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16 | Über den Fluss - Druckversion

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Re: 16 | Über den Fluss - Devaki - 19.02.2014



Spielleitung
Nur wenige Sekunden nachdem die Fähen und die jungen Wölfe ihren Warteplatz verlassen hatten, stürmten die Karibus über den Schnee hinweg. Wie weißer Staub wirbelte es am Rande des Flusses auf. Dann folgten die panischen Tiere den Wölfen auf das Eis. Die Decke auf dem Fluss ächzte unter der unerwartet schweren Last. Das Knarren und Knarzen unter den Pfoten und Hufen war nicht mehr zu überhören. Irritiert von der rutschigen Oberfläche und den ungewohnten Geräuschen verlangsamte die aufgescheuchte Herde ihre Flucht. Die Tiere, die das Eis noch nicht erreicht hatten, stoppten gar – und retteten sich.

Es begann, wo die Jungwölfe standen. Das Knarren verwandelte sich in ein leises Knacken. Knack. Knack. Knack. Die feinen Linien im Eis wurden größer, mit jedem weiteren Sprung wurde das Brechen lauter, bis schließlich mit einem lauten Krachen die Oberfläche an mehreren Stellen gleichzeitig brach. Das alles geschah im Bruchteil einer Sekunde, der den Wölfen nicht genug Zeit ließ die Gefahrenzone zu verlassen. Zuerst verloren Liath und Kainuu den Halt. Wie ein Abgrund tat sich das Eis unter ihnen auf, ließ das Wasser nach außen dringen und die beiden jungen Wölfe in die kalte Strömung rutschen. Über ihnen schlug der Fluss zusammen, neben ihnen schwammen die losen Eismassen, die wie hungrige Fische den Weg an die Wasseroberfläche zu suchen schienen.

Von der Mitte des Flusses breitete sich das Unheil rasend schnell aus. Nach und nach brach unter Rylai, Kody, Namid, Shila, Cheza und Nasiha das tragende Eis weg und zog die Wölfe in den Fluss hinab. Auch die Karibus, die hier und dort auf dem Fluss verteilt gestanden hatte, konnten sich mit panischen Hufschlägen und dem Versuch zurück ans Ufer zu kommen nicht retten – ebensowenig wie die Jäger, die dem Karibu auf dem Fluss hinterherhetzten. Nur Sekunden später als beim Rest des Rudels kamen die Erschütterungen des Eises die wenigen Meter flussaufwärts an. Die Warnungen, die feinen Risse und die leisen Knackgeräusche, überhörten die Rüden im Rausch der Jagd. Sie waren fixiert auf die Beute, die lebensrettende Beute. Der Hirsch verlor den Halt, rutschte in der Mitte des Flusses mit einem seiner Hufe weg und krachte unsanft auf die rissige Eisfläche. Ein Grund zum Jubeln, es würde ein leichtes sein ihn zu erledigen. Doch im Moment des Triumphes zog es auch den Jäger den Boden unter den Pfoten hinweg. Senkrecht stürzten sie in den Fluss, dessen eisiges Wasser selbst den abgehärten Rüden für eine Sekunde den Atem raubte.

Der ebene Fluss hatte sich in eine Kraterlandschaft verwandelt. Unter ihr tobte der Kampf gegen Wasser und die Strömung.

(Bild: Annika Nyberg and Sharon Drummond , licenced under CC BY-NC-SA 2.0)



