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Fischfänger | vor Plot 15 - Druckversion

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Fischfänger | vor Plot 15 - Devaki - 13.02.2013

Fischfänger
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Liath und Devaki | am Meer | vor "Abschied"


Liath hatte beschlossen, sich in der Dämmerung vom Rudel zu entfernen, um sich mal wieder auf die Suche nach Beute zu machen. Nicht nur für sich selbst diesmal, sondern auch für die anderen. Für seinen Vater, für Laines, Kody und seine Geschwister. Er wollte den Anderen eine kleine Freude machen und die Sorgen seines Vaters mildern – vielleicht fand er ja heute ein Rudel Hirsche oder etwas anderes, das größer war als ein Kaninchen. Zuerst wollte er den Wald ansteuern, aber schließlich bewegte er sich halb neugierig, halb hoffnungsvoll auf den Strand zu. Auch im Wasser gab es Tiere, die er jagen konnte, nur hatte das noch nie einer von ihnen versucht, wenn er sich nicht täuschte...

Wieder nichts. Devaki hatte den halben Tag damit verbracht nach Wild zu suchen. Er war weiter gelaufen als sonst, hatte sich weiter entfernt vom Revier als sonst, aber trotzdem nichts gefunden. Wahrscheinlich wäre er auch über Nacht weggeblieben und hätte weiter gesucht. Aber er wusste, dass sich sicher irgendjemand Sorgen machen würde – und das wollte der Schwarze nicht. Das Fell um den Fang wirkte an diesem Abend noch ein wenig grauer, die Augen müde und sein Gang schwer. Das aber konnte auch am Sand des Strandes liegen, an dem er entlanglief um zur Rudelhöhle zurückzukommen.

Liath blieb kurz stehen, als er den Kamm der Düne erreichte und ließ den Blick schweifen. Der Mond war bereits aufgegangen und würde in wenigen Tagen voll sein, deshalb lag der Sand nun bleich und weiß vor ihm. Und noch etwas war zu sehen: Weiter hinten lief ein Wolf, eine dunkle Gestalt auf dem hellen Untergrund. Den Geruch konnte Liath noch lange nicht wittern, aber nachdem er ihn kurz beobachtete hatte, war er sich sicher, dass da hinten sein Vater lief. Auch wenn er heute sehr schleppend ging, was ihn viel älter wirken ließ … Liath wusste, wie er aussah. Erfreut rutschte er den Sandhang hinab, überschlug sich fast wenn er nicht noch gebremst hätte und lief dann mit erhobener Rute und Strahlen in den grünen Augen auf Devaki zu.

Devaki hob den Kopf, als er ein seltsames Geräusch hörte. Der Leitrüde wusste genau, wie sich jeder Platz im Revier anhörte. Wie er aussah, wie sich die Tiere darin bewegten. Und am Strand war plötzlich etwas anders. Der Grund dafür lag in rutschendem Sand und dem darauf laufenden Wolf, den er nach kurzem Suchen mit den Augen entdeckte. Deva war stehengeblieben, weil der andere auf ihn zulief. Es dauerte einen Augenblick, bis er bemerkte, dass es einer der Welpen sein musste. Im dämmrigen Mondlich konnte er jedoch nicht sagen, welcher. Nur, dass er schwarz war. Namíd oder Liath also. Devaki setzte sich wieder in Bewegung, um die Entfernung zu seinem Sohn schneller zu verkürzen. „So spät noch unterwegs?“ rief er dem jungen Wolf aus einigen Metern Entfernung zu. Seine Stimme klang ein wenig heiser.

