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16 | Über den Fluss - Druckversion

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Re: 16 | Über den Fluss - Kodeiyan - 10.07.2013

Kody war sich nicht sicher, woran er selbst glauben sollte. Natürlich hoffte er, dass Devaki kommen würde, um sie zurück zu holen. Aber was sollten sie tun, wenn er nicht kam? Wenn sie allein hier bleiben mussten? Er hätte es sich nicht verzeihen können, wenn Kainuu etwas geschah, weil er sie in seinen Plan mit einbezogen hatte. Und so hoffte der junge Rüde, dass er seiner Freundin mit seiner Nähe ein wenig Wärme geben konnte, genau wie er ihr Hoffnungen machen wollte. Es würde schon gut werden. Irgendwie. Als die Braune seinen Ruf nun als gute Idee kommentierte, stupste er ihr erneut in das warme Fell an ihrem Nacken und ließ den dunklen Blick dann suchend schweifen.
Es vergingen noch einige stille Momente, in denen Kody zwischen Zweifeln und Hoffnung taumelte, unsicher, an was er selbst nun glauben sollte. Bis dann ganz plötzlich – wie mit einem kalten Schlag – die Hoffnung gewann und sogleich bestätigt wurde. Kainuu sprang auf, wich von seiner Seite und auch der braune Rüde erkannte die beiden Gestalten, die auf sie zu eilten, und ebenso wie seine Freundin ließ die Freude darüber auch ihn auf die Pfoten springen, die Rute jetzt schon wild durch die kalte Luft schwingen lassend. Jegliche Zweifel waren mit einem Mal fort, und beim Anblick von Rylai verfiel das Herz des jungen Rüden wie sein ganzer Körper in wilde Freude. Nicht nur Devaki war hier, sondern auch seine Schwester! Ein leises Fiepen entfloh seinem Fang, als Kainuu schon nach vorn gesprungen war, jedoch ungeschickt mit dem Fang im Schnee landete. Kodeiyan setzte ihr nach, jedoch war Devaki schneller bei seiner Freundin und Kody wurde von Rylai abgefangen, die gleich ihre Nase in sein Fell steckte, während er sanft nach ihrem Ohr schnappte, kurz daran zog und sich einen Moment an die braune Schwester drückte, ehe er ihren Blick mit noch immer vor Freude funkelnden Augen erwiderte. Er berührte sie noch einmal mit der Nase, ehe ihre leicht verwirrt klingende Frage seine Ohren durch die Winterluft schnippen ließen. Es war wohl Zeit für eine Erklärung, nicht nur für Rylai. Sein Blick huschte noch einmal zu Devaki, und nun legten sich beinah entschuldigend seine Ohren an den Hinterkopf. Er begann ruhig zu sprechen, ließ die braunen Augen dabei von Rylai zu Devaki und zurück gleiten.

„Wir – Ich – dachte, dass... wenn wir zurück gehen... dass ihr uns folgen würdet, dass wir zurück nach Hause gehen könnten. Und das alles dann wieder gut werden würde.“ Eine kurze Pause, ein schuldbewusster Blick gen Boden, ehe er sich wieder an die beiden Wölfe wandte. „Aber dann wussten wir nicht mehr, wohin... und es kam auch niemand nach... Es hat nicht so geklappt, wie es sollte...“

Der junge Rüde neigte leicht de Kopf, blickte Devaki ruhig entgegen. Ihm war inzwischen klar, dass es nicht die allerbeste Idee gewesen war. Umso glücklicher war der junge Rüde nun darüber, dass Devaki UND Rylai hier waren. Er berührte seine Schwester noch einmal mit der Nase, lächelte ihr kurz entgegen.


