Night-Wolves
17 | Auf der Suche - Druckversion

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17 | Auf der Suche - Devaki - 21.02.2014



Eis schob sich übereinander, Wasser wirbelte darunter hinweg. Zog und zerrte wie ein starker Wind an den davontreibenden Körpern. Wie sie es geschafft hatten, wussten sie wohl selbst kaum. Zwischen strampelnden Pfoten und paddelnden Hufen konnten Laines, Shila, Rylai und Dannsair sich ans Ufer retten. Von Hunger, Nässe und Kälte erschöpft, hielten sie Ausschau nach ihren Rudelkameraden. Doch der Fluss – nur in der Mitte geborsten – hatte die restlichen Wolfskörper mit sich gezogen. Etwa die Hälfte der Karibu-Herde war geflohen – zurück in den Wald, aus dem sie zuvor so panisch geflohen waren. Dort wartete die Herde, am Rande. Bereit erneut die Flucht zu ergreifen – nur wohin, das konnten sie wohl selbst nicht sagen. Der Rest der Tiere war davon gespült worden. Was sie in Panik versetzt hatte, blieb ein Rätsel. In der folgenden Nacht erwartete die vier Wölfe keine böse Überraschung mehr. Sie konnten sich geschützt vor Wind und Kälte im Schatten der Bergausläufer aneinanderschmiegen und so Müdigkeit, Nässe und Kälte vertreiben. Der Morgen kam, und mit ihm wenigstens eine angenehme Überraschung. Zwei der Karibus hatten sich ebenfalls aus dem Fluss befreit. Im Gegensatz zu den vier Wölfen aber wärmte sie niemand. Der Frost hatte sie geholt – sie boten ein langersehntes Mahl, dass die beiden Rüden und die beiden jungen Fähen für einige Zeit gut sättigen würde.

Während nicht einmal die Hälfte des Rudels dem Eis entkam, versanken die anderen Wölfe in den Fluten. Gezogen von der Strömung schafften sie es nicht an die Wasseroberfläche – oder waren zu schwach, um sich ans Ufer zu kämpfen. Der Fluss trug sie mit sich, schwemmte sie weiter, bis die Eisdecke am Rand des Tals kurz vor dem Eintritt in die Gebirgskette wieder undurchdringlich wurde. Dort schwemmte das Wasser sie unter die harte Schicht. Beinahe wären sie ertrunken – hätte der Fluss seinen Weg nicht unterirdisch fortgesetzt. Im Inneren der Berge konnte der Frost nicht wüten. So war das Wasser frei zum Luftholen – bot aber zwischen den tiefhängenden Felsdecken und den rutschig steilen Felswänden keine Möglichkeit dem Fluss zu entfliehen.

Die Sinne schwanden, buchstäblich, denn die Wolfskörper waren wie die ihrer Rudelgefährten geschwächt von Marsch, Angst, Kälte und Nässe. Erst am Morgen erwachten Dubh, Namíd und Liath. Am Ufer eines kleinen Sees angeschwemmt wussten sie nicht, wo sie waren – geschweige denn, wo ihre Freunde und Familien sich aufhielten. Nur Wald, Wiese, Gebirge und der teuflische Fluss waren zu sehen. Nichts davon war ihnen bekannt. Nichts davon war Heimat.

Auch Kody und Deva erwachten erst am nächsten Morgen, die Körper in einer Mischung aus Schnee und nassem Sand am Ufer des Flusses, der an dieser Stelle viel schmaler war als an der Unglücksstelle. Mit ihnen gestrandet war ein halbes Dutzend Karibus – die nicht so viel Glück gehabt hatten, wie die beiden Wölfe. Glück – was für ein trügerisches Wort. Wie viel Glück blieb einem Wolf, der sein Rudel verloren hatte? Was mit den anderen geschehen war, konnten auch die beiden Rüden nicht sagen. Eine Antwort darauf, wie sie zurückfinden sollten, gab es nicht. Sie waren allein.


