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16 | Über den Fluss - Druckversion

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Re: 16 | Über den Fluss - Devaki - 28.11.2013

Die Entschlossenheit der jungen Wölfe erstaunte den Leitwolf. Sogar Kainuu wollte weiter, sie hatte sich sogar als erste dafür ausgesprochen, dabei hatte Devaki fest damit gerechnet, dass wenigstens sie eine Pause hätte einlegen wollen. Kurz blinzelte er ein wenig verdutzt, fing sich aber schnell wieder und nickte. Der Schwarze konnte einen gewissen Stolz nicht verbergen, als er sagte:

„Gut, dann los. Kody du gehst... was?“

Rylai war noch nicht fertig gewesen mit ihrer Antwort. Erneut war Devaki irritiert, vergaß kurz, dass er gerade Kainuu hatte ein wenig dichter an sich drücken wollen und wandte den Kopf in Richtung gegenüberliegendes Flussufer. Er musste ein wenig die Augen zusammenkneifen, um zu erkennen was die junge Fähe meinte. Doch tatsächlich, irgendetwas schien nicht in Ordnung zu sein. Devaki wandte drehte die Ohren, als er sah, dass Dubh sich ihnen zugewandt hatte. Seine Augen waren vielleicht nicht mehr so gut wie die eines Jungwolfes, aber sein Gehör funktionierte tadellos. Leider.

Das Eis hat hier Risse bekommen!

Die Worte reichten, um jegliches Gefühl von Erleichterung und Freude augenblicklich wegzuwischen. Das Eis wurde brüchig. Das, was er von Anfang an befürchtet hatte. Doch in diesem Moment war die Gefahr wesentlich greifbarer. So nah. So real. So unnötig. Was sollte er tun? Sollten sie hinüber gehen, sich auf ihr Glück verlassen und hoffen, dass das Eis nicht brach? Devaki spielte die möglichen Szenarien in seinem Kopf durch, doch bereits nach wenigen Augenblicken entstand ein Wirrwarr, aus dem nur ein Weg als der richtige herausstach.

„Vergesst die Pause... Beeilt euch. Rylai, Kody, lauft voraus. Nicht zu nah beieinander. Schnell, wir müssen die anderen erreichen.“

Die letzten Worte hätte er sich sparen können. Rylai war schon auf dem Eis. Was ihm recht war, wenn ihre Stimme nur nicht so fröhlich geklungen hätte. Hatte sie Dubhs Worte nicht gehört? Devaki drückte sich fester an Kainuu. Besorgt warf er ihr einen Blick zu. Sie war weit gelaufen und wahrscheinlich unheimlich erschöpft. Aber er konnte darauf keine Rücksicht nehmen. Nicht jetzt. Wenn das Eis brach und sie noch auf dieser Seite oder gar in der Mitte des Flusses waren... Der Schwarze schob den Gedanken beiseite. Stattdessen ging er einige Schritte voran, langsam und versuchte Kainuu so gut es ging mit sich zu ziehen. Dabei senkte er den Fang an ihr Ohr, so wie er es zuvor so oft getan hatte und flüsterte leise:

„Du bist sehr tapfer. Aber wir müssen noch ein wenig schneller laufen. Nur noch ein kleines Stück, dann ist es geschafft und wir können uns ausruhen, in Ordnung?“

Der Leitwolf in ihm bemühte sich nicht allzu besorgt zu klingen, aber der Vater konnte die Sorge nicht ganz verstecken. Dabei wusste er nicht einmal worum er sich mehr sorgen sollte: Um das Wohl seiner Tochter oder das seines Rudels.


Re: 16 | Über den Fluss - Laines - 30.11.2013

Laines rollte nur mit den Augen. 'Wir haben es nicht verscheucht, da ist es noch.' Oh, das war so eine typische Welpenausrede, um Dummheiten zu rechtfertigen.

