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Rückwärts ist keine Richtung | Nach 17 | Yashaí und Deva - Druckversion

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RE: Rückwärts ist keine Richtung | Nach 17 | Yashaí und Deva - Devaki - 02.07.2017

Devaki hob den Blick von der Karte und betrachtete Yashaí nachdenklich, als sie ihm den Rücken zuwandte und sich ein klein wenig entfernte. Sich eine Pause gönnen. Aus ihrem Munde klang es, als wäre das eine einfache Sache. Als könnte er sich ablegen, den Kopf auf die Pfoten betten und die Augen schließen, um im nächsten Moment friedlich eingeschlafen zu sein. Doch so leicht war es keineswegs. Sobald er die Lider senkte, sah er sein Rudel vor seinem inneren Auge. Sah das Eis brechen, spürte das Wasser über sich zusammenschlagen und die tausend kalten Nadelstiche, die sich unerbittlich in seinen Körper bohrten. Frieden... er wünschte sich Frieden. Doch Devaki wusste, dass er keinen finden würde, solange sie sich auf der Suche befanden. Und selbst wenn sie einen Teil seines Rudels wiederträfen – selbst dann, war ihm ein erleichtertes Gewissen keineswegs sicher. Als Yashaí leise weitersprach und ihn ermahnte, schüttelte er sanft den Kopf und lachte leise und heiser auf. Es war ein ironisches Lachen. Gerne hätte er ihre Worte bestätigt, doch der ehemalige Leitwolf wusste genau, welche Fehler er gemacht hatte.

„Das sagst du, obwohl du mich kaum kennst, obwohl du diese Wölfe, die wir suchen nicht kennst. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es spüren würde. Ich bin wahrlich kein so guter Leitwolf gewesen, wie man es sich als Teil eines Rudels wünschen würde.“


Seine Stimme war leise geworden, als er sprach und mit den letzten Worten wurde sie brüchig. Es war eine seltene Aufrichtigkeit, die er der Fähe, die ja fast noch eine Fremde war, zuteil werden ließ. Das entsprach normalerweise nicht Devakis Natur – er, der sonst nur allzu bedacht damit hinter dem Berg hielt, was er dachte und fühlte und nur preisgab, wessen er sich wirklich sicher war. Nur wenige Wölfe hatten ihn über seine Selbstzweifel sprechen hören. Réan, Cheza... er konnte sie an einer Pfote abzählen. Doch warum sollte er Yashaí etwas vormachen? Er musste für sie nicht stark sein. Sie war kein Mitglied seines Rudels, er war nicht ihr Leitwolf und noch weniger war sie auf ihn und seine Entscheidungen angewiesen. Devaki hob den Kopf und begegnete ihrem Blick. Er fragte sich, was er in ihrem lesen konnte, aber er kannte die Braune zu wenig, um sich ein zuverlässiges Urteil darüber bilden zu können. Seine Augen ruhten noch einige Sekunden lang auf ihr, bevor er erneut den Fang öffnete und auf ihre letzte Bemerkung einging. Ja, er war nicht mehr allein. Dass Darion bei ihm blieb, das war keine Überraschung. Der Rüde hatte sonst niemanden, an den er sich wenden konnte. Und Evanaya schien noch immer darauf aus zu sein, die 'Sonne zurück in sein Herz zu bringen', wie sie es auszudrücken pflegte. Aber Yashaí?

„Warum tust du das? Warum hilfst du bei einer Suche, die aussichtsloser kaum sein könnte und die dich in keiner Weise betrifft?“


Die Frage brannte ihm auf dem Pelz und sein Blick auf ihr verfestigte sich, weil er die Antwort und mit ihr jede körperliche Regung, jedes Zucken des noch so kleinsten Muskels in ihrem Gesicht nicht versäumen wollte.

