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19 | Verfluchtes Schwarz - Druckversion

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RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Devaki - 03.01.2018

Devaki hielt die Zahl der verendeten Karibus keineswegs für dramatisch oder besorgniserregend. Nachdem er und Kody inmitten von vollendeten Kadavern am Fluss zu sich gekommen waren, konnte er sich sehr gut vorstellen, woher all die toten Tiere kamen. Die, die etwas weiter vom Ufer entfernt lagen, hatten wohl noch versucht sich aufzuraffen. Doch das Wasser war unerbittlich und hart gewesen – und Huftiere empfindlich was Verletzungen an ihren Läufen anging. Sie hatten kaum Chancen gehabt zu entkommen. Nein, die Karibus waren es nicht, vor denen er sich fürchtete. Es waren die kleineren Schneehügel, die sich meist als Schneeverwehungen herausstellten. Dennoch klopfte Devakis Herz bei jedem Graben wie wild, seine Brust wurde eng, wenn er glaubte Fell unter seinen Pfoten zu spüren, das sich bisher aber immer nur als halbergefrorenes Gras herausgestellt hatte. Als Nana sich nun einen der kleineren Hügel vornahm, verspürte er wieder dieses unerträgliche Gefühl, doch der schwarze Rüde versuchte es zu ignorieren so gut es ging. Er nickte seiner Schwester zu.

„Sei vorsichtig. Ich nehme diesen dort“, er deutete auf eine kleine Erhöhung zwei Meter am Ufer entfernt. Es war eigentlich unnötig es zu erwähnen – Nana würde von sich aus sehen, wohin er ging und wo er mit der Suche begann. Dennoch hatte Deva das Gefühl seiner Schwester irgendetwas sagen zu müssen. Er wollte nicht still an ihr vorübergehen, zu lange hatte er immerhin auf ihre Gesellschaft verzichten müssen. Das Gefühl, sie sei ihm gleichgültig oder er hätte ihr nichts zu sagen, wollte der Rüde ihr auf gar keinen Fall vermitteln.

Sein eigenes drückendes Gefühl, das sich nun einstellte als er mit wenigen kurzen Schritten besagte Stelle erreicht hatte, ließ sich mittlerweile aber nicht mehr so einfach zur Seite schieben. Devaki hob die rechte Vorderpfote über den Schneehügel, verharrte aber einige Sekunden in dieser Stellung, bevor er anfing vorsichtig zu graben – gerade so, als ob er noch einmal über sein Vorhaben nachdenken oder tief Luft holen musste. Schließlich schob er den Schnee Stück für Stück zu Seite, und je tiefer er kam, desto schneller wurden seine Bewegungen, bis er schließlich den beigen Sand in den Schnee schaufelte. Etwas erleichtert ließ Deva ab und wandte sich auch dem danebenliegenden zweiten Hügel zu. Diesmal nutzte er die andere Pfoten, doch auch hier erreichte er schnell den Boden, ohne auf etwas gestoßen zu sein. Erleichtert stieß er die Luft aus, von der er nicht einmal bemerkt hatte, dass er sie voller Anspannung angehalten hatte.

„Hier ist nichts, ich sehe unter den größeren Haufen nach“, rief er Nana zu, bevor er sich darauf vorbereitete, noch mehr Schnee zu durchwühlen.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Devaki - 03.01.2018


Bust it Away Photography | (CC BY-NC-SA 2.0)

Spielleitung für Darion, Devaki, Evanaya, Nasiha und Yashaí


Evanaya war unschlüssig. Eigentlich wäre sie gerne mit Yashaí gegangen, doch jetzt, wo sie nicht mehr wanderten und ihr Körper langsam zur Ruhe kam, fühlte sie wie die Müdigkeit in ihre Glieder kroch. „Ich denke, ich werde mich hier kurz ausruhen. Aber geh du ruhig mit Yashaí“, sagte sie freundlich an Darion gewandt. Ein wenig Spurenlesen gemeinsam mit der erfahrenen Fähe konnte dem Rüden sicher nicht schaden – und ihr selbst brachte es die Möglichkeit, ein wenig ihre müden Knochen auszuruhen.