Re: 16 | Über den Fluss - Cheza Luna - 19.02.2014

Cheza hatte schweigsam versucht, den Überblick zu behalten. Manchmal hatte sie mit ein paar Kopfbewegungen angedeutet, wo die Jungtiere entlang gehen sollten, oder einfach nur deren Blicke aufgefangen, um ihnen Sicherheit zu geben. Immer wieder hatte sie sich umgedreht und besorgt inne gehalten. Das Eis hätte ihnen so leicht zum Verhängnis werden können, aber letztlich erreichten sie sicher das andere Ufer. Sie sah zu den Nachzüglern zurück, ehe das hervor stürzende Karibu ihre Aufmerksamkeit für sich allein beanspruchte. Es gelang ihr kaum, allen Blicken zu folgen. Sie sah, wie Devaki losstürzte, um zu jagen und wie Kainuu auf dem Eis zurück blieb. Ihr schien das bei Weitem zu gefährlich zu sein. Nach einem kurzen Blick über die anderen Wölfe setzte sie sich in Bewegung, um Devakis Tochter vom Eis und in Sicherheit zu bringen. Sie war schon wieder ein ganzes Stück vom Ufer entfernt, als die Herde aus dem Wald zu brechen drohte.
Mit großen Augen versuchte sie, das Verhängnis zu erfassen, das ihnen bevor stand. Zu den Bäumen! Nicht auf das Eis! Zu den Bäumen! Sie wollte schreien, aber es ging zu schnell. Die Jungwölfe stürzten auf das Eis, statt sich hinter in paar kräftigen Stämmen in Sicherheit zu bringen. Verdammt! Das Eis würde brechen!
Es war zu spät. Sie rannte auf Kainuu zu, die dort zum Warten zurück gelassen worden war. Runter vom Eis. Es ging nun um Schnelligkeit! Das Eis würde brechen, sobald die Karibus es betraten. Die Risse würden die Fläche zu einem Fang einer Bestie machen, die alles Leben mit sich in die Tiefe riss.
Es gelang ihr nicht, Kainuu zu erreichen. Da war ein Schritt, eine lose Eisplatte, die sie nicht bemerkt hatte. Unter dem Gewicht ihres Sprungs stellte sich diese auf, sodass sie ins Wasser rutschte. Sie konnte nichts machen. Ihre Krallen rutschten auf der glatten Oberfläche einfach weg, brachen aus und im nächsten Augenblick war sie im Wasser und die Eisdecke geschlossen. Die Strömung zerrte sie weiter, sodass sie bald nicht mehr wusste, wo ihre einzige Chance war, wieder irgendwie an die Oberfläche zu kommen. Verschwunden. Nirgendwo schien es einen Ausweg zu geben. Ihre Glieder wurden müde, sodass sie nicht länger gegen die Strömung ankämpfte, sondern sich mit dieser bewegte. Ein paar mal kratzten ihre Krallen ganz leicht an der Eisschicht, während sie weiter getrieben wurde. Eingeschlossen. Drei Mal versuchte sie, gegen die jetzt plötzlich unendlich dick wirkende Eisdecke zu drücken, aber das müde treten gegen die Wassermassen war nichts. Vielleicht spürte sie ein Beben, verursacht durch Hufe, aber sie wusste es nicht. Sie hörte nichts, außer das Wasser, das an ihr riss. Es ging einfach so zu Ende... sie hatte keine Möglichkeit, dem Tod zu entrinnen. Die Kälte bohrte sich zu erst in ihren Kopf. Wasser drang in ihre Ohren und in ihre Nase... in ihren Fang. Letztlich fühlte sie die Kälte in ihrem ganzen Körper und ihre Lungen gierten nach Luft. Alles war erfüllt von diesem Bedürfnis und wenn sie es befriedigte, würde sie tot sein. Sie würde gleich die Kontrolle über ihren Körper verlieren. Es konnte jede Sekunde passieren. Sie wollte es nicht, aber je mehr Herzschläge vergingen, desto weniger wusste sie, warum sie dagegen ankämpfte, wenn es doch sowieso passieren würde. Alles war wie im Nebel, ganz weit weg. Ihr Körper trieb mit dem Wasser und die Welt verschwand, als ihre Lungen sich mit dem eiskalten Wasser füllten. Das dumpfe Gefühl benebelt zu sein, wich stechendem Schmerz. Schlimmem Schmerz. Es gab nicht viele Tode, die schlimmer waren, als zu ertrinken. In der eisigen Hölle entglitt ihr Leben...


