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18 | Ruhe nach dem Sturm - Druckversion

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RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Mikasi - 08.04.2017

Mikasi saß nur da und beobachtete still das freudige Wiedersehen der Wölfe. Irgendwie löste dieses freudige Herumspringen der Wölfe und diese fröhliche und erleichterte Atmosphäre etwas in Mikasi aus das er zuvor noch nie richtig gefühlt hatte. Eine kleine Spur von Traurigkeit. Er hatte niemanden, den er so stürmisch begrüßen konnte, oder jemanden der ihn so begrüßte. Aber dann sprang ein Wolf einen anderen, Mikasi konnte in dem Durcheinander nicht erkennen wer es, fast um und er war wieder froh, darüber dass er etwas außerhalb stand und nicht inmitten all dem Getummel. Schließlich wollte er nicht auch noch von einem Wolf umgerannt und womöglich zerdrückt werden, so groß wie sie waren.
Aber da wurde Mikasi plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, als Dannsair ihn zwei schwarzen Wölfen vorstellte. Namíd und Liath. Aha. Er wusste nicht so genau was er jetzt machen sollte. Er wusste nicht so genau, was er jetzt machen sollte, schließlich wurde er noch nie jemandem vorgestellt. Um sich nichts anmerken zu lassen, stand Mikasi, der immer noch im Schnee gesessen hatte, erstmal auf. Aber kam gar nicht dazu beide Wölfe zu begrüßen, denn der eine warf ihm nur kurz ein ‚Hallo Mikasi‘ zu und verschwand gleich darauf. So als würde es das normalste auf der Welt sein, dass plötzlich ein Fuchs mit im Rudel war.
Der andere Wolf hingegen, Liath, sprach Mikasi gleich direkt an und fragte ihn, ob er den König des Waldes kenne. Wer sollte den das bitte sein? Mikasi hatte noch nie irgendetwas von irgendeinem König des Waldes gehört. War dieser Wolf verrückt? Hatte er sich das ausgedacht oder ist er schlicht und einfach veräppelt worden? Mikasi glaubt, dass es Letzteres war, denn nicht einmal Wölfe würden sich so etwas ausdenken. Aber jemand anderes wie es schien und Mikasi glaubte nicht, dass es ein Wolf war.

„Nein, denn kenne ich nicht. Wer ist das denn?“


Im Gegensatz zu ihm schien Shila zu wissen wovon Liath sprach und war vollauf begeistert. Aber sie wusste wohl auch nicht wer der König des Waldes war, als sie einen anderen braunen Wolf fragte, ob er das sei. Dieser Wolf war Mikasi noch gar nicht aufgefallen und er fragte sich gerade genau wie Shila wer das wohl war. Er war wohl nicht sehr gesprächig, denn er hatte sich bis jetzt eher im Hintergrund gehalten. Oder Mikasi hatte ihn in dem ganzen Tumult einfach nicht gesehen. Aber Mikasi wollte jetzt lieber wissen wer denn dieser König war, denn die Wölfen schienen ihn zu kennen und Mikasi kam sich ein wenig blöd vor, weil er der einzige zu sein schien der ihn nicht kannte.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Devaki - 13.04.2017

[Bild: liluye.jpg]

Liluye

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Sein Schlaf war unruhig gewesen, voller seltsamer Geräusche. Verschwommene Farben zogen Kreise in seinem Kopf, verschwommene Gedanken zogen vorüber, ebenso wie verschwommene Erinnerungen an die vergangenen Tage, an vergangene Jahre, längst vergangene Geschehnisse. Der Gelbgefiederte versuchte sie festzuhalten, versucht mit seinem kleinen Schnabel nach ihnen zu picken und sie festzusetzen, doch sobald er sie erreicht hatten, lösten sie sich auf wie Rauch, den man zu fangen suchte. Lediglich ein dumpfes Pochen blieb, zunächst leise, dann immer lauter bis es schließlich unerträglich laut wurde und verstummte und durch ein Gewirr von seltsam fremden Stimmen ersetzt wurde. Ärger stieg in dem kleinen Geschöpf auf – und mit ihm die Erkenntnis, dass die Lebensgeister ihn offenbar nicht ganz verlassen hatten. Der kleine König des Waldes schlug blinzelnd die Augen auf. Noch immer pochte es in seinem Kopf ein wenig. Doch der unfreiwillige Schlaf schien zumindest ein wenig geholfen zu haben, ihn wieder etwas zu Kräften kommen zu lassen. Noch etwas vorsichtig blieb er zunächst liegen, doch sein Kopf schien einigermaßen in Ordnung zu sein und auch sonst konnte er eher leichten, als wirklich bedrohlichen Schmerz spüren. Also rappelte er sich vorsichtig auf, hüpfte probeweise einige Male umher, bevor er dann seine kleinen Flügel untersuchte. Nichts schien gebrochen, immerhin. Der Blick des kleinen Waldsängers fiel indes auf das seltsame Loch im Boden. Er wusste nicht, wie es dort hingekommen war, noch wo die Wölfe sich befanden, doch die Neugierde war groß. Und die Flügel mussten getestet werden, bevor er den Wölfen wieder unter die Augen kam. Er hüpfte mit einigen Sprüngen zum Rand des Abgrundes, neigte den Kopf und spähte vorsichtig hinein. Dunkel war es, aber es schien tief hinab zu gehen. Es war einen Versuch wert. Die Flügel ausgebreitet stieß sich der König des Waldes ein wenig weniger anmutig als sonst ab und schwebte noch etwas wackelig hinab. Er hätte erwartet, tief fliegen zu müssen, doch das Loch entpuppte sich als dunkler, als es sich von oben erahnen ließ. So setzte er nach wenigen Sekunden auf hartem Fels auf und spähte in die Dunkelheit – die nicht zu Ende war mit dem Boden. In den Stein hinein führte ein Gang. Wo er wohl hinführen mochte?

