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16 | Über den Fluss - Druckversion

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Re: 16 | Über den Fluss - Kainuu - 13.01.2013

Das war ja gehörig nach hinten losgegangen. Allerdings hatte sich Kainuu auch nicht wirklich einen Erfolg ausgemalt, dafür war sie viel zu realitätsbewusst – Pläne von ihr gingen eigentlich immer nach hinten los. Wenn man sie überhaupt „Plan“ nennen konnte. Jedenfalls war Käse nach einem kurzen, irgendwie unangenehmen Starren zu ihr gekommen und war nicht etwa auf ihre welpische Nennung seines Namens, sondern auf ihr vorheriges Jammern eingegangen; dabei hätte er doch eigentlich Devaki genau davon ablenken sollen! Kainuu machte ein etwas säuerliches Gesicht, das bei ihr allerdings eher wie ein verwirrter Igel aussah und musste sich dann überlegen, was sie Käse antworten sollte. So ganz Unrecht hatte er nicht, das leuchtete ihr ein, aber ihr Zuhause war trotzdem ihr Zuhause, auch wenn es gar nicht schön ohne ihren Papa und ihre Geschwister wäre … vor allem aber ohne ihren Papa.


“Nijanejanein.“, kam es zunächst von ihr, was ankündigte, dass sie gerade dabei war, sich etwas Schlaues zu überlegen. “Zuhause ist aber trotzdem da, wo ich geboren bin und die ganze Zeit war. Jetzt wäre es natürlich nicht sooo schön und ich gehe überallhin wo Papa hingeht, aber Zuhause bleibt Zuhause.“


Käse sollte an ihrer sorgfältig verstandenen Heimatdefinition nicht rütteln, auch wenn ihr Vater ihn wohl darin unterstützen wollte. Sie sollte auf Käse hören, was sie verwirrte, weil er ihr doch gar nicht gesagt hatte, was sie tun sollte. Blinzelnd huschte ihr Blick zu dem Schwarzen, blieb einen Moment unsicher auf ihm liegen und wanderte dann wieder zu Deva. Außerdem würden sie eine neue Heimat finden. Aber das war doch total unlogisch, wie konnte denn eine Heimat neu sein? Ihr Geburtstal war ihre Heimat, sie konnte doch nicht einfach neu geboren werden! Oder …


“Gibt es irgendwo nochmal unser Tal?“


Jetzt waren ihre Augen groß geworden bei der Vorstellung, dass sie noch ganz weit wandern konnten und trotzdem irgendwann ihre Heimat erreichen würden. Das wäre dann zwar nicht das Selbe, aber das Gleiche. Kainuu war ein bisschen stolz auf sich, weil sie das verstanden hatte. Während dieser Überlegungen hatte sie die Sache mit dem Fluss wieder fast vergessen, dabei waren alle deswegen so neugierig und aufgeregt. Zugefroren sollte er sein und man konnte einbrechen. Das gruselte Kainuu ein bisschen, denn es klang sehr gefährlich, wie ihr Papa das so sagte. Leider schienen Shila und Namíd nicht dieser Meinung zu sein, was die Braune jedoch wenig erstaunte – Shila war schon immer die Mutigste von ihnen gewesen und Namíd ließ sich immer mehr anstecken. Jetzt hatten sich die zwei ein wenig entfernt und so wie es aussah waren sie drauf und dran den Fluss zu betreten, dabei hatte das Deva doch verboten. Prüfend und ein wenig ängstlich warf Kainuu einen Blick zu ihrem Vater, aber der sah ernst zu Käse und schien nichts von den Plänen seiner Tochter mitzubekommen. Das kleine Mäulchen Kainuus klappte auf und zu, etwas in ihr sträubte sich dagegen, ihre Geschwister zu verpetzen, gleichzeitig konnte sie aber doch nicht zulassen, dass sie einbrachen! Ohne die nötige Zeit gehabt zu haben, über ihre Handlungen nachzudenken, wuselte Kainuu los und weil sie sich nicht vor Shila und Namíd stellen konnten - sie hatten ja schon eine Pfote auf dem Eis! - quetschte sie sich ungeschickt und möglichst ablenkend von hinten zwischen ihre beiden Geschwister.


“Heee, ihr dürft das doch nicht! Ihr brecht ein und dann sterbt ihr und dann sind wir alle ganz traurig!“


Etwas Besseres war ihr nicht einfallen und ihre unglückliche Miene zeugte davon, dass sie gerade weder mit ihren Worten noch mit sich selbst zufrieden war.


