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18 | Ruhe nach dem Sturm - Druckversion

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RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Liath - 29.01.2017

Langsam war es kaum noch auszuhalten. Sie waren so nah und kamen doch nicht zu ihren Freunden und hinter ihnen klaffte ein wolfshungriges Loch im Boden, das jeden Augenblick wieder zuschlagen konnte. Namíds Trost und die körperliche Nähe zu ihm und Véraire gaben Liath zwar etwas mehr Sicherheit, aber es beruhigte ihn nicht. Er wollte - er musste! - jetzt hier raus. Als dann Dannsairs Stimme dazu aufforderte, dass sie sich nützlich machten, ließ er sich das nicht zweimal sagen. Aufgeregt stemmte er die Vorderpfoten gegen die Wand und presste die Nase an den Spalt, der sich durch den Druck von Namíds Attacke gebildete hatte. Da war die Freiheit, zum Greifen nah. Und sie roch nach Dannsair, Shila, Laines und Schnee. Und Fuchs, aber das registrierte Liath nicht so richtig. Er fiepte, kratzte mit beiden Pfoten über den Spalt und hätte sich vielleicht in eine Flunder verwandelt um sich durchzuquetschen, wenn Namíd und Véraire nicht endlich Erfolg gehabt hätten. Die Wand bewegte sich, erst langsam und dann immer schneller gegen den nachgebenden Schnee und die Äste, die davor gelegen hatten. Und als sie endlich vollständig geöffnet war, purzelte Liath förmlich nach draußen, unfähig sich noch irgendwie ruhig auf den Beinen zu halten. Er hüpfte über seinen Bruder hinweg, stolperte bei der Landung, fiel hin, rappelte sich im selben Augenblick schon wieder auf und hatte da schon einen schwarzen Fang im Gesicht, der ganz eindeutig seinem Onkel Laines gehörte.

Es gab kein Halten mehr. Liath japste, keuchte und winselte vor Freude, die Ohren an den Hinterkopf gepresst und die vom kurzen Sturz eingeschneite Rute so wild wedelnd, dass er alle Umstehenden mit Schnee berieselte. Eigentlich wollte er Laines nur gegen den Fang stupsen, aber vor lauter überschäumender Freude rammte er ihm seine Nase dreimal regelrecht gegen den Unterkiefer, ehe er sich auf die Hinterläufe aufrichtete und seinem Onkel die großen Pfoten ins Gesicht patschte und sich auf ihn warf. Sein Fiepen war inzwischen zu einer völlig überdrehten Mischung aus Jaulen und Winseln geworden.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Devaki - 30.01.2017

Ihre Antwort war nicht unbedingt das, was er erwartet hatte. Allerdings klang sie vernünftig und durchdacht und keineswegs übereilt – was ihm gefiel und ihn zugleich erstaunte, weil er gerade von Evanaya nicht unbedingt mit einer solchen Erwiderung gerechnet hatte. Devaki nickte stumm – ein wenig aus Gewohnheit, ein wenig aus Gedankenlosigkeit – bis ihm einfiel, dass sie seine Bewegung natürlich nicht sehen konnte in der Dunkelheit.

