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Familie schlägt sich, Familie verträgt sich | Nach 18 | Deva und Nana - Druckversion

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Familie schlägt sich, Familie verträgt sich | Nach 18 | Deva und Nana - Devaki - 02.07.2017

Familie schlägt sich, Familie verträgt sich
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Nasiha & Devaki | Wald | nach „Ruhe nach dem Sturm“| abends nach "Ruhelose Rast"


Als er die Möglichkeit bekommen hatte, die Flucht zu ergreifen, war er gegangen. Devaki war froh, dass er ein wenig Abstand von der kleinen Gruppe und der Diskussion, die sie noch kurz zuvor an ihrem Rastplatz geführt hatten, bekommen konnte. Die Richtung, in die die Unterhaltung mit Yashaí, Darion und seiner Schwester genommen hatte, hatte ihm nicht behagt. Zwar hatten sie einen großen Streit abwenden können. Allerdings hatte er die nächstbeste Möglichkeit genutzt sich mit der Ausrede sich umsehen zu wollen die Pfoten zu vertreten – und den anderen damit ein wenig zu entkommen. Devaki war klar, dass er seiner Schwester und ihren drängenden Fragen nicht ewig würde aus dem Weg gehen können. Aber er wollte nicht reden, er wollte einfach froh sein, dass sie hier war, dass sie sich wiedergefunden hatten. Immerhin war es ihm für einige Stunden gelungen ihr zu entgehen, während er die Zeit tatsächlich genutzt hatte, um sich etwas umzusehen und nach verdächtigen Spuren und Witterungen Ausschau zu halten. Gefunden hatte er nichts, was einerseits beruhigend war, andererseits machte es erneut deutlich, dass sie allein auf weiter Flur waren – und ihre Suche so aussichtslos war wie eh und je.

Mittlerweile war die Sonne bereits untergegangen und es dämmerte zur Nacht, als er zu den anderen zurückkehrte. Sie hatten nicht besprochen, ob sie heute Nacht noch weiterziehen wollten. Devaki konnte sich aber gut vorstellen, dass keiner der anderen etwas gegen eine längere Rast hatte. Darion war das weite wandern nicht gewohnt und auch seine Schwester war sicher froh über eine Pause.


RE: Familie schlägt sich, Familie verträgt sich | Nach 18 | Deva und Nana - Nasiha - 04.07.2017

Nana hob den Kopf, starrte auf den glitzernden Schnee. Inzwischen war die Dämmerung eingetreten. Nach ihrer letzten Rast hatte sie sich gleich einen ruhigen Platz gesucht und sich zusammen gerollt. Sie musste ihren Gedanken nachhängen und das konnte sie am meisten wenn sie Ruhe hatte. Nach dem letzten Gespräch war es ziemlich still in ihrer Gruppe gewesen, sie hatte die meiste Zeit geschwiegen und ihr Bruder hatte ihre neuste Rast genutzt und sich gleich verdrückt.  Sie seufzte. Heute verhielt sie sich einfach nicht wie sie selbst. Die hatte Deva angeknurrt und war laut geworden! Sie! Sie löste doch nie irgendwelche Konfliktsituationen vor Fremden und erst recht nicht mit Aggressivität.  Aber ihr Bruder brachte alle ihre Schranken zum Fallen, normal ließ sie sich nur bei ihm gehen, ließ sich nur bei ihm fallen. Niemand sonst hatte genug von ihrem Vertrauen bisher erlangt, aber er war so ein Holzkopf. Es tat ihr so unendlich weh ihn so hilf- und machtlos zu erleben. Sie wusste dieser blöde Wolf gab sich die Schuld an allem. Aber das war so falsch, er hatte doch nichts falsches getan. Die schwarze Wölfin wusste, sie musste ihm helfen, allein würde er sonst wahrscheinlich irgendwann durchdrehen. Sie wollte auf keinem Fall, dass er damit allein umgehen musste, denn er war nicht allein. Nicht mehr. Nie mehr! Sie wusste nur nicht, wie sie mit ihm reden sollte, denn es schien nicht zu reichen einfach nur da zu sein. Mit jedem neuen Morgen nahm die Hoffnungslosigkeit in seinen Augen zu, auch wenn er es meisterhaft versuchte zu vertuschen.  So konnte das auf keinem Fall weiter gehen, die Situation heute mit den Anderen hatte ja bewiesen, wie es eigentlich aussah.

