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"Meuterei" am Weiher | vor Plot 15 - Druckversion

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"Meuterei" am Weiher | vor Plot 15 - Devaki - 30.11.2012

"Meuterei" am Weiher
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Cheza Luna, Dannsair, Devaki, Nasiha, Revenge & Vandrare | am Weiher| vor "Abschied" | nach "Von Spielverderbern und Jägern"


Seit dem Treffen unten am Weiher und Vandrares folgendem Gespräch mit Dannsair sind gute anderthalb Tage vergangen und wenn mans genau nimmt, hat sich wenig geändert. Jedenfalls für den hageren Braunen, der sich unweit des besagten Weihers aufhält und nahe am Ufer steht, um herauszufinden wie die kleinen Schwimmer sich bewegen - so zumindest wurde es ihm erklärt. Doch so richtig schlau ist er aus der Anleitung bisher nicht geworden und wenn man bedenkt, wie sehr der Rüde trieft, ist er auch mindestens ein mal im Wasser gelandet. Die Sonne scheint zwar, aber es ist nach wie vor merklich kühl.

Träumend beäugte die Fähe ihre Umgebung. Die bunten Blätter der Bäume auf dem Waldboden schimmerten wie Schuppen eines unbekannten Fisches. Feuchtigkeit hing in der Luft und lies die Kälte schneller das Fell zerfressen, obgleich die Sonne schien konnte sie ihre Wärme lange nicht mehr verteilen. In dem trägen Dunst hing der Geruch eines Bekannten. Erst verzog sich das Gesicht der Fähe widerwillig, bis es sich entspannte. Das letzte Mal war ihr Seelengeist vom Hunger angegriffen und die Nerven zum Bersten gespannt. Auch wenn noch immer ein Gedanke an Devas Worten hing und auch ihre eigene Feststellung sich festkrallte, war dieser sonnige Herbsttag einer der letzten, den man zu genießen hatte. So trippelte sie mit einer leicht pendelnden Rute an den Weiher. Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Der Alte hing am Wasser, wie ein traniger Kater. Sollte es die Fähe wundern? Wohl eher nicht. Sie zweifelte bereits daran, dass dieser Rüde ein Selbstversorger sein konnte, im Zweifel denn jemals war. Es gab die einen und die anderen. Manche machte es nichts aus ihr Leben lang zu schnorren. Nun gut, zu vorschnell wollte sie nicht urteilen. Viele Worte hatte sie mit dem Hellen noch nicht gewechselt, eigentlich wusste sie auch nicht worüber sie reden sollte, aber nun denn ihr Weg führte sie zu ihn und irgendwo war da doch dieser allbekannte Funke an Neugier. Zudem musste sie ja auch die anderen Rudelmitglieder kennen.

Sein Kontakt - direkterer Natur wohlgemerkt - bescheänkte sich auf weniger als eine Hand voll Wölfe. Aber Vandrare war damit alles andere als unzufrieden und ahnte, dass er sich langsam in die Struktur eingliedern musste, wenn er denn vorhatte, eine längere Verweildauer hier zu haben. Wieder hob er den linken Vorderlauf, doch wie schon zuvor ließ er ihn einfach wieder sinken und ein leises Seufzen folgen. Irgendwie war das doch alles nichts, hatte der Dunkle Rüde dabei viel größeres Geschick bewiesen. Aber Vandrare ahnte, dass ein wenig Geduld grundsätzlich angebracht war - weshalb ihm auch mögliche Wölfe in der direkten Umgebung entgingen, als er wie gebannt auf die Wasseroberfläche zu starren fortsetzte. Es musste doch möglich sein, den Weg eines Kiemenatmers vorauszuahnen und schließlich zuzuschlagen...aber warum nicht jetzt?

Aus der Entfernung verlor die Dunkle keinen Ton, auch ihre Schritte schienen den konzentrierten Rüden nicht aufzuwecken. Was machte er da bloß? Seine Pfote hob sich, wie zu einem drohenden Schlag, doch sie verharrte, bis sie hinab sank. Kraftlos und erfolglos. Tat er wirklich das, was sie vermutete? Wollte er einen der vielen kleinen Fische fangen? Nasiha selbst war selbst keine gute Anglerin, ebenfalls kam es ihr nicht wirklich in den Sinn die glitschigen Tierchen fangen zu wollen. Sicherlich fraß sie solch eines, wenn es an Land geschwemmt wurde und dort verendete, aber mit den Pfoten selbst danach zu fangen, besonders an einem so frischen Tag im dem kühlen nass rumzuplanschen. Nochmals beäugte sie Vandrare. Wirklich, er war nass, sicherlich war er bereits einige Male in den Weiher hineingefallen. Langsam ebbten ihre Schritte ab und hielten inne. Kurz hinter dem Rüden erhob sie ihren Kopf „Du siehst nicht sehr erfolgreich aus, würdest du dich über Ablenkung freuen? Damit vergisst du einen Misserfolg…“ Ihren Bruder wäre sie einfach auf den Rücken gesprungen oder hätte an seiner Rute geknabbert, aber bei ihm. Wie würde das bitte aussehen?!