„Natürlich ist es das. Du bist frei zu entscheiden wohin du gehen willst.“

Der Schwarze wollte noch ein „Und die anderen würden sich sicher auch freuen, wenn du bleibst“ anfügen. Doch es kam ihm albern und aufdringlich vor – so als wollte er sie doch dazu drängen zu bleiben und er fürchtete, dass Evanaya aus Schuldbewusstsein nicht gehen würde, wenn sie doch wollte. Also hielt er den Fang und lauschte einfach weiter ihren Worten, mit denen sie ihm noch einmal versicherte ihn nicht verletzen zu wollen. Devaki schüttelte noch einmal den Kopf – diesmal ein wenig missbilligend und im vollen Bewusstsein, dass sie seine Bewegung nicht erahnen konnte in der Dunkelheit. Evanaya war jung. Sie würde lernen müssen, dass das Leben nicht nur aus Sonnenschein bestand – und dass manchmal der hellste Sonnenstrahl nicht ausreichte, um Wärme oder Freude zu bescheren. Und vor allem würde sie lernen müssen, dass nur der das Licht und das Glück richtig zu schätzen wusste, der den tiefsten Schatten und das furchtbarste Unglück erlebt hatte. Er wusste, wovon er sprach. Im Schritt hinter ihr laufend schubste er zwei Steine, die er im Laufen auf dem Boden fühlte, zur Seite. Wo sie gerade beim tiefsten Unglück der Welt waren, versicherte sie ihm, dass er nicht Schuld am Leid war, dass sein Rudel erfahren hatte. Nun. Er sah das anders, aber Devaki war bewusst, dass er Evanaya ebenfalls unglücklich machen würde, wenn er ihr in diesem Moment die Wahrheit so deutlich sagen würde, wie sie ihm auf der Zunge lag. Deshalb schluckte er und wartete eine Sekunde, bevor er sanft erwiderte:

„Das hoffe ich. Und deshalb ist es so wichtig, dass wir sie finden. Aber wie es aussieht...“

Er unterbrach sich kurz, als Evanaya stehen blieb und betrachtete dicht hinter ihr das kleine Loch im Fels, dass so vielversprechend war, und dennoch so eine Enttäuschung.

„... geht das nicht in diesem Gang.“


Er zuckte mit den Schultern – im Bewusstsein, dass sie aufgrund der kleinen Lichtquelle seine Bewegung wahrscheinlich sehen konnte – und wandte sich um. Was blieb ihnen also übrig als zurückzukehren?

„Ja, ich gehe vor, wenn du nichts dagegen hast. Es ist ein wenig eng für zwei Wölfe hier. Und gräme dich nicht – immerhin wissen wir jetzt, dass die Oberfläche nicht mehr weit ist. Und einer der beiden andern Gänge wird dann wohl nach draußen führen.“

Der Schwarze wartete ihre Antwort nicht ab, sondern begann langsam den Rückweg in die größere Höhle anzutreten.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Darion - 02.02.2017

Darion war ein wenig enttäuscht, dass Yashaí nicht wirklich bei den Menschen gelebt hatte, sondern nur in deren Nähe. Doch als sie beiläufig den Grund erwähnte, aus dem ihre Familie die Nähe der Menschen gesucht hatte, war der Rüde nicht nur überascht, sondern regelrecht entsetzt.

"Ihr habt das Vieh der Menschen gefressen? Aber … das darf man doch nicht!"

Darion wusste nicht einmal genau, warum man das nicht durfte, nur dass die Menschen es überhaupt nicht ausstehen konnten, wenn man ihre Tiere anrührte.
Und etwas anderes beunruhigte ihn ebenfalls: Was meinte Yashaí damit, dass sie Wölfe gesehen hatte, die weniger Glück hatten? Waren diese ebenfalls von den Menschen in Käfige gesperrt worden, wie sie es mit ihm gemacht hatten? Oder war ihnen etwas noch schlimmeres passiert? Darion erschauderte bei der Vorstellung, dass es womöglich noch Gefahren gab, von denen er gar nichts ahnte. Doch er traute sich nicht, Yashaí zu fragen.

"Nun, dann ist es wohl kein Wunder, dass die Menschen und ihre Hunde nicht gut auf euch zu sprechen waren."

Langsam begann Darion sich zu fragen, ob die Abneigung der Wölfe gegenüber den Menschen nicht doch auf Gegenseitigkeit beruhte.

"Wieso sollte ich euch in Gefahr bringen, wenn ich wieder zu den Menschen zurückkehre? Ich würde sie nicht zu euch führen, wenn ihr das nicht möchtet."