Re: 16 | Über den Fluss - Nasiha - 17.01.2013

Nasiha zog ermüdet ihre Pfoten aus dem dichten Schnee und betrachtete die weiter fallenden Flocken mit kritischer Befürchtung. Ihr Widerwillen stand ihr ins Gesicht geschrieben, während sie die Augen zusammen kniff und auf die glitzernde Fläche der weißen Schicht schaute. Die Sonne ging langsam unter und ihr gleißendes orange-rotes Licht ergoss sich über das Land, leider als einziger Farbtupfer. Der Rest hielt sich im tristen weiß, grau und schwarz Gemisch. Im Allgemeinen schätze die Fähe den Winter nicht annähernd so sehr wie den Sommer, doch in diesem noch eine Wanderung vollziehen zu müssen nagte zur Zeit an ihrer Laune, auch wenn sie dies absolut nicht zu geben wollte. Nie würde sie ihrem Bruder in den Rücken fallen, zudem wusste sie das er Recht hatte, dennoch war es nicht ihre liebste Jahreszeit, welche natürlich ihre Macht unter Beweis stellen musste und ihre Pfoten bis zum Gelenk verschlang und baldig erfrieren ließ. So trottete sie trotzig dem Rudel hinter her. Nur ab und zu warf sie einen aufständischen Blick in den Himmel oder in die weit reichend karge Umgebung, als wolle sie die Natur ermahnen doch wenigstens etwas Erbarmen zu zeigen. Noch zu dem reichlichen Schnee, den noch gepriesenen relativ warmen Temperaturen, nagte ein Hunger in ihrem Magen, der bereits nicht mehr wagte zu knurren. Es fühlte sich nur noch wie ein träger ermüdeter Klumpen in ihrem Bauch an, der sich ab und an zusammen zog, um sie daran zu erinnern, vielleicht wenigstens eine Haselmaus unter der Schneeschicht auszumachen. Vielleicht war es ihr Murren, was sie kurz überhören ließ, dass ihr Bruder das Wort ergriff. Ohne große Vorwarnung blieb der Trott stehen. Verwundert versuchte sie den Grund zu erkennen, der sich nur gemächlich vor ihren Augen zwischen den vielen Weißtönen absetzte. Sie wagte noch einige Schritte voran, bis sie vor dem flacheren Schnee zum Stehen kam. Es war ein Ufer, welches sich vor ihnen zeigte und ein breiter Fluss, den es wahrscheinlich zu überqueren galt. Die große Frage war nun, würde das hellblau bis weißlich funkelnde Eis sie wirklich alle tragen? Prüfend richtet sie eine Pfote zu dem Gewässer aus. Ignorierend den warnenden Worten, die irgendwo in ihrem nicht grad Aufnahme bereiten Kopf verhallten. Einige Male patschte sie mit voller Wucht die geschundene Pfote auf das Eis hernieder und betrachtete ihr Werk mit schräg liegenden Kopf. Noch hielt es eigentlich ganz gut, aber sie hatte auch nicht ihr gesamtes Gewicht auf die Eisfläche verlagert. Sie war nicht wahnsinnig und wollte heute nicht noch ein eisiges Bad nehmen. Kopf schüttelnd ließ sie ihren Blick über die gesamte Strecke schweifen und gewann wieder an Argwohn. Die Pfote rückte nun mehr in ihr Augenmerk, dass Fell verklebt von Schneebröckchen, schleckte sie das Wasser von ihren Ballen und widmete sich einer entspannenden knabbernden Pfotenmassage.


Re: 16 | Über den Fluss - Dubh - 21.01.2013

Für Dubh hatte sich diese kleine Reise bis zum zugefrorenen Fluss nicht anders gewirkt, als wäre er nur mit Rylai unterwegs und dennoch war es doch etwas komplett anderes. Zumindest dem Gefühl nach.
Er war es nicht gewöhnt, dass er einen Weg einschlug, den andere bestimmten, sie waren mehr Wölfe, als er es je gewohnt gewesen war. Und insgeheim fragte er sich, ob diese Entscheidung die richtige gewesen war. Für Rylai war sie bestimmt richtig, es war nicht gut, wenn Welpen zu isoliert aufwuchsen, zumindest dachte Dubh, der ja trotz der Zeit mit der jungen Fähe nur wenig von Welpen im Allgemeinen wusste, das. Aber war es auch richtig für ihn? Er hatte nicht so recht das Gefühl, dass er ein Rudelwolf war, er fühlte sich noch nicht sonderlich wohl in der ganzen Runde. So hielt er sich dann doch lieber etwas abseits oder an Dannsair. Ebenfalls eine ungewohnte Situation den Bruder wieder an der Seite zu wissen, aber besser als einen Fremden. Wobei...war Dannsair nach all der Zeit nicht auch schon ein fremder? Für ihn beinahe. Aus der Gewohnheit heraus hatte er Rylai, wie schon als Beschäftigung, immer im Auge behalten. Sie wirkte auf ihn zufriedener. Zumindest das war ein Argument dafür, dass sie sich richtig entschieden hatten. Zeitgleich wollte er sich selbst davon überzeugen, dass es besser wäre, wenn er die Verantwortung für die kleine Fähe ein wenig aus der Pfote gab und sie in fähigere legte. Das war schließlich sein ursprünglicher Gedanke gewesen. Er hatte die Fähe nur solange bei sich behalten wollen, bis er einen Platz für sie gefunden hatte. Das hatte er nun erledigt, dann wäre hier vielleicht auch der richtige Ort, sie gewissermaßen "abzugeben".
Dubh seufzte leise auf. Das waren einfach zuviel Sorgen, die da auf ihn einstürmten. Früher hatte er es bedeutend einfacher gehabt. Naja, zumindest schien er von dem Wetter nicht überrascht zu sein. Immerhin.
Als sie stoppten, blieb er erst ein wenig abwartend stehen, würde er selbst probehalber einfach ein Stück weit auf den Fluss laufen. Aber er hatte das nicht zu entscheiden, daher hielt er sich zurück. Aufmerksam musterte er die anderen Wölfe, bis sein Blick an Nasiha hängen blieb. Kurze Zeit musterte er die dunkle Fähe und er spielte sogar mit der Idee sich zur ihr zu gesellen, war sie doch auch alleine in dieser Pause, doch dann hinderte , mehr ungewollt als beabsichtigt, er sich selbst daran. Er war nicht der Wolf, der gerne auf andere zuging, noch weniger der, der ein Gespräch begann oder in der Lage war es am Leben zu erhalten. So würde es wohl wenig Sinn machen und die Fähe vermutlich nur entnerven. Das musste man ja nun wirklich niemandem antun.
Daher schüttelte er nur kurz den Pelz, setzte sich hin, beobachtete weiter schweigsam, unsicher, was er mit sich selbst in dieser Situation wirklich anfangen konnte.