Vermutlich gab es einfach viel bessere Wege, die kleinen flinken Schwimmer zu erjagen - aber wie hätte er darauf kommen sollen? Vandrare konnte nur nach dem gehen was er gesehen hatte...und die Variante, mit dem Fang hervorzschnellen und nach ihnen zu hapsen, hatte er bereits erfolglos ausprobiert, also blieb ja nur noch die gewählte. Dass es leidlich schwer fiel, die Balance zu halten wenn der rechte Hinterlauf eh gehandicapz ist und man unbedingt meint, mit dem linken vorderen zuschlagen zu müssen - geschenkt, es war nun einmal so. Wieder hob sich der Lauf, allerdings zuckte Sekunden später der ganze Rüde als etwas hinter ihm zu sprechen begann. Vandrare torkelte kurz, ruckte herum, rutschte beinahe ab und hopste schließlich mit einem rasanten Satz wieder ans Ufer, wo er entgeistert auf die Fähe starrte, die da kaum eine Wolfslänge entfernt vor ihm stand. Im ersten Moment hoben sich Rute und Rücken- wie auch Nackenfell, allerdings knurrte Vany nicht und auch die Haltung entspannte sich sekündlich. "So?" war die einzige Frage die er in diesem Moment herausbekam, nicht sonderlich begeisternd wirkend dass die Braune ihn offenbar beobachtet hatte.

Vor ihren Augen fuhr der Rüde zusammen, zuckte am ganzen Leib, stürzte beinahe ins Wasser bei dem Versuch sich umzudrehen und konnte sich nur mit einem letzten Sprung vor der erneuten nassen Kälte schützen. Einen kleinen Schritt setzte die Fähe zurück, als sie seine Schreckensgeste sah. Beinahe hatte sie Furcht um den Alten gehabt, sie kannte von Geschichten in den alte Wölfe einfach so dem Leben entwichen waren, weil ein anderer sie erschreckt hatte. Natürlich wollte sie dieses Ende nicht für den Angler, ihr Handeln war unüberlegt gewesen. Nasihas Ohren zuckten entschuldigend, wobei wahrscheinlich auch ihr Gesichtsausdruck verriet, dass es absolut keine böse Absicht gewesen war. Er entspannte sich wieder, aber schien weiterhin kein Begeisterung für ihren Besuch zu empfinden und zeigte sich genauso wie sie ihn in Erinnerung hatte. Gedanklich spielte sie damit vielleicht doch wieder zu gehen, aber bevor sie den Tag gänzlich allein verbringen musste, wäre er sicherlich irgendwann noch ein passabler Unterhalter. „So!“ entgegnete sie nur und setzte sich stur auf ihre Hinterläufer.

Nein, auf der Stelle tot umfallen wollte auch der Rüde nicht und wie sie sehen konnte, war es ihm auch leidlich gut gelungen. Nachdem er sich den Schreck - und einige der verbliebenen Tropfen - aus dem Fell geschüttelt hatte, nahm er die Fähe genauer in Augenschein. War das nicht jene, die Devaki als "Schwester" zu bezeichnen pflegte? Er wusste es immernoch nicht genau. Aber war das eigentlich wichtig? Nein. "Vermutlich....tue ich das. Sonst hätte ich angefangen an deinem Ohr zu kauen um meinen Hunger zu stillen." Das war derart leise gesprochen dass es einem Flüstern nahekam. Eigentlich kaum hörbar. "Was führt dich her?" Ja, zumindest die Stotterei war für den Moment mal vergessen - aber er sprach ja auch mit einer Wölfin, da war das ohnehin eine vollkommen eigene Geschichte.

Skeptisch erhob sie eine Augenbraue und spitzte die Ohren bei dem leisen Geflüster des Anderen. „Ich bezweifle, dass es soweit gekommen wäre, aber das ist wohl noch eine andere Sache.“ Sie reckte sich etwas voran und streckte ihren Fang in seine Richtung aus. „Nun ja, es warst du, was mich her geführt hat. Dein Geruch und dann darauf dein Anblick bei den kläglichen Versuchen einen der Schwimmer zu fangen. Wenn es dich tröstet, ich kann das genauso wenig, glaub ich zu mindest.“ Seicht begann ein Lächeln auf ihren Lefzen, auch wenn sie sich noch unsicher war ob er das überhaupt verdient hatte.