Der plötzliche Themenwechsel irritierte Darion kurz, doch auch wenn er seinem Zeitgefühl nicht vertrauen konnte, hatte Yashaí sicherlich recht. Sie waren bestimmt schon lange genug in diesem Gang unterwegs, ohne einen Ausgang oder sonst etwas Nenneswertes zu finden

"Naja, wir haben zumindest die Erkenntnis gewonnen, dass dieser Gang sehr lang ist und zumindest auf dem Stück, das wir erkundet haben, keinen Ausgang hat. Natürlich wäre es schöner, wenn wir einen Ausgang gefunden hätten oder zumindest wüssten, wo der Gang hin führt. Irgendwo muss der Luftzug ja her kommen. Aber ehrlich gesagt freue ich mich, wieder aus diesem dunklen Gang raus zu kommen und die anderen wiederzusehen."

Und auch wenn er es nicht zugab, beruhigte ihn die Vorstellung, dass er den Rückweg schon kannte und daher keine Angst mehr vor in der Dunkelheit verborgenen Abgründen und vergleichbaren Gefahren haben musste. Daher zögerte der graue Rüde nicht, es Yashaí gleichzutun und sich umzuwenden, um nun seinerseits hinter ihr herzulaufen.

Zu seinem Erstaunen kam die Fähe gleich darauf erneut auf das Thema "Menschen" zu sprechen.

"Aber die Menschen sind doch auch nett zu ihren Hunden. Naja, die meisten zumindest. Und Hunde sind doch gar nicht so viel anders als Wölfe. Ich dachte lange Zeit, ich wäre selbst ein Hund. Warum sollten Menschen dann nicht auch nett zu Wölfen sein?"

Es sei denn natürlich, die Wölfe töteten ihr Vieh. Aber diesen Zusatz verkniff er sich, denn er hätte zu sehr wie ein Vorwurf geklungen.
Als Yashaí ihn um ein Versprechen bat, zögerte Darion kurz. Ein Versprechen, so hatte er es von klein auf gelernt, gab man nicht leichtfertig.

"Gut. Ich bin mir zwar nach wie vor nicht sicher, ob man wirklich so vorsichtig sein muss, aber wenn du dich dadurch sicherer fühlst, verspreche ich es."

Er hoffte, dass Yashaí ihm anmerkte, dass er es ernst meinte.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Yashaí - 03.02.2017

Die Ungläubigkeit gepaart mit Darions Unwissenheit hätte die Bunte fast zu einem kurzen Kichern animiert. So aber schützte die Dunkelheit das Lächeln auf ihren Lefzen, als sie den Kopf einmal kurz schüttelte, ehe sie Luft holte, um zu einer Antwort anzusetzen. Wer auch immer ihm beigebracht hatte, dass man das Viehl der Menschen nicht anrühren durfte – es konnte im Grunde nur von schlechten Erfahrungen kommen, die er beim Versuch gemacht hatte, oder von dieser Hündin, die ihn großgezogen hatte. Natürlich – sie hatten das Vieh nicht gebraucht. Und wenn sie es doch versucht hatten, bezweifelte die Wölfin, dass es ihnen anders ergangen war als den Wölfen. Nur, dass sie weniger Chancen auf Flucht gehabt hatten...

„So? Und was hätten wir sonst tun sollen, während sie ungestraft auch unsere Beute an sich genommen haben ohne uns etwas übrig zu lassen? Menschen sind Wesen, die alles für sich haben wollen, egal wie viel sie haben.“, erklärte sie trocken.

Darion war damals offenbar nicht mal aufgefallen, dass er Besitz gewesen war. Besitz, den man eben zwangsläufig hatte füttern müssen, da er sonst eingegangen wäre. Auch seine nächste Aussage ließ darauf schließen, dass er von Zusammenhalt zwischen Mensch und Tier ausging. Manchmal mochte das stimmen, aber Yashaí konnte sich kaum vorstellen, dass man jemanden, der einen an einer Kette hielt, wenn man nicht benötigt wurde, als Freund bezeichnete. Doch sie ließ es unkommentiert, denn das nächste Thema war weitaus wichtiger.