Liluye widerstand dem Drang seine Erkundung fortzusetzen. Stattdessen entschloss er sich, den Wölfen von seiner Entdeckung zu erzählen. Rasch flatternd – aber immer noch ein wenig ungelenk (ein Glück, dass ihn niemand so sah) – flog er aus dem Loch heraus, setzte auf dem Boden auf und bewegte sich mit kleinen Hüpfern aus der Tür. Wo noch viel mehr Wölfe waren als zuvor. Vor Überraschung kreischend hob er sich erneut in die Luft empor, flatterte einige Sekunden und landete dann einfach auf Liaths Kopf, so wie er es zuvor schon getan hatte. Kurz wankte er auf einem seiner kleinen Füße, denn sein Gleichgewicht wollte noch nicht ganz wie er, fing sich aber und begann fast zärtlich im Fell des Grünaugigen herumzuzupfen, während dieser noch den fremden Fuchs ansprach. Liluye sagte – ganz entgegen seiner normalen Gewohnheit – nichts zur Unterhaltung, weil er auch nicht ganz mitbekommen hatte, dass es um ihn ging. Doch er sah den seltsamen kleinen Fuchs an und erinnerte sich plötzlich, warum sie in diesem seltsamen Holzding gefangen waren.

„Sie sollten sich beeilen mit ihrer Begrüßung. Müssen gehen, schnell gehen“, krächzte er dem Schwarzen unter sich zu und hakte ein wenig grober auf das Kopffell ein, um auf sich aufmerksam zu machen. Dieser Ort war ihm keineswegs geheuer – genauso wenig wie dieser Fuchs, den der kleine Waldsänger auf eine noch finsterere Art musterte, als er es ohnehin mit Fremden tat.



RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Devaki - 13.04.2017


Jenn Deane | Flickr | CC BY-NC 2.0


Spielleitung für Dannsair, Laines, Mikasi, Shila, Liath, Liluye, Namíd und Véraire
Das fröhliche Wiedersehen der Wölfe war nicht unbemerkt geblieben. Unbemerkt aber waren die geblieben, die sich näherten. Die Tiere dieses Waldes kannten ihre Gefilde gut. Und sie waren klug und umsichtig genug zu beobachten, was vor sich ging, ohne selbst bemerkt zu werden. Das hatten sie gelernt, auch wenn die Lektion schmerzhaft gewesen war. Und sie wollten sie nicht noch einmal durchleben müssen. Die Wut war ebenso groß wie die Angst und die Erinnerung. Sie hatten einen Zaun gebracht, der das Land teilte und den Tieren Schmerzen zufügen konnte. Und dabei konnten die Tiere dieses Waldes keineswegs etwas für die Geschehnisse. Alles, was sie wollten, war Ruhe und Frieden. Unbemerkt von den Wölfen hatten sie sich gesammelt und zogen sich nun zusammen. Einen geschlossenen Kreis bildend rückten sie näher an die Lichtung heran, rückten näher, Schritt für Schritt. Es waren nicht nur große Tiere – Bären, Luchse, Füchse mit einem Fell so weiß, wie das von Mikasi. Nein, hinter ihnen scharrten sich die, die eigentlich deren Beute waren. Rehe, Elche, ja sogar Vögel, Mäuse und Hasen hatten sich angeschlossen. Ihre Mienen waren grimmig und voller Sorge, als sie den Rand der Lichtung betraten, ihre Haltung drohend und unfreundlich. Nein, diese Wölfe hatten ihnen nichts getan. Doch sie waren nicht willkommen. Kein Wolf würde dies je wieder sein.



RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Devaki - 13.04.2017

Vielleicht war er etwas zu forsch gewesen, denn Evanaya und er setzten den Rest des Weges schweigend fort. Vermutlich hatte er ihr mit seinen Worten einigen Stoff zum Nachdenken gegeben, aber das war ihm nicht unrecht. Er war der Fragerei und dem Plaudern über seine Gefühle und das richtig und falsch seines Gemüts ein wenig überdrüssig. Er sehnte sich nach der klaren, verständnisvollen Linie von Yashaí, die ihn nicht infrage stellte, sondern einfach so nahm und verstand und akzeptierte, wie er war. Erleichtert registrierte er deshalb zunächst den fahlen Lichtschein, der sich einige Minuten später zeigte und der endlich das Ende ihres Ganges ankündigte. Während das Licht heller wurde und das verzauberte Leuchten der Sternenhöhle ankündigte, begann Devaki auch Stimmen wahrzunehmen. Yashaí und Darion waren also zurück. Die Nachricht erleichterte ihn, was ihn erstaunte, hatte er doch nicht gewusst wie sehr ihm die Trennung und die mögliche Aussicht auf einen Verlust der beiden belastet hatte. Waren sie schon so sehr zu einem Rudel zusammengewachsen, dass er begann sich um sie zu sorgen wie um seine eigentlich Familie? Nun, der Lichtschein wurde heller und mit ihm die Stimmen klarer. Zunächst drangen nur Wortfetzen an sein Ohr, am Schluss waren es sogar ganze Sätze. Der Schwarze verzichtete darauf, Evanaya auf ihre baldige Ankunft und das Wiedersehen aufmerksam zu machen. Sie würde es schon selbst wahrnehmen und das ganze noch einmal in Worte zu verpacken, war überflüssig. Nicht überflüssig war das Gefühl von Befreiung, das ihn überkam, als er aus dem Gang in die breite Höhle trat und Yashaí und Darion erblickte, deren letzte Sätze er gerade noch mitgehört hatte.

„Natürlich würdet ihr uns suchen. Uns helfen. Das tut man in einem Rudel so, wenn andere in Schwierigkeiten stecken.“

Er antwortete auf Darions Frage, und ließ sich ein sanftes Lächeln auf seinen Lefzen erscheinen, als er auf die beiden anderen zuhielt und erst stoppte, als er nur noch zwei Schrittlängen von ihnen entfernt war. So sehr die Freude des Wiedersehens überwog: dass Darion und Yashaí hier waren und so viel früher als sie, bedeutete wohl, dass sie nichts gefunden hatten. Sie würden es also wohl mit dem dritten Gang versuchen müssen.

„Ihr habt keinen Ausgang gefunden?“ mutmaßte der Schwarze deshalb und das Lächeln verschwand und machte einer nachdenklicheren Miene Platz. Der kleine Lichtschein am Ende ihres Tunnels sagte ihnen immerhin, dass sie nicht weit von der Oberfläche entfernt waren. Aber ob der dritte Gang auch an diese führte, war ungewiss. So wie so vieles ungewiss war dieser Tage.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Nasiha - 13.04.2017

Schnee. Eiseskälte. Schmerz.
Ihr Kopf zuckte hoch, während ihr Herz schmerzhaft in ihrer Brust pumpte. Ihre Pfoten krallen sich in den harten Boden und es dauerte einen Moment, bis sich ihr Blick klärte und die Realität eine andere war. Nasiha setzte sich auf, es gelang ihr auf jeden Fall besser als einen Tag zuvor, auch wenn sie immer noch die Zähne fest zusammen beißen musste. Es war bereits hell und eigentlich hatte sie nicht so lange ruhen wollen. Doch ihr Körper war geschwächt und sie hielt es für besser nicht nachts umher zu laufen, zumindest nicht in ihrer Verfassung. Dabei hätte es schlimmer kommen können, wobei es ihr doch schwer fiel sich das einzureden. Sie hatte ihren Bruder verloren, schon wieder und diesmal war das Schicksal einfach unerwartet mies gewesen. Hatte sie ihn doch erst wieder gefunden, hatte sie gerade erst Hoffnung geschöpft ein Rudel zu haben, ein Zuhause, auch wenn es sich gerade auf Wanderschaft befand. Doch die Natur hatte ihr einen fiesen Strich durch ihre Welt gemacht. Sie konnte sich eigentlich kaum noch erinnern, es ging einfach zu schnell. Das Wasser im Fluss hatte sie runter gedrückt. Sie hatte gedacht sie müsse ertrinken und eigentlich hätte sie tot sein müssen. Selbst die Erinnerung daran ließ sie jetzt noch krampfhaft schlucken. Offenbar hatte man einen anderen Plan mit ihr, denn sie war vollkommen durchnässt und halt erfroren am Flussrand aufgewacht. Offenbar hatte sie sich den Kopf angeschlagen und auch sonst hatte ihr Körper einige Quetschungen und Prellungen abbekommen, aber sie konnte sich bewegen und es schien nichts gebrochen. Das war aber auch das einzig positive gewesen. Sie hatte keine Ahnung wo sie war, wie weit sie sich entfernt hatte und wie viel Zeit verlangen war. Doch eins wusste sie genau. Sie würde ihren Bruder finden, davon konnte sie nichts auf der Welt aufhalten. Sie hatte ihn erst wieder bekommen, sie würde ihn niemals verlassen. Mit diesem Wissen hatte sie ihren Körper Schritt für Schritt voran getrieben, gegen den Strom, der sie mitgerissen hatte.