Re: 16 | Über den Fluss - Cheza Luna - 15.07.2013

Cheza konzentrierte sich auf sich selbst, auf jeden Schritt, den sie machte, auf die Eisdecke und auf Anzeichen für Risse in dieser. Nur manchmal ließ sie den Blick schweifen, um die Anderen zu beobachten, die hinter ihr gingen. Manche von ihnen liefen nun doch näher beieinander, als vorgesehen war. Vielleicht hätte sie den ein oder anderen zurecht weisen sollen, aber dazu wäre es nötig gewesen, näher zu treten und damit steigerte sie die Gefahr nur noch.
Damit keine Panik aufkam, wollte sie nicht laut über das Eis rufen. Vielleicht zu viel Vorsicht, offensichtlich schien kaum ein Wolf Respekt vor dieser Gefahr zu haben.
Ihr Blick heftete sich wieder vor ihre Pfoten. Ihre Ohren lauschten konzentriert und aufmerksam auf irgendein verräterisches Geräusch. Nicht nur in ihrer unmittelbaren Umgebung, sondern auch dort, wo die Anderen liefen.
Woher kam der Leichtsinn in den Rudelmitgliedern? Hätte jemand sich mit strenger Stimme zur Disziplin aufrufen sollen? Sie machte sich außerdem Sorgen um Devaki und die vermissten Welpen. Es kam ihr vor, als würde im Augenblick alles ein bisschen ins Wanken geraten. Nicht nur die dünne Eisschicht, die sie überquerten, war gefährlich brüchig. Auch der Zusammenhalt schien Risse zu bekommen. Nicht jeder Wolf hatte so klug wie Liath erkannt, dass es schlimmer war, ein Rudelmitglied zu verlieren, als ein Zuhause.
Der kalte Winterwind zerzauste ihr Fell und ließ sie kurz inne halten, den Blick zurück schweifen lassend. Devaki war nirgendwo zu sehen. Ob er die Ausreißer noch nicht gefunden hatte? Kurz verweilte sie, um die Wölfe zu beobachten, die ihr folgten.


Re: 16 | Über den Fluss - Devaki - 17.07.2013

Es war als fiele ein ganzer Berg von seinem Herzen herunter, als er die Bewegung sah. Kainuu war aufgesprungen und rannte auf ihn zu. Er wunderte sich kurz, dass sie sich nicht verhedderte. Als sie dann doch auf ihre junge Wolfsnase fiel, lächelte er. Es war alles wie immer. Sie wartete, bis er angekommen war und als er endlich ihren Geruch so nah und intensiv in der Nase hatte, ihr Fell mit dem Fang berührte und ihre Wärme spürte, da wurden die Muskeln in seinen Läufen schwächer. Devaki zitterte ein wenig und ließ sich nah bei Kainuu in den Schnee fallen. Stürmisch leckte er ihr dabei über den Fang, über die Ohren, und stupste die Nase immer wieder an verschiedenen erreichbaren Stellen in ihr Fell, um sich zu vergewissern, dass ihr nichts fehlte, dass sie nicht verletzt war.

„Geht es dir gut? Bist du nicht verletzt?“, fragte er dennoch vorsichtshalber, obwohl er glaubte, dass ihr nichts zugestoßen sein konnte. Alles war in Ordnung. Sie war hier, Kody war auch hier und beiden ging es gut. Alles war so, wie es sein sollte.

Die Vereinigung der beiden Geschwister wenige Meter weiter bekam er nur am Rand mit. Viel wichtiger war seine Tochter, seine Kainuu, die endlich wieder da war, wo sie hin gehörte. Bei ihrem Papa. Sanft ließ er die Zunge wieder und wieder über Fang und Ohren gleiten, bis Kainuus Fell nass schimmerte und Devaki sich besann, dass ein Papa-Bad verpasst zu bekommen in dieser Kälte vielleicht nicht unbedingt die beste Idee war. Also begnügte er sich damit dicht an die heranzurücken, sie noch einmal von vorne bis hinten besorgt zu mustern.