Liath machte einen großen, schwungvollen Hüpfer und erreichte seinen Vater, leckte ihm die Lefzen und umrundete ihn einmal schweifwedelnd. Seine Frage hätte er fast überhört, weil Liath einen Aufstand machte, als wäre es ein höchst seltenes Ereignis, dass er seinen Vater mal traf. Für den jungen Wolf war jede Unregelmäßigkeit aufregend und seinen vater allein am Strand zu treffen war schlichtweg toll. Übermütig richtete er sich auf und legte die Vorderbeine von der Seite auf dne Rücken seines Vaters, nahm sein Ohr zwischen die Zähne und zog sacht daran. Dann sprang er ebenso schnell wieder zurück, legte hechelnd die eigenen Ohren etwas an und schaffte es, sich halbwegs zu beruhigen. „Das kann ich dich auch fragen“, gab er munter zurück und legte den Kopf leicht schief. „Ich wollte euch alle überraschen.“ Und sein Blick huschte verstohlen zum Meer, das heute beinahe spiegelglatt dalag und leise gluckerte statt zu rauschen.

Es war Liath. Als der junge Rüde näher kam, erkannte Devaki die grünen Augen – und nicht nur die. Bei so viel überschwänglicher Freude vergaß sogar Deva für einen Moment seine Sorgen und ließ ein leises Lachen aus seinem Fang hören. “Hey!“ protestierte er schwach, als sein Sohn sich auf seinen Rücken stützte und ihn am Ohr zog. Er entwand sich Liath und wandte sich zu dem Jungwolf um, leckte kurz über den Fang seines Sohnes und betrachtete ihn kurz. „Überraschen? Und womit?“ Selbst, wenn Liath ihm ein Sandkorn vor die Pfoten hätte legen wollen – Devaki war sein Vater. Ein richtiger Papa. Und Papas interessierte immer brennend, was ihre Söhne taten. Also legte Deva ebenfalls den Kopf ein wenig schief und wartete mit neurigem Blick auf die Antwort.

Liath grinste schelmisch und wippte mehrfach mit dem Kopf auf und ab, als würde er die Entfernung zu etwas abschätzen, das er gleich anspringen wollte. Sollte er seinem Vater jetzt echt schon verraten, was er vorhatte? Er hatte keine Angst, sich mit seinen kühnen Absichten zu blamieren, falls es nicht funktionierte, aber so nahm er Devaki ja die Überraschung. Überlegend spielte er mit den Ohren, aber da ihm auf die Schnelle keine halbwegs kluge Ausrede einfallen wollte, rutschte er ein Stück näher und wisperte: „Ich wollte für euch Fische fangen.“ Dann sah er den Schwarzen mit erwartungsvollem leuchten in den Augen an … aber Moment. „Du hast mir jetzt aber noch gar nicht gesagt, was du hier gemacht hast“, erinnerte er ihn mit überlegenem Lächeln und gab ihm einen Stupser gegen die Schnauze.

Fische, daher wehte der Wind also. „Hier im Meer? Da musst du aber ganz schön weit reinlaufen, bis du einen Fisch findest. Und ich dachte, du magst das Meer nicht?“ fragte Devaki zweifelnd, obwohl er Liaths Freude eigentlich nicht dämpfen wollte. Doch dem Schwarzen war noch allzu gut der erste Strandausflug der Welpen in Erinnerung. Und Liaths Wutrede auf die Wellen, die ihm einen gehörigen Schrecken eingejagt hatten. Damals war Laines bei ihnen gewesen – und irgendwie hatte sich die seltsame Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. „Ach, nichts Spannendes. Ich habe ein bisschen nach Beute gesucht.“ erwiderte er einen Augenblick später auf die Frage seines Sohnes und setzte ein unbekümmertes Lächeln auf. Er wollte den jungen Wolf nicht mit Sorgen belasten, die das alte Gemüt seines Vaters quälten.

