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18 | Ruhe nach dem Sturm - Druckversion

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RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Namíd - 22.02.2017

Ein knirschen war zu hören und diese Geräusch ließ Namíds Herz noch höher schlagen, er wusste sofort, dass sie es geschafft hatten. Noch ein knirschen und dann ein krachen und die Holzbarrikade gab nach und sie kullerten regelrecht ins Freie.
Überglücklich sprang er auf und fiepte laut, unkontrolliert wie sein Bruder wedelnd und winselnd drehte er sich im Kreis und musterte die vertrauten Gesichter. Den kleinen weißen Fuchs bemerkte er erst mal gar nicht.
Plötzlich sprang ihn jemand regelrecht um und er erkannte seine Schwester sofort am Geruch. Stürmisch drückte er sich gegen sie und leckte ihr über das gesamte Gesicht.

“Ich hab schon gedacht ich seh' dich nie wieder!“

, keuchte er atemlos vor Freude. Wie zu einer Umarmung richtete er sich auf und umschloss den Hals seiner Schwester mit den Vorderbeinen und drückte sich an sie. Sollte jemand zufällig hinter ihm gestanden haben so war die Chance groß, dass Namíd ihn jetzt mit der Rute ein paar verpasste.
Die Augen kurz schließend drückte er seine Schwester an sich und genoss die immer noch währende Vertrautheit zwischen ihnen, dann blickte er sich um.
Kurz löste er sich von Shila um die anderen zu begrüßen. Selbst Laines stupste er nicht nur dankbar mit der Nase an, sondern rammte ihm regelrecht den Kopf in die Brust um ihn zu drücken.

“Ihr habt uns gefunden!

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr wir euch vermisst haben!

Dubh ist ohne und losgezogen nochmal suchen, aber er kam den ganzen Tag nicht zurück.

Hallo Mikasi!

Wo sind Papa und Kainuu?
Und Kody?
Und und... alle andern?“


, sprach er aufgeregt und viel zu hastig. Um den Fuchs zu begrüßen und richtig kennen zu lernen war er viel zu durch den Wind, auch wenn es ihm kurz leid tat.

Verwirrt drehte sich Namíd im Kreis, wo war der Rest seiner Familie?

“Shila? - Laines?“

, winselte er unsicher, fragend.
Die wedelnde Rute kam langsam zum stillstand und die schwarzen Lauscher an seinem Kopf legten sich ganz langsam wieder dicht an.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Evanaya - 23.02.2017

Devaki verwirrte die Gedanken der helle Fähe, jagte sie in so unterschiedliche Richtungen. Sie hätte sich mehr Freude von ihm gewünscht, eine klare Antwort, ob er sie bei sich haben wollte, oder nicht. Sie selbst hatte den Rüden längst tief in ihrem Herz eingeschlossen und egal was die Zeit mit sich bringen würde, er würde immer in ihrem Herzen bleiben. Er war ein gutes Wesen, sowohl einfach nur innerlich als auch von seinem Handeln her. Er dachte weniger an sich und mehr an die anderen, wie sie selbst es auch versuchte. Zwar auf einer anderen Ebene, aber er tat es! Und das war das Auschlaggebende. Für sie selbst war es so unglaublich wichtig sich um andere zu kümmern und ihnen zu helfen, wenn sie Hilfe brauchten. Evanaya wünschte sich nichts mehr, als den anderen die Schönheit des Lebens zu zeigen und ihnen klar zumachen, dass es eigentlich immer einen Grund zum Lächeln gab. Egal wie schlecht der Tag war, es gab immer etwas, wofür es sich zu lächeln lohnte. Und das sollte jeder wissen! Alle sollten jeden Tag einen Grund zum Lächeln haben, alle sollten sehen, wie leicht und toll das Leben sein konnte. Egal was er sagte, egal wieviel Schatten sein Herz verdunkelte, es gab immer etwas schönes im Leben. Etwas, worüber man glücklich sein und sich freuen konnte. Die Zeit die man hatte und verbrachte war so voller Wunder und Zauber, man sollte jeden Moment genießen und glücklich sein, ihn erleben zu können. Devaki sah das leider ganz anders, aber Evanaya war sich sicher, dass sie ihm mit der Zeit zeigen konnte, wie viel Sonne es im Leben wirklich gab. Denn Sonne musste nicht nur die Sonne am Himmel sein, Sonne konnte schon fast ein Lachen sein. Ein fröhliches Lachen, welches den Tag und das Herz erhellte.

