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16 | Über den Fluss - Druckversion

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Re: 16 | Über den Fluss - Rylai - 06.04.2013

Sie hob den Kopf und zuckte erwartungsvoll mit dem Ohr, als Liath zu ihnen trat. Seine Worte überraschten sie nicht, immerhin war Devaki sein Papa und von dem dachte man in der Regel nichts Schlechtes. Eigentlich hatte sie auch persönlich nichts gegen Devaki. Er hatte bisher immer ganz okay gewirkt, wenn auch ein wenig seltsam, und ihr Geheimnis hatte er bisher scheinbar auch niemandem verraten. Trotzdem glaubte sie noch immer, dass er übertrieb. Und dass er sie einen „Welpen“ genannt hatte, würde sie ihm noch für ein oder zwei Stunden krumm nehmen, ehe sie es vergessen hatte.
Dubhs Antwort war dagegen bestenfalls verwirrend. Warum musste sie denn tun, was Devaki oder „irgendein anderer Wolf“ sagte? Nein. So war es bisher nie gewesen und so würde es hoffentlich auch in Zukunft nicht sein. Dass neben Dubh auch Devaki ein Wörtchen mitzureden hatte, das konnte sie noch einsehen, immerhin war er der Anführer der Truppe. Aber alle Anderen? Selbst wenn sie dumm waren oder sie nicht mochten? So gern sie Dubh auch zugestimmt hätte, um ihn zu besänftigen, so abwegig erschien es ihr auch.

“Ich werd' nicht mehr aufs Eis gehen“, räumte sie ein. “Aber wenn mir jemand was Dummes befiehlt, dann mache ich lieber, was ich für richtig halte.“

Damit würde ihr Begleiter sich hoffentlich vorerst zufrieden geben, denn etwas ganz Ähnliches hatte sie bereits zu Devaki gesagt. Sie würde abwägen, ob es Sinn machte, was man ihr sagte oder nicht, und dann entsprechend handeln. Aber einfach brav zu gehorchen, ohne dabei den eigenen Kopf anzustrengen, das konnte Dubh vergessen. Er selbst würde das ja wohl auch nicht tun, oder?
Kurioserweise gab er ihr ja sogar Recht in der Eissache! Nur mit Mühe unterdrückte sie einen triumphierenden Laut. Also doch, hatte sie es doch gewusst! Auch Dubh hielt das Eis im Grunde für ungefährlich und hätte den Fluss unter normalen Umständen schon längst überquert. Um Devakis und um des lieben Friedens Willen würde sie es trotzdem unterlassen, aber im Prinzip gab Dubh ihr doch zu verstehen, dass Devaki aus Angst um seine Jungen überreagierte. Oder halt, vielleicht war es auch genau andersrum?

“Heißt das, dass Devaki übervorsichtig ist? Oder wir zu leichtsinnig?“

Unauffällig blinzelte zu Liath. Was er sich dazu dachte, konnte sie sich schon fast denken. Er gehörte schließlich zu seinem Papa und vertraute daher vermutlich auf seine Entscheidungen, so wie sie es bei Dubh tat. Umgekehrt war sie allerdings geneigt, sich im Zweifelsfall immer auf Dubhs Urteilsvermögen zu verlassen. Er hatte sich um sie und ihr Wohlergehen gekümmert, während sie die anderen Wölfe kaum kannte. Andererseits hatte er aber auch vorgehabt, sie hier abzusetzen und sich allein aus dem Staub zu machen, was sie ihm immer noch nachtrug. Nachdenklich blickte sie zu ihm empor.


Re: 16 | Über den Fluss - Namíd - 06.04.2013

Er schaute weiter in die Richtung aus der sie kamen, dahin wo seine Heimat lag, aber die Antwort die seine Schwester ihm gab überraschte ihn nicht. Natürlich wollte sie nicht gehen, wollte bei Papa bleiben und ihm vertrauen. Er wollte es ja auch, irgendwie, hatte aber nicht mehr die Kraft dazu – wenn das es richtig ausdrückte. Er warf einen Blick zurück, zum gefrorenen Wasser und schnaubte verächtlich. Natürlich, man hatte es ihnen verboten aber nun taten die großen es selber. Der Blick seiner dunkelblauen Augen suchte den seiner helleren Schwester bei sich.