Ort: Ein Teil des Rudels konnte sich aus dem gebrochenen Fluss befreien und ans Ufer retten. Nur wenige Kilometer flussabwärts strandet eine zweite Gruppe nahe eines kleinen Sees. Die dritte Gruppe strandet weiter westlich nahe eines großen Waldgebietes. (Achtung, wir haben eine dreigeteilte Karte! Bitte setzt euch in den für euch passenden Teil!)
Charaktere: Kainuu, Cheza und Nasiha sind ebenfalls ins Eis eingebrochen, bleiben aber verschwunden. Keiner der Wölfe weiß, was mit den Rudelmitgliedern geschehen, ist, die nicht in ihrer Gruppe sind. Lediglich das Davontreiben könnte bemerkt worden sein.
Jahreszeit: Anfang November – seit dem letzten Plot ist die Nacht vergangen.
Tageszeit: Morgen. Die Sonne ist schon einige Zeit aufgegangen, bis zum Mittag sind es aber noch einige Stunden.
Wetter: Kalt und grau bewölkt. Es wird nicht schneien. Der Fluss ist im Tal nur leicht wieder gefroren. An den anderen Schauplätzen etwa ein bis zwei Grad wärmer, so dass Fluss und See nur kleine Eisstücke davontreiben. Der Boden ist von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Die erwachsenen Wölfe sinken an tiefen Stellen ganz mit den Pfoten im Schnee ein.
Temperatur: -3°C bis -1°C
Wind: Weht nur schwach von Südwesten



Re: 17 | Auf der Suche - Liath - 21.02.2014

Als Liath mühsam die Augen öffnete, konnte er zuerst überhaupt nicht einordnen, wo er war. Es war kalt und sein ganzer Körper fühlte sich zerschlagen an, obwohl er sich kaum bewegte. Er blinzelte und hob schwerfällig den Kopf etwas an, während die Erinnerung langsam zurückkam. Das Eis war gebrochen und er und Kainuu waren in den Fluss gerutscht. Namid hatte nach ihm gerufen, aber er hatte es nicht bis zu ihm geschafft. Und das Wasser war so kalt gewesen, hatte ihn nach unten gezogen und ihn zwischen Eisschollen gezerrt, die ihn dann zwischen sich eingequetscht hatten. Er spürte, wo sie ihn am Hals getroffen und fast erwürgt hätten, als er jetzt den Kopf aufgerichtet hielt. Was noch passiert war, wusste er nicht. Aber er schien riesiges Glück gehabt zu haben, das Wasser hatte ihn hier angespült und er war am Leben, scheinbar unverletzt.

Es kostete ihn viel Kraft, die Läufe unter den Körper zu ziehen und sich aufzusetzen, aber nach zwei Anläufen hatte er es geschafft und sah sich erschöpft um. Der Fluss war an dieser Stelle zu einer breiten Fläche aus Wasser geworden, die sich so gut wie kaum noch bewegte. Mehr ein See als ein Fluss. Nur in der Ferne konnte er die Mündung des Stroms sehen. Auf dem Wasser trieben träge Eisschollen und wirkten ganz und gar harmlos, fast gemütlich. Er selbst war von Schnee und Kieselsteinen umgeben, die rechte Seite seines Körpers war noch nass. Erst als er den Blick weiterwandern ließ, entdeckte er zwei schwarze Gestalten, die ebenfalls am Ufer lagen, nur wenige Meter von einander und ihm entfernt. Das Rudel! Sein Vater, Kainuu, Laines, Kody! Wo waren sie? Wackelig stand der junge Rüde auf und machte ein paar unsichere Schritte in Richtung der beiden Körper. Er hatte Angst, sie anzusehen und zu wissen, dass sie so waren wie Siyi oder Yoruba. Körper ohne Leben. Dass er ganz allein war und alle Anderen verloren hatte. Aber er musste zumindest nachsehen.
So schnell er konnte wankte er zu ihnen und vergrub die Nase in Namids Fell, als er ihn erkannte. Dann zupfte er an ihm, die schwache Wärme des Körpers seines Bruders spürte er. Hoffentlich war er nicht verletzt.

„Nicht schlafen Namid, komm …“, murmelte er und zog unablässig an den schwarzen Strähnen. Zwischendurch sah er zur Seite und erkannte aus dieser Entfernung, dass es Dubh war, der da lag. Nicht sein Vater, nicht Laines, nicht Dannsair. Er konnte keine Erleichterung dafür empfinden, dass gerade der Bruder seines lustigen Onkels hier angespült worden war, er hätte sich einen anderen Wolf an seiner Stelle gewünscht.


