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16 | Über den Fluss - Druckversion

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Re: 16 | Über den Fluss - Laines - 07.01.2014

Laines spielte mit den Ohren und lauschte in den Wald hinein. Die anderen würden es schon rüber schaffen, deshalb interessierte er sich gerade eher weniger dafür ihren Übergang zu beobachten. Er lauschte nach dem Tier, das sie vom Eis aus gesehen hatten und nach anderen verdächtigen Geräuschen. Eigentlich war sich der Schwarze zwar ziemlich sicher, dass eine so laute Horde Wölfe wie sie es waren jedes Beutetier verschreckte, aber irgendwie war da noch etwas … Und er sollte Recht behalten.
Laines trat einen Schritt zurück, als ein lautes Brüllen ertönte und sich irgend etwas seinen Weg durch das Unterholz bahnte. Ein Karibu brach aus dem Wald heraus. Es war ein riesiger Bulle und aus irgend einem Grund schien er in Panik zu sein. Irritiert drehte Laines die Ohren nach vorne und registrierte nur am Rande, dass die ersten Nachzügler wieder an Land waren. Der Hirsch schien sich auch von Shilas ängstlichem Heulen nicht von seinem Weg abbringen zu lassen. Irgendwas stimmte nicht, aber nichtsdestotrotz hatten sie hier ein Beutetier vor sich. Ein großes Beutetier, das sie alle satt machen würde und sie waren alle schon viel zu lange hungrig.

Alle zur Seite!, rief Chess Laines den anderen zu. „Wenn er an uns vorbei ist, sollten wir es verfolgen.“

Sein Blick suchte nach Dubh und Dannsair. Und wie weit war eigentlich Devaki? Fast alle Welpen waren schon mal da – und ausgerechnet die konnten sie dabei wirklich nicht gebrauchen.

Ihr Welpen bleibt auf jeden Fall hier bei Cheza. Ihr werdet sonst nur niedergetrampelt.“

Der Schwarze ging bereits aus der Rennbahn des Bullen, näher zu den Bäumen hin und suchte mit den bernsteinfarbenen Augen noch einmal nach Devaki.


Re: 16 | Über den Fluss - Liath - 07.01.2014

Als es vor ihnen im Wald zu Krachen begann, wich Liath augenblicklich einige Schritte zurück, bis hinter ihm das Eis begann. Etwas kam auf sie zu, das konnte sowohl hören als auch spüren. Und schließlich sogar sehen, als die Vögel aufflogen. Unsicher sah er zwischen den Erwachsenen hin und her, fand in deren Gesichtern aber auch nichts, was ihm viel Mut gemacht hätte. Der Jungwolf riss sich zusammen und versuchte, ganz so auszusehen wie die Anderen – unsicher, aber dennoch entschlossen. Und bestimmt nicht ängstlich. Er atmete tief ein und machte sich auf alle möglichen Ungeheuer gefasst, die da gleich aus dem Wald brechen würden.
Letztendlich war es nur ein Karibu, aber Liath duckte sich trotzdem ein wenig erschrocken, als das mächtige Tier auf die Ebene stürmte. Seine blattgrünen Augen weiteten sich und er fixierte das riesige Vieh. Noch nie hatte er Gelegenheit gehabt, ein einzelnes Karibu aus relativer Nähe zu betrachten. Und nun musste er feststellen, dass sie viel größer, pelziger und stärker waren, als er es in Erinnerung gehabt hatte. Doch auch ihm blieb die Angst nicht verborgen, die der Hirsch ausstrahlte. Das Weiße der Augen war zu sehen und es roch irgendwie seltsam. Außerdem … kam es direkt auf sie zu, die Angst rührte also schon mal nicht daher, dass es sie bemerkt hatte.