Gut, dass sein Geruch einen Wolf herführte, war alles andere als ungewöhnlich. Zumindest nicht das erste Mal. Als Nasiha sich zu einer Entgegnung entschloss, klang die fast schon zu selbstbewusst - aber nicht unwahr. Aber er hatte sie hergelockt, soso. "Es gibt solche und solche. Die, die es können und die anderen. Ich bin einer der anderen." brummelte er vor sich hin, ehe er ein "...wie immer." anhängte. Auch der Rüde reckte die Nase kurz, beschloss allerdings sie nicht gleich ins Nasihafell zu stopfen, sondern eine Runde um die Fähe zu hinken. "Und was fangen wir nun damit...an?" Oh, in seinem Kopf waren viele, viele Gedanken unterwegs...leider keiner darunter, der als "klar" zu bezeichnen gewesen wäre. Aber das konnte sich ja ändern - wenn er nicht den nächsten Schock bekam.

Nasiha kam sich zu Beginn seiner Runde etwas wie ein eingekesseltes Beutetier vor, wäre da nicht sein stark ablenkendes Handicap gewesen. Ihr Blick verfing sich natürlicherweise immer wieder darauf, auch wenn sie sich eigentlich zügeln wollte und nicht wie ein Welpe mit großen Augen die offenen Wunden eines anderen anstarren wollte. Nur schwer löste sie ihre Aufmerksamkeit von seiner Gangart, wobei auch ihr Kopf endlich die Runde nicht mehr mitging und inne hielt. Was sollten wir schon damit anfangen, schoss es ihr durch den Kopf. Er war schon ein komischer Kauz…“Nun ja, es wäre jedenfalls sicherlich leichter, wenn du mich nicht wie ein gieriger Assgeier umkreisen würdest, sonst habe ich wirklich noch Angst um meine Ohren.“ Schmunzelnd blickte sie zu dem Alten, der hoffentlich nicht gleich eingeschnappt wäre.

Nach der letzten Begegnung mit Vandrare hatte Dann sich erstmal wieder erholen müssen; so viel soziale Interaktion war er ja gar nicht mehr gewöhnt. Also hatte er wieder seinen Platz am Rande des Rudels eingenommen und sich mehr oder weniger mit sich selbst beschäftigt, aber irgendwie befriedigte ihn die Einsamkeit nicht wirklich. Nach wie vor lechzte er nach Gesellschaft, und so trabte er abermals leichtfüßig in Richtung Weiher, denn seine Nase verriet ihm, dass er dort auf jeden Fall fündig werden würde. Außerdem wollte er erneut das Angeln versuchen, Futter war nach wie vor rar, und auch wenn er bei seinem momentanen Bewegungsmuster nicht viel Energie verbrauchte, Hunger hatte der Tänzer irgendwie trotzdem ständig..

Er und eingeschnappt? Ach was. Aber er hielt nicht eher inne, bis er seine kleine Runde um die Wölfin beendet hatte, auch wenn er nach wie vor vor jedweder Berührung zurückzuschrecken schien. Der Rüde stank geradezu nach nassem Wolf, aber das ließ sich nicht wirklich ändern - und störte den Rüden am Allerwenigsten. "Aasgeier? So hat mich auch noch niemand genannt." Das klang erschreckend neutral, bedachte man welche Rolle der Rüde oft spielte - nämlich die des Fellgewordenen Aasgeiers. "Dann..." machte er kurz und blieb schließlich stehen. "...sag mir doch, was ich stattdessen tun kann, wenn ich schon nicht in Bewegung sein darf?" Genau. Ruhig sitzen war nun wahrlich nicht des Rüden Stärke, Handicap hin oder her.

Nasiha legte den Kopf schief und glaubte kaum was der Rüde da verlor. So wie sie ihn das letzte Mal erlebt hatte war er ein riesengroßer plüschiger Aasgeier und wahrscheinlich der einzig wahre König von ihnen. Na gut, das verkniff sie sich jetzt lieber unter ihrem Schmunzeln. Nachher pickt ihr das Geierchen noch die Augen aus. Außerdem hatte er ja dann ‚geteilt’. Durfte man das so nennen? Seinen reumütigen Abgang, als sie die Zähne fletschte und ihr Bruder ihm noch eine Belehrung erteilte im Namen des Alphas. Leise schnaufte sie auf. „So war das ja nun auch nicht gemeint! Allerdings hätte ich auch erwartet, dass sitzen für dich leichter wäre…“

Und Tatsache. Er vernahm Stimmen, mehr oder weniger bekannte.. Und als er schließlich aus dem Gebüsch erschien, entdeckte er Nasiha und Vandrare. Mit Letzterem hatte er ja letztens schon das Vergnügen, mit der Fähe wiederum hatte er bislang kaum Kontakt, musste sie aber unwillkürlich mögen, da sie die Schwester Devakis war. Was den Schwarzen wiederum ein wenig mehr wehmütig machte, und ihn erinnerte, dass er seine Schwester nun schon so lange nicht mehr gesehen hatte.. Aber man konnte ja nicht alles haben, bzw. man konnte manchmal auch einfach gar nichts haben, wie er bitter hatte lernen müssen. Ein leises Wuffen grüßte die Wölfe, er wollte ihre rege Konversation natürlich nicht stören und blieb etwas abseit erst einmal stehen, abwartend.