„Ich will keine Abenteuer mehr, Shila. Warum auch? Jedes Abenteuer was wir finden wird uns verdorben, du siehst es doch selbst. Wir dürfen nicht auf das Eis weil es gefährlich ist, für uns. Und was ist mit ihnen? Für die ist keine Gefahr da?“ Er schnaubte erneut und lies sich im Schnee nieder den er mit den Vorderpfoten aufscharrte. Er wollte keine neuen Verstecke oder Gerüche, er wollte einfach wieder dahin zurückkehren wo er herkam, den Ort den er kannte. Er schnippte mit den Ohren und musterte den Wald vor sich.

„Und was ist, wenn wir keine neue Heimat finden, Shila? Irgendwann wird der Weg den wir gelaufen sind zu weit sein und dann?“ Was war nur mit ihm los? Der schwarze fragte sich das ja selbst. Warum hatte er so komische Gedanken statt einfach nur so zu sein wie es vorher war. Yoruba, Mama und letztlich waren auch Arkas und die neuen nicht mehr da. Sie alle waren zurückgeblieben, auf die Eine oder Andere Art. Vielleicht trafen sie sich ja irgendwann wieder, irgendwie. Namíd schaute ärgerlich zurück zum Eis, erneut. Das was er sah missfiel ihm.

„Papa hätte es uns auch machen können, meinst du nicht? Er hätte aufpassen können, dass uns nichts geschieht, statt uns zu Recht zu weisen und wütend zu sein. Nun erkundet er das Wasser statt uns wenigstens die Chance zu geben etwas Nützliches zu tun.“ Ja, das dachte der schwarze wirklich. Er fühlte sich irgendwie nutzlos. Ein Anhängsel, jemand der mitgenommen werden musste weil es keinen Grund gab ihn fortzuschicken, jemand der da war aber der einem nicht helfen konnte. Vielleicht war es Sorge, aber für Namíd war es einfach nur unsinnig. Warum konnten die Jungtiere nicht mal etwas tun was allen half? Shila und er hatten viel gemeinsam die Wege erkundet, aber meist nur hinter den anderen oder in Sichtweite des Leittieres. Alleine war zu gefährlich. Er seufzte und lächelte dennoch wieder. Trübsal blasen würde ja auch nicht helfen.

„Komm, lass uns schauen war wir sonst noch machen können.“ Er machte eine kurze Pause und musterte sie lächelnd. „Keine Sorge Shila, ich werde nicht gehen. Nicht solange du nicht mit mir kommst. ‘Tschuldigung, ich war nur so Sauer.“ Und das meinte er genauso wie er es sagte und lächelte sie dabei entschuldigend an. Shila bedeutete ihm viel, mehr als seine anderen Geschwister wenn er ehrlich war. Ohne Shila wollte er nicht nach Hause zurück gehen und zusammen würden sie das schon irgendwie schaffen. Alles, irgendwie.

Er grinste sie schon fast spitzbübisch an. So wie er war wenn er nicht so viel nachdachte. Unbesonnen und einfach mit dem Kopf durch die Wand – oder den Baum oder was man sonst so fand. Er stand auf, schüttelte den Schnee aus seinem Rabenschwarzen Fell und sprang munter in Richtung Waldrand. Er blickte über die Schulter und grinste. Mal schauen, was man noch so fand abseits der ‚väterlichen Sorge‘ oder der Blicke der übervorsichtigen Rudelwölfe. Er hoffte ja auch auf ein bisschen Wasser das gefroren war oder wenigstens irgendetwas das man tun konnte. Und es war ihm auch egal ob es gegen eine Regel verstoßen konnte das sie sich wieder in den Wald begaben. Momentan sahen die meisten Erwachsenen eh nichts anderes als Eis und so wie es aussah waren einige auch Kainuu gefolgt. Natürlich. Bitter schaute er dahin wo seine Schwester verschwunden war. Kainuu musste getröstet werden. Doch er sagte nichts und war sich sicher das Shila nichts bemerkt hatte. Er wollte nicht mehr daran denken was geschehen war. „Und, was machen wir jetzt Shila?“ Schwanzwedelnd wartete er auf seine Schwester.


