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16 | Über den Fluss - Druckversion

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16 | Über den Fluss - Devaki - 08.01.2013


(Bild: Annika Nyberg, licenced under CC BY-NC-SA 2.0 | Dawnthieves)

Nur wenige Stunden später hatte es angefangen zu schneien und auch am Morgen des Aufbruches fielen noch dicke weiße Flocken. Der Wind wehte kräftig und machte das Vorankommen nicht einfacher. Devaki führte das Rudel nach Norden. Es gab keinen bestimmten Grund für diese Entscheidung. Es war einfach ein Gefühl, das ihm sagte dies sei die richtige Entscheidung. So wanderten sie und legten nur wenige Pausen ein, die die jungen Wölfe nutzen konnten um sich auszuruhen, während die älteren Wölfe die Umgebung nach Großwild absuchten. Doch auch hier gab es keine Spur von den Herden und so blieb dem Rudel nichts weiter übrig, als sich von kleinen Beutetieren zu ernähren.

Es war eine unspektakuläre Reise, auf der sich der Wunsch nach neuen Entdeckungen und großen Abenteuern noch nicht erfüllte. Der Trott war eintönig und der Ablauf der Tage immer gleich. Erst am vierten Tag erreichte die Gruppe ein Tal. Auf der östlichen und westlichen Seite begrenzt von einer Bergkette gab es nur einen Weg, um auf der anderen Seite wieder hinaus zu gelangen. Wald bedeckte den größten Teil des Tals und nur hier und dort konnte man lichte Flecken entdecken, die von kleinen Lichtungen herrührten. Graswiesen, die jedoch mit Schnee bedeckt und so weiß wie der Rest der Landschaft waren. Auffällig war die große Schneise, die sich durch eben diese Waldlandschaft fraß. Doch erst, als das Rudel davor stand, erkannte es, dass dies keine einfache schneebedeckte Schneise, sondern ein Fluss war, der sich von West nach Ost durch das Tal wand – und ihnen den Weg in den Norden versperrte. Das Wasser schien zugefroren, doch wie dick das Eis war, vermochte niemand der Wölfe zu sagen. Spuren gab es keine im frischen Schnee. Es schien sich also noch kein Tier hinübergewagt zu haben. Ein Umstand, der stutzig machte und das Rudel dazu veranlasste kurz am Ufer zu verschnaufen, bevor man über das weitere Vorgeben beratschlagte.

Ort: Ein Tal, wenige Tagesmärsche nördlich der Heimat. Eine genaue Umgebungskarte folgt.
Charaktere: Rylai und Dubh sind neu hinzugekommen und haben sich dem Rudel angeschlossen. (Das Zusammentreffen im alten Plot muss noch ausgeplayt werden.)
Jahreszeit: Anfang November – seit dem letzten Plot sind vier Tage vergangen.
Tageszeit: Später Nachmittag. Die Sonne geht unter, es beginnt zu dämmern.
Wetter:Kalt, aber sonnig. Die Gewässer sind aufgrund der anhaltenden Kälte zugefroren, das gilt auch für Flüsse. Der Boden ist von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Ein erwachsener Wolf wird mindestens bis zum Pfotengelenk im Schnee einsinken.
Temperatur: -4°C