Gerade als seine Schwester genau das Namíd und alle anderen mit einem kurzen Ruf warnte, kamen Kody und Rylai an ihrer Seite des Flusses an. Liath aber wagte es nicht, den Hirsch aus den Augen zu lassen, schielte nur einmal kurz zu Laines um bloß keine Anweisung zu verpassen, die vielleicht einen Rückzug von ihm verlangte. Zurück aufs Eis … unter diesen Umständen würde er das sogar machen. Doch erstmal kam von dem großen Schwarzen nur der Befehl, zur Seite auszuweichen. Liath entschied sich spontan für rechts und machte einige Sätze, um aus der Bahn zu sein, wenn das Karibu bei ihnen war. Dabei behielt er es im Blick, für den Fall, dass es seine Richtung ebenfalls noch änderte. Laines' Ergänzung schubste ihn in einen Zwiespalt, der ihm gar nicht gefiel, gerade jetzt. Klar hatte er einen Heidenrespekt vor diesem Monster mit Geweih und er würde die Jagd zu gern den erfahrenen Erwachsenen überlassen. Andererseits wollte er dabei sein und nicht nur zuschauen. Wenn sie es aufs Eis jagten, brachten sie sich ja wieder alle in Gefahr und er hatte einfach das Gefühl, völlig hilflos zu sein, wenn er zuschauen musste. Aber für eine Diskussion war jetzt nicht der richtige Moment. Er nickte also kurz und sein Blick huschte zu seinem Onkel, dann konzentrierte er sich wieder auf die Gefahr … oder den Vorboten für die größere Gefahr.


Re: 16 | Über den Fluss - Devaki - 09.01.2014

Es ging nur langsam voran mit Kainuu an seiner Seite, aber wenigstens die anderen kamen gut voran. Erleichtert verfolgte Devaki, wie Rylai und Kody das andere Ufer erreichten. Keine Alleingänge dieses Mal, gut. Das war eine Sorge, die er weniger zu tragen hatte. Aber offenbar war er nicht, der einzige Wolf, der sich sorgte. Als Namíds Heulen erklang, musste auch er unwillkürlich Schmunzeln. Ganz so böse konnte sein Sohn also nicht mehr auf ihn sein, wenn er schon Tipps gab, wie man am besten über den Fluss kam. Die Erleichterung darüber ließ er zu, sogar, dass sie sich in seinen Zügen zeigte. Wer sollte es schon sehen, abgesehen von Kainuu? Allerdings währte der weiche Blick nicht lange. Blitzschnell verdunkelte sich die Miene des Leitwolfes erneut, als vom anderen Ufer seltsame Geräusche zu hören waren. Für ihn und Kainuu ein wenig leiser und dumpfer als für die anderen, doch Devaki konnte nicht verhindern, dass ihm der Laut des Tieres einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Ein Karibu. Er hatte schon viele Karibus in seinem Leben gesehen, einige gejagt und viele weitere beobachtet. Doch noch nie hatte er ein Tier so panisch aufschreien hören. Der Leitwolf drehte die Ohren in Richtung anderes Ufer und beobachtete für einige Sekunden das Geschehen. Das Tier lief direkt auf die Gruppe zu. Das war kein gutes Zeichen. Irgendetwas stimmte nicht. Es war ein nur ein unbestimmtes Bauchgefühl, das ihn warnte. Seine Augen aber konnten nichts Verdächtiges entdecken und was sollte schon in diesem Wald lauern, das ein Tier von dieser Größe so aufschrecken konnte?

Am Ende siegten Verstand und Hunger. Sie mussten jagen. Seit Tagen waren sie unterwegs und suchten nach einem Beutetier, von dem sie alle eine Weile satt werden konnten. Wirklich satt, nicht nur wenige Stunden wie von den paar Kleintieren, die sie sonst ergattern konnten. Ein richtiges Mahl würde sicher nicht nur die Jungwölfe erfreuen, sondern auch die allgemeine Stimmung heben. Und die erwachsenen Wölfe ein wenig hoffnungsvoller und gutmütiger stimmen. Sie mussten es riskieren, egal, was der Grund für die Karibu-Panik war. Devaki löste sich sanft von Kainuu. Er musterte sie kurz. Was sollte er mit ihr tun? Weiterlaufen allein? Der Schwarze war sich nicht sicher ob seine Tochter, die sonst kaum zwei Dinge gleichzeitig tun konnte, in diesem Zustand auf ihre Läufe, das Eis und ihr Ziel zugleich achten konnte.