Re: 16 | Über den Fluss - Shila - 07.04.2013

So viele Fragen, die ihr Bruder ihr da in den Schnee warf und so wenige Antworten, die Shila darauf geben konnte. Warum ging Deva nun mit einigen anderen Wölfen selbst aufs Eis, obwohl er es ihnen ausdrücklich verboten und für gefährlich erklärt hatte? Warum durften sie nicht helfen? Warum wurden sie nicht einmal gefragt? Warum kümmerte sich jetzt niemand mehr um sie? Was wenn es keine neue Heimat für das Rudel gab? So viele Fragen…
Shila hatte das Gefühl, als würden die Fragen in ihrem Kopf Karussell spielen und ein klopfender Schmerz hämmerte von innen gegen ihre Stirn. Wenn sie nur eine einzige Antwort finden könnte, nur eine einzige… Aber da gab es keine Antworten, keine tröstende Worte, die sie ihrem Bruder liefern könnte. Irgendwie war mit einem Schlag alles leer in ihrem Kopf und das einzige Gefühl, das sie nun spürte, war Angst. Angst vor der Zukunft, Angst vor der Vergangenheit, Angst vor der Gegenwart und am Schlimmsten war die Angst davor, dass Namíd gehen würde, dass er sie verlassen und allein in die Heimat zurückkehren könnte. Diese Angst war am Größten und Shila blickte ihren schwarzen Bruder verzweifelt an. Ihr fielen einfach keine Antworten auf seine Fragen ein. Würde er jetzt gehen?

Aber dann kam alles anders: Namíd machte keine Anstalten allein zu gehen, er wartete nicht einmal darauf, dass sie sich erklärte und ihm irgendwelche Antworten ablieferte. Es schien fast so, als wären urplötzlich alle dunklen Gedanken wie abgetaucht und vom dicken Eis begraben… Shila schüttelte sich, als versuchte sie selbst auch die trüben Gedanken loszuwerden und wieder zu ihrer guten Laune zurückzufinden. Als Namíd sich bei ihr entschuldigte, erwiderte sie sein Lächeln und Erleichterung machte sich in der jungen Fähe breit. Sie würden immer zusammen halten! Keiner würde den anderen einfach verlassen! Das stand für Shila fest!

Trotzdem dauerte es einen Moment, ehe sie sich aufrappelte und ihrem Bruder folgte. Sie musste sogar richtig rennen, um Namíd wieder einzuholen, sodass der Schnee zu allen Seiten davon wirbelte. Bei ihrem Bruder angekommen, legte sie kurz den Kopf schief, dann grinste sie

“Wie wäre es mit einem Wettrennen?“

Spielen war bekanntlich gut dafür geeignet Sorgen aus dem Weg zu räumen, oder sah ihr Bruder das anders? Abwartend blickte sie Namíd an und wedelte wild mit der hellen Rute



Re: 16 | Über den Fluss - Liath - 14.04.2013

Liath bekam nur noch den Rest der Ermahnung mit, die Dubh an Rylai richtete. So konnte er nicht mit Sicherheit sagen, worüber die beiden diskutiert hatten, ehe er dazugekommen war, aber er vermutete, dass es ebenfalls um das Eis ging, das die junge Fähe betreten hatte. Sich da nicht weiter einzumischen, bereitete ihm absolut keine Schwierigkeiten, vor allem auch, weil er sowohl Dubh als auch Rylai bisher kaum kannte. In den letzten Tagen hatte er nicht wirklich mit den beiden gesprochen und bis auf dass sie beide jeweils einen Bruder im Rudel hatten, wusste er nichts über sie. Vielleicht änderte sich das jetzt, wenn er ihnen ein bisschen zuhörte. Gleichzeitig musste er aber auch Devaki, Laines, Cheza und Dannsair im Auge behalten, um sicher zu gehen, dass sie nicht einbrachen. Zwar konnte er das nicht verhindern, in dem er sie beobachtete, aber es gab ihm etwas mehr Sicherheit. Immer wieder hörte man dumpfes Knacken und Krachen zu ihnen herüberschallen, doch das schien nicht durch die vier Wölfe ausgelöst zu werden. Unter dem Eis strömte der Fluss weiter und kratzte an der festen Schicht, bewegte sie hin und her und löste dadurch die Geräusche aus. Es würde sicher gut gehen und sie konnten bald hinüber.
Rylais Frage, die an Dubh gerichtet war, ließ Liath aufhorchen. Devaki war vielleicht übervorsichtig? Der Jungwolf runzelte die Stirn und fragte sich, warum Rylai die Gefährlichkeit des Eises anzweifelte. Er selbst wäre nicht auf den Gedanken gekommen, dass es eher an Devaki liegen könnte.

„Aber ihr hört es doch auch knacken. Bestimmt hat Papa Recht, wenn er so reagiert“, wandte er ein und sah zwischen den beiden Zweiflern hin und her.