Re: 16 | Über den Fluss - Kainuu - 08.01.2013

Kainuu war müde, das Laufen im Schnee war ungewohnt und fiel ihr schwer und sie hatte ein bisschen Heimweh. Zu Beginn dieser Reise hatte sie zwar auch schon darüber nachgedacht, wie es wohl sein würde, nie wieder an ihrem bekannten Strand zu sitzen oder über den Rudelplatz zu tollen, aber irgendwie waren das irreale Gedanken gewesen und zudem hatte sie die Neugierde auf das Fremde gepackt. Jetzt hatte das Fremde seinen Zauber verloren und die junge Wölfin vermisste ihre Heimat. Da hatte es diesen komischen Schnee auf der Erde nicht gegeben, den sie nicht verstand und der sie verwirrte. Und da war alles vertraut und gewohnt, ihr Papa hatte sich um sie gekümmert, ihre Geschwister mit ihr gespielt und ab und an hat ein Fremder einen neuen Namen bekommen und wurde zum Freund. Hier aber hatte ihr Vater immer etwas zu tun, musste das Rudel führen und auf Gefahren achten und an Spielen war überhaupt nicht zu denken. Kainuu lief zwar immer so nah wie möglich bei Devaki, aber manchmal hatte sie das Gefühl, ihn zu stören und das machte sie sehr, sehr traurig. Dann biss wieder ein kleines Tier unbarmherzig in ihrer Brust um sich und manchmal bekam sie kaum Luft dabei. Aber sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, denn dann würde sie ihrem Papa ja nur noch lästiger werden. Kainuu war nicht unbedingt gut darin, etwas zu verstecken, aber sie konnte mit gesenktem Kopf stur geradeaus laufen und nur ab und an stolpern – und das tat sie auch. Direkt hinter ihrem Vater, an ihm seit dem Aufbruch aus dem Heimattal wie eine Klette klebend, stapfte sie durch diese kalte Welt und versuchte nicht zu weinen.
Als ihr Papa plötzlich stehen blieb, vermochte es die Jungwölfin noch gerade so zu bremsen, ohne in Devaki hineinzulaufen, stolperte dabei aber natürlich über ihre zu langen Läufe und konnte nur noch gerade so mit verdrehten Pfoten das Gleichgewicht halten. So wackelig stehend spähte sie an Deva vorbei, um zu erkennen, was ihn zum Innehalten gebracht hatte und vergaß angesichts der breiten Schneise vor ihnen ihren Kummer. Sie erkannte es nicht als Fluss, sah auch nicht das Eis darunter und war verwirrt von dem offensichtlichen Zögern ihres Vaters. Langsam hob sie eine Pfote nach der anderen um sie sorgfältig so hinzustellen, wie sie eigentlich gehörten und tappte dann zaghaft an die Seite Devakis um sich welpisch wie eh und je an ihn zu kuscheln und mit der Stirn unter seinem Kopf an sein Kinn gedrückt den vor ihnen liegenden Weg zu betrachten.

“Warum läufst du nicht weiter, Papa? Und nachdem sie jetzt ein paar Worte gesprochen hatte, sprudelten plötzlich noch einige mehr aus ihr heraus. “Ich bin müde, Papa, und der Schnee ist gemein zu mir. Und … und … und ich mag zurück nach Hause.“

Ein bisschen erschrocken über sich selbst, presste sie die Zähne aufeinander – eigentlich hatte sie das alles doch gar nicht sagen wollen. Sie wollte ihrem Papa doch nicht lästig sein. Aber jetzt war es zu spät, sie könnte nur noch versuchen, ihn schnell abzulenken. Ihr Blick huschte zu den anderen Wölfen und entdeckte Käse.

“Käse.“,

blubberte es aus ihr hervor, ohne vorher nachgedacht zu haben, was man sofort merken konnte. Denn jetzt fiel ihr nichts ein, was sie zu Käse noch sagen sollte – und ihm unterstellen, dass er auch nach Hause wollte, wäre ja ein bisschen gemein.


Re: 16 | Über den Fluss - Cheza Luna - 08.01.2013

Cheza hatte vor dem Aufbruch eine ganze Weile schweigend auf einem umgekippten Baum gestanden und ihren Blick in die Ferne gerichtet. So intensiv wie in diesem Moment hatte sie selten Erinnerungen an sich vorbei ziehen sehen. Ihre ganze Wanderschaft stieg in ihr auf, bis zu jedem Zeitpunkt, als sie die Grenzen zu diesem Revier betreten hatte. Sie brauchte sich nicht zu bewegen, um all dies klar vor Augen zu haben. Warum sie diese Bilder überschwemmten, wusste sie nicht genau, aber sie lauschte ihnen still. Gefühle gingen mit ihnen einher, die jede Erinnerung lebendig machten.
Ein Teil dieses Rudels zu werden hatte für sie bedeutet, endlich von der Rastlosigkeit Abschied nehmen zu können und nun waren sie im Begriff, aufzubrechen. Vielleicht ruheloser, als sie es jemals gewesen war. Das Rudel war groß, aber die Jungtiere mussten sich durch ihren ersten Winter kämpfen und die Beute für eine ganze Gemeinschaft war knapp.
Als es soweit war und sie aufbrauchen, reihte sich Cheza zwischen den bekannten Gesichtern ein und folgte Devaki schweigend. Sie war noch ein bisschen gefangen in all den Erinnerungen, die erst langsam wieder von ihr abfielen und sie zurück in die Gegenwart entließen. Sie wollte nicht wieder heimatlos sein und doch war sie zuversichtlich. Sie würde sich für das Rudel anstrengen und ihm zur Seite stehen, egal, wie schwer es sein würde.
Chezas Ohren richteten sich aufmerksam nach vorne auf Kainuu, mit Devaki zum Stehen kam, machte sie darauf aufmerksam, dass es nicht weiter ging. Ein zugefrorener Fluss? Als sie den Blick schweifen ließ, erfasste sie das Problem ziemlich schnell.