Zunächst waren ihre Schritte langsam und schleppend, doch die Schwarze wusste wie sie allein überleben konnte. Sie hatte sich schon einmal auf den Weg gemacht und sie würde es wieder schaffen. Ein paar Schrammen und Prellungen würden sie auf ihren Weg nicht aufhalten. Auch wenn sie sonst eher mit sich im unreinen war, so war sie doch über ihren Sturkopf dankbar, denn er hielt sie auf dem richtigen Weg. Nachdem das Fell getrocknet war und sie stetig gelaufen war, schmerzten ihre Gelenke auch gar nicht mehr so stark. Sie lief solange sie es sich zutraute und ruhte sich aus um bei Kräften zu bleiben. Zwischenzeitlich hatte sie immer wieder versucht ihr Rudel zu rufen, doch bisher hatte ihr nichts als Stille geantwortet. In den Nächten, gerade so wie in der letzten Nacht machte sich Kummer in ihr Breit. Sie erlaubte es sich nicht einmal daran zu denken und doch kam der Schmerz, wie ein dunkler Schleier und schlich um ihre Gedanken. Was wenn sie es nicht geschafft hatten? Was wenn sie jetzt ganz allein zurück blieb? Ihr Herz machte einen Satz, nein! Daran würde sie jetzt nicht denken, nicht solange es Hoffnung gab. Und die gab es. Gestern hatte ihre Nase nach Tagen endlich einen vertrauten Geruch wahrgenommen. Ganz schwach, aber ganz eindeutig zum Rudel gehörend und er hatte weg vom Fluss in den Wald geführt. Ihr Herz wusste, das war eine Spur, auch wenn sie nicht frisch war. Es war ihr einziger Hinweis. Sie hatte sich also vom Fluss entfernt, war in den Wald gegangen und bis in die Nacht gelaufen, bis sie es für zu gefährlich hielt. Devaki wäre sicherlich nicht begeistert, wenn sie sich in Gefahr begab.


Sie schüttelte sich kurz und streckte sich, verscheuchte ihre trüben Gedanken und setzte sich erneut in Bewegung. Der Wald war ruhig und friedlich in den Morgenstunden, nichts was in irgendeiner Weise auf Artgenossen hingedeutet hätte. Sie stellte ihre Ohren auf, schloss kurz die Augen und lauschte. Nichts. Also tat sie das, was sie bereits seit Tagen machte. Sie ging einfach weiter. Etwas weiter vorn, zwischen den Bäumen konnte sie eine Erhöhung sehen, vielleicht würde sie von dort aus einen besseren Ausblick haben. Zielstrebig setzte sie sich in Bewegung, bis sie vor der Erhöhung stand und überrascht feststellen musste, es war nicht nur eine Erhöhung, nein, offenbar war es eine Art Bau, oder Höhle. Ob da noch wer lebte? Nasiha blieb am Eingang stehen und zog die erdige schwere Luft ein. Nein. Es roch verbraucht, aber keineswegs nach einem anderen Tier. Was auch immer es war, was sie dazu trieb, sie ließ ein lautes

"Hallo? Ist hier jemand???"


verlauten und lauschte in die Dunkelheit.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Yashaí - 14.04.2017