Dubh sagte Dinge, die ihm gut gefielen, das musste er dem schwarzen Rüden lassen. Sie klangen klug und nach Respekt – und seltsamerweise viel bedachter und weniger verrückt als alles, was Dannsair sonst sagte. Aber dass Geschwister sehr unterschiedlich sein konnten, wusste Liath ja von sich selbst und seinen eigenen Geschwistern. Und Kody war – anders als seine Schwester – auch nichts aufs Eis gegangen. Vielleicht war es am besten, wenn sie sich ablenkten, damit er sich einerseits nicht dauernd Sorgen um seinen Vater machte und Rylai und Dubh nicht andererseits noch anfingen zu streiten.

„Wo seid ihr eigentlich hergekommen? Wusstet ihr, dass Dannsair und Kody hier sind?“, wechselte er deshalb das Thema und positionierte sich so bei den beiden, dass er die Gruppe auf dem Eis im Blick behalten konnte.


Re: 16 | Über den Fluss - Namíd - 24.04.2013

Er stand da, auch als Shila letztlich neben ihm stand, sah in die vom Schnee bedeckten Baumkronen hoch, dann wieder zwischen die Bäume. Schnee. Wie gemein war es, dass diese weiße Flocken die vom Himmel herab kamen sie letztlich gezwungen hatten zu gehen, dafür gesorgt hatten das die Rehe und anderen Tiere verschwanden. Yoruba hätte bestimmt versucht sich von dem Gras zu ernähren, wie sie es erzählt hatte. Er wandte seinen schwarzen Kopf seiner Schwester zu als diese letztlich sprach. Ein Wettrennen? Namíd war eigentlich immer bereit seine Geschwindigkeit mit der seiner Schwester zu messen, doch jetzt stand es ihm nicht danach. Wer wusste schon ob es erlaubt war.

„Nein, lass uns lieber schauen ob wir ein Versteck finden. Wenn wir dann irgendwann wieder kommen, Shila, dann können wir das Versteck suchen und wissen das wir richtig sind.“ Das sie sich ja eigentlich auch einfach die Umgebung einprägen konnten damit sie nicht vergaßen wo sie waren, oder gewesen waren, das war zu einfach, es war kein Abenteuer dabei. Er blickte seine Schwester an. Ausserdem, wer wusste schon wann das Rudel den Fluss überqueren konnte und vielleicht brauchten sie in ihrer Zeit hier ja noch ein Versteck. Eines was sicherer war als das Unterholz wo er durch den Schnee schneller auffiel als im Winter. Das war auch Namíd bereits aufgefallen. Sein schwarzes Fell, welches ihn im Schatten fast unsichtbar wirken ließ, hatte im Winter den Gegenteiligen Effekt. Sobald irgendwo Schnee lag war er aufgeschmissen, sein schwarzer Pelz ließ sich nicht verstecken, er stach deutlich daraus hervor, selbst in der Dämmerung noch hob er sich deutlich vom Hintergrund ab. Etwas was er so nicht gewohnt war, etwas unbekanntes und vor allem: nerviges.

Er wedelte aufgeregt mit der Rute und drehte sich auf der Stelle, dabei wirbelte er den Schnee zu seinen Pfoten auf der ihm in die Nase flog als er diese ein Stück senkte. Er nieste und betrachtete den verräterischen Schnee aufmerksam. Warum schmolz er eigentlich auf der Erde nicht? In seinem Fell blieb er noch nicht lange liegen, jedenfalls nicht viel. Entweder schüttelte er ihn ab oder er wurde irgendwann zu Wasser. Mit dieser Erkenntnis blickte er sich um und suchte den Blick seiner Schwester. Vielleicht wusste sie des Mysteriums Lösung.

„Shila, weißt du warum der Schnee liegen bleibt? Also auf dem Boden oder dem Fluss, so dass es gefährlich ist? Wenn wir laufen und der Schnee den wir nicht rausschütteln können in unserem Fell ist, dann ist er ganz schnell nass weil er nicht so bleibt, also keine weißen Flocken. Aber hier auf der Erde, da ändert er sich gar nicht. Erst wenn er sich auf uns legt, wird er wieder zu Wasser.“

Namíd beobachtete schielend eine Schneeflocke auf seiner Nase die gerade zu Wasser wurde, sie hatte sich dort einfach niedergelassen. Ob es über den Bäumen schneite konnte er gar nicht sagen, vermutlich kam es einfach nur von den Blättern. Doch wie auch vorher schmolz der Schnee auf seiner Nase binnen nur weniger Augenblicke und hinterließ lediglich einen Tropfen Wasser. Er musterte den Schnee aufmerksamer. War das ganze etwa so etwas wie Cheza? War das ein unbekanntes Phänomen? War Cheza vielleicht Schuld daran? Namíd schaute sich um, nein sie schien nicht in der unmittelbaren Nähe zu sein. Er schnippte mit den dunklen Ohren und wedelte noch immer mit der Rute. Fragen über Fragen und die Suche nach einem Versteck wollte er immer noch ausführen.


