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19 | Verfluchtes Schwarz - Druckversion

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RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Nasiha - 01.02.2018

Ihre Pfoten bebten, während sie Ihr Lied ganz allein für Cheza sang. Eine Freundin. Eine Wegbegleiterin, eine Hilfe, eine Stütze. Sie würde nie vergessen sein. Nasihas Herz war zersprungen und ein paar Mal stockte ihre klare Stimme in der kalten Luft. Doch dann ein Schatten. Sie senkte den Kopf ein Stück. Yashaí hatte sich ihr angeschlossen. Ton und Ton besang die eine Fähe, die sie nie mehr kennen lernen würde. Doch kurz bevor der letzte Ton verklang und ihr Herz keine Worte mehr hatte, hörte sie ihren Bruder. Leise nur, aber die hatte die Worte verstanden. Worte so grausam und eine Bestätigung ihrer Ängste. Ihr wundervoller ehrenhafter Bruder gab sich allein die Schuld. Die Schuld an etwas, das keiner von uns vorher sehen hatten können. Ein Schwall Angst kroch ihre Eingeweide hinauf. Machte sie starr und vernebelte ihren Kopf.

Abrupt endete ihr Lied. Sie drehte sich um ihren Bruder nun vollends anzustarren.
Ihren Augen schwammen in Tränen und sie fühlte sich so hilflos wie noch nie in ihrem Leben.

„Wie kannst du es wagen dir die Schuld zu geben? Dir allein? Welche Wahl hatten wir? Welche Wahl hattest du? Wir haben das alles gemeinsam beschlossen! Wir sind diesen Weg gemeinsam gegangen, wir alle, auch Cheza! Wenn überhaupt dann tragen wir alle die gleiche Schuld, wir sind ein Rudel! Wir gehören zusammen, immer!“

Ihre Stimme war zunächst noch gefährlich, aber mit jedem Wort wurde sie leiser, zersprang fast die eine Eisscholle die unter zu großem Druck stand. Ihre Augen waren für Devaki ein offenes Buch. Selten waren ihre Gefühle so nah auf der Oberfläche. Die Verzweiflung zu stark spürbar.

„Cheza war sich der Gefahr immer bewusst als wir das Revier verließen, wir alle waren das. Sie würde dich anknurren wenn sie jetzt hier wäre!“

Nana drehte den Kopf weg, weg von ihrem Bruder und genau in Yashaís Richtung. Sie wusste nicht, wohin mit ihren Gefühlen und sie konnte nicht mitansehen wie ihr Bruder sich selbst zugrunde richtete. Sie wollte stark sein, für ihn. Er brauchte sie doch. Aber konnte sie zulassen das er sich selbst verletzte? Die Antwort war ganz klar in ihrem Kopf. Nein. Sie würde nicht zulassen, dass er an seiner Trauer zusammen brach! Aber vorher musste sie etwas anderes tun, was sie ihrem Bruder doch ersparen wollte.

„Yashaí das ist Cheza Luna.“ Ein tiefes Luft holen und ein leidender Blick in ihre Richtung, „Sie war ein Sonnenschein und hat unser Rudel stets mit guten Ratschlägen und Hilfsbereitschaft bereichert. Du hättest sie sicher gemocht...“

Ein langer Blick auf den toten Körper der Fähe. Nana wurde bewusst, das auch sie hier hätte liegen können und jeder weitere Fund würde die Seele den schwarzen Rüden zerstören. Das Leben war grausam. Sie senkte den Kopf und inhalierte ein letztes Mal letzten verbliebenen Geruchsschatten, dann drehte sie sich bewusst um und trat einige Schritte zurück um sich zu sammeln.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Darion - 02.02.2018

Dass Yashaí seine Vermutungen bezüglich des Winters bestätigte, ließ Darion erneut darüber nachdenken, ob es wirklich die richtige Entscheidung gewesen war, die Menschen zu verlassen. Dort hatte es immer genügend Futter gegeben, unabhängig von der Jahreszeit. Aber andererseits wurde ihm langsam zu seinem eigenen Erstaunen klar, dass er sich bereits so sehr an die Freiheit gewöhnt hatte, dass er sie nur ungern wieder aufgeben würde. Und sich seine Beute auch im Winter selbst jagen zu müssen war wohl einfach der Preis für diese Freiheit. Dennoch beunruhigte ihn die Vorstellung, da er sich immer noch nicht sicher war, ob er dieser Herausforderung wirklich gewachsen war.