Liath hob den Kopf und machte ein völlig unbeeindrucktes Gesicht. Er war ja seitdem nicht mehr im Wasser gewesen, hatte nicht mehr probiert, ob es immer noch so schlimm war. Doch nun dachte er sich, dass es das nicht sein konnte. Es lag so ruhig und friedlich da und sie brauchten die Beute wirklich. Devaki unterstrich das unbeabsichtigt noch, indem er möglichst beiläufig erwähnte, dass er ebenfalls auf der Suche nach Fressbarem gewesen war. Liaths schelmisches Lächeln wurde sanfter und er neigte den Kopf zur Seite. „Du suchst schon so lange. Ruh dich mal aus und lass mich das machen.“ Fröhlich wedelte seine Rute und er schien nun darauf zu warten, dass sich sein Vater an Ort und Stelle zum Schlafen hinlegte oder sich zumindest ausruhte. War er eigentlich schon immer so grau um den Fang gewesen? „Werde ich auch mal so grau wie du, Papa?“, hakte er direkt nach, ohne ihm zu erklären, wie er darauf kam. Damit überspielte er gleichzeitig die Frage, ob er nicht eigentlich auf Kriegsfuß mit dem Wasser stand.

Fast postwendend schüttelte Devaki den Kopf. Ausruhen... so alt war er nun wirklich nicht. „Ich bin nicht müde. Ich könnte dir helfen. Dann fangen wir mehr – und du darfst behaupten, alles allein gefangen zu haben.“ schlug er vor und konnte kaum glauben, dass er seinen Sohn zum Flunkern anstiftete. Jedenfalls war es ihm lieber, mit Liath ein wenig im Wasser herumzutoben und sein Fell nass zu machen, anstatt am Strand zu liegen und seinen Gedanken nachzuhängen. Das gab nur... graue Haare. Ha! Erwischt. “Ich weiß nicht. Wenn du ganz alt wirst, bestimmt. Dein Opa hatte viele graue Haare, schon als ich klein war. Ich fand immer, es hat ihn alt gemacht.“ erinnerte er sich und streckte die Vorderpfoten in Erwartung auf die Fischfangtour ein wenig durch. „Findest du, ich sehe alt aus?“ Die Frage kam ihm plötzlich in den Sinn und er trat ein paar Schritte ans Wasser, um sein Spiegelbild betrachten zu können.

Liath staunte nicht schlecht, als sein doch gerade etwas müde wirkender Vater plötzlich auftaute und mitmachen wollte. Bestimmt nur, weil er sich Sorgen um das Rudel machte, nicht weil er riesigen Spaß an dem geplanten Vorhaben erwartete. Aber es störte den Jungwolf nicht, aus welchem Grund Devaki mitmachen wollte, was zählte war nur, dass es so war. Strahlend nickte er sofort und wollte direkt zum Wasser laufen. Weil dann aber noch das Thema mit den grauen Haaren aufgegriffen wurde, drehte er sich nur um, betrachtete das Meer und machte ein paar langsame Schritte ins Wasser hinein. Es war kalt, aber nicht unangenehm. „Ein bisschen schon“, gab er keck zurück und schaute über die Schulter zu Devaki. Das Grinsen lag erneut auf seinen Lefzen. „Du darfst dir einfach nicht so viele Sorgen machen, dann geht es dir auch viel besser.“ Und damit machte er einen Satz ins tiefere Nass, so dass es bis zu Devaki spritzte und doch noch ein paar wellen an den Strand schwappten.

Wenn er sich Liath in seinem Tatendrang so ansah, dann war er wahrscheinlich wirklich alt. Die kecke Antwort aber wurmte ihn doch ein wenig – ebenso wie die plötzliche Spritzerei. 'Na warte...' dachte er und folgte Liath mit einem kleinen Spurt ins Wasser. Die Kälte machte sich sofort bemerkbar und Devaki fiel wieder ein, warum er Wasser nicht sonderlich mochte. Es war nicht so schlimm wie der Regen, aber auch nicht wirklich angenehm. „Weißt du, wenn ich es mir recht überlege. Du wirst ganz bestimmt irgendwann so grau wie ich.“ Er stieß seinem Sohn keck die Nase in die Seite und lief dann noch ein wenig tiefer ins Wasser. Auf der dunklen Wasseroberfläche war nicht viel zu erkennen. Doch Deva konzentrierte sich nicht auf die Decke, sondern auf die Bewegungen darunter. „Hier, im tiefen Wasser sind ein paar Fische. Dann zeig mal was du kannst, großer Jäger.“ forderte er Liath auf ohne dabei selbst den Blick vom Meer zu nehmen.

