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18 | Ruhe nach dem Sturm - Druckversion

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RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Nasiha - 30.05.2017

Ihre Pfoten stoppten abrupt als lauter werdende Geräusche vernahm. Es war keine Täuschung. Ganz sicher war dort jemand vor ihr. Sie konnte es nur nicht sehen. Ihre Atmung ging etwas flacher und ihre Pfoten bebten. Sollte sie weiter gehen oder sollte sie lieber warten? Die Entscheidung wurde ihr rasch abgenommen, denn die Geräusche wurden schnell lauter, bis sie Wortfetzen erkannte... bis sie die eine Stimme vernahm. Die Stimme, die ihr Herz dazu verleitete kurz stehen zu bleiben, um dann mit einem RUMS zu Boden zu gehen. Luft wurde aus ihrer Lunge gepresst, ein kurzer Schmerz durchzuckte sie, ließ sie scharf einatmen, nur um dann den alt vertrauten Geruch in der Nase zu haben. Plötzlich war alles vergessen. Nasiha wusste weder wo sie war, noch was sie war, nur das alles richtig war. Ein Wimmern erklang aus ihrem Fang, ihr Herz polterte wie ein Presslufthammer durch ihren Brustkorb, eine feuchte Zunge nah an ihrem Ohr, mit dem warmen Atmen. Dann die Worte. Worte die keinen Zweifel mehr ließen mit wem sie sich gerade hier befand. Nana.

"Deva...."

Ein kläglicher Versuch den Knoten, den Kloß aus ihrer Kehle zu bekommen. So viel Angst fiel plötzlich von ihr ab. So viel Furcht dies geliebte Wesen niemals wieder zu finden. Jetzt endlich konnte sie sich fallen lassen, konnte die Angst die sie verdrängt hatte eingestehen. Im Dunkeln, an der Seite ihres Bruders, in Sicherheit. Sie konnte seinen Fang fühlen, dicht an ihrem Kopf.

"Ich dachte ich hätte dich für immer  verloren..."

Leise, so leise, gepackt von der Angst die ihren Körper noch gefangen hielt und nur langsam wirklich zu verstehen schien, dass nun alles gut werden würde. Sie atmete mehrmals tief ein und aus, vergrub dabei ihren Fang dich an sein Fell. Der schwarze Pelz, so dicht und war, so vertraut und angenehm. Ein Lecken an seiner Wange, eine stumme Geste des vollkommenen Vertrauens mitten in einer muffeligen Höhle.

Dann plötzlich vernahm sie noch eine Stimme, eine Unbekannte. Devaki hatte sie vollkommen überrumpelt und sie hatte ihre Umgebung nicht mehr im Blick gehabt, nie hätte sie sich sonst so gehen lassen. Sie wusste, er würde auf sie aufpassen, wenn ihr Herz zu offen war wie jetzt, ungeschützt und bar jeglicher Mauern. Die Schwarze hob den Kopf, lag sie noch immer halb auf und halb unter ihrem Bruder und starrte in die Dunkelheit. Viel konnte sie nicht sehen, einen helleren Fleck? Aber sie konnte es riechen. Andere Wölfe, ganz deutlich. Sie leckte über ihren Fang, doch bevor sie sich aufrappeln konnte oder ein Wort heraus brachte, sagte eine andere ebenfalls unvertraute Stimme etwas. Ja im Hellen. Die Idee war wahrscheinlich nicht verkehrt. Nana versuchte sich unter ihrem Bruder zu befreien. Da er ruhig blieb, musste sie sich offenbar keine allzu großen Sorgen machen. Ein kurzes Schlucken, dann antwortete sie leise, aber fest..

"Ja, ...ja hinter mir ist ein Ausgang, er ist nicht weit entfernt, nur wenige Meter."

