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16 | Über den Fluss - Druckversion

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Re: 16 | Über den Fluss - Devaki - 23.01.2014

Devaki hatte sich gezwungen ruhig zu atmen, während er beobachtete was am Ufer vor sich ging. Gerne hätte er die Augen geschlossen, um sich noch einmal voll und ganz zu konzentrieren. Doch er wagte es nicht, wollte er doch keinen entscheidenden Augenblick verpassen. Wie Laines war auch dem Leitrüden bewusst, welche Chance diese Jagd bot – und welche Risiken. Wenn sie den Hirsch erlegen konnten, war zumindest für ein paar Tage die Sorge des Hungers vergessen. Mit einem gefüllten Bauch wanderte es sich leichter, und ohne Sorgen würde die trübe Stimmung vielleicht ein wenig aufgeheitert werden. Nicht zu vergessen, dass es dort, wo ein Karibu herumlief, sicher auch mehr geben musste. Und das bedeutete, dass die Herden in der Nähe waren, sie nicht mehr allzu weit wandern mussten und vielleicht bald den Grund für das Ausbleiben der Nahrung in ihrer alten Heimat herausfinden würden – eine Aussicht die Devaki schon jetzt zuversichtlich stimmte. Allerdings betrachtete der Rüde immer zwei Seiten einer Medaille. Natürlich war es auch möglich, dass es sich um ein einzelnes, ver(w)irrtes Tier handelte. Und dass die Hoffnung unbegründet war. Umso wichtiger würde es sein, dass sie das Karibu erlegen konnten. Sie waren nur zu viert. Und der Hirsch war groß, es würde eine anstrengende Jagd werden.

Zufrieden beobachtete Deva, der der Laufrichtung der anderen gefolgt war, dass der Plan das Tier am Ufer entlangzutreiben und es nicht auf das Eis entwischen zu lassen offenbar aufging. Während Dannsair den Hirsch hetzte, drängte Laines ihn ab. Und auch Dubh schaltete sich in die Jagd ein. Jetzt war auch er an der Reihe. Mit großen Sätzen, bei denen er darauf achtete das Eis so kurz wie möglich zu berühren und so wenig Gewicht wie möglich auf die brüchige Decke zu bringen, folgte er der kleinen Jagdgesellschaft. Es war nicht mehr weit zu den anderen, waren sie erst alle am Beutetier angelangt, gab es kein Entrinnen mehr, dann mussten sie ihre Überlegenheit nur noch clever verwalten und die tödlichen Wunden versetzen. Doch soweit kam es nicht.

Der Leitrüde fluchte laut, als das Karibu plötzlich einen Haken schlug und nun doch auf das Eis lief. Deva beschleunigte seine Schritte. Er wurde unvorsichtiger, was die Eisdecke anging, doch daran dachte er nicht. In seinem Kopf hatten die Gedanken an Jagd, an Strategie, an Taktik, an Hunger und an die Bewegungen seines Körpers jegliche weiteren Sorgen verdrängt. Devaki fühlte die Kälte unter seinen Pfoten, das Brennen in den Lungen und sah den Nebel seines Atems vor sich in der Luft erstarren. Doch seine Augen fixierten den mächtigen Körper, der nicht mehr weit von ihm entfernt war. Der Hirsch preschte auf das Eis und Deva, der zuvor noch direkt auf das Tier zugelaufen war, drehte nun ab, um das Tier verfolgen zu können. Damit lief er nun genau dahin, wo sie hergekommen waren. Aber wenn der Preis für einen vollen Magen war, dass sie das Eis noch einmal überqueren mussten, dann würde es so sein.

„Beeilt euch, wir sind schneller auf dem Eis!“

rief er den anderen noch zu, obwohl er sich sicher war, dass der Hinweis überflüssig war. Er hatte es nicht mit unerfahrenen Jungwölfen, sondern mit ausgebildeten Jägern zu tun. Ein Umstand für den der Leitrüde in dieser Situation mehr als dankbar war.


