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18 | Ruhe nach dem Sturm - Druckversion

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RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Véraire - 09.10.2015

An der Reaktion der anderen sah Véraire, dass auch sie den kleinen Federhaufen als Liluye identifizierten. Und auch ihre Verblüffung schien seiner in nichts nachzustehen. Trotzdem hatten sie die Geistesgegenwart, sich höflich nach des kleinen Königs Befinden zu erkundigen - was Véraire nicht von sich behaupten konnte.
Doch die Reaktion des Vogels ließ trotzdem zu wünschen übrig - irgendwie verständlich. Er wankte leicht und war so offensichtlich angeschlagen, dass sie sich die Frage nach dem Befinden eigentlich von selbst beantwortete. Doch Veraire beschlich der Verdacht, dass der Vogel, ganz egal was man getan oder auch nicht getan hatte, unzufrieden gewesen wäre. Doch Vériare konnte es ihm einfach nicht verübeln. Wenn er so aussehen würde hätte er auch schlechte Laune.
Jäh wurde ihm wieder bewusst, das für ein Glück sie gehabt hatten, indem sie diesen Unterschlupf gefunden hatten.

Liluyes nächste Aussage ließ Véraire aufhorchen.
Ein Hinterhalt? Véraires Gesicht verfinsterte sich beinahe unmerklich. Dieses Wort rief ungute Erinnerung in ihm hoch.
Doch bevor er den kleinen Vogel auffordern konnte, sich zu erklären, ja, bevor dieser überhaupt auf irgendeine der ihm gestellten Fragen antworten konnte, kippte er um.
Das Letzte, was er sagen konnte, war, dass sie einen anderen Weg suchen musste.

Véraire entfuhr ein leises "Huch", als der Vogel plötzlich umfiel. In einem Anflug von Zuneigung trat er einen Schritt auf ihn zu und senkte dann die Schnauze, um kurz an ihm zu schnuppern. Er hätte ihn zwar noch viel lieber wie einen Welpen am Nackenfell irgendwo hin getragen, wo er weniger exponiert dalag, aber er traute es sich nicht zu, so ein verwundbares, leichtes Vögelchen irgendwohin zu tragen.

"Er riecht nicht krank oder so ... ich denke, er ist nur erschöpft und sollte schlafen."
,

meinte er daraufhin an die beiden Jüngeren gewandt.

"Ihr wisst auch nicht, was er mit diesem anderen Weg gemeint hat, oder? Und auch nicht, von welchem 'Hinterhalt' er gesprochen hat?"



RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Yashaí - 12.10.2015

Die Bunte hoffte, dass die Aussage Devakis auch ein wenig seine innere Einstellung spiegelte und nicht nur dazu diente, den Übrigen ein besseres Gefühl zu geben. Sie drehte den Kopf ein winziges bisschen zur Seite, ohne das Risiko einzugehen, mit ihrer Nase die Felswand zu streifen, doch das seichte Lächeln auf ihren Lefzen war für niemanden sichtbar. Erst, als der Dunke fortfuhr, bestätigte Yashaí seine Gedanken mit einem verhaltenen Auflachen, fügte allerdings nichts mehr hinzu. Mit der Zeit bemerkte sie (oder bildete es sich zumindest ein), seltener den Felsen mit der Flanke zu berühren, was im Prinzip kein schlechtes Zeichen sein konnte. Und auch den ersten Lichtschimmer nahm sie zwar schwach wahr, hielt es aber in erster Linie für ein Spiel ihrer Augen, um die trostlose Dunkelheit etwas heller zu gestalten. Erst, als es deutlicher und wirklicher wurde und auch die anderen es bemerkt zu haben schienen, stellten sich ihre Ohren auf und ihr Kopf wanderte ein Stück nach oben, um einen besseren Blick auf das zu haben, was vor ihnen lag. Allmählich zeichneten sich wieder die Konturen der Köpfe von Darion und Evanaya vor ihr ab. Die beiden wirkten zunehmend aufgeregter, während sich an ihrem Gang trotz der eigenen Neugier nicht viel änderte. Erst, als Evanaya vor Aufregung gegen Darion stieß, der stehen geblieben war, beschleunigte sie ihren Schritt etwas, um relativ zeitnah ebenfalls hinter den beiden Wölfen stehen zu bleiben – Gebannt von dem Anblick der sich ihr bot.