Allzu weit war sie ja noch nicht gekommen auf ihren Weg, aber es war egal. Es hatte sich gelohnt ihren Mut zusammen zu reißen und in das Ungewisse zu treten, sie hatte endlich, endlich einen Teil ihrer Familie wieder, lebend. Ein kurzer Knuff in den Rippenbogen von Devaki, ganz die verantwortungsvolle Schwester gab sie ihn so zu verstehen, das es Zeit war ans Licht zu treten. Sie fühlte sich endlich erleichtert, aber plötzlich auch unwohl mit so vielen Fremden mitten in der Dunkelheit.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Darion - 04.06.2017

Darion folgte dicht hinter Yashaí, um die Fähe auf keinen Fall aus den Augen zu verlieren und dann ganz alleine in der Dunkelheit zurückzubleiben.
Vor sich hörte er die Stimme Devakis, aber in der Höhle, wo jedes Geräusch mehrfach von den Wänden zurückgeworfen wurde, konnte er nicht einschätzen, wie weit der Rüde noch von ihm entfernt war. Doch er merkte, dass sie ihm näher kamen.
Aus dem, was Devaki sagte, oder eher vor sich hin murmelte, wurde Darion jedoch nicht so ganz schlau. Was bedeutete "Nana"?
Yashaí wurde unterdessen langsamer und blieb schließlich stehen, und Darion musste sich dem anpassen, um nicht die wedelnde Rute der Fähe gegen die Nase zu bekommen.
Er versuchte, an Yashaí vorbeizuschauen, doch alles, was seine Augen in der Dunkelheit ausmachen konnten, war eine helle Gestalt, vermutlich Evanaya. Devaki blieb mit seinem dunklen Pelz hingegen ebenso in der Dunkelheit verborgen, wie der Grund dessen ungebändigter Freude. Doch seine Nase verriet Darion, dass da vor ihm in der Dunkelheit neben den anderen Dreien seiner Gruppe noch ein vierter Wolf war, eine Fähe. Wahrscheinlich war Nana der Name dieser Fähe. Und so, wie sich Devaki über die Begegnung zu freuen schien, kannte dieser sie wohl nicht nur, sondern sie war womöglich eine Freundin, eine Verwandte oder gar seine Gefährtin, auf jeden Fall aber wohl ein Mitglied seines Rudels, das er suchte.
Darion freute sich natürlich für Devaki, doch gleichzeitig machte er sich Sorgen. Denn die Fähe würde sie nun sicherlich zum Rest von Devakis Rudel führen, und Darion war sich nach wie vor alles andere als sicher, dass das Rudel einen Wolf wie ihn wirklich akzeptieren würde. Und er wollte nicht jetzt, wo er endlich fast so etwas wie ein Rudel gefunden hatte, wieder alleine zurückbleiben.
Doch er wurde aus seinen trüben Gedanken gerissen, da Evanaya anscheinend ihre Neugierde nicht zügeln konnte und Devaki fragte, wer die Fähe überhaupt war. Doch sofort unterbrach Yashaí sie und fragte Nana nach dem Ausgang. Als diese dann tatsächlich antwortete, dass dieser ganz in der Nähe war, kannte Darion kein Halten mehr. Seine Sorgen waren zumindest vorerst wie weggeblasen. Yashaí hatte Recht: Erst einmal sollten sie diese ungemütliche, dunkle Höhle hinter sich lassen. Den Rest konnten sie später klären. Nur die Tatsache, dass er sich in der engen Höhle unmöglich an den anderen vorbei drängeln konnte, verhinderte, dass der graue Rüde sofort loslief.

"Kommt! Worauf wartet ihr noch?"

Er konnte es kaum erwarten, das Sonnenlicht wieder zu sehen. Wobei er ehrlich gesagt nicht einmal wusste, ob draußen überhaupt Tag oder Nacht war.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Devaki - 06.06.2017

[Bild: liluye.jpg]

Liluye

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Anscheinend hörte man ihm keineswegs zu. Verärgert zupfte Liluye noch ein wenig energischer an Liath' Fell, als keiner der Wölfe auch nur ansatzweise Anstalten machte seinem Rat zu folgen. Immerhin schien zumindest das Grünauge sich zu freuen, ihn zu sehen - und er stellte ihn sogar halbwegs gebührend vor. Der Gelbgefiederte wollte gerade noch mehr Worte über sich einfordern, als die Tiere aus dem Wald traten. Er ließ vom Kopffell des Wolfes ab und begann stattdessen nervös mit den Flügeln zu schlagen. Aufgeregt trippelte er gleichzeitig auf der kleinen Schädelplattform herum.