Re: 16 | Über den Fluss - Dannsair - 29.01.2014

Langsam holte Dannsair auf und voller Euphorie stürmte er weiter nach vorne. Für ihn war Jagen neben dem Überlebenszweck auch immer ein großer Spaß, er hatte ja auch erst sehr spät angefangen, große Tiere zu jagen, eigentlich erst, als er zu dem Rudel gestoßen war. Vorher hatte er sich von kleinerem Getier und Aas ernährt und einem Hasen nachzusetzen war nicht zu vergleichen mit dem Adrenalinschub, den einem der Sprint hinter einem Rentier verschaffte, das größer war als man selbst. Apropos, wo war eigentlich das Rudel, das ihm diese Jagd ermöglichte? Dannsair wagte einen flüchtigen Blick über die Schulter und sah erleichtert, dass sich Dubh und Laines, sowie Devaki auf den Weg gemacht hatten, um ihm zu helfen.

Doch als er wieder nach vorne blickte, hatte er seine Beute für eine Sekunde aus den Augen verloren, nur um dann widerwillig festzustellen, dass sie abgebogen war und nun doch über das verfluchte Eis flüchtete. Fast hätte der Schwarze abgebremst, als er schon wieder das Flussufer erreichte, doch Devakis Ruf erreichte ihn früh genug, sodass er der Anweisung folgte und weiterlief. Er erwartete fast, auf dem Eis wieder ins Rutschen zu kommen, doch jedes Mal, wenn seine Pfoten nachgeben wollte, hatten sie den glatten Untergrund schon wieder hinter sich gelassen. Diese Erkenntnis machte dem Rüden abermals Beine; je weniger Kontakt er mit dem Boden hatte, desto kleiner war die Gefahr, dass er ausrutschte – sehr gut. Und tatsächlich schien es dem Karibu nicht so gut zu ergehen, Dannsair bemerkte, wie der Abstand zwischen ihm und dem Tier immer kleiner wurde und hoffte, dass das Gleiche auch für die drei Anderen galt, denn jetzt wagte er nicht mehr, den Blick von seinem Ziel abzuwenden. Fast hatte er es erreicht, aber alleine würde er es nicht reißen können – obwohl, wenn es so weit sein sollte, würde er es auf jeden Fall versuchen. Was sollte schon passieren?


Re: 16 | Über den Fluss - Liath - 30.01.2014

Er dachte nicht intensiver darüber nach, der Anweisung seines Onkels nicht Folge zu leisten, auch wenn seine Schwester genau das vermutete. Als sie ihn darauf ansprach, sah er sie irritiert an. Er wusste nicht, was die Frage sollte, war er jetzt das Maß der Dinge, nach dem sie sich richtete? Oder wollte sie einfach nur wissen, ob er etwas Gefährliches vorhatte? Der Jungwolf runzelte die Stirn und schüttelte schließlich nur den Kopf, um dem zu widersprechen. Es war gut, so wie es war. Die Erwachsenen wussten besser, was sie als jüngste und demnach schwächste Mitglieder des Rudels tun sollten, damit sie am meisten beitragen und am wenigsten stören konnten. Stattdessen stimmte er gedanklich Namid zu, aus dem Wald konnte mehr kommen als nur das komische Karibu, das scheinbar gefährlichere Feinde kannte als ein hungriges Wolfsrudel. Und Liath war klar, dass sie diese Feinde nicht kennenlernen wollten. Aber wenn es dazu kam, würden sie dem Rest des Rudels Rückendeckung geben … so gut das eben möglich war für drei … beziehungsweise fünf Welpen. Bei einem schnellen Blick zum See sah Liath Kody und Rylai ganz in der Nähe. Kainuu war noch weiter draußen, Devaki ließ sie gerade stehen. Der Schwarze winkelte unsicher die Ohren an und fiepte leise, was seine Schwester natürlich nicht hören konnte. Diese ganze Situation gefiel ihm gar nicht.