Ein leises „Woooow.“, verließ ungehalten ihren Fang, als sie hinter den beiden anderen in den Gang spähte, der sich vor ihnen auftat. Es war, als leuchteten die Sterne höchstselbst an der Decke im Fels und hüllten den Gang in ein unwirkliches, bläuliches Licht. „Ich habe so etwas auch noch nie gesehen.“, gestand sie auf Darions Frage hin und schenkte ihm einen kurzen Blick, ehe ihre Augen wieder von den Sternen gefangen wurden.

Nun fiel ihr Blick auch auf den Bach, der sich leise und friedlich rauschend durch das Gestein schlängelte. Der Gang vor ihnen war größer als der, aus dem sie gekommen waren. Yashaí musste unweigerlich an die Geschichten denken, die sie selbst als Welpe gehört hatte, um sie an ihre eigenen Nachkommen weiterzugeben. Eine Geschichte, die wahrscheinlich nicht unwirklicher sein konnte, doch Frieden brachte – genau den Frieden, der die Wölfin mehr und mehr erfüllte. Sie nahm einen ruhigen, stillen Atemzug und kam nicht umhin, an Finiq und ihre Welpen zu denken, als ihre Sicht über die Wasseroberfläche glitt, die das, was am Himmel lag, wie ein Spiegel wiedergab. Vielleicht leuchteten die Sterne aber auch tatsächlich auch unter ihnen. Der Pfad der Sterne, der Weg zum Himmel. Sie bezweifelte, dass es ihn wirklich gab, doch wenn – dann musste er in etwa so aussehen.

„Bist du je auf den Sternen gewandert, Devaki?“, flüsterte sie mit einem Hauch von Ehrfurcht an den Rüden hinter sich gewandt.

Sie holte tief Luft und versuchte, das Gespräch von vorne aufzunehmen, indem sie Evanaya ein zustimmendes Murren widtmete. Jedes eigene, unnötige Wort schien ihr in dieser Atmosphäre zu viel. Erst, als Darion seine Bedenken kundtat, lächelte sie wieder deutlicher.

„Wenn wir flussabwärts laufen, müssten wir einen Ausgang finden. Irgendwo muss er immerhin enden. Wir müssen nur hoffen, dass er nicht in einem Höhlensee mündet oder dass der Ausgang groß genug ist, dass nicht nur er, sondern auch wir hindurchpassen. Los, weiter.“


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Devaki - 21.10.2015

Darion reagierte nicht auf seine Anspielung, wahrscheinlich verstand er sie nicht, wie Devaki befürchtet hatte. Aber dass nicht einmal Evanaya sich als Sonnenschein zu erkennen schien, enttäuschte den Schwarzen doch ein wenig – immerhin war sein Vergleich als Kompliment gedacht. Vielleicht auch als versöhnlicher Versuch, ihre nicht gerade friedlich abgelaufene erste Begegnung etwas zu relativieren. So aber blieb es bei seinem einseitigen Versuch, sodass Devaki einfach schweigend weiterlief, bis Evanaya und Darion schließlich Zeichen der Aufregung zeigten. Wie Yashaí hatte der Schwarze das zunächst schwache Licht erst für eine Halluzination gehalten, eine Einbildung, hervorgerufen von seinem Kopf, der sich Helligkeit herbeiwünschte. Aber als Evanaya schließlich laut einen Ausgang ankündigte und der Gang ebenfalls breiter wurde, da begann der Rüde seinen Augen zu trauen.

Dass er sich geirrt hatte und der Gang offenbar doch einen Ausgang parat hielt, störte den Rüden ebenso wenig wie es ihn in Aufregung versetzte. Sicher, er war gespannt, wohin sie dieser Ausgang nun bringen würde. Dennoch hielt die Aussicht auf Tageslicht ihn nicht davon ab weiter ruhig eine Pfote vor die nächste zu setzen, bevor wie die anderen den Ausgang erreichte. Es war aber kein Tageslicht, das sie empfing, sondern eine Art Sternenhimmel unter der Erde. Fasziniert blickte der Schwarze zur Decke, hörte kaum die staunenden Worte der anderen. Es war als stünde er draußen, draußen unter dem Nachthimmel in einer der schönsten Sternennächte, die er je in seinem Leben gesehen hatte. Wie in einer der Sommernächte, in denen er in ihrem alten Revier die glitzernden Leuchtpunkte betrachtet hatte. Devaki erinnerte sich daran, wie er sie Kainuu gezeigt hatte und wie er ich Fragen über das woher und warum hatte anhören müssen – und in welche Schwierigkeiten sie ihn erneut gebracht hatte, wenn er keine vollständig zufriedenstellende Antwort parat gehabt hatte. Bevor die Erinnerung an seine Tochter ihn betrüben konnte, riss Yashaís Frage ihn aus seinen Gedanken. Er wandte den Kopf zu ihr, blickte für einen Augenblick auf die Fähe vor sich und schüttelte schließlich den Kopf, bevor er den Blick wieder nach oben richtete und leise antwortete:

„Nein. Ich habe viele Sternenhimmel gesehen, aber dieser Pfad ist etwas besonderes. Meine Mutter erzählte früher Geschichten vom Sternenpfad. Sie sagte 'Wenn die mutigsten Wölfe, die ihr Leben dem Schutz schwächerer geopfert hatten, langsam der Lebenshauch verlässt, reißt der dunkelste Nachthimmel auf und gibt den Blick frei. Frei auf den Weg, der in das heiligste Reich der Wölfe führt. In das Reich, in dem der Schmerz versiegt und die Hoffnung so hell leuchtet, wie die Sterne, die den Pfad der Sterne erhellen.'“

Saja hatte viele Geschichten erzählt, als er ein Welpe war. Diese waren die liebsten seiner Schwester gewesen, weshalb Deva sie alle kannte und sich jedes Wort gut eingeprägt hatte. Wie oft hatte er sie erzählen müssen, wenn Saja nicht für Nasiha hatte da sein können. Seine Schwester aber war mittlerweile erwachsen und auch seine eigenen Welpen brauchten keine Geschichten mehr. Und momentan gab es ohnehin niemanden, dem er alte überlieferte Geschichten erzählen konnte. Devaki wandte den Blick von der Decke, das zuvor erstaunte, fast glücklich berührte Gesicht, wieder starr und zielgerichtet. Darion hatte Recht, herumstehen brachte sie nicht weiter – und das hier war noch nicht der Ausgang, den sie erhofft hatten zu finden.

„Dann lasst uns weitergehen, bevor das Licht womöglich verblasst“, sagte er, schob sich an Yashaí und den anderen vorbei und begann dem unsichtbaren Pfad entlang des Flussufers zu folgen.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Liath - 21.10.2015

Besorgt schmiegte der schwarze Jungwolf die Ohren an den Hinterkopf, als Liluye zu sprechen begann. Er müsste lügen, wenn er sagen würde, der Vogel hätte jemals wirklich königlich geklungen, aber jetzt hörte er sich einfach nur noch kläglich an. Mitfühlend wedelte seine Rute und hätte er nicht so zerbrechlich ausgesehen, hätte er dem kleinen gelben Kerlchen auch gegen seinen Willen über den Kopf geschleckt. Auch wenn er nicht so besonders nett gewesen war, hatte Liath ihn in der kurzen Zeit ins Herz geschlossen. Sogar Namid schien von seinem Anblick erweicht zu werden. Er warf seinem Bruder einen kurzen, besorgten Blick zu und fasste dann wieder Liluye ins Auge. Und was der erzählte, klang überhaupt nicht gut – bis er schließlich verstummte und einfach umfiel. Erschrocken sog Liath die Luft ein, trat zwei Schritte näher und senkte wie Véraire die Nase direkt über dem kleinen Vogel hinab. Immerhin war er am Leben, er hörte ihn sehr sehr leise atmen. Vorsichtig berührte er einen der gelben Flügel mit der Nase.

„Für ihn war der Sturm bestimmt noch schlimmer als für uns“, vermutete er und hob den Kopf wieder.

„Was ist denn ein Hinter-Hinterhalt?“

Er hatte davon zwar irgendwie schon mal gehört, aber vielleicht war ein Hinter-Hinterhalt etwas ganz besonders schlimmes. Wobei Véraire das erste Hinter nun weggelassen hatte. Liath war verwirrt. Er behielt die Ohren nach hinten gedreht, zupfte in einer Übersprungshandlung an ein paar Haarsträhnen von Namids schwarzem Pelz und gähnte anschließend. Eins stand für ihn aber nach wie vor fest: er vertraute Liluye, denn er hatte sie zu etwas Fressbarem geführt, als sie es dringend gebraucht hatten. Er wusste, was er tat. Und wenn er sagte, dass sie hier nicht heraus kamen, dann stimmte das wohl. Nur … welchen anderen Ausweg meinte er? So viel zu suchen gab es hier ja nicht mehr, also gab es wohl noch weniger zu finden.