Re: 16 | Über den Fluss - Laines - 09.01.2013

Laines trabte gemütlich und doch schwungvoll mit dem Rudel mit. Der zu häufigen und rapiden, innerlichen Gemütsschwankungen neigende Wolf hatte sich dazu entschieden, dass er gut gelaunt sein wollte. Es tat ihm gut einfach zu laufen und die wenigen Rasten störten ihn nicht. Auch kam der schlanke Rüde mit den mickrigen Mahlzeiten gut zurecht, denn wenig Futter zu haben war ihm noch aus seiner Jugendzeit geläufig. Hunger störte ihn selten und irgend ein Graupelzchen ließ sich immer finden. Für die Grünschnäbel mochte die bisherige Reise nicht besonders interessant sein, aber auch das war Chess Laines egal. Er wusste schon, dass die Welt fast überall ziemlich gleich aussah – zumindest die für Laines Bekannte. Der Vierjährige machte sich nichts aus seiner Umgebung. Was er am Umherwandern so sehr mochte war das Gefühl von Freiheit, das Gefühl überall hingehen zu können. Sein Körper war der eines Läufers und ein Wolf der sich damit zufrieden gab die meiste Zeit des Tages herum zu liegen, war er auch nicht. Damit war er mehr als zufrieden damit über Stunden hinweg einfach in Bewegung zu bleiben. Es war ihm auch ganz recht, dass der Winter inzwischen sein weißes Kleid angelegt hatte. Über Schnee zu laufen war noch mal ein ganz anderes Gefühl als Laub und harter Boden.
Nun waren sie also in irgend einem weiteren Tal angekommen und vor ihnen zog sich ein zugefrorener Fluss quer über den Talgrund. Das Rudel schien sich irgendwie an ihm zu stören und wurde langsamer, hielt schließlich an. Laines trottete weiter nach vorne, bis er am vermeintlichen Ufer war. Es hatte jetzt schon ein paar Tage geschneit und es war kalt. Man konnte also davon ausgehen, dass der Fluss zugefroren war – die Schneedecke über dem Eis sprach jedenfalls schwer dafür. Also, einfach ausprobieren, ob es hielt! Und wenn nicht, dann mussten sie sich eben etwas anderes überlegen. Chess Laines erinnerte sich, dass er in seinem ersten Winter viel allein auf einem gefrorenen See zugebracht hatte. Der rutschige Boden und vereinzelte Eisbrocken waren seine Spielgefährten gewesen, jemand anderen hatte er dafür schließlich nicht gehabt. Der dicke Pelz, den Wölfe ihr eigen nannten, isolierte auch gut genug gegen eiskaltes Wasser. Es war in der Tat passiert, dass er mal an einer Stelle eingebrochen war und sich anschließend triefend nass wieder herausziehen musste. Mehr als einen Schrecken hatte ihm das nie verpasst. An einen dieser wenigen Späße aus seiner Kindheit erinnert, hüpfte Chess Laines mit den Vorderpfoten in die Luft und ließ sie mit nach vorne gelagertem Gewicht wieder nach unten fallen. Er spürte die Eisschicht unter der Schneedecke, wischte mit einer Pfote etwas davon weg und hörte mit halbem Ohr zu, wie sich Kainuu bei ihrem Vater über die Reise beschwerte. Für ihn war das einfach nicht nachvollziehbar, warum mussten sich diese großgeratenen Welpenpelze so quer stellen? Heimat, was war das schon? Der hochgewachsene Rüde hob den Kopf blinzelt und drehte ein Ohr zur Seite, als ein Wort erklang, durch das er sich unwillentlich angesprochen fühlte. Hmpf, Käse. Sie nannte ihn ja immer noch so! Ein paar Herzschläge lang starrte er die junge Wölfin an. Und nun? Einfach mal Käse sagen, oder wie? Er besann sich auf ein Besseres, immerhin hatte er sich ja entschieden gute Laune zu haben. Also drehte sich der schwarze zu Kainuu und Devaki um, locker ein paar Schritte auf sie zutrabend.

