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18 | Ruhe nach dem Sturm - Druckversion

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RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Dannsair - 20.12.2015

Sie mussten gar nicht lange laufen, damit sein gutes Gefühl und sein neu gefundener Orientierungssinn einander bestätigten. Zwischen den Bäumen roch und sah er auch kurz darauf zwei Kadaver, und bemerkte wie Laines hinter ihm langsamer wurde und Shila zur Vorsicht mahnte. Warum nur. Dannsair fand Essen meist nicht sonderlich gefährlich. Zumal er bei näherem Betrachten der toten Karibus enttäuscht erkennen musste, dass die nicht mehr die frischsten waren. Er beschnupperte sie neugierig und dabei roch er etwas.. Es traf ihn wie ein Blitz, als er die Witterung erkannte und sein Kopf in die Höhe schnellte. Im selben Moment wie Laines schien er kapiert zu haben und starrte ihn einen Moment regungslos an, als er nach Bestätigung fragte.

“Dubh.“ erwiderte er mit einem Schnaufen und nickte. “Du spinnst nicht, sie waren hier. Namíd auch?“ Da war er sich nicht hundert Prozent sicher aber bei Liath und Dubh hegte er keinen Zweifel. Seinen linken Vorderlauf hob er in einer geknickten Haltung an und schob seine Nase kritisch etwas näher an die toten Tiere, die er immer noch sehr verlockend fand. Dann löste er sich von diesem Verlangen, ging ein paar Schritt um die Karibus herum und betrachtete die Blutspur, die sich von dem Ort fortzog. Er war so angespannt, während es in seinem Kopf rotierte: der erste Hinweis darauf, dass ihre Freunde noch lebten. Eigentlich sollte er erleichtert sein. Aber da war auch noch ein fremder Geruch, den er gar nicht identifizieren konnte und den Laines sicherlich auch wahrgenommen hatte. Dannsair aber beschloss fürs erste, diese Information für sich zu behalten – um Shila nicht zu beunruhigen. Diesen Hoffnungsschimmer hatten sie sich einfach verdient.

“Was meint ihr, können wir sie einholen?“

Er fragte sich, ob die anderen nicht vielleicht auch auf der Suche waren, ganz sicher sogar. Und wenn sie in der falschen Richtung suchten mit einem ähnlichen Tempo wie sie.. Egal. Sie mussten es versuchen. Nachdenklich streifte sein Blick den kleinen weißen Begleiter.

“Fuchs, du kennst dich doch hier aus. Wohin geht es da?“ Er deutete mit der Nase Richtung Westen. Vielleicht kam dort irgendein Hindernis, das die anderen aufhalten oder wenigstens verlangsame könnte? Dannsair war alles recht.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Evanaya - 20.12.2015

Ihre Weggefährten schienen nicht so glücklich zu sein, wie Evanaya es war. Weshalb sie nicht so glücklich waren, konnte sie nicht so richtig nachvollziehen, allerdings hatte sie schon oft festgestellt, dass andere eine weniger fröhliche Sichtweise hatten als sie selbst. Darion stellte wieder mal Fragen, Devaki und Yashaí antworteten und hingen ansonsten ihren eigenen Gedanken nach. Die Helle wunderte sich, ob der junge Rüde nicht vielleicht nur aus Fragen bestand?! Jedes mal wenn er das Maul öffnete, fragte er etwas oder machte sich Sorgen. Diesmal fragte Darion, was wohl mit Hunden und Menschen geschah, wenn sie starben und Yashaí erzählte, dass gewiss auch diese in einen Himmel kamen, sich dort wahrscheinlich sogar wieder trafen. Es war im Prinzip ein sehr schöner Gedanke, dass man die wieder traf, die man mochte und dass man mit denen vereint war, mit denen man sein Leben verbracht hatte, auch wenn Evanaya die Menschen nicht sehr mochte und eher hoffte ihr Leben danach mit anderen zu verbringen. Die Menschen waren nämlich tatsächlich keine Freunde. Quasi alle, aber nicht die Menschen. Mittlerweile zählte sie sogar Devaki, Yashaí und Darion zu ihren Freunden, auch wenn zumindest Devaki und Yashaí zuerst auch nicht ihre Freunde gewesen waren. All das war jetzt aber egal, denn momentan war sie ja glücklich, voller Freude und Abenteuerlust. Devaki warf den Gedanken auf, ob nicht alle in einen gemeinsamen Himmel kamen und dort in Frieden miteinander lebten, da es dort keine Konkurrenz mehr gab. Auch dieser Gedanke war im Prinzip sehr schön, denn dann hatte sie früher oder später die Möglichkeit jeden wiederzusehen, den sie verloren hatte, jeden, den sie gekannt hatte und jeden, der ihr wichtig gewesen war. Und dann konnte sie dort bei den Sternen, über all dem Leben hier unten auf der Welt, mit allen leben, die sie bei sich haben wollte. Mit allen, die nicht nur irgendwelche Freunde, sondern gute Freunde waren.
Evanaya sah sich beim Laufen nicht viel um, da sich die Umgebung bis jetzt nicht großartig veränderte. Generell geschah ziemlich wenig, weder interessantes noch erschreckendes. Sie liefen so vor sich hin und sprachen, wenn Darion Fragen stellte. Wie eintönig. Wie langweilig. Vielleicht konnten sie sich irgendwie unterhalten? Aber wie? Hier gab es nichts zu tun, außer laufen und denken. Nichts, außer darauf zu warten, dass etwas passierte, dass sie irgendwo ankamen. Hoffentlich draußen im Sonnenschein! Wie sehr sie die Sonne vermisste, sowohl hier in der Höhle, als auch in den Herzen ihrer Weggefährten.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Darion - 21.12.2015