„Vielleicht probieren wir es doch nochmal am Loch?“


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Evanaya - 24.10.2015

Die Decke über den Wölfen leuchtete und schimmerte bläulich, es war herrlich, wunderschön, atemberaubend. Wie konnte so etwas wundervolles entstehen? Und waren wohl schon andere vor ihnen hier gewesen? Evanayas Blick war noch nach oben gerichtet, ihre Gedanken verloren in dem Anblick der sich ihr bot, als alle drei Wölfe sagten, dass sie ebenfalls nie so etwas gesehen hatten. Sie lauschte gespannt Devakis Geschichte von Wölfen, die auf einem Pfad in das Himmelreich wanderten und stellte sich vor, wie wunderbar es sein musste oben mit den Sternen zu leben. Man könnte das Leben hier unten auf der Welt überblicken und sich dabei im sanften Licht der Sterne ausruhen von all den Abenteuern und all dem Trubel, den das Leben mit sich brachte. Dort oben musste es ähnlich sein wie hier: wunderschön, ruhig und erleuchtet von sanftem blauen Licht. Aber wahrscheinlich würde sie sowieso nicht dorthin kommen, sie war ja nur ein ganz normaler Wolf. Keiner von denen, der immer für Schwächere kämpfte und besonders gut war. Sie war fröhlich, aber nicht gut.
Als erst Darion, dann Yashaí und schließlich auch Devaki sich dafür aussprachen weiter zu ziehen, schaute die helle Wölfin die anderen überrascht und entsetzt an. Warum sollten sie diesen Ort so schnell verlassen wollen? Es war gerade wieder hell geworden, wer wusste schon, wann es wieder dunkel werden würde?! Sie wollte nicht wieder im Dunkeln sein, vorallem nicht jetzt sofort wieder. Die Dunkelheit war grauenvoll und sie war vorallem auf Dauer schrecklich und erdrückend.

"Wollen wir nicht einen Moment lang hier bleiben? Es ist so schön hier und da draußen verpassen wir bestimmt nichts, wenn wir noch einen Augenblick ruhen. Wer weiß schon wie schnell wir wieder in einem dunklen Gang sind, ich bin so glücklich darüber, dass es endlich wieder hell ist."

Ihr honigfarbener Blick wanderte durch die Runde, sie sah jeden ein wenig verwundert an, konnte nicht verstehen weshalb sie so schnell weiter wollten. Das Licht der blauen Sterne sorgte dafür, dass die Augen der anderen Wölfe seltsam glitzerten.
Es schien nichts zu bringen, dass sie gesagt hatte, sie würde gerne noch etwas bleiben, denn Devaki setze sich bereits in Bewegung, ging an Yashaí vorbei und begann dem Pfad neben dem Fluss zu folgen. Evanaya schaute etwas unglücklich drein, beugte sich aber widerstandslos ihrem Schicksal und setze sich ebenfalls in Bewegung, allerdings viel langsamer als der schwarze Rüde. Sie wollte so lange wie möglich bleiben, den Moment auskosten, solange sie konnte. Nichts war schöner, als die Sterne an der Decke dieser Höhle, nie hatte sie etwas so schönes gesehen und vermutlich würde sie so etwas schönes auch nie wieder sehen, denn sie glaubte nicht daran, dass sie je wieder an einen so besonderen Ort kommen würde. Oder vielleicht auch genau an diesen Ort. Sie würden ihn jetzt verlassen und weiter ziehen, weiter nach Devakis Rudel suchen, weiter leben.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Darion - 26.10.2015

Darion fand es bemerkenswert, dass die anderen Wölfe so etwas auch noch nie gesehen hatten. Einerseits beruhigte es ihn, dass es kein Zeichen völliger Unwissenheit war, das ihm ein solcher Sternenhimmel mitten in einer Höhle unbekannt war. Doch andererseits bedeutete das auch, dass niemand von ihnen wusste, womit sie es hier zu tun hatten, und vor allem, ob es möglicherweise gefährlich war. Aber konnte etwas so schönes überhaupt gefährlich sein?
Devakis Erzählung trug noch weiter zu Darions Beunruhigung bei. Zwar war sie irgendwie schön, aber auch genauso traurig. Und vor allem machte sie Darion Angst.