„Doch, doch, ein Gang ist am Ende des Loches. Der Waldkönig hat es selbst gesehen, nicht tief, nur dunkel ist es.“

Die Unterhaltung zwischen dem nächsten Schwarzbepelzten (kannte die Natur eigentlich keine anderen Farben für Wölfe?!) und dem Blauauge hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie nahmen offenbar an, dass das Loch ins Nichts führte. Doch der kleine Waldsänger wusste es besser, war er doch hineingeflogen, bevor er sich nach draußen begeben hatte.

„Sogar ein Wolf wie der da dürfte durchpassen.“

In seiner unnachahmlich charmanten Art blickte der kleine Vogel mit schiefgelegtem Kopf den Wolf an, der vorgeschlagen hatten sich eine Lücke im Kreis der Tiere zu suchen. Was die von ihnen wollten, war auch dem selbsternannten Waldkönig nicht klar, aber das konnte er vor den Wölfen wohl kaum zugeben, wenn er seine Position behaupten wollte. Also fiel die krächzende Antwort auf die Frage des Grünauges harscher aus, als er es beabsichtigt hatte.

„Was schon? Die Wölfe wieder einsperren oder vertreiben oder noch Schlimmeres.“ Das sah man doch.



RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Devaki - 12.06.2017

Er hörte erst auf zu lachen, als ihm die Brust bereits weh tat. Langsam verebbte das ungewohnte Geräusch und hallte schließlich nur noch leise von den Wänden des Ganges wieder – übertönt von den Schritten der anderen Wölfe und von den Worten, die sie sprachen. Devaki hörte kaum eines dieser Worte, nur die seiner Schwester klangen noch in seinem Kopf nach. 'Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren...' Ihm war es nicht anders ergangen. Obwohl die Hoffnung immer in seinem Herzen gewesen war, hatte doch sein Verstand mit jedem Schritt mehr daran gezweifelt, dass er irgendjemanden von seinen Freunden jemals wiedersehen würde. Die Gedanken hatte die Hoffnung langsam verdrängt und ihm das Herz schwer gemacht. Gerade seine Schwester hatte er doch gerade erst wiedergefunden gehabt – und schon sollte er sie wieder verloren haben, scheinbar für immer. So war es ihm vorgekommen. Und nun war sie hier und alle Hoffnung war zurück und gestärkt. Ein letztes Mal stupste er als Antwort auf ihren Knuff in seinen Rippenbogen seine Nase in ihr Fell, bevor er sich ebenfalls aufrappelte.

„Dann los Darion, hier geht es entlang.“

Als er wieder eine vernunftgetreue, seriöse Haltung wieder hergestellt hatte, warf er noch einen lächelnden Blick auf seine Schwester. Dann wandte Devaki sich in Richtung Ausgang, drängelte sich ein wenig an der Felswand entlang, um – ganz der Leitwolf – voranzuschreiten. Es dauerte tatsächlich nur wenige Sekunden, bis Licht in Sicht kam und einige Meter später, roch Devaki bereits die klare kalte Winterluft. Er beschleunigte seine Schritte, warf noch kurz einen Blick zurück, um zu sehen, ob die anderen auch wirklich folgten und legte dann sogar einen weiteren kurzen Spurt ein, um möglichst schnell das Freie zu erreichen. Da konnte ihn auch die kleine Kletterei aus der Höhle auf die Erhöhung nicht schrecken.

Als er schließlich nach draußen gekraxelt war und zwischen Bäumen im Schnee stand, schloss der schwarze Rüde für einen Moment die Augen und sog den Duft der Natur durch seine Nase ein. Erst jetzt fiel Devaki auf, wie dumpf und stickig die Luft in der Höhle doch gewesen war. Als der Rüde die Augen wieder öffnete, blickte er sich kurz um und vergewisserte sich, dass augenscheinlich keine Gefahr drohte. Dann wandte er sich um, und wartete darauf, dass die anderen ebenfalls aus der Höhle hinauf ans Tageslicht kamen.