Und es wurde auch nicht besser. Gebannt verfolgte er die Jagd, beobachtete wie die Erwachsenen sich aufteilten und wie sich das Karibu verhielt. Es war klar, dass es die neue Gefahr inzwischen erkannt hatte und das einzige tat, was dem Rudel Probleme bereiten würde – aufs Eis zu laufen. Liath trat unruhig von einer Pfote auf die Andere, er fühlte sich so furchtbar nutzlos! Aber was sollten sie schon tun? Am liebsten würde er Kainuu vom Eis holen und sie hier am Ufer irgendwo verstecken, sie stand so einsam und verloren auf dem Fluss. Wieso sollte sie da bleiben? Was wenn das Karibu umdrehte, sie sah und sie als Wolf und damit Gefahr erkannte? Würde es sie angreifen?


Re: 16 | Über den Fluss - Devaki - 02.02.2014



Spielleitung
Namíd sollte Recht behalten. Kaum waren die Jäger dem panischen Karibu auf das Eis gefolgt, wurde es erneut unruhig im Wald. Doch dieses Mal war es nicht nur eine Stelle zwischen den Bäumen, die sich bewegte. Beinahe überall raschelte es im Gebüsch. Fast wirkte es, als wenn ein furchtbar starker Windstoß durch die Äste wehte. Hier und da knackte es, aber abgesehen davon waren keine Geräusche zu hören. Erst als die dunklen Schatten, die sich zwischen den Stämmen bewegten langsam Gestalt annahmen, war auch das Knirschen von Hufen im Schnee zu vernehmen. Über die gesamte Länge des Waldes hinweg stürmten Karibus aus dem Wald – es musste sich wohl um die Herde des vorausgepreschten Hirsches handeln. Auch sie schienen in Angst und Schrecken versetzt. Immer wieder schnellte ein Kopf nach hinten, panisch, als ob sie fürchteten von etwas verfolgt zu werden. Dabei war die kleine Gruppe Wölfe am Ufer für sie wie Luft. Die Wölfe fürchteten sie nicht, sie waren ihnen egal. Doch für die jungen Wölfe und ihre beiden Begleiterinnen rückte mit jedem Schritt der Hufe eine Gefahr näher. Blieben sie, würden sie ohne Rücksicht zertrampelt werden. Und der einzig verbleibende Fluchtweg war der über das Eis.

(Bild: Bruce McKay, licenced under CC BY-SA 2.0)



Re: 16 | Über den Fluss - Namíd - 03.02.2014

Gemeinsam mit seinen Geschwistern am Ufer verfolgte Namíd die Jagd. Die Erwachsenen kamen dem gewaltigen Karibu immer näher und alles schien ziemlich gut zu laufen, doch dann schwenkte das große Tier plötzlich in eine andere Richtung.

Ist das Vieh wahnsinnig?

,stieß der Jungwolf hervor. Welches klar denkende Tier, und sei es Beute oder nicht, floh über einen zugefrorenen Fluss? Wie sehr in Panik musste es denn sein um zu denken, dass das eine gute Idee war?
Namíd schluckte schwer und legte die Ohren an als er sah wie die Erwachsenen scheinbar ohne zu zögern dem Karibu auf das Eis folgten und es quasi erneut überquerten. Nur die Vorsicht mit der sie es beim ersten Mal getan hatten fehlte vollkommen. Die Wölfe und ihre panische Beute donnerten über den rutschigen Untergrund und Namíd fürchtete jeden Augenblick könne dieser nachgeben und brechen. Hoffentlich tat er es nicht...
Doch noch etwas anderes forderte seine Aufmerksamkeit. Die jagenden Wölfe waren plötzlich vergessen als andere Geräusche aus dem Wald zu ihnen drangen.
Brechende Äste kündigten die Ankunft weiterer Karibus an. Und diese liefen direkt auf sie zu! Auch schienen es immer mehr zu werden die panisch aus dem Wald hevorbrachen.

Auuuuh verdammt.

, jaulte Namíd überrascht auf, laut genug als das selbst die Jäger es würden hören können. Er starrte gebannt auf die näher kommenden Tiere. Bemerkten diese sie denn gar nicht?
Leicht geduckt und mit blanken Nerven blickte der schwarze Jungwolf seine Geschwister und die beiden Fähen an. Was würden sie jetzt tun?
Immer näher kam die fliehende Herde und sie machte auch keine Anstalten den Wölfen auszuweichen.

