Night-Wolves
Schwarz im Weiß | Vor Plot 16 - Druckversion

+- Night-Wolves (https://nightys.schattenwanderer.net)
+-- Forum: Rollenspiel (https://nightys.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=7)
+--- Forum: Zwischenspiele (https://nightys.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=6)
+---- Forum: Chatplay (https://nightys.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=20)
+---- Thema: Schwarz im Weiß | Vor Plot 16 (/showthread.php?tid=256)



Schwarz im Weiß | Vor Plot 16 - Devaki - 19.10.2013

Schwarz im Weiß
¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯
Dubh, Laines, Liath und Devaki | Rast während der Wanderung | vor "Über den Fluss"


Das Rudel war schon einige Tage unterwegs, als sie den Anfang des Tals erreichten. Kaum hatten sie eine Pfote hineingesetzt, hatte es angefangen zu schneien. Die Wölfe hatten beschlossen den kleinen Sturm abzuwarten. Sie rollten sich unter einer Baumgruppe dicht beieinander zusammen und warteten auf das Ende von Wind und wirbelnden Flocken. Kaum zwei Stunden später ließ der Wind nach. Die Wolken hatten ihre Speicher geleert und zogen ohne weitere Niederschläge ihres Weges. 

Es war vorbei. Der Schneefall ließ nach. Devaki hob den Kopf und spähte unter den Nadelzweigen der Tannen, unter denen sie Schutz gesucht hatten hervor. Entwarnung. Er drehte die Ohren nach hinten und lauschte den leisen Atemgeräuschen, die von den meisten der Wölfe kamen. Viele hatten die Pause zum Schlafen genutzt, vor allem die jüngeren Wölfe. Bei der Bewegung fiel ein wenig Schnee von seinen Ohren auf den Kopf. Von dort aus riss es einen kleinen Pfad in die leichte weiße Schneedecke, die sich auf seinem schwarzen Fell gebildet hatte. Dann stand er leise und vorsichtig auf, schob Kainuu, die sich an ihn kuschelte, ein wenig zur Seite und trat unter den Bäumen hervor.

Liath beobachtete gespannt, wie sein eigener Atem kleine Höhlen in den Schnee vor seiner Nase fraß und sie sich immer mehr vergrößerten, je heftiger er ausatmete. Das weiße Zeug schien seinen Atem nicht zu mögen, wenn es ihm so auswich. Auch vor seinen Pfotenballen flüchtete es und sein Bauch war aus irgendeinem Grund inzwischen nass … Der Schneesturm hatte aufgehört und das Jaulen endlich Ruhe gegeben, so dass er sich nun wohl guten Gewissens erheben konnte. Gerade als er sich dazu aufraffen wollte, bewegte sich auch Devaki und stand auf. Liath tat es ihm gleich und trat leise neben ihn, um keinen der Anderen zu wecken. Die schwarze Nase berührte flüchtig das nicht mehr ganz so schwarze Fell. „Gehen wir weiter?“, fragte er gespannt und sah seinen Vater mit leicht schräg gelegtem Kopf von der Seite her an. Ihn hätte es jedenfalls nicht gestört.

 Dubh war sich noch immer nicht ganz sicher, was er von all dem halten sollte. Seine Gedanken drehten sich noch immer um die Entscheidung, dass sie sich diesem Rudel angeschlossen hatten. Ob er mit der Entscheidung zufrieden war, das war ihm noch nicht so klar. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Würde vermutlich die Zeit zeigen, im Moment hatte er es erst einmal auf das Drängen von Dannsair und Rylai getan. Der Schneesturm und die damit einhergehende Pause hatten ihn leider nicht von den Gedanken befreit, da er nun noch mehr Zeit auf sie verschwenden konnte. Einen kurzen Blick warf er auf Rylai, die neben ihm lag, ehe auch er sich erhob, den wenigen Schnee von seinem Kopf schüttelte unds ich zu den anderen beiden bewegte, aber auch hier einiges an Abstand behielt. Aufmerksam wanderte sein Blick zwischen dem Jungwolf und seinem Vater hin und her, hatte ersterer doch genau die Frage gestellt, die auch ihn interessierte, sodass er erst einmal wortkarg bleiben konnte.

Der Leitwolf hatte sich gerade genauer umsehen wollen. Leise und allein, so dass er wieder da war, wenn die anderen auch aufwachten. Doch in diesem Moment stupste ihn eine Wolfnase ihn an und schon schauten Liath' neugierige grüne Augen in seine. Aus seinem schönen Plan wurde also nichts. „Nein, ich denke wir rasten noch ein wenig. Die anderen sind Mühe, gönnen wir ihnen etwas Ruhe.“ entschied er leise. Die Reise war lang und anstrengend gewesen. Eine kleine Pause konnte dem Rudel nicht schaden. Devaki streckte die Vorderpfoten durch und schüttelte dann den restlichen Schnee au seinem Fell. Sein Blick fiel auf Dubh, der sich ebenfalls unter dem Dach der Äste hervorgepellt hatte. „Aber für könnten die Umgebung ein wenig erkunden, wenn ihr mögt. Vielleicht finden wir etwas zu essen.“

Liath hätte gemacht, was immer sein Vater vorgeschlagen hätte und Essen suchen klang doch wirklich ausgesprochen gut. Dazu hätte ihn sogar der alte Arkas motivieren können. Er nickte also sofort begeistert und warf auch Dubh einen freundlichen Blick zu. Zwar kannte er Dannsairs schweigsamen Bruder kaum, der sich erst vor kurzem dem Rudel angeschlossen hatte. Aber daran konnte so eine kleine Erkundung ja schnell etwas ändern. „Wieso weicht der Schnee mir eigentlich aus, Papa?“, fragte er leise, während er zwei Schritte nach vorn machte und demonstrierend zurückschaute. Dort wo er gestanden hatte, formte sich eine gut sichtbare Spur. Seine Rute pendelte hin und her, noch wartete er auf das Kommando seines Vaters, wo es für sie denn genau hin gehen sollte. In der Luft lag keine vertraute Witterung und auch Wild war nicht auszumachen. Der Geruch des Schnees war inzwischen einfach überall.