„Was hast du dir nur dabei gedacht? Du kannst doch nicht ohne mich weggehen... einfach so.“

Diesmal lag keine Enttäuschung oder Anklage in seinem Blick, wie es zuvor gewesen war. Am Fluss, als er Namíd und Shila zurechtgewiesen hatte und Kainuu zufällig bei ihnen gestanden hatte. Die Erinnerung daran schlich sich in seine Gedanken und mit ihr das Gefühl Schuld an der momentanen Lage seiner Tochter und ihres Freundes zu sein. Stattdessen lag Sorge in seinem Blick, gepaart mit der Erleichterung und dem Glück sie wieder bei sich zu haben. Als Kody neben ihnen begann zu erklären, was sie vorgehabt hatten, spitzte Devaki neugierig die Ohren.

„Nach Hause? Aber...“ Er sah erst Kody, dann Kainuu schwach lächelnd und kopfschüttelnd an. „Aber euer Zuhause sind wir. Eure Familie ist euer zu Hause.“ Der Fang des Schwarzen senkte sich, als er sich wieder direkt an Kainuu wandte, ihr in ihre braungelben Augen sah und leise flüsterte:

„Ich bin dein Zuhause. Du darfst mich nie verlassen.“


Re: 16 | Über den Fluss - Kainuu - 26.07.2013

Auch ihr Papa freute sich, da war sich Kainuu ganz sicher. Und deshalb konnte sie sich nur noch mehr freuen, denn wenn er böse auf sie gewesen wäre, hätte sie sich vermutlich ein bisschen weniger gefreut. Aber Deva war nicht böse, er war sehr sehr froh und ein bisschen erleichtert. Das konnte sie vor allem an seinem leichten Zittern erkennen und wie er sich neben sie fallen ließ. Hatte er sich Sorgen um sie gemacht? Das war für die Kleine ein bisschen schwer zu erkennen aber so wie er sie berührte und sie fragte und glücklich war - bestimmt. Und wenn sich ihr Papa Sorgen um sie gemacht hatte, dann hatte er sie auch noch lieb! Genauso erleichtert und schluchzend glücklich ließ sich Kainuu nun einfach umfallen, plumpste auch noch mit dem Hinterteil in den Schnee und lag nun halb auf dem Rücken, Deva immer wieder die Nase leckend.

“Bin nicht verletzt.“ nuschelte sie dabei hervor, konnte aber nicht bestätigen, dass es ihr gut ging. Dafür war sie sich nicht sicher genug, ob er wirklich noch immer der Papa war, mit dem sie aus ihrem Zuhause fortgegangen waren. Oder ob er eben jener Deva geworden war, der ihr so viele böse Dinge unterstellte.

Vorerst beschloss sie aber, stumm seine Zärtlichkeiten zu genießen. Sie war vielleicht ein wenig dumm, aber wenn sie die Gelegenheit bekam, ungestörte, liebevolle Aufmerksamkeit von ihrem Papa genießen zu dürfen, so würde sie das nicht durch sorgenschwere Fragen unterbrechen. Lieber schloss sie die Augen, sog seinen Geruch tief in sich hinein und schniefte noch ab und an erleichtert vor sich hin. Mit halbem Ohr hörte sie Kody und seine Schwester, konzentrierte sich aber lieber nur auf ihren Vater. Erst als er innehielt und sich an sie kuschelte, öffnete sich vorsichtig ein Auge und sie sah direkt in das sorgenvolle aber auch glückliche Gesicht Devas. Seine Frage ließ sie einmal schlucken.

“Du … du … das Tal … das hat dich zu einem bösen Wolf gemacht. Es … es hat gemacht, dass du glaubst, dass ich nicht auf dich höre. Dass … dass …“ Jetzt musste sie erst wieder laut schluchzen. “… dass du glaubst, ich wäre fies und gemein und würde versuchen, dich zu hintergehen.“

Wieder schniefte sie, dann konnte sie zusammen mit ihrem Papa hören, wie Kody seiner Schwester erklärte, was sie vorgehabt hatten. Das klang eigentlich immer noch nach einem guten Plan, obwohl es do dermaßen schiefgegangen war. Wobei … immerhin war ihr Papa wieder da. Ganz so schief vielleicht auch doch nicht. Auch wenn Deva wohl trotzdem nicht so ganz verstand, was der Knackpunkt war.