Liath hätte gar nicht erwartet, dass sein Vater so munter mitmachen würde. Nun freute er sich umso mehr darüber und ließ sich gerne ärgern, auch wenn er als „Dank“ dafür versuchte, nach dem Fang seines Vaters zu schnappen. Doch schließlich folgte er ihm schwerfällig, das Wasser verlangsamte seine Bewegungen ungewohnt. „Dann sieh mal zu, alter Jäger. Und lerne von ihm“, sprach er getragen und musste aufpassen, dass er nicht dabei zu lachen anfing. Ehrlich gesagt hatte er keine Ahnung, wie er die Fische da erwischen sollte, er stand schließlich schon bis zum Bauch im Wasser. Raustreiben … aber dafür konnte er nicht bedrohlich und schnell genug laufen. Dann also … anders. Und schon steckte Liath den Kopf unter Wasser, riss die Augen auf und schloss sie sofort wieder weil sie brannten wie Feuer. Erfolglos schnappte er herum, verschluckte sich fast und trank sehr viel Salzwasser, erwischte aber keinen einzigen Fisch. Schließlich tauchte er prustend wieder auf, blinzelte vorsichtig und schüttelte sich ausgiebig, um zu verhindern, dass ihm noch nachträglich Wasser in die Ohren lief. Das war ja nichts.

Devaki belächelte die Ankündigung seines Sohnes ein wenig auffordernd und nickte einladend, als Zeichen dafür, dass der Vater seinen Jungen genau im Blick behalten würde. Was gar nicht so einfach war. Deva hatte eigentlich erwartet, dass Liath – wie man es eben so machte – mit den Pfoten oder dem Fang ins Wasser greifen würde, um die Fische zu erwischen. Aber sein Sohn hatte sich wohl vorgenommen selbst zum Fisch zu werden und steckte den Kopf unter Wasser. Devaki zog ein wenig angewidert und verständnislos den Kopf zurück. Liath schien die Kälte des Wassers nicht viel auszumachen, für den älteren Wolf aber war die Vorstellung von so viel Wasser und dann noch in den Augen ein Graus. Nun, vielleicht war es ja erfolgreich, dachte der Vater ohne wirklich daran zu glauben. Und ein laut prustend auftauchender und fischloser Sohn bestätigte ihn in seinen Zweifeln. Damit hatte Li die perfekte Vorlage geliefert, um sich dem Spott seines alten Herren auszuliefern. „Ich habe zugesehen, aber was genau sollte ich daraus jetzt lernen? Wolltest du den Fischen weis machen du seist einer von ihnen oder hast du versucht sie mit deinem Wolfsblick zu hypnotisieren?“ Deva lächelte amüsiert und hoffte, dass Liath seinem Vater den Scherz nicht allzu krumm nehmen würde.

Liath , der sonst so voluminös und plüschig wirkte, sah auf einmal ziemlich armselig und dürr aus, weil alles Fell an seinem Körper klebte. Er legte die Ohren etwas an und verzog die Miene bei den spöttischen Worten seines Vaters, versuchte aber sonst, so viel Haltung wie möglich zu bewahren. „Das war ein Täuschungsmanöver, was denn sonst? Dachtest du etwa ich könnte sie nicht erwischen?“ Nun seinerseits gespielt spöttisch grinste er und war sich dabei absolut im Klaren, dass Devaki ihm das nicht abnahm. Aber das war ja völlig egal. „Jetzt du, ganz genauso wie ich. Wir müssen sie in Sicherheit wiegen, verstehst du?“ Auffordernd nickte er und schüttelte sich schließlich nochmal, weil kitzelnde kleine Rinnsale in seine Ohren laufen wollten. Nein nein, er würde Wasser nie so richtig mögen.