Re: 16 | Über den Fluss - Namíd - 19.02.2014

Das Geschehen um Namíd schien sich immer schneller abzuspielen. Der Jungwolf verlor einfach den Überblick. Vage nahm er war das sein Bruder etwas rief, auch seine anderen Geschwister waren in heller Aufruhr. Er sah Cheza auf sie zulaufen, dann drehte er sich wieder zu seinen Geschwister um. Die standen mit besorgten Gesichtern neben ihm. Wieder zu Cheza blickend, Cheza mit der er eigentlich nie so gut klargekommen war, erblickte er seinen schlimmsten Albtraum. Der Fluss schluckte die doch eigentlich so freundliche Fähe. Gebannt konnte er sich nicht bwegen, nicht sprechen oder denken. Und plötzlich gab das Eis unter ihnen nach. Er spürte es unter seinen Pfoten brechen und die Welt schien still zu stehen. Lähmende Angst drückte sein Herz zusammen als ob es im Fang eines anderen Raubtieres stecken würde.
Erschrocken heulte er laut auf, dann krachte er mit dem Oberkörper auf die restlichen Eisplatten und mit dem Hinterteil ins Wasser. Der Aufprall und die plötzliche schockierende Kälte trieb ihm den letzten Atem aus dem Leib und für einen Moment sah er Sterne.
Panisch rang er um Luft und paddelte mit den Hinterpfoten und versuchte gleichzeitig sich nach vorne zu ziehen. Das Eis knackte und riss und der Fluss brach überall auf, auch vor ihm wandelte sich der eben noch harte Untergrund in eine einzige Kraterlandschaft.
Namíd fühlte die Strömung des Wasser an seinen Hinterpfoten reißen und stemmte sich panisch dagegen.

Shila, Kainuu, Liath?!?!

,brüllte und röchelte er panisch. Er drehte den Kopf um einen Blick auf sie zu erhaschen. Doch wo eben noch seine Geschwister gestanden hatten war nur noch Eiswasser. Und bei seinem panischen Gekämpfe um an der Oberfläche zu bleiben konnte er sich eh nicht richtig umschauen.
All seine Beschützerinstinkte schienen in ihm auf zubrüllen. Er hatte doch auf sie Aufpassen sollen! Er hatte sie wieder zurück auf das Eis gescheucht das nun unter ihnen einbrach. Das war seine Schuld! Er musste sie schnellstmöglich finden und in Sicherheit bringen. Doch das ging nicht wenn er hier drin festsaß.
Wild entschlossen kämpfte er sich hoch und schaffte es irgendwie sich seitlich auf die schwimmende Eismasse zu schieben. Wacklig lag er auf dieser und sah sich um. Liaths dunkles Fell machte er sofort aus auf dem hellen Untergrund.

Liath!!

,brüllte er.
Dann blickte er zu den Jägern weiter hinten auf dem Fluss auf. Das brechende Eis würde bestimmt auch sie ereilen.
Aus purer Verzweiflung hob er seine schlanke Schnauze in die Luft und heulte so laut wie er scheinbar noch nie geheult hatte.

Hilfeeeee!!!

Im Kopf schien er wieder ganz klein zu sein. Ein Welpe der wollte das sein Papa kam und ihn aus diesem Schlamassel befreite. Aber Deva war zu weit weg. Und Namíd kein Welpe mehr!
Der schwarze Jungwolf riss sich zusammen. Das Ufer ! Er musste zum Ufer, Mit seinen Geschwistern.
Wild entschlossen machte er einen vorsichtigen Versuch zu seinem Bruder zu gelangen. Alles andere schien vergessen und ausgeblendet. Er kannte für den Moment nur zwei Ziele:
zu seinem Bruder gelangen und mit ihm hoffentlich seine Schwestern finden und vom Eis schaffen!
Auf dem Bauch geduckt bleiben robbte Namíd vorwärts. Er wagte nicht aufzustehen weil er bei der Wild schaukelnden Eismasse ohnehin wieder auf dem Bauch gelandet wäre. Außerdem erhoffte er sich so nicht noch einmal einzubrechen. Nass war er ohnehin schon, aber er wollte nicht unter die Eismassen geraten.
Über kalter Schauder überfuhr ihn als er daran dachte.