Weg hier! Zurück aufs Eis. Kommt schnell, zu Kainuu... auf dem Eis sind wir sicherer vor denen: da laufen sie uns nicht um!

, rief er entschlossen seiner Familie zu. Dann packte er Shila kurz am Fell und zog auffordern daran.

Schnell!

, rief er noch einmal und rannte dann auf seine andere Schwester zu.
Das Eis mochte zwar gefährlich sein... doch die scharfen und harten Hufe der Karibus waren es auch.
Und wenn die Erwachsenen schon so über das Eis jagten musste er das Risiko auch eingehen können.
Also rannte er so schnell er konnte, einen Bogen um die gerissene Stelle machend, auf Kainuu zu: die immer noch wie verloren auf der Eisfläche stand wo ihr Vater sie zurückgelassen hatte. Er hoffte nur das seine Geschwister ihm folgen würden. Um die beiden erwachsenen Fähen machte er sich keine Gedanken. Die waren eben erwachsen und würden schon wissen was das Beste für die sei.


Re: 16 | Über den Fluss - Shila - 05.02.2014

Shila stand neben ihrem Bruder und blickte den davonjagenden Wölfen nach. Einerseits verstand sie immernoch nicht, warum das Karibu sich in diese Gefahr begab, auf der anderen Seite knurrte auch ihr Magen hörbar und bei dem Gedanken ein paar Brocken Fleisch zwischen die Kiefer zu bekommen, lief ihr bereits das Wasser im Maul zusammen und am Liebsten wäre sie den Erwachsenen nachgejagt und hätte sie bei ihrem Jagdvorhaben unterstützt. Aber Deva hatte angeordnet, dass sie hier bleiben sollten und sie hatte nicht vor schon wieder gegen sein Gebot zu verstoßen. So blieb sie neben Namíd und Liath stehen und schaute den Wölfen nach.

Dann zuckten ihre Lauscher und sie wand den Blick wieder dem Wald zu, denn irgendetwas schien sich darin zu tun. Knacken, Rascheln… die Bäume wackelten, die Sträucher schienen niedergetrampelt zu werden. Mit aufgestellten Nackenhaaren erfasste auch Shila – ein paar Sekunden nach ihrem Bruder Namíd – die drohende Gefahr der Karibu-Herde, die da panisch durch den Wald auf sie zukam und scheinbar kein Halten mehr kannte. Zuerst war auch sie wie festgefroren, aber dann erwachten ihre Instinkte und sie ließ sich von Namíd wegziehen

“Schnell aufs Eis!“

Jaulte auch sie ihren Geschwistern zu und setzte bereits die erste Pfote auf die glatte Oberfläche. Kurz warf sie noch einen Blick zurück, dann konzentrierte sie sich auf das Eis vor ihr. Hoffentlich würde es nicht nachgeben. Aber die vielen Wölfe und das Karibu ein wenig weiter von ihnen schien die Oberfläche auch auszuhalten. Trotzdem nahm sich Shila vor langsam und aufmerksam vorzugehen. Auch wenn das Getrampel der Karibus sie unruhig machten und die Panik der Tiere sich auf sie zu übertragen schien

“Hoffentlich schrecken sie vor dem Eis zurück…“

Warf sie ihren Brüdern zu und hielt erst inne, als sie bei Kainuu angekommen waren. Mit aufgestellten Ohren und jederzeit bereit weiter aufs Eis hinaus zu fliehen, starrte sie ans Ufer zurück



