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16 | Über den Fluss - Druckversion

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Re: 16 | Über den Fluss - Shila - 23.03.2013

Shila spürt den Schmerz ihres Bruders, das Heimweh, das ihn quälte, die Angst und die Sehnsucht nach Schutz und Geborgenheit. Sie blickte zum Wald, aus dem sie gekommen waren und seufzte leise, wobei ihr Atem einen Augenblick als kleine Wölkchen vor ihren Augen schwebte. Sie beobachtete wie die Wölkchen in der klaren Luft verschwommen, bis sie nicht mehr waren… nicht mehr waren… Mama war nicht mehr! Die Rehe waren nicht mehr! Die alte Heimat war nicht mehr… Shila blickte zu ihrem Bruder und Trauer spiegelte sich in ihren dunklen Augen

“Wir können nicht zurück, Namíd“

Die Erkenntnis hatte sie selbst getroffen wie ein Blitzschlag einen Baum Feuer fangen ließ und erschüttert blickte sie ihren Bruder weiterhin an

“Daheim ist nichts mehr wie früher… Wir würden dort verhungern, wir wären allein, wir…“

Aber dann redete Namíd weiter und sie blickte zu ihrem Vater zurück, der die Eisdecke zu testen begann und auch ihr entwich ein leises, enttäuschtes Knurren. Trotzdem konnte sie Namíds Meinung nicht ganz teilen, denn eine kleine, leise Stimme flüsterte ihr zu, dass ihr Vater sie liebte und sehr traurig wäre, wenn sie dem Rudel den Rücken zukehren würden

“Ich glaube ich würde Papa vermissen…“

Flüsterte sie leise und war einen Herzschlag lang selbst verwirrt ob ihrer eigenen Worte. Aber dann nickte sie, als würde sie ihren Worten dadurch Nachdruck verleihen können. Denn auch wenn sie nicht verstehen wollte, warum Devaki sie so angeschrien hatte und ihnen das einzig Spannende an dieser Reise kaputt gemacht hatte, sie spürte doch, dass sie ihren Papa sehr lieb hatte und er ihr sehr fehlen würde… Noch mehr als Mama ihr fehlte…
Sie erhob sich, ihre Ohren zuckten unsicher, dann tapste sie Namíd nach und stupste ihm sanft in die Flanke

“Bitte bleib bei mir, Namíd, ja? Wir werden sicher eine schöne neue Heimat finden, mit tollen Verstecken und noch tolleren Abenteuern!“

Flehend blickte sie ihren Bruder an, denn eins stand für Shila fest: Wenn Namíd allein zurückkehren würde, dann würde sie ihm folgen, denn ohne ihn würde sie sich im Rudel auch nicht mehr wohlfühlen!



Re: 16 | Über den Fluss - Kainuu - 23.03.2013

Leise wimmernd, die Augen so fest wie möglich zusammengedrückt und die Schnauze tief im eigenen Fell vergraben lag Kainuu zitternd und bebend unter den Ästen einer großen Tanne. Sie fühlte sich so alleine wie noch nie zuvor, so alleine war sie nicht einmal bei Arkas gewesen. Der war zwar ein hundsgemeiner, furchtbarer Wolf gewesen, aber selbst mit ihm war man nicht alleine. Jetzt gab es niemanden mehr, nicht einmal ihren Papa, zu dem sie hätte fliehen können. Bei Arkas hatte sie immer gewusst, dass sie ganz schnell weglaufen und zu ihrem Papa hätte rennen können. Aber ihr Papa wollte sie nicht mehr. Ihr Papa machte sie zu einer gemeinen, ihn verratenden und seine Wünsche missachtenden Wölfin. Etwas, was sie noch nie in ihrem ganzen Leben gewesen war. Etwas, was sie nie tun würde. Und er unterstellte es ihr dennoch. Vor lauter Elend über diese Gedanken jaulte sie wieder leise auf und hätte am liebsten den Kopf gegen den Baumstamm gedrückt - so fest, bis es wehtun würde. Aber dann war plötzlich jemand neben ihr, drückte sein Fell an ihres und fuhr ihr mit der Zunge über den Kopf. Sie schniefte, musste aber die Augen nicht öffnen, um Kody zu erkennen. So etwas wie Freude regte sich zaghaft in ihr, wurde aber von den todtraurigen Gedanken sehr schnell wieder überlagert. Ihr bester Freund versuchte sie zu trösten, aber das konnte ihm gar nicht gelingen, immerhin war er ja nicht dabei gewesen und hatte nicht gesehen, wie unglaublich gemein ihr Papa gewesen war. Deshalb schüttelte sie halb den Kopf, schniefte dabei aber weiter und sah insgesamt eher wie ein verwirrtes Frettchen aus. Trotzdem reckte sie schließlich doch den Kopf hervor und vergrub ihn in Kodys Fell.