Re: 17 | Auf der Suche - Dubh - 21.02.2014

Es war ein seltsames Gefühl, als die Sinne langsam wieder zu Dubh zurückkehrten. Als erstes nahmen seine Ohren wieder ihre Arbeit auf, während es ihm wie eine Astrengung auf völlig unbekannten Ebenen erschien die Augen zu öffnen. So ließ er es erst einmal, bewegte leicht die Ohren hin und her, bis er dann die sandfarbenen Augen öffnete und den Blick schweifen ließ. Das war eindeutig nicht mehr das Ufer des Flussteils, den sie zuvor überquert hatten. Ein Stück weit hob der Dunkle den Kopf und sah sich um. Sah auch nicht so aus, als hätte es sie nur ein kleines Stück nur weiter geschwemmt. Alles, was da war, war erst einmal Schnee. Schnee und keiner des Rudels. Zumindest wirkte das so lange so, bis sein Blick an den anderen beiden dunklen Wölfen hängen blieb, von denen einer bereits wieder auf den Beinen war.
Devakis Söhne also. Liath und Namid war es gewesen, oder? Die geringe Begeisterung, die Liath empfand, die konnte Dubh im Stillen unwissend nur erwidern. Mit den beiden jungen Rüden hatte er bisher kaum bis gar kein Wort gewechselt und wusste nicht so recht, was ihn mit den beiden erwarten würde. Hoffentlich kein Drama wie das, was sie am Fluss erlebt hatten. Allein darum wäre er schon zufrieden. Mit einem schweren Seufzen richtete sich der Rüde auf. Stemmte sich auf die Pfoten und trat erst einmal von einer Pfote auf die andere, um wieder Gefühl in die Gliedmaßen zu bekommen, die sich noch immer kalt und auch ein wenig steif anfühlten. Ähnlich wie sein Fell, wobei er dieses Gefühl mit einem kurzen Schütteln verscheuchte. Das Gefühl als würden die eisigen, stechenden Finger des kalten Wassers aus seinem Fell schütteln. Aufmerksam hob er den Kopf und hoffte eigentlich darauf noch jemanden der anderen zu entdecken, während sich eine gewisse Grundsorge bei ihm aufdrängte. Wie es Rylai ging. Ob sie heil an Land gekommen war. Und natürlich auch um Dannsair, auch wenn er sich das vielleicht nicht ganz so eingestehen wollte. Doch grundsätzlich würde er sich in diesem Moment jedem Gespräch, das er zuvor vehement abgewürgt hatte, stellen, anstatt dass sie sich in dieser Situation befanden, wenn er denn die Wahl hätte.

Aber es waren wohl nur sie, die es hierher gespült hatte. Sein Blick flackerte zurück zu den Jungwölfen, bevor er sich in Bewegung setzte und auf die beiden zukam. Skeptisch musterte er Liath und dann auch noch den Bruder, der noch immer zwischen ihnen lag, aber zumindest am Leben zu sein schien. Leicht neigte Dubh den Kopf und beugte den Kopf zu Namid heran, stieß diesen kurz einmal flüchtig mit der Schnauze an. Er lebte. Und es sah nicht so aus, als würde er in den nächsten Minuten oder Stunden von ihnen gehen. Zumindest hoffte das Dubh. Besser würde das die Situation zumindest nicht machen. „Alles klar bei dir?“, fragte er dann Liath, auch wenn er äußerlich recht unbeschadet aussah.


Re: 17 | Auf der Suche - Yashaí - 21.02.2014

So war also eine weitere Nacht ins Land gezogen. Eine weitere Zeit der Dunkelheit, die nach einem weiteren Tag mit erfolgloser Jagd noch länger gewirkt hatte als die Vergangenen. Allmählich zweifelte die Fähe ihren Entschluss an, die kleine Ansammlung der Karibus in der Hoffnung zu verfolgen, dass das alte, schwächlich wirkende Tier in naher Zukunft das Zeitliche segnete. Aber was war ihr anderes übrig geblieben – die ganze Zeit, die sie die Spur der Huftiere verfolgt hatte, war ihr nicht mal im Entferntesten die Witterung eines Langohren in die Nase gestiegen. Zeitweise hatte sie sogar mit dem Gedanken gespielt, ihre Vorsicht fallen zu lassen und zum Angriff überzugehen, doch im letzten Augenblick hatte immer wieder die Vernunft gesiegt. Ein Wolf allein gegen eine Pfote voll Karibus? Eine Unmöglichkeit, die selbst die Braune einsehen musste. Sie hatte keine Wahl, als sich weiter an die Fersen der Tiere zu heften und zu hoffen, dass ihr entweder bald doch ein Langohr vor die Pfoten lief oder der Winter seinen Tribut forderte und ihr somit das Überleben sicherte. Windgeschützt hatte sie sich schließlich in der Dämmerung zwischen den Bäumen im Schnee niedergelassen und den Misserfolg eines weiteren Tages stumm akzeptiert. Die Ungeduld juckte in ihren Läufen, aber es war nicht so, als hätte sie es nicht bereits versucht, ihr Ziel irgendwie zu beschleunigen. Doch sie war den Hörnern eines der jüngeren, agileren Tiere nur knapp entkommen, wodurch sie förmlich zur Geduld gezwungen worden war. In der Morgendämmerung dann – wahrscheinlich hatte der Wind leicht gedreht – war ihr mit einem Mal ein neuer Geruch in die Nase gestiegen. Abermals Karibus, doch die Spur war weitaus verlockender für einen hungrigen Wolf als die Fährte, der sie nun bereits ein paar Tage auflauerte. Somit hatte sie ihren Schutz verlassen und mit Aufgang der Sonne ihr eigentliches Ziel aus den Augen gelassen, um der neuen Witterung zu folgen. Die Hoffnung, dort mehr Erfolg zu haben, loderte stark in ihrer Brust und selbst, wenn sie doch enttäuscht werden würde – die andere Herde war sicherlich schnell wieder eingeholt.