Cheza war auf einem Streifzug unterwegs gewesen und kehrte nun zurück. Sie spürte eine seltsame Erschöpfung in ihren Gliedern, die sie der Krankheit zu verdanken hatte, die irgendwie noch in ihrem Körper festsaß, obwohl sie sie überwunden hatte. Auch sie hörte - wie Dannsair auch - Stimmen und steuerte beinahe automatisch auf diese zu. Neben dem Rüden hielt sie inne und grüßte ihn mit einem freundlichen Nicken, sowie einer pendelnden Rute. Sie hatte sich viel zu lange von allen ferngehalten.

Na, immerhin gab es heute keinen Hasen zwischen ihnen um den er hätte betteln müssen - wobei er das heute wohl durchaus hinbekommen hätt, wenn er denn gewollt hätte. Immerhin schien man langsam der Sache näher zu kommen - war das eine Anspielung, durfte er das so verstehen? "Wie kommst du darauf?" bellte er förmlich zurück. "Ich bin kein Greis - noch nicht!" Na, das war ja mal eine Aussage. Die Haltung wurde nicht wesentlich drohender, aber der Rüde straffte sich merklich...soweit das eben ging. Leider kam er nicht dazu, das weiter auszuführen, denn der Blick aus den engen Honiggelben traf auf den Tänzer, der sich da herangeschlichen hatte...ohne wirklich geschlichen zu sein. Wer wollte, konnte an Vany gar ein minimales Rutwedeln erblicken. Mehr aber für den Moment auch nicht. Als sich ein weiterer Dunkelwolf hinzugesellte, beschloss Vandrare allerdings, das kurze Wuffen nicht zu erwidern.

Nasiha dankte allem was es geben hätte können und was es nicht gab, als sie des kleine feine Anzeichne an dem Greisen fand, wie er eben selbst genannt hatte. Irgendetwas hatte sich dort in ihrem Rücken abgespielt und wie es schien, war es ein anderer Wolf. Schielend drehte sie ihren Kopf um und lächelte auf. Es waren sogar zwei andere Wölfe. Auch wenn sie beide nicht wirklich gut kannte, würde es die Situation sicherlich auflockern und der Alte würde vergessen, dass sie auf seine Pfote angesprochen hatte. Irgendwie waren die beider Begegnungen nicht mit Glück gesegnet gewesen und der kleine Gedanke, dass sie keine besten Freunde werden würden schlich sich in das dunkle Haupt der Fähe.

Er zuckte kurz zusammen, als so plötzlich Cheza neben ihm auftauchte. Er hatte nicht gemerkt, dass er verfolgt worden war, aber vielleicht war das auch gar nicht der Fall.. Dannsair bemühte sich um ein leichtes Lächeln, dabei klappte das Rutwedeln schon viel einfacher. Die wortlose Begrüßung der beiden Anwesenden sah er als Einladung an, sich dazu zu gesellen und tappte nun, zwei Wolfslängen von dem Älteren entfernt, zum Weiher hin, um sich erstmal mit Trinken zu beschäftigen. Ihm schien, als sei er in etwas hineingeplatzt, und sein Sozialverhalten war nicht mehr das sicherste, so zog er es vor, sich erstmal aus Allem herauszuhalten

Cheza kam sich ein bisschen fremd vor, unter den Mitgliedern des Rudels. Das zeigte nur wieder, wie schlecht sie sich eingegliedert hatte. Sie stand niemandem nahe, außer Devaki und diesen kannte sie viel zu wenig, um von 'nahestehen' sprechen zu können. Da war noch der leichte Kontakt zu den Welpen gewesen und ein lustiges Stockspiel, mit Devaki und Liath... Die Krankheit hatte Cheza irgendwie eher allein ausgestanden. "Wir stören nicht, oder?", erkundigte sie sich trotz der Einladung und fragte für den Rüden, mit dem sie sich an der Runde beteiligte, gleich mit. Kurz huschten ihre Augen zu diesem hinüber, ob er es ihr auch nicht übel nahm.