“Er ist soooo gemeeeeein.

, heulte sie zunächst auf, bevor sie auch nur irgendeine vernünftige Antwort geben konnte. Schniefend und nach Luft schnappend kniff sie die Augen noch fester zusammen und versuchte dann etwas Schlaueres zu sagen.

“Er hat so getan, als … als wäre ich auch böse, als … als hätte ich seine Wünsche ignoriert, als … als wäre es mir egal, waswas er will! Dabei hab ich doch genau das Gege…genteil gemacht!“

Wieder begann sie zu schluchzen und das herzzerreißende Fiepen wollte einfach nicht aufhören. Was Devas Sorgen mit der ganzen Sache zu tun hatten, verstand sie überhaupt nicht und wollte auch nicht darüber nachdenken.

“Ich will nach Hause, Kody, nach Haaaause!“

Da war ihr Papa nämlich immer lieb gewesen und niemals so gemein und ungerecht und unglaublich gemein. Da war noch alles gut gewesen.


Re: 16 | Über den Fluss - Liath - 24.03.2013

Mit Devakis Empörung brach ein Sturm von Reaktionen aus, den Liath zum Glück aus der Distanz verfolgen konnte. Erst jaulte Kainuu auf, drehte rum und preschte in den Wald, Kody folgte ihr, dann liefen auch Shila und Namid weg. Auf dem Eis zurück blieben Laines und sein Vater, am Ufer nur Nasiha, Cheza, Dubh, Rylai, Dannsair und er selbst. Verwirrt blinzelte der Jungwolf und sah seinen Geschwistern kurz nach, erwog aber nicht eine Sekunde lang, ihnen zu folgen, um sie zurückzuholen. Ihm war eher danach, zu Devaki zu gehen und ihm zu sagen, dass alles in Ordnung war und er nichts falsch gemacht hatte. Zumindest fast nichts falsch. Die grünen Augen verfolgten eingeschüchtert, wie sein Vater Laines Anweisungen erteilte und schließlich ziemlich allein vor dem Eis stand. Ja, er wäre wirklich gern zu ihm gegangen. Aber insgeheim fürchtete sich Liath, dass er durch seine bloße Anwesenheit ebenfalls einen Wutanfall auslösen könnte. Er war sich zwar keiner Schuld bewusst, aber wer wusste schon, was Devaki wütend machte? Neben Dannsair sitzend legte er die Ohren an und leckte sich unsicher über die Lefzen. Sein Onkel zeigte sich heute auch nicht von seiner gesprächigsten Seite, aber das konnte er nach dem Tod von Yoruba verstehen. Und jetzt gerade war gute Laune sowieso ziemlich … eingefroren. Er warf dem Schwarzen einen Seitenblick zu und beschloss, lieber ein bisschen bei Seite zu gehen, wenn Laines ihn holen kam, damit sie das Eis erkundeten. Nach Devakis Worten zu urteilen sollte sich Liath – als Welpe – jetzt zu Dubh begeben und sich von diesem bewachen lassen. Und wiel er fürchtete, ungehörig zu erscheinen, wenn er das nicht von selbst tat, sondern nochmal aufgefordert werden musste, ließ er Dannsair sitzen und schlich zu dessen Bruder und Kodys Schwester, die etwas weiter rechts am Ufer saßen. Devaki ließ er dabei nicht aus den Augen, die geduckte Haltung verriet seine Vorsicht. Nur nicht aufs Eis treten, nur nicht aufs Eis treten. Nicht, weil er Angst vor dem Eis und dem Einbrechen hatte, sondern vor der Reaktion seines Vaters darauf.

„Es muss gefährlich sein...“, begann er als mehr oder weniger begrüßende Antwort auf Rylais Überlegung.