Wärend er den anderen durch den Gang folgte, lauschte er gespannt, was Yashaí auf seine Frage antwortete. Die Vorstellung, dass die Hunde nach dem Tod bei ihren Menschen blieben und er beide nie wieder sehen würde, fand er recht traurig. Nun gut, er hatte gewusst, dass seine Flucht wahrscheinlich einen Abschied für immer bedeuten würde. Und warum sollte sich das nach dem Tod ändern? Für immer war für immer, so traurig es war. Aber es anderes verstand er nicht ganz.

"Wieso meinst du, dass es andersherum nicht so ist? Menschen mögen ihre Hunde doch auch. Darum kümmern sie sich ja um sie, füttern sie, spielen mit ihnen, streicheln sie und so weiter. Naja, meistens jedenfalls. "

Seine letzte Begegnung mit Menschen hatte ihm mehr als deutlich vor die Augen geführt, dass nicht alle Menschen nett waren. Aber er ging immer noch davon aus, dass das die große ausnahme war. Und als er an all die Dinge dachte, auf die er als Wolf fern von den Menschen verzichten musste, bedauerte er fast, das Leben als Hund zurückgelassen zu haben. Aber nur fast, denn obwohl er nicht erklären konnte, woran es lag, hatte er doch das selstame Gefühl, dass das Leben als Wolf das Leben war, dass ihm vorherbestimmt war.
Die Geschichte vom schwarzen Kaninchen fand er hingegen irgendwie lustig. Für ein Kaninchen mochte sie gruselig sein, für einen Wolf war sie hingegen unfreiwillig komisch.

"Ich wusste gar nicht, dass die Langohren sich auch Geschichten erzählen. Ich dachte, die hoppeln nur durch die Gegend und versuchen, nicht von uns gefressen zu werden."

Bisher hatte Darion die fast schon naive Vorstellung, Beutetiere seien in aller erster Linie dazu da, von Wölfen gefressen zu werden. Dass sie das nicht wollten, war logisch, sonst wäre das Jagen ja auch viel einfacher. Aber dass sich Kaninchen Geschichten erzählten und über das lebven nach dem Tod nachdachten, bedeutete, dass sie den Wölfen gar nicht so unähnlich waren. Fast bekam er ein schlechtes Gewissen wegen all der Kaninchen, die er getötet und gefressen hatte, und auch wegen der, die er noch töten und fressen würde. Aber was sollte er anderes machen? Hier draußen gab es ja keine Menschen, die ihn fütterten. Und im Gegensatz zu Kaninchen und manch anderen Tieren konnten Wölfe ebenso wenig wie Hunde von Gras und Blättern leben.
Dann fiel ihm jedoch Nyria wieder ein. Kojoten waren Wölfen selbst sogar vom Aussehen sehr ähnlich, und doch wurden sie von Wölfen gejagt und gefressen. Und Kojoten fraßen wiederum manchmal Hunde, obwohl diese ihnen auch nicht unähnlich waren. Vielleicht war es generell so, dass alle Tiere sich mehr oder weniger ähnlich waren, auch wenn einige Tiere andere fressen mussten, um zu überleben?
Devakis Vorstellung, dass alle Tiere nach dem Tod gemeinsam in Frieden leben könnten, gefiel ihm da sehr gut. Dennoch hatte er gewisse Bedenken.