Währenddessen grub Nasiha vorsichtig mit ihren Pfoten den Schnee auf, Stück für Stück trug sie die weiße Schicht ab. Doch anders als die Male zuvor, als unter der dichten Decke nichts zum Vorschein kam, stieß die schwarze Pfote der Fähe nach wenigen Bewegungen auf etwas Weiches – und der verblichene Geruch von Wolfsfell strömte ihr entgegen. Ein Körper kam unter dem Schnee zum Vorschein, braun meliert und so kalt, wie nur der Tod eisig sein konnte.

Nur ein paar Meter entfernt stieß auch Yashaí auf Ungewöhnliches. Die Witterung war nur noch leicht zu bemerken und die kleinen Spuren – nicht größer als Fuchspfoten – führten nur in eine Richtung: weg vom Fluss, wo die Schneehügel sich auftürmten, hinein ins Landesinnere.



RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Shila - 03.01.2018

Laufen. Abwechselnd schlafen. Immer auf der Hut sein. Schneller laufen. Ständiger Blick nach hinten. Verstecke suchen. Spuren verwischen. Immer weiter Laufen.
Das waren die letzten Tage gewesen. Ein Leben auf der Flucht. Aber es hatte auch etwas Gutes: Sie hatte ihre Brüder bei sich, denn das Leben (gefühlt) alleine auf der Suche empfand sie wesentlich schlimmer als die Flucht. Dazu kam, sie vertraute allen Wölfen zu 100%. Wenn sie schlief, dann schlief sie. Sie wusste, dass ihre Gefährten auf sie achteten. und genau so achtete sie, wenn sie wache hielt, auf jedes Geräusch und jeden Geruch.

Nun aber hatten sie etwas Ruhe. Sie trauten sich sogar die Gruppe zu trennen. Ein teil ging jagen - sie blieb mit Namíd und Véraire in einem kleinen Versteck. In einer Höhle aus eingeschneiten Gebüschen und Baumstämmen. Höhle war zu viel gesagt: Aber wenn man es sich ganz doll wünschte bot es so viel Schutz wie eine Höhle.

Shila war mit den Gedanken einige Monde zurück.

Der Tunnel hatte kein Windchen, und doch fühlte es sich bei dem Tempo, den Shila lief, so an, als hätte sie starken gegenwind. Es waren die vielen Pfoten hinter ihr, die sie antrieben. Laines Rufen und verbaler Antrieb war kaum zu hören. Shila wagte keinen Blick zurück. Sie fixierte fest die Läufe, die vor ihr waren. Und endlich! Endlich kam ein Licht!
Im Ersten Augenblick war es unerträglich hell: Shila lief blind weiter gerade aus. Aber ihre Augen gewöhnten sich schnell an das Licht und zusammen konnten sie durch einen Bach fliehen. Die Spuren verwischen. Und endlich durchatmen.
Und plötzlich fiel es auf.
Mikasi. Er war nicht da!
Die Alten beschlossen es mit Blicken, Shila aber konnte das nicht so leicht für sich entscheiden.
"Wir können ihn doch nicht einfach zurück lassen!"
Entsetzen klang in ihrer Stimme. Sie musste mehrfach zum leise sein ermahnt werden. Und sie setzte zwei Mal den Rückweg an, aber ihre Angst hielt sie zurück. Irgendwo wusste sie auch, dass sie keine Chance gehabt hätten und ein Umkehren ein direkter Lauf in den Tot gewesen wäre.
Trotz des Wissens ging es ihr schlecht. Gewissensbisse plagten sie. Wie konnten sie ihn nur hinten laufen lassen, mit seinen kurzen Beinchen.
Zwischendurch hatte sie die Hoffnung, dass er sich vielleicht in einer winzigen Niesche verstecken konnte - dabei ignorierte sie sein weißes Fell, dass ihn sofort verraten würde. Dann kam Wut und Trauer. Und zweifel, würde sie auch so geopfert werden, wenn sie nicht mithalten konnte? Und wieder kam Hoffnung: Vielleicht ließen die Waldtiere ihn in Frieden, weil er kein Wolf war.
Es verging kein Tag, an dem sie frei war von diesen schrecklichen Gedanken. Es verging keine Nacht, indem Mikasi sie nicht in den Träumen verfolgte. Anfangs sah sie, wie er starb, in den letzten Nächten träumte sie immerhin von erlebten mit Mikasi. Dennoch wachte sie jedes Mal auf und dachte an ihn und den Verrat, den sie in ihren Augen an Ihm begangen hatte.
'Ich hoffe es geht dir gut!'
Sagt sie sich - inzwischen leise. Sie spricht das Thema nur noch selten an.