Ja, es musste gefährlich sein, wenn Devaki so wütend wurde. Das war die einzige Erklärung dafür, denn er wäre niemals so böse geworden, wenn er nicht Angst um Namid und Shila gehabt hätte. Seine Ohren stellten sich nun wieder etwas auf und er setzte sich neben Dubh in den Schnee. Nun hieß es wohl warten, bis die Erwachsenen der Meinung waren, dass sie halbwegs sicher über den Fluss laufen konnten. Wenn es so gefährlich war, waren sie hoffentlich vorsichtig. Beunruhigt ließ der Jungwolf den Blick über die weiße Fläche schweifen, die vor ihnen lag. Nun würden Dannsair, Laines und Devaki sie betreten und sie konnten nichts tun, um ihnen zu helfen, falls etwas passierte. Er ertappte sich bei dem Gedanken, dass es schade war, dass Arkas weg war, ihn hätte man zuerst schicken können. Wenn er nicht eingebrochen wäre, hätten alle anderen ohne Sorgen folgen können. Und wenn er eingebrochen wäre, hätte Liath kein großes Problem damit gehabt. Aber er war sich bewusst, dass er so nicht denken durfte, das war nicht fair. Und jetzt konnte er nur hoffen, dass sein Vater und seine beiden Lieblingsonkel vorsichtig waren.


Re: 16 | Über den Fluss - Devaki - 26.03.2013

Spielleitung
Nasiha war noch immer ein wenig angesäuert, als Laines zu ihr trat. Zunächst ein wenig verwirrt sah sie ihn an, hatte sie doch das Drama ums Eis nur am Rande mitbekommen. Sie wandte sich um und erblickte den Wald. Nun, sie war eh allein und es wäre ihrem Bruder sicher wichtig, dass sie sich um seine Tochter kümmerte. Also nickte sie stumm und nahm Kainuus Witterung auf, um ihr folgen zu können.


Danach steuerte der schwarze Rüde wie er es sich vorgenommen hatte noch Dubh, Dannsair und Cheza Luna an. Der schwarze Bruder Dannsairs zeigte auf Laines' Anliegen zunächst kaum eine äußerliche Reaktion, so dass Laines es einfach als Zustimmung wertete und sich zu den anderen beiden weiterbewegte. Dannsair schien es ganz recht zu sein, endlich etwas tun zu können. Angst hatte der Tänzer ja nicht und auch Cheza stellte sich gerne dem Wohl des Rudels zur Verfügung. Die vier Wölfe betraten also das Eis, während der Rest des Rudels weiter am sicheren Ufer ausharrte.



Re: 16 | Über den Fluss - Dannsair - 30.03.2013

Warum plötzlich alle in so große Aufruhr versetzt waren hatte der Schwarze nicht so ganz verstanden. Es musste mit dem Eis zu tun haben, vielleicht hatten sie aber auch einfach nur Hunger. Devaki jedenfalls hatte seine Sprösslinge ordentlich zurechtgewiesen, was diese ziemlich unterschiedlich aufnahmen. Sie waren aber auch ganz verschiedene Charaktere, kein Wunder. Währenddessen hatte er nicht vergessen, dass Liath an seiner Seite war, und wieder einmal durfte er sich über den jungen Rüden wundern, der ganz anders als seine Geschwister war. Er rannte nicht kopflos voraus, hörte auf das, was sein Vater sagte und stellte seine Worte nicht in Frage. Er erinnerte ihn ein bisschen an Yoruba, oder an Dannsairs Bruder Dubh; und das mochte er.

Schließlich tat sich etwas Neues und der Trubel sortierte sich zusehends. Dubh wurde eine – ihm wahrscheinlich unliebsame – Aufgabe zugeteilt, und zwar Welpenhüten. Das ließ Dannsair unwillkürlich schmunzeln, aber er hoffte, dass er sich mit dieser Verantwortung arrangieren konnte, immerhin wünschte der Schwarze, dass sein Bruder sich ins Rudel einfügte und hier seinen Platz fand.