Noch!“,

gab er nur zurück, aber er hatte keine Zeit, sich weiter damit zu beschäftigen, den Jungwölfen etwas Verstand einzubläuen und sie dazu zu bewegen vorsichtiger und leiser zum Ufer zu gehen. Das Knacken hörte nämlich auch der Schwarze, wobei er jedoch irritiert hin und her sah, denn zeitgleich kam auch dieser dumpfe Laut vom Ufer her. Er entschied, dass das Knacken hier direkt bei ihnen erst einmal Priorität hatte. Das bedeutete nämlich, dass das Eis Risse bekam. Die eben noch so rotznäsigen und todesmutigen Welpen bekamen es natürlich sofort mit der Angst zu tun und rannten los. Laines war da chancenlos, er konnte sie nicht aufhalten und bemühte sich daher erst gar nicht, ihnen hinterher zu rufen. Sie konnten von Glück reden, wenn das Eis aufgrund ihrer Trampelei nicht noch weiter riss. Das Etwas, was da am Ufer hin und her huschte, war ihm vorerst egal. Falls es ein Beutetier war, verscheuchten sie es halt. Sie würden die Spuren im Schnee finden, würden erwittern können, um was für ein Tier es sich handelte und dann später immer noch auf die Suche nach ihm gehen. Angenommen es hatte sich um einen Hirsch oder dergleichen gehandelt, dann würde es auf der anderen Seite des Flusses sicher noch mehr davon geben.

Geh vorsichtig rüber, sonst bricht das Eis noch schneller.“

Er wandte sich nur noch an Liath, die anderen beiden waren ja schon weg. Laines selbst wandte sich ab und schlug einen kleinen Bogen ein. Sie waren eh alle viel zu nah beieinander gewesen, er würde also versuchen das Gewicht auf den letzten Metern noch ein bisschen zu verteilen. Das Ufer war nicht mehr weit entfernt, nur noch ein paar Meter. Chess Laines hatte zwar keine Ahnung, wie der Flussgrund unter ihnen hier aussah, aber er ging davon aus, dass er hier nicht mehr so tief sein würde. Bräche des Eis, würden sie eventuell bis zur Brust einsinken und dann auf Grund stoßen. Das wäre unangenehm, aber nicht weiter schlimm. Problematischer war da eher nicht zu wissen, wie weit das Eis auf den See hinaus bröckelte. Devaki und die anderen mussten schließlich auch noch rüber. Für die könnte es also weitaus gefährlicher werden. Laines zuckte mit den Ohren, als er Dubh rufen hörte und drehte sich um. Seine Augen nahmen Bewegungen auf der anderen Seite des Ufers wahr, kleine Punkte die wohl Devaki und die Welpen sein mussten.

Lauft lieber einen kleinen Bogen!“,

fügte der Schwarze mit einem Heulen Dubhs Worten hinzu. Dann drehte er sich wieder um und überbrückte die letzten Meter zum Ufer. Laines lief am Rand entlang, bis er bei Shila und Namíd angekommen war.

Weil wir auf dem Eis alle zu nah beieinander waren.“, antwortete er nur auf Namíds Worte.


Re: 16 | Über den Fluss - Dannsair - 04.12.2013

Sie schienen alle ewig zu brauchen. Dannsair hatte hingegen endlich das sichere Ufer erreicht und drehte sich nun um, nach dem Rest Ausschau haltend. Wahrscheinlich hatte er mal wieder zu viel Wind um Nichts gemacht, Devaki trödelte ja auch so da hinten, dann konnte das Ganze nicht so schlimm sein. Allerdings verstand der Schwarze nicht, warum sein Bruder nun auch stehengeblieben war, wo doch ganz offensichtlich alle Anderen in Eile waren. Fand er das irgendwie cool und mutig, so verwegen mitten auf dem Eis zu stehen? Dannsair entfuhr ein leises Brummeln, was aber niemanden erreichte, denn noch immer war er völlig alleine auf dieser Seite des Flusses – hoffte er zumindest.