"Wieso bist du so.. kalt, Devaki? Ich weiß, du machst dir große Sorgen um dein Rudel, trotzdem solltest du den jetzigen Moment nicht vergessen. Die Zeit die du damit verbringst traurig zu sein, bekommst du nie zurück. Sie ist verloren, fort. Und verlorene Zeit sollte so viel wie möglich positiv verlebt sein.. Zumindest meiner Meinung nach.."

Sie kam sich dumm vor, als sie ihre Worte beendet hatte, gleichzeitig war es die Wahrheit und sie wollte, dass er aufwachte! Seine Worten waren abermals recht kühl und knapp gewählt. Vielleicht war er einfach kein großer Freund von viel Konversation. Redete sie zu viel? Vielleicht sollte sie sich und ihre Emotionen erstmal etwas zügeln und dem Dunklen Freiraum gewähren?! Aber andererseits hatte er das Gespräch angefangen und  nur weil sie sehr emotional war, hieß das ja nichts schlechtes.. Oder vielleicht doch? Eigentlich vertrat sie die Meinung, dass man sich für seine Gefühle nicht schämen sollte, immerhin waren sie das, was einen real machte. Ohne Gefühle wären sie alle nichts und ein Leben ohne Gefühle würde sich  nicht lohnen. Außerdem waren sie das einzige, was man wirklich nicht selbst steuern konnte. Gedanken konnte man steuern, seine Bewegungen sowie Worte konnte man bestimmen... Aber Gefühle waren einfach da! Egal, ob man wollte oder nicht. Trotzdem hieß das nicht, dass man sich nicht selbst etwas Freude schenken konnte, auch wenn man eigentlich traurig war. Und das musste Devaki ihrer Meinung nach lernen. Die schönen Dinge selbst im schlechten zu finden.
Er zuckte bloß mit den Schultern, wollte ihr ihr schlechtes Gewissen nehmen und ging zurück. Kalt. Ohne Gefühl. Umdrehen, zurück gehen. Evanaya seufzte leise in sich hinein, folgte Devaki dann wortlos. Natürlich konnten sie so diesen Gang ausschließen. Genau deswegen machten sie das alles ja! Wenn Devaki und sie selbst wieder auf Yashaí und Darion trafen, würde klar sein, welchen Gang sie nehmen mussten. Irgendeinen mussten sie eh nochmal laufen. Wenn die beiden anderen auch kein Glück gehabt hatten, dann würden sie halt den dritten Gang nehmen.  Nur aus diesem Grund hatte Evanaya all das überhaupt vorgeschlagen! Aber das war unwichtig, auch wenn es sie fast etwas ärgerte.
Ein Lächeln zauberte sich auf die Lefzen der Hellen, dann lief sie zügig hinter ihrem Begleiter her, der mittlerweile schon ein kleines Stückchen entfernt war. Der Weg zurück würde nun ziemlich langweilig werden, es war alles entdeckt was es zu entdecken gab und nun mussten sie einfach den gleichen, schmalen und vorallem stockdunklen Weg zurück in die helle Höhle gehen.
Irgendwie freute sie sich, da es dort wenigstens wieder Licht gab, aber andererseits hieß das auch, dass sie erstmal wieder tiefer in die Höhle zurück laufen mussten.. Evanaya riss sich selbst zusammen, straffte ihren Körper und schritt zügig weiter voran. Sie würde Devaki schon noch dazu bringen mehr zu lächeln und das Leben schöner zu sehen. Früher oder später, würde er es schaffen, nicht so ernst und traurig zu sein, da war sie sich sicher! Und wenn nicht, dann würde sie ab jetzt für ihn mit lachen. Sie mochte ihn mittlerweile so gerne und wollte einfach nur Wärme in sein Herz bringen.

"Du Devaki.. ?" , begann sie sehr leise. "Devaki, was macht dich glücklich? Das Leben ist so voll mit schönen Dingen und du bist dennoch so traurig! Ich würde dich so gerne Lachen sehen!