Er selbst hatte auch einen Auftrag bekommen und nahm diesen von Laines mit einem ruhigen Nicken entgegen. Er sollte also zusammen mit Cheza, Laines und Devaki das Eis erkunden. Eine ehrenvolle Aufgabe, die Dannsair große Freude bereiten sollte. Er postierte sich zwischen Devaki und Cheza – um Beiden im Notfall zu Hilfe eilen zu können, natürlich – und wartete auf sowas wie ein Signal, dass sie losgehen konnten. So richtig kam keins, man setzte sich schließlich einfach in Bewegung, und so stiefelte auch Dannsair los. Behutsam setzte er eine Pfote vor die andere, die Nase witternd knapp über dem Boden gehalten. Es roch jetzt nicht besonders gefährlich. Es fühlte sich auch kaum anders an als richtiger Boden, vielleicht etwas härter. Und wirkte sehr stabil. Was genau war daran jetzt so gefährlich?
Langsam beschleunigte sich sein Schritt und er verfiel in einen leichten Trab, blickte nun zu den anderen hinüber mit einem selbstzufriedenen Blick, der wohl sagen sollte 'Gefahr gebannt'. Dabei übersah eine vom Wind von Schnee befreite Fläche direkt vor sich, da wo das Eis hervorblitzte und nicht unter Watte bedeckt war. Und genau da kam er natürlich ins Rutschen und fiel unter verhedderten Läufen hin, sodass das Eis leise knarzte.

“Hinterhältig!“

beschwerte er sich brummend bei niemandem konkret und leckte sich über den Vorderlauf, der aber nicht weiter beschädigt schien. Dabei berührte seine Zunge auch die eisige Oberfläche und wollte plötzlich nicht mehr zurückkommen. Mit halb geöffnetem Maul lag er nun kurz da, die Zunge offenbar festgeklebt. Doch ein kurzer Ruck reichte und er war wieder befreit, rappelte sich auf und schüttelte seinen dichten Pelz durch und damit den Schreck ab. Dennoch war sein Blick nun deutlich verunsichert, als er sich Richtung Devaki umwandte und lieber erst mal abwartete. Deswegen war das Zeug also so gefährlich..


Re: 16 | Über den Fluss - Dubh - 31.03.2013

So gerne er es auch tun würde, konnte Dubh Rylai nicht wirklich abkaufen, dass es ihr Leid tat. Zwar setzte sie, noch bevor er bei ihr angekommen war, eine schuldbewusste Miene auf, aber mittlerweile kannte er sie wohl gut genug, um zu wissen, dass es sich dabei nur um eine Maskerade handelte und sie sich wohl kaum für ihn Verhalten schämen würde.
Dabei wollte er ja nicht einmal, dass sie sich schämte. Sie sollte einfach nur auf Devaki hören. Das würde ihm ja schon genügen. Dass er nicht immer einschreiten musste, wenn sie sich auflehnte und auf sonst niemanden zu hören schien. Skeptisch musterte er sie, ihre wedelnde Rute blieb ihm dabei nicht verborgen. Er war sich nicht wirklich sicher, ob ihr klar war, was er von ihr wollte.

“Nicht richtig hin oder her. Das ist egal, Rylai. Wenn man dir sagt, dass du das nicht tun sollst, dann wirst du das auch nicht tun. Auch wenn es Devaki oder irgendein anderer Wolf gesagt hat.“

Warum zur Hölle wollte sie denn nicht auf andere hören? Es war ja nicht so, als würden diese ihr etwas schlechtes wollen, wenn sie ihr Anweisungen gaben. Sie wollten nicht, dass ihr etwas passierte und dass sie darauf hörte, da würde es doch hoffentlich nicht immer Dubhs Meinung brauchen. Zumindest hoffte das der schwarze Rüde.

“Hast du das verstanden, Rylai?!“

Ernst blickte er zur ihr und hatte das Umfeld und das Geschehen erst einmal ignoriert. Ihre Frage hatte ihn zum Nachdenken gebracht und so drifteten seine Gedanken ab. Erst als Liath zu ihnen trat, rückte die Aufgabe auf die Jungwölfe aufzupassen näher. Da war ja etwas gewesen. Aufpassen. Auf Jungwölfe. Wirklich die schrecklichste Aufgabe, die er sich denken konnte. Er hatte ja schon mit Rylai alle Pfoten voll zu tun und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er mehrere auf einmal händeln könnte.
Skeptisch und ernst blickte er den jungen Rüden von der Seite an und da war es auch schon wieder: das leidige Eisthema. Am liebsten hätte er laut aufgeseufzt über dieses Thema, doch hielt er sich zurück und überlegte, ob er Rylai anlügen sollte, sodass sie vielleicht besser auf Devaki hören würde. Aber er konnte sie doch nicht einfach so anlügen. Daher meinte er an sie und auch an Liath, der ebenfalls eine Gefahr in dem Eis sah:

“Nein, ich glaube nicht, dass es gefährlich ist. Wären wir noch alleine unterwegs, wären wir sofort weiter gelaufen. Aber das sind wir nun einmal nicht mehr, Rylai. Und wenn Devaki erst sicher gehen will, ob das Eis trägt, damit niemand einbricht, dann ist das richtig so und wenn er deswegen meint, dass du es nicht betreten sollst. Dann sollte man das auch nicht tun, egal was ich oder andere meinen.“

Er hoffte, dass das die Fähe überzeugt hatte. Aber manchmal konnte sie ja wirklich stur sein.
Kurz musterte er wieder den jungen Rüden, der bisher nur wenig gesagt hatte. Und schon kam ihm wieder die zugewiesene Aufgabe in den Kopf. Einen Blick warf er über die Schulter. Von den anderen Jungtieren war nicht viel zu sehen. Hoffentlich würde das so bleiben, bis sie weiterzogen. Liath schien ein ruhiger Geselle zu sein, der nicht viel Arbeit oder Probleme machte. Damit würde er sich wohl noch arrangieren können. Denn für Drama fehlten ihm eindeutig die Nerven.


Re: 16 | Über den Fluss - Cheza Luna - 01.04.2013

Cheza setzte ihre Schritte um einiges bedächtiger voreinander, als Dannsair, sich der Gefahr, in der sie sich befanden, mehr als bewusst. Sie hatte sich einige Schritte von den Anderen fortbewegt, weil das Gewicht so besser verteilt war. Skeptisch beobachtete sie den schwarzen Rüden, der ihr aller Glück auf die Probe stellen wollte, wie ihr schien.
Ihre Sinne waren geschärft und richteten sich auf jede noch so kleine Veränderung des Eises. Verdächtiges Knacken, den Geruch von Wasser, der sich über die Eisdecke schob, oder auch nur etwas Verdächtiges, das sie mit den Augen hätten wahrnehmen können. Nebenbei flog ihr Blick immer wieder zu Devaki, Dannsair und Laines, um diese im Auge zu behalten und auf mögliche Gefahren, die die Drei erkannten, aufmerksam zu werden. Sie bezweifelte allerdings, dass Dannsair viel mehr entdecken würde, als die Haftwirkung des Eises, die gerne mal Zungen klaute – oder es zumindest versuchte.
Vielleicht sollte jemand den Tunichtgut zurecht weisen? Sie selbst hielt sich diesbezüglich vorerst noch zurück, um Devaki die Gelegenheit einzuräumen, etwas dazu zu sagen. Es war ein Spiel mit dem Feuer, das sie hier spielten. Je weiter sie gingen, desto mehr bewegten sie sich vom sicheren Ufer weg, an dass sie sich nicht mehr rechtzeitig würden retten können, wenn die Eisfläche brach.

„Wenn es zu brechen beginnt, verteilt sich das Gewicht besser, wenn man liegt. Lang und ausgestreckt.“, hielt sie fest, für den Fall, dass dies nicht jedem der Anwesenden bewusst war, was ihr nur offensichtlich schien.


Re: 16 | Über den Fluss - Devaki - 01.04.2013

Deva nahm Laines' Aufmunterungsversuch – insofern es so etwas sein sollte – mit einem leichten Kopfnicken zur Kenntnis. Er wusste nicht recht, was er von der Aussage des anderen Rüden halten sollte, war sich aber bewusst darüber, dass es das erste Mal was, dass er so etwas von dem Schwarzen zu Ohren bekam. Für einen kurzen Moment sah Devaki Laines nach und hatte das Gefühl, dass da gerade der rationale Arkas-Teil gesprochen hatte. Der hätte ihm wahrscheinlich auch dazu gratuliert, dass er seine Welpen zurechtgewiesen hatte. Deva schüttelte den Kopf und konzentrierte sich einfach darauf, was vor ihm lag, versuchte nicht daran zu denken, was sich hinter ihm abspielte. Er schob die Selbstzweifel und die Gewissensbisse ebenso zur Seite wie den Drang doch Kehrt zu machen und nach Kainuu sehen zu gehen. Laines hatte Nana schon zu ihr geschickt, sie würde schon aufpassen, dass seiner Tochter nichts geschah. Er musste auf ein ganzes Rudel acht geben, das hatte nun Vorrang.