"Ich fürchte, das mit dem Jagen muss ich noch üben. Kaninchen und so kann ich natürlich selbst jagen, aber wenn sich im Winter die kleinen Beutetiere verstecken, hilft mir das nichts. Und mit größerer Beute habe ich noch gar keine Erfahrung."

Er konnte nur hoffen, dass die anderen genug Geduld haben würden, ihm zu zeigen, wie man mit größerer Beute fertig wurde, statt ihn einfach zu vertreiben, sobald ihnen klar wurde, dass er ihnen mehr Aufwand verursachte als er selbst zu ihrem kleinen Rudel beitragen konnte.

Doch ihm blieb keine Gelegenheit, darüber nachzudenken. Andächtig lauschte er, wie Nasiha heulte und Yashaí in das Lied einstimmte. Er war sich nicht sicher, ob von ihm erwartet wurde, ebenfalls mit den anderen zu heulen, doch er hatte den toten Wolf nicht gekannt und so hörte er lieber schweigend zu.
Währenddessen war er ohne es zu bemerken langsamer geworden und ein Stück hinter Yashaí zurückgefallen. Dennoch war er nahe genug gekommen, um den toten Wolf im Schnee zu erkennen und zu bemerken, dass es sich um eine Fähe handelte. Entsetzt blieb er stehen. Er hatte noch nie einen toten Wolf oder Hund gesehen. Natürlich war ihm klar, das Wölfe ebenso wie Hunde irgendwann starben. Aber bei Hunden fand dort in aller Regel in Abwesenheit von Artgenossen, meist beim Tierarzt, statt. Ihm war natürlich klar, dass es hier in der Natur anders war. Aber es war dann doch etwas ganz anderes, tatsächlich den leblosen Körper eines Artgenossen zu sehen und trotz der Kälte auch zu riechen, dass keinerlei Leben mehr darin war. Und auch wenn er die Tote nicht gekannt hatte, traf es ihn sehr.
Unwillkürlich hörte er mit, wie Nasiha Yashaí die Tote als Cheza Luna vorstellte, was das ganze noch schrecklicher machte. Denn so wurde erst recht deutlich, dass die Tote einmal ein Wolf gewesen war mit einem Namen, einem eigenen Leben, mit Freunden und Verwandten, mit Wünschen und Träumen. Und jetzt war von ihr nichts mehr übrig außer einem toten, kalten Körper in einem Haufen Schnee.
Dass es Devaki, der die Tote offensichtlich gekannt hatte, noch deutlich schlimmer getroffen hatte, bemerkte Darion unterdessen kaum.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Laines - 19.02.2018

Der Gesichtsausdruck so düster wie eh und je stapfte Laines neben Dannsair und Liath durch den Schnee, den Kopf gesenkt und immer wieder intensiv witternd. Es war nicht allein die Hoffnung auf Beute, auf die er sich fixierte, es galt alle Gerüche sorgfältig zu analysieren. Nicht, dass sie wieder irgendwelchen hirnverbrannten Tieren in die Pfoten liefen. Das war im Moment noch seine größte Sorge. Mit Hunger kannte er sich aus, auch damit, wie man sich mit kleinsten Rationen über Wasser hielt. Aber mit dem Gefühl, dass man plötzlich jedes Tier zum Todfeind hatte, damit kannte er sich tatsächlich nicht aus. Nicht so. Und das machte ihn paranoid, vor allem jetzt, wo sie wieder mehr waren und er damit auch mehr im Auge behalten musste. Statt nur einem Jungwolf als Schutzbefohlenem (und Dannsair, den musste man möglicherweise dazu zählen) waren es jetzt drei. Véraire war noch zu fremd um seinen Wert für die Gruppe einzuschätzen, geschweige denn ihm zu vertrauen. Und so fühlte er zwangsläufig die Verantwortung für alle. Unter anderen Umständen hätte ihm das nichts ausgemacht, es wäre ihm auch nicht so wichtig vorgekommen, aber jetzt war ihre Situation zu unberechenbar.