"Aber wenn wir hier die Sterne sehen, heißt das nicht, dass wir auch bald sterben werden, oder?"

Im selben Moment, als er die Frage ausgesprochen hatte, merkte er allerdings, wie dumm sie klang. Er war doch kein Welpe mehr, der sich von so etwas Angst machen ließ! Schnell schob er eine Frage hinterher, die hoffentlich intelligenter war:

"Und was passiert mit den normalen Wölfen, die nicht so mutig sind? Ich glaube nicht, dass ich jemals so mutig sein werde. Ich will auch gar nicht zu den Sternen. Aber ich hoffe, dass ich wenn ich sterbe alle wieder sehe, die mir etwas bedeuten. Auch wenn es natürlich hoffentlich noch lange dauert. Meinst du, das ist möglich?"

Als Devaki sich wieder in Bewegung setzte, folgte Darion ihm zunächst. Auch er konnte es, so schön der Anblick hier auch war, kaum erwarten, endlich zum Ausgang der Höhle zu kommen. Denn erst, wenn er ihn sah, konnte er sicher wissen, dass es überhaupt einen Ausgang gab.
Evanayas Worte ließen ihn jedoch inne halten.

"Vielleicht hast du recht, eine Pause wäre vielleicht ganz gut, auch wenn ich es kaum erwarten kann, wieder Tageslicht zu sehen. Und hier ist es sicherlich schöner als im Rest der Höhle. Aber woher sollen wir wissen, ob dieses Leuchten nicht gefährlich ist?"

So ganz hatte er den Gedanken an den Sternenpfad der toten Wölfe doch noch nicht vergessen. Unsicher schaute er sich zunächst noch einmal kurz in der Höhle um, dann warf er Devaki einen fragenden Blick zu. Der schwarze Rüde wusste so viel, er würde bestimmt am besten einschätzen können, ob ihnen hier Gefahr drohte.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Namíd - 03.11.2015

Wiedereinmal kroch dem Blauauge schlechte Laune in den Nacken. Seinem Kopf ging es zwar seit gestern erheblich besser, aber ein leichtes und unangenehmes Pochen machte sich dennoch bemerkbar. Hatte das bisschen ihn schon überanstrengt? Fast hätte er abwertend geschnaubt.
Auch die Worte des Waldkönigs trugen nichts zur besserung seiner Laune bei. Der gelbe Vogel sprach in wirren Sätzen, so zumindest für ihn und äußerte keine einzige klare Ansage. So wie in: Da ist der Ausgang, nutzt ihn! - stattdessen drückte er sich bestenfalls in Rätseln aus. Das nervte den Jungwolf. Vorallem ging ihm dieses eingesperrt sein auf den pelz. Und das auch noch auf, für ihn, beengtem Raum. Alleine mit Liath wäre das vielleicht besser gewesen... aber mit Veraire und dem Waldkönig dabei? Er lechzte geradezu nach Freiheit.
Namid ruckte entnervt mit dem Kopf, zwang sich aber zu neutralem Ton als er sagte:

"Nein, keine Ahnung was der Vogel meint. Ich will hier bloß endlich raus."

,sprach er sehr ernüchternd. Obwohl es in ihm kochte war er stolz auf sich jetzt nicht unwirsch geworden zu sein. Er hatte ja doch etwas Erziehung genossen und ihr Vater wäre sicher nicht stolz auf sie wenn er jetzt genervt knurrte. Das würde Schwäche zeigen und keine Stärke. Und Namid wollte stark sein, denn das war eine Eigenschaft die sie am ehesten aus diesem Schlamassel befreien würde.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Laines - 04.11.2015