Liath war ein richtiger Charmeur. Selbst, wenn er total versagte, konnte er die Situation noch schlagfertig auf seine Seite herumreißen. Und sein Vater ließ sich davon auch noch um die Pfote wickeln. „Ein Täuschungsmanöver, so so.“ War seine Antwort auf die Erklärung seines Sohnes, wobei er sich Mühe gab ernst zu sein – was ihm nicht wirklich gelang. Als Liath jedoch der Meinung war, dass Deva nun auch so agieren müsste, entglitt dem Schwarzen das Lächeln kurz. Was sollte er? Da rein? „Ähm... muss das sein? Du hast das doch so gut gemacht, vielleicht merken sie, dass etwas nicht stimmt, wenn plötzlich zwei neue Fische auftauchen?“ versuchte er sich herauszureden, um nicht auch ins Wasser tauchen zu müssen. Denn eins hatten Vater und Sohn auf jeden Fall gemeinsam: Wasser war nicht ihr Lieblingselement. Und die Aussicht es in Ohren, Augen, im Gesicht und am Hals herunterlaufen zu haben, erbaute Deva keineswegs.

Liath sah seinen Vater herausfordernd grinsend an und stellte die Ohren sofort wieder auf. Hatte Devaki etwa Angst, unterzutauchen? Musste er da nachhelfen? Die lindgrünen Augen des Jungwolfs huschten über die Ohren seines Vaters zu seinem Rücken, auf den er durchaus springen konnte, um den Schwarzen umzuwerfen. Oder er zog an seinen Ohren und brachte nur den Kopf unter Wasser. Allerdings war das alles schon wieder ganz schön fies und sicher hatte er eh zu lange überlegt und sich anmerken lassen, dass er etwas im Schilde führte. „Ja, das muss sein. Hast du etwa Angst?“ - probierte er es halt so, das würde zumindest bei ihm immer ziehen. Aber bei alten Papawölfen?

Die Taktik war nicht aufgegangen. Liath war ja auch nicht doof, na ja, nicht mehr. Vor einigen Monaten noch hatte er sich ja immerhin erzählen lassen, dass in einem Stock ein Geist steckte, der besänftigt werden musste. Aber mittlerweile war der schwarze älter, erwachsener und klüger – und konnte viel zu gut beobachten. „Natürlich nicht! Ich will nur deinen tollen Plan nicht kaputt machen. Es wäre doch schade, wenn die Fische dir so schnell auf die Schliche kommen, nicht?“ erklärte er überzeugend ernst und legte kurz danach den Kopf auf die Seite,um erneut aufs Wasser zu blicken. „Also, wie gehen wir weiter vor, Herr Meisterfischer?“ Devaki hoffte, dass der Themenwechsel Liath schnell davon abbringen würde darauf zu bestehen, dass sein Vater sich auch Wasser in die Ohren laufen lassen musste. Aber bei Welpen wusste man ja nie...

Liath ließ sich zu leicht ködern und ablenken, so dass er wieder von der Idee wegkam, Devaki ins Wasser zu schubsen. Sie hatten ja schließlich immer noch etwas vor hier, sie wollten Fische fangen! Das war wichtig, immerhin war nicht nur er gerade hungrig, sondern das ganze Rudel. Nachgebend nickte er also und zog grübelnd den Nasenrücken etwas kraus. Wie kam man denn nur an diese glitzrigen Fische heran, die um ihre Pfoten schwammen? Noch während er nachdachte, strich wieder einer von ihnen um seinen Lauf. Diesmal war es mehr ein reflex, der ihn die Pfote blitzartig heben und auf den Fisch hinabschnellen ließ. Als er dann aber spürte, dass er den Körper tatsächlich erwischt hatte, der nun unter seinen Pfotenballen zappelte und kämpfte, riss er die Augen erschrocken auf, stelle aber geistesgegenwärtig auch die andere Pfote drauf um ein Entwischen zu vereiteln. „Ich hab einen!“, flüsterte er – ohne genau zu wissen, warum er flüsterte, der Fisch hatte eh keine Ohren. „Was mach ich denn jetzt?“ Plötzlich war der große Meisterfischer ziemlich ratlos.