„Freunde, wenn ich vorstellen darf: Das ist Nasiha. Meine Schwester.“


Als die Wölfe versammelt waren, war er zu Nana getreten und stellte sie nun vor. Glücklich lächelnd sah er sie an, stupste ihr erneut die Nase gegen ihren Fang. Dann flüsterte er, nur an sie gewandt, die Frage, die ihn umtrieb und die er selbst nicht beantworten konnte – nicht einmal, als er sie eingehend musterte:

„Geht es dir gut, Nana?“


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Mikasi - 13.06.2017

Als der Wolf, der sich als Véraire vorstellte, Shilas Frage ob er der König des Waldes sei verneinte, bemerkte Mikasi plötzlich etwas kleines, gelbes das aus der Höhle herausgeflogen kam und sich kurzerhand auf Liaths Kopf setzte. Okay, dieser Vogel gehörte definitiv zu der Gruppe der Wölfe und als Liath ihm dann erklärte, dass er der König des Waldes sei, ging Mikasi ein Licht auf, auch wenn er es nicht so ganz glauben konnte. Dieser kleine Vogel, namens Liluye, hatte sich den Wölfen doch tatsächlich als König des Waldes vorgestellt! Das war doch wohl ein wenig übertrieben, aber Mikasi hatte nicht sehr viel Zeit sich eine Antwort zurecht zu legen, denn der sogenannte König des Waldes drängte sie von hier zu verschwinden. Mikasi wusste auch wieso. Er hörte schon das Knacken der Äste und die vielen Pfoten im Schnee, von den wütenden Waldtieren die sich langsam näherten.
Auf einmal überkam Mikasi das drängende Gefühl seinen eigentlichen Plan über Bord zu werfen und den Wölfen zu helfen. Sie waren wohl alle gerade eingeschüchtert, verängstigt, weil sie nicht wussten was vor sich ging. Außer Liath wollte war wohl niemand sehr erpicht darauf zu versuchen an den Tieren vorbeizukommen, was sowieso nicht klappen würde, es waren viel zu viele.

"Ich glaube nicht, dass das klappt, Laines."

Mikasi horchte auf als Namíd etwas von einem Loch in der Höhle sagte. Das war die Chance von hier wegzukommen. Aber er verlor die Hoffnung schnell wieder, als er sagte, dass es zu nichts führe. Doch da meldete sich Liluye zu Wort und sagte doch tatsächlich, dass dort am Ende des Lochs doch ein Gang war. Na also, worauf warteten sie dann noch?! Nichts wie weg hier. Liluye würde sie doch wohl nicht veräppeln. Wenn er sich schon König des Waldes nannte, würde er sie hoffentlich nicht so hereinlegen.

„Na dann los! Lasst uns einfach weg hier und sehen wo der Gang hinführt.“

Mikasi wollte die Wölfe wirklich in Sicherheit bringen, aber er wollte nicht als Erster zur Höhle vorlaufen. Es würde so aussehen als ob er nur seinen eigenen Kopf retten wollen würde. Aber er konnte nicht mehr länger stillstehen und lief deshalb bis zum Eingang der Höhle und stellte sich seitlich davon hin und trippelte nervös umher, bis die Wölfe endlich drinnen waren.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Yashaí - 21.06.2017