Mit leicht wedelnder Rute und wieder direkt an den Rand des Eises herantretend, beobachtete er, wie Namíd und Shila näherkamen. Letztere riss es kurz vor dem Ziel noch einmal von den Pfoten, was Dannsair allerdings gelassen sah, hier konnte jetzt nichts Schlimmes mehr passieren. Die Erleichterung machte, dass er auch sogleich wieder zu Scherzen aufgelegt war.

“Weil ihr zu dick seid.“

feixte er, doch dann kam schon Laines und versaute ihm die Freude. Mit einem leisen Brummen begrüßte er den Dunklen, ließ den Kopf sinken und legte kurz die Ohren zurück, während er so tat, als würde er nach dem Rudel Ausschau halten. Anschließend begrüßte er nun auch Liath, federte zu ihm hinüber und schob ihm kurz die Nase in den Nacken. Doch dann hob Dannsair den Kopf wieder und blickte lauernd in den Wald hinein. Er hatte fast vergessen, dass hier an dem Ufer ja irgendwas war. Aber in Gesellschaft fühlte er sich schon wieder viel mutiger, als noch wenige Minuten zuvor.

“Sollten wir schon mal nachsehen, was da ist?“

fragte er, wieder an die Anderen gewandt und wirkte ungeduldig. Inzwischen war die Neugier doch größer als die Sorge um das Rudel, die schafften die Überquerung des Eises bestimmt auch, ohne dass sie ihnen dabei zusahen.


Re: 16 | Über den Fluss - Liath - 04.12.2013

Er hatte sich erst kaum Gedanken um das Knacken des Eises gemacht, aber als seine Geschwister nun unruhig wurden und beinahe panisch reagierten. Verwirrt sah er zwischen beiden hin und her, ließ sich aber davon anstecken und beeilte sich noch mehr, ans Ufer zu gelangen. Dazu kam noch der Tipp von Dubh, sich doch jetzt ein bisschen zu beeilen. Und auch Laines gab ihm noch einen Hinweis, als er schon in den hektischen Trab verfallen wollte, mit dem Namid und Shila bereits in Richtung Ufer sprinteten. Vorsichtig laufen, sonst bricht es noch schneller. Er nickte schnell und setzte seine Pfoten behutsam auf, versuchte dabei aber, das Tempo trotzdem zu halten. Das Eis durfte nicht brechen, sein Vater musste noch darüber! Er drehte den Kopf, sah sich um, entdeckte die anderen am gegenüberliegenden Ufer und war erleichtert, dass sie schon so nah waren. Sie würden es ganz bestimmt schaffen.
Und dann war er angekommen, hatte endlich wieder rauen, gefrorenen Erdboden unter den Pfotenballen. Am liebsten hätte er sich erstmal hingepackt und sich vor Erleichterung gewälzt, aber das erschien ihm gerade nicht so ganz angebracht. Also atmete er nur keuchend durch und gesellte sich dann zu seinen Geschwistern. Auch Laines hatte sie erreicht und erklärte Namid, weshalb das Eis zu brechen begonnen hatte. Schuldbewusst senkte Liath den Kopf und legte die Ohren zurück. Er hatte ja damit angefangen, seine Geschwister anzusprechen und war ihm Laufe dieser Unterhaltung näher zu ihnen gekommen. Wenn das Eis jetzt brach und die anderen schwimmen mussten, war das nur seine Schuld. Gut, dass Dannsair ihn davon ablenkte, indem er ihn spielerisch anstieß und ihn dann an das Tier erinnerte, das eindeutig hier gewesen war.

„Ich weiß nicht … was passiert, wenn Papa einbricht? Bricht dann alles und er kann hier her schwimmen?“, fragte er sorgenvoll.

Vermutlich konnte er ihm dann auch nicht helfen, aber er konnte auch nicht einfach weggehen und das Tier suchen, während sein Vater vielleicht einbrach. Und wahrscheinlich wäre er eh viel zu unruhig, um leise auf die Pirsch zu gehen, so sehr wäre er mit den Gedanken hier. Entschuldigend sah er Dannsair an und schüttelte leicht den Kopf, dann nickte er zum Fluss hin, um seine Gründe wortlos zu erklären.