Eine ganze Zeit lang führte sie der Wind in die entgegengesetzte Richtung zu ihrer eigentlichen Route, doch wie weit sie sich von ihrer einst geplanten Beute entfernte, war ihr gar nicht so bewusst. Immer näher schien sie dem Ursprung zu kommen, bewegte sich zielstrebig über eine verschneite Ebene hinweg und schien schließlich nur noch eine Baumgrenze von ihrem Ziel entfernt zu sein. Mittlerweile aber war noch eine weitere Witterung deutlich zu vernehmen. Wölfe, die sie zuvor offenbar aus lauter Freude über die Karibus gar nicht wahrgenommen hatte. Jetzt aber lag ihre Spur deutlich in der Luft und ließ sie vorsichtshalber das Tempo etwas drosseln. Aufmerksam schnippte sie mit den Ohren, als sie hinter einer Baumreihe die ersten Leiber von Huftieren erblicken konnte. Erst, als ihr kein Baum mehr den Blick auf das Flussufer versperrte, hielt sie inne, schnupperte und betrachtete das kleine Schlachtfeld, welches sich zu ihren Pfoten erstreckte. Mehrere, leblose Karibus schienen ihre Ruhe gefunden zu haben. Nasser Pelz, eine schwache Note von Tod in der Luft. Irritiert drehte sie die Lauscher nach hinten und wagte sich einen weiteren Schritt nach vorne. Von Wölfen schien keine Spur zu sein, obschon ihre Witterung deutlich in der Luft lag. Der Hunger war fürs erste in den Hintergrund gerückt – vor allem, als sich ihr, nachdem sie noch ein paar Schritte näher an das Spektakel herangetreten war, ein ganz anderer Blickwinkel bot. Zwei Wolfsleiber ruhten in mitten der toten Hufträger und im ersten Moment dachte sie, dass auch sie ihr Ende hier gefunden hatten. Von Neugier getrieben wagte sie sich noch ein Stück heran, auch wenn sie das Gefühl nicht losließ, dass eines der großen Hornträger jeden Augenblick aufspringen konnte. Vorsichtig tastete sich der zierliche Körper der Wölfin immer weiter nach vorne, bis sie kaum mehr ein Meter von den beiden Wölfen trennte. Ein schwarzer Rüde, wahrscheinlich im besten Alter, und unweit entfernt ein schlaksig wirkender, brauner Pelz. Prüfend schnupperte sie an dem nähergelegenen, dunklen Körper, der allerdings gar nicht so leblos schien, wie sie anfangs angenommen hatte. Augenblicklich schnippten ihre Ohren nach vorne, während sie den Leib mit Vorsicht anstupste, um den darin schlummernden Geist zu wecken.

„Hey, aufwachen. Na los, kommt schon.“, versuchte sie es schließlich bestimmter und wandte sich auch an den jüngeren Wolf, den sie mit leichtem Stoßen zurück in die Realität holen wollte.

„Ihr seid mir zwei. Ihr verpasst noch ganz den Erfolg eurer Jagd.“

Ein leiser, neckender Tadel lag in ihrer Stimme, doch die Besorgnis um die zwei Artgenossen legte sich allmählich. Wenn sie bis hier überlebt hatten – die klirrenden Eisschollen auf dem Fluss ließen die Umstände vermuten – hatten sie das Gröbste überlebt.


Re: 17 | Auf der Suche - Namíd - 21.02.2014

Es war dunkel im Namíd. Seine Sinne lagen begraben unter der tiefe seiner Bewusstlosigkeit. Irgendwie war er sich ganz am Rande seines Geistes bewusst, dass sein Bruder bei ihm war. Er klammerte sich an diese Tatsache wie ein Ertrinkender an einen rettenden Baumstamm. Langsam und mühsam tauchte er auf der alles erstickenden Schwärze wieder auf.
Als erstes kehrte sein Gehör zurück. Liath war bei ihm. Das hörte er. Und fühlte er schließlich auch an dem zupfen in seinem Fell.
Träge öffnete er ein Auge. Das kostete schon Kraft und sich groß zu bewegen vermochte er nicht.
Wie auch sein Bewusstsein kehrte mit einem Schlag sein Erinnerungsvermögen und der Schmerz zurück.