Hätte sie das Treiben in der Dunkelheit sehen können, hätte sie sich ein Lachen wahrscheinlich nicht verkneifen können. So blieb ihr keine andere Wahl, als auf die Art und Weise zu lauschen, mit der Devaki sprach, denn der Unterschied blieb ihr keineswegs verborgen. Schließlich setzte auch sie sich wieder in Bewegung, als ihre Position an der Reihe war und folgte den beiden Dunklen und Evanaya aus der Höhle heraus. Ein wohliges Gefühl legte sich um ihr Herz, als sie auf einmal nicht nur die Umrisse der Wölfe vor ihr genauer erblicken konnte, sondern auch endlich das Licht sah, was sie nach draußen führen würde. Als es bergauf ging, wartete sie einen kurzen Moment, bis Evanaya vor ihr weit genug nach oben geklettert war, dass sie keine losen Steine mehr abbekam und erklomm die kleine Felswand schließlich ohne große Schwierigkeiten. Während sich Devaki umsah und wahrscheinlich versuchte, eine grobe Orientierung zu erlangen, warf sich die Bunte kurzerhand zuerst mit dem Kopf in den Schnee, ehe ihr Körper folgte und sie letztlich für einen kurzen Moment seitlich liegenblieb. Sie bereute die Entscheidung nicht, die Höhle erkundet zu haben – der Anblick war atemberaubend gewesen! - doch die Freude, wieder am Tageslicht zu sein, konnte sie unweigerlich leugnen. Sie schnappte kurz nach einem Fang voll Schnee, ehe sie sich in Bauchlage brachte und anfing, ihren Neuankömmling interessiert zu betrachten. Ihre Rute pendelte dabei verhalten, aber begrüßend.

„Freut uns, Nasiha!“, nahm sie es den anderen kurzerhand vorweg und schenkte ihr ein Lächeln. „Ich bin Yashaí.“

Während sich Devaki wieder seiner Schwester zuwandte, beobachtete die Bunte indes den Schwarzen aus ihrer Position heraus. Ihm war es wahrscheinlich nicht einmal wirklich bewusst, doch die Tatsache, dass sie seine Schwester gefunden hatten, hatten ihm an Ausdruck zurückgegeben. Er strahlte förmlich und das freute Yasha ungemein. Zumindest einen Erfolg hatten sie also zu verbuchen. Allerdings hingen an der Dunklen kaum frische Gerüche – sie war also wahrscheinlich auch auf einer einsamen Suche gewesen. Jetzt aber hatten sie sie gefunden und würden die restliche Suche gemeinsam in Angriff nehmen.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Nasiha - 03.07.2017

Sie war froh, dass es dann doch recht schnell ging. Ihr Bruder drückte sich an ihr vorbei und Nana drehte sich geschwind um ihn dicht auf den Fersen zu folgen. Ihr war es nicht ganz geheuer mit den fremden Wölfen im Rücken. Ein mulmiges Gefühl blieb, doch die biss die Zähne zusammen, einige wenige Schritte und schon konnte sie Helligkeit sehen. Der schwarze Schatten ihres Bruders direkt vor ihr. Er schien es sehr eilig zu haben, denn er rannte den engen Gang fast hinaus. Sie nahm Anlauf und kratzte mit ihren Pfoten hinaus, bis der eisige Wind im den Fang wehte. Sie zog die kalte Luft tief in ihre Lungen, hieß sie willkommen und konnte wieder frei atmen. Ein Blick auf den Antlitz ihres Bruders. Er war unversehrt, es ging ihm gut. Ihr Herz wollte überquellen vor Freude.  Sie konnte anhand seiner Reaktion merken, dass er offenbar länger unter der Erde war als sie selbst. Schnell ging sie nochmal auf ihn zu, steckte ihre Nase in das dichte Fell seiner Flanke und atmete seinen Geruch ein. Für sie bedeutete er Sicherheit und genau dieses bisschen brauchte sie gerade ganz dringend und holte sich es einfach. Augenblicklich verlieh es ihr Ruhe und Geborgenheit, bevor sie den Mut aufbrachte und sich der Welt stellte. Sie drehte ihren Körper und konnte nun sehen, was in der Dunkelheit hinter ihr gelaufen war. Ihre Augen fuhren von einem zum Anderen. Eine weiße Fähe, ihr Fell war es gewesen was in der Dunkelheit geleuchtet hatte, gleich danach ein heller Rüde, er wirkte noch recht jung. Er war ganz offensichtlich derjenige, der gedrängt hatte hinaus zu kommen. Dann war noch eine braune Fähe, die sich direkt in den Schnee geworfen hatte, offenbar ganz sorglos und sonst…keiner mehr. Ein schmerzhafter Stich durchfuhr ihren Körper, doch sie ließ sich nichts anmerken, hielt ihren Blick wachsam und neutral. Ihren Ohren zuckten kurz. Sie hatte so sehr gehofft, dass alle aus dem Rudel bei Deva sein würden, doch das war offenbar nicht der Fall.  Sie drehte ihren Blick zu ihrem Bruder, als der auch schon zu sprechen anfing und sie den Fremden als ihre Schwester vorstellte. Stolz durchfuhr sie. Stolz und Verbundenheit. Sie war die Schwester dieses einmaligen wunderbaren Wolfes.  Sein Herz war größer, als alles was sie kannte. Als er seinen fang wieder dicht an ihr Ohr brachte musste sie kurz schlucken und die Augen schließen. Ging es ihr gut? Ja, sie war nicht mehr allein. Nein. Es fehlten alle anderen. Sie wollte ihn nicht beunruhigen, sie wollte stark sein, stark an seiner Seite.