Re: 16 | Über den Fluss - Nasiha - 21.01.2013

Noch immer mit ihrer Pfote beschäftigt, warf sie ihren Blick prüfend in die Runde. Langsam verharrte die Fähe in ihrer Bewegung. Eigentlich hatte sie nur wissen wollen, was nun passierte, allein durchs warten würden sie nicht herausfinden ob sie über das Eis weiter gehen konnten. Ihre fragenden Gedanken verflogen. Es war der neue Rüde, der sie betrachtete, wahrscheinlich weil sie so ein komisches Bild abgegeben hatte, während sie der Eisschicht ihren wirklich sehr professionell wirkenden Test unterzogen hatte. Etwas unsicher schnippten ihre Ohren umher, dabei fand die Pfote endlich wieder den sicheren Halt und gab ihre abgeknickte Position in der Luft auf. Ein vielleicht gar beschämtes Lächeln huscht über ihre Lefzen, als ihre Gedanken zwischen ihrer vergangenen Tat und dem heimlichen Beobachter wandelten. Kurz eilte ihr Blick wieder zu ihren Pfoten, nachdenklich betrachtete sie den hell gepuderten Untergrund. Wie war noch mal sein Name gewesen? Sie wusste bereits, dass es der Bruder von Dannsair war und irgendwie erinnerte sie das sehr an sich selbst. Auch wenn sie die Geschichte nicht weiter kannte, hatte sie den süßen Beigeschmack ihrer eigenen Vergangenheit. Wohlige Wärme glitt durch ihren Körper, bei dem Wissen, dass sie ihre Familie hier gefunden hatte, egal wo sie nun hinwandern würden. Devaki war bei ihr und dies war es, was für sie zählte. Suchend wanderte ihr Blick hoch, durch die Wölfe, ihr Rudel und griff das Antlitz ihres Bruders auf. Natürlich hatte er das Gesicht sorgenvoll in Falten gelegt und natürlich grübelte er, was sie alle tun sollten. Er würde sicher eine Lösung finden und so wandte sich die dunkle Fähe wieder von ihrem Bruder ab.

Mit plötzlicher Leichtigkeit flogen federnden Schritte zu dem Schwarzen hinüber. Der knurrende Magen war über die Abwechslung vergessen und auch der störende Schnee rückte in weite Ferne. Eigentlich ein ungewohntes Verhalten von ihr, neigte sie doch zur Schüchternheit, aber sie war über etwas Unterhaltung ganz dankbar, zudem brannte in ihr eine schiere Neugier, wie er seinen Bruder hier finden konnte. Außerdem schien er so unsicher, kaum wissend was er mit sich anfangen sollte. Dies war allerdings bei Nasiha wenig anders, bei dem fremden Rudelmitglied angekommen, hielte sie inne, erneut zuckten ihre Ohren unsicher, bis ein vorsichtiges Lächeln auftauchte. Er würde sie schon nicht beißen. Ein kleines Zögern noch, in Begleitung der Stille, dann gab sie sich einen Ruck.

"Mein Name ist Nasiha...und du bist doch der Bruder von Dannsair...leider weiß ich noch gar nicht deinen Namen, aber ich freue mich für euch beiden, dass ihr euch wieder gefunden habt."