Re: 16 | Über den Fluss - Shila - 25.04.2013

Shila winselte etwas enttäuscht, als ihr Bruder ihren Vorschlag mit dem Wettrennen so vehement ablehnte, aber sein Gegenvorschlag klang dann gar nicht so schlecht und vielleicht sogar vernünftiger als ihr Wettrennen und so stellten sich ihre Ohren schnell wieder auf und die Rute setzte sich wieder in Bewegung

“Das ist ja gar keine dumme Idee von dir…“

Im ersten Moment klang es wohl so, als wäre sie gute Ideen nicht von ihrem Bruder gewöhnt und ein freches Leuchten in ihren Augen sollte ihm zeigen, dass sie diesen Satz absichtlich so klingen ließ, um Namíd ein wenig aufzuziehen. Aber schon schleckte sie ihm besänftigend über die Schnauze, sodass er sich eigentlich gar nicht mehr aufregen konnte..

“Das war nicht so gemeint, Bruderherz!“

Fügte sie aber vorsichtshalber noch hinzu und schmiegte sich ein wenig an sein schwarzes Fell, ehe sie Richtung Wald sah. Am besten man suchte eine Höhle oder etwas, was als Höhle dienen könnte und bei dieser Gelegenheit konnte man ja auch einmal Ausschau nach etwas Fressbarem halten, oder? Ein kleiner Vogel oder ein Kaninchen – das wäre jetzt etwas… Schon hatte sie den Geschmack von Fleisch im Maul und schloss kurz die Augen, ehe sie Namíd wieder ansah

“Vielleicht finden wir auch etwas zu fressen, während wir ein Versteck suchen“

Warf sie also noch ein, ehe sie dann seinen Worten lauschte, die irgendwie etwas seltsam klangen. Wie kam Namíd denn jetzt auf diesen Gedanken? Ihr Köpfchen arbeitete etwas langsamer und es dauerte einen Moment, bis sie ihrem Bruder wirklich folgen konnte. War sie doch in Gedanken immernoch bei dem Versteck und der damit verbundenen Futtersuche. Aber dann legte sie nachdenklich den Kopf schief, die Rute stellte ihre Wedelaktivitäten ein und die Ohren zuckten vor und zurück – ein sicheres Zeichen dafür, dass Shila gerade dabei war eifrig zu grübeln und nach einer Lösung zu suchen. Dann beobachtete sie eine Schneeflocke, die auf den Schnee zu ihren Pfoten fiel, ehe sie wieder die Schneeflocken in Namíds Fell betrachtete

“Vielleicht mögen die Schneeflocken kein Wolfsfell und fühlen sich da nicht wohl? Auf den anderen Schneeflocken am Boden bleiben sie liegen und werden nicht zu Wasser… vielleicht mögen sie es nicht, wenn sie auf etwas Warmes fallen?“

Mutmaßte Shila und steckte ihre Schnauze tief in Namíd Winterfell, als wollte sie dessen Temperatur überprüfen. Dann zog sie ihren Kopf wieder zurück und nickte eifrig

“Ja ja, dein Fell ist ganz warm und dicht… Ich glaube, das mögen die Schneeflocken einfach nicht. Auf der Erde fühlen sie sich wohler… die ist nicht so warm und flauschig…“

Aber vielleicht irrte sie sich ja auch und die Schneeflocken hatten eigene, komplexere Gründe, um nicht in Namíds Fell liegen zu bleiben. Dann lachte Shila leise auf, als ihr ein witziger Gedanke durch den Kopf schoss

“Das wäre ja lustig, oder? Wenn der Schnee auf dir liegenbleiben würde! Dann würdest du wie ein Schneewolf durch die Gegend stapfen… Dann würde man dich nicht so schnell sehen… vielleicht musst du dafür sorgen, dass du ganz kalt wirst, dann bleibt der Schnee liegen und du kannst als Schneewolf weiterziehen“

Aber wie sorgte man dafür, dass man kalt wurde? Shila überlegte wann sie sich kalt gefühlt hatte und nickte nach einer Weile

