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Erwachsenwerden ist nicht schwer... | Nach 15 | Namíd & Deva - Devaki - 12.02.2013

Erwachsenwerden ist nicht schwer...
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...erwachsen sein dagegen sehr.
Namíd & Devaki | Wald am Geröllfeld | nach „Abschied“ | Abend


Es war vollbracht. Der Aufbruch war eingeläutet. Eine Nacht wartete noch auf sie, dann würden sie das Revier verlassen. Der Tag war ihm kürzer vorgekommen als sonst. Deva hatte viele Gespräche geführt, war viel umhergelaufen und hatte sich alles noch einmal genau angesehen, damit er nie vergaß, wie die Orte zu seinen Erinnerungen passten. Ein Gespräch aber fehlte noch in seiner Liste. Er hatte sich schon lange vorgenommen mit Namíd zu sprechen. Seit dem Tod seiner Mutter war einige Zeit vergangen. Und der Rüde war gewachsen, nicht nur körperlich, so hoffte der Vater. Es war Zeit die jungen Wölfe auf ihre Zukunft vorzubereiten.

Devaki hatte eine Weile nach Namíd gesucht, nachdem er mit Rylai und Dubh gesprochen hatte und hoffte, ihn nun hier im Wald zu treffen. Vorhin, als er das Rudel zusammengerufen hatte, hatte er ihn noch gesehen. Aber nun hatte er seine Spur verloren. Der Leitrüde suchte den Wald mit den Augen ab und hoffte, dass das Licht noch eine Weile reichen würde, so dass er Namíd noch gut erkennen konnte, wenn er mit ihm sprach. Es würde das erste Einzelgespräch der beiden seit Wochen sein. Die Momente, die er als Vater mit seinen Söhnen und Töchtern verbringen konnte, waren rar geworden. Irgendwie war alles rar geworden, seit Siyi nicht mehr bei ihnen war. Seine Zeit, das Wild, die Momente der Freude. Nur die Last der Verantwortung, die nahm mehr und mehr ihren Platz in Anspruch.

„Namíd?“

Es war ihm zu bunt geworden nach Witterungen zu suchen oder den Wald mit den Augen zu durchforsten. Eigentlich roch es überall nach dem jungen Rüden, irgendwo also musste er sein. Deva war müde, er wollte nicht mehr ewig umherlaufen und so entschloss er sich seinen Sohn einfach zu sich zu holen. Irgendwo würde er schon stecken. Und wenn er mit seinem Vater reden wollte, würde er sich zeigen. Der Leitwolf stand mittlerweile auf einer der kleinen Lichtungen, die sich immer mal wieder im Wald zeigten. Nicht so groß wie die, auf der er die Rudelversammlung abgehalten hatte, sonder klein und niedlich, gerade groß genug für eine handvoll Wölfe, die sich trafen und ein wenig mehr Licht gebrauchen konten. Er ließ sich auf die Hinterpfoten sinken und wartete.


Re: Erwachsenwerden ist nicht schwer... | Nach 15 | Namíd & - Namíd - 15.02.2013

Er hatte seinen Wettlauf mit Shila beendet und sich dann, nachdem sie noch einige Zeit am See verbracht hatten, von ihr getrennt. Seine Pfoten trugen den dunklen in den Wald, tiefer und tiefer hinein und dann wieder zurück in Richtung des Versammlungsplatzes. Seine Nase hatte die bekannten Witterungen aufgenommen und wieder verloren. Seine schwarzen Pfoten waren fast nicht sichtbar in dem Schatten zwischen den Bäumen. Er hielt sich mit beabsichtigt von den anderen fern, er wollte jetzt gerade keinen seiner Geschwister um sich haben, nicht mal Shila.