“ Arg.“

,ächzte er leise und drehte sich auf die Seite.
Blinzelnd nahm er war, dass Dubh bei ihnen war und ihn angestoßen hatte und Liath nun fragte wie es ihm ginge.
Die Angst kehrte auch zu Namíd zurück und besorgt musterte er seinen Bruder, der schien in einem Stück. Auch Dubh schien halbwegs unversehrt, denn er stand schon wieder auf den Beinen.
An das geschehene denkend schloss Namíd von Vorwürfen gequält die Augen. Er hatte doch seinen Geschwistern gesagt das sie auf das Eis fliehen sollten. Zu Kainuu, die ihr Vater dort zurück gelassen hatte.

“... meine Schuld...“ ,flüsterte er erstickt.


Das Eis. Das Eis war gebrochen und hatte sie in die Tiefe gerissen.
Er hatte es einmal irgendwie auf eine Scholle zurück geschafft und hatte zu Liath gewollt. Doch er war kurz vor seinem Bruder wieder abgerutscht und der Fluss hatte sie beide mit sich fortgetragen.
Er hatte Cheza einbrechen sehen, wusste das seine Geschwister auch eingebrochen waren, waren sie vielleicht auch hier angespült worden? Vielleicht ganz in der Nähe?
Er lauschte in die Umgebung und bezweifelte es. Dann wären sie bestimmt hier bei ihnen.
Außerdem konnte er sich nicht erinnern sie gehört zu haben als der Fluss sie fortriss und durch die Bergkette zerrte. Da waren nur Liath und er gewesen. Und noch ein schwarzer Wolf den er erst für Dannsair gehalten hatte, nun sich aber als Dubh herausstellte.
Irgendwo in den Bergen war Namíd sehr unsanft gegen einen Felsbrocken geschleudert worden der am Rand herausgeragt hatte, da er ab da nichts mehr wusste außer das es Dunkel um ihn gewesen wurde nahm er an, dass er ab da das Bewusstsein verloren hatte.
Es schien ein kleines Wunder zu sein, dass er nicht ertrunken war in den eisigen Fluten.

Schaudern öffnete er wieder die Augen als ihn sein Kampfgeist packte und rollte sich auf den Bauch. Er war noch immer total benommen. Dieser Fels musste ihn echt heftig auf den Kopf getroffen haben. Der tat ihm im übrigen immer noch höllisch weh.

Angestrengt versuchte er aufzustehen, aber alles schien sich zu drehen und es war als bisse ihm jemand hinter den Augen in den Kopf.

“Au.“

,grummelte er. Blöder Fels, sein Kopf schien kaputt zu sein!
Hilfesuchend blickte er seinen Bruder an, dann Dubh.

“Ich brauch noch ein bisschen bis ich aufstehen kann.“ , murmelte er nüchtern. Das mit seinem Kopf passte ihm überhaupt nicht in den Kram. Wo er doch schon anderweitig genug Kummer hatte. Andererseits lenkte der Schmerz im Kopf ihn auch von dem emotionalen ab der ihn befiel.


Re: 17 | Auf der Suche - Liath - 21.02.2014

Dubh stand nun auch auf, das sah Liath aus den Augenwinkeln. Und der Jungwolf war ehrlich froh, dass dem Schwarzen nichts zu fehlen schien, dass er am Leben war wie sie. Und wie es hoffentlich auch der Rest des Rudels war. Vielleicht waren sie hier irgendwo ganz in der Nähe, schließlich waren sie zu dritt hier gestrandet. Dann konnten die Anderen doch nicht so weit sein, oder? Als sich Namid regte, hob Liath erleichtert den Kopf und sog tief die Luft ein. Aber da waren nur die Gerüche von Dubh und seinem Bruder. Nicht einmal die Karibus konnte er noch wittern. Als er an die panischen Huftiere dachte, fiel ihm ein, dass er eigentlich immer noch diesen bohrenden Hunger haben müsste, der ihn auf den zugefrorenen Fluss begleitet hatte. Aber wieso auch immer, der war verschwunden. Stattdessen fühlte er sich komisch und verdammt unsicher auf den Pfoten. Die paar Meter, die er gelaufen war, fühlten sich jetzt an wie viele viele Kilometer.

Als sich Namid drehte, senkte Liath den Blick wieder zu ihm hinab. Er schien äußerlich unversehrt zu sein, das war gut. Aber aus irgendeinem Grund gab er sich die Schuld für das Unglück. Der junge Wolf runzelte die Stirn und schüttelte langsam den Kopf.