Re: 16 | Über den Fluss - Kodeiyan - 10.12.2013

Kodeiyan atmete einige Male tief durch, um sich auf das letzte Stück über den Fluss vorzubereiten. Er spürte die Müdigkeit in seinen Läufen, aber er wollte jetzt keine Pause machen, das wollte er sich lieber aufheben, wenn das Rudel wieder vereint war. Er trat von einer Pfote auf die Andere, als Devaki zu sprechen begann und der junge Rüde den Blick zu ihm herum wandte. Jedoch wurde er unterbrochen, und das Heulen, welches nun an seine Ohren drang, ließ ihn leicht den Kopf zur Seite neigen und die braunen Augen schnell zum anderen Ufer des Flusses werfen. Risse im Eis. Kurz huschte sein Blick zu seiner Schwester, dann zu Kainuu und als ein weiteres Heulen folgte, zuckten die Ohren des Braunen. Beeilen, nicht zu nah beieinander laufen. Und einen kleinen Bogen laufen. Ein wenig skeptisch betrachtete der Rüde das Eis, wandte sich dann zu Devaki herum. Risse im Eis. Noch einmal zuckte der junge Rüde mit den Ohren, richtete den Blick bei Devakis Worten wieder auf das Eis. Ihm war unwohl dabei, nach diesen Warnungen auf das Eis zu gehen – im Gegensatz zu seiner Schwester. Sie schien sich gar keine Gedanken darüber zu machen, dass es vielleicht jetzt gefährlich werden würde.
In einer schnellen Bewegung wandte sich der junge Braune herum, berührte kurz seine Freundin mit der Nase an der Schnauze und warf Devaki einen kurzen Blick mit einem Nicken zu, ehe auch er sich dem Eis zu wandte, noch einmal tief einatmete und sich schließlich wie seine Schwester auf die glatte Oberfläche begab. Er beobachtete die Braune aus den Augenwinkeln, nahm einigen Abstand zu ihr ein und lief einen kleinen Bogen, so wie Laines es gesagt hatte. Trotzdem war ihm nicht ganz wohl dabei, wenn die Anderen sie warnten und auch Devaki eher sorgenvoll ausgesehen hatte. Er schluckte.

Das ist doch etwas, was dir gefällt, oder?“

Für einen Momente wandte er den Kopf zu Rylai, wandte den Blick dann aber wieder nach vorn, darauf achtend, das Gleichgewicht zu halten.


Re: 16 | Über den Fluss - Namíd - 12.12.2013

Mit angelegten Ohren blickte er zurück auf das Eis.
Auch er hatte mittlerweile seinen Vater und den Rest der Jungwolfbande auf der anderen Seite des Flusses erkannt. Unruhig trat er von einer Pfote auf die andere. Er machte sich Gedanken darüber ob das Eis sie auch noch halten würde, aber er wagte es nicht Laut auszusprechen: damit würde er es zu real machen. Außerdem wollte er seinen Geschwistern noch mehr Angst machen als sie vielleicht schon hatten. Die Erwachsenen verständigten sich durch Heulen und auch Namíd hob ohne richtig nachzudenken seine schmale Nase in die Luft und heulte klar und hell aus voller Kehle.

“Uns geht’s gut, passt auf das ihr auch sicher hier ankommt! Macht zur Not wirklich lieber einen kleinen Umweg.“

Danach legte er den Kopf schräg und beobachtete ob sein Vater ihre Botschaften auch wirklich erhielt. Sollten sie doch wirklich lieber einen Umweg laufen als das sie sich über das gefährlichere, knackende Eis wagten das unter ihnen Risse bekommen hatte.
Dann trat Laines näher an ihn heran und seine Worte machten Sinn. Zu viel Gewicht auf einem kleinen Punkt des brüchigen Untergrundes, ja das kam ihm verständlich vor.