Dannsairs Theorie nahm er mit einem Seufzen und einem ratlosen Schulterzucken auf. Eben hatte er selbst noch geäußert, es hätte ihn nicht gestört, wenn es die Tollwut gewesen wäre, denn das hätte bedeutet, dass sich ihr Problem früher oder später von selbst gelöst hätte. Andererseits wäre es natürlich auch eine bedauernswerte Verschwendung von massenhaft Fleisch gewesen. Was auch immer es war, sie würden es nicht erraten können.

Als sie am Rande der Lichtung ankamen und seine bernsteinfarbenen Augen auf den seltsamen Hügel fielen, wurde sein Blick schmal. Liath und Dannsair bewegten sich gleich darauf zu, doch ihm schwebte noch diese Hütte vor Augen, die ihnen nichts Gutes bedeutet hatte. Das da war damit zwar nicht direkt zu vergleichen, aber er konnte es von hier genau so wenig identifizieren. Besser also Vorsicht walten zu lassen.

„Keine Ahnung, seid vorsichtig. Ich traue in diesem Wald nichts mehr.“

Er reckte seinen Kopf vor und witterte in der Luft, während er sich dem Hügel langsam näherte. Er schnaubte über Liaths naiven Blickwinkel auf die Situation.

„Die sahen nicht so aus, als würde Reden etwas bringen. Oder als ob sie überhaupt hätten reden wollen.“

Der Schwarze blieb stehen und musterte die Formation vor ihnen mit skeptischem Blick. Das Liath näher heran ging gefiel ihm nicht und es kribbelte ihm im Nacken, als er die Pfote danach ausstreckte. Er hätte nicht mal sagen können, warum. Laines fühlte sich einfach paranoid. Und auch was der Jungrüde dann erzählte klang so … so … Er konnte es nicht benennen.

„Ganz viele tote Karibus? An einer Stelle, so wie die ertrunkenen Karibus, oder anders? Konntet ihr erkennen, was sie getötet hat?“


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Devaki - 21.02.2018

Devaki lauschte andächtig dem Heulen der beiden Fähen und starrte wieder auf Cheza hinab, die Brust noch immer eng von der Angst um all die anderen Gefährten, die sie noch immer suchten. Selbst als sie einige Sekunden später geendet hatten und Nasiha ihn dafür schalt, dass er sich selbst die Schuld an allem gab, blickte der Rüde nicht auf. Er antwortete seiner Schwester nicht. Was hätte er sagen können? Keineswegs stimmte er ihr zu, denn die Wölfe waren es gewohnt einem Leittier zu folgen, das Entscheidungen für sie traf. Sie vertrauten darauf, dass er sie auf die richtigen Pfade führte, klug agierte und sie niemals in Gefahr brachte. Das alles hatte Devaki nicht getan. Es stimmte, niemand hatte widersprochen – aber womöglich hatte es auch einfach niemand gewagt. So zu denken war eine Ausrede. Der Schwarze wollte keine Ausreden, er wollte für das Geradestehen, wofür er die Verantwortung hatte.

Dennoch sah Deva ein, dass eine Diskussion mit Nana zu nichts führen würde. Als er aufblickte und in ihre Augen sah, wurde ihm klar, wie zerbrechlich seine Schwester war, wie sehr auch sie litt. Ob wegen Cheza oder ihm oder der Situation an sich – er wusste es nicht. Allerdings sorgte ihr Ausdruck dafür, dass er den Kopf leicht neigte und sie sanft ansah. Sie würden das alles zur Sprache bringen, würden darüber streiten. Aber nicht heute. Heute gab es keinen Platz für Streit. Nicht hier, nicht neben Cheza. Devaki wandte sich erneut zu der toten Fähe um, legte noch einmal andächtig seine Nase an ihr Fell und schloss kurz die Augen, um tief durchatmen zu können. Dann hob er abwechselnd die Vorderpfoten an sein Gesicht, um sich die sichtbaren Zeichen des Leides fortzuwischen, bevor er sich schließlich aufrappelte.