Ihre Unsicherheit ebbte etwas ab und offenbarte ein Stück der freundlichen Fähe, die sie eigentlich war. Die Ehrlichkeit ihrer Worte schimmerte in ihren Augen wieder. Auch wenn sie nichts von ihrer Vorgeschichte wusste und auch nicht, ob es für die beiden Rüde ein wahrer Anlass zur Freude war, konnte es in ihrer Vorstellung nicht anders sein. Sie erinnerte sich daran, wie ihr Herz beschwingt war, einen Satz gemacht hatte, als Deva sie erkannte hatte, als er das gleiche zu empfinden schien wie sie. Es war die Erleichterung die ihre die Last von den Schultern genommen hatte. Ihre größte Angst war stets, dass er sie nicht mehr annehmen würde, nachdem sie ihn allein ziehen lassen hatte.

"Woher bist du ganz gekommen..."


Nasiha legte ihren Kopf schief. Nun erinnerte sie, dass es zwei waren, aber sie bezweifelt das die Fähe die Schwester sein konnte. Sie wollte mehr wissen, so ließ sie sich als Warnung für ihren Gegenüber, dass sie tatsächlich ein längeres Gespräch in Anbetracht gezogen hatte, auf die Hinterläufe nieder.


Re: 16 | Über den Fluss - Dubh - 21.01.2013

Man konnte es nicht anders sagen: Ja, Dubh war mehr oder weniger überrascht, dass Nasiha sich zu ihm gesellte. Warum eigentlich? Warum überraschte es ihn? Vielleicht hatte er erwartet so grimmig dreinzuschauen, dass sich niemand mit ihm abgeben wollte.
Daher war er sogar etwas positiv überrascht über diese Wendung, wenngleich er es sich nicht nehmen ließ kurz hilfesuchend nach Dannsair oder Rylai zu suchen. Er war einfach zu eingerostet im Verhalten mit anderen Wölfen. Wobei ... wann war er das jemals nicht gewesen?
Mit einem unwohlen Gefühl in der Brust rutschte Dubh unruhig hin und her, nur für einen kurzen Moment, ehe er sich auf Nasiha konzentrierte, wollte er doch einen guten Start mit den Rudelmitgliedern, auch wenn er sich nicht sicher war, wie es ihm hier gefallen würde. Freundlich nickte er also der Fähe zu, als diese sich ihm vorstellte.

"Freut mich, Nasiha", brachte er die Floskeln hervor, die sich weit hinten, verstaubt in seinem Gedächtnis finden ließen. "Ich bin Dubh ... danke, freut Dannsair vermutlich auch ... und mich."

Das letzte fügte er etwas nachdenklich ein. Es war ihm noch immer so unwirklich, dass er Dannsair wirklich getroffen haben sollte und das nach all der Zeit. Nach der Zeit, in der er längst nicht mehr gesucht hatte. Gar nicht mehr davon ausgegangen war, dass irgendjemand seiner Familie noch am Leben war und da sprang schon der erste hervor. Verrückt. Und noch immer unreal, wie Dubh fand. Mit dem Gedanken jetzt wieder den Bruder an der Seite zu haben, hatte er sich noch nicht ganz zurechtfinden können und dann war noch diese stetige Frage, ob er Dannsair noch immer das alles von früher vorwarf. Im ersten Moment ihrer Begegnung hatte er es getan und auch jetzt ... aber würde es viel nützen, wenn er an diesem Groll festhielt?
Kurz war er in seinen Gedanken versunken, ehe er wieder aufblickte. Erleichterung machte sich bei ihm breit. Darüber dass die Fähe die Zügel dieses Gespräch in den Pfoten hielt, das war doch erfolgsversprechender, als wenn es anders herum gewesen wäre.

"Ursprünglich stamme ich aus Schottland. Durch..nennen wir sie unglückliche Umstände... bin ich hierher gelangt und seitdem habe ich keine feste Heimat mehr gehabt."

Bereits jetzt erinnerte er sich ein wenig wehmütig an seine Zeit als Wanderer, die jetzt gezählt zu sein schienen. Es war eine gute Zeit gewesen, zumindest gegen Ende.

"Du gehörst schon immer dem Rudel an?",

fragte er, während er sie mit klarem Blick ansah, fühlte er sich irgendwie in der Pflicht etwas zu diesem gespräch beizutragen.


Re: 16 | Über den Fluss - Nasiha - 22.01.2013

Aufmerksam betrachtete sie den dunklen Rüden. Seine Euphorie hielt sich in Grenzen, aber vielleicht war es nur die Gedanken die ihn noch festhielten. Aus eigner Erfahrung konnte sie sagen, dass so eine Wanderung anstrengend war und die Gefühle zu sehr überrumpelnd wurden, als dass man jedes davon in der Kürze der Zeit erfassen konnte. Dennoch, irgendetwas ließ sie aufhören, während er seine Danksagung aussprach und auch seine Freude verkündete. Irgendwas war dort verborgen, wenn sie sich an ihre Reise erinnerte, kannte auch sie den bitteren Beigeschmack der sie verfolgt hatte von Anbeginn ihres Aufbruchs bis hin zu Deva. Der Tod ihrer gemeinsamen Mutter hatte einen Schleier über den bereits gemeisterten Weg gelegt. Es gab kein zurück und so hatte sich die Fähe entsagt ihren Blick über den Rücken zu werfen.