„Warte hier auf mich. Ich werde mit den anderen jagen und hole dich dann. Wenn das Eis knackt, gehst du weiter, direkt zum anderen Ufer. Vorher nicht. Versprochen?“

Er wartete gar nicht erst auf eine Antwort, denn in diesem Moment erklang Laines' Stimme. Der Leitrüde suchte die Augen des anderen Schwarzen und für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Er schien dasselbe im Sinn zu haben, wie Devaki. Also nickte der Schwarze zur Bestätigung und hob dann seinerseits die Stimme, so laut, dass sie zu den anderen klar herüberdrang.

„Macht euch bereit für die Jagd! Versucht es vom Fluss wegzuhalten. Treibt es am Ufer entlang!“

Devaki atmete kurz durch, dann ging er einige Schritte, um das Eis zu prüfen. Es knackte nicht, aber die Risse waren deutlich zu sehen. Er würde einen Moment warten, um zu sehen, wohin das Tier lief. Erst dann würde er sich in die Jagd einschalten.


Re: 16 | Über den Fluss - Namíd - 09.01.2014

Noch während er auf seine Schwester und seinen Papa auf der anderen Seite konzentriert war brach um ihn herum ein kurzes wirr warr aus. Ein Schrei und das Geräusch brechender Äste ließen den jungen Schwarzen herumfahren. Dann brach auch schon das Karibu aus dem Wald hervor und raste auf sie zu. Seine Schwester Shila schien im gleichen Moment wie er die Panik im Blick des Tieres zu erkennen, und rief eine Warnung aus.

Mit weit aufgerissenen Augen glotzte Namíd das Karibu an, was zum Teufel war nur in es gefahren einfach so auf ein Rudel Wölfe zu zu rennen? Irgendetwas ganz besonders Großes musste doch hinter ihm her sein?
Laines gab bereits Anweisungen und Namíd brachte sich ebenso wie sein Bruder es getan hatte aus der Schussbahn. Eine Jagd? Sie wollten dieses Vieh jetzt jagen? Zweifelnd blickte er den Älteren an, bis ein Knurren in seinem eigenen Magen ihn von der Notwendigkeit der Entscheidung überzeugte. Und ausnahmsweise passte ihm der Befehl der ihm ein Erwachsener gab mal in den Kram. Namíd würde schon gerne mit jagen, aber nicht heute er hatte andere Pflichten im Rudel zu erfüllen. Zum Beispiel sichergehen das seine Geschwister und er in Ordnung waren.
Dennoch machte ihn das Riesenvieh etwas mulmig zumute. Schützend stellte er sich am Rande des Ufers vor Shila und senkte verteidigend den Kopf, das Karibu sollte ja nicht über seine Familie drüber trampeln!
Er warf einen kurzen Seitenblick auf Liath neben sich und wie er sich verhielt. Man konnte seinem Bruder fast ansehen das er sich in einem Zwiespalt befand. Wollte er etwa mit jagen?

Ein Blick über seine linke Schulter sagte Namíd das jedenfalls sein Vater sich für die Jagd bereit machte. Ein neuer Gedanke kam Namíd. Wenn die Erwachsenen jetzt alle hinter dem Karibu her rannten: Dann wären sie allein mit dem was dem Vieh vielleicht folgte.

"Bleibt zusammen, vielleicht kommt noch etwas anderes aus dem Wald. Dann müssen wir das aufhalten!"

, flüsterte er seine Geschwistern zu.