„Du musst es nicht wollen, um es zu tun.“, erinnerte sie ihn leise aber mit Nachdruck. Mit den Menschen war nicht zu spaßen. Und sie mussten sich – um alles in der Welt! - auf Darion verlassen können.

Als sie umkehrten, nickte sie geräuschvoll auf seine Aussage. Es stimmte, auch wenn es sie nicht unbedingt weiterbrachte. Vielleicht sollten sie anschließend gemeinsam den dritten Gang erkunden und wenn dieser auch keine Erkenntnisse brachte, zusammen entscheiden, ob sie ihn weitergingen, oder umkehrten, um diesen hier zu nehmen – vorausgesetzt, die anderen hatten bessere Ergebnisse bezüglich ihres Pfades.

„Weil sie uns fürchten, Darion. Sie fürchten uns, weil sie uns nicht an Ketten legen und kontrollieren können. Warum sonst, denkst du, nehmen sie den Hornträgern ihre Hörner? Damit könnten sie sich wehren und unkontrollierbar werden. Ohne aber sind sie leichte Beute. Und ihre Hunde sind abhängig von ihnen, weil sie so wie du nicht jagen können. Das macht wiederum sie kontrollierbar.“

Und das galt sowohl für Wolf als auch für Mensch. Schließlich sagte er, was sie die ganze Zeit hatte hören wollen. Ein wenig Erleichterung legte sich um ihr Herz, selbst wenn dieses Versprechen noch lange nicht dafür garantierte, dass sie bei einem Zwischenfall mit den Zweibeinern gute Chancen hatten. Aber es war ein Aspekt, um den sie sich weniger sorgen mussten. Und das war beruhigend.

„Gut.“, nahm sie es mit warmer Stimme zur Kenntnis. „Wir können es uns einfach nicht leisten, nicht vorsichtig zu sein.“


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Shila - 05.02.2017

Shila konnte den Augenblick kaum fassen, als die böse Holzhütte, die ihre Brüder gefangen hielt, endlich ihren Willen verlor und unter dem Druck der Bemühungen der anderen endlich nachgab. Natürlich hatte auch sie geholfen wo sie nur konnte! Hier und da an den Ästen gezerrt und gerissen, aber eigentlich konnte sie sich kein Stück vom Ruhm abgreifen, denn wirklich viel hatte ihre Hilfe wohl nicht genützt – auch wenn das ihr selbst gar nicht so bewusst war. Deshalb fühlte sie, trotz ihrer geringen Hilfe, den Stolz einer Heldentat in ihren Pfoten pochen, gemischt mit der unbändigen Freude die ihr Herz ergriff, als zwei schwarze Pelzkugeln aus dem Holzverlies schossen. Die eine mit blauen Äuglein, die andere mit grünen. Ihre Familie. Nun ja, ein Teil davon. Aber ein sehr wichtiger Teil. Dass sie die anderen Teile auch noch finden würde, davon war sie fest überzeugt. Immerhin war es ihnen auch gelungen Namíd und Liath aufzugabeln. Da würde das bei den anderen doch einem Kinderspiel gleichen! Oder? Die kleinen Zweifel, die ihre Gedanken packten, stieß sie mit heftiger Gegenwehr von sich, als sie ihrer Freude nun durch heftiges Fiepen, Winseln und regelrechtem Quietschen Ausdruck verlieh. Dass den beiden Brüdern noch ein anderer Wolf folgte realisierte Shila nur vage am Rande. Er war bei ihren Brüdern, also musste er gut sein. Und mehr zählte für die junge Fähe auch nicht. Später würde er ihre Aufmerksamkeit schon noch zu genüge kriegen.