Ihre Worte waren ihr unangenehm, fast schon peinlich, deswegen senkte sie den Kopf so tief es ging, damit er ihr bloß nicht in die Augen sehen konnte. Auch wenn es wahrscheinlich mittlerweile eh wieder zu dunkel war. Zumindest Devaki war schon wieder mit dem Gang verschmolzen, aber er war ja auch um einiges dunkler als sie selbst mit ihrem fast weißen Pelz.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Laines - 24.02.2017

Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Wiedervereinigung in so einen lauten, ekstatischen Freudentaumel ausarten würde. Laines wusste sich kaum vor Liaths „Angriff“ zu retten, konnte nur versuchen den Kopf höher zu halten, als der Schwarze mehrfach doch recht unsanft gegen seinen Fang stieß. Dann musste er den Kopf schon wieder in die andere Richtung drehen, weil er Pfoten ins Gesicht bekam und derweil seine Beine etwas zur Seite gerätschten, weil Liath sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihn lehnte. Und trotz dem, trotz all diesem überfordernden Gewusel, das eigentlich so überhaupt nicht seins war, machte er keinerlei Anstalten zu flüchten und ließ es halbherzig brummelnd über sich ergehen. Und auch sein Herz schlug ganz schnell vor Aufregung, ohne dass er irgendwelche Kontrolle darüber gehabt hätte – ebenso wie seine Rute weiterhin schnell hin und her pendelte, übrigens.
Erst als sich sogar Namíd dazu warf und Laines mit einem „Uff“-Laut die Luft aus den Lungen presste, wurde ihm so wirklich bewusst, wie befremdlich das Ganze für ihn war. Und wie überfordernd, dass sich jemand – mehrere! – so freuen konnten, ihn zu sehen. Das hatte er nun wirklich noch nie erlebt. Dementsprechend unbeholfen fühlte Laines sich, als ihn sein Gewissen daran erinnerte, dass er den beiden Jungrüden wohl ein bisschen was von ihrer Zuwendung zurück zu geben sollte. Da er Liath noch im Gesicht hängen hatte, versuchte er es bei ihm, indem er ihm über den Fang schleckte, dann drehte er seinen Kopf ein bisschen umständlich, um Namìd vor seiner Brust an den Ohren zu zupfen.

„Wir sind auch froh, euch wieder gefunden zu haben.“, antwortete er etwas steif und irgendwie verlegen.

Chess Laines Kyrlin, Sozialkompetenzen: 10/10. Namìd ließ indes schon wieder von ihm ab und drehte sich im Kreis während er weiter aufgeregt vor sich hin brabbelte. Der Schwarze atmete tief ein und wieder aus, als hätte er bis eben die Luft anhalten müssen. Er stupste Liath noch einmal an, dann fing die leichte Atmosphäre schon wieder an abzuebben. Namìd hatte wohl den ganzen Rest des Rudels erwartet. Wer konnte es ihm verdenken.

„Wir wissen es nicht. Nur Dannsair, Shila, Rylai und ich konnten uns selbstständig wieder ans Flussufer retten, als das Eis brach. Und Rylai hat unsere Gruppe verlassen, um in einer anderen Richtung nach Kody und Dubh zu suchen.“


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Yashaí - 25.02.2017

Aus dem Schweigen, in welches der Jüngere verfiel, schloss die Bunte, dass ihm das Thema längst nicht mehr behagte. So leid es ihr tat – sie konnten nicht alles schönreden. Er mochte Glück gehabt haben mit seinen Menschen, doch jetzt, wo er in Freiheit lebte, änderten sich die Dinge. Er hatte sich für das Leben als Wolf entschieden und dafür musste er sein altes Leben hinter sich lassen, ganz gleich wie ähnlich sich Hund und Wolf zu sein schienen. Jetzt war er auf einen Jagderfolg angewiesen, um zu überleben. Und wenn er versagte, wurde es von mal zu mal schwieriger, Beute zu erlegen. Gleichzeitig aber auch immer wichtiger. Yashaí hatte das ungute Gefühl, dass er sich im Fall des Falles tatsächlich für die Menschen entscheiden würde. Das war zwar sein gutes Recht, aber sie fürchtete, dass er mit dieser Entscheidung auf die Nase fallen würde. Und dann war seine einzige Chance, dass er bis dahin gelernt hatte, gut genug zu jagen, um sich selbst weitestgehend erfolgreich über Wasser zu halten, denn es war nicht gesagt, dass ihm die nächste Gruppe Wölfe, der er begegnete, ebenso offen gesinnt waren, wie sie. Dem Grauen war das alles gar nicht so bewusst, dass es ihr tatsächlich um sein Wohlergehen ging. Dazu war er zu stur und zu dankbar für das, was ihm die Menschen geboten hatten. Er hatte längst noch nicht abgeschlossen mit seiner Vergangenheit. Sie hoffte, dass ihm das nicht irgendwann zum Verhängnis werden würde.