Einen kurzen Blick warf der Rüde über die Schulter hinweg zu den anderen, die noch immer schliefen. Sie weiter ruhen zu lassen, würde Sinn ergeben, gar keine Frage. Leicht kniff er die Augen zusammen, wandte den Blick wieder ab, ehe er sich für einen kurzen Moment auf die Hinterläufe in den frisch gefallenen Schnee sinken ließ, um in der nächsten Sekunde wieder auf den Beinen zu sein, als der Vorschlag kam sich ein wenig umzusehen. Der Reflex dabei einfach in eine andere Richtung als die beiden anderen zu verschwinden, war das erste, was ihm durch den Körper jagte, gefolgt von dem Gedanken vielleicht nicht wieder zu kommen. Schrecklich wie das sein Denken dominierte, aber das konnte er Rylai nun wirklich nicht antun. So still und heimlich. Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte er den Alpha. „Ob wir hier schon etwas finden?“, fragte er. Soweit war ihm der zurückgelegte Weg dann doch nicht erschienen.

Zufrieden stellte Devaki fest, dass Dubh offenbar vor hatte sich ihnen anzuschließen. Er hatte sich noch nicht oft mit dem Rüden unterhalten. Was er sagen konnte war, dass er ganz anders war als Dannsair und sicherlich gut auf ein Rudel verzichten konnte. Und trotzdem blieb er. Deva wusste nicht, ob ihn das erstaunen, erleichtern oder beunruhigen sollte. Der schwarze Leitrüde zuckte leicht mit den Schultern. „Kann ich nicht sagen. Solange wir nicht wissen, wohin die Wildherden gezogen sind und warum sie unser altes Revier meiden, lässt sich nicht beurteilen, wie weit wir gehen müssen, um wirklich ausreichend Nahrung zu finden.“, erwiderte er immer noch leise, um die anderen nicht aufzuwecken, bevor er sich seinem Sohn zuwandte. Der Vater lächelte kurz. Ausgewachsen war Liath zwar, vom Körper her jedenfalls. Aber im Kopf war er immer noch ein Welpe. „Er weicht dir nicht aus. Du drückst ihn mit deinem Gewicht platt, du kleines Dickerchen.“ Das Lächeln auf seinen Lefzen wurde breiter. „Lasst uns gehen.“

Liath stellte fest, dass Dubh Dannsair so überhaupt nicht ähnlich war. Man dachte ja, Geschwister wären immer ein bisschen so wie die anderen. Aber der schwarze Rüde (sie bildeten jetzt übrigens ein tolles schwarzes Dreiergespann!) war so schweigsam und wirkte verschlossen und brummig, dass er eher der Bruder von Arkas sein könnte. Und gerade das machte Liath irgendwie neugierig, mit einer Prise Skepsis. Er linste zu ihm und wollte ihn schon darauf ansprechen, doch dann ließ er es lieber erstmal bleiben. Jetzt redeten die Erwachsenen und der Jungwolf hielt vorsorglich lieber die Klappe und lauschte. Doch dann wandte sich Devaki ihm zu und erklärte ihm diese erstaunliche Sache mit dem ausweichenden Schnee. „Oh“, machte er erstaunt und sah kurz betroffen aus. Dann bemerkte er das Lächeln im Gesicht seines Vaters und erwiderte es fast erleichtert. „Ich dachte ich mache ihm Angst.“ Aber da das nicht der Fall war und Schnee offenbar gar nicht zu leben schien, machte er ein paar ausgelassene Hüpfer nach vorn und warf sich dann mit Karacho in eine Schneewehe. Als er sich aus der wieder befreit hatte, war sein ganzen Fell voller Schnee, aber auf seinem Gesicht lag ein Strahlen. 

Laines hatte nur gedöst, denn er war selten wirklich müde und Ruhepausen nahm er sich nur gezwungener Maßen. So wie jetzt. Ansonsten war er eher der Wolf, der ständig etwas tun musste, weil er sonst das Gefühl hatte, seine Zeit zu verplempern. Als er hörte, wie sich die ersten Wölfe nach dem Abebben des Schneesturms langsam regten, lauschte der Schwarze aufmerksam - bewegte sich vorerst allerdings nicht. Erst mal hören, was die nun zu tun gedachten. Als er hörte, dass sie auf Futtersuche gehen wollten und die Stimmen sich Liath, Devaki und Dubh zuordnen ließen, hob er den Kopf, richtete sich auf und schüttelte den Pelz, als hätte er nur auf die perfekte Gelegenheit gewartet, um wieder aufzustehen. "Ich komme mit, wenn ihr nichts dagegen habt!"

Bei den Worten des Alphas, nickte der dunkle Rüde nur leicht. „Hoffen wir es“,meinte er. Zwar glaubte er nicht, dass sie schon weit genug waren – schließlich waren er und Rylai schon eine kleine Weile unterwegs gewesen, bevor sie auf das Rudel gestoßen waren und hatten keine Beute mehr gesehen –, diesen Gedanken aber auszusprechen, das wollte er nicht. Er sah es realistisch, konnte aber nicht einschätzen wie groß die Hoffnungen der anderen waren und die dann in einem Schlag zu zerstören wäre … komisch. Auch wenn Devaki ihm nicht wie ein Wolf schien, der an unrealistischen Hoffnungen festhielt. Ein kurzes Schmunzeln huschte über seine Lefzen, als er dem Gespräch zwischen Vater und Sohn lauschte und war insgeheim froh, dass Rylai ihm nie mit solchen Fragen gekommen war, denn die Ruhe und Geduld, die man bei so etwas sicher haben musste, um eine Antwort zu geben, die nicht ruppig war, weil ihm die Frage so naiv vorkam, die hätte er sicherlich nicht gehabt. Kurz trampelte er an Ort und Stelle den Schnee zu seinen pfoten platt, ehe er einen letzten Blick zu Rylai warf und dann langsam wahllos in eine Richtung lostrottete, bevor er wieder stehen blieb, sich nach den anderen umsah und dann auch Laines bemerkte, der zu ihrer kleinen Gruppe gestoßen war. Mit einem schwachen Nicken kommentierte er die Worte des dunklen Rüden. Er hatte nichts dagegen, am Ende würde dann aber doch Devaki entscheiden. Wie viele sie nun waren, konnte Dubh nicht egaler sein. 