Doch der Geruch seines Vaters stieg ihm bald in die Nase, sie überschrieb seinen eigenen Geruch und führte durch die Gegend. Es schien fast so als würde Devaki einer Fährte folgen, dass es seine eigene war, daran dachte Namíd nicht. Er bog zur Seite ab und hielt sich im Schatten der Bäume, die Sonne begann bereits unter zu gehen und der schwarze Jungwolf genoss die Ruhe im Wald. Das Rudel hatte sich in Gruppen aufgeteilt, jeder bereitete sich anders auf den Abschied des bekannten vor. Namíd für seinen Teil, egal wie optimistisch er geklungen hatte, hoffte dass er Wild fand. Tiere die hier lebten, auch wenn er wusste: Diese Hoffnung war sehr gering. Zwar wusste der Rüde nichts über den Winter, nichts darüber was es hieß bei Schnee ohne Nahrung zu sein, doch er hatte verstanden das die Situation im Augenblick ziemlich ernst war.

Die Stimme von Devaki riss den jungen schwarzen aus seinen Gedanken und er richtete die Ohren auf und wandte den Kopf in die Richtung aus der er kam. Er hatte sich nicht getäuscht, sein Vater suchte jemanden, doch das er es war der gesucht wurde, das überraschte den schwarzen ungemein. Warum wollte sein Vater mit ihm sprechen. Kurz überlegte er den Ruf zu ignorieren, zu tun als habe er nichts gehört, doch er wusste das es nicht fair wäre. Er drehte um und lief mit weiten Sätzen durch das Unterholz auf seinen Vater zu.

Er fand Devaki nur wenige Meter von sich entfernt als er aus dem Kreis der Bäume auf eine kleine Lichtung trat. Noch war das Licht stark genug damit man etwas erkennen konnte und der schwarze blieb nur zwei Schritte vor seinem Vater stehen. Seine dunklen Augen ruhten auf dem älteren Rüden, seine Haltung war entspannt und offen, doch innerlich auch beunruhigt. Was war los? Mit schief gelegtem Kopf ließ er Devaki nicht aus den Augen und wartete ab. Namíd war stiller geworden durch den Verlust von Siyi und Yoruba, das fiel sogar ihm selbst auf.


Re: Erwachsenwerden ist nicht schwer... | Nach 15 | Namíd & - Devaki - 03.03.2013

Es war, wie Deva erwartet hatte. Namíd war in der Nähe gewesen und das Warten hatte sich ausgezahlt, denn nur einige Momente später trat ein dunkler Schatten auf die Lichtung und sah den alten Rüden an. Der spitzte die Ohren und drehte sie in die Richtung, aus der sein Sohn gekommen war. Aber Deva machte keine Anstalten sich zu erheben. Die Ruhe tat ihm nach dem vielen Umherlaufen gut und sein Sohn war jung und unverbraucht. Es würde ihn sicher nicht stören auch noch die letzten Meter zu seinem alten Herren zurückzulegen. Schon gar nicht, da sein Vater ihn nun anlächelte, um ihm die Angst zu nehmen, dass es sich um etwas Ernstes handeln könnte, dass er mit ihm bereden wollte.

„Da bist du ja.“

stellte er nur leise fest und machte eine einladende Geste mit dem Kopf an seine Seite. Er wartete, ob Namíd seiner Aufforderung näher zu kommen folgen würde und legte sich derweil das zurecht, was er sagen wollte. Seine „Welpen“, die mittlerweile ja fast so erwachsen aussahen wie die anderen Wölfe, waren dabei ihr Kindheit hinter sich zu lassen. Er wollte ein wenig nachhelfen. Deva wollte, dass sich die vier dieser Tatsache bewusst wurden – und sich im Klaren darüber waren, dass sie sich auf ihrer Reise wie Erwachsene verhalten mussten.

„Hast du dich verabschiedet und alle Plätze noch einmal besucht, die du besuchen wolltest?“

fragte er, weil er nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen wollte. Für Deva selbst blieb nur noch ein Ort, den er aufsuchen wollte. Doch an diesen wollte er nur Kainuu mitnehmen. Wahrscheinlich musste er sich dafür beeilen, denn die Sonne sank und wenn sie verschwunden war, würde er seinen Plan nicht mehr durchführen können. Aber zunächst war er hier, mit Namíd und wenn dieser geantwortet hatte, würde sein Vater eine besondere Aufgabe für den jungen Rüden haben.