Aber, aber Kainuu, du bist doch zuhause! Dein Vater, deine Geschwister, dein Rudel, alle sind hier. Oder wärst du lieber alleine im alten Tal, ohne alle anderen?“


Re: 16 | Über den Fluss - Shila - 10.01.2013

Nun waren sie also schon eine Ewigkeit unterwegs - zumindest kamen Shila die Tage unendlich lange vor. Ob sich die Zeit außerhalb des alten Reviers anders verhielt als dort? Vielleicht verstrich hier die Zeit einfach viel langsamer. Shilas Pfoten schmerzten, denn der Schnee war eisig und es kam ihr vor als würde die Kälte sie dauernd in die Pfoten beißen wie eine hinterlistige Schlange. Trotz dem dicken, wärmenden Fell fror Shila von Zeit zu Zeit, was wohl daran lag, dass sie noch nie so lange Strecken am Stück zurückgelegt hatte und einfach ständig müde war. Dazu kam der knurrende Magen, den kleine Mäuse und Vögel auch nicht wirklich beruhigen konnten. Die Pausen kamen Shila viel zu kurz vor und auch die Nächte, in denen sie eng an Namíd gekuschelt schlief, vergingen viel zu schnell. Ob sie wohl jemals zur Ruhe kommen und sich irgendwo dauerhaft niederlassen würden?
Fast hatte sich shila schon an die schlechten Nachrichten gewöhnt, mit denen die Kundschafter im Rudel von ihren Streifzügen durch die Umgebung zurückkehrten. Keine Herden, keine Spuren, keine Hinweise, nur Schnee, Eis und Hunger... Wo waren nun die Abenteuer, die paradiesähnlichen Träume? Unter Schnee und Eis begraben!?
Nur ab und an, wenn die Sonne den Schnee zum Glitzern brachte oder die Sterne sich in zugefrorenen Bachläufen spiegelte, da konnte Shila lächeln oder ihren Bruder zu einem Schnee-Wettrennen auffordern. Aber diese Momente schienen immer seltener zu werden.

Als das Rudel dann plötzlich stehenblieb, aber niemand eine Pause ausrief, sondern die erwachsenen Wölfe ratlos nach vorne blickten, war Shilas Neugier geweckt und sie stupste Namíd an

"Komm, Namíd, lass uns nachgucken, was da vorne passiert ist!"

und schon würde sie sich durch das Rudel langsam nach vorne arbeiten und irgendwann bei Cheza, Chess, Deva und Kainuu an der Spitze des Rudels ankommen

"Was ist denn passiert, Papa, warum geht es nicht weiter?"

wollte sie neugierig und aufgeregt wissen und versuchte in der Ferne irgend ein Hindernis oder etwas in der Art ausfindig zu machen, aber da war nichts außer einer weißen großen Fläche, die vor ihnen lag



Re: 16 | Über den Fluss - Namíd - 10.01.2013

Das Tal, welches bisher seine Heimat war, lag nun weit hinter ihm. Der schwarze hatte sich noch oft umgeschaut als sie gegangen waren bis er die vertrauten Wälder nicht mehr riechen konnte und auch die bekannten Bäume aus seinem Blickfeld verschwunden waren. Sie waren weiter gegangen, immer hinter dem Vater und Leitwolf her, der hoffentlich den Weg kannte den sie alle gehen wollten, denn schließlich hatte sich Namíd wie auch das Rudel dazu entschlossen Devaki zu folgen. Doch mittlerweile hegte der schwarze ernsthafte Zweifel, wenn er diese auch nicht aussprach. Die Wettrennen mit seiner Schwester waren mit der Zeit immer weniger geworden und das laufen fiel immer schwerer. Nicht nur das monotone machte dem dunklen zu schaffen, auch der Schnee. Es schien ihm als bisse der Schnee immer wieder in seine Pfoten an den Stellen wo er aufsetzte und die Höhe des Schnees war ebenfalls eine Sache für sich, denn er sackte mittlerweile recht tief in den Schnee ein und sah das er damit nicht der einzige war. Er schüttelte seinen dunklen Kopf und musterte Shila die neben ihm herlief. Fast die ganze Zeit hatten er und seine Schwester sich nicht getrennt, auf der Suche nach Abenteuern und dem Vergnügen der Kraft freien Lauf zu lassen. Doch die schöne Zeit wo die Sonne den Schnee zum glitzern brachte und sie lachen ließ war vorüber. Die Sonne ging bereits wieder unter und der Schnee hob sie hell vor der anbrechenden Dunkelheit ab.