“Daran hätten wir eher denken sollen.“

,flüsterte er fast. Über das eigentliche Überqueren des Eises hatte er an so etwas wie Abstand halten irgendwann gar nicht mehr gedacht. Bis auf die Rutschigkeit war ihm keine weitere Gefahr in den Sinn gekommen, als da sie hätten hinfallen können.
Da fiel ihm wieder etwas ein.

“Shila, alles ok? Hast du dir wehgetan?“

,drehte er sich zu seiner Schwester zurück und stupste sie leicht mit der Schnauze am Fang und beschnüffelte sie besorgt. War ja scheinbar noch alles an ihr dran, aber er wollte sichergehen das sie nicht vielleicht sich doch etwas aufgeratscht hatte an einer scharfkantigen Stelle oder so.
Sein linkes Ohr zuckte in Richtung Liath und der Jungwolf drehte seinen Kopf zu seinem Bruder hin. Er glaubte nicht das sein Vater alles Eis zu brechen bringen würde wenn er denn einbrach oder das er zu ihnen schwimmen könnte. In seiner Vorstellung sah er sehr viel schlimmer aus wenn sie einbrächen.
Der Fluss würde ihn schlucken und das Eis ihn unter Wasser gefangen halten. , dachte er angstvoll. Es sei denn er könnte sich an der Bruchkannte festhalten und wir ihn raus zuziehen, aber dabei würden vermutlich noch mehr einbrechen...
Allerdings sprach er auch diesen Gedanken nicht laut aus. Er warf lediglich Dannsair einen zweifelnden Blick zu als dieser fragte ob sie bereits nachschauen wollten was sich an dieser Flusseite alles befand. War ihm der Rest des Rudels so egal? Namíd wollte sie alle hier wieder vereint wissen und konnte sich solange auf nichts anderes konzentrieren.

“Papa wird nicht einbrechen.“ , sprach er laut zu seinen Geschwistern und sich selbst um sich etwas Mut zu machen.
Dann setzte er sich den Blick auf den Fluss und seine restliche Familie gerichtet dicht neben Shila und kuschelte sich an sie.
“Ich warte hier auf ihn und Kainuu und die anderen.“ , teilte er ihnen allen mit. Sollten die Erwachsenen doch mit Dannsair gehen, fast mit Sicherheit wusste Namíd das seine Schwester und sein Bruder lieber mit ihm hier warten würde, oder etwa nicht? Immerhin ging es um ihren Papa.


Re: 16 | Über den Fluss - Devaki - 19.12.2013



Spielleitung
Das Knarren verstummte, doch die Unsicherheit blieb. Das Eis hatte sich beruhigt, die feinen Risse sich nicht weiter vertieft. Nach Kodeiyan und Rylai betraten als letzte auch Devaki und die erschöpfe Kainuu das Eis. Mit der Hilfe ihres Vater gelang es ihr recht zügig voran zu kommen. Zunächst war es glatt und schwierig, doch mit jedem Schritten wurden ihre Tritte sicherer. Dass sie zu zweit mehr Gewicht auf das Eis brachten als gerade gut war, ließ sich nicht umgehen. Doch das Glück schien mit ihnen zu sein. Bis sie die Mitte des Flusses erreichten, war kein Laut von der kalten Decke unter ihnen zu hören.

Auch auf der anderen Seite des Flusses war das Eis ruhig geworden. Doch gerade, als die Wölfe sich auf ihre Nachzügler konzentrierten und ihrem Ankommen entgegenfieberten, brauste der Wald auf. Kein Huschen mehr, keine leisen Geräusche, keine braunen Schatten. Ganz plötzlich, fast wie aus dem Nichts, erklang ein hohles Brüllen. Dann begannen die Äste zu brechen, das Unterholz zu rauschen. Die Vögel flogen auf, in Panik und nur wenige Sekunden nach dem sich die dunklen Punkte mit Flügeln in den Himmel verzogen hatten, brach er aus dem Wald.



