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19 | Verfluchtes Schwarz - Druckversion

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RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Darion - 13.03.2019

Darion hatte sehr wohl bemerkt, dass Nasiha nicht nur zufällig so lief, dass sie sich ihren Weg durch den Schnee bahnen musste, während er in einer schon vorhandenen Spur – wohl der von Devaki – laufen konnte. Es kam ihm irgendwie ungerecht vor, und am liebsten hätte er etwas gesagt und sie dazu aufgefordert, das nächste Stück selbst in Devakis Spur zu gehen. Doch ihm war leider nur zu bewusst geworden, dass Nasiha ihm in Sachen Ausdauer überlegen war, und es für ihn selbst dann nicht einfach werden würde, durchzuhalten, wenn er sich nicht durch den tiefen Schnee kämpfen musste. Eigentlich hätte er sich zumindest bedanken müssen, aber er wollte die Stille, die sich über sie gelegt hatte, nicht stören. Vermutlich ging Nasiha irgendwelchen tiefgründigen Gedanken nach, die er nicht unterbrechen wollte. Oder war es am Ende doch nur der egoistische Wunsch, nicht offen zugeben zu müssen, dass er ihre Rücksichtnahme bemerkt hatte, aber nicht in der Lage war, darauf zu verzichten? Er warf der Fähe einen Blick zu und hoffte, dass sie irgendwie spürte, dass er es bemerkt hatte und dafür dankbar war, aber er war sich alles andere als sicher, ob sie es tatsächlich wahrnahm.
Erst an Nasihas Reaktion auf seinen Hinweis merkte er, dass sie gar nicht auf das Ziel geachtet hatte, sondern nur auf den Weg unmittelbar vor sich. Anscheinend hatte sie darauf vertraut, dass er sie in die richtige Richtung führen würde. Diese Erkenntnis erfüllte ihn mit einer seltsamen Mischung aus Stolz und Überforderung, denn eigentlich war doch er derjenige, der anderen Wölfen folgte und sich darauf verließ (und verlassen musste), dass diese schon wussten, was sie taten, schließlich hatten die anderen weit mehr Erfahrung darin, ein Wolf zu sein. Darion war das so selbstverständlich vorgekommen, dass er gar nicht auf die Idee gekommen war, dass es auch mal anders sein könnte.

„Komm“, sagte er leise.

Doch das wäre nicht nötig gewesen: Kaum, dass sie ihren Bruder erkannt hatte, übernahm Nasiha anscheinend unbewusst wieder die Führung und bewegte sich zielstrebig auf Devaki zu. Darion hatte allerdings nichts dagegen – im Gegenteil, es beruhigte ihn viel mehr, dass es wieder so war, wie er es gewohnt war, und er ihr folgen konnte statt weiterhin Verantwortung tragen zu müssen.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Devaki - 19.03.2019

Devaki betrachtete Yashaí stumm, als sie auf seine Frage antwortete. Er entgegnete nichts, sondern nickte nur leicht, weil er das Gefühl hatte, dass jedes Wort aus seinem Fang nur falsch sein konnte und den zerbrechlichen Gedankengang der Trauer, den die Fähe ganz offensichtlich in diesem Moment beging, zum Einsturz hätte bringen können. Devaki erinnerte sich sehr gut daran, wie es gewesen war, als die Welpen noch viel zu klein waren, um die Höhle zu verlassen. Er erinnerte sich gut an die ersten Tage, als sie noch taub und blind durch die Gegend gerobbt waren und Siyi ihn kaum in die Nähe der Welpen gelassen hatte. Er erinnerte sich daran, wie sich die Augen öffneten und aus den kleinen hilflosen Würmchen nach und nach kleine Abbilder von Siyi und ihm wurden. Der Schwarze versuchte sich vorzustellen, wie sehr es schmerzen musste, Welpen in dieser Zeit zu verlieren. Aber es gelang ihm nicht. Er konnte das Ausmaß der Unerträglichkeit nur erahnen, indem er sich daran erinnerte, wie furchtbar der Gedanke war seine eigenen Welpen jetzt verloren zu haben. Und für ihn bestand noch immer Hoffnung, dass sie noch am Leben waren. Nein, eigentlich war er sich sicher. Er hätte es doch gespürt, tief in seinem Inneren, wenn einem von ihnen etwas zugestoßen wäre. Oder nicht?