Re: 16 | Über den Fluss - Kainuu - 22.02.2014

Kainuu hatte brav auf ihren Vater gehört, wie sie es immer tat und immer tun würde. Erst Recht nach so aufreibenden und schrecklichen Stunden, die sie nun endlos müde zurückließen … und nach so viel Vertrauen und Nähe zwischen ihnen, die der kleinen Wölfin wieder einmal gezeigt hatten, dass ihr Vater, egal was passierte, für sie da war. Auch wenn sie mal nicht seiner Meinung sein konnte und er sie nicht richtig verstand … auch dann war er ihr Papa und trug sie durch Unglück und Erschöpfung. Mit diesen Gedanken beseelt blieb die kleine Braune also brav auf dem Eis stehen und sah mit ungewöhnlicher Teilnahmslosigkeit dem Treiben rund um diesen armen, erschrockenen Geweihträger zu. Sie war viel zu müde und schwach, um dem Drama wirklich folgen zu können, viel eher überlegte sie, ob sie sich an Ort und Stelle hinlegen und einschlafen könnte. Aber Papa Deva hatte gesagt, dass sie loslaufen sollte, wenn das Eis knackte, also musste sie sich zumindest einigermaßen bereithalten. Das war aber sehr viel schwieriger, als gedacht, vor allem auch, weil sie nicht genau wusste, was ihr Vater mit ‘Knacken‘ gemeint hatte. Das Eis gab ununterbrochen irgendwelche Töne von sich, manche klangen schon ein wenig nach Knacken, aber irgendwie sah niemand ernsthaft besorgt darüber aus und ohnehin riefen doch alle unentwegt, dass man auf das Eis laufen sollte. Also blieb Kainuu stoisch stehen und lauschte auch nur mit halbem Ohr auf die Geräusche des Eises, mittlerweile über das viele Knacken und Knarzen resignierend. Ihr fielen schon beinahe die Augen zu, da bemerkte sie, dass mit einem Mal alle möglichen Wölfe bei ihr waren. Ihre Geschwister und Rylai, sie schienen aufgeregt und riefen etwas. Kainuu blinzelte zwei Mal und versuchte zu verstehen, was sie von ihr wollten. Sie sollten auf die andere Seite. Doch vom Eis runter? Aber Deva hatte doch … verunsichert sah die Kleine in die erschrockenen Gesichter und suchte dann ihren Vater, aber sie fand ihn nicht. Liath war ihr nun ganz nah und von seiner Hektik ließ sich Kainuu schließlich doch anstecken, auch wenn sie nicht verstand, was passiert war. Nur noch ein klein wenig zögerlich versuchte sie ihm zu folgen, murmelte ihm sogar ein

“Nicht so schnell, ich schaff es doch nicht so schnell.“,

zu, aber da war es eigentlich schon zu spät. Das Eis war mittlerweile so laut, dass Kainuu wohl auch von alleine losgelaufen wäre, aber als es unter ihnen brach und sich der schwarze Abgrund des eiskalten Wassers unter ihnen auftat, wurde selbst ihr klar, dass es längst zu spät war. Das letzte, was sie sah, bevor sie hilflos strampelnd in die Fluten gerissen wurde, war das Gesicht ihres Bruders. Liath hatte unmittelbar neben ihr den Halt verloren und bevor auch er verschwand, erreichte ihn noch der endlos erschrockene, hilflose und merkwürdig traurige Blick seiner kleinen Schwester. Dann verschwand ihr Körper unter Wasser, wurde hin und her gerissen, tauchte wieder auf und auch wenn sie längst nichts mehr sah, so hatte sie doch zu schreien begonnen und für einen kurzen Moment erklang ihre verzweifelte Stimme in der kalten Luft, bevor sie wieder vom tosenden Wasser verschluckt wurde:

“PAPAAAAAAAAAA~“

Dann war es still um die Kleine geworden und der Fluss nahm sie mit sich fort.


Re: 16 | Über den Fluss - Shila - 23.02.2014

Längst waren es nur noch Instinkte, die Shilas Körper dazu brachten sich zu bewegen oder inne zu halten. Ihre Sinne waren viel zu überlastet, es waren so viele Geräusche, Gefühle und Gerüche, als dass die junge Fähe noch einen klaren Gedanken hätte fassen können. Cheza hatte sicherlich Recht mit ihren Gedanken sich statt auf dem Eis im Wald in Sicherheit zu bringen, aber auf diese Idee kam Shila einfach nicht. Vielleicht fehlte ihr dazu auch einfach die Lebenserfahrung. Panik und Angst von der Karibu-Herde überrannt zu werden oder von dem Feind, der hinter der Herde vielleicht lauerte, angegriffen zu werden, hatten Shila dazu getrieben hinter ihren Geschwistern aufs Eis zurück zu laufen. Bei Kainuu angekommen, blickte Shila über das chaotische Treiben ohne die notwendige Ordnung hineinzubringen. Da waren die Karibus, die immernoch brüllten und mittlerweile übers Eis trampelten, dort hinten waren die Jäger, die scheinbar nur noch die Beute im Blick hatten und ansonsten nichts mitbekamen und hier waren sie, ihre Geschwister und Cheza, die nicht recht zu wissen schienen, wohin sie als nächstes laufen sollten. Zurück ans andere Ufer? Zurück in den Wald?