Ein forschender Blick in Dubhs Gesicht sagte ihm, dass der Rüde nicht sonderlich überzeugt von dem Plan war oder dass ihn gewisse Zweifel plagten. Aber wenigstens hatte er so viel Anstand den Mund zu halten und seine Zweifel für sich zu behalten. Das war ein Charakterzug, der Devaki durchaus sympathisch war. Vor allem, weil er ihn von Arkas unterschied, der dem Schwarzen jetzt ohne Zweifel vorgehalten hätte, wie schlecht seine Entscheidungen gewesen wären. Devaki nickte dem Rüden daher dankbar zu. Als er Laines Stimme hörte, wandte er sich um. Der Schwarze nickte, wie Dubh. „Natürlich, gerne. Acht Augen sehen mehr als.. nun ja, ihr wisst schon. Lasst uns gehen.“ Wenn sie noch länger hier blieben, würden womöglich noch mehr Wölfe aufwachen und sie begleiten wollen. Und dann konnten sie den Weg auch gleich gemeinschaftlich fortsetzen. Devaki ging also vor und warf nur einen Blick zurück, um zu sehen, ob sie auch alle folgten. Liath stach mit seinem auf einmal weißen Fell aus der schwarzen Gruppe heraus. „Falls wir Wild sehen, bist du wenigstens gut getarnt.“ bemerkte er amüsiert.

Liath bekam gar nicht mit, dass sich auch Laines der Gruppe anschloss, der war schon bei den Anderen, als er gerade aus dem Schnee wieder auftauchte. Auf seinem Kopf türmte sich noch ein Häufchen des weißen Krümelzeugs und auch in seinen Ohren kitzelte es. Schließlich konnte er das Bedürfnis nach einem kräftigen Schütteln nicht mehr unterdrücken und ließ einen feinen Schneeschauer auf die Anderen niedergehen. Dann sprang er aus dem Haufen, tobte einmal um die drei erwachsenen Wölfe herum und reihte sich dann brav und unschuldig wieder ein. „Dafür müssten wir richtig weißes Fell haben. Wie die Hasen jetzt.“ Liath hatte noch nie einen Polarwolf gesehen und wusste nicht, dass es auch Wölfe mit weißem Fell gab. 

Laines sah Liath erst, als dieser auftauchte und sie mit einem Schneeschauer vollrieselte. Laines schüttelte daraufhin seinen Kopf und neigte ihn etwas schräg. Mit einer Pfote fuhr er sich über das Ohr, in das er Schnee bekommen hatte. Noch einmal schütteln, wäh. Dann richtete er sich wieder auf. "Tja, dieses Rudel scheint hauptsächlich schwarze Wölfe anzuziehen ... schon etwas ungewöhnlich!", meinte er und trabte locker seinem Alpha hinterher.

Das dankbare Nicken verwunderte Dubh dann doch schon. Natürlich hatte er sich zurückgehalten, aber war das nicht irgendwo selbstverständlich? Selbst wenn er die Entscheidung infrage stellen würde, so wäre es sicherlich nicht seine Aufgabe, dies offen zu tun und Devaki anzuzweifeln. Nein, wenn es zu bunt wurde, konnte er einfach verschwinden, statt groß seine Meinung kundzutun. So war es Verwunderung auf seiner Seite bei dieser Geste, die er dennoch gerne entgegen nahm. Sobald die anderen ihn wieder eingeholt hatten, stiefelte er neben ihnen her, den Blick wie eh und je recht starr vor sich gerichtet, dennoch die Ohren gespitzt, um vielleicht irgendetwas zu hören. Ein kleiner Schwall von Liaths mitgebrachtem Schnee landete auf ihn, doch der Rüde machte sich gar nicht erst die Mühe ihn abzuschütteln, ließ ihn auf seinem Fell. Der würde schon abfallen. Die Aussage des Jungwolfes ließ ihn wieder schmunzeln. Kurz flackerte sein Blick zu Laines. „Und trotzdem seid ihr eine bunte Truppe“, setzte er hinzu. Das war dieses Rudel wirklich, das konnte er schon jetzt sagen, auch wenn er sie nicht lange kannte, wenn man von kennen überhaupt sprechen konnte. Aber ein bunter Haufen, das waren sie irgendwie schon.

Dass Liath Schnee umherschüttelte, störte ihn nicht. Er bemerkte es kaum, sondern trabte zunächst schweigend neben den anderen her, den Blick in die Gegend gerichtet auf der Suche nach Spuren. Erst, als Dubh den 'bunten Haufen' erwähnte, drehte Devaki zunächst ein Ohr zu den anderen und dann den Kopf. „Ein bunter Haufen? Wie kommst du denn darauf?“Er sah Dubh interessiert an, denn es war selten, dass er die Meinung eines Außenstehenden über das Rudel zu hören bekam. „Oh und als ich vor Jahren hier ankam, hatten wir weiße Wölfe dabei. Onkel Réan zum Beispiel.“ Dass der genau genommen erst nach ihm zum Rudel gestoßen war, erwähnte Devaki nicht, denn es spielte keine Rolle. 

Liath stapfte mit gespitzten Ohren und aufmerksam zuckender Nase neben den Erwachsenen durch den Schnee. Noch wollte sich keine Fährte zu ihnen verirren, aber wenn sie lang genug suchten, würden sie sicherlich etwas finden. Und er würde jetzt nicht mehr wild durch die Gegend springen, um die Beute nicht aufzuschrecken. Mit einem Ohr hörte er Dubh und seinem Vater zu, mit dem anderen versuchte er, vielleicht ein paar hilfreiche Geräusche aufzuschnappen. Aber das Gerede der älteren Wölfe lenkte ihn ab. Er wusste dass „bunter Haufen“ etwas war, das ein Wolf nicht wörtlich meinte, wenn er es sagte. Trotzdem verstand er die Bedeutung nicht so ganz und legte den Kopf schief. Aber er fragte lieber nicht und hörte eher interessiert zu.

Laines lachte über Dubhs Worte. "Oh, ja. Das stimmt.", pflichtete der Schwarze ihm bei und sah dann zu Devaki und Liath. Devaki fragte nach, was Dubh wohl damit meinte und Liath sah ähnlich fragend aus. Wolf, das verstanden sie nicht? Das war doch wohl völlig offensichtlich. "Er meint natürlich unsere Persönlichkeiten.", half er ihnen auf die Sprünge und blickte kurz zum Rudel zurück. "Wir sind alle ziemlich unterschiedlich. Und zusammengewürfelt sind wir auch noch. Bis auf eure Familie kommen alle von woanders her."

Es kränkte ihn ein wenig, dass Laines glaubte er würde die Metapher nicht verstehen. Ihm war bewusst, dass damit die Persönlichkeiten gemeint waren, aber er fand nicht, dass sie sich alle so sehr unterschieden. „Dann ist doch jedes Rudel ein bunter Haufen, oder nicht? Es gibt nirgends Wölfe, die gleich sind... Und so unterschiedlich..“ Er warf einen Blick auf Liath. Nun vielleicht waren sie doch eher unterschiedlich. „Aber im Grunde sehen wir uns doch alle nach dem gleichen. Einem guten Leben, einer Familie, einem vollen Magen und...“ Tja, wonach eigentlich? Devaki beendete den Satz nicht und gab Liath und Laines so Raum ihre eigenen Wünsche einzufügen.