Ihr Blick glitt durch die aufkommende Dunkelheit. Jetzt fühlte sie sich wohler. Der glitzernde Schnee, all die weiße prachtsorgte stets dafür, dass Nana sich so auffällig fühlte sie ein bunter Vogel. Doch an der Dunkelheit war dies anders, hier war ihr Fell zuhause. Sie hatte einen Entschluss gefasst, sie würde mit ihrem Bruder reden! Auch wenn er sich mit Pfoten und Krallen dagegen wehrte, auch wenn er versuchen würde alles runter zu spielen, sie würde die Zähne zusammen beißen und die sein, die er brauchte, eine Schwester, ein Rudelmitglied, dass für ein Alphatier da war. Ein Schatten glitt durch die Dunkelheit. Devaki kam zurück. Sie konnte nur seine Umrisse sehen, doch es war der beste Zeitpunkt. Lautlos, wie die Dunkelheit selbst erhob sie sich. Ihr Körper hatte genug geruht in der Kälte. Ein kurzes Strecken, dann ging sie zielstrebig auf Deva zu. Sie strich seitlich an ihm vorbei und rieb zur Begrüßung liebevoll ihren Körper an seinem. Ein Blick in den dunklen Wald.

„Wir müssen reden!“

Ihre Stimme war ernst, bestimmt und ließ keinen Widerspruch zu. Sie ging einfach weiter in den Wald. Hoffte ihr Bruder würde ihr folgen.


RE: Familie schlägt sich, Familie verträgt sich | Nach 18 | Deva und Nana - Devaki - 07.07.2017

Er hatte nicht damit gerechnet, dass er abgefangen werden würde, bevor er den Rastplatz erreicht hatte. Aber seine Schwester war schon immer für Überraschungen gut gewesen und sie schien es auch noch immer zu sein. Zunächst hatte er sie nicht kommen sehen. Mittlerweile war es dunkel geworden und ihr schwarzer Pelz war wie seiner kaum von den Schatten der Nacht zu unterscheiden. Erst als sie sich streckte und näher kam, entdeckte er sie. Als sie an ihm entlang strich und leise Worte von sich gab, unterdrückte der Rüde ein resigniertes Seufzen. Er hätte wissen müssen, dass sie die Situtation und sein Schweigen über die Suche nach den anderen nicht akzeptieren würde. Für einen kurzen Augenblick überlegte Devaki, ob er einfach ablehnen sollte. Doch der Rüde wusste, dass er seine Schwester damit mehr als verärgern würde und so wenig er auch über die hoffnungslose Suche nachdenken wollte, noch weniger wollte er den Zorn Nanas auf sich ziehen. Mit einer fließenden Bewegung wandte sich Devaki um und folgte seiner Schwester in den Wald zurück. Zunächst schwieg er, als sie einige Meter hinter sich gelassen hatten, öffnete der Schwarze aber doch den Fang.

„Also, worüber willst du reden, Schwester?“


Natürlich wusste er genau worüber sie sprechen wollte, allerdings würde er sich hüten von sich aus zu beginnen. Sie war diejenige die zu dieser Unterredung geladen hatte, also durfte sie auch diejenige sein, die einen Anfang fand. Er war gespannt, welche Worte sie wählen würde.


RE: Familie schlägt sich, Familie verträgt sich | Nach 18 | Deva und Nana - Nasiha - 28.09.2017

Kaum hatte er die Frage gestellt verspürte Nana wie wieder dieses ungeliebte Gefühl der Wut und Hilflosigkeit in ihr hochkam. Sie knirschte so lau mit den Zähnen, dass er es wohl hören musste, aber anders bekam sie ihre Gefühlte einfach nicht in den Griff. Ja über was wollte sie wohl reden? Wollte er sie verarschen? Ganz sicher nicht über den aktuellen Wetterstand und wie toll die Nacht doch war.

„Über dich du Holzkopf!“

Oh Gott! Hatte sie das gerade wirklich laut gesagt? Ja, ganz offensichtlich, denn die Stille durchschnitt den Wald wie ein kalter Eiszapfen. Dann wurde ihr etwas bewusst, sie würde mit ihrer Gutmütigkeit in diesem Punkt nicht weiter kommen, nicht bei ihrem Bruder. Er hatte inzwischen eine Mauer aus einem ganzen Wald um sein Herz gebaut und Nana war weiß Gott kein Baumschupser, aber sie würde nicht aufgeben. Schwungvoll fuhr sie herum, stand nun Nase an Nase mit ihrem Bruder. Ihre Augen blitzen im Dunkeln aufmerksam

„Denkst du ich weiß nicht wie es in dir aussieht? Denkst du ich weiß nicht, dass du dir an allem was passiert ist die Schuld gibst? Dass es dich innerlich zerreißt und zerfrisst, die Ungewissheit, die Zweifel? Die verdammten Schuldgefühle!!!“

Ihre Stimme war mit jedem Wort, was ihren Fang verlassen hatte, ein wenig lauter geworden und ein bisschen verzweifelter. Sie ging einen Schritt zurück um ihn besser sehen zu können. Sie brauchte den Abstand, denn es ging hier nicht nur um das Herz ihres Bruders, sondern auch um Ihres.

„Wie kannst du es wagen diese Gedanken auch nur ansatzweise zu denken, dein Rudel vergöttert dich! Keiner von ihnen würde dir die Schuld an all dem geben, es war ein Unfall!“

Sie schüttelte wild ihren Kopf hin und her, hatte einfach keine Ahnung wie sie ihre ganzen Gefühle in Worte packen konnte, doch das hier war so verdammt wichtig.