Bei der Stimme des Rüden wurde Nasiha wieder aus ihren Gedanken geweckt. Schottland...Nein sie glaubte nicht dieses Land zu kennen. All zu viel hatte sie sich auch noch nie mit Dannsair unterhalten und so hatte sie noch nicht viel von seiner Vergangenheit erfahren. Erst jetzt hatte sie gewusst, dass er einen Bruder hatte. Genauso verschollen, wie ihrer einst war. Ruhig legte sich der dunkle Kopf schief, während sie ein leises Seufzen verlor.

"Unglückliche Umstände...seltsam, dass jene immer der Grund einer Wanderung sein müssen. Ist es doch dieses Mal kaum anders. Ich weiß nicht, ob dir bewusst ist wieso wir uns den mühseligen Akt einer Reise im Winter aufnehmen, aber in unserem Revier gab es keine Nahrungsquellen mehr. Die Herden scheinen wie vom Erdboden verschluckt zu sein und so verlieren viele von uns ihren Geburtsort."

Sie ließ ihren Blick über die anderen wandern, als wolle sie ihre Aussage bestätigen. Einen Moment blieb er auf den Welpen ruhen. Sie waren zwar schon herangewachsen, doch gerade in dieser Jahreszeit war die Suche nach neuen Gefilden unsicher und gefährlich. Der Hunger nagte an allen hier, ließ die Körper ausgezerrt und die Nerven zum Besten gespannt. Reumütig legte sie die Ohren an. Hatte sie doch vorhin selbst noch den knurrenden Magen verflucht und doch gab es keine andere Wahl.

"Ich bin mir sicher, dir wird es bei uns gut gehen. Außerdem ist doch die Heimat nicht nur an einen Ort gebunden, sondern auch an die Wölfe die man kennt und liebte, an eine Familie. Dein Bruder hast du hier schon mal und irgendwann wirst du die anderen auch zu schätzen lernen. Sicherlich ist es ungewohnt, wenn man lange Zeit ohne eine feste Bleibe war, aber allein warst du ja dennoch nicht. Ihr seid doch zu zweit gekommen oder irre ich mich da?"

Ein zögernden Schütteln mit dem Haupt, ließ die ruhige Stimme kurz verstummen. Es dauerte nur einen Augenblick, bis die Fähe wieder Worte in die Schnauze nahm, aber dennoch war er Beweis genug, dass sie selbst noch nicht all zu lange hier gewesen war. Eigentlich hatte sie nie geglaubt so schnell wieder weiter gehen zu müssen, dachte sie doch nun eine feste Bleibe gefunden zu haben, aber das Schicksal sah es stets anders mit einem, als man es selbst erwartete. So war sie nun wieder auf den Pfoten, durch fremde Gebiete und alte Orte die sie von einst kannte. Damals war das Wetter allerdings nicht so trübselig gewesen und hatte es besser mit ihr gemeint, obgleich es ihr zu jener Zeit schier egal schien. Der Weg musste gegangen werden.

"Nein, nein ich bin auch noch nicht all zu lange Zeit in diesem Rudel. Obwohl mein ganzes Leben in Verbindung mit diesem Ort gestanden hat. Devaki ist mein Bruder und einst waren wir gemeinsam..."

Wieder ein leichtes Zögern, sie wollte nicht sagen was geschah und so formulierte sie die Wahrheit um. Nicht in Lügen, doch in eine leichtere Variante. Sicherlich würde ihr Bruder es nicht schätzen, wenn sie alles erzählen würde. Beide waren nicht die gesprächigsten und beide wussten ihre Geheimnisse zu wahren.

"...Irgendwann ist er fort gegangen und ich bei unserer Mutter geblieben. Sie hätte eine weite Reise nicht mehr überlebt und so blieb ich bis zu ihrem Tod. Erst danach habe ich mich selbst auf den Weg gemacht und hier meinen Bruder endlich wieder gefunden. Gerade durch mein Erlebnis, freue ich mich sehr für euch. Für mich ist er der letzte Teil meiner Familie und diesen würde ich niemals aufgeben wollen."

Wieder hüllte sie ein Lächeln ein, auch wenn es kurz wehmütig schien, erkannte man den Glanz ihres Glücks und das Gefühl der Sicherheit darin.