Re: 16 | Über den Fluss - Dubh - 12.02.2014

Aus den Augenwinkeln sah Dubh wie auch Laines sich in Bewegung gesetzt hatte, dem Karibu nachsetzte, während Dannsair ihnen noch immer voraus war. Gut. Kurz huschte dem schwarzen Rüden der Ansatz eines zufriedenen Ausdrucks über die Züge, bevor es sich wieder in einem konzentrierten verlor. Nach der Zeit, in der man nicht mehr gejagt hatte, tat es gut wieder hinter etwas herzuhetzen. Ungeachtet der Befürchtungen, die ihn zuvor befangen gemacht hatten, einfach hinter dem Karibu herzuhetzen und es sah wirklich so aus, als hätten sie eine Chance es zu erlegen. Wenn das man keine gute Nachricht wäre. Wenn sich hier auch nur ein Karibu befand, dann gab es auch für später noch die Hoffnung, dass es mehrere gab, dass man auf neue später treffen würde. Doch ihr Plan wurde zunichte gemacht, als das Karibu einen anderen Weg einschlug, auf das Eis rannte, von dem sie alle gerade erst gekommen waren. Ohne weiter nachzudenken drehte auch Dubh ab, folgte dem verschreckten Tier. Ohne nachzudenken? Naja, nicht ganz. Denn als seine Pfoten das gefrorene Eis wieder unter sich spürten, wurden seine Schritte ein wenig langsamer. Er fürchtete das Eis nicht, hatte er zuvor nicht und würde er jetzt auch nicht, aber eine Jagd auf solch eine Oberfläche würde ein erneutes Reißen doch nur wahrscheinlicher machen. Sie würden dann das Karibu in den Tod drängen und es aus dem Wasser zu bekommen könnte schwierig werden. Doch bevor er Gefahr laufen konnte darüber ins Grübeln zu geraten, war es Devakis Ruf, der seine Aufmerksamkeit zurück auf das eigentliche Ziel – das Karibu – und das ohne Zweifel lenkte. Etwas fester trat er vom Eis ab. Dann würde es eben brechen. Das war das Risiko. Das mussten sie nun einmal eingehen.

Der eigene Atem hallte laut und klar im eigenen Kopf wider. Das scharfe Einziehen der Luft. Der Sauerstoff, der frisch und kühl einmal durch die beanspruchten Lungen wirbelte, und sich dann heiß vor seinem Maul als Dampfwolke niederschlug. Sein Blick war starr auf den Rücken seines Bruders gerichtet, während der hinter dem Karibu hersetzte. Es machte ihn blind für das, was hinter ihnen passierte. Zwar konnte er hören – wenn auch ganz leise und schwach – dass die zurückgelassenen Jungwölfe etwas riefen und er hoffte, dass es sich um einen Notfall handelte und sie nicht einfach wieder irgendwelche Probleme machten, nur weil es ihnen langweilig geworden war, und trotzdem verbot er es sich den Kopf zu drehen und zurück zu blicken. Er würde dadurch nur Geschwindigkeit verlieren und das hier war deutlich wichtiger! Sie waren keine kleinen Welpen, sie waren ja wohl hoffentlich fähig sich aus einem Ärger herauszuhalten und sich nicht kopfüber hinein zu stürzen. Verbissen starrte Dubh war sich hin, presste die Kiefer fest aufeinander und schwenkte dann wenige Schritte nach rechts ab, um das Karibu von der rechten Flanke zu erreichen. Es einzukreisen machte noch immer Sinn, wie er fand. Denn dieses Karibu würden sie erlegen, diese Chance musste einfach genutzt werden! Also keine Zeit für Jungwölfe und irgendwelche Probleme, die sich in seinem Rücken abspielte.