Vermutlich würde Vandrare am ende mit kaum einer Fähe des Rudels sehr gut auskommen - schon mit Revenge hatte er ja ordentliches Beef gehabt und sonderlich gut zu sprechen waren die beiden nicht aufeinander. Aber auch mit Nasiha deuteten sich Schwierigkeiten an - vermutlich lag das aber einfach daran, dass Vandrare für Dinge wie Interaktion mit Fähen als Wanderer kaum Zeit gehabt hatte - und Gelegenheit - denn die meisten "Loner" auf den Wolfswegen waren dann doch eher männlicher Natur. Nasiha schien dem Besuch nicht wirklich abgeneigt, wie er feststellte - jedenfalls machte sie sich keine Mühe, abweisend oder ähnlich zu wirken. Als Dannsair sich an den beiden vorbeischob, witterte der Rüde wie gehabt in des Dunklen Richtung, ohne allerdings einen Hintergrund dafür zu haben - nach außen hin jedenfalls. Vermutlich konnte Dannsair sich ob der vielen Nassen Stellen unweit des Ufers eh denken, was passiert war, zumal Vandrare zwar nicht mehr troff wie ein unausgewrungener Schwamm, aber eben auch alles andere als trocken war. Als die beinahe Unbekannte fragte, ob man störte, sah Vany wie zu erwarten war zu Nasiha. Wenn sie nichts sagte, sagte er auch nichts, beschloss er.

Devaki war – wie sollte es anders sein – im Gegensatz zu manch anderem wieder sehr viel unterwegs gewesen. Leider erfolglos, wie schon so oft in den letzten Wochen. Hätte er nicht unterwegs ein Kaninchen jagen können, der Magen hätte ihm bis zu den Pfoten gehangen. Leider konnte man das Salzwasser des Meeres nicht trinken ohne noch mehr Durst zu bekommen. Der Fluss lag weiter nördlich und der Weiher war ein sehr viel angenehmerer, ruhigerer Platz. Also schlug der Schwarze den Weg zu dem kleinen See ein. Doch die Hoffnung auf Ruhe, die sollte sich heute nicht erfüllen. Als er aus dem Wald auf die Wiese trat, konnte er bereits einige Wölfe sehen, die sich am Wasser tummelten. Erst als er näher kam, konnte er die einzelnen Rudelmitglieder langsam unterscheiden. Über den Anblick der meisten war er erfreut. „Haben wir einen neuen Rudelplatz oder zettelt ihr eine Meuterei an?“ scherzte er, als er bei den anderen ankam und schenkte jedem einen freundlich grüßenden Blick.

Nasiha verfolgte die Blicke ihres Gegenübers. Der Schwarze wurde eingehend berochen und beobachtet, bis auch die Fähe ihm wieder in den Sinn kam, aber auch Nasiha wandte erst einen Blick zu dem Dunklen, der bereits an ihnen vorbei geschritten war. Ein beinahe bedauernder Wesenszug lag in ihren Augen, als endlich die Fähe das Wort ergriff. Wenigstens einer. „Natürlich stört ihr nicht. Wir, Vandrare und ich haben uns hier wahrscheinlich beinahe genauso zufällig getroffen wie ihr.“ Der Alte hatte sie angeschaut, als wäre sie seine Mutter und musste dem Welpen erst den Umgang erlauben oder entsagen, jedenfalls war sie sich so vorgekommen. Seicht begann ihre Rute zu pendeln, als sie sich aufrichtete und zu der Fähe wandte. Sie hatte zuvor ganze Zeit mit dem Rücken zu ihr gestanden und empfand dies nun doch als unhöfflich. Hoffentlich würde sich die Dame nun auch weiter voran bewegen und nicht wieder flüchten. Der flehende Blick in den hellen Augen Nasihas sprachen davon, dass sie doch bitte nicht gehen sollte. Ihre Aufmerksamkeit zerriss, als sie die Stimme ihres Bruders in den Ohren wahrnahm. Gespitzt lauschte sie was er sprach und schmunzelte. Das Wedeln wurde freudiger, stürmischer. „Jah, wir überlegen wie wir Vandrare zum neuen Alpha machen können…“ Ein kleiner Stupser folgte gegen den zotteligen Begleiter an ihrer Seite mit einem sanften Blick.

Chezas Frage bekam er mit und musste erkennen, dass sie eindeutig die besseren Umgangsformen hegte. Vandrare war schweigsam wie eh und je, und Nasiha musste ihm einfach nur sympathisch sein. Und dann erschien auch noch derjenige, der es als einziger vermochte, dem Schwarzen wenigstens ein mattes Lächeln zu entlocken. Des Tänzers Rute wedelte noch ein bisschen mehr, als er sich Devaki zuwandte, die Ohren zuckten kurz ob Nasihas Plänen, und er schmunzelte. "Ich habe sie belauscht und wollte gerade zu dir, um von der Verschwörung zu berichten." Schleimer, aber dass er seine Worte ebenso wenig ernst meinte, wie Nasiha ihre, das war wohl klar.