Re: 16 | Über den Fluss - Liath - 26.01.2013

Liath wusste erst seit einigen Tagen, dass das weiße Zeug, das überall lag, Schnee genannt wurde. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Winter kurz bevor stand. Auch die Temperaturen waren ziemlich gesunken und es war trotz der Reisestrapazen unheimlich aufregend für den Jungwolf, in der verschneiten Landschaft unterwegs zu sein und ständig etwas Neues zu sehen. So war es für ihn unmöglich, die Niedergeschlagenheit einiger erwachsener Wölfe zu teilen – er verstand sie einfach nicht. Stattdessen tobte er vorneweg oder hinter den anderen her, jagte durchs Unterholz und lief parallel zum Rudel, um nicht ständig bei der Gruppe zu sein. Aber um sich auszuruhen und die Erwachsenen nicht so zu nerven, dass sie ihm das Toben verboten, lief er auch oft genug mit ihnen, brav einer nach dem Anderen. Dann hatte er Zeit, die verschneiten Wälder zu bewundern und mit der Nase in dem weißen Zeug zu stöbern als wäre er ein Wildschwein. Dementsprechend sah sein Gesicht aus, als sie in der Dämmerung am Fluss ankamen.

Er hatte nicht erkannt, was da vor ihnen lag – wie sollte er auch? Ein Fluss war für ihn ein lautes, strömendes und weniger unendliches Meer, aus dem man trinken konnte, aber ganz bestimmt kein weißes, festes Band. Noch ein Wunder des Winters. Vorsichtig war er mit einer Pfote auf das Eis getreten und hatte den Schnee etwas beiseite geschoben, nur um darunter durch eine kristallklare Fläche das schlammige Ufer unter dem Eis zu betrachten. Neugierig stupste er mit der Nase gegen die kalte, etwas nasse Wand und fuhr auch mit der Zunge darüber, um den Geschmack zu testen Nicht besonders, nur besonders kalt. Liath hob den Kopf wieder und schüttelte sich, als hätte er ein Bad genommen. Und nun? Verwundert sah er, dass auch die anderen angehalten hatten und zu zögern schienen. Konnten sie jetzt einfach hier drüber laufen? Es wirkte ja ziemlich fest, aber Liath wusste, dass der Fluss eigentlich aus reißendem Wasser bestand, das sich nun unter dem Eis befand und sicher nicht zum Stillstand gekommen war.

Als er sich umwandte, sah er Dannsair etwas allein herumstehen und machte ein paar ausgelassene Hüpfer, bis er bei ihm war. Müdigkeit? Da war man bei Liath an der falschen Adresse.

„Warum warten wir? Kann man da nicht drüber?“, fragte er munter und musterte seinen Onkel mit wachem Blick.

Er mochte ein selbstbewusster Jungwolf sein, der gern vorlief und die anderen stehen ließ. Aber das Eis war ihm nicht so ganz geheuer, man hörte immer wieder dumpfes Knacken von weiter hinten und überhaupt ... Wasser mochte er eh nicht so besonders. Aber wenn Devaki sagte, dass sie den Fluss überqueren würden, würde er ohne zu murren mitkommen.


Re: 16 | Über den Fluss - Namíd - 27.01.2013

Er betrachtete die Fläche vor seinen Pfoten aufmerksam als Shila zu zählen begann. Seine Ohren schnippten vor Aufregung als die junge Wölfin neben ihm bei der zwei ankam, seine dunklen Augen richteten sich einen Moment auf seine Schwester, dann wieder nach vorne. Er hob die Pfote an „Und drei!“ Und gemeinsam mit Shila setzte er die erste Pfote auf das Eis, die zweite folgte sogleich, doch als Namíd weiter auf das Eis laufen wollte drängte sich etwas zwischen ihn und seine Schwester und im selben Moment vernahm er die Stimme von Kainuu. Er seufzte tief und drehte den schwarzen Kopf zu ihr um und bedeutete zugleich mit der Schnauze nach hinten. Kainuu hatte ja keine Ahnung was sie hier verpasste, von wegen sie könnten sterben. Immerhin konnten sowohl Namíd als auch Shila mittlerweile echt gut schwimmen, aber die Gefahr die von der hellen ausging erkannte der dunkle Jungwolf.

„Du kannst ja mit kommen und aufpassen, oder hier Wache halten, Kainuu. Oder du gehst zu Papa, aber dem darfst du dann nichts sagen, das wäre nämlich echt gemein von dir.“ Unschlagbare Logik eines Jungtieres. Namíd fand seine Argumentation durchaus begründet, hatte aber den Verdacht das Kainuu sich dafür wenig interessierte also schaute er sie beruhigend an. „Schau doch. Das Eis hält uns. Du brauchst keine Angst haben. Wir passen schon auf das uns nichts passiert, wir sind ja nicht doof.“ So, gut, damit aber auch genug der Worte und deshalb wandte der schwarze, mit zwei Pfoten auf dem Eis stehend, den Blick zu Shila neben sich. Auffordernd grinste er sie an. „Weiter?“ Er warf schnell einen Blick auf die nähere Umgebung, von den Erwachsenen schien sie noch niemand bemerkt zu haben und er hoffte das der kleine Disput den sie gerade hatten das nicht änderte, schließlich hatte Namíd überhaupt keine Lust auf Strafpredigten von den älteren.