Und so lag sie wieder da. Neben ihrem anders aussehenden Bruder und Véraire. Zusammengerollt, die Nase dicht in ihr eigenes Fell gedrückt. Mit offenen abwesenden Augen haute sie sich innerlich wieder die schlimmsten Beleidigungen um die Ohren.
Feige bist du! Einfach nur Feige!'

[Bei Namíd und Véraire - denkt an Mikasi]



RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Yashaí - 07.01.2018

Sie merkte, dass auch sie unruhiger wurde, je weiter die beiden Schwarzpelze mit den Schneehaufen kamen. Sie kannte keinen der Wölfe, die sie unter ihnen finden konnten, und doch hoffte sie inständig, keinen dieser Fremden tot aufzufinden. Nicht nur Devaki und Nasiha wegen, sondern auch, weil ihr diese gesichtslosen Wölfe irgendwie ans Herz gewachsen waren. Sie waren ihr gemeinsames Ziel, fast schon so, als würden sie nach ihrem gemeinsamen Rudel suchen. Sie war stehen geblieben und hatte den Kopf gehoben, als die beiden Wölfe zu graben begonnen hatten. Es dauerte einige Sekunden, bis sie merkte, wie untätig sie war und schließlich selbst wieder die Nase gen Boden senkte, um ihrer Aufgabe nachzugehen. Und siehe da – sie fand tatsächlich eine Spur, die nicht zu einem Nager oder Vogel gehörte, die hier offenbar nach Nahrung gesucht hatte. Raubtier. Es war zwar kein Wolf gewesen, der hier einen Pfad verfolgt hatte, aber zumindest ein Marder oder vielleicht ein Fuchs. Ein Beutegreifer, der vielleicht an den verendeten Karibus seinen Hunger gestillt hatte, um Energie zu sparen. Zuerst schnupperte sie sie nur, doch dann fielen ihr auch die Abdrücke im Schnee auf. Hier schien es länger nicht mehr frisch geschneit zu haben, denn die Witterung war nicht unbedingt frisch, die Spuren aber noch erkennbar. Und weder Marder noch Fuchs waren wirklich schwer genug, um tiefe Spuren in den Schnee zu drücken. Sie schnupperte weiter und hatte bei all ihrer Konzentration vergessen, sich nach den anderen umzuschauen. Nach kurzem Überlegen entschied sie sich, ihr zumindest etwas zu folgen, ehe sie wieder zu den anderen umkehrte. Dass Darion ihr folgte, bemerkte sie vorerst nicht.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Mikasi - 09.01.2018

Was war nur passiert? Die Tiere … Die Wölfe … Er hatte sie abschütteln können! … Hatte sie verloren! ... Wie konnte ihr Plan nur so schiefgehen? Hatten sie es geschafft den Tieren zu entkommen? … Er musste sie suchen … sie alle wiederfinden.
Mikasi humpelte durch den Schnee. Noch immer völlig geschockt von dem was gerade passiert war und welches Glück er gehabt hatte. Sein rechtes Vorderbein tat höllisch weh, wenn er versuchte es zu belasten. Aber es konnte nicht so schlimm sein, denn bewegen konnte er es immerhin noch, wenn auch unter großen Schmerzen. Er setzte sich kurz auf den Boden und blickte an sich hinunter. Sein Fell war an einigen Stellen mit Blut verschmiert. Die Tiere hatten ihn doch härter erwischt als er gedacht hatte. Und als er sich wieder ein wenig beruhigt hatte, spürte er plötzlich ein unangenehmes Brennen an seiner Hüfte. Dort war sein Fell am stärksten mit Blut verschmiert. Als er es endlich geschafft hatte das Blut an der Stelle zu entfernen, sah er eine klaffende Wunde. Sie war nicht groß, aber ziemlich tief. Erschöpft legte er sich hin, der kühlende Boden linderte den Schmerz seiner Wunde ein wenig. Ja er spürte schon fast nichts mehr … müde … er war so müde … einfach schlafen.