“Aber nur zu Hause bist du ein richtiges Zuhause und so wie du sein solltest. Hier bist du …“ Sie ließ sich von einem eigenen Schluchzen unterbrechen und wollte auch nicht darüber nachdenken, wie ihr Papa hier denn nun war. Eben nicht so wie zu Hause.

Sie schluckte bei den leisen Worten ihres Vaters und öffnete und schloss zwei Mal den Fang, nach Worten suchend. “Ich will dich nie verlassen, aber dann darfst du auch nie wieder so sein.“ Treuherzig und beinahe flehend blinzelten ihre großen, schokoladengelben Augen hinauf zu ihrem Vater.


Re: 16 | Über den Fluss - Liath - 26.07.2013

Liath legte verunsichert die Ohren an, als Shila plötzlich nachgab. Er hatte mit mehr Widerstand gerechnet, weiteren giftigen Worten und Ablehnung. Aber eigentlich nicht mit einem Kleinbeigeben ihrerseits. Hatte er schon mal unüberlegt gehandelt? Ganz bestimmt. Zwar wollte ihm auf Anhieb kein Beispiel einfallen, aber er wusste, dass er nicht immer nachdachte, ehe er etwas tat. Manches machte man einfach, weil man das Gefühl hatte, es wäre richtig. Konnte es bei Shila wirklich genauso gewesen sein? Irgendwie hatte er ihr die ganze Zeit unbewusst unterstellt, aus Bosheit gegen Devaki rebelliert zu haben.

„Doch, schon.“, gab er schließlich freimütig zu und musterte seine Schwester abschätzend. Jetzt wirkte sie wirklich so, als würde es ihr leid tun.

„Papa hatte nur Angst um euch.“

Er war sich immer noch nicht ganz sicher, ob das stimmte, aber einfach um Devaki zu verteidigen und Shila ihren Groll auf den Vater zu nehmen, musste er das mit absoluter Überzeugung sagen. Und es klang tatsächlich so, als wüsste er es sicher. Dabei war er selbst erschrocken, als Devaki so heftig reagiert hatte. Der junge Wolf wäre nun gern zu seinen beiden Geschwistern gegangen und hätte Shila über das Ohr geleckt, um ihr zu zeigen, dass er ihr nicht mehr böse war. Dass er es nie böse gemeint hatte und dass er sie tatsächlich vielleicht auch ein kleines bisschen verstand. Aber er traute sich nicht, noch immer war da die Sorge vor dem gefährlichen Eis. Und der mahnenden Stimme von Laines.

„Ich hoffe Papa und Rylai finden Kody und Kainuu.“, murmelte er noch und senkte den Kopf ein wenig.


Re: 16 | Über den Fluss - Shila - 28.07.2013

Immernoch folgte Shila den Spuren, die die Wölfe vor ihr auf der dünnen Schneeschicht auf dem Eis hinterließen. Bei jedem leisen Knacken des Eises spürte Shila wie ihr Herz schneller zu schlagen begann und sich dann nur langsam wieder beruhigte - ob es je seinen alten gewohnten Rhythmus wiederfinden würde?

Als Liath zugab gewiss auch schon einmal ungeplant gehandelt zu haben, nickte Shila leicht und das Nackenfell legte sich schließlich gänzlich. Eine Versöhnung zwischen den Geschwistern schien sich anzubahnen - das spürte Shila sehr deutlich und sie war erleichtert darüber. Kurz wand sie noch einmal den Kopf nach ihrem Bruder herum und schenkte ihm einen warmen, liebevollen Blick

"Ich weiß, dass Vater sich Sorgen um uns gemacht hat... Ich hoffe, dass ich ihm so schnell nicht noch einmal Kummer bereiten werde"

Das hoffte Shila wirklich, denn sie liebte ihren Vater, auch wenn die Stimmung zwischen ihnen im Moment eher gedrückt als liebevoll war. Dennoch wusste sie, was sie und das ganze Rudel ihrem Vater zu verdanken hatten und sie wusste auch, dass die Aktion von Namíd und ihr nicht wirklich gut gewesen war.