Vorsichtig warf er noch einen Blick zu Kainuu, bewegte sich ein kleines Stück zur Seite damit sie nicht mehr ganz so eng an einander gedrängt standen und blickte dann fragend. „Also? Kommst du jetzt mit oder nicht? Schließlich wollte der schwarze zwar weiter, aber unfreundlich wollte er auch nicht sein, wer wusste schon wie die helle sonst reagieren würde. Für den Geschmack des dunklen Rüden war die Wahrscheinlichkeit eh schon viel zu hoch das seine Schwester ihn und Shila verraten würde, und darauf hatte er wahrlich keine Lust. Er wusste genau das es richtigen Ärger gab wenn sie sich erwischen ließen, und wenn es schon Ärger gab, dann doch bitte begründet und nicht nur für zwei Pfoten auf dem zugefrorenen Fluss. Einen Vorteil hatte die ganze Action, der schwarze vergaß Müdigkeit, Erschöpfung und Kälte, denn das Adrenalin trieb das alles für den Augenblick aus. Er wollte auf dem Eis rennen und versuchen dort mit Shila zusammen ein Wettrennen zu laufen, mal schauen wer auf dem Eis schneller war! Doch die Anwesenheit von Kainuu zerstörte das alles ein kleines bisschen und grummelnd wartete er darauf was die beiden Fähen sagen würden. Er jedenfalls wollte weiter!


Re: 16 | Über den Fluss - Dubh - 27.01.2013

Ja, unglückliche Umstände waren es gewesen, wenn man es so ausdrücken wollte. Vermutlich hatten sie selbst sogar einen geringen Teil der Schuld selbst zutragen. Daran, dass die Menschen sie gejagt hatten, und daran, dass ihre Familie Stück für Stück auseinander gebrochen war. Es musste einen Grund geben, denn das Unglück würde nicht einfach so in eine beinahe heile Welt hereinbrechen, das konnte Dubh sich nun wirklich nicht vorstellen.

“Eigentlich stören mich diese Umstände nun gar nicht mehr. Ich konnte gut damit leben, dass ich nicht mehr das sah, was ich gewohnt war. Ich war eigentlich sogar froh darüber. Es hat mir ein Leben gegeben, was doch recht gut zu mir passt.“

Davon war Dubh überzeugt. Er hatte dieselbe Zeitspanne in einem Rudel, als auch in Gefangenschaft und Einsamkeit verbracht und wenn er es so abwog, kam er mit letzterem doch deutlich besser zurecht, als mit den Dingen, die ihr kleines Rudel getrennt hatten.
Doch dann sagte Nasiha etwas über die Herden und dass ließ den Wolf aufhorchen.

“Es ist seltsam“, murmelte er. “Wir hatten uns in euer Revier begeben, weil wir die Hoffnung hatten bei euch Nahrung zu finden. Denn wir hatten lange Zeit nichts mehr gefunden.“

Kurz hielt er inne und blickte nachdenklich zu Boden. Das war seltsam. Eigentlich hatte er vermutet, dass die Herden verschwunden waren, weil das Rudel sie überjagt hatte und sie daher geflüchtet waren, oder es nicht mehr genug zu fressen gegeben hatte, sodass sie abwandern mussten. Aber dass sie scheinbar wirklich schnell einfach verschwunden waren, das war doch wirklich seltsam.

“Bleibt uns wohl nur zu hoffen, dass wir auf bessere Gebiete stoßen.“

“Und das hoffentlich möglichst schnell“, fügte er in Gedanken hinzu.
Heimat war an Familie gebunden? Es klang in Dubhs Ohren seltsam und die Sicherheit, die Nasiha zu verströmen schien bei diesen Worten, war es, was Dubh nicht an seiner eigenen Seite glaubte. Er war sich nicht so sicher, ob sich für ihn erst einmal eine Heimat ergeben würde.
Ja, jetzt war Dannsair wieder an seiner Seite. Es war gut zu wissen, dass er nicht der letzte der Familie war. Aber er hatte mit allem bereits abgeschlossen, jeden Funken der Hoffnung tief vergraben und dies nun wieder hervorzuholen und sich darauf einzulassen fiel dem Rüden doch deutlich schwerer, als er es jemals vorgestellt hatte.

“Ich habe Dannsair eigentlich schon längst aufgegeben. Es klingt vielleicht seltsam, aber für mich war unser Treffen mehr so, als wäre er von den Toten auferstanden. In meiner Vorstellung hat er wie der Rest unserer Familie nicht mehr existiert.“

Bei ihren weiteren Worten wanderte sein Blick kurz zu Rylai und ein kurzes, mehr als nur flüchtiges, Schmunzeln huschte über seine Schnauze. Nein, alleine war er nicht gekommen. Er war mit ihr gekommen, um sie bei einem Rudel abzuliefern, so zumindest noch immer die alt bekannte Theorie.