„Ich glaube, da vorne ist Licht, ja.“, stellte sie auf seine Nachfrage hin erfreut fest und beschleunigte ihren Schritt ein wenig.

Selbst, wenn es nur wieder die große Höhle mit den leuchtenden Sternen drin war, machte ihr Herz einen kleinen Sprung vor Freude. Allmählich schlug ihr die Dunkelheit auf das Gemüt. Zwar versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen, doch auch die Enge dieses Tunnels behagte ihr schon lange nicht mehr. Sie unterdrückte das Gefühl, dass er immer enger zu werden schien und beruhigte sich, indem sie sich vor Augen hielt, dass sie hier auch auf dem Hinweg schon ohne Probleme durchgepasst hatten. Wände bewegten sich nicht plötzlich. Und Tunnel wurden nicht plötzlich enger als vorher.

„Das hoffe ich auch.“

Ihre Stimme klang schwerer als zuvor und so gerne sie auch losgelaufen wäre, um schnellstmöglich wieder in diesem fahlen Licht zu stehen (Licht!), sie hielt sich zurück. Sie wollte nicht, dass ihre aufkommende Unruhe auf Darion überging. Um abzulenken, wuffte sie prüfend gen 'Ausgang' und hoffte auf eine Antwort der anderen beiden. Die Befürchtung, dass sie – wenn sie einen Ausgang gefunden hatten – bereits verschwunden waren, kam bei ihr gar nicht erst auf. Wenn sie nicht wieder zurückkamen, musste etwas Schwerwiegenderes geschehen sein. Der Lichtschein, der den Gang erhellte, wurde immer deutlicher, bis sie das Dunkel letztendlich verschwunden war und sie wieder in der großen, auf einmal recht geräumig wirkenden Höhle standen.

„Sie sind noch nicht zurück.“, sprach sie das Offensichtliche aus und bewegte sich mit langsamen Schritten auf den Gang zu, in dem Evanaya und Devaki verschwunden waren. Abwartend spähte sie erneut in die Dunkelheit und hoffte, sie bald wenigstens hören zu können.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Devaki - 13.03.2017

Devaki hatte sich umgewandt und hatte den Rückweg angetreten. Die Aussicht, bald wieder in der erleuchteten Höhle zu stehen, war recht angenehm und auf dem Hinweg waren sie auf keinerlei Hindernisse gestoßen, sodass er seinen Schritt ein wenig beschleunigte. Als Evanaya jedoch das nächste Mal den Fang öffnete, wäre er beinahe abrupt stehen geblieben. Im letzten Moment zwang er sich weiterzugehen, allein schon, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn die Bezeichnung kalt aus dem Konzept brachte. Kalt... Devaki war sich sicher, dass er vieles war: verschwiegen, unnahbar, nachdenklich und ruhig. Aber kalt? Keineswegs. Erneut schüttelte er, ohne dass Evanaya es sehen konnte, den Kopf – dieses Mal allerdings energischer als zuvor.

„Kalt... das ist ein hartes Wort, Evanaya. Ich bin anders als du, ich sehe Dinge anders und ich gehe anders mit Ereignissen um – weil ich mehr gesehen und erlebt habe, als du es bisher in deinem Leben getan hast. Es ist einfach über jemanden zu urteilen, allerdings kannst du nicht in meinen Kopf sehen, ebenso wenig in mein Herz. Du kannst nicht wissen, ob ich das Leben genieße, ob die Zeit, die du für verloren hälst, für mich auch verloren ist.“


Er machte eine kurze Pause, damit Evanaya einen Moment Zeit hatte, sie in sich aufzunehmen und darüber nachzudenken. Wahrscheinlich würden ihr seine Worte erneut kühl und unnahbar vorkommen. Was zeigte, dass sie noch viel über ihn zu lernen hatte. Er war tatsächlich überhaupt nicht wie sie. Evanaya trug ihr Herz auf der Zunge und versuchte, jeden zu einem Sonnenschein zu erziehen – so kam es ihm zumindest vor. Der Schwarze aber war kein Sonnenschein – genauso wenig wie er die tiefschwarze Nacht war. Die Welt bestand nicht nur aus Licht und Schatten.