In wildem Galopp stürmte das Karibu auf die Ebene zwischen Fluss und Bäumen. Es war ein mächtiger Hirsch, fast vollkommen weiß im Fell und von kräftiger Statur. In seiner Höhe überragte er selbst die größten Wölfe des Rudels um mehr als zwei Köpfe. Doch so imposant die Erscheinung war, so irritierender war der panische Ausdruck im Gesicht des Tieres. Weit aufgerissen waren die Augen, an der linken Vorderflanke wirkte das Fell wie verbrannt. Die Bewegungen waren hektisch, teilweise unkoordiniert und die Wölfe, die Fressfeinde, die vor ihm lauerten und auf die er beinahe direkt zulief, bemerkte er nicht einmal.


(Bild: I, Perhols -Per Harald Olsen - [GFDL, CC-BY-SA-3.0 oder CC-BY-2.5], via Wikimedia Commons)



Re: 16 | Über den Fluss - Shila - 20.12.2013

von dem plötzlichen Sturz noch immer benommen, bekam Shila die Worte der anderen Wölfe nur unvollständig mit, als kämen die Stimmen aus weiter Ferne. Dann war da die warme, weiche Schnauze von Namíd und Shila blickte zu ihrem Bruder auf

“Ich glaube ich bin noch ganz“

Gab sie leise zurück, dann rappelte sie sich mit seiner Hilfe auf und ignorierte den stechenden Schmerz in der rechten Vorderpfote. Vielleicht nur ein wenig verknackst, es würde schon gehen! Sie schluckte, schüttelte sich und folgte dann dem Rest des Rudels über das Eis. Die rechte Vorderpfote setzte sie dennoch nur vorsichtig auf, denn sie wollte nicht riskieren, dass der Schmerz schlimmer würde. Gleichzeitig wollte sie auch nicht, dass sich ein anderer Wolf des Rudels um sie sorgte und so warf sie Namíd einen optimistischen Blick zu

“Sicher werden es die anderen bis zu uns schaffen! Du hast Recht!“

Ihre Stimme klang selbstsicher und klar, trotzdem schlug auch Shilas Herz schneller, als das Krachen des Eises einfach nicht verstummen wollte und Devaki und die anderen das Eis begannen zu überqueren. Als Namíd dann schließlich stehen blieb und beschloss auf ihren Vater und die anderen zu warten, hielt auch Shila inne und nickte ihrem Bruder zu. Das Krachen des Eises hatte aufgehört und Shila wollte gerade erleichtert aufatmen, als ein ohrenbetäubendes Brüllen die Luft erfüllte und sie erschrocken zum Ufer herumfuhr. Was war das? Ein riesiger Hirsch mit Geweih… Aber warum kam er auf das Eis zugerannt? Wusste er nicht, dass Wölfe Hirsche gerne zum Mittag fraßen!? Doch nun witterte Shila die Angst und Panik, die um das Tier am anderen Ufer wehten. Die angstvoll aufgerissenen Augen, das starre Weiß im Blick… Shila bekam ein ungutes Gefühl: Was erwartete sie dort auf der anderen Seite?

“Namíd! Das Tier flieht vor irgendwas… es muss etwas Gefährliches sein!“

Schon stieß sie ein warnendes Heulen an den Rest des Rudels aus, doch ahnte sie gleichzeitig, dass gerade die erwachsenen Wölfe des Rudels die Gefahr ebenfalls schon bemerkt hatten… War es falsch gewesen zu heulen? Hatte sie nun – was auch immer dieses Tier verfolgte – hier hergelockt!? Erschrocken starrte Shila auf die andere Seite…