Er war auf einem guten Weg, da war sich die Bunte sicher. Er hatte viel zu lernen, viel versäumt, aber dafür konnte er nichts. Yashaí verstand durchaus, dass ihn andere Wölfe auf seinen Pfaden verjagt hatten. Er war eine Gefährdung, aber jeder von ihnen – Evanaya, Devaki und sie – war geduldig genug, sich seiner anzunehmen und ihm ein Leben zu schenken, was ihm sonst verwehrt bleiben würde. Und er war bereit, dieses Geschenk anzunehmen, auch, wenn es kein einfacher Weg für ihn werden würde. Deshalb aber zeigte sich die Bunte auch geduldig und verständnisvoll bei seinen Fragen und nahm sich vor, jeder von ihnen eine gerechte Antwort zu geben, wenn sie es denn konnte. In diesem Bereich war sie eben doch noch ganz die Mutter, die sie gerne gewesen wäre: Eine Wölfin, die ihrem Nachwuchs das Schöne am Leben näher brachte und sie gleichzeitig lehrte, mit Gefahr umzugehen statt sie direkt zu meiden. Auch, wenn es auslaugend werden konnte, so vieles zu erklären und zu beantworten – sie tat es gerne und das merkte man ihr auch an.

„Ja. Man muss abschätzen, welche Möglichkeit mehr Erfolgschancen verspricht und was man riskieren kann.“, entgegnete sie, ohne abermals auf die Menschen einzugehen. Dieses Thema hatten sie für kurze Zeit erst einmal ausgereizt.

Indes merkte man ihr doch zunehmend die Unruhe an. Sie setzte sich, wartete, ehe sie wieder aufstand und sich ein paar Meter bewegte. Es viel ihr schwer, abzuschätzen, wie viel Zeit nun wirklich vergangen war und ob es nicht doch schon spät genug war, um den anderen entgegenzulaufen. Für ihr Gefühl waren sie schon seit einer Ewigkeit zurück, ohne dass die anderen von sich sehen oder hören ließen. Der Wortaustausch mit Darion allerdings lenkte sie ab, mahnte sie zur Ruhe und ließ sie sich abermals auf die Hinterhand setzen. Mit schiefgelegtem Kopf und einem neckenden Blick musterte sie den Grauen bei seiner letzten Entgegnung und bezweifelte, dass er es ernst meinte. Was würden sie wohl tun, wenn die anderen ihre Hilfe brauchten? Gleichzeitig aber drangen auch Schritte in ihren Ohren. Einzig das plötzliche Pendeln ihrer Rute verriet, dass sie mitbekam, dass sich ihnen jemand nährte. Inzwischen kannte sie die Schritte ihrer Begleiter nur zu gut auf dem harten Stein. Es konnten nur Devaki und Evanaya sein. Als ihm der Dunkle die Antwort abnahm, bestätigte er damit nicht nur ihre Vorahnung, sondern auch ihre Einstellung. Bestätigend nickte sie und grinste dem jungen Rüden kurz entgegen, bis sie sich wieder aufrichtete und die beiden Rückkehrer mit halbhoch pendelnder Rute zurückbegrüßte.

„Nein, allerdings sind wir auch umgedreht, bevor der Gang zu Ende war. Aber es machte auch nichts den Anschein, als wären wir einem Ausgang näher gekommen. Ihr seht auch nicht so aus, als wärt ihr erfolgreich gewesen.“

Ihre Ohren zuckten nachdenklich, während sich ihr Blick auf den letzten Gang vor ihnen richtete.

„Bleibt noch einer, der uns vielleicht mehr Glück bringt.“

Mit langsamen Schritten trat sie näher an die Öffnung heran und schnupperte abermals. Dann aber plötzlich jagte ihr ein Geräusch einen Schauder über den Rücken. Es klang verzerrt, fern nur wie Worte, aber es war doch eindeutig da gewesen! Ihr Pelz stellte sich ein wenig auf, während sie mit leicht geduckten Kopf in den Tunnel hineinspähte und kurz vor dem Gang auf und ab lief.

„Habt ihr das auch gehört?“, fragte sie aufgeregter als zuvor. „Es klang so verzerrt, aber nicht nach Schritten. Mehr wie der Ruf eines Tieres oder so etwas.“

Ein kurzer Blick reichte für sie, um sich der anderen zu vergewissern, ehe sie eine rasche Entscheidung traf.

„Hallo? Kannst du uns hören?“, rief sie zurück durch den Tunnel und wartete.