Während Liath haltlos und dankbar Laines regelrecht an den Hals fiel, so gab es bei Shila kein Halten mehr bei Namíd. Nur Sekunden nachdem sie ihn erblickt hatte überbrückte sie die fehlenden Meter zwischen den beiden, stürmte auf ihn zu und aus der eigentlich liebevoll geplanten Begrüßung wurde ein stürmisches „Namíd! Ich habe euch so vermisst!, gefolgt von einem heftigen Stoß mit dem Kopf gegen seine Schulter. Erst danach konnte sie ihre Kräfte zügeln und rieb ihre Wange an dem Fell ihres Bruders. Es kam ihr vor als wäre zwischen ihrer Trennung Jahre vergangen. Sie hatte die Nähe ihrer beiden Brüder viel schrecklicher vermisst als sie zu Anfang gedacht hatte. Das wurde ihr nun klar. Für einen Moment schien die Welt wieder für sie in Ordnung zu sein. Sie hatte wieder Liat, sie hatte Namíd – sogar einen neuen, fremden Wolf hatte sie! Bald würden darauf sicherlich auch Kainuu und Devaki folgen. Shila war sich da sicher….oder?


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Darion - 06.02.2017

Yashaís Worte irritierten Darion. Die Menschen hatten ihrer Familie die Beute genommen und nichts übrig gelassen? Er hatte gehört, dass Menschen manchmal jagen gingen, aber es war doch bestimmt genug Beute für alle da?

„Aber die Menschen behalten doch nicht alles für sich. Sie geben zum Beispiel ihren Hunden Futter.“

Dennoch begann er sich langsam zu fragen, ob die Menschen nicht vielleicht doch auch eine andere, dunklere Seite hatte, die er – abgesehen von der kurzen Episode im Käfig – nur noch nicht kennen gelernt hatte?
Die Angst, die Yashaí vor den Menschen hatte, hielt er allerdings weiterhin für übertrieben. Dennoch antwortete er um sie zu beruhigen:

„Keine Sorge, ich würde aufpassen.“

Die Menschen hatten Angst vor Wölfen? Auf den ersten Blick machte das wenig Sinn, denn auch wenn Wölfe nicht ungefährlich waren und insbesondere im Rudel auch deutlich größere Beutetiere erlegen könnten, hatten die Menschen doch wie er sehr wohl wusste die Fähigkeit, jedes Tier zu töten, und mussten sich daher nicht vor Wölfen fürchten. Doch andererseits hatten Menschen ja auch Angst vor der Dunkelheit, und die konnte doch niemandem weh tun. Fürchteten die Menschen tatsächlich die Wölfe ebenso sehr, wie anders herum? Das wäre fast schon komisch, wenn es nur nicht so traurig wäre, wenn Menschen und Wölfe nur aus Angst nicht friedlich miteinander leben könnten.
Dass die Menschen den Hornträgern ihre Hörner nahmen, hörte er ebenfalls zum ersten mal. Die meisten Tiere, die von den Menschen gehalten wurden, hatten keine Hörner, aber woher sollte er wissen, ob sie jemals welche gehabt hatten? Aber ehrlich gesagt interessierte es ihn auch nicht wirklich. Hunde hatten jedenfalls ebenso wie Wölfe niemals Hörner.
Und was Yashaí als nächstes sagte, war ohnehin viel wichtiger.

„Ich kann jagen! Vielleicht nicht so gut wie ihr, aber gut genug. Wie hätte ich sonst überleben können, bis ich euch begegnet bin? Und Hunde können auch jagen! Naja, vielleicht nicht alle, aber manche können es.“