Der Abstand zwischen ihm und den Wölfen wurde immer größer. Mikasi rannte so schnell er konnte, aber die Tiere kamen immer näher. Und dann waren sie da und er konnte nicht dagegen tun. Er wehrte sich verzweifelt gegen sie, aber er war so klein und alleine und sie waren zu viele. Nach gefühlt einer halben Ewigkeit spürte er wie ihm jemand einen kräftigen Schlag auf den Kopf verpasste und danach erinnerte er sich an nichts mehr.
Mikasi wachte später in einem völlig unbekannten Teil des Waldes auf. Er konnte sich nicht bewegen und spürte ein schweres Gewicht auf seine Körper. Eine riesige Waldkatze mit Ohren wie Pinsel, die mindestens dreimal so groß war wie er stand mit einer Pfote auf ihm. Er bekam keine Luft und wollte nur noch weg von hier. Aber die Katze blieb gnadenlos und rührte sich keinen Zentimeter. Immer und immer wieder fragte sie ihn wo die schwarzen Wölfe hin seien, wo sie sich versteckten, aber Mikasi hatte selbst keine Ahnung wo sie waren. Er wollte ja selbst zu ihnen. Das schien der Katze allerdings nicht zu gefallen und sie hob die Pfote um Mikasi einen kräftigen Schlag zu verpassen, aber er war schneller wieder auf den Beinen und wich dem Pfotenhieb aus, war aber doch nicht schnell genug, denn kurz darauf spürte er einen stechenden Schmerz an seiner Hüfte. Sogleich holte die Katze zum nächsten Schlag aus, aber dieser traf Mikasi nie, denn er wurde von irgendjemanden grob beiseite geschleudert. Dabei krachte er gegen einen Stein und sofort gab es einen heftigen stich in seinem rechten Bein. Aber er dachte jetzt nur noch daran wegzulaufen. Drehte sich während des laufens nochmal um, um zu sehen wer ihm das leben gerettet hatte, sah nur noch ein Bündel rotes Fell (ein Fuchs?) und die Katze war verschwunden. Mikasi lief und lief so weit und schnell er konnte.


Er schreckte hoch. Nein er durfte nicht einschlafen! So ungeschützt im nirgendwo. Mühsam erhob er sich wieder auf die Beine und ging weiter. Da fand er schließlich eine Höhle mit vielen Büschen herum. Ein Wunder dass er das gesehen hatte, wo er doch noch immer ein wenig benommen war. Er ging in die Höhle, ohne sich umzuschauen, kroch er unter einen Busch und schlief endlich ein.

[verarbeitet die Geschehnisse, findet die Höhle von Véraire, Shila & Namíd, bemerkt die drei aber nicht]


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Shila - 09.01.2018

Shilas Ohren zuckten in die Höhe und ihre Augen fixierten im Selben Moment die Richtung, aus der die Geräusche - und schlagartig auch der Geruch kam. Der Geruch von Blut! Irgendjemand war zu ihnen gekommen. Sie witterte, sie kannte den Geruch, aber Blut überdeckte so viel. Sie witterte weiter und dann riss sie die Augen auf.

"Mikasi!"

japste sie nur, und im selben Moment stand sie. Nur kurz sah sie zu ihrem Bruder - und sie wusste das der Blick reichte. Schon früher konnten sie wortlos kommunizieren.
Schneller als der Blick abgewandt war, sprang Shila die wenigen Wolfslängen zu dem Gebüsch, unter dem sie im Schnee den weiß-roten Mikasi fand. Sie sah ihn, blieb kurz stehen und starrte ihn mit peitschender Rute an.

"Oh Mikasi!"

wuffte sie aufgeregt, stürmte direkt zu ihm und schleckte ihn mit nasser Zunge über das kleine Köpfchen. Sie freute sich so sehr, dass sie diese Freude nicht verbergen konnte zu zeigen. Ihre Rute pendelte so doll, dass die ihren Hinterleib mit hin und her bewegte. Dann lief sie zu ihrem Bruder (der direkt hinter ihr stand) zurück - sie sprang ihn an, schlabberte ihm über die Nase - und wieder zu Mikasi zurück. Sie schmiss sich zu ihm auf den Boden, und vergrub ihre Nase immer wieder ganz tief unter seinem Fell!