Liath kannte nichts Anderes als dieses Rudel und wusste selbstverständlich auch nicht, dass es sonst unüblich war, fremde Wölfe aufzunehmen. Jedenfalls so viele fremde Wölfe. Außerdem waren sie für ihn alle Familie. Gut, Dubh noch nicht. Aber wenn er blieb, würde er es werden, so wie sein Bruder. Laines war sein Onkel, natürlich gehörte er für Liath zu seiner Familie. Und daran wollte er ihn unbedingt erinnern. „Aber du gehörst doch auch zur Familie. Du bist mein Onkel.“, stellte er etwas aufgeregt fest und sah Laines fordernd an. Das sah er doch nicht etwa anders, oder? Devakis Worte lenkten dann aber die Aufmerksamkeit des Jungswolfs ab. Gutes Leben, Familie, was zu Essen … das sah er alles genauso. Als keine Fortsetzung kam, grübelte er kurz und entschied sich dann für „Spaß!“, was er mit passend begeisterter Stimme ergänzte. 

Laines trabte neben den anderen Wölfen her. "Naja, es soll auch Rudel geben, in denen sich die Mitglieder alle recht ähnlich sind. Aber das ist ziemlich langweilig." Er sah zu Liath hinüber, der nun klar stellte, dass er auch zur Familie gehören würde. Irgendwie rührte ihn das ja, aber trotzdem kam er nicht umhin leicht sein Gesicht zu verziehen, auch wenn ein Grinsen auf seinen Lefzen hängen blieb. "Aber Onkel klingt immer so alt ..." Anschließend schenkte er seine Aufmerksamkeit wieder Devaki, der meinte, dass alle nach dem selben streben würden. "Die einen wollen Macht, die anderen wollen lieber nicht im Mittelpunkt stehen. Wieder welche suchen nach Liebe, ein anderer denkt sich, dass er alleine besser dran ist. Allerdings kann ich bestätigen, dass sich jeder mit einem vollen Magen wohler fühlt."

Devakis Lefzen zuckten kurz nach oben. Dass Laines nicht gefiel Onkel genannt zu werden, störte ihn nicht. Denn er war nicht Liath' Onkel und Deva war sich immer noch nicht sicher, was er von Laines eigentlich halten sollte und das obwohl er schon so lang bei ihnen war. Einerseits war er immer betont freundlich – aber eben auch unglaublich unnahbar. Nur, dass er die Welpen etwas anstrengend fand, das hatte er erfahren. Das Ausweichen des Rüden war zumindest eine gute Gelegenheit ihn ein wenig zu necken und die Stimmung ein wenig zu lockern. „Dein Onkel ist der Frage jetzt aber geschickt ausgewichen, Liath, hast du das gemerkt?“ Es hätte Devaki schon interessiert, was Laines für ein zufriedenes Leben brauchte. Strebte er nach Macht oder suchte er Liebe? Letzteres konnte er sich kaum vorstellen. Aber wer konnte das schon mit Sicherheit sagen? Liebe brauchten sie doch alle irgendwie. In welcher Form und von wem auch immer.

Liath sah in Laines' leichter Abwehr keine echte Ablehnung des angeblichen Verwandtheitsgrades und schüttelte nur grinsend den Kopf. „Aber du bist nicht alt, deswegen kann es dir doch egal sein.“ Genau genommen hatte der Jungwolf nicht den Hauch einer Ahnung, wie alt der Schwarze war, aber wenn er sich beschwerte, dass ihm das Wort Onkel zu alt klang, war er sicher nicht alt. So viel zur Jungwolflogik. Der Aufzählung hörte er dann gespannt zu und hätte gar nicht bemerkt, dass Laines für sich selbst keinen Standpunkt preisgab, außer dass er der Sache mit dem vollen Magen zustimmte. Durch Devas Hinweis aber fiel es ihm auch auf und sein Kopf ruckte vom einen zum anderen. „Und was willst du, außer einem guten Leben, Familie und eh … immer genug im Bauch?“, richtete er die Frage nochmal ganz direkt an den Schwarzen. 

Laines grinste dem schwarzen Jüngling zu. Na, wenn er meinte. Er konnte ja eh nichts dagegen tun, dass er ihn Onkel nannte. Das tat er sowieso schon immer. Die bernsteinfarbenen Augen wanderten zu Devaki, als dieser meinte, er wäre der 'Frage' geschickt ausgewichen. Ahja, es hatte eine Frage gegeben? War ihm entgangen, dass sie nun einander aufzählen sollten, wonach sie sich sehnten. Liath wurde da noch ein bisschen direkter. Bitte, wenn sie wollten. Allerdings musste er da erst einmal nachdenken. "Uff ... ich brauch nicht viel. Macht ist nichts für mich und die Liebe ..." Er schüttelte leicht den Kopf "Nah, das war auch eher eine ernüchternde Erfahrung. Alles was ich will ist, dass mir das Leben nicht langweilig wird. Also, vielleicht trifft es "Spaß" bei mir auch ganz gut."

„Spaß, ja? Ihr seid ja beide genügsam.“ stellte der Leitrüde fest, auch wenn ihn die Antwort von Laines ein wenig irritierte. Der Rüde hatte auf ihn nie den Eindruck gemacht wirklich Action zu brauchen, von Albernheiten wie Liath sie drauf hatte mal ganz abgesehen. Aber wahrscheinlich verstand der einfach etwas ganz anderes unter Spaß als Devaki es tat. Der Leitrüde wandte den Blick in den Schnee vor sich. Womöglich würde ihm selbst ein wenig Spaß ganz gut tun. Ein wenig Lockerheit. Wobei das Rudel wohl ein wenig schief schauen würde, wenn ihr Anführer plötzlich fröhlich tänzelnd vor ihnen herhüpfen würde. Er war ja auch nicht Dannsair. Sich fallen lassen, war einfach nicht sein Ding.

(Fortsetzung folgt...)