„Wir sollten sie begraben. Ich möchte nicht, dass sie hier so liegen bleibt.“

Deva war froh, dass er Yashaí und Darion nicht erklären musste, wen sie gefunden hatten. Dafür war er seiner Schwester mehr als dankbar. Sanft stieß er seine Nase gegen ihren Fang – als Dank für ihre Erklärung und als Dank für ihre Aufmunterungsversuche. Dann aber kehrte der verschlossene Rüde zurück, der mit nachdenklicher und undurchdringlicher Miene dastand und sprach und über die nächsten Schritte nachdachte. Denn dass keiner der vier anderen es ihm ersparen würde, Entscheidungen treffen zu müssen, was ihm klar. Es sei denn Yashaí erbarmte sich, aber Deva wähnte die Fähe eher auf Nanas Seite, sodass er sich wohl wenig Hoffnungen machen konnte.

„Irgendwo, wo der Boden nicht allzu hart gefroren ist. Immerhin brauchen wir unsere Pfoten noch...“, sagt er und ließ den Blick schweifen, als würde er nach einem geeigneten Platz für Chezas Grab Ausschau halten. Im Endeffekt war es ihm egal, wo sie graben würden. Und eigentlich wären ein paar schmerzender Pfoten ihm gar nicht unlieb gewesen. Sie würden ihm zumindest ein wenig das Gefühl geben angemessen für das zu bezahlen, was er seiner lieben Freundin genommen hatte.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Yashaí - 25.02.2018

Im Gegensatz zu Nasiha ließ sie das Lied ausklingen, legte aber irritiert die Ohren an, als sich die Dunkle an ihr Ebenbild wandte. Nicht, dass sie ihre Reaktion nicht nachvollziehen konnte (sie glaubte eher, dass das genau das war, was Devaki brauchte – und zwar ausnahmslos aus dem Fang seiner Schwester), aber sie kam im ersten Augenblick doch überraschend. Mit Mitleid in den Augen beobachtete sie die Szene. Zu gerne hätte sie Nasiha in diesem Moment beigepflichtet, aber auch sie hatte Devaki schon mehrfach versucht, deutlich zu machen, dass ihn nur ein Bruchteil der Schuld traf, die er sich auflud. Sie wusste, wie schwer es war, Balast abzuladen, für den man sich verantwortlich fühlte, aber er durfte sich davon nicht zerfressen lassen. Um das Thema weiter zu vertiefen und tatsächlich unterstützend das Wort zu erheben war allerdings einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Die Stimme der Fähe zitterte verständlicherweise unter all den Emotionen, die in ihr wüten mussten. Die Bunte fühlte sich schwer, machtlos, denn mehr als eine kurze Berührung an der Flanke konnte sie Nasiha in diesem Moment nicht geben, bevor sie sich zu ihr umwandte. Mit angewinkelten Ohren und sichtlichem Mitgefühl im Blick folgte sie den Seelenspiegeln der Dunklen zum leblosen Körper am Boden.

„Ich hätte sie gerne kennengelernt.“, entgegnete sie leise und wahrheitsgemäß.

Wenigstens schien der kurze Disput die beiden Geschwister ein wenig abgekühlt zu haben. Sie hatten einiges durchgemacht, doch ihre Reise war noch nicht zu Ende. Ihr Verhalten war mehr als nachvollziehbar. Trotzdem brachte der beigelegte Wortabschlag ein wenig Erleichterung. Yashaí war vorgetreten, als Nasiha sich zurückgezogen hatte und hatte die fremde Fähe kurz respektvoll am Hals berührt, um ihr die besten Wünsche mit auf ihren eisigen Weg zu geben. Schließlich erklang Devakis Stimme erneut. Gefasster, aber Yasha wusste, dass es nicht mehr war als die Fassade, die der Dunkle wieder zu errichten versuchte. Im ersten Moment war ihr die Verwunderung wohl ins Gesicht geschrieben, doch auch die Braune fasste sich recht schnell wieder. Den Brauch, den der Dunkle ansprach, kannte sie nicht. In der Nähe der Menschen hatten sie meist keine Gelegenheit gehabt, sich von ihren Familienmitgliedern zu verabschieden, wenn sie erwischt worden waren. Direkt etwas darunter vorstellen konnte sie sich also nichts unter seinem Vorschlag. Zum Glück aber war das Wort mehr oder minder selbsterklärend.