Re: 16 | Über den Fluss - Rylai - 22.12.2013

Nicht zu nah beieinander und schnell, hatte Devaki gesagt. Und einen kleinen Bogen sollten sie machen, um die bereits entstandenen, feinen Risse im Eis zu umgehen. So hatte sie sich das eigentlich nicht vorgestellt. Sie hatte gemeinsam mit den anderen Jungwölfen auf dem Eis herumschlittern und ihre Nase dagegen drücken wollen, um zu gucken, ob darunter noch Fische lebten. Dafür blieb jetzt allerdings keine Zeit – alle waren gereizt und angespannt und das dämliche Eis würde womöglich auch noch nachgeben. Dabei grauste es sie eigentlich gar nicht so sehr davor, einzubrechen, denn nach wie vor unterschätzte sie die Gefahr. Sicher könnte man im Notfall doch einfach ans andere Ufer schwimmen? Nur nass werden wollte sie bei diesem Wetter nicht unbedingt, denn wenn sie ehrlich war, dann hatte die Rettungsaktion sie doch ein bisschen müde gemacht.
Bei Kodys Worten drehte sie ihm das Gesicht zu und lächelte, allerdings nicht annähernd so begeistert, wie ihr Bruder wohl erwartet hatte.

“Ich hab’s mir lustiger vorgestellt“, gab sie ehrlich zu.

Bei Namids Heulen musste sie sich dagegen ein Lachen verbeißen. Seit wann war der denn zum Eisexperten mutiert? Er war schließlich der erste, der gemeinsam mit Shila kopflos aufs Eis gerannt war, was ihnen den ganzen Ärger mit Devaki und Kainuu überhaupt erst eingebrockt hatte.
Inzwischen hatte sie den Fluss beinahe überquert und das Eis machte noch immer keinerlei Anstalten, unter ihnen wegzubrechen. Zugegeben, sie waren vermutlich wesentlich leichter als die erwachsenen Rüden, aber trotzdem war sie zuversichtlich, dass auch Devaki und Kainuu nichts passieren würde, solange sie nicht gerade auf den Rissen herumtrampelten.

Dann donnerte plötzlich das Karibu aus dem Wald. Überrascht hielt sie mitten in der Bewegung inne, den Vorderlauf noch halb erhoben. Vermutlich gab sie ein ziemlich dämliches Bild ab, wie sie einige Herzschläge lang bewegungslos am Rand des Flusses stand und mit großen Augen auf das panische Tier starrte. Was zur Hölle machte es denn? Dennoch dauerte es nicht lange, ehe sie ihre Sprache wiederfand.

“Schnell, Kody“, drängte sie ihren Bruder begeistert. “Sie werden sicher versuchen, es zu erlegen!“

An das brüchige Eis verschwendete sie nun keinen Gedanken mehr. Shilas Heulen ignorierend überbrückte sie rasch die wenigen Schritte bis zum rettenden Ufer. Dort angekommen warf sie Kody einen auffordernden Blick zu und lief dann schnurstracks zu Dubh. Erwartungsvoll starrte sie ihn an. Worauf wartete ihr Mentor denn noch?


Re: 16 | Über den Fluss - Dubh - 28.12.2013

Noch ein wenig unschlüssig - der oder war der richtige Begriff doch eher – abwartend blieb Dubh an Ort und Stelle stehen, nachdem das Eis ruhiger als zuvor geworden war. Abwartend verharrte er, starrte auf die Fläche zu seinen Pfoten und bewegte seine Schnauze dem eisigen Boden entgegen und zuckte mit den Ohren. Nein, war nichts mehr Auffälliges zu hören. Zumindest momentan nicht. Nichts sodass man fürchten musste, dass das Eis unter den eigenen Pfoten wegbrach. Skeptisch verzog er das Gesicht, beobachtete die 'alten' Risse und machte dann ein paar Pfotenschritte auf das angestrebte Flussufer zu. Einen leichten Blick warf er über die Schultern.