Ohne ersichtlichen Grund stoppten sie plötzlich alle, denn Devaki an der Spitze des Rudels war stehen geblieben. Waren etwa endlich gute Nachrichten eingegangen? Wurde Wild gesichtet? Der schwarze hoffte es, denn er hatte Hunger, die paar Mäuse und Vögel die sie gefangen hatten halfen nicht wirklich weiter und seit ihrem Aufbruch hatte es nicht anderes gegeben. Shila flitzte nach ihren Worten ohne weiteres ab und Namíd blieb stehen wo er war und lauschte einen Augenblick. Dann folgte er seiner Schwester in die Nähe von den Erwachsenen die Rund um Devaki versamelt waren und blieb dort, ein kleines Stück seitlich von ihnen aber so das er hören konnte was gesprochen wurde, stehen. Auch der dunkle versuchte den Grund dafür zu finden das es nicht weiter ging, doch Namíd sah nichts außer einer weiteren Fläche aus Schnee, die sich genauso hell vor ihm abzeichnete wie der Rest des Weges den sie bereits gegangen waren. Einen Grund für das plötzliche stehen bleiben erkannte er nicht. Und doch war es ihm als würde Wasser direkt vor seiner Schnauze sein auch wenn er es nicht sehen konnte.

Er dachte an die kleinen Wasserpfützen die er unterwegs bereits gesehen hatte und schabte mit der Pfote vor sich im Schnee und lief auf diese Art und Weise weiter bis er keinen Boden mehr spürte sondern unter seinen Pfoten eine glatte Fläche erschien. Vorsichtig trat er näher, dennoch darauf bedacht die Fläche nicht zu betreten und schaute zu seiner Schwester.

„Shila, schau mal! Der Fluss ist hier drunter!“, aufgeregt schwang die Rute des Jungwolfes hin und her und betrachtete das Wasser welches er nur ganz leicht sehen konnte. Eigentlich ahnte er die Bewegung des Wassers mehr als er sie sah, denn schließlich wusste er wie Wasser aussah was durch ein Flussbett lief. „Meinst du wir müssen da rüber?“ Namíd war bereit das Wagnis einzugehen, aber nicht ohne das sein Vater die Erlaubnis erteilte.


Re: 16 | Über den Fluss - Devaki - 11.01.2013

Das alte Revier zu verlassen war noch schwerer gewesen, als er es gefürchtet hatte. Devaki hatte das Rudel durch den Wald geführt, aus der Heimat in eine unbekannte Welt. Er hatte sich gezwungen nicht zurückzublicken. Nur ein einziges Mal – an ihrer alten Grenze – hatte er der Versuchung nicht widerstehen können. Ein letztes Mal hatte er die Bergausläufer, die Wiesen, den Fluss und am Horizont den Strand, das Meer und den Punkt betrachtet, an dem ihre Rudelhöhle lag. Der Leitwolf hatte sich erinnern müssen, dass diese Entscheidung richtig war – und er das Erbe des Rudels nicht verriet, sondern seine Zukunft bewahrte.Vielleicht konnten sie doch zurückkehren. Irgendwann.

Der Weg führte sie also in den Norden. Devaki hatte kein bestimmtes Ziel. Der einzige Ort, der ihm gut genug vorgekommen wäre um ihn als sicheren Punkt auszuwählen, war der, an der er nicht zurückkehren durfte. Seine alte Heimat, sein Geburtsort, der Platz, an dem er nicht mehr erwünscht war. Nana hätte es sicher gefreut, wenn sie diese Richtung eingeschlagen hätten. Doch Devaki hätte nicht nur sich, sondern auch sein Rudel in Gefahr gebracht, wenn er das Tal seiner Verbannung betreten hätte. Diese Möglichkeit schied also aus. So wandte er sich nach Norden, in der Hoffnung, dass die Herden noch südwärts hinabziehen würden und sie ihnen auf ihren Wanderungen begegnen konnten. Doch bis jetzt hatte sich diese Hoffnung nicht erfüllt, wohl so wenig wie die Hoffnung der Jungwölfe auf Abenteuer und Spannung. Es war ein eintöniger Weg, bedeckt von Schnee und Eis und nur die Landschaften boten ein wenig Abwechslung. Er kannte dieses Dasein, wie wohl einige der älteren Wölfe. Er war monatelang gewandert, ohne Ziel und es hatte ihm nichts ausgemacht. Damals war er jung gewesen, voller Selbstvertrauen und ohne Zweifel, ohne Verantwortung. Devaki war nur sich selbst Rechenschaft schuldig und zu dieser Zeit war das Gewicht, das er mit sich trug, wesentlich geringer gewesen. Nun musste er acht geben, auf seinen Nachwuchs, auf alle anderen Wölfe des Rudels. Ein umherziehendes Rudel war angreifbar, der Schnee machte sie leicht sichtbar – zumindestens alle Wölfe, die nicht wie Talloth schneeweiß waren – und sie waren geschwächt von Weg und Hunger.