Re: Schwarz im Weiß | Vor Plot 16 - Devaki - 07.12.2013

Liath schaute neugierig zu Laines hinüber und hatte ein bisschen das Gefühl, dass der Schwarze seinen Vater und ihn extra auf die Folter spannte. Er grübelte und überlegte, bis er mit etwas herausrückte, das auch nicht so eindeutig war, dass Liath es richtig verstanden hätte. Macht und Liebe also nicht, dafür eher Spaß ? Das klang irgendwie so nach Onkel Dannsair. Er dachte kurz nach und nickte dann. „Macht ist das, was du hast, weil du Leitwolf bist?“, erkundigte er sich bei Devaki und blickte dann wieder zu Laines. „Liebe? Hast du hier im Rudel keinen lieb?“ Er fühlte sich ein wenig auf den Schwanz getreten, hatte er doch fest angenommen, dass der Rüde ihn gern hatte.

Laines nickte einfach auf Devakis Erwiderung. So einfach war das halt. Wenn Laines selbst genau gewusst hätte, was er konkret für sein Leben wollte, hätte er ihm eine ausführlichere Antwort geben können, aber der Schwarze hatte im Grunde genommen keinen Plan, was das Leben für ihn bereit hielt. Es war ihm auch egal, solange er nicht anfing, sich zu langweilen. Solange das Leben nicht öde und eintönig wurde. Er nickte einfach noch mal, als Liath für sich selbst noch einmal das Wort Macht erklärte – Himmel, wie alt war der Knabe noch einmal? – guckte dann aber etwas sparsam aus dem Pelz, als der Kleine ihn fragte, ob er im Rudel niemanden lieb hatte. „Oh, ich glaube wir meinen da etwas Verschiedenes. Ich meine damit eine Gefährtenschaft, so wie sich ein Vater … und eine Mutter … normalerweise … lieb haben.“ Erklärte er und wurde zum Schluss hin etwas zögerlicher, weil der Vergleich hier hinkte. Zumindest hatte er nie das Gefühl gehabt, dass Devaki und Siyi innige Gefährten gewesen waren. Der Schwarze holte mit der Pfote aus und wuschelte Liath spielerisch über den Kopf. „Keine Angst, dich mag ich natürlich.“

Devaki hätte seine Position nicht als Macht bezeichnet. Ihm kam es in letzter immer mehr vor wie eine ungewollte Sklaverei in die er geraten war, ganz unfreiwillig, aber aus der er sich auch nicht befreien konnte. Mächtig fand er sich nicht, schon gar nicht, weil es ihm nicht immer gelang das Rudel zusammenzuhalten. Aber da Laines die Frage bereits mit einem Nicken beantwortet hatte, schwieg der Schwarze einfach. Stattdessen merkte er auf, als Laines versuchte die Gefährtenschaft zu erklären. Das klang ein wenig holprig und Devaki warf dem Rüden einen irritierten Blick zu. Dabei musste er allerdings zugeben, dass Siyi für ihn tatsächlich eher eine Freundin und Mentorin als eine Gefährtin gewesen war. Dass sie gestorben war, so kurz nach der Geburt der Welpen, hatte die Sache nicht besser gemacht. Aber das musste Liath nicht unbedingt wissen. „Zum Beispiel wie dein Großvater deine Großmutter geliebt hat. Er lebte in unserem Tal und sie weit weg. Aber ohne sie konnte er nicht sein. Also nahm er immer wieder den weiten Weg auf sich, nur um sie zu sehen.“ startete der Vater einen Ablenkungs- und Erklärungsversuch und fügte auf Laines' holprige Ausflucht fast flüsternd an: „Das musste er jetzt sagen, damit du nicht böse bist“

Liath schaute nun noch neugieriger zwischen Vater und Onkel hin und her, denn von beiden erwartete er wichtige Antworten. Wobei, das mit der Macht verlangte ja eigentlich gar keine Bestätigung. Sein Vater war sein Vorbild und der Leitwolf, das verlieh ihm automatisch Macht, Liath stellte das nicht in Frage. Und Laines scheinbar auch nicht, ebenso wenig wie Devaki selbst. Das stimmte den Jungwolf zufrieden. Bei den Erklärversuchen von Laines aber runzelte er etwas die Stirn und dachte an Siyi. Sein Bild von ihrwar stark verblasst, kaum mehr als eine ferne Erinnerung an Gefühle, die er mit ihr verband. Aber was Laines erklärte, warf für den Jungwolf ein neues Licht auf Siyis Tod und mitfühlend sah er zu seinem Vater. „Dann warst du sehr traurig, als sie gestorben ist, oder?“, murmelte er und sah ihn beinahe scheu an. War es schlecht von ihm, dass er sich nicht mehr an Trauer erinnern konnte, weder seinerseits noch bei Devaki? Hatte er das in seiner welpischen Ungestümtheit einfach nicht begriffen? Doch ehe er fragen konnte, landete Laines Pfote auf seinem Kopf und er knickte gespielt dramatisch mit beiden Vorderbeinen ein und landete im Schnee. „Ey!“, beschwerte er sich und sprang dann schnell wieder auf, schüttelte sich und putzte scheinbar beleidigt die eigene Flanke. „Bist du nur wegen mir beim Rudel, weil du nur mich magst?“, fragte er dann bemüht beiläufig, linste aber doch zur Seite und musste ein Grinsen verbergen.

Laines konnte ein leichtes Zucken seiner Lefzen nicht unterdrücken und schmunzelte in sich hinein. Da hatte er einen Volltreffer gelandet, sonst würde Devaki nun nicht auf Großmutter und Großvater ausweichen. Obwohl er auch das ein wenig komisch fand. Welchen Grund hatte die gute Wölfin denn NICHT mit ihrem Gefährten in einem Rudel zu leben, sodass dieser sie hin und wieder besuchen musste? Wobei sich die Frage andersherum natürlich genau so stellte. Aber tja, was verstand er schon davon. Er hätte Noesis jedenfalls nicht besucht, wenn er schon nicht wichtig genug gewesen wäre, um ihr permanenter Begleiter zu sein. Aber das war ja eh egal. Devakis Stichelei entlockte dem Schwarzen schließlich ein Schnauben. Der ließ auch nie ein gutes Haar an ihm. Bevor er aber zu einer Antwort ansetzen konnte, ließ sich Liath dramatisch in den Schnee fallen. Mit einem Grinsen überlegte Laines, zu einem Sprung anzusetzen, da stellte Liath eine ziemlich fiese Frage. Hah, nicht mit ihm! "Das ist eine sehr gemeine Frage, weil es weder schön wäre, wenn ich sie mit Ja beantworten würde, noch mit Nein. Also beantworte ich sie gar nicht!", ließ er verlauten und zog dem Jungwolf am Ohr.