„Der Winter ist da, bald bricht die Zeit der Ranz an... du könntest dich um dich selbst kümmern, dir einen Partner suchen und für dein eigenes Glück, eine eigene Familie sorgen. Warum verschwendest du deine Zeit hier, wenn es doch so viele Orte mit besseren Gedanken und weniger Trübsal gibt, an denen du sein könntest?“



RE: Rückwärts ist keine Richtung | Nach 17 | Yashaí und Deva - Yashaí - 13.07.2017

Ein anderer Wolf hätte sich von seiner Reaktion vielleicht einschüchtern lassen, Yashaí allerdings nicht. Sie begegnete seinem ironischen Lachen mit einem mitfühlenden Lächeln, welches schwach auf ihren Lefzen lag. Es war ein Lächeln, das zeigte, dass es ihr nicht einfach fiel, weil es einfach kein Augenblick war, in dem man lächelte, doch Devaki hatte die Mühe verdient, die es brauchte, um dieses Lächeln aufrecht zu erhalten. Sie wollte nicht, dass er sich nicht ernst genommen fühlte, denn ganz im Gegenteil – sie wusste, wie es sich anfühlte, versagt zu haben. Sie wusste, wie es war, wenn man seine Familie, sein Rudel nicht schützen konnte. Devaki wusste nicht, dass ihr dieses Gefühl nur allzu bekannt war. Aber das musste er auch nicht. Sie war kein Wolf, der jedem ihr eigenes Schicksal auf die Nase band. Ihre Vergangenheit war ein Teil von ihr, mit dem sie sich mittlerweile abgefunden hatte. Und das würde Devaki auch noch gelingen. Nicht heute, nicht morgen und wahrscheinlich auch noch nicht in einigen Wochen. Aber irgendwann würde er verstehen, dass jeder Fehler machte oder eine Gefahr unterschätzte. Niemand war perfekt. Ganz gleich, wie sehr man es versuchte. Davon war auch er nicht ausgenommen.

„Ich muss dich nicht kennen, um dir das zu sagen. Und auch dein Rudel brauche ich nicht zu kennen.“, entgegnete sie ruhig und blickte ihn an. „Diese Wölfe sind dir trotzdem gefolgt, Devaki. Sie hätten dich in Frage stellen können, hätten dich herausfordern können – sie hätten gehen können. Aber du siehst mir nicht danach aus, als hättest du dich mit Rangkämpfen herumschlagen müssen.“

Dann hätte er mit großer Wahrscheinlichkeit mehr Macken auf dem Fang und ein paar kahle Stellen gehabt. Gerade aber war der einzige, der ihn herausgefodert und besiegt hatte, der Fluss, der sein Rudel erbarmungslos mit sich gerissen hatte. Ihrer Stimme hörte man an, dass sie überzeugt war von dem, was sie sagte. Sie wollte ihn von nichts überzeugen, was er anders sah. Das aber war der Eindruck, den sie von ihm hatte. Als Außenstehende, als Fremde.

„Ihr seid ein Rudel, eine Familie. Und eine Familie ist stets miteinander verbunden. “ Inzwischen hatte sie sich wieder langsam in Bewegung gesetzt und die Distanz zwischen ihnen verringert. Mit leicht zurück gedrehten Ohren und gesenktem Kopf nährte sie sich ihm und wies schließlich mit einer Pfote breit Abstand nur noch mit ihrem eigenen Fang in die Richtung seiner Brust. „Tief hier drin.“

Sie flüsterte bloß noch, denn lauter musste sie nicht sprechen, damit er sie hören konnte. Sie verharrte nicht lange in dieser Position, sondern hob den Kopf wieder an und machte ein paar Schritte zurück. Als er seine Frage stellte, verlor sich ihr Blick ein wenig ratlos. Warum sie es tat? Brauchte sie tatsächlich einen Grund, um ihnen zu helfen? Die Wahrheit war, dass sie es selbst nicht wirklich wusste. Sie hatte die beiden gefunden und kurzerhand beschlossen, sich ihnen anzuschließen. Wahrscheinlich, weil es ein Ziel war, dass sie hatten. Ein Ziel, während sie vorher eher ziellos vor den Schatten davon gelaufen war, die sie verfolgten.

„Ich hatte einfach nichts anderes zu tun, schätze ich.“, antwortete sie wahrheitsgemäß, aber oberflächlich.

Als er auf die Ranz zu sprechen kam, klappten ihre Ohren abermals nach hinten. Sie schwieg einen Augenblick länger, dachte nach, ehe sie seinen Blick wieder erwiederte.