Cheza war erst kurz verunsichert, als nur Schweigen folgte. Dann lächelte sie Nashia zu und nickte. Im Gegenzug zu dieser lockeren Widerlegung all ihrer Bedenken würde sie nun auch dafür sorgen, dass die Fähe nicht mehr in trauter Zweisamkeit mit dem Rüden bleiben musste, auch wenn sie um diesen Wunsch nicht wusste. Devaki gesellte sich mit einem Scherz zu ihnen, über den Cheza nur kurz schmunzeln konnte. Dannsair stellte sich als Schleimer hin, den sie selbst sogleich ein bisschen verpetzen wollte. "Hm, ich glaube eher, Dannsair steckt mit den Beiden unter einer Decke. Nicht einmal Nashia kann ihre Pfoten in Unschuld waschen...“ Damit hatte sie sich hoffentlich gleich jede Menge Freunde gemacht. War ja beinahe, als provoziere sie, dass sich alle gegen sie wandten. Trotzdem konnte sie nur kichern.

Revenge stand etwas im Abseits des Treibens, sie dachte noch an ihren letzten Versuch Anschluss ans Rudel zu finden - mit Liath. Das ging mächtig daneben. Sie war verunsichert wie sie sich verhalten sollte. Einerseits wusste sie, dass sie Teil des Rudels war, doch andererseits fühlte sie sich in Zeiten wie diesen wie ein Eindringling. Das Futter war knapp, viele Mitgleider des Rudels waren verstorben oder gegangen und der Wanderer, Talloth und sie selbst waren vor einiger Zeit einfach in dieses Revier eingebrochen. Die schwarze Fähe saß für alle sichtbar etwa 300 Meter vom Weiher entfernt, der Wind wehte aus ihrem Rücken den Nasen des Rudels entgegen. Dass sie hier stand, war also kein Geheimnis. Und doch vermied sie den Kontakt. Wieder einmal war sie weit entfernt: bei Samael.

Vandrare war Nasiha nicht undankbar dafür, dass sie den größten Teil der Kommunikation übernommen hatte. Als aber Devaki sich der kleinen, so entstandenen Gesellschaft näherte, wurde dem Rüden kalt. Eine unerklärliche Kälte war es, die in die Glieder kroch und sich dort hartnäckig einnistete, wie auch das leichte beben der gesunden Läufe andeutete. Wahrscheinlich konnte er junggebliebene Graufang im schwarzen Fell nciht einmal etwas dafür. Aber vermutlich war es Nasihas spitzfindiger Kommentar auf Devakis Frage, der den alten Rüden so reagieren ließ wie er es tat. Kurz sah er, beinahe schon hilfesuchend, zu Dannsair, überlegte es sich dann aber anders und legte sich auf der Stelle ab, sich auf den Boden pressend - wobei er peinlich genau darauf achtete, ja keinen Fellkontakt zu Nasiha zu pflegen. Der Blick ging in jede mögliche Richtung - nur nicht in die des angegrauten. "E-eigentlich ha-hab ich fi-fischen wollen, aber d-das ging schief...frag Na-Nasiha." murmelte er vor sich hin. Auf die Idee, einem Scherz aufgesessen zu sein, kam er zumindest im Moment noch nicht.

Devaki war ein paar Schritte entfernt stehen geblieben und betrachtete mit gespieltem Ernst, wie die anderen seinen Scherz aufnahmen. Nana spielte sogleich mit und bei ihrem Kommentar, dass Vandrare das Rudel übernehmen wollte, blitzte ein Schmunzeln auf seinem Fang auf. Vandrare war wohl der einzige anwesende Wolf, der diese Geschichte für voll nahm. Die Ohren des schwarzen Rüden flippten und der Blick wanderte jeweils zu den anderen, die ihre Stimme erhoben. „Hm...“, gab er nachdenklich von sich, als müsste er darüber nachdenken, wie er mit den vermeintlichen Verrätern umgehen sollte. “Ich glaube beinahe, ihr steckt alle unter einer Decke. Ich sollte mir eine Strafe für euch überlegen. Vandrare? Was meinst du denn, wäre angebracht?“ Sein Ton war – ganz und gar nicht zu den Worten passend, ausgesprochen freundlich. Doch eine Antwort erwartete er von dem stotternden, unterwürfigen Etwas auf dem Grasboden eigentlich nicht. „Nun, vielleicht sollten wir mal Revenge fragen. Sie scheint mir als Einzige nicht an der Revolte beteiligt zu sein.“ Sein Kopf drehte sich ein wenig in die Richtung der Schwarzen. Er fragte sich, warum sie abseits saß.