“Es scheint sicherer geworden zu sein“,

rief er noch Devaki und der Jungwolfgruppe zu, wollte sich während ein paar Schritten, die ihn ziemlich nahe zu den anderen und dem Ufer gebracht hatte – noch ein zwei mittelgroße Sätze würden ihm wieder festen, sichereren Boden unter die Pfoten bringen – noch zu den anderen umdrehen, als der Blick der hellen Iriden an dem Wald hängen blieb, der nun wie das Eis verstummt war. Keine leisen Geräusche mehr und trotzdem schien da eine Unruhe auf sie zu zu kommen. Leicht reckte er den Kopf, als Vögel aufflogen. Was kam denn jetzt?
So viel Drama, so viel Aufregung. Dabei wollten sie doch nur über diesen verdammten Fluss. Wieder blieb der dunkle Rüde abwartend auf dem Eis, starrte dem Wald entgegen, als ein Karibu aus dem Wald hervorbrach. Überrascht machte Dubh einen halben Schritt zurück, legte den Kopf schief. Ein Karibu? Das war doch etwas Gutes. Sie waren aufgebrochen, um Beute zu finden und schon rannte sie ihnen geradezu entgegen und dennoch war der Rüde sich nicht ganz so sicher, wie er das hier einschätzen sollte. Der Ausdruck, der dem Hirsch anhaftete, war nicht unbedingt viel versprechend, eher trug es zur Irritation von Dubh bei. Er hatte es bisher noch nicht erlebt, dass ihm ein Hirsch in die Pfoten lief. Ein Stück weit kniff er die Augen zusammen, beobachtete das Tier und tat einfach nichts. Sein Blick huschte zu Shila, als diese meinte, dass das Tier anscheinend vor etwas floh. Gut möglich diesem Anblick nach zu urteilen. Die Frage war nur: Vor was?
Über das Heulen des Jungwolfes ließe sich sicher streiten, von dem Zweck ohnehin. Doch Dubh würde sich hüten irgendein Wort zu verlieren. Absolut gar keins. Auch wenn sein Magen einmal kurz aufknurrte im Angesicht eines Karibus, schien ihm die Idee die anderen vielleicht zu einer Jagd aufzufordern zu abwegig. Irgendetwas war hier doch faul.
Aufmerksam spielten seine Ohren, bis er den Blick zur Seite wandte. Da war ja Rylai wieder, sie sah ihn erwartungsvoll an. Ja, was erwartete sie denn? Dass er losstürmte? Vermutlich. Und auch wenn er sich noch immer ein wenig über sie ärgerte, weil sie nicht auf ihn gehört hatte und er sich doch hatte Sorgen machen müssen – was allein schon ein Ärgernis für sich war, dass er sich Sorgen gemacht hatte – war er schwer erleichtert, dass sie jetzt wenigstens neben ihm stand, wenn auch vermutlich für ein paar Minuten. Sie war noch ganz und in einem Stück. Das war doch etwas. Das war gut. Ließ ihm das Herz kurz ein wenig leichter werden. Schwer schluckte er, schob seine aufkeimende Erleichterung wieder ganz nach hinten in eine Gefühlsecke, wandte dann wieder den Blick ab.

“Renn' ja nicht auf es zu“,

brummelte er, sah die junge Fähe eindringlich an.
Die wohl am wenigsten aussagekräftige Aussage, die er seit langem an Rylai gerichtet hatte und mit einem Seitenblick auch an ihren Bruder.

“Vielleicht kommt hinter ihm noch etwas auf uns zu.“

Das war so ziemlich seine schlimmste Befürchtung. Dass hinter dem Karibu noch viel mehr auf sie zu brechen würde. Wer wusste schon, was sie erwarten könnte, wenn ihre Beute geradezu freiwillig in ihre Richtung floh, nachdem sie nun wirklich nicht leise gewesen waren, sodass man sie nicht hätte bemerken können. Im Moment vertrat er die Theorie, dass es erst einmal besser war zu warten und im Notfall eine Hetzjagd zu starten, sollte sich kein neues Problem auftun. Besser als in etwas hineinzulaufen, was sie nicht ahnten, oder im Geweih eines panischen Karibus zu stecken, erschien es ihm allemal.