Als sie das neue Tal betreten hatte, war wieder Hoffnung in ihm aufgekeimt. Jeder neue Ort konnte die Herden zu ihnen bringen. Doch sie hatten noch nichts gesichtet. Stattdessen lag nun diese Schneise vor ihnen und die Art, wie sich der Boden ein wenig absenkte, machte es nicht schwer zu erkennen, dass vor ihnen ein Fluss lag. Unter dem Schnee. Devaki hielt an und betrachtete das Problem schweigend. Er hatte Wölfe gesehen, die auf zu dünnem Eis gewandert waren und eingebrochen waren. Herauszukommen war schwierig und der Fluss war zu breit, als dass es kein Problem gewesen wäre sich von der Mitte aus zum Ufer im Falle des Falles durchzubrechen. Er wollte das Risiko nicht eingehen – nicht ohne reifliche Überlegung. Kainuu drückte sich an ihn, während er das vor ihm liegende Hindernis betrachtete und sagte etwas, das er zwar mitbekam, aber zunächst in die hintere Ecke seines Kopfes schob. Ebenso wie Shilas und Namíds Worte. Die beiden hatten sich nach vorne gedrängt und lungerten wie Laines am Ufer des Flusses herum. Der Leitrüde betrachtete die drei stirnrunzelnd. Es gefiel ihm nicht, dass ein erwachsener Rüde wie Laines den Welpen vormachte, wie man am besten auf dem Eis herumsprang. Die jungen Wölfe kannten die Gefahren nicht.

„Ein Fluss, er ist zugefroren.“
, stellte er laut fest, damit alle hören konnten, warum sie hielten. „Wir machen eine Rast. Ruht euch aus, bis wir herausgefunden haben, ob er ohne Bedenken zu überqueren ist.“

Er warf einen Blick zu Shila und Namíd herüber. Die beiden standen nah am Eis – etwas zu nah für seinen Geschmack. Devaki drehte den Kopf nach hinten zu den anderen und blickte die erwachsenen Wölfe bedeutungsschwer an, als er sagte:

„Keiner betritt so lange das Eis. Ich möchte niemanden einbrechen sehen, geschweige denn einen pitschnassen Wolf aus den eiskalten Fluten retten.“

Es war eine indirekte Aufforderung an die älteren, auf die jüngeren Acht zu geben. Sein Blick blieb kurz an Cheza hängen. Sie hatte sich schon vorher um Namíd und Shila gekümmert. Ob sie es wieder tun würde? Oder ob ein anderer Wolf ihr diese Aufgabe abnehmen würde? Er nickte kurz und wollte lächeln. Doch die Lefzen wollten sich nicht bewegen. Er war nicht gut darin ein Lächeln vorzutäuschen, das nicht von innen kam.

Kainuus 'Käse' riss ihn aus seinen Gedanken und er richtete den Blick auf die nicht mehr ganz so kleine Fähe, die noch immer dicht bei ihm stand. Er rieb seinen Kopf kurz an ihrem, bevor Laines zu ihnen trat und auf ihre Beschwerdeorgie einging, auf die ihr Vater noch nicht geantwortet hatte. Es tat Devaki gut, dass Kainuu immer dicht bei ihm war. Ihre Nähe gab ihm Kraft und immer, wenn er sie ansah, wusste er, warum sie diese Strapazen auf sich nehmen mussten. Umso mehr tat es ihm leid, dass er ihr seit ihrer Abreise nicht mehr so viel Aufmerksamkeit widmen konnte, wie er es in ihrem Revier gekonnt hatte. Er musste seine Augen überall haben, seine Sinne mussten auf jede Kleinigkeit achten und das Rudel sicher führen. Dazwischen blieb einfach kaum Zeit, um seiner Tochter Fragen zu beantworten oder Geschichten zu erzählen.

„Hör auf deinen Onkel, Kainuu. Wir sind alle hier bei dir und die Wanderung dauert nicht ewig. Es dauert sicher nicht mehr lange, bis wir Wild gefunden haben und ein neues Tal unsere Heimat wird. Und wenn der Schnee gemein zu dir ist, ärgere ihn zurück und iss ihn einfach auf.“

Es war eher ein kläglicher Versuch Laines zu unterstützen und seiner Tochter die Reise ein bisschen behaglicher zu machen. Devaki vermisste das alte Revier selbst, auch er war müde und obwohl der Schnee nicht gemein zu ihm war, wünschte er sich doch die sommerliche Wärme herbei. Der Schwarze blickte noch einmal auf die Schneedecke, die vor ihnen den Fluss bedeckte. Devaki trat ein Kainuu vorbei an den Rand der Eisdecke, wo Laines den Schnee weggewischt hatte. Es wirkte dick und stabil, aber am Rand war das Wasser dünn und gefror leicht. Wer sagte ihnen, dass es in der Mitte ebenso tragfähig war?