Re: Erwachsenwerden ist nicht schwer... | Nach 15 | Namíd & - Namíd - 06.04.2013

Namíd nahm die Einladung seines Vaters nach kurzen zögern an und begab sich gänzlich an dessen Seite. Er ließ sich auf die Hinterhand nieder und schaute den älteren an. Es war nicht schwer zu sehen das er selbst noch lange brauchte bis er eine solche Haltung hatte wie sein Vater, eine Haltung die von Führungskraft sprach, aber er würde irgendwann hoffte er jedenfalls, ein genauso Erwachsener Rüde sein wie Devaki. Doch diese Gedanken wurden von den Worten seines Vaters unterbrochen. Verabschiedet. Hatte er das getan? Der dunkle dachte darüber nach und sprach dann leise, fast als fürchte er sich die Worte auszusprechen, doch zugleich war seine Stimme fest und selbstsicher.

„Nein, denn ich weiß nicht wie ich das tun soll. Ich bin durch die Wälder gestreift in der Hoffnungen eine Antwort auf diese Frage zu finden, aber ich habe sie nicht gefunden. Ich will mich nicht verabschieden, auch wenn ich weiß das es richtig ist zu gehen. Aber dies hier ist unser zu Hause und eigentlich möchte ich es nicht verlassen.“ Siyi würde ihn in seinem Herzen begleiten, das wusste der schwarze, auch Yoruba würde in seinen Gedanken mit ihnen kommen, dennoch war es etwas anderes. Die Gedanken des schwarzen wanderten kurz zu Dannsair und war sich sicher das es für den älteren einfach werden konnte wenn sie gingen. Es war der richtige Weg, auch wenn er sich falsch anfühlte, irgendwie.

„Warum hast du mich gesucht Papa? Brechen wir etwa schon auf?“ Der Blick der dunklen Augen suchten die hellen seines Vaters, doch er war sich sicher das der Aufbruch nicht das Thema war. Wäre dem so, hätte er jemand anderen geschickt oder einfach geheult um sein Rudel zu versammeln. Aber Devaki hatte ihn ganz bewusst gesucht und letztlich auch gefunden. Namíd schnippte mit den Ohren und dachte darüber nach was er in den letzten Tagen getan hatte. Ihm fiel jedoch nichts ein was er falsch gemacht hatte und so vermutete der schwarze einfach das die Anwesenheit seines Vaters einen anderen Grund hatte, einen denn er jedoch ganz eindeutig nicht erkannte.

Sein Blick blieb auf seinen Vater gerichtet in der Hoffnung aus dessen Gestik schlauer zu werden und zu bemerken wenn er doch etwas falsch machte. Nun, er würde es wohl erfahren, denn was auch immer Devaki hergeführt hatte, es war kein Zufall gewesen das Namíd hier auf ihn getroffen war, soviel war alleine durch die Begrüßung des dunklen klar geworden.


Re: Erwachsenwerden ist nicht schwer... | Nach 15 | Namíd & - Devaki - 21.10.2013

Devaki lauschte aufmerksam den Worten, die sein Sohn sprach. So nah neben ihm sitzend, konnte der Rüde gut die Mimik im Gesicht des schwarzen Jungrüden erkennen. Sie war geprägt von einer Herzensschwere, die der Vater nur allzugut nachvollziehen konnte. Er fühlte sie selbst. Zwar wusste auch er, dass die wichtigen Teile dieser Heimat immer bei ihnen bleiben würde. Aber ein anderer Teil blieb hier, verbunden mit den Erinnerungen an die Geschehnisse in diesem Tal.