Und dann krachte das Eis… Plötzlich, unerwartet, schlagartig… Es war fast so, als hätten die Eisschollen von jetzt auf gleich die Lust verloren weiterhin aneinander zu kleben und mit einem Ruck trennte sich der scheinbar so feste Untergrund in viele einzelne Teile… Dazwischen nichts als eiskaltes, schwarzes Wasser, das alles verschlang, was es berührte… Shila sah mit aufgerissenen Augen zu, wie Cheza von den Fluten verschluckt wurde, dann verlor auch sie den Halt und rutschte unaufhaltsam vom Eis hinab ins eisige Schwarz… Sie versuchte ihre Krallen ins Eis zu schlagen, aber zu spät… ihre Pfoten rutschten ab, das eiskalte Wasser hüllte sie ein… Die Kälte legte sich immer fester um ihr Herz und ihre Lunge, vor ihren Augen nichts als Dunkelheit… Dann flogen Erinnerungen an ihr vorbei und sie sah für einen Moment das freundliche Gesicht ihres Vaters vor sich, seine sanften Augen, das weiche, schwarze Fell und in ihren Ohren dröhnten die Worte: „Ich möchte, dass du nicht aufgibst. Egal, was auf der Reise passiert. Bleib stark“ Und diese Erinnerung durchströmte ihren Körper mit neuer Wärme, sie kam wieder zur Besinnung und kämpfte sich an die Wasseroberfläche zurück. Mit kräftigen Bewegungen ihrer Läufe gelang es ihr den Kopf aus dem Wasser zu strecken und nach Luft zu schnappen. Um sie herum bewegten sich die Eisschollen in den aufgewühlten Fluten, immer wieder schwappte das Wasser über ihren Kopf und sie schluckte erneut Wasser. Doch Shila hatte nicht vor aufzugeben! Sie hatte ihrem Vater versprochen, stark zu sein und niemals aufzugeben! Und dieses Versprechen würde sie nicht brechen. Sie hörte die panischen Rufe von Namíd und versuchte ihn im Wasser ausfindig zu machen, aber sie sah nichts als Wasser und Eisschollen. Sie musste versuchen aus den Fluten heraus zu kommen, denn langsam kroch die Kälte zurück in ihren Körper und ihr wurde klar, dass sie diesen kräftezehrenden Kampf gegen das wilde, eiskalte Wasser nicht lange durchhalten würde. Mit aller Kraft, die ihren jungen Gliedern noch geblieben war, kämpfte sie sich in die Nähe einer Eisscholle und versuchte sich daran hochzuziehen, aber immer wieder rutschten ihre nassen Pfoten auf dem glatten Untergrund weg und jeder weitere Versuch kostete sie mehr ihrer verbliebenen Kraftressourcen. Es war ein aussichtsloses Schauspiel und Shila wurde schlagartig klar, dass sie es ohne die Hilfe eines anderen Wolfes nicht auf die Eisscholle schaffen würde. Sie musste schwimmen! Sie musste versuchen so lange als irgend möglich im Wasser auszuhalten und vielleicht an eines der Ufer zu kommen. Aber vor lauter Eis und Wasser war es ihr unmöglich das Ufer zu entdecken. Sie holte tief Luft, als das Wasser um sie herum sich für einen kurzen Augenblick zu beruhigen schien und stieß ein lautes Heulen aus, das eher ein heiseres Wimmern war. Sie hoffte, dass einer der Wölfe um sie herum sie hören würde und in der Lage war sie zu retten. Bis dahin würde sie versuchen an irgendein Ufer zu paddeln, wenn sie sich nur stets weiter bewegte, vielleicht würde sie dadurch die Kälte von ihrem Herzen fernhalten können… Es war ein letzter Versuch…