Re: 16 | Über den Fluss - Shila - 12.01.2014

Welpen? Hatte Laines sie soeben als „Welpen“ bezeichnet? Wäre es eine weniger gefährliche und unsichere Situation gewesen, so hätte sich Shila nun gegen diese Bezeichnung zur Wehr gesetzt, schließlich fühlte sie sich schon lange nicht mehr wie ein Welpe! Aber beim Anblick des panischen Karibus dort vorne, war es Shila ganz recht, dass sie auf dem Eis zurückbleiben und den anderen Wölfen die Verfolgung des Tieres überlassen durfte. Sie blieb dicht bei Namíd und befolgte die Anweisung Laines dem Karibu aus dem Weg zu gehen. Auch Shila hatte seit Tagen nichts mehr gefressen, was sie satt gemacht hätte und ihr Magen knurrte genauso wie die Mägen der anderen Wölfe. Trotzdem war sie skeptisch, ob diese Jagd gelingen konnte. Nicht nur, weil vielleicht ein großes wildes Tier ebenfalls hinter der Beute der Wölfe her sein könnte, sondern auch, weil viele der erwachsenen Wölfe selbst nicht mehr in der besten Verfassung waren, was Ausdauer und Kraft anging. Die Reise bisher und vor allem die Überquerung des Eises waren doch sehr anstrengend und kräftezehrend gewesen.
Shila warf Namíd einen Blick zu und nickte

„Wir sollten wachsam sein. Irgendetwas stimmt hier nicht…“

Dann blickte sie zu Liath und schien seine innere Unruhe zu spüren. Aber es war nicht die Angst vor dem großen Karibu, sondern da war noch etwas anderes – oder täuschte sie sich?

“Liath? Was ist mit dir? Du wirkst so unentschlossen… Glaubst du wir sollten dem Befehl von Laines nicht folgen?“

Trotz des letzten, heftigen Streites, war Shila die Meinung ihrer beider Brüder sehr wichtig. Immer wieder blickte sie zum Ufer und beobachtete die anderen Wölfe des Rudels, die sich auf eine Jagd vorbereiteten



Re: 16 | Über den Fluss - Dannsair - 14.01.2014

Irgendwie waren alle so unruhig und besorgt, das konnte Dannsair schon gar nicht mehr nachvollziehen. Sah doch alles gut aus, fast alle waren schon von dem fiesen Eis runter und der Rest würde es jetzt auch noch schaffen. Am Ufer war zwar irgendwas Komisches, aber noch hatte ihnen das nicht wehgetan und bis jetzt war der Schwarze auch eher neugierig als ängstlich, was es wohl sein konnte.
Als keiner so richtig auf seinen Vorschlag eingehen wollte, bzw. Namíd meinte, auf jeden Fall auf Deva und Konsorten warten zu wollen, hätte Dannsair sich fast geschlagen gegeben. Mit einem leisen Schnaufen ließ er sich auf die Hinterläufe sinken und beobachtete mit leicht geducktem Kopf, wie die Gestalten auf dem zugefrorenen Fluss immer näher kamen. Ein Gähnen entwich ihm – und es wäre ihm beinahe im Halse stecken geblieben. Ein Lärm brach durch den Wald, wie ihn der Tänzer noch nie zuvor gehört hatte. Mit einem Satz war er wieder auf den Beinen und die funkelnden Augen suchten die Bäume nach der Ursache für das Geräusch ab. Er kam zu keinem rechten Ergebnis, allerdings war das auch schnell wieder vergessen, als plötzlich ein Karibu aus dem Unterholz brach und in vollem Galopp auf sie zu stürmte. Der Schwarze konnte sein Glück kaum fassen und aufgeregt sah er sich nach den Anderen um. Doch von denen schien keiner die Gelegenheit zu erkennen! Was war denn nur los? Ein geschwächtes Tier, was in zielloser Panik auf ein Rudel Wölfe zuraste? Und keiner kam auf die Idee, Jagd darauf zu machen? Alles musste man alleine machen.