Die Antwort klang, wie Darion selbst erst bemerkte, nachdem er sie schon ausgesprochen hatte, etwas schärfer, als er eigentlich beabsichtigt hatte.
Es stimmte allerdings, dass die Menschen meistens nicht sehr erfreut darüber waren, wenn ihre Hunde jagten, obwohl es ihnen doch weniger Arbeit machen würde, wenn sich die Hunde einen Teil ihres Futters selbst besorgen würden. Ob das womöglich wirklich daran lag, dass die Menschen ungern gezeigt bekamen, dass ihre Hunde nicht unbedingt auf sie angewiesen waren? Seltsamerweise kamen Darion die Menschen jetzt, wo er nicht mehr bei ihnen lebte, immer seltsamer vor.
Dass Yashaì mit seinem Versprechen zufrieden war, nahm er hingegen erfreut zur Kenntnis. Er hatte befürchtet, dass sie ihm weiterhin nicht trauen würde.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Mikasi - 13.02.2017

Die viele Mühe begann sich auszuzahlen. Sie hatten schon sehr viele Äste weggebracht und es war nun nur noch ein kleiner Haufen vor ihnen, der beseitigt werden musste. Nicht nur Mikasi sondern auch Dannsair und Laines schienen beeindruckt, dass sie gemeinsam so schnell so viel geschafft hatten.Was man durch Teamarbeit nicht alles schaffen konnte.

Doch plötzlich war ein lautes Rumplen von Innen zu hören, nachdem Dannsair die Wölfe aufgefordert hatte die Tür von innen aufzudrücken und Laines sie noch anfeuerte. Mikasi machte sicherheitshalber einige Schritte zurück. Er wusste ja trotzdem nicht, was ihn gleich erwarten würde und da war ein ausreichend großer Sicherheitsabstand sicherlich nicht verkehrt. Wer weiß, vielleicht flog dieses Ding ja noch in die Luft, wenn sie so daran herumrüttelten und dagegen sprangen.
Doch so schnell wie das Rumplen kam, so schnell war es auch verstummt, die Tür ins Innere der Hütte war offen und nichts Weiteres geschah. Außer, dass an Stelle der Tür jetzt ein großes, schwarzes Loch war, aus dem sogleich drei Wölfe herausgestürmt kamen. Mikasi war durchaus froh, dass sie es endlich geschafft hatten, die Wölfe aus der Hütte zu befreien und sie ihre Freunde wiederhatten, aber er war gerade noch fröhlicher darüber, dass er vorhin doch weit genug nach hinten gegangen war, damit er nicht inmitten des Wiedersehens stehen und von Wölfen umringt sein musste. Er sah wie sie sich freuten darüber, ihre Freunde wiederzuhaben, und auch, dass Laines einmal nicht griesgrämig war, sondern sich wahrhaftig freute. Zwar hatte sich Mikasi schon gedacht, dass er nicht nur so griesgrämig sein konnte, aber dann doch den Beweis dafür zu bekommen war ein gutes Gefühl. Da flitzte plötzlich Shila an ihm vorbei und Mikasi musste einen Sprung beiseite machen, damit sie ihn nicht überrannte. Sie begrüßte stürmisch einen schwarzen Wolf, der gerade aus der Hütte kam. Das brachte Mikasi ein kleines Lächeln aufs Gesicht und er konnte einfach nicht anders als sich mit ihnen zu freuen.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Dannsair - 14.02.2017

Wenn nur öfter mal alle auf ihn hören würden, so blöde waren seine Ideen manchmal gar nicht. Aber jetzt war nicht die Zeit, um sich ausgiebig auf die Schulter zu klopfen, er beobachtete eher gespannt, wie seine Anweisungen in Taten umgesetzt wurden und die Höhlentür zum Erzittern brachten. Sein Nackenfell sträubte sich vor Aufregung und Nervosität und Ungeduld und was sonst noch. Dannsair machte es dem anderen Schwarzen gleich und ging einen Schritt zurück, was sich als äußerst clever herausstellte als ihm im nächsten Moment die hölzerne Wand entgegensprang. Gefolgt von eins, zwei, drei Wölfen und einer Geräuschkulisse, die an Welpenspielstunde erinnerte. Er wusste gar nicht, wo er zuerst hinsollte und sein Hinterteil hob bestimmt gleich ab mit der Propellerrute. Mit angelegten Ohren und in Richtung Boden gebeugtem Oberkörper wackelte Dannsair noch ein bisschen auf der Stelle, ehe er Liath und Namíd entgegen hüpfte, die Vorderläufe kurz zu Sprungfedern umfunktioniert.