„Ich respektiere, dass du dein Leben voller Freude und Glück verbringen willst. Und dass du das gerne nach außen trägst und andere daran teilhaben lassen willst. Aber.. ich bin kein Wolf, der den ganzen Tag mit einem Lächeln auf den Lefzen herumläuft. Was allerdings nicht bedeutet, dass mir nicht gut geht oder ich nicht glücklich oder fröhlich bin oder das Leben nicht genieße.“

Deva war unbeirrt weitergelaufen, während er sprach. Irgendwie wurde ihm das hier ein wenig zu persönlich. Wenn er den Rückweg nicht beschleunigte, würde Evanaya wahrscheinlich noch mehr Fragen stellen und ihn ergründen wollen. Bis hierhin war das durchaus in Ordnung gewesen, jetzt aber nahm das Gespräch eine Wendung, die ihm nicht unbedingt behagte.

„Und natürlich bin ich zurzeit noch weniger zum Lächeln aufgelegt. Ich wäre glücklich, wenn ich meine Familie wieder hätte, das sagte ich ja schon. Hast du schon einmal jemanden verloren, der dir wichtig war, Evanaya?“

Die Frage war nun seinerseits sehr persönlich. Aber dem Schwarzen schien es, als sei in ihr eine Erinnerung zu wecken der einzige Weg, ihr eine ungefähre Idee davon zu geben, wie er sich im Moment fühlte.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Darion - 13.03.2017

Glücklicherweise folge Yashaí dem Themenwechsel und redete weder über die Menschen, noch äußerte sie weiter Zweifel an Darions Jagdfähigkeiten.

Als Yashaí bestätigte, dass sie den Ausgang schon erkennen konnte, wäre Darion am liebsten losgelaufen um möglichst schnell aus dem dunklen Gang herauszukommen. Jedoch ging das natürlich nicht, da Yashaí sich vor ihm befand und er sie nicht überholen konnte. Und auch wenn die Fähe ihre Schritte beschleunigte, war sie für Darion immer noch deutlich zu langsam. Wollte sie nicht auch schnellstmöglich wieder ans Licht, auch wenn es statt des lang vermissten Tageslichts nur das Licht ses mysteriösen Sternenhimmels der Höhle war?
Aufgeregt versuchte er zumindest an Yashaí vorbeizuschauen, doch es dauerte einige Zeit, bevor auch er einen Lichtschein in der Ferne erkennen konnte.

"Wenn keiner der Gänge nach draußen führt, müssen wir den ganzen Weg zurück, oder?"

Immerhin gab es zumindest einen Ausgang, nämlich den, durch den sie in die Höhle gelangt waren. Aber die Vorstellung, dorthin zurückzulaufen, nur um dann kein Stückchen weiter gekommen zu sein auf ihrem Weg Devakis Rudel oder wohin auch immer, gefiel Darion gar nicht. Nachdem ihm klar geworden war, dass auch die anderen gar nicht wussten, wohin die Höhle führte, ja nicht einmal, ob sie überhaupt irgendwo hin führte, wurden seine Zweifel an der Entscheidung, in die Höhle zu gehen, immer größer. Hatte er anfangs angenommen, die anderen, insbesondere Devaki, hätten durch ihr Leben in der Wildnis genug Erfahrung mit Höhlen gesammelt, um zumindest abschätzen zu können, wo sie wieder herauskommen würden, kam ihm mehr und mehr der Eindruck, dass die anderen in Bezug auf die Höhle nicht mehr Ahnung hatten als er.

"Warum sind wir überhaupt in diese Höhle gegangen, wenn niemand weiß, wo sie endet? Selbst wenn wir irgendwo wieder rauskommen, hätten wir doch bestimmt genauso gut an der Oberfläche da hin gehen können."

Selbst wenn man einen Berg oder ein sonstiges Hindernis umgehen hätte müssen, wäre das wahrscheinlich immer noch bequemer gewesen als der dunkle und unheimliche Weg durch die Höhle.

Als sie endlich den Ausgang des Tunnels erreicht hatten erreicht hatten und wieder in der Halle mit dem Sternenhimmel standen, sprach Yashaí aus, was Darion zu seiner Beunruhigung auch gerade bemerkt hatte: Die anderen beiden waren noch nicht hier. Darions Freude, den Gang verlassen zu haben, machte der Sorge Platz, die Devaki und Evanaya könnten in den Tiefen der Höhle einfach verschwunden sein.