„Vielleicht haben wir am Flussbett Glück. Immerhin ist er nicht gefroren und...“, schlug sie mit schwerer Stimme vor, ohne den Blick zu heben. „Andererseits wird der Grund dort früher oder später fortgespült...“

Irgendwie war es ein schwieriges Vorhaben, bei diesem Wetter ein Fleckchen zu finden, welches nicht steif gefroren war. Sie spielte nachdenklich mit den Ohren, während aus sie den Blick ein wenig ratlos schweifen ließ.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Nasiha - 28.02.2018

Sie hätte nicht so laut werden dürfen. Das wurde ihr klar, als sie auf ihren Bruder blickte. Er hatte seinen Blick weiter auf Cheza gerichtet, aber Nasiha wusste, er hörte ihr zu. Sie war innerlich so zerrissen und ihre Trauer war hoch gekommen und hatte sich Bahn gebrochen. Es war der falsche Zeitpunkt ihn zu schimpfen, doch als genau dies eingebrochen war, was sie immer befürchtet hatte, war sie einfach nur verzweifelt gewesen. Nana spürte die Wärme von Yashaí neben sich. Erstaunlicherweise gab ihr die Braune die Kraft auf ihren Pfoten stehen zu bleiben und nicht einfach blindlings wegzurennen. Die Fähe hatte so viel Wärme und Verständnis für ihre ganze Situation, das es ihr gleich die Kehle zuschnürte. Das auch Darion sich schweigend zu ihnen gesellte stärkte sie ebenfalls, letztlich hob Devaki den Kopf und schaute sie an. Sein Blick war undurchdringlich, aber sie kannte die Tiefen seines Herzens und welche Wunden es trug. Sie schloss ihre Augen und fasste sich. Sie würde dies hier nicht tot schweigen, sie würden reden, aber nicht hier, nicht jetzt.

Als Devaki sich aufrichtete, sie war wirklich froh, dass er sich etwas gefasst hatte, trat sie einen Schritt zurück. Yashaí war neben ihr und berührte sie am Hals, ein offener Blick traf sie. Nana schaute ihr in die Augen und erkannte, das sie beide offenbar viel gemeinsam hatten. Bisher hatte sie stets für sich allein gekämpft, aber um ihrem Bruder zu helfen würde sie auch neue Brücken schlagen. Sie blinzelte und ließ der Fähe einen kurzen Einblick in ihr verwirrtes Seelenleben haben, dann sprach ihr Bruder. Nana war klar das Devaki diesen Schritt ging. Ihr selbst hätte es auch nicht behagt Cheza hier ganz allein liegen zu lassen, der Witterung ausgesetzt. Sein Fang berührte ihren. Ihr Herz stolperte kurz, sie war so froh, dass er Nähe zuließ. Es hätte ihr so weggetan wenn er sich auch körperlich zurückgezogen hätte, sein geistiger Rückzug schmerzte schon genug. Als hätte sie eine große blutende Wunde.

Ihr Blick glitt in den Schnee. Graben konnte man hier vergessen, der Boden war so hart unter dem kalten Weiß. Im Wald hatte sie einige moosige Stellen gesehen, aber die würden sicherlich nicht tief genug reichen. Hmm. Yashaí hatte ebenfalls eine Idee eigentlich war diese nicht schlecht, aber Nanas Herz sah dies anders. Cheza genau an dem Ort beerdigen, der ihr das Leben genommen hatte? Aber hatten sie eine andere Wahl. Die Höhle? Die war inzwischen zu weit weg, vielleicht gab es noch weitere Waldhöhlen?

"Wollen wir uns umschauen...vielleicht finden wir noch etwas höhlenähnliches?"