“Versuch mal ganz ganz böse zu gucken… dann fühlt man sich jedenfalls kalt… oder… traurig? Und dann gucken wir mal ob die Schneeflocken auf dir liegenbleiben!“



Re: 16 | Über den Fluss - Laines - 28.04.2013

Das hatte ja wie am Schnürchen geklappt. Vielleicht sollten sie diese Arbeitsteilung öfter versuchen, immerhin schienen sie so ja endlich mal weiter zu kommen. Nasiha kümmerte sich um Kainuu, check, Dubh um den Rest der Welpen, check und er latschte nun mit Cheza und Dannsair zu Devaki auf das Eis, check. Der Tiefschwarze mit den weißen Abzeichen im Gesicht postierte sich in einem größeren Abstand seitlich von Devaki und lief so langsam vorwärts. Chess Laines machte sich nicht die Mühe mit den Augen zu arbeiten und hatte diese schlicht nach vorne gerichtet. Was sollte er auch großartig sehen? Zu seinen Pfoten war nur Schnee. Selbst wenn das Eis irgendwo rissig war, dann würde er das nicht sehen. Er konzentrierte sich also vorallendingen auf sein Gehör und ließ die Lauscher sachte hin und her zucken, während er etwas gelangweilt über die zugeschneite Eisfläche stapfte. Er spürte keine Gefahr, seine Sinne läuteten nicht Alarm und auch ein leises Knarzen hier und da beunruhigte ihn nicht. Es war eben Eis und das Wasser darunter blieb in Bewegung. Deswegen konnte die Schicht trotzdem dick genug sein, um einen Wolf zu tragen. Die angespannte und gestresste Art und Weise der anderen Eistester - Dannsair ausgenommen - nervte ihn eher. Hatten die schon mal was von ruhig bleiben gehört? Als ob es irgendwie hilfreich wäre aus einer Mücke einen Bären zu machen. Gelassen die Lage überprüfen, ruhig mit seinen Mitwölfen umgehen und alles könnte ganz einfach und stressfrei sein. Man, man, man. Vielleicht sollte er in einem geeigneten Moment doch mal darauf hinweisen, dass ein paar Mal durchatmen manchmal Wunder wirkte. Laines sah also lieber Dannsair zu, wie er auf dem Eis ausrutschte und - oho! - nicht einbrach. Na, bitte. Laines grinste amüsiert und seine Rute pendelte locker hin und her. Leider blieben Devaki und Cheza verklemmt wie sie waren und ließen sich nicht erheitern. Wobei es gerade Cheza war, die Laines ungewollt noch ein bisschen mehr erheiterte. Er konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, als er ihren Kommentar hörte. Na, klar! Lieber mit einem Bauchplatscher untergehen, wenn das Eis brach. Abgesehen davon war die Vorstellung wirklich zu komisch. Laines räusperte sich, setzte noch ein paar Schritte vorwärts und blieb dann stehen.

"Ob es uns trägt hat er doch prima getestet! Er ist immerhin nicht eingebrochen, also ist das Eis fest genug, um sogar stürzende Wölfe aufzufangen.",

meinte er munter. Während sich Devaki nun erkundigte, wie die Eisdichte an ihrer Stelle so aussah, wischte der schwarze Rüde mit den Pfoten etwas Schnee beiseite und besah sich das Eis unter ihm. Es sah fest aus. Seine Ohren nahmen das ganz leise Geräusch von fließendem Wasser unterhalb des Eises auf, aber dick genug schien es trotzdem zu sein.

"Bei mir sieht es ganz gut aus. Wir sollten einfach in großen Abständen hintereinander und versetzt voneinander über das Eis gehen, damit wir unser Gewicht optimal verteilen. Dann wird schon nichts schief gehen."


Re: 16 | Über den Fluss - Dubh - 08.05.2013

Dubh legte den Kopf schief. In was hatte er sich da nur rein manövriert? Warum hatte er nicht einfach sagen können, dass er Devaki voll und ganz recht geben würde? Warum hatte er da noch diesen Schlupfwinkel lassen müssen? Er konnte schon förmlich den triumphierenden Ausdruck auf dem Gesicht der jungen Fähe erkennen. Na toll.
Leise seufzte er.