"Was, wenn die anderen nicht zurück kommen? Was, wenn ihnen etwas passiert ist, oder wenn sie den Weg zurück nicht finden? Oder was, wenn sie einfach so verschwunden sind?"

Noch hatte er zumindest Yashaí, aber Darion hatte Angst, sie womöglich auch noch zu verlieren und dann ganz alleine in der Höhle zurückzubleiben, sich zu verlaufen und zu verhungern, weil er den Ausgang nicht mehr fand.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Liath - 13.03.2017

Die Welt stand Kopf für Liath. Seine Freude schien ihn zu überwältigen, er nahm gar nicht so richtig wahr dass das hier nur ein kleiner Teil seiner Familie war, denn mal ehrlich – es war alles besser als vorher. Ungestüm drückte er seinem Onkel Gesicht und Schulter ins Fell, schubste ihn fast um und interessierte sich überhaupt nicht dafür, dass der nicht halb so begeistert reagierte. Liath musste irgendwo hin mit seiner Freude. Auch sein Bruder kam dazu und begann zu reden, aber der Schwarze hörte ihn kaum. Noch während Namid begann, Fragen zu stellen, ließ Liath mit einem letzten Schlabberer durchs Gesicht von Laines ab, sprang zu Dannsair und stieß fast frontal mit ihm zusammen. Er konnte sich gerade noch rechtzeitig bremsen und fühlte sich dann so unmittelbar angesprochen, als sein Onkel einen gewissen Mikasi vorstellte, dass er erstmal innehalten und sich nach dem umgucken musste. Er meinte doch nicht etwa Véraire?

Erst ein paar Sekunden später nahm er den weißen Fuchs war, der im aufgewühlten Schnee kaum richtig zu erkennen war. Er lächelte ihm hechelnd zu.

„Wir hatten Hilfe vom König des Waldes! Kennst du den, Mikasi?“, fragte er und erinnerte sich dabei daran, dass sie den König des Waldes nicht in der Hütte vergessen durften.

Schließlich schleckte er auch seinem zweiten Onkel durchs Gesicht und huschte dann geduckt und mit wedelnder Rute weiter zu seiner Schwester. Er mochte nicht die engste Beziehung zu ihr gehabt haben, aber sie gesund und munter wiederzusehen machte ihn viel glücklicher, als er je gedacht hätte, sein zu können. Auch wenn Papa, Kainuu und Kody noch nicht wieder da waren – Shila war es. Er schmiegte sich mit klopfendem Herzen an sie, fuhr ihr immer wieder mit der Nase über das kräuselige Fell auf dem Rücken und knabberte an ihrem Ohr.

„Wir finden sie jetzt gemeinsam“, schloss er bestimmt und voller Zuversicht.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Shila - 18.03.2017

Die Glücksgefühle die sie durchströmten schienen an ihrer Intensität nicht abnehmen zu wollen. Freudig pendelte ihre Rute von einer Seite zur anderen, während sie ihr Gesicht im schwarzen Fell ihres Bruders versenkte. Sie genoss es zu spüren, dass das enge Band zwischen ihnen trotz der Trennung nicht geschwächt war. Das gab ihr Halt. Mehr Halt als sie gedacht hatte, dass sie jenen benötigte. Aber die Erlebnisse der Vergangenheit hatten Spuren hinterlassen. Spuren, die sie versuchte in ihr Unbewusstsein zu verdrängen. Und mir ihren verloren geglaubten Familienmitgliedern vor ihr gelang ihr das ausgesprochen gut. „Jetzt da zumindest wieder wir zusammen sind, werden wir die anderen auch noch finden!“ Voller Enthusiasmus glaubte die Fähe sich in diesem Moment selbst. Ohne Zweifel, ohne Ängste. Sie glaubte daran tatsächlich. Auch, wenn es nur für diesen kurzen Augenblick war. Vielleicht gab es den anderen dennoch einen Motivationsschub.