„Ich denke, dass ich einfach noch nicht wieder so weit bin.“ Abermals entstand eine kurze Pause, in der sie überlegte, wie sie das Gewicht ihrer Aussage ein wenig verringern konnte. „Aber sollte uns auf unserer Suche zufällig ein Prinz über den Weg laufen, verspreche ich, dass ich zumindest darüber nachdenke.“


RE: Rückwärts ist keine Richtung | Nach 17 | Yashaí und Deva - Devaki - 25.12.2017

Nein, mit Rangkämpfen hatte er sich nie herumschlagen müssen – zumindest nicht bei diesem Rudel. Im Rudel seiner Mutter hatte das etwas anders ausgesehen, aber dort war er jung und kräftig gewesen und hatte sich schnell hochgearbeitet. Es wunderte ihn, dass nicht einmal Arkas irgendwann versucht hatte, ihm den Rang des Leitwolfes streitig zu machen, obwohl der Rüde doch so vieles besser gewusst hatte – oder glaubte es besser zu wissen – und ihn ständig infrage gestellt hatte. Andererseits gab es nicht so viele erwachsene Rüden, die ihm Konkurrenz hätten machen können. Im Grunde waren nur noch Dannsair und Laines da. Dannsair würde einen Teufel tun – und war so hibbelig und unerfahren, dass es Deva sicherlich ein Leichtes gewesen wäre, ihn zu unterwerfen. Bei Laines sah das anders aus, aber der Rüde hatte nie Anspruch erhoben. Wahrscheinlich hatte er einfach keine Lust sich mit den ganzen Entscheidungen und Erziehungen und was alles am Leitwolfsein hing zu beschäftigen. Deva konnte es dem Schwarzen kaum verdenken. Yashaís Versuch ihn aufzumuntern und von seiner unantastbaren Stellung als Rudelführer zu überzeugen verpuffte also ein wenig – aber er war ihr dankbar für den Versuch der Aufmunterung, also nickte er.

Als sie schließlich näher kam und auf sein Herz deutete, schluckte er ein wenig schwerer und war versucht einen Schritt zurückzuweichen. Doch er blieb und wandte stattdessen lediglich den Blick ab. Denn die Wahrheit war: er spürte nichts außer Verbitterung und Schmerz. Er hatte versucht sich auf Kainuu zu konzentrieren, auf Liath, Namíd und Shila, die als seine Kinder eigentlich die stärkste Verbindung zu ihm hätten haben müssen. Doch er wusste es nicht, er spürte nichts, konnte nicht sagen, ob sie am Leben waren oder nicht. Es gab kein Gefühl, dass ihm sagte, wie es ihnen ging. Kein Stechen, kein Pieksen, keinen plötzlichen Schmerz, der sich anfühlte wie ein gerissenes Band, weil einer von ihnen womöglich nicht mehr am Leben war. Kein schnelles Klopfen vor Freude, weil sie an ihn dachten oder irgendeine andere Regung. Nur die Gefühle, die er immer mit sich trug – und die, davon war er fest überzeugt, keineswegs ein Produkt seines Herzens waren, sondern seines Kopfes, der ihn bisher nie im Stich gelassen hatte. Nun, fast nie.

Devaki war froh, als Yashaí schließlich wieder ein wenig Abstand zwischen sie brachte und auf seine Fragen einging. Sie beantwortete sie zwar, aber der Leitwolf war kein Dummkopf – er merkte, dass das nicht die ganze Wahrheit war und wunderte sich insbesondere über ihren Aussage, sie wäre noch nicht wieder so weit. Doch Deva hatte genug Anstand in seinem Leben angesammelt, dass er – obwohl er natürlich neugierig war – nicht weiter nachbohrte, sondern sie mit der oberflächlichen Begründung davonkommen ließ. Sie würde erzählen, wenn sie wollte – und bereit dafür war. Devaki nickte sanft und schmunzelte leicht als er antwortet:

„Dann sollten wir zusehen, dass wir weiterkommen. Nicht, dass wir diesen Prinzen noch verpassen.“