"Das wäre schön, dann könnte ich Meine Mutter wieder sehen und alle Hunde die ich kenne. Und ich könnte vielleichtauch  Nyria wieder treffen und müsste keine Angst haben, dass ihr sie dann fresst. Aber wir würden da dann ja auch alle Beutetiere wieder sehen, die wir gefressen habe. Meinst du nicht, dass die dann böse auf uns sind, weil wir sie getötet haben?"

Bisher hatte er sich nie so viele Gedanken gemacht wie gerade. Aber bisher war er ja auch nie mit anderen Wölfen unterwegs gewesen. Und für Hunde spielten solche Überlegungen meist keine Rolle.
Doch es gefiel ihm, während der jetzt doch wieder etwas eintönigen Wanderung durch die Höhle etwas Ablenkung zu haben. Überhaupt war es so viel schöner, Gesellschaft zu haben, als alleine unterwegs zu sein. Ob er wohl eines Tages ein Rudel finden würde, das ihn dauerhaft aufnahm?


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Yashaí - 22.12.2015

Es war eine etwas eigentümliche Diskussion, auf die sie sich eingelassen hatten, aber zumindest Yashaí störte sich daran nicht. Es lenkte ihre Gedanken in eine andere Richtung, eine engere, die ihrer Aufmerksamkeit bedurfte und keinen Platz ließ, um sich weitere Szenarien auszumalen, die niemals stattfinden würden. Darion kannte viele Fragen, über die sie sich nicht einmal Gedanken gemacht hatte, aber es gefiel ihr, weiterzudenken und den jungen Rüden, der so interessiert war, an ihren Gedankengängen teilhaben zu lassen.

„Für einen Menschen sind ihre Hunde nur Begleiter für eine kurze Zeit, ehe der nächste in ihr Rudel aufgenommen wird.. Für einen Hund allerdings meist ihr Leben lang.“, erklärte sie ihre Ansicht und warf einen kurzen Blick zu Darion zurück.

Als sie fortfuhr und der Rüde abermals seine unerfahrene Art zur Schau stellte, lächelte sie, blickte aber weiterhin nach vorne, während sie um das schmale Bett des Baches herumtänzelte und Devaki folgte. Er war still geworden, ebenso wie Evanaya, die sich wahrscheinlich am wenigsten mit dem Gedanken abfinden konnte, dass sie weiterzogen. Das Sternennetz begleitete sie immernoch, somit hatten sie fast alle das, was sie hatten erreichen wollen. Die Bunte war keine Wölfin, die andere bevormundete oder bevorzugte. Sie versuchte, es so gerecht wie möglich zu machen. Es war deutlich, wer von den vier Wölfen eher die Führung übernommen hatte und wer folgte.
Schließlich beteiligte sich auch der Schwarze an ihrer Spitze an ihrer Diskussion, was die Braune kurz lauschend den Kopf heben ließ. Sie überlegte kurz, denn sie verstand den Einwand, den er hatte, doch so schön es auch klang – sie bezweifelte, dass so etwas wirklich möglich war. Dass es Darion weitaus besser gefiel, hatte sie nie bezweifelt, umso mehr war ihr auch anzuhören, dass sie nicht gerne anderer Meinung war.

„Das ist ein schöner Gedanke.“, stimmte sie zu und ließ eine Pause. „Aber ich glaube nicht, dass die Menschen dazu im Stande sind, Besitz aufzugeben. Und kann man mit Besitz ohne Streit und Kampf zusammen leben? Führt es nicht automatisch zu Eifersucht? Wie bei zwei Welpen, die sich um einen Stock streiten.“ Abermals eine Pause. „Die Menschen, die ich kenne, wären dazu nicht im Stande. Dazu sind wir zu sehr das Feindbild. Aber sie sind nicht alle gleich. Mit manchen kann es sicher möglich sein.“

Bei ihren letzten Sätzen warf sie abermals einen Blick zurück zu Darion. Sie wollte ihm nicht die Hoffnung nehmen – sie hatte andere Erfahrungen gemacht als er und wer wusste es schon – vielleicht war es wirklich möglich. Vielleicht konnten Menschen tatsächlich einsehen, dass ein Hund beispielsweise ein eigenes Lebewesen war und kein Besitz.