Im besten Fall konnte ihnen jemand den Weg nach draußen weisen. Im Schlimmsten Falle war es nur ein Stein gewesen, der sich gelöst hatte und sie würden keine Antwort mehr bekommen.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Véraire - 16.04.2017

Véraire wurde warm ums Herz, während er die Wölfe bei ihrem freudigen Wiedersehen beobachtete und unbewusst begann auch er, sachte mit der Rute zu wedeln. Er hielt sich eher im Hintergrund, weil er dieses glückliche Familientreffen nicht durch seine Anwesenheit stören wollte. Lächelnd beobachtete er, wie der Fuchs, den er zuerst schon gerochen hatte, das gleiche Tat; wobei er wohl eher abseits stand, weil er nicht zwischen den jüngeren Mitgliedern der Gruppe zerdrückt werden wollte, als auf Rücksicht auf die Gefühle der anderen. Lustig, dass auch diese Gruppe von einem Bewohner des Waldes Hilfe erhalten hatte. Er betrachtete auch die anderen Wölfe, und kam zum Schluss, dass sie durchwegs sympathisch waren. Zumindest war ihre Freude, die beiden jungen Geschwister wiederzufinden, echt und ehrlich. Auch ihre Blicke, die sie Véraire aus dem Augenwinkel zuwarfen, schienen wohlwollend zu sein. Erst als die junge Fähe, die wohl eine Schwester von Namíd und Liath zu sein schien (sie roch sehr ähnlich), ihn ansprach, hielt er es für notwendig, sich vorzustellen.

"Nein, ich bin nicht der König des Waldes", meinte er lächelnd. "Ich heiße Véraire und bin den beiden hier" - er nickte zu dem dunklen Geschwisterpaar hin - "über den Weg gelaufen."

Das musste fürs erste genug Information sein - Véraire war sich eh nicht sicher, ob die aufgeregte Fähe ihm überhaupt zugehört hatte. 'Wenn nicht ist es auch nicht so schlimm', dachte er immer noch lächelnd bei sich. Die junge Fähe erinnerte ihn ein bisschen an sein jüngeres Selbst - er war auch immer so aufgeregt und begeistert gewesen. Was wohl sein früheres Rudel denken würde, wenn sie ihn so sähen? Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, seitdem er sie verlassen hatte und plötzlich fühlte er sich allein. Es wurde Zeit, dass er wieder länger an einem Ort blieb und neue Freunde fand.

Plötzlich sah er etwas Gelbes aus dem Gefängnis fliegen, dem sie gerade entkommen waren. Liluye ließ sich auf seinem Lieblingsplatz - Liaths Kopf - nieder und blickte von dort auf seine Untertanen herab. Da er dabei nicht gerade leise gewesen war, hatte wohl ausnahmslos jeder Wolf auf der Lichtung von ihm Notiz genommen und hörte seine kleine Ansprache.
Vélaire schaute ihn verdutzt an. Weshalb mussten sie sich beeilen? Er sah sich kurz auf der Lichtung um, konnte allerdings nichts ungewöhnliches erkennen. Und aus dem Holzgefängnis konnte ja kaum etwas bedrohliches kommen.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Darion - 16.04.2017

Darion wusste nicht, ob Yashaís Antwort ihm gefiel oder nicht. Einerseits war es kompliziert, wenn man ständig abwägen musste, was man tat und was die Konsequenzen davon waren, ohne jemals sicher sein zu können, die richtige Entscheidung zu treffen. Aber irgendwie faszinierten ihn die sich daraus ergebenden Möglichkeiten auch, ohne dass er genau gewusst hätte, warum. Er nahm sich vor, noch einmal in Ruhe darüber nachzudenken, sobald sie die Höhle hinter sich gelassen hatten.

Yashaí schien irritiert davon zu sein, dass er nicht wusste, was man in solch einem Fall tat. Bevor er jedoch darüber nachdenken konnte, hörte er Schritte aus dem Gang, in dem Devaki und Evanaya verschwunden waren. Und tatsächlich vernahm er Devakis Stimme, und im selben Augenblick trat dieser, gefolgt von Evanaya, aus dem Gang.
Und was er sagte, klang so selbstverständlich, dass Darion sich fragte, warum er überhaupt daran gezweifelt hatte.

"Natürlich würden wir das. Und ihr würdet uns auch helfen, oder?"

Es klang eher wie eine Feststellung, nicht wie eine Frage, denn er zweifelte nicht mehr daran, dass die Antwort "ja" lauten würde.
Nach kurzem Zögern fügte er hinzu:

"Wobei ihr mir ja schon die ganze Zeit helft. Ich habe von euch schon so viel über das Leben in Freiheit gelernt, alleine hätte ich das bestimmt nicht hinbekommen."

Noch einmal zögerte er, dann meinte er:

"Es muss schön sein, ein Rudel zu haben."