Ihre Stimme war leise, Unsicherheit und Trauer wirkten ihr nach.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Darion - 03.03.2018

Darion brauchte eine Weile, um seinen Blick von der Toten abzuwenden und langsam seine Umwelt wieder wahrzunehmen. Stück für Stück wurde ihm bewusst, dass auch die anderen vom Tod der ihm unbekannten Fähe betroffen waren, insbesondere Devaki, der Cheza Luna natürlich gekannt hatte. Und ein bisschen beruhigte ihn das, hieß das doch, dass der Tod hier draußen zumindest nicht so alltäglich war, dass einen toten Artgenossen aufzufinden vollkommen alltäglich wäre und daher keine nennenswerten Emotionen ausgelöst hätte.
Und ihm klar wurde, wie sehr der Schwarze darunter litt, dass einer der Wölfe, die er suchte, tot war, hätte er ihn am liebsten getröstet, doch er wusste nicht, was er sagen sollte und bezweifelte, dass es in dieser Situation überhaupt etwas passendes zu sagen gäbe. Daher betrachtete er schweigend, wie Devaki sich von der Toten verabschiedete. Zwar bezweifelte Darion, dass es dieser noch etwas ausmachte, aber er war verständnisvoll genug, das nicht auszusprechen, denn Devaki machte es ganz offensichtlich etwas aus.
Begraben? Das machten Wölfe also mit ihren Toten? Das klang zwar bei dem gefrorenen Boden nach sehr viel Aufwand, aber die Vorstellung, die tote Fähe einfach liegen zu lassen, bis sie entweder vergammelte oder von irgendwelchen Tieren gefressen wurde, kam ihm so schrecklich vor, dass er froh war, dass es eine Alternative dazu gab.
Das Problem des gefrorenen Bodens schienen die anderen auch zu sehen, und auf den Vorschlag Nasihas schaute er sich um.

"Ich sehe keine Höhle. Aber der Schnee bedeckt alles, wenn es eine gibt, sieht man sie womöglich gar nicht."

Ihm kam der Gedanke, die Tote in den Fluss zu werfen, damit der sie weg trug, wohin auch immer er führen mochte. Aber er spach es nicht aus, da er nicht wusste, ob sich so etwas gehörte. Er wollte Devaki nicht unabsichtlich noch mehr verletzen.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Dannsair - 06.03.2018

Tatsächlich war Dannsair sehr erpicht darauf, herauszufinden, was es mit den weißen Verfolgern auf sich hatte. Er musste Liath stumm zustimmen, dass man mit ihnen reden müsste, machte aber auch keine Anstalten, sich als Freiwilliger zu melden – dafür hatten ihm die Tiere deutlich zu grimmig ausgesehen. Vielleicht sollten sie einen Stellvertreter schicken. Hätten sie doch bloß ihren kleinen Begleiter noch bei sich, Mikasi mit seinem weißen Fell wäre sicherlich kaum aufgefallen und hätte mehr herausfinden können über die Beweggründe dieser seltsamen Gruppe. Hoffentlich tauchte der Fuchs wieder auf, so ganz hatte Dannsair ihn noch nicht aufgegeben. Gleichzeitig hatte er das dumpfe Gefühl, dass sie früher oder später einer Konfrontation nicht aus dem Weg gehen konnten, so beharrlich wie die Viecher ihnen bislang gefolgt waren.
Aber jetzt interessierten ihn erst mal diese Schneehaufen, während Laines ein Spielverderber war - was ihn nicht besonders überraschte. Die Aussicht auf Karibus machte ihm dafür gute Laune, ganz viele davon erst! Dabei fand er gar nicht so spannend, wie die zu Tode gekommen sein sollten, Hauptsache Nahrung. Möglicherweise hatte sie der Schneesturm hingerafft, weil sie keinen Unterschlupf gefunden hatten, aber Dannsair brauchte wirklich keinen Obduktionsbericht, bevor er ans Fressen denken konnte. Um das ganz deutlich zu machen, folgte er Liath zu einem der Schneeberge, statt eine Diskussion anzufangen. Er war schlicht neugierig und so fanden sie am schnellsten raus, um was es sich genau unter dem Schnee handelte – er hoffte wirklich, dass es nicht nur ein Stein sein würde.