„Was glaubst du, Evanaya?“, fügte sie letztlich mit warmer Stimme etwas lauter hinzu, damit die Helle merkte, dass sie sie meinte.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Mikasi - 25.12.2015

Mikasi stapfte hinter den anderen durch den Schnee. Aber was kümmerte es ihn schon, wer die Führung übernahm. Solange sie vorankamen war ihm alles andere mehr oder weniger egal. Doch als plötzlich beinahe jemand über ihn drüber stolperte, blieb er erstmal stehen und sah sich um, wer das den gewesen ist. Shila. Er nickte ihr nur zu, um zu zeigen, dass ja nichts passiert war, sagte aber nichts dazu, sondern lief einfach weiter.

Als sie zu den toten Beutetieren kamen und ein vertrauter Geruch ihm in die Nase stieg wurde er langsamer. Aber er sah keinen Sinn sich so vorsichtig umzusehen, wie Laines es tat. Trotzdem reihte er sich hinter ihm, neben Shila ein. So konnte er ihr auch ein paar Fragen stellen, wo sie herkam.

„Und Shila? Wie ist es in einem Rudel? Geht man sich da mit der Zeit nicht gegenseitig auf die Nerven?“


Doch da horchte Mikasi auf, als Dannsair sich zu Wort meldete. Er wollte sie einholen und er, Mikasi, sollte sie dort hinbringen. Das war ihm nur allzu Recht, dann kamen sie vielleicht endlich mal schneller voran.
Er lief an Laines vorbei nach vorne ohne eine Antwort von Shila abzuwarten. Sie konnte es ihm ja auch später erzählen. Zu Dannsair gewandt sagte er noch:

„Ja, hier geht’s lang!“

Dann drehte er sich um und lief in die Richtung davon. Drehte sich nach ein paar Schritten allerdings nochmal kurz um, um zu sehen ob die anderen ihm auch folgten.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Devaki - 29.12.2015

Darion erinnerte den Schwarzen mehr und mehr an Kainuu – nur, dass er ein Rüde war und die Dinge doch ein wenig schneller verstand als seine Tochter. Eines aber war ihnen durchaus gemein: Die Fragerei, die nie enden wollte. Kaum hatte man einen Sachverhalt erklärt, kam die nächste Frage hintergeschossen – keine Chance eine Ruhepause einzulegen. Immerhin hatte Deva mit Yashaí eine tatkräftige Unterstützerin bei der Beantwortung des Fragenmarathons, selbst wenn er in diesem speziellen Fall nicht unbedingt gänzlich ihrer Meinung war. Auch, wenn er ihre Ansicht durchaus nachvollziehen konnte.

„Nur, weil sie kleiner sind als wir, sind sie nicht unbedingt dümmer – oder weniger wert, Darion. Jedes Lebewesen erfüllt seinen Zweck auf dieser Welt, auch die Hasen – und dieser Zweck besteht nicht unbedingt darin, von uns gefressen zu werden.“

Da Yashaí es nicht getan hatte, sah sich Deva in der Pflicht Darion wegen seiner Aussage zu den Hasen zumindest ein wenig tadelnd aufzuklären. Aber der junge Wolf war schon weiter dazu übergegangen sich den Platz nach dem Tod vorzustellen und darüber zu philosophieren, wen er alles wiedersehen konnte. Devaki versuchte sich daran zu erinnern, wer diese Nyria war, von der er sprach. Hatte Darion sie bereits erwähnt? Der Schwarze konnte sich nicht erinnern, aber womöglich lag es daran, dass derzeit so viele Dinge in seinem Kopf herumschwirrten. Aber immerhin die folgende Frage konnte Deva mit einem Lächeln und einem Kopfschütteln beantworten.