Sein Ablenkungsmanöver war ein wenig nach hinten losgegangen, denn nun stellte Liath eine Frage, auf die Devaki zwar wahrheitsgemäß antworten konnte. Allerdings würde der Jungrüde wohl relativ schnell merken, dass die Trauer nicht so ausfiel, wie sie es wohl hätte tun sollen. Deshalb war der Schwarze recht froh, dass Laines seinen Sohn schnell wieder ablenkte, so dass der Vater einfach gar nicht auf die Frage antwortete. So ähnlich wie Laines, nur eben stillschweigender. Stattdessen beobachtete er lieber das Geplänkel zwischen den beiden – und ihm kam in den Sinn, dass sie in diesem Moment wohl beide das bekamen, was sie wollten: Ein wenig Spaß.

Liath fand es ein bisschen unangebracht, jetzt so herumzutoben, wenn sie dich gerade auf Siyis Tod und die Liebe zu sprechen gekommen waren. Dementsprechend hielt er Devakis Schweigen für einen Schub von Trauer, der mit der Erinnerung gekommen war und beschloss, ihn kurz damit ihn Ruhe zu lassen. Großmütig tat er so, als hätte er es nicht bemerkt (womit er wohl allen einen Gefallen tat) und konzentrierte sich darauf, die letzten Schneeflocken aus seinem Pelz zu schütteln. Und natürlich auf Laines' Antwort zu lauern, auf die er ganz besonders gespannt war. Aber der schwarze Rüde tat ihm keinen weiteren Gefallen und Liath sah ihn empört an. „Das ist aber ungerecht“, brummelte er schließlich und blickte hilfesuchend zu Devaki, ehe ihm ordentlich am Ohr gezogen wurde. Das war dann aber doch zu viel des Guten. Er wand sich aus dem Griff des älteren Rüden heraus, stellte sich kurz auf die Hinterbeine und packte seine Vorderläufe auf Laines Rücken, um ihn mit möglichst viel Schwung umzuwerfen. Was hatten sie nochmal vorgehabt? Beute suchen? Das war irgendwie aus seinem Kopf verschwunden.

Laines sah Liath nur mit einem so gespielt mitleidigen Gesichtsausdruck an, dass selbst einem Blinden aufgefallen wäre, dass er es nicht ernst meinte. "Tja, so ist das Leben.", erwiderte er nur weise und grinste dann. Die intensiv bernsteingefärbten Augen wanderten zu Devaki herüber, denn der hatte sich nun irgendwie ausgeklinkt, da sah er Liaths Bewegung aus den Augenwinkeln. Der Schwarze spannte die Läufe an, entschied sich im letzten Moment jedoch anders. Als Liath sich gegen ihn warf, ließ sich Laines so mühelos umschubsen, dass Liath zwangsläufig mit ihm umfallen musste. Er schlang die Vorderpfoten um seinen Nacken, um ihn wie in einem Klammergriff festzuhalten.

Hätte er gewusst, was Liath befürchtete, hätte er sich wohl noch ein wenig schlechter gefühlt. Irgendwann würde er seinem Sohn reinen Wein einschenken müssen über die Beziehung zu seiner Mutter. Aber er musste zugeben, dass ihn die Reaktion darauf ein wenig ängstigte. Wahrscheinlich würde es Liaths Superhelden-Papa-Bild ein wenig zerstören. Und das wollte er nicht, noch nicht, denn dieses welpische Aufsehen zum Vater, das tat ihm ab und an tatsächlich ganz gut. Als die beiden sich nun heftiger zu balgen begannen, musste Deva dann doch schmunzeln. „Aber lasst euch ganz, ja? Ich glaube Dubh wird wenig begeistert sein, wenn er euch durch den Schnee tragen muss.“ Das Bild dazu war aber auf jeden Fall amüsant. Nur, apopros Dubh? Wo war der eigentlich? Devaki sah sich um, konnte ihn aber nicht entdecken. Wahrscheinlich hatte er die Nase von dem Geplänkel voll gehabt.

Liath hatte eigentlich mit Widerstand gerechnet, einer Wand von einem Wolf, gegen den er all seine Kraft brauchte – aber Laines kippte um wie ein morscher kleiner Baum und Liath hatte nicht die geringste Chance, sich selbst am Fallen zu hindern. Ein erschrockener Laut verließ seinen Fang, dann krachten sie beide übereinander in den Schnee. Aus dem Laut wurde ein kehliges Knurren, während er mit irrem Blick versuchte, nach Laines Fang zu schnappen. Als der ihn dann mit beiden Vorderläufen fest und etwas auf Abstand hielt, schnappte der Jungwolf noch wilder um sich und gab seltsame Geräusche von sich, die jedes Tier im Umkreis von 5 Kilometern verscheuchen würden. Devas Bitte um ein gesittetes Spiel hörte er gar nicht.

Laines reckte die Schnauze ein wenig nach hinten, um sie vor Liaths plötzlichem wilden Geschnappe in Sicherheit zu bringen. Ohje, was hatte er denn da für eine Lawine losgetreten! Mit geöffnetem Fang versuchte er spielerisch den Jungwolf davon abzuhalten ihn zu packen, indem er sich unter ihm wandt und gleichzeitig nicht den Griff lockerte. Liath musste allerdings die Tollwut geritten haben und schien an ihm herumzerren zu wollen, wie ein halb verhungerter Wolf an seine geschlagene Beute heran ging. Mit der Stirn im Schnee und so verkehrtherum zu Devaki schauend setzte er einen flehenden Blick auf. "Hilf mir Devaki! Dein Sohn will mich fressen, der Hunger muss ihn wahnsinnig gemacht haben!"

Die ruhige Ermahnung schien nichts zu nutzen, eher im Gegenteil. Liath schnappte wie wild um sich. Devaki hatte seinen Sohn ja schon oft ausflippen sehen, aber so heftig war es noch nie gewesen. Nun, Laines würde das Monster, das er entfesselt hatte, schon wieder unter Kontrolle bekommen. Dachte er. Nur wenige Momente später japste der Rüde nach Hilfe und Deva wusste nicht recht, ob das tatsächlich ein ernster Hilferuf war oder ob Laines es nur ungerecht fand, dass der Papa untätig daneben stand, während Onkelchen den Welpenbespaßer spielen musste. Egal, was es war, Deva verweigerte Hilfe nicht, wenn sie gebraucht wurde. Also machte er ebenfalls einen Satz bis er neben Liath war. Und nun? Kurzentschlossen, wo der Jungrüde am angreifbarsten war, senkte Deva den Kopf, steckte ihn hinter dem Vorderlauf unter den Bauch des Rüden und versuchte ihn so mit den Schultern von Laines wegzuschieben.