Er war erleichtert, dass Liath nicht weiter darauf bestand seinen Vater unter Wasser zu tauchen. Devaki machte sich also wieder ein wenig lockerer und rückte ein wenig näher an seinen nachdenklichen Sohn heran, tat so, als würde er mitgrübeln und zuckte zusammen, als Liath plötzlich anfing zu flüstern. Deva blickte ihn blinzelnd an und sah nach unten. „Naa, das was du eben gemacht hast. Nur, dass du ihn nicht entwischen lassen darfst.“ flüsterte er zurück, damit Liath nicht erschrak. „ Lass das deinen alten grauen Vater machen.“ ergänzte er noch und steckte dann doch den Kopf unter Wasser. Die Augen ließ er geschlossen, bis er sich halbwegs an das glitschige, kalte Gefühl gewöhnt hatte. Dann öffnete er sie, suchte schnell Li's Pfoten und sah den Fisch zappeln. Das alles dauerte nur Sekunden, so dass er noch Zeit hatte den Kopf soweit hinab zu senken, dass er den Fisch erreichen konnte. Deva packte zu und zog.

Liath blinzelte überrascht und konzentrierte sich fest darauf, nicht von dem ordentlich großen Fisch herunterzufallen, damit der entwischen konnte. Das glitschige Ding kämpfte als ginge es um sein leben – Moment, ging es ja – und war echt kein Untergrund, auf dem man leicht stehen konnte. Noch überraschter war er aber, als sich Deva nun doch dafür entschied, einen Tauchgang zu machen, nur um ihm zu helfen. Ein Lächeln hellte seine Miene sofort auf, als Devaki abtauchte. Allerdings verschwand das wieder, als ein Ruck durch den Fisch unter ihm ging und dieser plötzlich unter seinen Pfoten verschwand. Da der Jungwolf all seine Kraft und Konzentration darauf gelegt hatte, den Fisch festzuhalten, verlor er nun völlig den Halt und stürzte mit einem lauten Klatschen ins Wasser, machte noch einen unfreiwilligen Tauchgang und kam schließlich prustend wieder auf die Beine. Egal, Hauptsache der Fisch war noch da!

Seine Miene hellte sich auf, als er kräftig zog und der Fisch unter Liath hervorflutschte. Mit einem kräftigen Biss sorgte Deva dafür, dass das kleine Biest endlich aufhörte zu zappeln, aber nicht gleich kaputt ging. Liath sollte ja sehen, was sie erbeutet hatten. Mit einer schnellen Bewegung tauchte Deva wieder auf, schüttelte sich kurz und rief triumphierend: „ 'ch chab esch!“Da war aber gar kein Liath, der seinen Vater bejubeln konnte. Sein Sohn tauchte erst eine Sekunde später wieder auf und prustete. Deva legte den Kopf schief und blickte den jungen Wolf ein wenig misstrauisch an. „Wasch mascht du denn? Trauscht du mir nisch?“ nuschelte er und war sich überhaupt nicht im Klaren darüber, dass er Li den Halt unter den Pfoten weggezogen hatte. Wer kann denn auch ahnen, dass der sein ganzes Gewicht auf einen Fisch stellt?!

Liath 's Miene wandelte sich von Begeisterung in absolute Enttäuschung, als er den Fisch erblickte. „Der ist ja klein!“, empörte er sich und bemerkte gar nicht, dass sein Vater ein bisschen skeptisch dreinsah. Deshalb verstand er auch nicht, wie Devaki auf die Idee kam, er könnte ihm nicht trauen. Verwirrt und immer noch ein bisschen enttäuscht blinzelte er und sah seinen Vater fragend an. „Wieso? Doch doch. … Warum ist der so klein?“ Es ließ ihn einfach nicht los gerade, unter Wasser hatte er sich irgendwie viel größer angefühlt. Enttäuschend, das war ja nur ein kleiner Happen. „Du kannst ihn haben.“, brummelte er schließlich und machte sich schon wieder daran, den nächsten Fisch unter der Oberfläche zu finden.