“Richtig, das Eis ist erst einmal tabu.“

Sobald die anderen es als sicher befunden hatten, konnte sie ja seinetwegen wieder darauf herumrennen, wie sollte wollte – auch wenn es ihn bisher auch nicht großartig gestört hatte. Ihre Aussage, dass sie das machen würde, was sie für richtig hielt, war eigentlich genau das, was er von ihr erwartet hatte. Wie kam er denn noch zu dem Gedanken, dass er mit Rylai jemanden vor sich hatte, der sofort das tat, was man ihm sagte. Was ihn bei diesem Gedanken wohl geritten hatte.

“Solange du keinen Ärger machst ...“,

setzte er an. Nein, eigentlich sollte sie einfach machen, was man ihr sagte. Denn wer konnte schon wissen, wann für Rylai etwas falsch erschien. Nahm man doch das Eis zum Beispiel. Wenn es ihr richtiger erscheinen würde darauf herumzuspazieren, würde sie es also tun. Das war aber doch gar nicht der Sinn! Nachdenklich legte Dubh die Ohren dicht am Kopf an, um sie dann wieder aufmerksam aufzustellen.

“Hör zumindest auf Devaki!“

Und schon kam die nächste Frage und was sollte er denn um Himmels Willen darauf erwidern? Er wollte sie nicht anlügen und da er nicht glaubte, dass das Eis gefährlich war, würde es wohl darauf hinaus laufen, dass Devaki übervorsichtig war. Aber das wollte er ihr nun auch nicht sagen. Was war das denn heute nur so schwierig!
Der Rüde war daher Liath gerdezu dankbar, als er sich einschaltete und auf das Knacken des Eises hinwies. Ein Anflug von Erleichterung schoss über Dubhs Gesicht und er nickte bei den Worten des jungen Rüden.

“Hör auf Liath, Rylai. Er hat recht.“

Für ihn war das jetzt beschlossene Sache. Er wollte nicht weiter mit ihr über Devakis Entscheidungen, gegen die sie sowieso nichts machen konnte, diskutieren, ob sie nun richtig oder falsch waren. Kurz warf er einen Blick über die Schulter zu den Wölfen auf dem Eis. Alle waren noch da. Das wirkte vielversprechend.
Sein Blick war wieder etwas ernster geworden, als er zu den beiden Jungwölfen zurückblickte. Kurz musterte er Liath eindringlich, ließ sich seine Frage einmal durch den Kopf ziehen.

“Ich habe gar nicht mehr damit gerechnet, Dannsair jemals wieder zu sehen. Und hier hätte ich ihn auch nicht erwartet.“,

meinte er.
Aber so langsam – ja, ganz langsam – konnte er sich zumindest mit dem Gedanken anfreunden, dass er ihn gefunden oder ihn zumindest wieder getroffen hatte, auch wenn da noch dieser alte, leise Groll gegen den Bruder in ihm blieb.
Einen leichten Seitenblick warf er zu Rylai. Ob sie fest damit gerechnet hatte ihren Bruder wieder zu finden? Schließlich war er mit ihr ohne ein wirkliches Ziel unterwegs gewesen. Die Suche nach Verwandtschaft hatte für ihn nie im Vordergrund gestanden und Anfangs war er nicht sehr wählerisch gewesen, bei welchen Wölfen er die Fähe abgeben könnte.


Re: 16 | Über den Fluss - Kodeiyan - 12.05.2013

Es erschien dem jungen Rüden als die logischte Lösung. Es war beinah zu einfach, und trotzdem konnte er sich – wenn auch nur ein wenig – vorstellen, dass ihr Plan aufgehen musste. Sie mussten zurück gehen, zurück in ihr Revier, zurück zum alten Leben. Devaki und die anderen würden ihnen folgen... und wenn sie wieder zurück waren, und nur noch ein wenig Geduld hatten, würde auch die Beute zurück kommen, spätestens, wenn dieser ganze Schnee verschwunden war. Als seine Freundin seinen Worten widersprach, verzog Kody kurz die Lefzen, wog den Kopf ein wenig zur Seite. Machte man aus Angst nicht Sachen, die unlogisch waren? Er glaubte schon, auch wenn es natürlich trotzdem nicht in Ordnung war, dass Devaki Kainuu so traurig gemacht hatte. Er stubste seiner Freundin also nur noch einmal sachte gegen die Wange, ehe er auch schon auf den Pfoten stand und seinen genialen Plan verkündete. Und auch in den Augen seiner Freundin erkannte er die Hoffnung, dass dieser Plan wunderbar war.
Kainuu sprang auch auf, und Kody tänzelte voller Vorfreude auf ihre Rückkehr mit den Vorderpfoten auf und ab. Der Braune war froh, auch bei ihr nun die Ansätze eines Lächelnd zu erkennen. Es würde schon gut gehen, und dann würde auch Devaki einsehen, dass er sich nicht richtig verhalten hatte! Jedoch wartete der Braune noch, bis seine Freundin an seiner Seite war, lächelte bei ihrem leichten Nicken noch ein wenig breiter, und setzte sich dann schließlich gemeinsam mit der Braunen in Bewegung, blieb dabei bei jedem Tempo an ihrer Seite. Kurz wandte der junge Rüde jedoch den Blick herum, aber niemand schien ihnen bisher zu folgen. Mit diesem Gedanken legte Kodyeian kurz die Ohren an den Hinterkopf, fragte sich still, wieso ihnen niemand folgte. Aber darauf wollte er sich nicht konzentrieren, er wandte sich also wieder nach vorn, sprang mit leichten Pfoten durch den Schnee, ehe er die braunen Augen kurz zu Kainuu herum wandte, ihre Lefze kurz mit der Nase berührte.