„Ich glaube nicht. Wieso sollten sie böse darauf sein an einem Ort zu leben, an dem niemand sie fressen will, sie keinen Hunger leiden oder kämpfen müssen und ihre Familienmitglieder und Freunde wiedersehen können, die sie verloren haben?“


Eben dies war auch der Grund, warum Devaki glaubte, dass die Menschen mit ihnen an diesem Platz leben konnten. Wozu sollte Besitz nötig sein an diesem Ort, wenn doch alles dort war, was man brauchte? Wozu sollte man etwas besitzen wollen, wenn es keinen Vorteil brachte, Besitz zu haben, weil doch ohnehin alle glücklich und zufrieden waren, niemand kämpfen oder überleben musste – ebenso wenig wie Hunger leiden? Aber der Schwarze schwieg, er wollte das keineswegs mit Yashaí ausdiskutieren. Sie hatte ihre Meinung, er hatte seine – das war in Ordnung. Die jungen Wölfe mussten sich nun ihre eigene bilden. Deva wartete lieber – die Ohren ein wenig nach hinten gedreht – darauf zu hören, was Evanya zum Thema zu sagen hatte.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Evanaya - 05.01.2016

Evanayas Gedanken drehten sich um die Sonne, die Wärme, das Licht; um all die Dinge, die ihr in der Höhle fehlten, welche vorallem die schönsten Dinge des Lebens waren. Die Sonne stand für sie für das Leben, im Leben sollte man glücklich sein und gute Tage verbringen. Eigentlich. Ihre Entscheidung Devaki, Yashaí und Darion zu folgen beziehungsweise zu begleiten, schien dazu zu führen, dass sie weniger lachte und die Sonne weit weg war. Aber die anderen lachten auch nicht, sie dachten bloß über den Tod und alles was danach vielleicht passieren könnte nach. Obwohl das Gesprächsthema ihrer Begleiter sie nicht sonderlich interessierte und vorallem nicht eines ihrer Lieblingsthemen war, hörte die helle Fähe zu. Gleichzeitig versuchte sie sich die Wärme der Sonne auf ihrem Pelz vorzustellen: angenehm warm, weich, vertraut. Etwas normales und wunderschönes in dieser Welt, die eigentlich so traurig und ab und an seltsam war. So traurig wie ihre Gefährten ihr erschienen, war fast die ganze Welt, fast jeder. Andererseits war sie im Moment auch nicht unbedingt eine Stimmungskanone. Zwar erfreute Evanaya sich daran, dass die Sterne an der Höhlendecke ihren Weg weiterhin ein wenig beleuchteten, dennoch verspürte sie mehr und mehr den dringenden Wunsch, die Gänge und Höhlen endlich hinter sich zu lassen. Vermissten die anderen die Sonne nicht auch? Abgesehen davon, dass jeder von ihnen seine eigene Last zu schleppen schien, liefen sie eigentlich munter und entspannt, allerdings nicht gerade schnell. Yashaí beantwortete immer noch, oder auch schon wieder, die Fragen des jungen Rüden und erzählte, dass sie eigentlich nicht glaubte, dass alle glücklich zusammen leben konnten. Sie sagte, dass es immer Konkurrenz geben würde und dass zum Beispiel die Menschen nie ihren Besitz aufgeben würden. Und dann sprach die Bunte sie selbst an, fragte was sie darüber denken würde. Einen kurzen Augenblick lang brachte diese einfache Frage Evanaya aus der Fassung, sie blickte erstaunt auf die Fähe, die vor ihr lief. Ihr Gehirn begann nur langsam zu arbeiten. Ja, was dachte sie eigentlich?

"Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, was geschieht wenn ich sterbe.." , antwortete sie und dachte kurz nach. "Mir gefällt Devakis Vorstellung sehr gut, dass wir irgendwann alle vereint sind. Ohne Hass, ohne Streit und vorallem ohne Konkurrenz. Wenn das Leben nach dem Tod unendlich und schön ist, dann wird es für jeden genug von allem geben. Es muss keinen Besitz geben, nichtmal für Menschen. Und niemand den du gefressen hast wird böse auf dich sein Darion, weil wir alle so oder so sterben und dort endlich glücklich zusammen leben können."

Evanaya unterbrach und dachte weiter nach. Das wäre wirklich schön. Fast schöner als das Leben an sich. Aber gab es dort auch Sonnenlicht? Sah man von dort aus jemals die Sonne? Denn es klang zwar schön bei den Sternen zu leben, aber ohne Sonne wollte sie dann doch nicht dort sein.

"Meint ihr, dort sieht man auch manchmal die Sonne? Oder müssen wir, wenn wir sterben für immer im kalten Licht der Sterne weilen? Und was meint ihr, wann wir endlich hier raus kommen? Ich möchte so gerne wieder in die Sonne oder wenigstens einfach raus in den Wald.."

Sie vermisste den Freiraum, die Bäume und vorallem den Himmel über ihrem Kopf. Schritt, Schritt, Schritt. Wann würden sie nur endlich diese Höhle verlassen?!