Und entschied sich im nächsten Moment um. Liath hatte die Pfote nach dem Gebilde ausgestreckt und Dannsair sich direkt daran gemacht, mit der Nase etwas Schnee beiseite zu schieben. Er spürte erst das harte kalte Fell, bevor ihm die Idee eines bekannten Geruchs entgegenkam. Erst fand er ihn schwer zu identifizieren, es roch alt und modrig-feucht, die vertrauten Nuancen waren fast zur Unkenntlichkeit verzerrt. Doch mit jedem Zentimeter, den er von dem steifen Körper freilegte, das Fell zu lang, um von einem Karibu zu stammen, stieg eine bedrückende Erkenntnis in ihm auf. Er hatte wirklich erwartet, ihn eines Tages wiederzusehen. Aber nicht so. Noch etwas mehr Schnee schob er beiseite, entdeckte ein Ohr, eine Pfote und wollte eigentlich nicht weitermachen, aber einfach um sicher zu gehen, musste er den ganzen Körper mit eigenen Augen sehen. Dabei vergaß er völlig, dass Liath neben ihm stand, Laines in der Nähe war. Er war ganz und gar beschäftigt mit den Emotionen, die ihm durch die Brust stolperten und die er nicht sortieren konnte, während er in seinem Kopf nur ein dumpfes Wummern vernahm. Er betrachtete das dunkle Gesicht, das seinem so ähnlich sah und die toten Augen, die irgendwie nichts mehr mit denen von Dubh gemeinsam hatten. Schließlich nickte er kaum merklich und trat einen Schritt zurück mit starrem Gesicht, da regte sich nichts bis auf ein kleines Zucken in der Lefze. Weiter konnte sich Dannsair nicht bewegen, sein Körper war wie eingefroren, ganz ähnlich dem erstarrten Leib, der vor seinen Pfoten lag. Er würde sich nie dran gewöhnen an dieses Gefühl von Verlust, so gefasst er in diesem Moment auch aussah, war es wohl bloß eine Art Schockzustand, in dem er sich befand.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Véraire - 07.03.2018

Véraire fand es beruhigend, dass Mikasi nicht ohnmächtig war, sondern sogar sinnvolle Sätze hervorbrachte. Das war ein gutes erstes Zeichen. Es schien auch, als wären Véraires Worte zu Shila durchgedrungen, sie wurde ruhig und schien sich dann aus einer Art Instinkt heraus an Mikasi zu kuscheln. Das verschaffte Véraire genug Zeit um einmal kurz durchzuatmen und nachzudenken. Als erstes prüfte er die Luft - gut, der Wind kam aus der Richtung, aus der auch Mikasi gekommen war, man würde sie also nicht schon auf weite Entfernung riechen. Als nächstes galt es abzuwägen, ob man Mikasi besser da lassen sollte, wo er gerade lag (da Ruhe jetzt wahrscheinlich wirklich wichtig war), oder ob es von Vorteil war, ihn irgendwie hinter die Büsche zu bugsieren. Aber ob sie das wohl schaffen würden? Vielleicht war der Fuchs zu schwach um aufzustehen, und Véraire würde es als sehr unangenehm und auch unangemessen empfinden, ihn dorthin am Nackenfell zu schleifen. Entscheidung getroffen - bis auf weiteres würde er Mikasi da einfach lassen. Vielleicht kamen auch bald die anderen zurück, dann könnten sie immer noch helfen, den Fuchs aufzurichten und dorthin zu bringen, falls man es für notwendig erachtete. Diese Entscheidung stellte Véraire vor ein ganz anderes Problem: es gab nichts mehr zu tun für ihn. Er verspürte einen Widerwillen beim Gedanken, sich auch zu Mikasi zu legen (er war nicht so der körperliche Typ irgendwie), hatte aber doch das Bedürfnis, zu helfen. Kurz tappte er auf der Stelle, dann beschloss er, dass noch nicht alles für die Sicherheit getan war und verschwand in die Richtung, aus der Mikasi gekommen war, um die Spuren zu verwischen. Ihr Lager war nicht leicht zu finden, aber Mikasi war zum Ende hin kraftlos und schleppend gelaufen, seine Spur war wie ein rotes Band. Véraire lief nicht sehr weit – er wollte die beiden nicht allzu lange allein lassen – und machte bei einer steinigen Stelle halt an der Mikasi einen Bogen gelaufen war, sodass es für etwaige Verfolger nicht so klar war, wohin der Fuchs abgebogen war. Geschickt verwischte Véraire Pfotenabdrücke, verteilte Laub wieder etwas gleichmäßiger und bedeckte größere Blutflecken mit einer Schicht aus Erde. Nach kurzer Zeit war er wieder im Lager und fand die beiden vor wie er sie zurückgelassen hatte: Shila, die sich an ein kleines Häufchen Elend geschmiegt hatte.