„Es wird alles wieder gut.“

Da war er sich ganz sicher, und so bestand das Lächeln auf seinen Lefzen weiterhin, während er den Blick immer wieder zurück wandte, um sicher zu gehen, dass ihnen bis hierher niemand folgte... obwohl eigentlich genau das Gegenteil der Fall sein sollte.


Re: 16 | Über den Fluss - Rylai - 12.05.2013

Skeptisch legte sie den Kopf schief. Aus Dubh war wohl vorerst nichts herauszubekommen, zumindest gab er nur Plattitüden von sich, die ihr eher weniger aussagekräftig erschienen. Das war doch sonst nicht seine Art. Meist sagte er ganz klar was Sache war, oder er schwieg eben. Dieser neue Dubh gefiel ihr immer weniger – als würde er sich nicht trauen, die Wahrheit zu sagen. Lag es an Liath? Hatte Dubh Angst, dass er ihn bei seinem Vater verpetzen würde? Und wenn schon? Ihr Blick wanderte zu den Wölfen, die sich gerade anschickten, die Eisfläche zu überqueren. Devaki kam ihr nicht wie ein Wolf vor, den man fürchten musste. Bestimmt käme er damit klar, wenn sie sagten, was sie wirklich dachten. Sie würde sich jedenfalls nicht verbiegen, nur um irgendjemandem zu gefallen. Warum konnte nicht auch Dubh etwas mehr Standhaftigkeit beweisen? Sie hatte ihn um eine ehrliche Einschätzung gebeten, und alles was sie bekommen hatte waren leere Ausflüchte. Das war nicht der Wolf, der sie aufgezogen hatte, der sich immer so sicher war und kein Blatt vor den Mund nahm. Das war... irgendjemand anderes. Sie schüttelte enttäuscht den Kopf, als er nun auch noch einen Rückzieher machte und wollte, dass sie auf Liath hörte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Liath war so alt wie sie.

“Es knackt doch auch jetzt die ganze Zeit und trotzdem bricht niemand ein. Nichtmal Dannsair“, bemerkte sie.

Sie hatte sehr wohl beobachtet, wie der Schwarze mit voller Wucht aufs Eis geklatscht war – und trotzdem war ihm nichts geschehen. Und Dannsair sah nun nicht gerade wie ein Leichtgewicht aus. Für sie ein untrügliches Zeichen, dass die Überquerung sicher war, aber zugegebenermaßen wäre sie auch vorher gerne schon aufs Eis gelaufen, auch ohne Dannsairs gewissenhaften Test. Trotzdem würde sie die Sache damit vorerst auf sich beruhen lassen. Sie hatte ja sowieso schon eingewilligt, nicht mehr ohne Erlaubnis aufs Eis zu gehen.
Bei Liath' Frage hellte sich ihre Miene wieder auf. Tja, wo kamen sie her? So einfach konnte man das gar nicht beantworten. Eigentlich kamen sie nirgends her, und dann wieder von überall.

“Wir sind durch die Welt gereist“, erzählte sie munter. “Ich dachte, Kody wäre noch bei Papa. Wir haben uns nur durch Zufall wiedergefunden!“

Suchend blickte sie sich um und die kleine Rute begann erwartungsvoll zu pendeln. Wo steckte er überhaupt? Er hatte doch gleich wiederkommen wollen, stattdessen ließ er sie jetzt einfach hier sitzen. Wenn er nicht bald wieder auftauchte, würde sie ihm nachher die Ohren langziehen, jawohl.