Shila wand ihre Aufmerksamkeit wieder nach vorn, vernahm jedoch Liath gemurmelten Worte noch

"Das hoffe ich auch, Liath"

flüsterte sie in den eisigen Wind und senkte den Kopf etwas, um sich wieder auf den Weg zu konzentrieren, der vor ihnen lag.



Re: 16 | Über den Fluss - Rylai - 29.07.2013

Kodys Erklärung war alles andere als befriedigend. So, wie er es sagte, klang es nicht ganz so dramatisch, eher wie eine unbedachte und spontane Aktion der beiden. Die Erkenntnis, dass er sie dabei vollkommen vergessen hatte, machte es aber irgendwie nur noch schlimmer. Gekränkt blickte sie ihn an, in ihren Augen spiegelte sich maßlose Enttäuschung.
'Ich bin gleich wieder da', hatte er zu ihr gesagt. Sie hatte sich darauf verlassen, dass Kody sein Versprechen hielt. Stattdessen hatte er sie einfach am Fluss sitzenlassen und keinen Gedanken mehr an sie verschwendet. Hätte er sie nicht wenigstens einweihen können? Wie Dubh, meldete sich eine gehässige Stimme in ihrem Kopf. Dubh wollte dich auch zurücklassen.
Sie drehte den Kopf, als sie Kainuu und Devaki neben sich reden hörte. Dieses Mal sprach der Schwarze ihr zur Abwechslung einmal vollkommen aus der Seele. Nur dass sie im Gegensatz zu ihm nicht so ruhig bleiben konnte. Jetzt wo sie wusste, dass Kody unverletzt war, war sie nicht nur enttäuscht, sondern auch wütend. Auf ihrer Stirn bildete sich eine empörte Falte.

“Du hast gesagt, dass du gleich wieder da bist.“ Anklagend fixierte sie ihn. “Du hättest mir wenigstens Bescheid geben können... Ich wäre doch mitgekommen.“

Das war vermutlich nicht das, was Devaki hören wollte, aber es entsprach der Wahrheit. Zwar hing sie nach wie vor an Dubh und wollte ihn nicht verlieren, aber Kody war nun mal ihre Familie. Mit Dubh lag die Sache komplizierter – er war ihr Mentor und sie brauchte ihn, aber er hatte sie schon einmal verraten wollen. Eines Tages, so glaubte sie, würde sie aufwachen und der Schwarze wäre einfach fort. Und auch wenn sie hoffte, dass er sein Wort halten und der Moment der Wahrheit nie kommen würde, so konnte sie ihm doch nicht mehr so vertrauen wie zuvor.
Kody dagegen war ihr Bruder. Er konnte sie gar nicht allein lassen, sie waren schließlich Geschwister. Es war nicht wie bei Dubh. Sie waren untrennbar miteinander verbunden, oder zumindest hatte sie das glauben wollen. Jetzt musste sie allerdings einsehen, dass sie falsch lag. Kody hatte sich verändert. Sie hatte sich verändert. Alles hatte sich verändert. Kainuu war jetzt seine neue Schwester – sie selbst war nur ein altes Anhängsel aus seiner Vergangenheit, eine Wölfin, die er kaum kannte.