„Es war nicht einfach, aber ja, jetzt geht es mir wieder gut.“

Ihre Stimme war leise, aber fest. Sie drehte sich ganz ihrem Bruder zu, musterte ihn dem fang bis zur Rute, suchte Verletzungen, doch sie fand keine offensichtlichen, außer denen in seinen Augen. Sie strahlen trotz der Freude nicht und Nana kannte den Grund, doch jetzt musste sie sich erstmal zusammen reißen.

„Hallo, ich bin Nasiha, oder auch Nana und gehöre zum Rudel meines Bruders.“

Ihre Stimme klang hell, freundlich und herzlich, so wie sie eigentlich auch war. Auch wenn jetzt ein wenig Trauer darin mitschwang angesichts der ungeklärten Situation. Ihre Augen glitten freundlich über Yashai, die sich ihr sogleich herzlich vorgestellt hatte, dann  ging  er wieder zu Deva, so viele Fragen darin enthalten. Wo waren die Anderen? Wer waren diese Wölfe?“

„Befinden wir uns hier in eurem Revier? Ich habe keine Spuren und Markierungen finden können….“

Eigentlich war ihre Frage ein nett gemeines „Wer seid ihr und was tut ihr hier?“ aber Nana war in Sachen Freundlichkeit ein Vorbild. Da ihre Pfoten leicht zu zittern begannen  setzte sie sich neben ihren Bruder und drückte die Vorderpfoten durch, wahrscheinlich traf sie jetzt die volle Wucht ihrer Erleichterung, aber dennoch versuchte sie ihre Haltung zu bewahren und sich nicht anmerken zu lassen sie schwach und hilflos sie sich gefühlt hatte und teilweise auch immer noch fühlte.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Darion - 05.07.2017

Devakis Aufforderung ließ sich Darion nicht zweimal sagen. Schon bald wurde es heller in der Höhle, und das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels wurde sichtbar. Das letzte Stück nach draußen. war noch einmal etwas anstrengender, da der Höhlengang deutlich steiler wurde und Darion ein wenig klettern musste. Doch dann hatte er es geschafft.
Er blinzelte ein paar mal, als er endlich wieder das Tageslicht erreicht hatte. Er freute sich, endlich die dunkle, enge Höhle hinter sich gelassen zu haben, und wieder draußen in der freien Landschaft zu sein. Die Freiheit kam ihm gerade irgendwie noch größer vor, als sie für ihn, der in der Enge menschlicher Behausungen aufgewachsen war, ohnehin schon zu sein schien. Und die Winterluft wirkte auf einmal ungeheuer frisch auf ihn. Am liebsten wäre er gleich losgelaufen um diese Freiheit zu erkunden, auch wenn er wusste, dass das unsinnig war.
Und Devaki riss ihn mal wieder aus seinen abschweifenden Gedanken, indem er die fremde Fähe als seine Schwester Nasiha vorstellte. Das erklärte natürlich, warum er sich so sehr gefreut hatte, sie zu sehen. Nana war dann wahrscheinlich nur ein Spitzname.
Darion folgte Yashaís Beispiel und stellte sich ebenfalls vor, wobei er Nasiha freundlich anlächelte:

"Und ich bin Darion."