Als Namíd ihm nun ebenfalls eine Frage stellte, sah Devaki auf und forschte kurz in den Augen seines Sohnes danach, wie ihm zumute war. Es war eine Bürde, die sein Vater ihm auferlegen wollte. Klein zwar, aber doch groß genug, um den jungen Rüden schneller erwachsen werden zu lassen, als es ihm lieb war. Doch hatte er eine Wahl? Wahrscheinlich würde die lange Wanderung – welche Gefahren sie auch immer bereithalten mochte – aus Namíd sowieso einen erwachseneren Rüden machen. Ihn formen, damit er einmal so stark und klug wurde, wie es sein Großvater oder seine Mutter gewesen waren. Der kurze Gedanke an Siyi bestätigte Devaki nur in seinem Vorhaben. Er atmete noch einmal kurz durch, dann setzte er zu einer Erklärung an.

„Nein, wir brechen noch nicht auf. Ich habe dich gesucht, weil ich eine Aufgabe für dich habe. Unsere Wanderung wird lang und wir sind viele Wölfe, nicht alle von uns sind stark. Wir werden mit uns, unseren Gedanken und unserem Hunger beschäftigt sein. Und wir werden nicht so sicher sein, wie wir es hier sind.“

Der Rüde machte eine kurze Pause. Er drehte die Ohren ein wenig nach vorn und witterte kaum merklich. Auch forschte er erneut im Blick seines Sohnes, in seinem Gesicht, ob er an einer Regung erkennen konnte, was Namíd wohl nun dachte. Dann fuhr er fort.

„Ich möchte, dass du auf deine Geschwister acht gibst, besonders auf Shila und Kainuu. Egal, was passiert. Deine oberste Sorge wird ihnen gelten – und du wirst dafür verantwortlich sein, dass ihnen nichts zustößt. Selbst, wenn ich aus irgendeinem Grund nicht da sein sollte, um dir bei dieser Aufgabe zu helfen.“


Wieder der forschende Blick des Vaters, doch dieses Mal ließ er ihn ein wenig länger auf Namíd verweilen, ehe die Züge Devakis sanfter wurden – wie seine Stimme.

„Wirst du das für mich tun?“



Re: Erwachsenwerden ist nicht schwer... | Nach 15 | Namíd & - Namíd - 27.10.2013

Auf Devakis Ausführungen hin was sie alles auf der Reise erwarten würde wollte Namíd noch viel weniger aus seinem Heimattal fort. Er biss leicht die Zähne zusammen ob seines Unwillens und dem Wissen das sie es auf der Wanderung die ihnen bevorstand sehr viel unbequemer haben würden als hier im Tal. Doch wenn er bedachte, dass sie auch hier hungern würden leuchtete ihm wieder ein das sie diese Wanderung auf sich nehmen mussten.

Besser dieses Risiko eingehen, als hier im Tal auch dem Hungertod entgegen zu laufen...

,schoss es ihm durch den Kopf.
Denn auch im Tal gab es immer weniger zu fressen und so recht wusste keiner woran das liegen mochte...
Als sein Vater eine Pause während des Sprechens machte nickte Namíd ihm zu, eine kurze Geste um zu zeigen das er zuhörte und verstand.
Doch bei den nächsten Sätzen Devakis legte er die Ohren an.

Ich werde doch immer auf sie achtgeben Papa!

, erwiderte er sofort. Dann im nächsten Moment fiel ihm auf wie viel doch hinter dieser Bitte steckte und ein wenig machte diese Aufgabe ihm Angst. War er denn überhaupt schon alt genug um wirklich auf jemanden aufpassen zu können?! Natürlich würde er immer und jederzeit seine Geschwister vor Gefahren zu bewahren suchen, aber könnte er das überhaupt auf der Reise? Er wusste doch so wenig über die Welt außerhalb des Tals.
Auch brachte er sich immer wieder selber in heikle Situationen, das wusste er ja auch nur zu gut, es war ihm ja mehr als einmal gesagt worden.
Bevor er auf die freundliche Nachfrage seines Vaters antwortete ob er wirklich bereit wäre auf seine Geschwister aufzupassen wie es wohl ein erwachsener Wolf täte fiel ihm etwas auf.

Was soll das heißen wenn du mal nicht da bist?