Laines beachtete den Fuchs nicht weiter. Er hatte den Kopf zurückgedreht und blickte über die Wiese zum Zaun. Seine Tasthaare zitterten leicht, während er witterte und versuchte diese ganz schwache, befremdliche Geruchsnote im Wind zu zuordnen. Sie war ihm hauptsächlich am Zaun aufgefallen, von daher war es wirklich gut sich einfach von ihm zu entfernen. Ein Blick zu Dannsair zeigte ihm, dass wenigstens auch in seinem Gesicht leichte Besorgnis zu finden war, von einem dummen Fuchs und einem Welpen erwartete er so viel Scharfsinn auch gar nicht. Von daher ignorierte der Schwarze einfach die Aussage des Fuchses, dass er nichts riechen würde und dachte sich nur seinen Teil. Als ob er auf eine Fuchsnase etwas geben würde. Ohne ein Wort zu sagen lief Laines voran in den Wald und sah so zum Glück des Weißpelzes dessen Lächeln nicht, sonst wäre ihm der Geduldsfaden mit diesem lebensmüden Tier, das sich ungebetener Weise bei ihnen einmischte, möglicherweise gerissen.
Als sein hochgewachsener Körper zwischen den ersten Bäumen des Waldes verschwand, fühlte sich Chess Laines tatsächlich wieder etwas besser. Er konnte nicht genau sagen warum, aber auf der Grasfläche vor dem Wald war er sich sehr ungeschützt vorgekommen. Nun senkte er die Schnauze zum Boden, um den Waldboden auf verschiedene Witterungen abzusuchen und vielleicht eine Vorstellung davon zu bekommen, ob sie hier überhaupt Beute finden konnten.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Yashaí - 05.11.2015

Devaki schaffte es mit seinen Worten, eine Trauer zu lindern, die gar nicht richtig vorhanden war. Während er sprach, wanderten die hellen Seelenspiegel der Wölfin ruhig und fasziniert über die sternenübersäten Wände der Höhle. Was er erzählte, deckte sich mit dem, was sie als Welpe erzählt bekommen hatte und natürlich auch mit dem, was sie als Mutter zu erzählen gehabt hatte. Ihre Ohren drehten sich nach hinten und drückten sich dichter an den Hinterkopf, während sie ihre eigene Wortwahl durchging, die sie etliche Male für Vinya und Fel gewählt hatte. Es war fast wie ein Stück Vergangenheit, ein Stück Normalität inmitten dieser unwirklichen Landschaft, die ihre Augen noch immer nicht wahrhaben wollten. Doch ihr Herz sagte ihr, dass sie richtig waren, dass es echt war. Bis zu diesem Punkt traute sie sich sogar, ihrem Gefühl zu trauen – den Drang allerdings, der sich in ihr aufbahnte, als sie ein Stück weiter ging und den Weg ebenfalls nach oben und unten entlangblicken konnte, erstickte sie so früh wie möglich. Sie erstickte ein leises Winseln, als sie den Sternenpfad den Bach hinauf blickte und ihr Herz ihr weiß machen wollte, dass hinter der nächsten Ecke vielleicht schon Finiq warten würde, um sich zumindest zu verabschieden. Denn er war tapfer gewesen. Er hatte getan, was er konnte. Und trotzdem hatten sie versagt. Mit dem stillen Wunsch, dass er ihre beiden Schützlinge an seiner Seite hatte und dem Wissen, dass es keineswegs ein Fehler gewesen war, dem Gang tiefer in die Höhle zu folgen, wandte sie sich mit einem leisen Lächeln ab.

„Wir Mütter haben wohl alle die gleichen Geschichten.“, wandte sie sich kurz um, ehe Darion sie ein wenig besorgt dreiblicken und den Kopf schütteln ließ. „Keine Sorge. Ich denke eher, dass es eine besondere Ehre ist, dass wir diesen Anblick zu Gesicht bekommen.“

Fast schon mütterlich war die Ruhe in ihrer Stimme, mit der sie Darion seine Furcht nehmen wollte. Sie fühlte sich nicht wohl bei dem Wissen, dass solch ein schöner Anblick in ihm für Angst sorgte. Und wenn er widererwarten doch Recht hatte und sich Sterben so anfühlte – dann war sie beruhigt.

„Auch diesen Wölfen tut sich der Pfad zu den Sternen auf. Letztendlich sehen wir alle dort oben wieder, die wir verloren und unsere Lebzeit in unseren Herzen getragen haben. Denn letztendlich ist jeder Wolf auf seine Weise tapfer. Tapferkeit ist nichts, was man einfach festlegen könnte. Auch du bist tapfer, du brauchst nur noch Zeit, das selbst zu erkennen.“

Ihre Rute pendelte kurz von der einen zur anderen Seite, ehe sie sich mit ihrem Plan in Bewegung setzte, um die anderen in Bewegung zu setzen. Als Devaki sie überholte, wich sie ein Stück zur Seite, um ihm Platz zu machen und die Führung zu überlassen. Einen kurzen Moment nur hielt sie inne und wandte den Kopf in die Richtung der anderen beiden Wölfe, in Wahrheit aber glitten ihre Augen um die Biegung im Gang weiter hinten, um sich still von ihrer Vorstellung zu verabschieden. Darion hielt inne und Evanaya wünschte sich, den Anblick länger genießen zu können. Eine Unruhe in Yashaí machte ihr allerdings deutlich, dass sie das nicht wollte. Sie hielt nicht an, drehte nur den Kopf nach hinten und machte eine eindeutige Geste nach vorne.