Während Devaki sich erneut seiner Schwester zuwandte, konnte Darion sich nun doch nicht mehr zusammenreißen und warf sich genauso in den Schnee, wie es Yashaí schon vor ihm getan hatte. Danach rollte er sich auf den Rücken und wieder zurück auf den Bauch, bevor er sich erneut Nasiha zuwandte, die sich nun ebenfalls vorstellte. Überflüssigerweise, wie Darion fand, schließlich hatte Devaki das ja bereits erledigt. Aber vermutlich wollte sie auch selbst etwas sagen. Da Darion nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte, schließlich hatte er sich ja bereits vorgestellt, schwieg er. Naja, zumindest wusste er jetzt, was er bereits angenommen hatte, nämlich, dass Nana nur ein Spitzname für Nasiha war. Er war sich lediglich unsicher, ob die Erwähnung dieses Namens als Aufforderung zu verstehen war, Nasiha ebenfalls Nana zu nennen. Nun ja, er würde sich diesbezüglich wohl am besten an Yashaí und Evanaya orientieren.
Die Frage nach dem Revier war hingegen recht einfach zu beantworten:

"Nein, ich kenne mich hier auch nicht aus. Ich habe ehrlich gesagt gar kein Revier."

Und obwohl Darion nicht einmal wirklich wusste, wozu ein Revier überhaupt gut war, kam es ihm auf einmal irgendwie peinlich vor, dass er gar keins hatte.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Véraire - 05.07.2017

Véraire bemerkte sie jetzt auch - die Tiere, die langsam auf sie zukamen. Kurz fragte er sich, wie es sein konnte, dass sich alle so einig waren wer der Feind war, dann jedoch entschied er energisch, dass jetzt der falsche Moment für solcherlei Überlegungen war. Die Tiere waren da, und sie schienen eindeutig etwas gegen die kleine freudige Versammlung der Wölfe zu haben – das waren die Fakten, und darauf musste Véraire nun reagieren.

Da die anderen die Tiere früher bemerkt hatten, gab es schon erste Fluchtpläne. Eigentlich fand Véraire den des Wolfes wesentlich besser als Liluyes Plan - wer konnte schon wissen, wie es in diesem Tunnel wirklich war - doch wenn er sich die geschlossenen, gut organisierten Reihen der Tiere so ansah dann bezweifelte er, dass sie ihnen einen Fluchtweg hinter der Höhle frei gelassen hatten. Das wäre dann doch etwas seltsam gewesen (auch, wenn Véraire ja wegen der gesamten Situation gerade etwas verwirrt war. Seit wann jagte Beute ihre Jäger?) Liluyes Vorschlag war also die einzige Möglichkeit, die er gerade sah, und er wusste, dass keine Zeit blieb, um nach anderen Lösungen zu suchen.
Sobald er den Entschluss gefasst hatte, machte er daran, ihn in die Realität umzusetzen. Leise aber bestimmt sagte er:

"Ich sehe auch keinen anderen Weg als den des Vogels. Gehen wir."

Er setzte darauf, dass sich in dieser Situation niemand daran stören würde, dass er plötzlich Anweisungen gab obwohl er eigentlich ein Außenseiter war. Er stand dem Höhleneingang noch am nächsten, also drehte er sich um und ging zügig aber ohne offensichtliche Hast wieder in die Höhle mit dem seltsamen Holzboden, in der Hoffnung, die anderen mögen ihm folgen. Misstrauisch starrte er in das Schwarz des Lochs hinab, doch er konnte nichts erkennen. Aber hatte er eine Wahl?