Die Rute der Fähe pendelte freudig und auch ihr Schmunzeln war nicht verblichen. Dannsair war also der Schleimer und Cheza die allbekannte Verräterin, dafür aber eine sehr freundliche. Eine viel wichtigere Rolle spielte allerdings der Täter, der sich wieder einmal demütig auf den Boden warf und zu stottern begann. Ihre Ohren zuckten unter der unerwarteten Wendung. Vorhin war seine Sprachfähigkeit doch das einzig gesunde an ihm, auch wenn nicht gerade reichhaltig. Verwundert legte sie einen Kopf schief, bevor sie sich aber weitere Gedanken machen konnte, flog ein Duft in ihre Nase, den sie unvermittelt mit Hasen in Verbindung brachte. Die positive Erinnerung verbreitete sich als erstes in Nasihas Magen, dann in ihrem Kopf, der schaltete und sich suchend in alle Richtungen reckte. Dem Wind folgend hielt sie inne, verschärfte ihren Blick und konnte die Dunkle hinten erkennen. Wieso hielt sie denn nur so viel Abstand? Ihre Freude schlich aus ihren Gliedern. Stumm nickte sie auf die Worte des am Boden liegenden Hellen. Darauf riss sie ihren Kopf in den Nacken und ließ für Revenge einen kurzes ‚Komm-doch-her-Heulen’ ertönen. Die Worte ihres Bruders nahm Nana ausnahmsweise überhaupt nicht wahr.

Bei all dem Aufruhr - so würde das Schauspiel Dannsair tatsächlich bezeichnen - war ihm im Gegensatz zu Nasiha und Devaki Revenge gänzlich entgangen, und so blickte er nun kurz verwirrt in die angedeutete Richtung, und erspähte die Schwarze etwas spät. Vandrares Reaktion verwunderte ihn inzwischen nicht mehr, seit ihrem letzten Gespräch wusste er, dass der Rüde etwas dünnhäutig war, was vielleicht auch an seiner Vorgeschichte liegen mochte, nach einiger Zeit aber durchaus auftauen konnte. Dannsair indes verfiel wieder in eine beobachtende Rolle, hatte zuvor noch kurz Cheza nur mit halbem Ernst angeknurrt, als sie ihn wiederum verraten wollte, und wartete nun auf das, was als 'Strafe' vorgeschlagen würde.

Cheza hob den Kopf ein wenig an, als sie von den anderen darauf aufmerksam gemacht wurde, dass noch jemand in der Nähe saß. Schon länger? Schien so. Ein bisschen überfordert betrachtete Cheza den Rüden, der dem Spaß wohl nun ausbaden musste, weil er ihn nicht als solchen verstanden hatte. Das gefiel ihr nicht. Scherze waren schließlich nur solange gelungen, wie sie niemandem schadeten. Devakis milden Worte ließen sie wieder lächeln. So würde Vandrare wieder aufgebaut werden, oder nicht? Unfreundlich oder gar böse war ja schließlich keiner von ihnen gewesen. Nur belustigt und verspielt. Dabei waren gar keine Welpen anwesend. Kaum zu glauben! Sie schwieg, damit Devaki etwas Ruhe in die Gruppe bringen konnte, mit seiner Strafe.

Revenge reagierte weder auf das Heulen, noch auf die Blicke der anderen. Sie merkte, dass sie sie musterten, doch sie war überhaupt nicht da. Immer wieder gingen ihr die Worte Devakis durch den Kopf: er hatte ihr von ihrem Bruder erzählt. Sie hob die Schnauze ein Stück und schaute in den Himmel. Wulf hatte ihn also wirklich zu sich genommen. Über ihre Wehmut vergaß sie sogar ihren Hunger. Nach einer weile erhob sie sich, kehrte den anderen den Rücken zu und verschwand ohne weiteren Erklärungen tiefer im Wald. Ein Spaziergang würde ihr helfen ihre Gedanken und Gefühle zu sortieren.

Oh Gott! Jetzt fing auch noch Devaki an, zu sprechen...und fragte gerade ihn nach einer Bestrafung? Nicht doch! Das klagende Winseln galt dem Angegrauten, ehe ein eher empörter als gänzlich verängstigter Rüde den Blick schweifen ließ. Was bitte tat denn Nasiha da? Verstärkung herbeirufen? Auch die Tatsache, dass Devaki Revengre fragen wollte, behagte dem alten Rüden nicht - er hatte den Tonfall der Fähe ihm gegenüber noch nicht vergessen! "Sie...sie wird b-böse sein!" stellte er vorab für Revenge fest, auch wenn er da vermutlich ziemlich falsch liegen würde. Der Kopf senkte sich alsbald wieder, während wenigstens das gebibbere langsam verebbt war.