Die Älteren schienen so viel gefasster als die Jungwölfe zu sein, aber Shila war sich sicher das dennoch jeder eine ähnliche Portion an Freunde in sich trug. Sogar Mikasi! Shilas Herz machte noch einen kleinen Freudensprung als Liath sich an sie drückte. Sie mochten zwar nicht das engste Geschwisterband geflochten haben, aber dennoch liebte Shila Liath über alles. So glücklich darüber auch ihn gesund und munter zu sehen war sie wohl noch nie gewesen. Sie erwiderte seine Zuneigung ohne wenn und aber indem sie ihm mehrmals mit der Zunge über die Schulter fuhr. „Vom König des Waldes? Woar!“ Ehrfurcht hatte sich in ihre Stimme geschlichen. Wie der König des Waldes wohl aussehen sollte? Tausend Fantasien formten sich in ihrem Kopf, doch dann fiel ihr Blick auf den Wolf, der sich noch nicht vorgestellt hatte. „Aber du bist nicht der König, oder? Wie heißt du?“ Ehrlich gesagt wäre Shila ziemlich enttäuscht wenn es sich beim König um einen einfachen Wolf handeln würde. Dennoch versuchte sie aufgeschlossen zu bleiben und blickte dem Fremden neugierig in die Augen. Einfach dadurch, dass er in der Gesellschaft ihrer Brüder gewesen war, machte ihn schon um so vieles sympathischer.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Yashaí - 02.04.2017

Um das, was Darion in diesem Moment erst zu realisieren schien, machte sich die Bunte weitaus weniger Sorgen. Immerhin kannten sie mindestens einen Weg, der hier hinaus führte. Das genügte doch eigentlich, oder nicht? Selbst, wenn sie umkehren und wieder zurückgehen mussten, hatten sie nicht mehr verloren als Zeit und die hätten sie bei dem Wetter dort draußen mit Sicherheit ebenso verloren. Der Schnee hatte durch den vergangenen Sturm nur zugenommen und war nicht nur für die drei ausgewachsenen Wölfe eine Herausforderung, sondern vor allem für Darion, der nicht zuletzt durch sein Leben im Käfig massig an Ausdauer und Kraft eingebüßt hatte.

„Wir haben wohl keine andere Wahl, ja.“, bestätigte sie seine Befürchtung, während sie vor dem Gang der anderen kurz auf und ab lief.

Ihr schien das allerdings wirklich nichts auszumachen, so wie sie klang. Sie war sich selbst schlicht zu schade, ihren Ausflug hierher zu bedauern. Allein der Anblick der unterirdischen Sterne war es ihr Wert gewesen. Auch jetzt, wo sich im Gang vor ihr nichts tun wollte, wanderte ihr Blick fast automatisch zurück zum Leuchten, der den kleinen Gang erhellte. Was es wohl sein mochte? Hätte sie ein Verständnis für Besitz gehabt, hätte sie wohl versucht, einen dieser Sterne mitzunehmen. Ihre Gedanken führte es bei diesem Anblick unweigerlich zu Finiq und ihren Welpen, mit denen sie diesen Anblick unheimlich gern geteilt hätte. Wer wusste schon, wie vielen Wölfen auf dieser Erde es gegönnt war, solch etwas Magisches zu Gesicht zu bekommen? Als Darion wieder zu sprechen begann und sich über die Idee beklagte, durch die Höhle zu laufen, dauerte es einen Herzschlag lang, bis Yashaí die Seelenspiegel von den Sternen hatte Lösen können.

„Wir konnten ja nicht wissen, wohin sie uns führt.“

Eine einfache Erklärung für ihre momentane Situation. Sie bereute nicht, die kleine Gruppe hierher geführt zu haben. Vielleicht würden sie den Anblick ebenso wie sie zu schätzen wissen, sobald sie wieder nach draußen gefunden hatten. Und ganz vielleicht hatten Evanaya und Devaki ja wirklich einen Ausweg gefunden, der ihnen Kraft und Zeit ersparen würde, weil sie nicht durch den frischen Schnee laufen mussten.

„Erinnerst du dich, wie beschwerlich der Weg durch den Schnee überhaupt bis zu dieser Höhle war? Bei der Menge frischen Schnees, die der Sturm mit sich gebracht hat heute Nacht, wird es nicht leichter.“ Sie ließ eine kurze Pause, ehe sie fortfuhr. „Es kann uns Zeit sparen. Aber genauso kann es uns auch Zeit kosten.“

Abermals verlor sich ihr Blick in der Dunkelheit des Ganges, in dem die anderen verschwunden waren. Ihre Ohren zuckten aufmerksam, bis sie nicht anders konnte, als den Kopf zu schütteln, als Darion seine Befürchtung aussprach.