Jetzt hatte Véraire wirklich keine Ausrede mehr, dem Fuchs fern zu bleiben, und so legte er sich auf die andere Seite neben Mikasi. Er erinnerte sich daran, wie er einmal zugesehen hatte, als ein Wolf aus seinem Rudel gepflegt wurde nachdem er sich eine schwere Verletzung zugezogen hatte: die anderen hatten seine Wunden sauber geleckt. Dieser Eingebung folgend begann Véraire die tiefen Kratzer im weißen Pelz abzuschlecken, zuerst noch etwas unsicher, dann immer energischer und rythmischer.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Devaki - 09.03.2018

Deva war froh, dass sie die Schulddiskussion erst einmal auf Eis gelegt hatten und er spürte, dass auch die anderen eine Erleichterung erfasste. Obwohl niemand ein Wort dazu sagte, war es doch deutlich wahrzunehmen – gerade so, als sei eine Spannung gewichen, die vorher noch die Luft erfüllt hatte. Als Yashaí das Flussufer als Ort für das Grab vorschlug und ihre Idee sofort wieder verwarf, nickte er zustimmend. Es war der Platz, an dem sie am ehesten Erfolg haben würden, doch wie die Fähe fürchtete Deva zu sehr, dass Chezas Körper irgendwann fortgespült werden würde.

„Nein, ein zweites Mal von diesem Fluss fortgespült zu werden, möchte ich ihr nicht zumuten...“, sagte er mit leiser Stimme und ließ den Blick für einige Sekunden auf der toten Fähe ruhen. Als seine Schwester zu sprechen anfing, zuckte Devaki leicht zusammen, als ob er in tiefen Gedanken gestört worden wäre – und das, obwohl in seinem Kopf nichts als Leere war. Der Rüde hatte sich schnell wieder gefangen und nickte erneut zustimmend. Auch wenn Darion einwarf, dass er keine Höhle sehen konnte (Deva hätte ihn für diesen Satz gerne zurechtgewiesen. Natürlich sah man nichts, es hatte geschneit. Aber dafür waren sie Wölfe, sie hatten Nasen, verdammt.) - es schien die beste Alternative um Cheza einen passenden Ort als letzte Ruhestätte zu suchen und schonte gleichzeitig ihre Läufe. Zumal die Wahrscheinlichkeit etwas Höhlenartiges zu finden sehr viel höher waren als nach Wochen von Frost und Kälte einen Platz, der zum Graben geeignet war.

Fuchsbauten dürften gerade groß genug sein. Benutz deine Nase Darion und such einfach nach alten Witterungen, vielleicht gibt es auch noch alte Fährten an Stellen, die der Neuschnee nicht erreicht hat. Irgendetwas werden wir schon finden...“

Die letzten Worte waren eher ein Murmeln, eher an sich selbst gerichtet, aber natürlich konnten die anderen sie hören. Was sie nicht hören konnten, war der Gedanke, den er in seinem Kopf noch hinterherschob. Der, dass sie etwas finden mussten. Sie konnten Cheza nicht hier liegen lassen, nicht ohne ihr einen gewissen Respekt zu erweisen, eine letzte Ehre. Das hatte sie verdient, das waren sie ihr schuldig. Nein, das war er ihr schuldig. Noch einmal warf er einen traurigen Blick auf ihren Körper, der sein Herz erneut erschütterte. Dann wandte er sich ab und machte sich auf mit der Suche zu beginnen.