Re: 16 | Über den Fluss - Rylai - 12.02.2014

Unzufrieden blickte sie Dubh hinterher und lediglich ein einziges Wort hinderte sie daran, ihm entgegen sämtlicher Anweisungen zu folgen – er hatte bitte gesagt, in diesem eindringlichen Ton, den er sich für besonders ernste Momente aufsparte. Frustriert wandte sie sich um und suchte Kodys Blick, doch Zeit, um sich über diese Entscheidung zu beschweren, blieb ihr keine. Gleichzeitig mit den anderen Jungwölfen hob sie den Kopf, als donnernde Hufe und brechende Äste eine Gefahr ganz anderen Kalibers ankündigten – eine fliehende Karibuherde, die in ihrer blinden Panik genau auf das Grüppchen zuhielt.
Mühsam versuchte sie, die aufkeimende Panik herunterzuschlucken. Am liebsten hätte sie nach Dubh gerufen, doch der war beschäftigt und bemerkte das Dilemma der Jungwölfe vermutlich nicht mal. Was jetzt? Sie würden der sich rasch nähernden Herde nicht mehr rechtzeitig ausweichen können, für weitere Überlegungen blieb aber auch gar keine Zeit. Nur eines wusste sie – ihren Bruder würde sie ganz gewiss nicht zurücklassen. Mehr als ein stummer Blickwechsel aus großen, erschrockenen Augen war nicht nötig, ehe die Geschwister nahezu zeitgleich aufs Eis trabten und den anderen Jungwölfen folgten. Seltsam, wie rasch die Lage sich doch ändern konnte, doch plötzlich wünschte sie sich nichts mehr, als wieder am anderen Ufer zu sein und einen Fluss zwischen sich und den panischen Hornträgern zu wissen. Leider sahen ihre Begleiter das scheinbar anders. Verunsichert legte sie die Ohren an, als die Anderen sich um Kainuu sammelten und keine Anstalten machten, weiterzugehen.

“Weiter, auf die andere Seite“, drängte sie erschrocken. “Falls das Eis bricht.“

Hatten Laines und Devaki nicht gesagt, dass sie Abstand zueinander halten und sich vor allem beeilen sollten? Normalerweise war sie niemand, der sonderlich viel Wert auf solche Details legte, aber angesichts der Gefahr, in der sie sich nun befanden, klangen die Worte der Erwachsenen geradezu überdeutlich in ihren Ohren nach. Aber was sie auch taten – angesichts der Risse im Eis, die sich bereits bei der ersten, wesentlich vorsichtigeren Überquerung gebildet hatten, kam es ihr nicht sonderlich schlau vor, sich nun in der Mitte des Flusses zu versammeln. Zwar hoffte sie inständig, dass Shila recht behalten sollte, aber inzwischen war sie sich längst nicht mehr so sicher, dass die panischen Karibus überhaupt noch rechtzeitig bremsen konnten, selbst wenn sie das wollten. Schoben da nicht von hinten immer noch mehr Tiere nach? Und sobald das erste Huftier ins Eis krachte, war die Sache sowieso gelaufen. Nein, das Risiko wollte sie lieber nicht eingehen. Stattdessen wollte sie die kleine Gruppe lieber umgehen und möglichst schnell das andere Ufer erreichen. Sie war nur froh, dass Kody ihrem Beispiel anstandslos folgte, denn ohne ihn wäre sie nirgendwohin gegangen.


Re: 16 | Über den Fluss - Liath - 14.02.2014

Sie sollten Recht behalten, das war nicht normal, nicht natürlich. Und der Hirsch war nicht allein. Als es im Wald zu rascheln begann, schnellte Liaths Kopf herum, dann starrte er beunruhigt auf die kahlen Baumstämme. Bis sich zwischen ihnen Gestalten zu bewegen begannen – schon brachen die ersten Karibus aus dem Unterholz auf die kleine Freifläche zwischen Fluss und Wald, genau auf sie zu. Jetzt fragte sich der Jungwolf nicht mehr, was sie gefährliches verfolgen musste, dass sie so blind in ein Wolfsrudel hineinliefen und panisch flohen. Was auch immer es war, es war für den Augenblick die geringere Gefahr. Ganz im Gegensatz zur Karibuherde. Und auch das Eis schien plötzlich vergleichsweise harmlos.
Liath brauchte nicht lange, um zu schalten. Zeitgleich mit Namid drehte er um und fasste den Fluss ins Auge, seine Läufe drückten in den Schnee und sein erster Sprung brachte ihn weit vorwärts, dann lief er nur noch so schnell er konnte. Er hörte seine Geschwister, wusste dass sie mit ihm aufs Eis liefen und ein Ziel hatten sie, ohne sich absprechen zu müssen. Zu Kainuu, sie mussten zu Kainnu! Auch Rylai und Kody waren umgedreht und zurückgelaufen und irgendwie achtete nun keiner mehr darauf, behutsam zu sein und nicht zu nah an die anderen zu kommen. Erst als der Schwarze bei seiner verstört wirkenden kleinen Schwester ankam und Rylai sie aufgeregt aufforderte, weiterzulaufen, fiel ihm das wieder ein und er wich ein Stück zurück.