Re: 16 | Über den Fluss - Kodeiyan - 03.08.2013

Die Ohren in der kalten Luft hin und her drehend musterte Kody abwechselnd Kainuu, Devaki und schließlich Rylai. Er ließ dem Erwachsenen und seiner Tochter Momente für sich, wandte sich in dieser Zeit seiner Schwester zu, die noch immer nicht all zu begeistert aussah. Er musterte die Braune ruhig, bis er Devaki seinen Plan erklärt hatte, und auf dessen Worte hin senkte er leicht den Kopf, neigte die Ohren schuldbewußt zur Seite. Im ersten Moment hatte er seinen Plan wirklich gut gefunden, aber wie es schien, stand er fast allein damit da. Er nickte leicht, lauschte auch Kainuus Worten, bis plötzlich Rylai die Stimme erhob und sich direkt an ihn wandte. Kodeiyan wandte sich herum, den Fang leicht geöffnet und die braunen Augen nun auf seine Schwester gerichtet. Gerade noch hatte Devaki gesagt, dass ihre Familie ihr zu Hause war, und nun durfte Kody sich die Vorwürfe seiner Schwester anhören, die Enttäuschung in ihren Zügen und ihrer Stimme. Er öffnete den Fang erneut, wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als die Braune erneut sprach, ihm damit ein leises Seufzen entlockte. Es war nicht so einfach, wie sie glaubte. Er hatte sie nicht zurück lassen wollen. Nicht jetzt, wo er so unglaublich froh war, seine Schwester wieder gefunden zu haben. Er zuckte leicht mit den Ohren, die er nun eng an den Hinterkopf neigte, ehe er seine braune Schwester wieder direkt anblickte, einen entschuldigenden Ausdruck auf den Zügen. Sie beide schienen in diesem Moment Nichts von der Familie zu haben, die Kainuu und ihr Vater hier zeigten.

„Es tut mir Leid...“ Er neigte leicht die Schnauze zu Rylai, versuchte sie mit der Nase an der Schnauze zu berühren. „Ich hätte dich nie hier zurück gelassen... Ich wußte, dass du kommen würdest, dass ich mich auf dich verlassen kann...“

Der junge Rüde schluckte kurz, ließ den Blick für einen Herzschlag zu den anderen beiden Wölfen schweifen, ehe sich die braunen Augen wieder auf Rylai legten, noch immer lag die Entschuldigung in seinem Blick, auch wenn die Fähe sie vielleicht nicht annehmen würde. Er wog leicht den Kopf, musterte die Braune damit ruhig. Und trotzdem schien ihm alles falsch vorzukommen, was er sagen konnte. Blieb ihm nur zu hoffen, dass er seine Schwester nicht noch einmal verloren hatte.


Re: 16 | Über den Fluss - Devaki - 12.08.2013

Für einen kurzen Augenblick war die Welt wieder in Ordnung. Kainuu war unverletzt und kuschelte sich an ihren Vater, der ihre Wärme, ihren Geruch gierig in seine Sinne aufnahm. Devaki konnte gar nicht genug davon bekommen der nicht mehr ganz so kleinen Fähe mit der Nase durchs Fell zu fahren, um sich immer und immer wieder zu versichern, dass es ihr auch wirklich gut ging. Immerhin hatte er noch wenige Momente zuvor geglaubt, seine Tochter vielleicht verloren zu haben. Den Unterschied zwischen unverletzt und gut gehen machte er dabei nicht. Für den schwarzen Rüden hing das eine mit dem anderen zusammen. Kainuus Erklärungen lauschte er aufmerksam und jeder Schluchzer versetzte ihm einen schmerzhaften kleinen Stich in der Brust. Er drückte sie noch ein wenig enger an sich und versuchte die entschuldigende Miene noch ein wenig weicher wirken zu lassen. Aber das half nichts, denn seine Tochter schien sich dafür entschieden zu haben, alles herauszulassen, was ihr auf der Seele lag. Und seine Bitte, auf die er eigentlich ein zustimmendes, glückliches Nicken ohne weitere Widerrede oder Nachfragen erwartet hatte, konterte sie mit einer Forderung, die den Rüden ein wenig aus dem Konzept brachte. Natürlich war er ungerecht gewesen, aber deshalb war doch niemand anderes? Auch in der Vergangenheit war er Namíd und Shila angegangen, wenn sie Grenzen übertreten hatten. Sicher nie so heftig, aber das war auch nie nötig gewesen. Jetzt hätten sie sich in Lebensgefahr bringen können. Konnte Kainuu das nicht erkennen?