Klein? Wieso klein? Deva sah Liath noch verständnisloser an, als dieser jetzt plötzlich den Fisch ablehnte. Der war doch ganz normal? Sein Sohn schien tatsächlich kein Interesse mehr zu haben, aber Deva wollte die Beute auch nicht einfach so sang- und klanglos allein herunterschlingen. Also tappste er aus dem Wasser, legte den Fisch sorgsam auf den Sand in ihrer Nähe und ging dann wieder zurück. „Das ist eben ein Fisch und kein Kaninchen oder gar ein Reh.“ murmelte er leise zu seiner Rechtfertigung und begann nun seinerseits nach weiteren Fischen Ausschau zu halten. Die Menge machte es eben.

Liath folgte seinem Vater dann doch mit den Augen, als er aus dem Wasser ging. War er nun … beleidigt? Etwas unsicher legte der Jungwolf die Ohren an und dachte gar nicht mehr daran, die Suche nach Fischen fortzusetzten. Erst als Devaki die Beute ablegte und zurückkehrte, stellten sich die Ohren des jungen Wolfs wieder auf und seine Rute pendelte kurz im Wasser. Alles gut, auch wenn Deva trotzdem ein bisschen angesäuert wirkte. Liath legte den Kopf schief und beobachtete ihn, ohne dabei richtig schlau zu werden. „Bist du traurig? Weil er kein Reh ist?“ Er spielte damit unbewusst auf das Verschwinden des Großwilds an, das sie gerade so dringend brauchten. Vielleicht war es tatsächlich das und Deva hätte lieber ein Reh als einen Fisch mit ihm zusammen gejagt. „Wir können auch nach Rehen suchen“, schlug er deshalb fragend vor.

Deva blickte von der Wasseroberfläche auf. Liath hatte ihn mit seiner Frage wieder in die Realität zurückgeholt. Vorbei war der schöne Spaß, den sie beide gehabt hatten. Er hatte tatsächlich für einige Zeit vergessen, welche Sorgen sie eigentlich plagten. Aber das Wissen darum kehrte augenblicklich zurück. Nun wurde Devas Miene tatsächlich ein wenig nachdenklicher, so viel düsterer, als sie vorher gewesen war und er schüttelte nach kurzem Zögern den Kopf. „Nein... ich bin nicht traurig. Ich bin nur besorgt, weil du schon so groß bist, dass dir der Fisch klein vorkommt. Vor ein paar Wochen noch hättest du ihn für einen Riesenfisch gehalten. Aber nun ist es nur ein kleiner Happen. Wie für mich.“ Und das beinhaltete die traurige Gewissheit, dass sie das ganze Rudel niemals von Fischen ernähren konnten. “Das habe ich schon, sie sind nicht da, Liath. Es gibt keine Spur von ihnen.“

Liath bemerkte die Stimmungsänderung sofort, als wäre sie greifbar und zu spüren wie ein Temperatursturz. Letzterem ähnelte sie so sehr, dass sich das Nackenfell des Jungwolfs vergeblich aufzustellen versuchte, doch das Wasser zwischen den Haaren verhinderte es. Liath wusste nicht, ob er etwas falsches gesagt oder etwas falsch gemacht hatte, auf jeden Fall wirkte Devaki sofort wieder älter als im Spiel. Verunsichert zog er dne Kopf etwas ein und musterte seinen Vater fragend, bis dieser schließlich mit der Sprache herausrückte. Doch es war ihm unmöglich, den Rückschluss bis zum Rudel zu ziehen und verstand so nicht, weshalb es Devaki besorgte, dass ihm der Fisch klein vorkam. War das nicht ganz normal? Oder wuchs er gerade etwa zu schnell? Stimmte etwas an ihm nicht? „Bin ich zu groß?“, fragte er nun ebenfalls besorgt und sah nach unten. Doch seine Beine wirkten durch das Wasser irgendwie ziemlich kurz und merkwürdig verformt … als Devaki ansprach, dass die Rehe fort waren, hob der Jungwolf den Kopf wieder. „Wo sind sie denn? Wollen sie nicht gefressen werden?“