"Zwei gefunden, da fehlen nur noch.."

Äh. Gute Frage, er konnte im Kopf nicht so gut zählen, stellte er fest. Egal. Nachdem er den dunklen Jungwölfen einmal ausgiebig die eigene Nase durch das Fell an Seiten und Flanken geschoben hatte, musste er erst mal durchatmen, weil ihm sonst ganz sicher das Herz aus der Brust springen würde. Außerdem war da noch ein dritter Wolf - eigentlich hatte er erwartet, dass Dubh bei ihnen war aber der hatte mindestens die Fellfarbe geändert - den Dannsair jetzt etwas atemlos aber mit freundlicher Miene betrachtete. Der schien ja okay zu sein, wenn er es mit den beiden in der Höhle eingesperrt ausgehalten hatte (was soll das denn heißen). Oh, und wenn alle fertig waren, wollte er auch das weiße Fuchstier nicht übergehen, das nicht unerheblich zu diesem Wiedersehen beigetragen hatte. Aber die Minute hatten sie noch Zeit, ihm machte ja auch Spaß, wie Laines und Shila nach Tagen wieder glücklich aussahen. Er bildete sich ein, sie wären ein gutes Team gewesen.

"Namíd, Liath, das hier ist Mikasi. Er hat uns geholfen, euch zu finden."

Irgendwie hatte er nämlich das Gefühl, die Gesellschaft eines Fuchses rechtfertigen zu müssen. Komisch eigentlich. Er wedelte immer noch, als er auf den Weißen deutete, der sich etwas zurückgezogen hatte bei dem Begrüßungsansturm. Im Gegenzug guckte er jetzt neugierig den Rüden an, der jetzt offenbar zu den jungen Schwarzen gehörte. Am liebsten hätte er sich den mal genauer angesehen aber er blieb erst mal bei seinem respektvollen Sicherheitsabstand und ließ sich auf die Hinterläufe sinken.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Yashaí - 19.02.2017

Vielleicht war es gut so, dass Darion ihr Kopfschütteln nicht sah und jegliches Geräusch, was sie dabei verursachte, entweder von der Höhle verschluckt oder von ihren Schritten übertönt wurde. Sie hatte dieses Thema nicht angeschnitten, um Darion die Illusion und die Schönheit seiner Erinnerungen zu nehmen. Sie wollte ihm keine Angst machen oder irgendetwas schlecht reden, was er als etwas Gutes kennengelernt hatte. Er verdankte den Menschen sein Leben – ebenso wie er ihnen fast seinen Tod zu verdanken gehabt hatte. Die Freiheit zumindest hatte er ihretwegen eingebüßt. Freiheit, die er selbst gesucht, aber nichts damit anzufangen gewusst hatte.

„Irgendwas müssen sie ihnen ja dafür schuldig sein, dass sie sie beschützen und ihnen bei der Jagd helfen, huw?“, meinte sie versöhnlicher und mit einem deutlichen Schmunzeln in der Stimme.