"Véraire! Komm schnell!"

rief sie, so laut sie konnte und drückte immer wieder gegen den kleinen Fuchskörper.

"Oh du bist hier! Ich habe dich so vermisst! Und ich hatte schreckliche Angst, dich nie wieder zu sehen! Was ist passiert, Mikasi? Erzähl mir alles!"

Shila war so voller Euphorie und fühlte sich so glücklich, dass sie die Wunden an dem geschundenen Körper gar nicht sah. Und noch weniger kam ihr die Idee, dass Mikasi Verfolger haben könnte. Er war hier, er hatte es geschafft. Nur das zählte gerade und nur das sah und fühlte sie.

[Begrüßt Mikasi überschwänglich]



RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Darion - 09.01.2018

Nachdem Evanaya geäußert hatte, alleine zurückbleiben und sich ausruhen zu wollen, beeilte sich Darion, Yashaí zu folgen, die sich bereits auf Spurensuche begeben hatte. Er hielt hinter ihr an, um nicht eventuelle vor ihr befindliche Fährten zu zerstören, und beobachtete aufmerksam, wie sie witterte und mit ihren Augen die Schneeoberfläche absuchte. Er traute sich nicht, sie in ihrer Konzentration zu stören, trat aber näher und versuchte es ihr gleichzutun, um zu entdecken, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Doch erst, als sie sich wieder in Bewegung setzte, sprach er sie an:

"War das ein Fuchs?"

Es war mehr geraten als gewusst, denn die Fährte war schon recht alt und schwach, und das einzige, was er mit Sicherheit sagen konnte, war, dass es eindeutig kein übliches Beutetier wie zum Beispiel ein Kaninchen war. Und die Abdrücke, die er im Schnee zu erkennen glaubte, konnte er mangels Erfahrung nicht zuordnen; er war sich nicht einmal sicher, ob es tatsächlich welche waren oder nur zufällige Unregelmäßigkeiten in der Schneedecke. Aber immerhin schien es ihm plausibel, dass es ein Fuchs gewesen sein könnte.
Devaki und Nasiha, die zwar in einger Entfernung, aber immer noch in Sichtweite die Erhebungen im Schnee untersuchten, beachtete er nicht. Zu konzentriert war er darauf, die Spuren im Schnee und die dazu gehörige Witterung zu entschlüsseln. Ein Wolf musste so etwas schließlich können, oder? Und weitere tote Karibus waren nun auch nicht so spannend, fressen konnte er später immer noch. Der Gedanke, dass sich unter dem Schnee vielleicht noch anderes als ein Karibu oder ein sonstiges Beutetier befinden könnte, kam ihm unterdessen gar nicht.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Nasiha - 11.01.2018

Nana hob nochmal den Kopf um zu ihrem Bruder zu blicken, in ihrem Blick lag so viel Wärme und Zuneigung für den Schwarzen, doch er bemerkte diesen Blick nicht. Er hatte ihr schließlich den Rücken gekehrt und so nahm sie ihre Aufgabe wieder auf. Der Schnee war nicht hart gefroren, sodass ihre Pfoten im weichem Weiß schnell voran kamen, viel schneller als es im Erdboden der Fall gewesen wäre. Sie hatte ihren Kopf gesenkt, als ihre Pfoten plötzlich etwas berührte. Der Kadaver eines Karibu, versuchte sie sich zunächst zu beruhigen, doch ihr Herz schlug plötzlich schneller. Als auch die zweite Pfote etwas berührte stockte sie. Ein leiser hauch, eigentlich ein nichts und doch bekannt. So bekannt. Ihr stockte der Atmen und die Welt um sie herum hörte auf zu existieren. Ihre Augen starrten auf Fell. Grau-braun. Eindeutig wölfisch.

"Nein...nein...."

Ein verzweifeltes Flüstern entwich ihrem Fang, während sie die Nase tiefer in den Schnee steckte. Ihre Nase berührte Fell, darunter fand sich für Kälte und Härte. Nein. Sie konnte nicht denken und doch musste sie doch jetzt stark sein. Ihr Herz brach, denn bisher hatte sie immer die Hoffnung gehabt sie würden alle finden. Lebend. Sie drückte ihre Augen fest zusammen und ihr Gebiss bebte. Nein, dies war nicht die Zeit um durchzudrehen, sie musste stark sein. So stark.