Liath merkte gar nicht, dass man ihn langsam für wahnsinnig hielt. Er zappelte mit allen Vieren und wirbelte dabei eine Menge Schnee auf. Laines' Fang war keine „Gefahr“, nicht einmal eine spielerische, aber das war ganz gut so, sonst wäre der Jungwolf wohl noch mehr abgedreht. Nun japste er beim Schnappen und verpasste seinem Onkel aus Versehen einen tritt mit dem Hinterlauf irgendwo zwischen die Rippen oder in die Flanke. Aber er hatte gerade gar keine Zeit, das Spiel zu unterbrechen. Den Hilferuf an Devaki verstand er als Spielaufforderung für seinen Vater, sich doch auch ins Getümmel zu stürzen, Laines hatte echt Ahnung von tollen Spielen! Begeistert stemmte sich der Jungwolf gegen den Druck, der plötzlich von der Seite kam und eindeutig nicht Laines' Werk war und schnappte ohne viel Kraft in den Kiefern unter seinen Bauch, um die Nase seines Vaters zu erwischen. Allerdings klappten seine Zähne in der Luft zusammen und er strauchelte, als die Kraft zunahm.

Laines fühlte sich natürlich nicht wirklich in Not. Ein Spiel mit dem Jungwolf hatte er sich zwar nicht ganz so anstrengend ausgemalt, aber es war und blieb immer noch ein Spiel. Mit einem "Uff" presste er etwas Luft zwischen seinen Lefzen hervor, als ihm Liath dann auch noch halb in den Bauch trat. Ein ruppiges Spiel. Und sehr anstrengend. Wenn er sich da auf Devakis 'Hilfe' verlassen musste, dann wäre er wohl gleich aufgefressen. Aber na bitte, der Herr bewegte sich! Der Leitwolf verstand ihn zwar wieder einmal falsch und nahm seinen Hilferuf wohl etwas zu ernst, aber immerhin. Nichts anderes, als ihn in das Spiel mit einzubeziehen, hatte er gewollt. Devaki war ihm eindeutig zu steif und humorlos, daran musste sich mal was ändern. Allein, dass er plump versuchte Liath von ihm hinunter zu schieben zeigte schon, dass der Schwarze es da nicht ganz so drauf hatte. Wie gut, dass Liath einfach tat, was von ihm erwartet wurde und nun auf seinen Vater losging. Diesen unachtsamen Moment nutzte Laines, um sich mit Schwung zur Seite zu rollen, in der Hoffnung Devaki und Liath damit die Pfoten wegzuziehen - die hatten sich ja nun beide irgendwie über ihm verkeilt.

Wann war Liath eigentlich so schwer geworden? Devaki erinnerte sich an Zeiten, als er das schwarze Knäuel problemlos im Maul hatte umhertragen können. Jetzt war das Knäuel zu einer Monsterkugel herangewachsen, mit spitzen Zähnen, die um sich bissen – na, unter sich und dem Vater in die Nase zwicken wollten. Deva zog den Fang aber rasch zurück, so dass Liath ins Leere biss. Als der fiel, nutzte der Vater die Chance und schnappte nun seinerseits dem Spross nach dem Vorderlauf, um ihn von den Pfoten zu holen. Der Plan war gar nicht mehr nötig. Laines rollte sich weg. Devaki schwankte, konnte aber die Aktion Vorderlauf-Schnapperei nicht mehr stoppen. So fiel er nach vorn, den kalten weißen Schnee direkt vor Augen, bekam aber gleichzeitig Liaths Lauf zu fassen und zog den Jungwolf mit sich.

Liath steigerte sich immer stärker in das Spielchen hinein und versuchte nun fast gleichzeitig, sowohl seinen Vater als auch seinen Onkel zu erwischen und festzuhalten. War natürlich zum Scheitern verurteilt und sah maximal lustig aus. Sein Hinterlauf traf wieder irgendetwas Weiches mit ziemlich viel Wucht, er wusste aber nicht, ob es zu Deva oder Laines gehörte. Ganz egal, Hauptsache er traf! Nur setzte sich plötzlich der Fellberg unter ihm in Bewegung und zog ihm den Boden unter den Pfoten weg. Gemeinsam mit Deva krachte er prompt vorwärts in den Schnee und fraß gleich mal aus Versehen ein Maul voll davon. Und ehe er sich aufrappeln konnte, spürte er einen festen Griff um seinen Lauf und wurde auch schon weggeschleift. Theatralisch jaulte er auf und zappelte wie ein Fisch an Land, bekam sich aber nicht freigestrampelt.

Laines Das hatte gut geklappt! Laines war frei und Devaki und Liath rollten über ihn drüber in den Schnee, wo Liath weitere, ohrenbetäubende Töne von sich gab. Da hatte er wirklich was angerichtet. Das nannte sich mal Action! Der Schwarze mit den weißen Abzeichen rollte sich auf den Bauch, schüttelte kurz den Pelz und sprang auf. Er hatte natürlich nicht vor, sich nun so einfach aus dem Spaß auszuklinken! Aber wie er Vater und Sohn so verknäuelt auf dem Boden sah, war es schwierig zuzuordnen, wo was hingehörte. Er ging einfach davon aus, dass die Gliedmaßen, die am wildesten zappelten, zu Liath gehörten. Und genau den wollte sich Laines nun schnappen. Kopfpartie war da am Eindeutigsten. Der Schwarze hüpfte nach vorne und versenkte seine Schnauze im Kragen des Jungwolfes und schüttelte ihn spielerisch knurrend.

Dieses Spielchen wurde zunehmend unangenehm und brachte Devaki ganz schön außer Atem. Was vor allem daran lag, dass Liath ihm einen wuchtigen Tritt in die Magengrube versetzte. Für einen Moment blieb ihm die Luft weg und er jappste nach Atem. Dann lag er schon mit Liath im Schnee, verdreht, den Fang noch immer im Lauf des Jungrüden verbohrt, der nun auch noch anfing zu jaulen. Ein Laut, der ihm selbst ein wenig weh tat (obwohl er nicht glaubte, dass Liath wirklich Schmerzen hatte), so dass er losließ. Deva strampelte mit den Pfoten und versuchte sich von Liath zu befreien. Dabei schaufelte er ein schönes Stück weiße Pracht in Richtung Laines, was dem Leitwolf aber komplett entging. Er war froh, dass er noch wusste wo seine Rute war.