Sie wollte ihn nicht angehen, doch sie hatten beide ihre Erfahrungen und Ansichten, die keiner von beiden nun plötzlich ändern würde. Deswegen schien ihn ein Themenwechsel am angebrachtesten. Er hatte sein Versprechen gegeben und wusste, was für Evanaya, Devaki und sie wichtig war. Ebenso wusste er, dass er auch ihnen nichts weiter schuldig war. Er war frei. Frei darin, seine Entscheidungen zu treffen, solange sie den Rest ihrer kleinen Gruppe nicht in Gefahr brachten. Außerdem zweifelte sie nicht daran, dass sich der Graue durchaus Gedanken über ihre Worte machen würde. Gedanken, die ihm vielleicht die ein oder andere Sache in seiner Vergangenheit klarer erscheinen ließen.
Den Rückweg durch den gewählten Gang bestritt die Bunte zielstrebiger. Sie wussten, dass nichts gefährliches vor ihnen lag und zudem führte sie ihr Weg zurück in den kleinen, hellen Raum. Sie hoffte, dass zumindest die anderen erfolgreicher gewesen waren als sie. Und zur Not würde sie ihr Weg eben wieder zurück in die Höhle führen, in der sie Schutz vor dem Sturm gesucht hatten. Und dann brauchten sie alle wieder eine Pause, ehe ihre Reise weitergehen konnte. … Wirklich weit kamen sie tatsächlich nicht. Darion riss sie wieder ein wenig aus ihren Gedanken. Seine Antwort klang scharf, doch sie nahm es ihm nicht übel, dass er sich zu verteidigen versuchte. Vielleicht hatte sie ebenfalls zu anklagend geklungen, auch wenn das keineswegs ihre Absicht gewesen war.

„Keine Sorge, Darion. Wenn du es willst, wirst du bald schon gelernt haben, so gut zu jagen wie wir.“, umging sie die eigentliche Aussage, denn um das Jagdgeschick von Hunden mussten sie nicht diskutieren. Dazu waren sie ja Wölfe.


RE: 18 | Ruhe nach dem Sturm - Darion - 19.02.2017

Darion kam zu dem Schluss, dass es wenig brachte, mit Yashaí über die Menschen zu Diskutieren. Zu unterschiedlich waren offensichtlich die Erfahrungen, die sie beide mit diesen gemacht hatten. Darum erklärte er ihr auch nicht, dass die meisten Hunde ihren Menschen weder beim Jagen helfen noch sie beschützen mussten, und trotzdem Futter bekamen und noch weit mehr als das. Aber von den anderen Vorteilen der Menschen zu erzählen, hätte wohl ohnehin keinen Sinn, denn wie konnte ein Wolf, der immer nur im Freien oder bestenfalls in einer Höhle geschlafen hatte, ein warmes, gemütliches Plätzchen zum Schlafen zu schätzen wissen, und wie konnte ein Wolf wissen, wie schön es war, mit einem Menschen zu spielen oder auch einfach von ihm gestreichelt zu werden?

Yashaí reagierte auf seine doch leicht patzige Antwort, dass er sehr wohl jagen könne, glücklicherweise nicht verärgert. Doch ihre Antwort gefiel Darion dennoch nicht wirklich, wich sie ihm doch einfach aus. Und indem sie erklärte, dass er lernen könnte, so gut zu lernen, wie sie, verdrehte sie seine Aussage sogar gewissermaßen ins Gegenteil, indem sie implizierte, dass er besorgt war, weil seine Fähigkeit zu jagen eben doch nicht ausreichte. Und sie deutete gewissermaßen sogar an, dass es womöglich daran scheitern könnte, dass er es selbst nicht genug wollte.
Man hätte seinem Gesicht leicht ansehen können, dass er mit dieser Antwort unzufrieden, ja beinahe leicht verägert war, aber in der Dunkelheit hätte Yashaí es selbst dann nicht bemerken können, wenn sie zu ihm zurückgeschaut hätte.
Da ihm jedoch keine passende Antwort einfiel und er es auch für keine gute Idee hielt, hier in der engen Höhle einen Streit vom Zaun zu brechen, entschied er sich, das Thema zu wechseln.

"Kannst du schon den Ausgang erkennen?"

Seinem Gefühl nach waren sie schon bald so weit zurückgelaufen, wie sie in den Gang hineingelaufen waren, sodass sie bald wieder am Anfang angekommen sein müssten. Doch von seiner Position hinter Yashaí konnte er nicht viel erkennen, und er wusste selbst, dass sein Zeitgefühl nicht besonders verlässlich war.

"Ich hoffe, die anderen beiden anderen waren erfolgreicher als wir."