Als Yashaí die Sterne aus der Höhle erwähnt, rang er sich ein sanftes Lächeln ab und nickte, bevor er schließlich mit ihr zusammen weitergrub. Wie lange wusste er nicht, es hätten Sekunden sein können oder auch Minuten, er hatte kein Zeitgefühl mehr. Irgendwann aber blickte er auf und spähte noch einmal zurück und sah schließlich, dass seine Schwester und Darion schon fast bei ihnen angelangt waren – die tote Cheza auf ihren Schultern. Devaki unterdrückte ein Seufzen, als die Schwere wieder auf sein Herz zurückkehrte und er das Gefühl hatte, schwerer atmen zu können. Stattdessen erhob er sich vom Loch, das mittlerweile tief genug sein mochte und blickte auf die kleine Prozession, die sich ihnen näherte. Als sein Blick auf Nana fiel, deutete seine Rute eine kurze Pendelbewegung an. Er freute sich zu sehen, natürlich freute er sich, auch wenn sie nicht immer einer Meinung waren. Nana wirkte stolz und stark, so wie sie es immer gewesen war. Darion hingegen schien einige Mühe zu haben, Cheza zu tragen.

„Ich denke, Darion braucht etwas Hilfe.“

Er warf einen Blick zu Yashaí und deutete mit dem Kopf auf die beiden anderen Wölfe, um sie auf den Tross aufmerksam zu machen und ihr zu verstehen zu geben, warum er im nächsten Augenblick seine von Erde bedeckten Pfoten in Bewegung setzte und auf den Rüden und die Fähe zueilte. Es dauerte gar nicht lange, bis er mit seinen schnellen Schritten bei ihnen angelangt war. Sie waren weniger weit entfernt, als es zunächst den Eindruck gemacht hatte. Die Anstrengung durch den tiefen Schnee zu laufen spürte der schwarze Rüde kaum.

„Lass mich dich ablösen, Darion, du hast dich genug verausgabt. Ich danke dir.“

Devaki brauchte keine Antwort des jungen Rüden, um zu sehen, dass es ihn einiges an Kraft kostete, die Fähe auf seinen Schultern zu transportieren. Devaki wartete daher nicht auf Gegenworte, sondern schlüpfte gewandt in der Mitte unter Chezas Körper und schob sich von dort aus nach vorn zu Darion, um ihn zu entlasten und das Gewicht schließlich ganz übernehmen zu können. Er wollte Cheza wenigstens so noch ein paar letzte Meter ehren.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Darion - 28.03.2019

Darion hechelte trotz der Kälte vor Anstrengung. Er war froh, dass sie schon beinahe an ihrem Ziel waren. Es fiel ihm schwer, es sich einzugestehen, doch er hätte vermutlich nicht mehr allzu lange durchgehalten. Seine Rute begann leicht zu wedeln.
Jetzt hatten auch Yashaí und Devaki sie bemerkt, und letzterer kam ihnen nun auch entgegen.
Kaum dass der schwarze Rüde sie erreicht hatte, bot er Darion an, ihn abzulösen und Cheza das letzte Stück selbst zu tragen. Allerdings klang es nicht wirklich wie ein Angebot, sondern eher wie eine Anweisung. Darion wollte widersprechen, denn es war ihm klar, dass der Schwarze sich sicherlich schon mehr als genug angestrengt hatte, als er den Fuchsbau zu Chezas künftigem Grab erweitert hatte. Erde verklebte sein Fell und vor allem seine Pfoten.
Doch Devaki ließ ihm gar keine Gelegenheit dazu, denn dieser hatte sich bereits zwischen ihn und Nasiha gedrängt und einen Teil der Last übernommen.
Cheza zu dritt zu tragen war aber ziemlich unpraktisch, dafür war die Tote, so blöd es klang, einfach nicht lang genug.
Einen Moment zögerte Darion noch, doch ihm wurde klar, dass es keine gute Idee war, aus Stolz darauf zu beharren, weiter mitzuhelfen, und dadurch zu riskieren, dass Cheza womöglich runter fiel, weil sie versuchten, sie unbedingt zu dritt zu tragen. Und außerdem hatte er den Eindruck, dass Devaki seine Bekannte zumindest auf dem letzten Stück ihrer letzten Reise selbst tragen wollte, statt dies einem Wolf zu überlassen, den sie gar nicht gekannt hatte.
Daher machte er sich klein und kroch unter Cheza hervor, jedoch nicht, ohne vorher sicherzugehen, dass diese auch wirklich sicher auf Devakis Rücken lag.