"Cheza..."

Ein Hauch nur, getragen vom Wind. Nasiha sah nur eins, sie wollte die Freundin, einen Teil ihrer Familie aus diesem widerlichen Schnee haben und begann wie verrückt zu buddeln. Dabei achtete sie bewusst darauf den Körper der toten Fähe nicht zu berühren, aber umso weiter sie Einblick bekam, umso mehr schmerzte ihr Herz. Sie versuchte Luft zu holen, doch ihre Lungen nahmen diese offenbar nicht auf. Ihr ganzer Körper bebte. Mitten in diesem Moment hob Devaki den Kopf und verkündete, dass er nichts gefunden hatte. Nana war vollkommen überfordert, sie konnte nicht sprechen, nicht denken. Sie wusste dieser Moment würde alles ändern, all die Last und Schuldgefühle auf den Schultern ihres Bruders, sie würden ihn zusammen brechen lassen.

Sie hob den Kopf. Ihre wunderbaren Augen schwammen feucht. Furcht. Angst. Schock. Mitgefühl. Leid. Trauer. All diese Gefühle waren in diesem Moment zu sehen. All das, wozu sie nicht in der Lage war es auszusprechen. Ihr Bruder hatte ihr wieder den Rücken gekehrt. Sie wollte ihn nicht holen, hätte am liebsten so getan als wäre nichts passiert, aber vor ihr lag ein Mitglied des Rudels. Cheza Luna hatte es verdient ihr Alphatier ein letztes Mal zu sehen. Hatte einen Abschied verdient. Nana drückte ihren Fang in das kalte weiche Fell der toten Fähe und holte tief Luft

"Du bist Zuhause Cheza, bei uns, du bist nicht allein....." leise und sanft nur, dann presste sie die Zähne zusammen und sagte etwas lauter, sodass Devaki sie hören würde, aber mit solchem Schmerz in der Stimme:

"Deva....."

Sie hob den Kopf nicht. Sie konnte ihren Bruder jetzt einfach nicht in die Augen blicken, es ging nicht. Sie war ein Feigling. Sie starrte auf die tote Freundin als ihr noch etwas auffiel. Unter den getrockneten blutigen Fell war der Körper der Fähe übersät mit Bissspuren, Nana hatte das gar nicht gemerkt, doch jetzt sah sie es deutlich. Verbissen, verblutet. Verlassen. Sie unterdrückte ein wimmern..


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Liath - 14.01.2018

Liath stapfte mit gesenkter Schnauze durch den Schnee, leicht hechelnd, um auch wirklich den leichtesten Hauch eines Geruchs zu erwischen. Sie waren in den letzten Tagen ganz gut damit ausgekommen, unterwegs zu jagen, aber all die Kleinigkeiten machten niemanden so richtig satt. Wer gestern etwas hatte, verzichtete heute zugunsten der anderen und am nächsten Tag lief es wieder so. So kamen sie gut durch, aber durch ihr Laufpensum und die Verletzungen von Dannsair und Namíd war es eigentlich nicht genug. Gerade Namíd brauchte mehr. Liath hatte in den letzten Tagen einen für ihn ungewohnten, recht pragmatischen Überblick über ihre Lage gewonnen. Die Panik war zu einer untergründigen, sie permanent begleitenden Angst geworden, die zwar an ihm zehrte, aber auch vorantrieb. Er wollte – jetzt wo sie Shila, Laines und Dannsair wiedergefunden haben – auch seinen Vater wiederfinden. Und das würden sie, diese Hoffnung hatte ihm das Wiedersehen mit den drei anderen zurückgegeben. Nur mussten sie dafür diese durchgedrehten Tiere loswerden, die ihnen mit der Ausdauer von Tollwütigen folgten.

Noch hatten sie keine frische Spur gefunden, die sie zu genügend Beute führen würde. Sie würden noch, aber das dauerte seine Zeit und Liath hatte Hunger. Er hatte vor zwei Tagen zuletzt einen Hasen gefressen und der war längst verdaut. Das war nichts im Vergleich zu dem Hunger, der ihn gequält hatte, bevor er die verendeten Karibus gefunden hatte. Aber es war trotzdem ein Gefühl, das er zu hassen gelernt hatte. Vielleicht war der Gedanke an Nahrung ein bisschen zu präsent in seinem Kopf, als sie vorsichtig auf eine Lichtung traten und sich vor ihnen im Schnee eine Erhebung abzeichnete. Er wechselte einen Blick mit Laines und Dannsair.