„Ich fühle mich nicht wohl dabei, die Wölfe auf ihrem Weg zu den Sternen zu stören.“, rief sie mit einem deutlichen Lächeln zurück. „Außerdem geht es ja noch ein Stück weiter. Wenn wir das Ende dieses Pfades erreicht haben, können wir immer noch innehalten.“

Teils wahrheitsgemäß, teils allerdings überspielend fiel ihre Antwort aus. Zwar hatte sie damit nur ihr eigenes Problem vor sich hergeschoben, doch wer wusste, was passieren würde, bis sie den Ausgang gefunden hatten.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Dannsair - 10.11.2015

Die Stimmung war ja eh nicht die beste gewesen seit ihrem "Unfall" aber diese Beklemmung, die sich hier draußen jetzt breitgemacht hatte, die schlug sogar Dannsair aufs Gemüt. Der Schwarze war froh, als sie sich in Bewegung setzten und er Laines in die schützenden Schatten der Bäume folgen konnte. Normalerweise bevorzugte er ja immer das offene Land und mied den Wald, wenn sich die Möglichkeit bot. Aber hier und jetzt musste er dem Größeren einfach zustimmen. Nach einigen Schritten begann er aufmerksamer zu wittern, was bei ihm allerdings immer noch nicht hochgradig professionell aussah. Stattdessen schob er die Nase beim Laufen durch den Schnee und fraß unauffällig ein bisschen davon. Im Wald schmeckte das weiße Zeug immer so wunderbar würzig. Aber zu viel - das hatte er immerhin gelernt - war nicht gut, sonst tat es im Magen weh.

Als er den Kopf wieder hob und den Blick durch die Gegend schweifen ließ, wirkte sein Ausdruck resigniert. Er konnte keine frischen Spuren entdecken und so sah er sich nach seinen Gefährten um. Wahrscheinlich hatte Shila recht: das Fuchsleben war jedenfalls einsam genug, dass der Weiße sich jetzt mit ihnen rumtrieb, obwohl das für ihn nach wie vor nicht sicher war. Dannsair zweifelte keinen Augenblick daran, dass Laines auch nur eine Sekunde zögern würde, wenn der Kleine ihm zu sehr auf die Nerven ging. Hach, der alte Griesgram, was würden sie später drüber lachen, wenn sie sich erzählten: Weißt du noch, damals, da hat er dann einfach den Fuchs gefressen. Naja. Oder auch nicht. Dannsair konnte drauf verzichten.

"Ich glaube nicht, dass wir hier große Beute machen können."

kommentierte er mal seine Beobachtungen und wartete, dass jemand Widerspruch erhob. Hoffte sogar fast darauf, denn etwas zu Fressen konnte er durchaus vertragen. Vielleicht konnten sie wenigstens irgendwo einen Kaninchenbau ausgraben. In sowas war er gut. Man konnte halt nicht alles haben und er wollte sich schon damit abfinden, dass sie wieder einmal nur ziellos durch die Gegend wandern würden, ohne richtigen Plan, ohne eine Spur. Sein Herz wurde ihm schwer, als er daran dachte, dass sie das Rudel womöglich nie wieder finden würden. Und er musste sich sagen, dass das quatsch war, so groß konnte die Welt unmöglich sein und nie wieder war eine lange Zeit. Trotzdem glaubte er seiner Nase nicht, als er etwas ganz anderes als Huftier zu wittern meinte. Er kniff die Augen leicht zusammen, um sich besser konzentrieren zu können. Würde doch dieser Fuchs mit seinem Gestank nicht alles überlagern, vielleicht roch er auch nur Shila und Laines. Nene, das war ja viiiiel schwächer.

"Da lang."

beschloss er ungewohnt selbstsicher und machte einen kleinen Knick nach links. Vielleicht folgte er auch nur so einem Bauchgefühl aber selbst das war besser als nichts. Dannsair behielt erst mal für sich, was es mit seiner Richtungsvorgabe auf sich hatte. Aber seine Gesichtszüge spiegelten eine deutlich aufgehellte Stimmung wider.