Waren sie jetzt doch ein Rudel? Was Devaki sagte, klang danach, doch noch vor kurzem hatte der Rüde doch gemeint, dass sie kein Rudel sein konnten, weil er doch auf der Suche nach seinem richtigen Rudel war. Erneut fragte sich Darion, was sein würde, wenn Devaki es tatsächlich fand. Er bezweifelte nämlich nach wie vor, dass das Rudel einen Wolf wie ihn aufnehmen würde.

Ebenso wie Yashaí blickte Darion nun in den letzten, nicht erkundeten Gang. Es stimmte seiner Ansicht nach nicht ganz, dass dies ihre letzte Option war. Falls dieser ebenfalls nicht zum Ziel führte, blieb auch noch die Möglichkeit, noch einmal in den Gang, aus dem sie eben zurückgekommen waren, zu gehen und ihn diesmal bis zum Ende zu erkunden. Wie sinnvoll das war, wusste er allerdings nicht.

Plötzlich hörte er ein Geräusch. Instinktiv stellte er seine Ohren auf und versuchte, die Richtung, aus der das Geräusch kam, zu lokalisieren, doch in der Höhle, in der die Felswände jeden Laut mehrfach zurück warfen und sich zahlreiche Echos überlagerten, war das nicht so einfach. Es schien aus dem mittleren Gang vor ihnen zu kommen, doch sicher war er sich nicht. Eigentlich war er nicht einmal sicher, ob er überhaupt etwas gehört hatte, oder ob ihm seine Sinne hier unten womöglich einen Streich spielten.
Er wollte gerade fragen, da kam ihm Yashaí zuvor, und gab ihm somit die Antwort auf die Frage, die sie selbst stellte.

"Ja. Ich glaube, es klang wie ein Wolf oder ein Hund. Oder zumindest ein ähnliches Tier, wie ein Kojote."

Als Yashaí in den Gang rief, zuckte Darion jedoch unwillkürlich zusammen. War es wirklich so klug, das Tier auf sie aufmerksam zu machen? Was, wenn es ihnen feindlich gesinnt war oder sie womöglich fressen wollte? (Wobei er sich nicht sicher war, ob es überhaupt Tiere gab, die Wölfe fraßen.)
Aber er behielt diese Befürchtung für sich, denn jetzt war es ohnehin zu spät. Wer oder was auch immer da gerufen hatte, wusste jetzt wahrscheinlich, dass sie hier waren.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Devaki - 17.04.2017

Die Weite der Höhle war eine Wohltat. Es war dem schwarzen Rüden, als ob sich der enge Gang zuvor wie eine Klammer um sein ganzes Sein gelegt hatte – und ihn nun endlich wieder freigab. Als Yashaí ihnen entgegen trat, erwiderte er ihre Begrüßung ebenfalls mit einem leichten Pendeln der Rute. Und Darions Antwort entlockte Devaki sogar ein leichtes Schmunzeln sowie ein selbstverständliches Nicken als Antwort auf die Gegenfrage des jungen Rüden. Darions Ausführungen über ihre Hilfe und sein sinnieren darüber, wie sich ein richtiges Rudel wohl anfühlte, ließ Devaki dagegen unkommentiert. Stattdessen nahm er Yashaís Information zu ihrem Gang mit einem Nicken entgegen.

„Unser Gang endete in einer Sackgasse, allerdings gab es ein kleines Loch durch das Licht hindurch fiel. Wir müssen der Oberfläche also recht nah sein.“


Das war immerhin eine gute Nachricht – und ein leiser Grund zu hoffen, dass der dritte Gang keine Enttäuschung sein würde. Devaki wandte sich ebenfalls um und musterte das dunkle Loch, in das zu gehen nun offenbar beschlossene Sache war. Während Yashaí Feuer und Flamme zu sein schien und bereits neugierig die Nase in den Gang steckte, schien Darion ein wenig vorsichtiger – obwohl der Schwarze sich nicht sicher war, ob es wirklich Vorsicht und Umsicht waren, die ihn so handeln ließen als vielmehr die Angst vor dem Unbekannten. Aber es half nichts – wenn sie nicht umkehren wollten, mussten die auch diesen Gang erkunden. Devaki wollte gerne Yashaí den Vortritt lassen, als er ebenfalls das Geräusch vernahm, das auch die anderen aufhorchen ließ. Seine Ohren richteten sich ruckartig aufmerksam in Richtung Gang. Konnte das sein? Spielte sein Herz ihm einen Streich und ließ den Laut so klingen wie etwas, das er sich wünschte zu hören? Langsam und ungläubig trat er an näher an den Gang heran, legte den Kopf ein wenig zur Neige und starrte in die Dunkelheit. Nein, das konnte keine Täuschung sein. Wenn er sich das nur eingebildet hätte, hätte er doch nicht ihre Stimme gehört – sondern die von Kainuu oder Liath, Namíd oder Shila. Seine Welpen wollte der Vater am ehesten in Sicherheit wissen, am ehesten wiedersehen. Aber es waren nicht sie gewesen, die er glaubte erkannt zu haben. Devaki hatte keines der einzelnen Worte verstanden, doch diese Stimme würde er unter Tausenden wiedererkennen.