'Was ist, wenn das eine Falle ist?', warnte ihn eine Stimme in seinem Kopf, die ihm schon manchmal vor schlimmen "Zufällen" bewahrt hatte. Es könnte natürlich sein, dass der Vogel nur behauptet hatte, dass das Loch ungefährlich war. Aber welchen Profit würde das gelbe Federvieh daraus ziehen, wenn Véraire jetzt in den Tod sprang? Vor allem, weil ihm ja die anderen dann sicher nicht folgen würden, wenn er nicht antwortete. ‘Du wirst das Risiko wohl einfach eingehen müssen‘, belehrte sich Véraire. Vor allem, da er es keinem anderen zumuten wollte, als erstes springen zu müssen. Wenn jemand sterben sollte, dann wohl am besten er – er hatte keine Familie oder Freunde, die um ihn trauern würden müssen.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Devaki - 07.07.2017

Die kühle Frische des Waldes war eine Wohltat, die nicht nur Devaki sichtlich genoss. Yashaí und Darion warfen sich kaum hatten sie die Höhle verlassen in den Schnee und rollten darin herum. Auch sie waren offenbar mehr als froh, wieder das Tageslicht erblicken zu können. Devaki lächelte beim Anblick der beiden Wölfe. So viel Freude auf einmal hatte er seit einiger Zeit nicht mehr erlebt. Als seine Schwester zu ihm trat und die Nase in sein Fell steckte, begann die Rute des Rüden fröhlich zu pendeln. Er erwiderte die liebevolle Geste mit all der Zuneigung, die ein Bruder zu geben hatte, ließ seine Zunge über ihre Ohren gleiten und knabberte dann sanft an ihrem Fell. Oh, wie er eine so vertraute Wölfin vermisst hatte. Wie sehr er seine Schwester vermisst hatte. Es war dem Schwarzen kaum bewusst gewesen – bis jetzt, bis sie wieder bei ihm war. Als sie auf seine Frage antwortete, ebbte das Pendeln der Rute ein wenig ab. Es war nicht einfach gewesen. Was bedeutete das? Hatte sie Gefahren ausweichen müssen? War der Weg bis hierher beschwerlich gewesen? Oder war es einfach schwer gewesen, weil sie allein gewesen war? Als Nana von ihm abließ und sich selbst noch einmal vorstellte, blickte sich der schwarze Rüde noch einmal genauer um. Im Schnee konnte er nur die Spuren eines Wolfes erkennen, neben denen, die sie selbst gerade geschaffen hatten. Ein kleiner Stich der Enttäuschung durchzuckte ihn, denn er schloss daraus, dass seine Schwester allein war und sie niemanden aus dem Rudel mehr getroffen hatte.

„Nein, kein Revier. Yashaí hat Kody und mich am Fluss gefunden und sich bereit erklärt, uns bei der Suche nach den anderen zu helfen. Unterwegs haben wir dann Evanaya und Darion getroffen.“

Das war natürlich nur eine sehr abgespeckte Version dessen, was sie erlebt hatten in den Tagen nach dem Erwachen. Dass die Begegnung mit Evanaya sich zunächst als etwas schwierig erwiesen hatte, dass sie Darion in einem Gefängnis der Menschen entdeckt und ihn unter der Gefahr entdeckt zu werden befreit hatten und dann um ihr Leben gelaufen waren, dass sie diese seltsame Höhle zufällig entdeckt hatten, den leuchtenden Himmel im Dunkel des Felses – all das ließ er aus. Es hätte wohl zu viel Zeit gekostet und noch mehr Erklärungen nach sich gezogen. Dafür würden sie noch viel Zeit haben. Devaki überlegte, ob er seiner Schwester direkt erzählen sollte, dass Kody allein weitergezogen war, um Kainuu zu suchen. Aber er wollte sie nicht überrumpeln – und sie würde wahrscheinlich eins und eins selbst zusammenzählen können.

„Wie ist es mit dir? Hast du etwas von den anderen gehört?“


Devaki hoffte, dass er sich in seinen Schlussfolgerungen aus den Spuren irrte und Nana womöglich nur auf einem Kundschaftergang gewesen war, als sie sie entdeckt hatte. Vielleicht wartete der Rest des Rudels irgendwo auf seine Schwester. Hoffnungsvoll stellte der Schwarze die Ohren nach vorn und blickte auf sein schwarzes Ebenbild.