„Wir werden sie finden, jeden, nichts anderes kommt infrage, wir werden jeden finden bis jeder Zuhause ist!“

Sie stockte, nein es war noch keine Zeit für zweifel, aber auch Nana wusste, dass die Wahrscheinlichkeit das Alle überlebt hatten nicht gegeben war. Ihre Augen glänzten verräterisch und ihre Gefühle übermannten sie. Die Wut, die seine Frage hervorgerufen hatte war verpufft. Übrig geblieben war Hilflosigkeit und Nasiha hasste es sich so hilflos zu fühlen.


RE: Familie schlägt sich, Familie verträgt sich | Nach 18 | Deva und Nana - Devaki - 25.10.2017

In einem Punkt hatte er sich getäuscht: Devaki konnte Nana nicht mehr verärgern, sie war offensichtlich bereits verärgert. Überrascht über ihre heftige Reaktion auf seine Frage und darüber, dass sie plötzlich herumfuhr und ihm direkt in die Augen sah, trat er voller Unbehagen einen Schritt zurück. Seinen Blick wandte der Schwarze aber nicht ab und es dauerte nicht lang, bis er auch wieder eine stolzere Haltung angenommen hatte. Denn Nanas Worte schafften es auch ihn aufzubringen. Es gab nur wenige Wölfe, die sich durch den Schutzwall aus Vernunft fressen konnten. Vor seiner Schwester hatte er nie etwas verbergen müssen, sie kannte ihn. Nur heute, heute irrte sie sich. Als Nana ihre immer lauter werdende Predigt beendet hatte, verließ ein leises Knurren seinen Fang und Devaki trat wieder einen Schritt nach vorn.

„Nein, Schwester, ich denke nicht, dass du weißt, wie es in mir aussieht.“

Seine Stimme war leise, doch der Ärger, der darin mitschwang, war sehr gut heraushörbar.

„Du hast keine Ahnung, wie es sich anfühlt ein Rudel zu leiten. Wölfe anzuführen, die ihr Leben deinen Entscheidungen anvertrauen und der Hoffnung, dass du sie gut und sicher an ihr Ziel bringen wirst. Du weißt nicht, wie es sich anfühlt, die Panik und die Angst in ihren Augen zu sehen, wenn sie realisieren, dass du eine falsche Entscheidung getroffen hast. Du weißt nicht, wie es ist, wenn du nicht mehr helfen kannst. Und du weißt nicht, wie es ist...“


Die Bedrohlichkeit in seiner Stimme war Wort für Wort verschwunden. Stattdessen hatte die schmerzvolle Erinnerung an das Eis ihn eingeholt.

„... wie es ist seine eigenen Welpen zu verlieren.“

Den Satz zu beenden fiel ihm schwer. Devaki wandte den Blick ab und blinzelte das heiße Gefühl weg, das sich ihm in die Augen geschlichen hatte. Er dachte an Kainuu und allein das war sein Untergang, denn der Schmerz in seiner Brust, den er empfand, wenn er daran dachte sie verloren zu haben, war schier unerträglich.

„Liath und Namíd könnten es geschafft haben. Shila auch, die drei sind kräftig, widerstandsfähig. Aber Kainuu...“

Er liebte alle seine Kinder, doch Kainuu hatte ihn immer am meisten gebraucht. Mit ihr hatte er am meisten Zeit verbracht, hatte versucht sie so gut wie möglich auf das Leben als erwachsene Wölfin vorzubereiten. Doch sie hatte ihren Rhythmus, brauchte für alles etwas länger – und Schwimmen erforderte, dass sie ihre kleinen Läufe gut koordinierte. Sein Herz hoffte, dass sie es geschafft hatte. Doch sein Kopf zweifelte.

„Du versuchst mich aufzubauen und das ist lieb von dir. Doch du bist meine Schwester, natürlich sagst du, dass es nicht meine Schuld war. Aber die anderen werden das anders sehen. Ich hätte einfach umdrehen können, wir hätten das verdammte Tal nicht durchqueren müssen. Wir hätten das Revier gar nicht erst verlassen sollen.“


Er seufzte, schüttelte den Kopf und ließ sich langsam auf die Hinterpfoten sinken. Seine Ohren klappten ein wenig nach hinten. Wie konnte er ihnen je wieder unter die Augen treten, selbst wenn sie sie wiederfanden?

„Sie wiederfinden? Alle? Du weißt, dass das nicht passieren wird. Es können unmöglich alle überlebt haben. Wir suchen die Nadel im Heuhafen. Dieses Land ist riesig, wir kennen uns nicht aus. Wie um Wulffs Willen sollen wir sie denn finden?“


Erneut schüttelte der Schwarze den Kopf. Er rechnete es seiner Schwester an, dass sie ihn aufbauen wollte. Doch er zweifelte stark daran, dass es etwas gab, dass seine Hoffnungen wieder aufleben lassen würde.