„Quatsch. Niemand ist schuld.“

Zustimmung suchend sah er zu Dubh. Für Liath waren höchstens die blöden Karibus Schuld, die in ihrem Wahnsinn mit aufs Eis gerannt waren. Ohne deren Gewicht wäre vielleicht gar nichts passiert. Dass es dann so lief, hatte ja niemand ahnen können. Er schnaufte erschöpft und nickte, als sich Dubh nach ihm erkundigte. Vom Gefühl her hätte er nichts gegen ein Schläfchen, aber das ging nicht, sie mussten unbedingt den Rest finden. Deswegen machte es ihn unruhig, dass Namid noch nicht aufstehen konnte. Besorgt berührte er seinen Bruder an der Schnauze.

„Was hast du?“, fragte er vorsichtig und schnupperte, aber das brachte ihm keinen Aufschluss.

Dann drehte sich ihm plötzlich der Magen um. Er hatte noch Zeit, sich etwas von Namid abzuwenden, dann erbrach der Jungwolf hustend einen Schwall Flusswasser. Dahin war also sein Hunger verschwunden. Er hustete noch zweimal, dann ließ er sich neben Namid in den Schnee sinken und bettete den schweren Kopf auf die Vorderläufe.

„Seid ihr alle eingebrochen?“, fragte er matt an Dubh gerichtet. Er war als erster ins Eis eingebrochen und hatte so nicht mehr mitbekommen, wer noch betroffen gewesen war. Kainuu auf jeden Fall, außerdem erinnerte er sich an Namid und die anderen Jungwölfe, deren Köpfe er hin und wieder aus den Wassermassen hatte auftauchen sehen. Aber die Jäger waren weiter entfernt gewesen. Dass Dubh bei ihnen war, war kein gutes Zeichen.


Re: 17 | Auf der Suche - Devaki - 23.02.2014

Das erste woran er sich erinnerte, war die Kälte. Wie spitze Äste hatte sich das Wasser in seinen Pelz gebohrt, als der Boden unter ihm weggebrochen war. Schwer war sein Fell geworden, hatte ihn nach unten gezogen in die Strömung hinein, die ihn mitgerissen hatte. Fort, weit fort. Weg von seinem Rudel. Devaki erinnerte sich, dass er verzweifelt versucht hatte die treibenden Eisstücke von sich fern zu halten. Die Ränder waren ihm spitz erschienen, vielleicht war es nur Einbildung gewesen. Ein paar Mal hatte er es an die Oberfläche geschafft, um Luft zu holen. Er bildete sich ebenso ein, dass er dabei ein paar der anderen gesehen hatte. Doch der Fluss wirbelte ihn umher, zog ihn schnell wieder in seine Tiefe und so verschwommen Realität und Wunschdenken, bis es schwarz um ihn herum geworden war.

Devaki erwachte von einer Stimme. Jemand stupste ihn an. Er wollte nicht aufstehen, er wollte weiterschlafen. Doch die Stimme interessierte sich nicht dafür. Widerwillig öffnete Devaki blinzelnd die Augen. Die Lider fühlten sich schwer an, so wie sich alles an seinem Körper schwer anfühlte. Schwer und kaputt. Er keuchte leicht auf, als er versuchte sich von der Seite auf den Bauch zu drehen. Sein Rücken schmerzte, aber es war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, der in seinem Kopf auf ihn wartete. Devaki war versucht den Kopf zu schütteln, aber er besann sich eines Besseren. Es hätte nur für mehr Kopfschmerzen gesorgt. Als er sich stattdessen umwandte um mit halb zugekniffenen Augen zu entdecken, wer ihn geweckt hatte, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Es war eine braune Fähe. Kainuu.

PAPAAAA

Er hatte ihren Ruf gehört. Und er erinnerte sich daran, dass es das schlimmste war, was seine Ohren je aufgenommen hatten. Sein Herz hatte sich zusammengezogen, nicht vor Kälte. Es war der Schmerz gewesen, erwachsen aus Hilflosigkeit. Er hatte ihr helfen wollen. Doch Kainuu war weit weg gewesen. Er hatte nichts tun können, hatte sie im Stich lassen müssen. Dass sie nun hier war, war die größte Erleichterung, die er sich wünschen konnte. Es war alles in Ordnung, solange es ihr gut ging.

