolfslängen vom Flussufer entfernt hatten, blieb er stehen.

„Moment... sagtet ihr, eine alte Fuchsfährte?“

Er kam sich ein wenig dumm vor. Wie ein naiver, dämlicher Wolf, dem man etwas sagte, der aber erst Minuten später richtig darauf reagieren konnte – weil sein Kopf so lange gebraucht hatte, um das Gesagte zu verarbeiten. Aber was sollte er machen? Es war zu viel. Viel zu viel, was sich in ihm abspielte. So eine Gewalt an Gefühlen war seit Jahren nicht über ihm hereingebrochen und nun musste er mit der Mischung zurechtkommen, auch wenn sie schwer zu verdauen war.

„An Chezas Körper gab es Bissspuren. Sie könnten durchaus von einem Fuchs stammen.“


Nachdenklich blickte er zurück, dann wieder zu Yashaí und Darion. Vielleicht hatte es überhaupt nichts zu bedeuten. Vielleicht stand beides in keinem Zusammenhang. Aber es kam ihm seltsam vor. Und da er im Moment kaum zurechnungsfähig war, wollte er eventuelle Schlüsse lieber nicht allein ziehen.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Dannsair - 09.05.2018

Die Stille drückte auf seinen Ohren. Durchbrochen wurde sie nur von seinem eigenen Herzschlag, der sich so unanständig lebendig anfühlte und einem leisen Geräusch, das von Liath kam. Sein starrer Blick löste sich widerwillig, als sich der dunkle Körper von Laines in sein Bewusstsein schob und der Wolf etwas vorschlug, was ihm im ersten Moment nicht passen wollte. Dubh hier zurücklassen? Es fühlte ich nicht richtig an. Andererseits, was sollte er jetzt noch für ihn tun. Er legte die Ohren an und hob den Kopf ein wenig, um den Schwarzen anzusehen. Da wollte er gerade etwas erwidern, als Laines sich zu einer ungewohnten Gefühlsäußerung hinreißen ließ und Dannsair blieb stumm. Es überraschte ihn und dann wiederum kam er sich unfair vor, denn er hatte den Rüden durchaus als empathisches Wesen verstanden, auch wenn der das nicht immer (eher: fast nie) zeigen konnte. So nickte er also knapp, die Kiefer aufeinander gepresst, weil ihm nichts besseres dazu einfallen wollte. Er schluckte. “Was ihm wohl widerfahren ist“, dachte er laut und überlegte im nächsten Moment, dass er das vielleicht gar nicht so genau wissen wollte. Trotzdem glitt sein Blick zu Liath, der ihn wohl als letztes gesehen haben musste und er fragte sich, ob sein Schicksal anders ausgesehen hätte, wenn sein Bruder die jungen Wölfe nicht verlassen hätte. Aber wenn sie Dubh was in den Kopf gesetzt hatte – das musste man Dannsair ja nicht erzählen. Seine Lefze zuckte, irgendwann später sollte das wohl ein Lächeln werden, wenn der Gedanke an einen lebendigen Dubh ihm nicht mehr ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust bescherte. Ihm ging so viel durch den Kopf.
Da waren sie, vier schwarze Wölfe: einer tot, einer gefühlt seit gestern erst am Leben und zwei mitten drin irgendwo und trotzdem nicht klüger. “Wir sind ein trauriger Haufen“, stellte er genau so trostlos fest und schnaufte. Er wollte Dubh noch einmal berühren und ihn gleichzeitig nicht länger ansehen müssen, aber er drehte sich einfach weg und folgte dem Vorschlag von Laines auf einmal. Abschiede waren nicht so sein Ding, treffende Worte gab es nicht und seinem Bruder konnte er nicht mehr helfen. Diesmal hatte er immerhin die Gewissheit, was mit ihm geschehen war und dass er ihn nicht wiedersehen würde. Wenn ihm auch die Vorstellung lieber gewesen war, dass seine Eltern und Geschwister in ihrer Heimat glücklich und gesund waren und ab und zu an ihn dachten, als dieses Ende.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Mikasi - 11.05.2018

Mikasi spürte erst wie kalt ihm eigentlich war, als Shila sich zu ihm legte und zumindest eine Seite wärmte. Es wieder etwas Wärme zu spüren. Als Shila dann das Fleisch erwähnte und, dass die anderen Jagen wären, spürte Mikasi erst welchen Hunger er hatte. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er zuletzt etwas gegessen hatte. Doch bevor sein Magen einen laut von sich geben konnte wurde Mikasi von einem Schatten abgelenkt, der an ihm und Shila vorbeihuschte. Kurz zuckte er zusammen, merkte aber dann, dass es nur Véraire war, der …. wegging?! Aber wieso? Warum ging er denn jetzt ganz alleine? Mikasi wollte den Kopf heben und ihm nachschauen, aber da Shila so nah bei ihm lag kostete ihn das ziemliche Anstrengung und er lies es sein. Hoffentlich kam Véraire und vor allem die anderen mit dem Essen bald wieder zurück.
Je länger so neben Shilas wärmendem Fell lag, umso stärker spürte er die Kälte an seiner anderen Seite. Er versuchte es zu unterdrücken, schaffte es aber nicht ganz und fing leicht zu zittern an. Es wäre ihm lieber an eine windgeschütztere Stelle zu gehen, wo es nicht ganz so kalt ist, aber er wollte nicht aufstehen, war viel zu erschöpft dazu.
Endlich kam Véraire wieder zurück und legte sich zu Mikasis großem Glück an seine andere Seite. Jetzt wurde ihm langsam wohlig warm. Er wollte Véraire fragen, was er gemacht hatte, aber dieser hatte begonnen sein Fell abzulecken und Mikasi empfand es als sehr angenehm, weshalb er ihn doch nicht fragte. Schließlich ließen ihn die rhythmischen Bewegungen und die Wärme, die sich immer mehr ausbreitet, beruhigt einschlafen.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Shila - 16.05.2018