“Kommt schon!“

rief er den Wölfen zu, als er schon zwei Sätze nach vorne gemacht hatte, doch als dann immer noch keine ernsthafte Jagdambition zu erkennen war, stürmte der Schwarze alleine los. Als der Wind in seinen Ohren rauschte, war es schon zu spät, um Dubhs warnende Worte oder Laines Strategiepläne zu hören. Stattdessen sah Dannsair sich auch sich alleine gestellt und jagte dem Tier entgegen. Dieses schien die neuerliche Gefahr jetzt erst zu bemerken und drehte leicht ab, sodass es zumindest nicht mehr auf die Eisfläche zusteuerte, denn auf diese wollte er sich ganz bestimmt nicht noch einmal begeben. Dannsair fühlte sich frisch und munter und hatte keine Mühe, dem Karibu im gestreckten Galopp nachzusetzen, doch der Gejagte schien von einer Furcht angetrieben, die es dem Wolf schwer machte, aufzuholen. Vielleicht fiel den Anderen etwas ein, vielleicht konnten sie vom Fluss aus den Weg abschneiden – wenn sie denn ihre faulen Hintern endlich mal in Bewegung setzten.


Re: 16 | Über den Fluss - Rylai - 19.01.2014

Aufgeregt trat sie mit den Vorderpfoten auf der Stelle und wäre am liebsten sofort losgestürmt. Dubhs Verbot war das einzige, das sie noch zurückhielt, wohingegen sie Laines Befehl geflissentlich ignorierte. Er war schließlich nicht der Leitwolf und überhaupt hatte sie keine Lust dazu, allein mit Cheza – ausgerechnet der langweiligen Cheza! – und den anderen Welpen hier warten zu müssen, während die Erwachsenen einem Karibu hinterher hetzten und ihren Spaß hatten. Vor allem dann, wenn nicht einmal Dubh wusste, wovor das panische Tier überhaupt floh und ob es hier sicher war.

“Was denn? Doch nicht etwa ein Puma?“, wollte sie mit einem Schaudern wissen.

Ein Puma war das furchteinflößendste Tier, das ihr auf die Schnelle einfiel. Automatisch wanderte ihr Blick zurück zu Kody – auch er hatte am eigenen Leib erfahren müssen, wie gefährlich ein Puma sein konnte. Umso entschlossener war sie, sich nicht einfach abschieben zu lassen. Namíd konnte gerne hier bleiben und den großen Beschützer markieren, aber im Endeffekt würde er ganz schön alt aussehen, wenn wirklich irgendetwas passieren sollte. Nein, dazu würde sie es gar nicht erst kommen lassen.

“Ich bleibe bei dir“, meinte sie leise an Dubh gewandt und wedelte dabei vertrauensvoll mit der Rute.

Wenn er losrennen sollte, würde sie ihm ganz dicht auf den Fersen bleiben und versuchen, Schritt zu halten. Sie beide waren schließlich ein eingespieltes Team und an der Seite des Schwarzen fühlte sie sich nach wie vor am sichersten. Ihn kannte sie und bei ihm wusste sie, dass er nur ihr Bestes im Sinn hatte. Zumindest dann, wenn er sie nicht gerade loswerden wollte. Aber in so einer Situation würde er sie niemals allein lassen, daran glaubte sie ganz fest. Bei Devaki war sie sich dagegen nach wie vor nicht so sicher. Er war der Leitwolf und hatte ihr glaubhaft versichert, dass er immer zum Wohle des Rudels entscheiden musste. Aber warum er Kainuu dazu aufgefordert hatte, mitten auf der Eisfläche zu warten, bis die Erwachsenen zurückkamen, verstand sie nicht. Gerade erst waren sie doch bei der Überquerung zur Eile angetrieben worden, und jetzt war es plötzlich doch nicht mehr so gefährlich? Auf den ersten Blick kam ihr das ganz schön dämlich vor – warum kam Kainuu denn nicht einfach zu den anderen Welpen ans Ufer und wartete dort gemeinsam mit ihnen? Doch Zeit, um die Entscheidung des Alphas zu hinterfragen, blieb ohnehin nicht, denn die Erwachsenen stürzten sich bereits voller Elan in die Jagd. Erwartungsvoll blickte sie Dubh an.