„Vielleicht ist das ein verschneiter Kadaver.“ Oder zwei, oder drei. An so einen Glücksfund wie die toten Karibus würde er sich ewig voller Hoffnung erinnern. Ohne lange abzuwarten, bewegte er sich aus der Deckung der Sträucher hinaus und auf die Lichtung, die stärker verschneit war als der Waldboden, wodurch er langsamer und mühsamer voran kam. Riechen konnte er nichts, aber das musste nichts heißen.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Dannsair - 14.01.2018

Er hatte wirklich gedacht, dass sie endlich den Punkt erreicht hatten, an dem es besser werden würde. Als sie Liath und Namíd wiedergefunden hatten. Vielleicht hätte er die Tatsache, dass Dubh nicht mehr bei ihnen gewesen war als Zeichen verstehen müssen, dass es eben doch nicht so einfach sein würde. Sogar für Dannsair wurde es langsam schwierig, die Hoffnung aufrecht zu erhalten. Der Verlust des kleinen Fuchses hatte ihn bestürzt, er hatte den gemocht ein bisschen – und ihm war nicht entgangen, dass Shila im Gegensatz zu Laines noch viel mehr an dem Weißen gehangen hatte. Und dann das ständige Gefühl von Gefahr im Nacken, es war kaum auszuhalten, dass sie nicht mehr zur Ruhe kommen konnten und ständig auf der Flucht waren. Wölfe, vom Jäger zum Gejagten, ganz toll. Andererseits merkte der Schwarze auch, wie diese Umstände (verständlicherweise) nicht weniger an den anderen zehrten, drum zwang er sich so oft es ging ein lockeres Lächeln auf die Lefzen und die gewohnt sorglose Attitüde in die Stimme. Irgendwann glaubte er vielleicht auch selbst wieder daran. Auch wenn er das ungute Gefühl hatte, dass die letzten Wochen seitdem das Rudel auseinandergebrochen war echt was mit ihm gemacht hatten, das sich nicht mehr ganz umkehren lassen würde.

Und dann gab's wieder so Tage wie heute, da funktionierte seine Laune ganz von selbst. Weil ihm der Rastplatz sicher erschien und Liluye sich als Wache angeboten hatte und er frischen Schnee unter den Pfoten hatte, während sie durch den Wald streiften. Ausnahmsweise transportierte der Wind keine bedrohlichen Gerüche, sondern frischte ihm nur gelegentlich das dichte Fell etwas auf. Einzig an der Schulter war ihm die Kälte zwischenzeitlich unangenehm, weil er in dem engen Tunnel wie ein Vollidiot gestolpert war und sich ein Stück Pelz und Haut abgeschürft hatte, aber jegliches Jammern verkniff er sich brav, weil er nicht auf besonders viel Mitleid hoffte.

“Also meine Theorie ist immer noch, dass die alle von den gleichen giftigen Pilzen gefressen haben und deswegen jetzt so komisch drauf sind..“

nahm er den Faden ihres Gesprächs von vor ein paar Minuten wieder auf und wandte den Blick kurz zu Liath und Laines, ehe er am Rand der Lichtung stehen blieb. Dannsair hatte wirklich viele Ideen und Überlegungen, warum die weißen Tiere sich so seltsam verhielten, eine unwahrscheinlicher als die nächste. Aber so lange ihm keiner das Gegenteil beweisen konnte, spielte er alle Varianten durch. Neugierig reckte er jetzt allerdings die Nase in die Luft und blieb mit den Augen an einer Erhebung am gegenüberliegenden Ende des Platzes hängen. Ein eingeschneiter Baumstumpf vielleicht, im besten Fall etwas Essbares. Langsam setzte er sich wieder in Bewegung, um sich das genauer anzugucken. Liaths Tipp klang irgendwie zu gut, fand er und hielt dagegen:

"Ich tippe ja auf einen Stein. Laines, was ist dein Vorschlag?"

Gute Idee, machten sie doch kurz ein Spiel draus. Und wer richtig lag, der bekam.. naja, Recht eben.