„Ich traue dem Braten nicht. Es friert erst wenige Tage, an der tiefsten Stelle kann das Eis dünn und brüchig sein.“

Er wandte sich zu Laines um, weil er ihm am nächsten stand und Devaki jemanden brauchte, mit dem er seine Bedenken diskutieren konnte. Jemanden, der Erfahrung hatte und der das Leben nicht auf die leichte Schulter nahm. Der Schwarze war dafür gut geeignet, besser als die meisten Rudelmitglieder zumindest.


Re: 16 | Über den Fluss - Shila - 11.01.2013

Shila blickte aufgeregt von einem Wolf zum anderen und es dauerte ihr viel zu lange bis Devaki eine Antwort gab und als Namíd sie zu sich herrief, sprang sie sofort an die Seite ihres Bruders und betrachtete neugierig seinen Fund. Nun folgte auch endlich die Erklärung ihres Vaters warum sie stehen geblieben waren und was das war, das da vor ihnen lag. Ein Fluss? Zugefroren? Ui, endlich ein Abenteuer!!! Shila hüpfte begeistert in die Höhe, als hätte sie eine Biene gestochen, dann scharrte sie auch ein wenig den Schnee weg und stellte eine Pfote auf das kalte Eis, wenn sie die Pfote nur ein wenig bewegte, dann rutschte sie ihr weg und das fand Shila nun doch sehr spannend und aufregend.

“Hast du das vor unserer Wanderung mit dem Sprung ins Wasser gemeint, Namíd?“

Wollte sie neugierig von ihrem Bruder wissen und fragte sich gleichzeitig, woher Namid von diesem Fluss vorher schon hatte wissen können. Dann blickte sie über den Fluss und legte den Kopf schief

“Es wäre jedenfalls viel aufregender über den Fluss zu gehen als außenherum zu laufen!“

Erwiderte sie auf Namíds Frage, ehe sie mit halbem Ohr die Warnung Devas mitbekam, dass kein Wolf das Eis betreten durfte. Schnell stellte sie ihre Vorderpfote wieder brav in den Schnee zurück. Aber kaum hatte sich Deva Laines zugewandt, stupste sie Namíd an

“Komm! Lass uns das mal ausprobieren… Wir müssen ja nicht weit gehen, nur ein paar Schritte…“

Verstohlen warf sie einen Blick Richtung Deva und flüsterte Namíd dann zu

“Aber vielleicht sollten wir ein Stück weiter weg gehen am Ufer entlang, damit uns Papa nicht gleich sieht, sonst gibt es vielleicht Ärger“

Nun, dass es Ärger geben würde, lag ja wohl auf der Pfote, aber Shila wollte unbedingt zu den Ersten gehören, die das Flussabenteuer bestritten. Ganz alleine traute sie sich das aber auch nicht, aber mit ihrem Bruder zusammen würden sie es ganz gewiss schaffen. Ui, war das aufregend! Endlich passierte hier mal etwas! Schon drängelte sie ihren Bruder am Ufer entlang und tat dabei sehr unschuldig, als wollten die beiden sich nur einen Platz zum Ausruhen suchen. Aber an Ruhe war ja wohl jetzt nicht zu denken, wenn so ein großes Abenteuer direkt vor einem lag



Re: 16 | Über den Fluss - Namíd - 11.01.2013

Aufgeregt wartete Namíd darauf das seine Schwester sich endlich neben ihm einfand damit er seinen Fund mit ihr teilen konnte. Das sah schon wirklich toll aus und man hörte das Wasser nur ganz leise darunter sich bewegen. Der schwarze lauschte nur mit einem Ohr seinem Vater während er wie seine Schwester das Wasser beobachtete welches sich direkt vor seinen Pfoten zu befinden schien. Endlich hatten er und Shila das Abenteuer gefunden was sie in den letzten Tagen verzweifelt gesucht hatte und alle Müdigkeit und schmerzenden Pfoten waren vergessen: Das hier war nämlich viel interessanter. Seine dunkelblauen Augen ließen die Eisschicht nur wiederwillig aus den Augen als er die Warnung seines Vaters vernahm, dabei hatte Namíd doch bereits mit dem Gedanken gespielt sich auf das Eis zu bewegen – nicht alleine wie es schien den seine Schwester schien seine Gedanken zu teilen. Verschwörerisch neigte er den Kopf zur Seite so dass niemand seine Worte verstehen konnte.