Re: 16 | Über den Fluss - Dubh - 22.01.2014

Laines Vorschlag erschien Dubh einleuchtend. Auf das Karibu loszustürmen, machte für ihn wenig Sinn, wer konnte schon wissen, wie es reagieren würde. Es war nicht unbedingt seine Art so vorsichtig zu denken, auf der anderen Seite hatte er aber auch noch kein so verstörtes Karibu gesehen, dass plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war. Abzuwarten, was es von sich aus tat, das erschien ihm tatsächlich am Sinnvollsten.
Als er die Worte von Devaki hörte, drehte er kurz den Kopf in dessen Richtung, nickte kaum merklich und verlagerte sein Gewicht von einer Pfote auf die andere. Es auf dem Fluss zu verfolgen, machte keinen Sinn. Nicht nach den Rissen. Am Ende würden sie alle einbrechen. Und auch wenn seine Gedanken sich in diesem Moment darum drehten, wie sie die Jagd, die sich ja geradezu anbot, auch wenn er trotzdem misstrauisch war, beginnen sollten, würde er dennoch gerne wissen, was ihr Zielobjekt so aufgebracht hatte. Aufmerksam sah er Rylai an. Ein Puma?

“Möglich“, nickte er ab. Warum nicht? Ein einzelnes Karibu würde sich sicher gut als leichte Beute für einen Puma eignen.

Nachdenklich verzog Dubh das Gesicht, als Rylai weiter meinte, dass sie bei ihm bleiben würde, dabei mit der Rute wedelte. Natürlich würde sie das und unter normalen Umständen wäre ihm das auch lieber gewesen, da hätte er schließlich ein Auge auf sie, würde sich nicht wieder in der Situation wie zuvor finden, dass er sich doch Sorgen machte, aber auch die Jagd konnte anders verlaufen, als man es annehmen würde. Wobei hier allein zurück zubleiben... der Schwarze verzog die Schnauze und wiegte leicht den Kopf hin und her.

“Nein, bleib hier bei den anderen. Pass auf sie auf“, meinte er schließlich. “Und dieses Mal tust du wirklich, was ich dir sage.“ Wenigstens einmal an diesem heutigen Tag konnte sie doch auf ihn hören, oder nicht. “Bitte!“

Ernst sah er sie an, ehe sein Kopf herumfuhr, als er seinen Bruder hörte und sah, wie dieser bereits ein paar Sätze machte und dem Tier hinterher schoss, das selbst eine geradezu halsbrecherische Geschwindigkeit an den Tag zu legen schien. Kurz presste Dubh die Kiefer aufeinander und beeilte sich dann, sich ebenfalls in Bewegung zu setzen. Der Schnee an nicht niedergetrampelten Stellen stob unter seinen Läufen auf, machte ihm zugleich den schnellen Antritt schwer, bevor er eine annehmbare Geschwindigkeit erreicht hatte und – den Blick noch immer auf Dannsair und das Karibu gerichtet – lief entlang des Ufers den beiden nach. Ja, vielleicht wäre es über das Eis gar nicht so dumm … aber da würde er bestimmt an Tempo verlieren, die Eisfläche war dann doch schwieriger zu nehmen als gewöhnlicher Schnee. Flüchtig warf der Rüde einen Blick über die Schulter – wie so oft bisher – und hoffte Rylai noch bei den anderen Jungwölfen zu sehen, während er die Verfolgung am Ufer weiter fortsetzte.