„Danke“, sagte er hechelnd.

Er lief langsam neben Devaki und Yashaí her. Insgeheim war er froh, dass ihm diese Last abgenommen worden war, auch wenn er es nicht allzu sehr zeigte, da es ihm Cheza gegenüber irgendwie respektlos vorgekommen wäre.
Und nachdem er wieder zu Atem gekommen war, fragte er:

„Kann ich sonst noch irgendwie helfen?“

Es war eher eine rhetorische Frage, die er hauptsächlich der Höflichkeit halber gestellt hatte. Zwar war es keinesfalls so, dass er nicht mehr helfen wollte, doch er konnte sich keine Möglichkeit vorstellen, wie er die beiden Geschwister jetzt noch weiter unterstützen könnte.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Nasiha - 01.04.2019

Ihr Blick hing an Devaki, sie konnte in seinem Gesicht so deutlich lesen, wie in keinem anderen. Die Arbeit mit Yashaì hatte ihm geholfen, ihn abgelenkt und ihm das Gefühl gegeben, irgendetwas Sinnvolles tun zu können. 
Doch als sein Blick auf den kleinen Trauermarsch fiel, konnte sie sehen, wie er sich verfinsterte und die Last ihn wieder mit voller Kraft zu Boden ziehen wollte. Die Last der Verantwortung und die Last der Schuld, die er sich so bereitwillig selbst aufgeladen hatte und die Nana so gerne von ihm genommen hätte, dass es sie beinahe körperlich schmerzte. 

Nasiha warf ihrem Bruder einen warmen Blick zu und wedelte leicht mit der Rute, als er sich geschickt neben sie unter Chezas Körper schob. Kurz verlagerte sie das Gewicht zwischen ihren Schultern hin und her, damit die Fähe wieder festen Halt auf ihrem Rücken fand. Dann nickte sie Deva zu und trat die letzten Meter bis zu Chezas letzter Ruhestätte an. 
Es war schön wieder seine Wärme zu spüren, seine Atemzüge an ihrer Flanke und endlich ließ Nanas Unruhe ein wenig nach. 

Im Vorbeigehen warf sie Darion einen dankbaren Blick zu, sie konnte gar nicht mit Worten ausdrücken, wie stolz sie auf den jungen Rüden war. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Dankesreden, aber sie nahm sich erneut vor, einmal ein langes Gespräch mit ihm zu führen.

Sie gingen im Gleichschritt und näherten sich der Grabstätte. Nana hob den Blick auf Yashaì, die ebenso voller Erde war, wie Devaki. Die Schwarze sah die Fähe mit einem Blick aus Trauer und Dankbarkeit an, bevor sie ihn wieder auf ihre Pfoten hinabsenkte. Vor Deva versteckte sie ihre wahren Gefühle, musste seine Stärke sein, sein Halt. Doch Yashaì durfte wissen, wie es in ihrem Inneren aussah. Das war neu für Nana, doch es fühlte sich richtig an, beinahe notwendig. Nicht mal Nasiha konnte ewig lange die Starke spielen und es tat gut eine Vertraute zu haben. 