„Nein das habe ich nicht gemeint, das war ja eher bildlich. Aber das ist viel cooler! Ich würde da so gerne rüber laufen, als erstes. Also los!“, er grinste sie an und folgte ihr dann. Er tat sogar extra so als würde ihn das Eis und das Wasser gar nicht interessieren und als wäre er total müde. So schien es, hoffentlich, als würden er und Shila sich nur einen Ort zum ausruhen suchen während er neben seiner Schwester den Fluss entlang lief. Über den Ärger denn es unweigerlich nachsich ziehen würde wenn sie das Eis betraten dachte er gar nicht nach. Es würde großen Ärger, dass wusste Namíd aber im Augenblick war es ihm vollkommen egal. Das einzigste was Namíd im Sinn hatte war das er und Shila sich auf den Fluss begeben würden.

Seine Schritte führten ihn noch einige Meter von Deva und der Gruppe um ihn herum weg ehe er stehen blieb und seine Schwester verschwörerisch angrinste. Er trat dicht an die Eisfläche heran und scharrte auch hier den Schnee mit den Pfoten weg. Er stellte seine Pfote ganz leicht auf die Fläche die sich ihm bot: Es fühlte sich komisch an, ganz glatt und eben. Ganz anders als der Schnee der flaumig auf dem Boden lag. Er blickte sich kurz um doch der dunkle sah niemanden und so kümmerte er sich nicht weiter drum.

„Was meinst du warum Papa nicht will das wir darauf gehen? Es sieht eigentlich ganz stabil aus. Meinst du wir können es riskieren? Oder warten wir lieber noch ein paar Minuten so das Papa nicht direkt verdacht schöpft? Wobei...“ Der schwarze unterbrach sich und senkte die Stimme noch weiter und hielt den Fang dicht bei dem Ohr seiner Schwester. „Wir sollten lieber direkt gehen bevor er uns einen Aufpasser hinterher schickt, wenn er das nicht bereits getan hat.“ Er hätte ja am liebsten gesagt „Papa sollte uns mehr vertrauen“, aber das war nun wirklich fehl am Platze, schließlich wollten sie sich gerade gegen einen Befehl ihres Vaters auflehnen.

Erneut trat der Jungwolf einen Schritt vor so dass seine Pfoten nun direkt vor der Eisfläche waren und senkte den Kopf dicht hinab und versuchte etwas zu erkennen. Das Eis schien eine dicke Fläche zu sein, denn der schwarze konnte kaum etwas erkennen und das Wasser schien ewig weit weg zu sein. Noch immer bestens gelaunt angesichts des Abenteuers schaute er seine Schwester wieder an. „Gemeinsam? Dann ist keiner erster und keiner zweiter.“, weil Namíd ganz sicher war das sie die Zeit für eine solche Diskussion nicht hatten, nicht wenn sie wollten das sie niemand aufhalten würde.


Re: 16 | Über den Fluss - Shila - 12.01.2013

immer wieder blickte Shila vorsichtig zurück, ob auch ja keiner der erwachsenen Wölfe sie bemerkte oder ihnen gar folgte und immer wieder warf sie ihrem Bruder verschwörerische Blicke zu, während ihre Rute aufgeregt hin und her peitschte. Endlich ein Abenteuer! Ob sie den anderen Jungwölfen hätten bescheid sagen sollen? Schließlich warteten jene ja auch schon seit Beginn der Reise auf ein Abenteuer, oder?

Als Namíd stehen blieb und den Schnee beiseite kratzte, setzte auch Shila eine Pfote neben Namíds aufs Eis.

"Papa ist doch immer so übervorsichtig... Da kann doch nichts passieren und wenn das Eis nicht so stabil ist, dann werden wir eben ein bisschen nass, wir können doch beide mittlerweile sehr gut schwimmen"

beruhigte sie ihren Bruder zuversichtlich und stupste ihn noch einmal an, ehe sie die zweite Pfote hob und sie über dem schneebedeckten Eis schweben ließ

"Zusammen? Auf drei?"

fragte sie Namíd schmunzelnd und fing dann auch an laut zu zählen

"Eins... Zwei..."

Die Nennung der "drei" überließ sie Namíd, damit er den Zeitpunkt mitbestimmen durfte wann sie als Erste Wölfe des Rudels das Eis betraten! Ui, wie sie sich darauf freute über das Eis zu rennen und zu toben. Ihr kribbelte es im ganzen Körper und sie spürte die Kälte um sich herum gar nicht mehr. Das hier war einfach zu aufregend!