Re: 16 | Über den Fluss - Laines - 22.01.2014

Laines hatte Blick und Ohren in Devakis Richtung gedreht, denn inzwischen war der Alpha auch fast wieder bei ihnen angekommen und schien zu überdenken, was sie nun tun sollten. Der Schwarze hatte zwar bereits vorgeschlagen, was sie tun sollten, aber sollte sich ihr Leitwolf dagegen entscheiden, würde er das hinnehmen müssen. Allerdings glaubte Chess Laines nicht wirklich, dass Devaki so blöd sein würde, diese Chance ungenutzt zu lassen. Sie waren schon Ewigkeiten auf der Suche nach Beute – und hier war sie. Nur ein bisschen aufgebrachter und sonderbarer, als es wohl normalerweise der Fall gewesen wäre. Aber das sollte sie doch nicht wirklich hindern? Sie waren immerhin vier Rüden gegen ein Karibu und – in dem Moment sauste Dannsair schon an ihnen vorbei und setzte dem Karibu nach. Na, großartig. Großartig! Mit hibbeligen Pfoten wartete Laines darauf, dass Devaki seine Entscheidung kund tat und da ihm nach den ersten Worten schon klar war, das sie die Jagd aufnehmen würden, lief Laines auch schon los bevor der Alpha ganz zu Ende gesprochen hatte. Eine missglückte Jagd nach all der Zeit ohne Beutetier, nur weil Rinnensand seinen Hintern nicht mal ein paar Sekunden länger still halten konnte, wäre nicht nur endlos peinlich, sondern würde sie auch noch mehr erschöpfen. Konnten sie das Karibu nicht erlegen, hätten sie endlos viel Energie verschwendet, die sie nicht einfach wieder auftanken konnten. Der Magen blieb leer.
Mit langen Sprüngen setzte Laines Dannsair und dem Karibu hinterher und sah aus den Augenwinkeln, dass auch Dubh losgelaufen war. Gut. Laines beschleunigte das Tempo seiner langen Läufe und preschte ganz nah am Ufer entlang, um von der Seite auf die Höhe des Karibus zu kommen. So würde es nicht auf die Idee kommen zur Eisfläche hin auszubrechen. Wäre das Eis fest genug, hätte es sich vielleicht angeboten das große Tier auf das Eis zu treiben, damit es dort ins Schleudern geriet. Ein Wolf konnte sich auf einer Eisfläche immer noch ziemlich gut bewegen, aber die Gehörnten mit ihren seltsamen, stockartigen Pfoten rutschten einfach aus. Leider war das Eis aber nicht fest und wenn der Hirsch einbrach, dann hatten sie wieder Pech gehabt.


Re: 16 | Über den Fluss - Devaki - 22.01.2014



Spielleitung
Irritiert war es gewesen vom scheinbar plötzlichen Auftauchen der Wölfe. Wie aus dem Nichts war dieser schwarze auf einmal dort gewesen. Und das Karibu hatte sich einem Reflex folgend abgewandt, sich abtreiben lassen und lief nun – noch mehr in Panik als zuvor – am Ufer entlang. Der Wolf war nicht so schnell wie Wölfe es sonst waren, wahrscheinlich war er selbst überrascht gewesen. So hatte das Karibu ein wenig Vorsprung und weil der Weg am Ufer entlang alsbald enden würde, wollte es weg, weg von diesem Wald, wieder seinem Fluchttrieb folgen. Flucht, Flucht, weg, weg. Es waren die bestimmenden Gedanken, die sich im Kopf des Tieres sammelten. Mit jedem Schritt, mit jedem Meter, den es zurücklegte wurden die Worte lauter, die Panik größer.

Der Plan der Wölfe war gut gewesen. Wäre der riesige Hirsch dem Uferweg gefolgt, wäre er in einer Sackgasse gelandet, aus der er kaum hätte entkommen können. Doch was immer das Tier erschreckt hatte, erzeugte eine weit größere Furcht als es ein Rudel jagender Wölfe vermochte. Das Karibu witterte die Falle – und machte den Jägern einen Strich durch die Rechnung. Mit einem lauten Röhren bremste es ab, schlug einen Bogen und preschte auf das gefürchtete Eis.

(Bild: I, Perhols -Per Harald Olsen - [GFDL, CC-BY-SA-3.0 oder CC-BY-2.5], via Wikimedia Commons)