Als sie vor dem Fuchsbau standen, warf Nana einen stummen Blick hinab in die Grube, die die beiden Wölfe gegraben hatten. Sie schloss kurz die Augen, stellte sich vor, wie Chezas Körper hinabglitt in dieses tiefe Loch, um dort für immer zu verweilen. Es war gleichsam traurig wie tröstlich. Niemand würde ihr dort unten jemals wieder wehtun können. Ihre Reise würde hier enden, behütet durch die kühle Erde und für immer ein Teil dieser Welt. 

Nana hob den Blick und sah zu Devaki.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Yashaí - 19.04.2019

Als Nana, Darion und Cheza in ihrem Sichtfeld auftauchten, hörte Devaki auf, zu graben und sah dem kleinen Trauermarsch entgegen. Yashaí sah auf, begnügte sich aber damit, noch ein wenig weiter zu schaufeln und die letzten Ecken abzurunden. Im Grunde nämlich war die Ruhestätte fertig. Doch die Bunte wollte nicht tatenlos der kleinen Gruppe entgegen sehen. Erst, als Devaki verkündete, Darion abzulösen, sah sie auf und nickte ihm kurz zu. Tatsächlich sah der Graue ein wenig geschafft aus, doch an und für sich machte er ein gutes Bild neben Nana. Man konnte wohl wirklich stolz auf ihn sein. Kurz kam in ihr die Frage auf, wo Evanaya sich wohl herumtrieb, doch die helle Wölfin war recht schnell wieder vergessen. Vielleicht war ihre kleine Erkundungstour gar nicht so verkehrt. Eine strahlende Wölfin konnten sie hier wirklich nicht gebrauchen, so gern sie die Helle auch hatte. Die Bunte blieb an Ort und Stelle und trat lediglich ein paar kleine, respektvolle Schritte von der Grube zurück, die sie gegraben hatten. Darion und Nana galt ein verhaltenes Pendeln mit der Rute und besonders der Dunklen, die nun an der Seite ihres Bruders lief, galt ein mitfühlender Blick. Dann fiel auch ihr Augenmerk in die karge Erdgrube, die bald nicht nur Cheza behüten, sondern auch die Erinnerungen an sie beherbergen würde – gemeinsam mit der Erinnerung an Finiq und ihre Welpen, mit ihren Hoffnungen, ihren Träumen und ihrem Abschied.


RE: 19 | Verfluchtes Schwarz - Laines - 26.07.2019

Laines begegnete Shilas Reaktion ohne eine Regung seiner Miene. So war er das gewohnt. Damit kam er klar.

„Ich werde dich nicht zurücklassen und wenn nötig am Nacken mitzerren. Wir beide werden deshalb zu langsam sein und so wie ich die anderen kenne, werden auch sie uns nicht zurücklassen. Deshalb hoffe ich, du kommst dann damit klar, wegen des Fuchses unser aller Tod zu verantworten“, entgegnete er nüchtern.

Dannsair versuchte es natürlich mehr auf die kompromissbereite Art und weil sie nun wirklich nicht genügend Zeit hatten, um sie mit Diskussionen zu verschwenden, nickte Laines knapp – um der „Frieden“ Willen. Sollte es darauf hinauslaufen, dass der Fuchs sie verlangsamte, er wäre bereit einfach …
Zum „Glück“ wurde der Fuchs, über den sie hier zu entscheiden versuchten, wieder wach und machte seine eigene Entscheidung. Er wollte selbst laufen. Prima. Dann war doch alles geklärt.

„Gut. Der Fuchs will selbst laufen, damit ist doch alles geklärt. Véraire hat Recht, bewegen wir uns endlich.“ Er dachte einen kurzen Moment nach, wie sie nun am besten vorgingen. „Dannsair, du läufst voran, Liath, Namíd und Shila, ihr bleibt hinter ihm und vor mir und Véraire. Los jetzt.“