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Namíd - 06.01.2016

Schwer seufzend zwang der blauäugige Rüde sich zur Ruhe. Merkte man ihm seinen Missmut doch so an? Immerhin hatte Veraire dazu jetzt auch das Wort erhoben. Mit den Zähnen knirschend wandte er sich ab, lief im Kreis und bekam seine innere Unruhe einfach nicht unter Kontrolle.
Dumme Situation aber auch... dieses Gefühl des eingesperrt Seins machte ihn wahnsinnig. Damit kam er gar nicht klar!
Doch damit war es auch nicht genug. Plötzlich hörte er ein Knarzen und dann schienen sein Herzschlag und sein Kopf für einen Moment auszusetzen. Erst spürte er nur blinde Angst, dann realisierte er das er sich an der Holzkante festklammerte und der Rest des Bodens unter ihm einfach weg war. Er war im verdammten Baum eingebrochen? Wie konnte das nur sein?! Erschrocken aufjaulend spannte er die Muskeln an und versuchte sich hochzuziehen. Doch erst mal ohne Erfolg. Hilflos mit den Hinterbeinen in der Luft rudern schien ihm auch nicht zu helfen, sondern ihn eher noch zu behindern: also hielt er ganz still und klammerte sich an den Rang des Loches mit den Krallen. Winselnd mühte er seine Muskeln ab und versuchte weiterhin sich alleine hoch zu ziehen, da spürte er Zähne sich um sein Nackenfell schließen. Der braune Rüde versuchte ihm zu helfen. Dankbar strengte Namíd sich noch mehr an und gemeinsam mit Veraires Hilfe schaffte er es sich zurück auf das Holz zu ziehen.
Wieder festen Boden unter den Füßen lief Namíd eilig von dem Loch weg zu seinem Bruder und schüttelte sich das Fell aus. Misstrauisch begutachtete er das Holz unter seinen Füßen.

“Was war das denn? Hoffentlich bricht der Rest nicht auch noch weg!

, schnaufte er ungläubig darüber was gerade passiert war.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Darion - 07.01.2016

Darion freute sich, dass das interessante Gespräch ihn von der Höhle ablenkte, die ihm nach der überraschenden Entdeckung des unterirdischen Sternenhimmels nun wieder recht langweilig vorkam. Außerdem hoffte er durch die unterschiedlichen Glaubensvorstellungen mehr über die Denkweise der Wölfe zu erfahren, in der Hoffnung, irgendwann selbst noch stärker wie ein Wolf statt wie ein Hund zu denken.
Yashaís Bemerkung über das Zusammenleben von Hunden und Menschen schien ihm allerdings immer noch nicht wirklich nachvollziehbar.

"Das liegt aber nur daran, das Menschen so viel älter werden als Hunde. Darum können sie mehrere Hunde nacheinander haben und sich um sie kümmern."

Dennoch kam er ins grübeln.

"Ich frage mich nur, warum die Hunde überhaupt Menschen brauchen, die sich um sie kümmern. Sie könnten meist auch alleine überleben, Wölfe können das ja auch. Aber sie wollen es so. Und ich wollte es auch so. Und ehrlich gesagt mochte ich es auch irgendwie."

Die Erklärung Devakis, dass auch Beutetiere einen Lebenszweck hatten, der über das Gefressenwerden hinausging, bestätigte Darions schlechtes Gewissen.

"Das habe ich nicht gewusst. Jetzt tun mir all die Tiere, die ich gefressen habe, ein bisschen leid, wenn ich daran denke, dass jedes von ihnen ein eigenes Leben mit Gefühlen, Gedanken, Träumen und Hoffnungen hatte und vermutlich sogar Freunde und Familie. Und ich habe viele solcher Leben einfach ausgelöscht, ohne groß darüber nachzudenken. Aber was soll ich machen? Irgendwas muss ich fressen, und hier draußen gibt es keine Menschen, die mich füttern."

Er freute sich aber, dass die Vorstellung, dass alle Tiere nach dem Tod glücklich zusammenleben würden, auch von Evanaya geteilt wurden, auch wenn Yashaí offensichtlich noch Zweifel hegte.
Und Evanayas und Devakis weitere Worte beruhigten ihn auch wieder etwas.