Ein furchtbar unwohles Gefühl durchströmte Shila. Die gesamte Situation war zwar im ersten Moment unglaublich schön: Der verloren geglaubte Mikasi war zurück gekehrt. Aber mit jedem Atemzug, den der bei Ihnen war, wurde Shila bewusst wie sehr schlecht es ihm ging. Ihr wurde vor allem bewusst, wie knapp es war. Als Véraire sich an die andere Seite von Mikasi legte, schlief er sogar an.
Die Stille, die eingekehrt war, machte die Situation nur noch erstickender.

"Er hat keine Kraft mehr. Er braucht Futter."

Sagte sie vor sich her. Verzweifelt sah sie zu ihrem Bruder auf, der Regungslos am Rand stand.
'Was ist los mit Dir? Du bist doch sonst immer voller Tatendrang.'

Aber Namíd schien eingefroren zu sein. So wie Mikasi. Und Véraire.
Endlich erwiderte Namíd ihren Blick. Zuvor hatte er mit einer Audruckslosen Mimik auf Mikasi gestarrt. Gefühlt eine Ewigkeit.

"Namíd, er braucht Futter! Vielleicht sind die anderen ganz in der Nähe und haben schon etwas erbeutet."

Er nickte nur. Bevor er sich den Zweig nahm, mit dem sie immer ihre Spuren vor dem Versteck verwischten, stupste er Shila noch sanft an dern Hals und schleckte ihr über die Schnauze.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Namíd - 18.06.2018

Mikasi.

Er war wieder da einfach so. Namíd erinnerte sich daran, gerade noch neben seiner Schwester gelegen zu haben, und gedöst zu haben. Diese schräge Flucht hatte ihn erschöpft, ihn ein wenig geängst und viele Fragen in seinem jungen Kopf hinterlassen – auch wenn er das alles niemals öffentlich zugeben würde. Er war sich sicher gewesen, dass sie den Fuchs nicht wiedersehen würden. Und wie Shila hatte er mit Enttäuschung und Verständnislosigkeit darauf reagiert, dass die anderen den Weißen, der doch der Freund von Laines und Dannsair und auch seiner Schwester geworden war, zurückgelassen hatte. Geopfert hatten sie ihn. Einfach so. Aber so hatte der Fuchs dafür gesorgt, dass alle anderen sicher entkommen waren. Sie waren ihm viel schuldig. Und jetzt auf einmal war der schwarze Welpe aufgesprungen und stand da, am anderen Ende der Höhle und starrte auf die fast bizarre Szene: den weißen Fuchs, der plötzlich wieder aufgetaucht war, dessen Fell aber Facetten von weiß über rosa bis dunkelrot zeigte, weil er offenbar verletzt war. Dann war da seine Schwester, die sich voller Sorge und ganz aufgelöst auf den Wiedergekehrten stürzte. Und dann war da Véraire, der Ruhe in alles hineinbrachte und sich neben den Fuchs legte. Und er selbst? Stand da und starrte auf alles und war wie gelähmt. Ob wegen des Blutes oder Mikasis plötzlicher Wiederkehr, er wusste es nicht. Seine Schwester schaffte es schließlich, ihn aus seiner Starre zu befreien. Namíd schüttelte den Kopf, als wolle er die Schwere in seinem Kopf und seinen Läufen abschütteln. Dann nickte er und lief schließlich zu den anderen. Der junge Rüde versuchte dabei nicht allzusehr zu humpeln, denn seine Verletzung machte ihm noch immer zu schaffen.

„Hey Mikasi. Alles wird gut. Halte durch, ich hole die anderen“, sagte er leise und wandte sich dann an die anderen beiden. Er nickte Véraire zu, stupste Shila sanft die Nase gegen den Hals und schleckte ihr schließlich zum Abschied noch über den Fang. Dann lief er los, schnappte sich den Zweig, der am Eingang der Höhle lag und drehte sich schließlich noch einmal um.

„Scheid vorschichtisch. Rufft unsch, wenn etwasch passchiert.“

Der junge Wolf war sich nicht ganz sicher, ob sie ihn verstanden, aber hatte keine Zeit zu warten. Mikasi brauchte Hilfe und dafür musste er die anderen finden. Namíd ignorierte den Schmerz in seinem Lauf so gut er konnte. Er achtete darauf, es nicht allzusehr zu belasten. Während des Laufens würde es schon besser werden. Immerhin hatte er eine Aufgabe, da konnte er sich nicht von einer lästigen Verletzung beeinträchtigen lassen. Namíd biss die Zähne zusammen, verwischte seine Spuren, warf den Zweig beiseite und flitzte dann los in die Richtung, in die die anderen hatten gehen wollen. Hoffentlich würde er sie rechtzeitig finden. Er musste einfach. Er musste.