Liath spürte, wie der Druck um seinen Lauf nachließ und strampelte ihn sofort frei. Da hatte eindeutig sein Vater drangehangen, den bekam er mit ein bisschen Gejammer tatsächlich los. Triumphierend wollte er herumfahren und sich überlegen auf Devaki stürzen, als sich Onkel Laines wieder einmischte und ihm den Überraschungsangriff vermasselte. Plötzlich hing er mit dem Kragen im Maul des Älteren und stimmte in dessen spielerisches Knurren mit ein, versuchte dabei aber, viel bedrohlicher zu klingen, ganz gleich dass er gerade in der Opferrolle war. Inzwischen war auch er etwas außer Atem, da er anders als die beiden erwachsenen gar keine Verschnaufpausen zwischen den Attacken bekam. Aber er brauchte die auch nicht so sehr. Strampelnd wand er sich und versuchte sich so hoch zu strecken, dass er irgendwie an Laines' Ohr herankam, schaffte es aber nicht ganz und erwischte stattdessen seine rechte Lefze und zog daran. Die gab sogar besser nach als ein Ohr!

Laines zerrte einfach weiter an Liaths Fell, ohne dabei jedoch wirklich Fleisch zu packen, auch wenn die Spielerei von außen betrachtet wohl ein wenig grob aussehen musste. Aber so spielte ein Wolf nun mal! Er sah nicht, was Devaki derweil tat, zumal er gerade eh noch einen Schwall Schnee ins Gesicht bekam, der ihm die Sicht versperrte. Und dann hatte dieser überdimensionale Fellball auch noch seine Lefze erwischt. Laines knurrte in Liaths Halsfell hinein und versuchte ihn mit einer Pfote wegzuwischen. Wehe er tackerte ihm ein Loch da rein!

Devaki schaffte es irgendwie sich aus dem Pulk von Pfoten, Läufen, Fell und Schnee zu befreien. Plötzlich stand er wieder auf seinen Pfoten und nichts störte ihn in seiner Bewegung. Schnell drehte er deshalb den Kopf und verschaffte sich einen kurzen Überblick. Liath lag nun auf dem Boden, hatte aber Laines in der Mangel. Der sah ein wenig komisch aus mit all dem Schnee im Gesicht. Devaki entschied, dass Liath mit einer weiteren Aktion dazu gebracht werden musste Laines loszulassen. Diesmal aber wollte der Vater nicht so zimperlich sein wie zuvor. Beherzt schnappte er sich die Rute des Jungwolfes und zog kräftig daran.

Liath grollte weiter mühsam bedrohlich vor sich hin, so dass es sich für das Rudel langsam so anhören müsste, als wäre hier der schlimmste Kampf im Gange. Immer wieder mischte sich auch ein kurzes Aufjaulen seinerseits darunter und ließ alles noch dramatischer klingen, ohne dass sich Liath dessen bewusst war. Auf einmal wurde er von Laines fortgezogen und war gezwungen, ihn loszulassen, wenn er ihm die Lefze nicht zweiteilen wollte. Und böse Absichten hatte er ja die ganze Zeit keine gehegt. Also öffnete er widerwillig die Kiefer und hing nun zwischen den Fängen der Erwachsenen, die in unterschiedliche Richtungen an ihm herumzerrten. Diesmal jaulte er nicht, sondern machte ein eher quengelndes Geräusch und ruderte mit den Läufen nutzlos durch den Schnee.

Laines spürte, nachdem sich seine Lefze schon bedenklich weit gedehnt hatte, wie Liath ihn endlich losließ. Ah, das tat gut! Er selbst ließ den Jungwolf aber noch ein wenig zappeln, vorallen nun, wo er aus den Augenwinkeln sah, wie ihn Devaki beherzt in die Rute biss und mitzog. Hah, es ging doch! Und nun hatten sie den Kleinen voll im Griff. Er schüttelte ihn noch ein paar Mal, dann ließ Laines ihn aber auch los. Nur die Vorderpfoten hatte er noch links und rechts von Liaths Kopf positioniert. Hechelnd sah er auf den Jungwolf hinab, dann zu Devaki hinüber.

Noch immer die Rute zwischen den Zähnen blickte Devaki auf Liath herab. Er zog nicht mehr, sondern hielt den jungen Wolf nur noch fest. „Und, ergibscht du disch, Schonemann?“ , war der einzige halbwegs entschlüsselbare Satz den er so noch über die Lefzen brachte. Zwei gegen einen war zwar keine sonderlich fairer Kampf gewesen. Trotzdem war Devaki erheitert und erfreut. Das war wohl das, was die beiden unter Spaß verstanden.

Liath schnaufte laut, als Laines ihn schließlich freigab und zappelte noch ein bisschen weiter, bis klar war, dass das wilde Spiel vorbei war. Der Jungwolf lag auf dem Rücken, die Zunge hing ihm irgendwo seitlich aus dem Maul und er versuchte noch immer, Devaki und Laines gleichermaßen im Blick zu behalten, was ihm eine leicht irre Mimik verlieh. Sein Vater hatte noch immer seine Rute in seiner Gewalt, Laines dagegen hatte ihn ganz losgelassen, sah aber so aus, als wäre er noch immer zu allem bereit (nur nicht mehr zu allem in der Lage. Doch alt, er hatte es gewusst!). Als Deva ihn schließlich nuschelnd fragte, ob er sich ergab, hob er die Lefzen und knurrte – was aufgrund der heraushängenden Zunge und der Kopfüberposition viel an Ernsthaftigkeit einbüßte. Aber er machte nichts mehr, außer sich langsam auf die Seite umfallen zu lassen und den Kopf zu strecken, damit er Laines anstupsen konnte. Jetzt hatten sie zwar keine Hasen, sondern einander gejagt, aber nicht einmal Langohren hätten ihm so viel Spaß bereitet wie die beiden Wölfe.

Laines musste sogar fast über Devakis genuschelten Worte lachen, immerhin war sein Alpha sonst ja immer so ernst. Aber weiterhin blieb Laines aufmerksam, was Liath da unten noch treiben wollte. Der Schwarze rechnete immer noch damit, dass der Jungwolf versuchen könnte ihm wieder in die Läufe zu beißen. Er fühlte sich fast bestätigt, als Liath erst mal irre zurück knurrte, aber sich dann endlich ganz auf die Seite fallen ließ. Laines, immer noch hechelnd, atmete einmal aus. "Das heißt 'Ja'." Zufrieden ließ er sich auf die Hinterläufe plumpsen. Von ihrem eigentlichen Plan waren sie zwar weit abgewichen und wenn man es genau nahm, hatten sie unnötige Energiereserven verschwendet, aber was machte das schon? Sie hatten dafür ihren Stress abgebaut.