„Niemand verschwindet einfach so. Und Devaki würde sicherlich nicht das Risiko eingehen, sich verlaufen zu können, wenn sie bei einer Biegung einfach hätten umkehren können, um uns abzuholen.“

So gut glaubte sie den Rüden dann doch schon zu kennen. Er war kein risikofreudiger Wolf (mehr?), dazu lag genug zurück, was ihn gelehrt hatte, dass es das Risiko meistens nicht wert war.

„Und wenn ihnen etwas zugestoßen sein sollte, ist es doch ganz klar, was wir tun, huw?“

Erwartungsvoll blickte sie den jüngeren Rüden an, hatte aber doch wieder ein neckisches Grinsen auf den Lefzen. Höhlen beherbergten die Fährten derer, die sie besuchten, Ewigkeiten, immerhin gab es nichts, was sie verwehen konnte. Eine Gefahr hätten sie also wahrgenommen. Und wenn sie sich verletzt hatten, würde man ihre Rufe doch sicher auch durch den Tunnel hören können, immerhin war ihre Stimme hier unten auch wesentlich lauter als sie eigentlich sprach.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Darion - 06.04.2017

Yashaí bestätigte, was Darion befürchtet hatte: Es konnte sein, dass sie keinen Ausgang fanden und wieder zurück mussten. Es schien ihr aber erstaunlicherweise gar nichts auszumachen. War es normal, das Wölfe in irgendwelche Höhlen liefen, bloß um wieder umzukehren? Taten Wölfe ständig irgendwelche seltsamen Dinge? Die Vorstellung gefie dem Rüden nicht wirklich.
Glücklicherweise erklärte Yashaí kurz darauf, warum sie so gehandelt hatten.

"Stimmt, bei dem Schnee wären wir nur sehr langsam vorangekommen, und anstrengend wäre es bestimmt auch gewesen. Dafür wären wir sicher gewesen, nicht in eine Sackgasse zu laufen und wieder zurück laufen zu müssen."

Nach kurzem Überlegen fügte er hinzu:

"Das ist hier draußen immer so, oder? Man muss Entscheidungen treffen, ohne vorher wissen zu können, ob man sich überhaupt richtig entscheidet. Man muss entscheiden, welchen Weg man geht, wann und wo man jagt und so weiter. Bei den Menschen war das viel einfacher. Die Menschen haben festgelegt, was passierte, wann es zum Beispiel Futter gab."

Freiheit war komplizierter, ob als Darion angenommen hatte.

Darion wusste natürlich, dass Dinge und vor allem Wölfe nicht einfach so verschwinden konnten. Trotzdem hatte er die unerklärliche Furcht, dass genau das passieren würde, sobald die anderen nicht mehr in Sicht waren. Vielleicht war es die dunkle und irgendwie unheimliche Höhle, die in ihm solche Befürchtungen weckte, auch wenn er eigentlich wusste, dass sie unsinnig waren. Doch weil er das wusste, erzählte er Yashaí nicht von dieser Furcht.

"Das stimmt. Ich kenne Devaki zwar noch nicht so lange, aber ich habe auch den Eindruck bekommen, dass er sehr vernünftig ist."

Außer vielleicht, wenn es um das Thema Menschen ging. Aber das sprach Darion lieber nicht aus, denn er wollte dieses Thema nicht schon wieder ansprechen. Er war zu dem Schluss gekommen, das man mit Wölfen, die nie bei den Menschen gelebt hatten, wahrscheinlich nicht sinnvoll darüber sprechen konnte.
Stattdessen blickte er kurz zum seltsamen Sternenhimmel der Höhle hinauf, wie es Yashaí schon vor ihm getan hatte. Ihm blieb jedoch nicht viel Zeit, den Anblick zu bewundern, denn der zweite Teil der Antwort der Fähe klang dann doch etwas beunruhigender.

"Nicht wirklich. Was tun wir dann?"

Sollte man versuchen, den anderen zu helfen, oder wäre es besser, schnellstmöglich zu flüchten, um sich selbst in Sicherheit zu bringen? Oder gab es noch eine weitere Möglichkeit? Unsicher schaute er zwischen Yashaí und dem Gang, aus dem Devaki und Evnaya hoffentlich bald wieder auftauchen würden, hin und her.