"Du meinst also, dass sie es mir verzeihen werden? Das wäre schön. Ich hoffe, sie haben Verständnis dafür, dass Wölfe nicht wie sie von Gras und Blättern leben können. Ich werde jedenfalls meine Beutetiere zukünftig mit mehr Respekt begegnen. Und versuchen, mich zu entschuldigen, auch wenn ich nicht weiß, ob sie mich hören und verstehen können. Aber Nyria fresse ich trotzdem nicht. Ich habe es ihr versprochen und dann halte ich es auch."

Nun war es aber anscheinend an Darion, die weiße Fähe zu beruhigen.

"Ich denke, dass dort auch die Sonne scheint, und dass es dort einen endlosen, schönen grünen Wald gibt, in dem wir alle spielen und Spaß haben können. Nur auf den Sternen sitzen wäre doch schrecklich einsam und langweilig. Aber wenn es da auch Menschen gibt, muss es auch Häuser geben, worin sie leben können. Mit Betten, in denen sie schlafen. Und wir dürfen das dann sicherlich auch. Also, wenn wir wollen."

Für die meisten Hunde war es schön, sich zu ihrem Menschen ins Bett kuscheln zu dürfen. Leider erlaubten die meisten Menschen das nicht, aber in so einer schönen Welt wäre sicherlich auch das anders. Allerdings war er sich nicht sicher, ob den Wölfen eine solche Nähe zu Menschen auch gefallen würde. Aber sie mussten ja auch nicht, wenn sie nicht wollten.
Nach einer kurzen Pause setzte er hinzu:

"Aber ich denke, wir haben genug vom Tod geredet. Mag das, was danach kommt, noch so schön sein, ich bin froh, dass ich noch am leben bin und hoffe, dass das auch noch einige Jahre so bleibt. Und ich hoffe ebenfalls, dass wir bald einen Ausgang aus dieser Höhle finden, denn draußen ist es auf Dauer doch schöner, finde ich."

Langsam aber stetig setzte er seinen Weg fort.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Yashaí - 11.01.2016

Yashaís Ohren drehten sich leicht nach hinten. Es störte sie nicht, dass jeder von ihnen seine eigene Meinung hatte, doch der Gedanke daran, dass Darion das Verhalten der Menschen entweder guthieß oder eben nicht das gesehen hatte, was sie gesehen hatte, stimmte sie doch etwas nachdenklich. Um Wolfs Willen – sie war froh, dass er nicht die Erfahrung gemacht hatte, dass manche Hunde ihr Leben lang entweder an einer Kette oder in einem Käfig gehalten wurden wie der, aus dem sie ihn gerettet hatten, aber sie wollte ihn auch nicht daran erinnern. Die Bunte hatte es gesehen, sie hatte lange genug unmittelbar an den Menschenbauten gelebt und war davon gelaufen, wenn die Zweibeiner ihre Hunde losgelassen hatten, um sie zu jagen. Danach waren sie wieder angekettet worden, um dort weiter ihrem Dasein zu fristen. Sie überließ Devaki die restlichen Fragen Darions und spähte wieder nach vorne, doch die Höhle schien sie weiter in ihrem Inneren zu halten und ein Licht am Ende war bislang nicht zu erkennen. Ihre Ohren zuckten, als auch Evanaya zustimmte und Darion letztlich fortfuhr und versprach, den Langohren und allem mehr Respekt entgegenzubringen. Ihr Blick huschte zu Devaki, der sich noch immer die Schuld für die Teilung seines Rudels gab, obwohl es unglückliche Umstände gewesen waren. Oder grollte er doch nach den Karibus, die ebenso dafür gesorgt hatten, dass das Eis gebrochen war? Sie holte Luft, um etwas zu sagen, doch fast im gleichen Moment entfiel es ihr wieder und sie entschied sich für etwas anderes.

„Wir haben es sicherlich bald geschafft und dann hat der Wald uns wieder.“, meinte sie zuversichtlich.

Das andere Thema wollte sie nicht weiter vertiefen. Sie wollte den beiden Rüden und Evanaya nichts schlecht reden. Ihre Vorstellung war schön, das bestritt sie gar nicht – aber sie biss sich mit all den Erfahrungen, die sie bisher gemacht hatte. Keiner von den dreien konnte es nachvollziehen, umso unnötiger war es nun, auf etwas zu beharren. Doch sie verließ sich nicht auf diese Hoffnung und wenn es letztendlich doch so kommen würde – dann war sie umso glücklicher darüber.