„Kein Kojote, das war ein Wolf.“ Devaki murmelte die Worte, dann endlich setzte er seine Pfoten in Bewegung und drängelte sich zwischen Yashaí und Darion hindurch in den Gang. „Folgt mir. Evanaya, komm!“

Sein Rufen war dagegen sehr viel lauter – und ließ keinen Zweifel daran, dass er sich keineswegs von dem abhalten lassen würde, was er vor hatte. Denn kaum hatte er die Worte ausgesprochen, begann Devaki zu laufen. Hart und laut trommelten die Pfoten auf dem Steinboden und der Schwarze ließ alle Vorsicht fahren, wandte sich nicht einmal um, um zu sehen, ob seine Begleiter ihm folgen konnten. Wenn die Stimme wirklich seiner Schwester gehörte, wollte er so schnell es geht bei ihr sein. Womöglich war sie verletzt, brauchte Hilfe. An etwas anderes zu denken, war ihm in diesem Moment kaum möglich.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Dannsair - 22.04.2017

Nachdem das euphorische Gefühl in seinem Magen nach der überschwänglichen Begrüßung langsam wieder abgeflaut war, bekam er eine halbe Minute Zweifel, weil sich direkt wieder Fragen auftaten. Dubh nicht da. Keiner wusste was von den übrigen. Zum Glück sagte Liath was hoffnungsvolles und Dannsair schlug sich innerlich sofort auf seine Seite. Wenn sie den ersten Teil jetzt gefunden hatten, konnten die anderen auch nicht mehr sooo weit sein. Unschlagbare Logik. Was der junge Schwarze aber dann mit irgendeinem König wollte, erschloss sich ihm nicht direkt. War ein König nicht sowas wie ein Anführer? Von 'nem ganzen Wald? Also dass das Rudel machte, was Devaki sagte, so viel leuchtete ihm ein. Aber das alle Tiere eines Waldes machten, was irgendein König sagte? Komische Idee. Ließ er aber so stehen, weil er sich keine Hoffnung machte, das auf die Schnelle verstehen zu können.
Mehr Fragezeichen schwebten über seinem abgeknickten Ohr, als ein gelber Federball auf der Bildfläche erschien und sich wie völlig selbstverständlich auf Liaths Kopf niederließ. Ähm, dachte er. Und legte den Kopf schief. Es sprach sogar. Und nicht mal was besonders Dummes, weswegen Dannsair sich dabei ertappte, wie er ganz langsam und bedächtig nickte. Er wollte hier auch nicht mehr ewig rumhängen. Andererseits: Meinte der Vogel sie überhaupt? War der nicht einfach zufällig hier aufgetaucht? Seine Augen wanderten langsam zu dem hellen Rüden, der sich als Véraire vorgestellt hatte, blinzelte, sah zu Laines rüber und zurück zu dem Vogel.

“Wer.. Warum??“

Wer brauchte schon ganze Sätze. Bis gerade eben hatten sich die Puzzleteile noch zu einem Bild zusammengesetzt, jetzt waren die wieder auseinander gebrochen. Zumal sich ihm auf einmal die Nackenhaare aufstellten und seine Ohren zuckten. Ganz plötzlich hatte er ein ungutes Gefühl, das sich mit dem gelben Federvieh angekündigt hatte, so ein Kribbeln hinter der Nase, dass hier irgendwas nicht zusammen passte. Aus dem Augenwinkel hatte er eine Bewegung wahrgenommen. Ähm(!), dachte er.

“Is mir egal, wer der Vogel ist aber ich finde seinen Vorschlag gut. Hatte eure Höhle noch einen anderen Ausgang?“

Er blickte zu den drei Ex-Gefangenen und deutete dann mit der Nase auf den Höhleneingang, aus dem sie erst Minuten zuvor ausgebrochen waren. Seine Rute wedelte, aber inzwischen nicht mehr vor Freude. Eher aus dem dringenden Bedürfnis, sich schnell mal die Füße zu vertreten. Er wagte es nicht mal, diesem Gefühl von Bedrohung ein Gesicht zu geben. Er wusste, dass da was Ungutes war, aber er guckte ganz konzentriert genau da nicht hin, sondern fokussierte sich auf die Wölfe – und den Fuchs, UND den Vogel – vor sich.