Als er schon einige Meter langsam vorgerückt war, kamen auch Cheza, Laines und Dannsair hinzu. Im einigem Abstand schoben sie sich langsam vorwärts. Wie Cheza betrachtete Devaki das Eis konzentriert. Er achtete auf die Unebenheiten, die bestanden und darauf nicht auf die Nase zu fallen, weil er wegrutschte. Am schärfsten aber lauschte er auf die Geräusche, die das Eis von sich gab. Klang es dumpf? Hörte er ein Knarren oder gar ein verräterisches Knacken? Doch auf den ersten Metern vernahm er nichts dergleichen. Das Eis schien sicher zu sein. Dachte er, bis er ein dumpfes Geräusch hörte und den Kopf zur Seite wandte. Dannsair lag auf allen Vieren auf dem Eis und wäre die Lage nicht so ernst und seine Stimmung nicht so trüb gewesen, Devaki hätte gelächelt. So aber unterdrückte er den Drang die Augen zu verdrehen und schüttelte nur mit dem Kopf.

„Dann, du sollst testen ob das Eis dich trägt und es nicht mit der Nase untersuchen. Passt auf, wenn es auf die Mitte zugeht, dort wird die Decke dünner sein.“

Sein Ton war nicht unfreundlich, aber voll von der Konzentration mit der er auch danach weiterschritt, immer eine Pfote vor die andere setzend und die Augen starr auf den Schnee vor sich gerichtet. So rückte er weiter vor, bis er glaubte die Mitte erreicht zu haben. Dort wurde er noch vorsichtiger. An einer Stelle hatte er das Gefühl, dass es gefährlich werden könnte. Also rückte er ein paar Meter weiter an Dannsair heran und wagte sich weiter vor. Ein paar Mal knackte es unter dem Eis, aber es war kein Laut der ein Brechen ankündigte. Devaki blieb stehen und drückte mit den Vorderpfoten sein Gewicht vorsichtig zweimal auf die Eisdecke. Sie hielt.

„Hier drüben ist die Schicht etwas dünner. Diese Stelle sollten wir meiden, sonst scheint es zu halten. Wie sieht es bei euch aus?“

Er war stehen geblieben und blickte zu den anderen hinüber. Wenn sie Entwarnung gaben, konnten sie die anderen holen.


Re: 16 | Über den Fluss - Kodeiyan - 02.04.2013

Mit aufmerksamen Blick musterte Kody seine Freundin, verdrehte dabei leicht die Ohren. Er konnte sich nur vorstellen, wie es ihr gehen musste... aber ihr Verhalten sprach schon für sich. Und schließlich versteckte sich Kainuu in seinem Pelz, sodass er ihr noch einmal mit der Nase durch das helle Fell fahren konnte. Bei ihren Worten, wie gemein ihr Vater war, seufzte der junge Rüde leise, neigte leicht den Kopf zur Seite und wartete, bis sie weiter sprach. Er verstand Devaki – immerhin wäre er sonst selbst ohne Umwege auf dem Eis herum gehüpft. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass Kainuu sich seinem Willen widersetzt hätte. Ganz sicher nicht. Nicht sie. Als sie weiter schluchzte und fiepte, fuhr der Braune ihr noch einmal mit der Zunge über den Kopf, ließ die Rute dabei kurz über den Boden schwingen. Aber er wußte nicht, was im Kopf von Kainuus Vater vorging.

„Das wollte er sicher nicht. Aber... also... er hat zu schnell gehandelt. Er hat sich Sorgen gemacht... und deswegen dachte er vielleicht, dass du etwas tust, was du nicht sollst... weil er Angst hatte.“

Er nickte kurz, war sich seiner Antwort jedoch nicht wirklich sicher. Aber vielleicht verstand Kainuu ja, was er meinte. Devaki war nie so gemein gewesen, und genau deswegen verstand der junge Rüde Kainuus Flehen, wieder nach Hause zu wollen. Einige Momente verharrte der braune Rüde noch, wog ein wenig ab, blickte in de Richtung, aus der sie gekommen waren... und mit einem Mal sprang er auf, warf den Kopf nach oben und ließ die Rute durch die Luft schwingen.