Er musste unwillkürlich lächeln, obwohl ihm danach überhaupt nicht zumute war, als Liath an sich heruntersah. Sein Sohn war wohl doch noch nicht so erwachsen, wie er aussah. „Nein, mit dir ist alles in Ordnung. Nur, der Fisch ist für alle klein. Und wenn man Hunger hat, braucht man dann viele davon, um satt zu werden. Ein Reh ist groß, davon braucht man nur eines, um das Rudel zu versorgen, verstehst du?“ Am liebsten hätte er sich hingesetzt, aber Rute und den hinteren Teil seines Körpers unter Wasser zu wissen war fast so schlimm, wie den Kopf hinein zu stecken.“Wenn ich wüsste, wo sie sind, könnten wir sie dort jagen. Aber sie sind nirgends zu entdecken. Das ist bisher noch nie passiert. Auch wenn sie natürlich nicht gefressen werden wollen. Ich glaube niemand wird gerne gefressen.“ Deva wusste nicht recht, ob er Liath diese Sorge weiter aufbürden sollte, ob sein Sohn schon so weit war diese Dinge zu verstehen, oder ob er lieber wieder in den fröhlicheren Spielmodus verfallen sollte. Er entschied sich dessen Antwort abzuwarten.

Liath verstand, ja. Die Sorge blieb auf seiner Miene haften und er nickte langsam, während sein Vater es ihm noch einmal erklärte. Das Rudel war groß und wenn jeder mehr als einen Fisch brauchte, um satt zu werden, mussten sie ja ewig hier stehen und fischen. Das ging wohl kaum und so richtig Lust hatte er auch nicht darauf. Einmal war es ja ganz spannend, Fische zu fangen, aber auf die Dauer wurde ihm das zu nass. „Hmmm.“, machte er nachdenklich. Für das Problem mit den Rehen wusste er gerade auch keinen klugen Ratschlag und er verstand ansatzweise, worüber sein Vater nachgrübelte. „Dann müssen wir … Kaninchen jagen. Oder?“ Irgendwie wurde ihm langsam kalt im Wasser und er warf einen Blick zurück zum Strand. Der Fisch lag noch immer da, zappelte aber nicht mehr.

Er nickte. „Was wir kriegen können. Und ich hoffe, wir haben noch eine Weile Kaninchen. Sonst müssen wir irgendwann anfangen Beeren und anderes Grünzeug zu fressen. Und glaub mir, das ist nicht ansatzweise so lecker wie ein Stückchen Fleisch.“ Seltsamerweise hob sich seine Stimmung ein wenig beim letzten Satz und er stupste seinen Sohn ein wenig näckisch an. „Also, wollen wir uns das kleine Fischlein teilen? Immerhin haben wir ihn gemeinsam gefangen. Und wenn er da weiter herumliegt, verdirbt er irgendwann noch. Oder eine fiese Möwe holt ihn sich.“ Und die hatten so ein Festessen ja nun wirklich nicht verdient.

Liath musste nun auch wieder grinsen als er sich vorstellte, wie ein Reh haufenweise Grünzeug abzuweiden. Die Vorstellung eines kompletten, grasenden Wolfsrudels entlockte ihm schließlich sogar ein Lachen und er schüttelte den Kopf. „Das geht doch gar nicht!“ Als ob er jemals eine Beere oder einen Grashalm fressen würde, ihbäh. Für den Stupser bekam Devaki einen Stupser zurück und schließlich nickte Liath, denn nun machte sich auch der Hunger wieder bemerkbar. Nicht so, dass er lieber den ganzen Fisch verputzt hätte, aber eben doch merklich und mit einem leisen Magenknurren. „Na das geht auch nicht. Wer zuerst da ist kriegt den Kopf, der letzte den Schwanz!“, rief er und versuchte einen Vorsprung aufzubauen, aber durch das verlangsamende Wasser war es fast unmöglich, überhaupt richtig schnell zu laufen. Spritzend und platschend machte der Jungwolf kehrt und sich auf den Weg in Richtung Strand.