„Kainuu...“

flüsterte er leise, als die Fähe erneut sprach. Doch die Worte, die aus dem Fang der Wölfin kamen, passten so gar nicht zu seiner Tochter – ebenso wenig, wie der neckende Unterton. Was war mit ihr passiert? Hatte sie sich den Kopf gestoßen? Devaki blinzelte zu der Fähe hinauf. Noch war sein Blick nicht klar, die Bilder, die er sah verschwommen. Wahrscheinlich hatte er sich den Schädel härter angeschlagen, als er es zunächst angenommen hatte. Der Schwarze musste die Augen noch ein paar mal auf- und zuschlagen, bevor er ein klares Bild bekam. Das Gesicht, das vor ihm entstand, war fremd. Das war nicht Kainuu. Viel zu alt, viel zu... anders.

„Du bist nicht... wer bist du?“

entwich es ihm keuchend, erschrocken. Wo war Kainuu? Wo waren die anderen? Und von welchem Erfolg sprach diese Wölfin?


Re: 17 | Auf der Suche - Shila - 23.02.2014

Shila hatte jegliches Raum- und Zeitgefühl verloren. Bis zuletzt hatte sie sich versucht über Wasser zu halten, hatte sich an das Versprechen geklammert, das sie ihrem Vater gegeben hatte: "Gib niemals auf!" Mit letzter Anstrengung war es ihr gelungen sich an ein Ufer zu retten, kraftlos war sie in den Schnee gesunken und hatte eine ganze Weile gebraucht, bis sie genug Kraft hatte, um sich aufzurichten und nach den anderen Rudelmitgliedern Ausschau zu halten. Erleichtert hatte sie festgestellt, dass sie nicht allein an diesem Ufer gestrandet war, sondern auch Rylai, Laines und Dannsair bei ihr waren. Die Nacht über hatte sie einfach eng an die anderen Wölfe geschmiegt geruht, viel geredet hatte man nicht, allen schien der Schreck noch in den Knochen zu stecken.

Als nun der nächste Morgen anbrach, erhob sich Shila und streckte die Glieder durch, ehe sie zu ihren Gefährten blickte

“Wir müssen Vater und die anderen suchen!“

Erklärte sie und war dabei fest davon überzeugt, dass alle Wölfe des Rudels das gleiche Glück wie sie gehabt hatten und einfach nur an einer anderen Stelle des Ufers an Land gespült worden waren. „Nie aufgeben!“, das galt doch für jeden Wolf des Rudels, oder nicht? Und so hatten sich sicherlich alle anderen auch an diesen Leitspruch gehalten und niemand hatte einfach aufgegeben!

Bevor Shila ihrem Aufruf an die anderen Wölfe Nachdruck verleihen konnte, machte sie eine großartige Entdeckung im Schnee… Zwei tote Karibus! Ihr Magen meldete sich erneut zu Wort und die junge Fähe wartete gar nicht lange ab. Schon stürzte sie sich auf das langersehnte Mahl und wiffte den anderen zwischen zwei Bissen Fleisch zu

“Schaut nur! Es ist genug für alle da!“

Der Hunger vertrieb zumindest für einen Moment die Sorge um die anderen Rudelmitglieder und den Drang sich sofort auf die Suche machen zu müssen. Shila schlang einen Bissen nach dem anderen hinunter, es war für alle reichlich da und der Kampf im Wasser hatte sie all ihre Kräfte gekostet…



Re: 17 | Auf der Suche - Kodeiyan - 25.02.2014

Es war alles so schnell gegangen. Kody war den Anderen gefolgt, war dicht bei seiner Schwester geblieben. Das Knacken des Eises hatte er zuerst nicht wahrgenommen, erst als es zu spät war, drang es in sein Unterbewußtsein. Und nur einen Herzschlag später hatte die eisige Kälte sie ergriffen, presste die Luft aus ihren Lungen. Schreie drangen an seine Ohren, während die Flut immer wieder an seinen Gliedern zog. Er schluckte Wasser, versuchte irgendwie an Luft zu gelangen, vrlor den Kampf jedoch, als das Wasser ihn ein Stück fort getragen hatte und sich eiskalte Dunkelheit um ihn legte, ihm jegliches Bewußtsein nahm.
Der junge Rüde erwachte auch nicht, als sein Körper festen Boden unter sich hatte. Leise Geräusche drangen an seine Ohren, jedoch waren es erst leise Stimmen, die ihn zu Bewußtsein kommen ließen. Er konnte sie nicht zuordnen, seine Sinne waren zu benommen, um ihre Gerüche erkennen zu können. Kodeiyan schlug langsam die Augen auf, blinzelte immer wieder. Die Welt schien sich schneller zu drehen, die sachte Berührung schien viel zu fern, als das der Braune sie wirklich wahrnehmen konnte. Aber mit seinem Bewußtsein kehrten die Erinnerungen zurück. An alles, was geschehen war, an die Wölfe, die genau wie er in das Eis eingebrochen waren. Erschöpft drehte Kodeiyan den Kopf herum, betrachtete aus müden, braunen Augen die Wölfe, die bei im waren. Devaki... und ein Wolf, den er nicht kannte. Einen Moment hatte er gehofft, dass er die Gesichter sehen würde, die er jetzt am meisten sehen wollte. Devaki war bei ihm... aber was war mit seiner Schwester, mit Liath... Kainuu? Mit einem Husten drehte der Braune den Kopf also wieder nach vorn, schloß die Augen. Er war zu schwach, zu hungrig. All die Gedanken, die in diesem Moment durch jeden Winkel seines Körpers schoßen, ließen den jungen Körper zittern. Er hatte seine Energie für die Flucht genutzt, für den Rückweg zum Rudel. Und nun hatte die kalte Flut ihm die letzte Kraft genommen. Ein leises Wimmern verließ den Fang des Rüden, der Gedanke an die anderen Wölfe schien ihn schier zu zerreißen. Er wollte keinen dieser Gedanken zulassen, und doch... konnten die Anderen überlebt haben? Wo waren sie? Sein ganzer Körper zitterte, als ein erneutes Wimmern über seine Lefzen drang. Vollkommen erschöpft.