, sprudelte es aus ihm hervor und er fixierte nervös seinen Vater und starrte ihn fast verständnislos an. Wollte Devaki ihm damit sagen, dass er sich eventuell von ihnen trennen würde? Oder damit rechnete das etwas schlimmes passierte? Bei dem Gedanken entfuhr ihm ein gequältes Winseln. Unwillkürlich musste er an Siyi und Yoruba denken die auch nur noch in seinem Kopf und Herzen bei ihm waren. Hatte sein Vater Angst das es mit ihm bald auch so wäre?
Der Gedanke er füllte den schwarzen Jungwolf selber mit einer unvorstellbaren Angst. Das allerschlimmste wäre doch wirklich wenn sie noch jemanden verlieren würden. Koste es was es wolle er würde das verhindern!


Re: Erwachsenwerden ist nicht schwer... | Nach 15 | Namíd & - Devaki - 04.11.2013

Zunächst hatte er nur nach vorn geblickt, doch als er spürte wie es in Namíd rumorte, wandte der Schwarze seinen Kopf wieder seinem Sohn zu. Erst als dieser seine Zustimmung gab, nickte der Vater zufrieden. Namíd hatte genug Unsinn getrieben. Diese Reise würde ihn verändern, genau wie seine Geschwister. Devaki hoffte, dass sie ihn ein wenig erwachsener werden ließ. Für Devaki war sein Teil des Gespräches damit eigentlich beendet. Er wollte aufstehen und sich wieder abwenden. Doch Namíd schien plötzlich ein Licht aufzugehen. Devaki wollte seufzen, doch er unterdrückte den Drang dazu. Sein Junge schien doch schneller zu begreifen als er gehofft hatte. Wie sollte er ihm erklären, dass nicht immer alles gut ging? Als Namíd winselte, schlich sich ein mitleidiger Ausdruck in seine Augen. Nur für einen Augenblick, dann wich er dem ermunternden Ausdruck der Hoffnung, den Devaki grundsätzlich aufzusetzen pflegte, wenn er mit den Jungwölfen sprach. Der Leitrüde erhob sich nun doch, aber nicht um zu gehen, sondern um seinem Sohn ermutigend die Nase in den Hals zu stupsen.

„Keine Angst, ich habe nicht vor euch zu verlassen. Ich bin – bevor ich hierher kam – selbst viel auf Reisen gewesen. Sie sind nicht ganz ungefährlich, schon gar nicht, wenn man solche Grünschnäbel wie dich und deine Geschwister dabei hat.“

Devaki lächelte verschmitzt und stupste noch einmal keck die Nase in das dunkle Fell seines Sohnes.

„Deshalb muss man immer ein wenig aufpassen, und..“ Das Lächeln verschwand wieder. „... man muss vorbereitet sein. Auf alles, was kommen könnte. Wenn wir Pech haben, werden wir einige Zeit unterwegs sein. Niemand weiß, was passieren wird.“

Es klang ein wenig düsterer als er es vorgesehen hatte. Devaki wollte Namíd keine Angst einjagen oder ihm vorgaukeln, dass er damit rechnen musste, seinen Vater zu verlieren. Deva hatte selber noch keine Lust das Zeitliche zu segnen. Er wollte vielmehr noch massenhaft Zeit mit seinem Nachwuchs verbringen. Er wollte sehen, wie sie ihren zweiten Frühling bewusst wahrnahmen, wie sich ihre Statur veränderte und sie selbstständig jagten. Er wollte sehen, wie sie sich verliebten, wie sie sich stritten, dass sie glücklich waren und für sie da sein, wenn sie es nicht waren. Doch der Rüde war weder unerfahren noch naiv. Und er war ein loyaler Gefährte. Deshalb wusste Devaki wahrscheinlich sehr viel besser als sein Sohn: Wenn das Rudel in Gefahr geraten würde, würde er alles tun um es zu beschützen. Auch, wenn das bedeutete, dass das Rudel ihn verlieren würde und seine Welpen künftig ohne ihr letztes Elternteil zurecht kommen würden. Er würde das tun, was auch sein Vater getan hatte: Er würde sich opfern, um andere zu schützen. Obwohl er hoffte, dass dieser Tag nie kommen würde.