“Die kleine ist mir über den Weg gestolpert. Eigentlich wollte ich sie nur bei dem erst besten Rudel abliefern. Ihr seid das erste, was uns begegnet ist. Die anderen Wölfe auf unserem Weg waren nur Wanderer.“

Er wunderte sich geradezu über sich selbst, dass er dieses Vorhaben von sich selbst preisgegeben hatte, es war normalerweise nicht seine Art. Doch Nasiha erzählte ihm mehr von ihrem Zusammentreffen mit Devaki, als er eigentlich erwartet hätte, so wurde er für seine „Offenheit“ mit einw enig Wissen um ihre Vergangenheit „belohnt“.
Kurz starrte er vor sich hin, hob die Pfote und scharrte gedankenverloren an der Oberfläche des Schnees vor ihren Pfoten, ehe sich ein etwas dauerhafteres Lächeln nun auf sein Gesicht legte und er meinte:

“Wir scheinen in dem Punkt etwas gemeinsam zu haben. Wir sind wieder auf unsere Familien gestoßen.“


Re: 16 | Über den Fluss - Rylai - 28.01.2013

Erst wenige Tage waren vergangen, seitdem sie ihren Bruder wiedergefunden und sich gemeinsam mit Dubh dem Rudel angeschlossen hatte. Wie lange sie bleiben würden oder ob dieses Arrangement gar für immer war, darüber war sie sich noch nicht im Klaren, doch darüber konnte sie sich auch erst mal nicht den Kopf zerbrechen. Noch war das Rudelleben zu neu und zu aufregend für sie. Was für die Anderen eine langweilige, anstrengende und öde Wanderung sein mochte, war für sie ein ungewohntes Abenteuer. Tagelange Wanderschaft war sie ja gewohnt und die Nahrung war ohnehin immer knapp gewesen. Doch der Hunger ließ sich gleich viel leichter aushalten, wenn man sich ablenken konnte, und das war nun kinderleicht. Hatte sie früher noch den schweigsamen Dubh nerven müssen, so konnte sie jetzt zusätzlich die anderen Wölfe beobachten oder mit ihrem Bruder spielen. Die meiste Zeit verbrachte sie abwechselnd mit ihm und mit Dubh, wobei sie stets darauf achtete, dass ihr alter Begleiter nicht zu kurz kam – nicht, dass er noch auf dumme Gedanken kam und es ihm etwa einfiele, sich klammheimlich ohne sie aus dem Staub zu machen.

Momentan war sie jedoch bei Kody und es tat ihr erstaunlich gut, nicht nur ihren Bruder wiederzuhaben, sondern in ihm auch einen gleichaltrigen Spielgefährten gefunden zu haben. Der zugefrorene Fluss war für sie nur eines der zahlreichen Hindernisse auf ihrer Reise, die sie gemeinsam natürlich bravourös überwinden würden. Überhaupt sah dieses Hindernis nicht ansatzweise so spektakulär und gefährlich aus, wie man angesichts der bedröppelten Gesichter der anderen Wölfe vielleicht erwarten könnte. Das Eis wirkte doch stabil genug? Und selbst die Erwachsenen schienen Devakis Worte nicht ernst zu nehmen, denn sie hatte sehr genau beobachtet, wie Nasiha mit ihrer Pfote auf dem Eis herumgepatscht hatte.

"Komm, Kody, das machen wir auch“, meinte sie munter und hieb mit ihrer Pfote auf das Eis.

Es war natürlich genau so, wie sie vermutet hatte – es passierte überhaupt nichts, außer dass ihre Pfote ein wenig wehtat. Das Getue war also schamlos übertrieben und es gab keinen Grund mehr zur Zurückhaltung. Schon stemmte sie sich mit beiden Vorderpfoten auf das Eis, die Rute pendelte dabei freudig. Was die Erwachsenen konnten, das konnte sie auch, und überhaupt – solange Dubh es ihr nicht verboten hatte, durfte sie auch.
Dabei fiel es ihr nicht im Traum ein, ihr Treiben irgendwie zu vertuschen oder sich wie die anderen Jungtiere unauffällig abzusetzen. War ja schließlich nichts dabei, und die Erwachsenen waren sowieso viel zu beschäftigt, um überhaupt Notiz von ihnen zu nehmen. Ein kurzer, fast schon provokanter Blick in Richtung der Gruppe überzeugte sie davon, dass dem auch tatsächlich so war. Einzig von Cheza erwartete sie womöglich Einwände, aber auch nur, weil sie am nächsten bei ihnen stand und weniger abgelenkt wirkte als der Rest. Aber Cheza war nur eine Fähe und hatte ihr sowieso nichts zu sagen. Herausfordernd grinste sie ihren Bruder an – na, wollte er denn nicht mitmachen?