Re: 17 | Auf der Suche - Yashaí - 26.02.2014

[justify]Es dauerte nicht lange, bis sich Erfolg einstellte und zumindest der größere Rüde auf ihren Versuch reagierte, die beiden Gefundenen wieder zu ihrem Bewusstsein zu bringen. Sie spitzte die Ohren und hielt inne – den Fang noch immer recht nah an seinem dunklen Pelz, um reagieren zu können, wenn der Wolf wieder wegdämmern würde. Doch er schien tatsächlich zu seinem Kampfgeist zurückgefunden zu haben und richtete sich zumindest mehr schlecht als recht auf, weshalb die Fähe einen kleinen Schritt zurückwich. Ihre Rute pendelte freundlich, während ihr Blick – nun doch wieder etwas besorgter – die Gestalt des Dunklen musterte und sie unschlüssig mit den Ohren spielte. Na, so ganz alltäglich, dass man zwei durchnässte Wölfe am Ufer eines Flusses fand, war's immerhin nicht, oder? Flüchtig wanderten ihre honigfarbenen Augen über die Karibukadaver und schließlich den Fluss hinauf, wo die beiden Artgenossen hergekommen sein mussten. Doch recht schnell versperrte ihr sowohl eine Biegung des Bettes als auch die umstehenden Bäume hinter dem sandigen Abfall zum Wasser hin den Blick. Sie hatte ohnehin nicht mehr allzu viel Aufmerksamkeit dafür übrig, denn kurz darauf erreichten die undeutlichen Worte des Dunklen ihre Ohren und ließen sie den Kopf etwas ratlos zur Seite neigen. Sie hatte nicht verstanden, was er gemurmelt hatte, doch er schien ohnehin noch lange nicht ganz auf der Höhe zu sein. Sie versuchte, die Situation etwas aufzulockern, erwartete allerdings nicht wirklich, dass die beiden angeschlagenen Gestalten darauf reagierten. Yashaí hob den Kopf, als auch der braune Rüde sich zu regen begann, ehe sie den Blick des Schwarzen erwiderte, der mit einem mal ein klein wenig überrascht schien.

„Mein Name lautet Yashaí. Ich habe euch hier gefunden.“, antwortete sie ohne Zögern, allerdings mit angemessenem Ernst.

Auch der jüngere Wolf hatte sich kurzzeitig etwas aufgerichtet, doch sein Kopf sank, kaum dass Yashi zu ihm hinübergeblickt hatte, wieder zu Boden. Sein halbstarker Körper schien von der Situation weitaus beeinträchtigter als der des ausgewachsenen Rüden. Das leise Wimmern aus seiner Richtung zerrte an ihrem Herzen, sodass sie sich zusammenreißen musste, nicht abermals den Abstand zwischen ihnen zu überbrücken. Letztendlich aber konnte sie sich das Häufchen wimmernden Elendes nicht mehr ansehen und nährte sich vorsichtig dem jungen Rüden, um ihn abermals sanft und bekräftigend mit dem Fang zu berühren.

„Hey, junger Wolf. Es ist gut, ihr habt's geschafft.“, versuchte sie ihm gut zuzureden und hob schließlich wieder den Blick zu seinem älteren Begleiter. Der Witterung nach zu urteilen, gehörten sie eindeutig zusammen. Sie und noch ein paar andere, wie es schien. „Erinnert ihr euch daran, was geschehen ist?“

Fragend hob sie den Blick zu dem Älteren und spielte besorgt mit den Ohren.[/justify]