„Sie hat Recht! Wir … wir müssen weiter.“

Nervös sah er sich um, versuchte zu erkennen, ob die Karibus ihnen auf das Eis folgten. Und wo die Erwachsenen waren. Die jagten dem Bullen weiterhin nach und schienen noch nicht bemerkt zu haben, was passiert war. Liath atmete schwer und schluckte, dann schüttelte er den Kopf. Drüben konnten sie warten, drüben war es sicher. Er machte zwei Schritte auf Kainuu zu.

„Komm, wir warten am anderen Ufer, bis es sicher ist. Komm … kommt!“

Hektisch sah er zwischen seinen Geschwistern hin und her, dann wandte er sich ab und setzte Rylai und ihrem Bruder nach. Sie durften keine Zeit mit Diskussionen verlieren, jetzt nicht. Und sie konnten jetzt keine Erwachsenenmeinung einholen, sie mussten für sich entscheiden. Er hatte entschieden, die Anderen waren für sich selbst verantwortlich.


Re: 16 | Über den Fluss - Laines - 19.02.2014

Laines war fast auf gleicher Höhe gewesen, wie das verstörte Karibu. Eigentlich, um zu verhindern, dass es auf die Idee kam auf das Eis zu laufen – denn dazu musste es an ihm vorbei. Leider musste der Schwarze nach einigen langen Sprüngen feststellen, dass es dem Karibu ziemlich egal war, dass er versuchte den Weg zum Eis zu versperren. Als der Hirsch abbog und auf das Eis zu preschte, musste Chess Laines ebenfalls abbremsen und schließlich aus dem Weg springen, um nicht übergetrampelt zu werden. Das hätte ihm gerade noch gefehlt! Sein Herz hüpfte ein bisschen unruhig, das war ja fast ein Déjà-vu! Nur dieses Mal hatte er definitiv keine Lust darauf Karibuhufe in seinem Pelz zu spüren. Das eine Mal damals hatte ihm gereicht. Damals hatte ihn diese dumme Herde für Wochen außer Gefecht gesetzt und alles nur, um eine nutzlose Fähe zu retten. Naja. Das war nun nicht mehr von Belang, wichtig war nun nur sich selbst zu retten. Und dann musste es weitergehen. Laines drehte nur kurz ein Ohr in Devakis Richtung, dann sprang er auch schon weiter auf das Eis. Der Schwarze fürchtete das Eis nicht, auch keinen Einbruch. Es wäre nur schade gewesen, wenn sie ihr Futter an das Eis verloren. Wie er aber mit Erleichterung feststellen konnte, hielt die gefrorene Wasserfläche vorerst. Also legte der Rüde wieder an Tempo zu und flog ohne Mühe und mit raumgreifenden Bewegungen über das Eis. Es würde schwierig werden das Karibu zu erlegen. Im Prinzip musste Beute zu Fall gebracht werden, das Eis eignete sich dafür hervorragend. Nur leider erhöhte sich auch das Risiko, dass es brach, wenn der große, schwere Körper aufschlug. Entweder gingen sie es ein, oder sie trieben das Tier wieder bis auf die andere Uferseite. Wieder dort hin zu laufen, wo sie doch gerade erst hergekommen waren, missfiel Chess Laines zwar sehr, aber wenn ihnen nichts anderes übrig blieb, würde er das hinnehmen. Vielleicht brauchten sie aber auch nicht so weit laufen. Der schwarze Rüde machte sich wieder daran den Hirsch von der Seite her einzuholen und näher an ihn heran zu laufen. Wenn er nah genug war, könnte er einen Sprung auf den Rücken des Tieres versuchen. War das klug? Vorerst würde er abschätzen, was die anderen taten. Ihm blieb dabei nur, sich auf sein Gehör zu verlassen, umsehen wollte er sich nicht. Was sich bei den Welpen abspielte, ging komplett an dem Vierjährigen vorbei.