„Ich hatte Angst um dich und deine Geschwister. Das hat nichts mit dem Tal hier zu tun, Kainuu. Wenn Namíd und Shila in unserem alten zu Hause auf die Idee gekommen wären gegen meine Anweisung einfach über zugefrorene Flüsse zu spazieren, hätte ich genauso reagiert.“


Und hätte sie daneben gestanden, hätte Kainuu wohl auch im alten Tal seine Enttäuschung zu spüren bekommen. Oder etwa nicht? Dort war er nie so krank vor Sorgen, wie er es hier war. In ihrem alten zu Hause hatte er auch Verantwortung getragen. Doch mit jedem Schritt den sie vorangingen ohne Nahrung oder einen geeigneten Platz zu finden, wog die Last schwerer. Sie drückte auf seine Schultern. Sorgte sie auch dafür, dass er so wurde, wie Kainuu es beschrieb? Nun, eigentlich hatte sie keine Beschreibung. Doch Devaki konnte den Satz, den sie nicht beendete, auch gut allein in seinem Kopf vervollständigen. Er konnte nicht verhindern, dass ihn diese Anklage ein wenig kränkte. Deva schob Kainuu sanft ein wenig von sich. Es zog ihm erneut schmerzlich in der Brust, als er sie sanft betrachtete.

„Das kann ich dir nicht versprechen. Ich möchte es gerne, aber...“ Er schüttelte betrübt den Kopf. „Es geht nicht. Ich...“

Er schluckte und suchte nach den richtigen Worten. Wie konnte er es Kainuu beibringen? Dass er allein die Sorge dafür trug, dass sie alle diese Wanderung gut überstanden und ein neues zu Hause mit genug Nahrung für sich fanden? Dass es um sie alle ging und er sich nicht mehr nur um sie kümmern konnte? Wie, ohne dass er sie erneut kränkte? Ohne, dass sie erneut weglief? Der Schwarze suchte fieberhaft in seinem Kopf nach einer Erklärung. Devaki hatte immer eine Antwort auf Kainuus Fragen gehabt. Doch er konnte sie nicht finden.


Re: 16 | Über den Fluss - Devaki - 12.08.2013



Spielleitung
Beinahe die Hälfte des Weges war geschafft. In der Mitte des Flusses war die Eisdecke nicht so dick, wie am Ufer, doch es reichte offenbar, um die Wölfe zu tragen. Lediglich die Schneedecke war nicht mehr so dicht. Die Pfoten der vorderen Wölfe schoben die weiße Schicht vom Eis, so dass es für die, die am Ende liefen, ein wenig glatter wurde. Cheza schritt unbeirrbar in gleichmäßigem Tempo voran. Nasiha hatte sich zwischen die schwarzen Brüder und die Welpengruppe gereiht und trottete schweigend dahin. Ihre Gedanken waren bei ihrem Bruder und den verlorenen Welpen, die hinter ihnen waren. Hoffte sie. Ein leises Knarzen ließ die Fähe aufhorchen. Der Wald auf der anderen Seite des Flusses war mittlerweile gut erkennbar. Aus den dunklen Schatten waren gut erkennbare Bäume geworden. Zu dicht benadelten Tannen gesellten sich einige Laubbäume. Doch es waren nur wenige und jetzt im Winter wirkten sie nackt und fratzenhaft. Die Schwester des Leitwolfes kniff die Augen zusammen und versuchte zu erspähen, was das Geräusch ausgelöst hatte. War es nur Einbildung gewesen? Ein brauner Schemen huschte für einen Moment zwischen den Stämmen der Nadelbäume entlang. Nasiha kniff die Augen zusammen, um sicherzugehen, dass sie völlig wach war. Als sie sie wieder öffnete, war der Schemen verschwunden. Das Tannenkleid war zu dicht, um mehr zu erkennen. Die Fähe blieb stehen. „Was war das?“ fragte sie leise, aber gut hörbar in die Runde. Was wartete dort am anderen Ufer auf sie? Oder hatten ihre Sinne ihr doch einen Streich gespielt?