„Dann lass uns zurück gehen! Vielleicht kommen die Anderen dann auch wieder mit zurück!“

Er fand das eine wunderbare Idee – wenn vielleicht auch nicht die Klügste. Aber darüber dachte Kody jetzt nicht nach – jetzt galt es nur, Kainuu wieder glücklich zu machen! Er zupfte ihr kurz auffordernd am Pelz, fuhr noch einmal mit der Zunge über ihre Schnauze und setzte dann schon zum Sprung an, zurück zu ihrer Heimat.


Re: 16 | Über den Fluss - Kainuu - 03.04.2013

Kodys Zuwendungen konnten Kainuu zwar nicht wirklich trösten, aber es tat ihr dennoch gut, dass ihr bester Freund da war. Denn jetzt war sie nicht mehr alleine, so elend einsam allein. Jetzt war immerhin Kody da und ihr wurde klar, dass er ja genauso wie ihr Papa immer bei ihr war. Er war zwar kein wirklich guter Ersatz, aber er war ihr bester Freund und das war auch schon sehr viel wert. Deshalb zuckte ihre Rutenspitze ganz leicht, als er ihr über den Kopf fuhr und sich dann bemühte, eine Erklärung für Devas Verhalten zu finden. Aber die verstand Kainuu überhaupt nicht - wenn sie sich Sorgen machte und Angst hatte, dann suchte sie Schutz und versuchte mit vielen lieben Worten ihren Papa dazu zu bekommen, sie lieb zu haben und ihr die Angst zu nehmen. Niemals würde sie ihn anschreien und gemeine Beschuldigungen von sich geben. Niemals! Mit zerknittertem Gesicht und großem Zweifel in den Augen schielte sie jetzt zu Kody und schniefte noch einmal sehr laut.

“Das ist total unlogisch …“, befand sie leise und wimmerte dann wieder auf, als sie ihren Papa erneut mit diesem unglaublich bösen und vorwurfsvollen Blick vor ihrem inneren Auge sah. Das war einfach nur gemein und bestimmt war dieses Tal Schuld und die Tatsache, dass sie nicht mehr zu Hause waren. Hier war alles schrecklich.

Als Kody mit einem Mal aufsprang und seine Rute durch die Luft schwang, als wäre soeben der alte, liebevolle Devaki auf sie zugekommen, schreckte Kainuu zusammen und vergaß kurzzeitig sogar das Wimmern. Mit großen Schokoladenaugen zu ihrem besten Freund aufsehend, verstand sie zunächst gar nicht, was er mit „zurück“ meinte. Aber dann dämmerte es ihr, dass Kody von ihrem Zuhause sprachen und dass sein Plan unglaublich schlau war. Denn wenn Deva sie wirklich noch lieb hatte und nicht zu einem gemeinen Fieswolf geworden war, dann würde er mitkommen oder sie zumindest zurückholen. Wenn dem nicht so war, dann musste Kainuu auch nicht mehr bei ihm bleiben, denn dann war er ja nur noch gemein und ungerecht. Was diese zweite Möglichkeit bedeutete, wollte die Kleine sich aber gar nicht erst ausmalen, sonst hätte sie vor lauter Angst, Trauer und Verzweiflung sicher keinen Schritt machen können. Bestimmt traf die erste Möglichkeit zu, bestimmt, bestimmt, bestimmt.
Jetzt sprang auch sie auf und ihre Rute zuckte ein wenig zurückhaltender hin und her. Sogar ein ganz kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lefzen und sie schluckte all ihre Angst und aufkommende Panik hinunter. Das musste so ein Moment sein, in dem es richtig war, mutig zu sein. Und in dem sie beweisen konnte, dass auch sie mutig sein konnte. Mit einem noch leicht unsicheren Blick zu Kody trat sie an seine Seite und nickte dann zaghaft aber deutlich.

“Gehen wir zurück nach Hause, da wird wieder alles gut.“ Und mit diesen Worten sprang sie zusammen mit Kody los, möglichst schnell, sodass sie keinen Blick zurück werfen und ihrer Angst einfach davonlaufen konnte. Das Rennen fühlte sich beinahe ungewohnt an, aber gleichzeitig hatte sie das Gefühl stark zu sein und das gab ihr Kraft. Nur an Deva durfte sie nicht denken und zum Glück musste sie sich so sehr auf ihre Pfoten konzentrieren, dass sie dazu gar keine Gelegenheit hatte.