Devaki kniff nach dem Heulen seiner Schwester die Augen zusammen, um Revenge besser erkennen zu können. Sie war doch weiter weg, als er angenommen hatte. Aber sie wandte sich ihnen nicht zu. Sondern ging? Deva öffnete die Augen, runzelte dafür aber die Stirn. „Nein, keine Angst, Vandrare. Sie kommt gar nicht.“ stellte er ein wenig enttäuscht fest. Ob sie immer noch glaubte, dass alle hier böse waren? Für einen Moment noch sah er ihr nach. Deva nahm sich vor mit Revenge noch einmal darüber zu reden. Wahrscheinlich war die Nachricht vom Tod ihres Bruders schwer für sie zu verarbeiten. „Als 'Strafe' – die übrigens keine ist, Vandrare, Herrgott steh endlich auf, dir tut niemand was – könntet ihr mir den Gefallen tun und ein wenig Zeit mit ihr verbringen. Mir scheint es geht ihr nicht so gut.“ Der Schalk war plötzlich verschwunden und Ernst trat an seine Stelle. Doch kaum ausgesprochen fiel Devaki wieder ein, dass es ihnen allen wohl nicht so recht gut ging, im Moment. „Schlechter, als uns.“ Ergänzte er also und warf noch einen letzten Blick hinter der Fähe her. Sie war wirklich weg.

Ohne eine Antwort wandte sich die Schwarze von Nasiha und der Gruppe ab, der Ruf ihrerseits verebbte unbeachtet. Verwundert blickte sie von dem Fleck weg, der immer kleiner wurde und baldig verschwand. Die Fähe verstand ihr Verhalten genauso wenig wie jenes des Alten, der baldig doch noch einen Herzinfarkt erleiden würde. Die nüchterne Feststellung ihres Bruders hatte etwas abstruses, jedenfalls im Verhältnis zu Vandrare. Ob die zottelige Flohschaukel denn nun wirklich etwas Beruhigendes in seinen Worten finden konnte oder nur gleich wieder die Schadenfreude packte, wie den Hasen, war etwas was Nasiha bei ihm nicht einschätzen konnte. Jedenfalls würde er sicherlich bald wieder an Fassung gewinnen und sich aufrichten, so hoffte sie jedenfalls. Dennoch, sie wusste nicht ganz genau was mit der Schwarzen war, die so freundlich war ihr Beute mit ihnen allen zu teilen. Ein Fragezeichen bildete sich in den Furchen ihrer in Falten gelegten Stirn. Der Spaß war abgeebbt und hinterließ wieder nur die bittere Wahrheit. Leider schien für viele das Leben zurzeit sehr entbehrungsreich. Hingegen fand Nana ihr Glück noch in jedem Odem und jeder Faser ihres Bruders, auch wenn sie dafür hungern sollte.

Wie, Revenge ging es am allerallerschlechtesten von allen? Für einen ganz kurzen Moment wollte Dannsair eingeschnappt und beleidigt sein, denn immerhin ging es ihm immer noch am schlimmsten, auf der ganzen Welt. Aber andererseits beruhigte ihn auch, dass seine Taktik offenbar so gut aufgegangen war. Und so nickte er Devaki nur mit ernster Miene zu, nahm sich zumindest dessen Anliegen zu Herzen und würde vielleicht auch irgendwann mal mit Revenge sprechen, wenn er Zeit hatte, und sonst nichts zu tun.. Doch irgendwie konnte er nicht mehr Positives dazu beitragen, sodass er sich lieber wieder dem Weiher zuwandte und den Blick in dessen Wasser versinken ließ, vielleicht fand sich doch noch ein Happen?

Cheza setzte sich, um ein bisschen mehr Ruhe in die Gruppe zu bringen, einfach, in dem sie selbst nichts als Ruhe ausstrahlte. Gutmütig beobachtete sie die einzelnen, bekannten und weniger bekannten Gesichter. Es war ein wenig irritierend, dass die Wölfin sich nicht zu ihnen gesellte, aber Cheza akzeptierte es, ohne die Fähe zu kennen. Es reichte schließlich, wenn sie hier einen Wolf verstörten. Zu Devakis Worten nickte sie, ihre Strafe gerne annehmend. "Wenn wir gerade so großzügig Strafen verteilen...", begann sie. "Vandrare... was könnten wir dir Gutes tun, damit du dich ein wenig wohler fühlst, in unserer Gesellschaft?" Sie hoffte, sie überforderte den Rüden nun nicht gleich damit. Ihre Worte waren jedenfalls so ruhig und freundlich, wie es ihr nur irgendwie möglich war.

Der Blick des Rüden wanderte um einige Grad in die Höhe, als Devaki sich wieder umdrehte. Eigentlich hatte er erleichtert aufatmen wollen als feststand dass Revenge nicht kam, aber irgendetwas in Devakis Tonfall hinderte ihn mit aller Vehemenz daran. Auch das einfach so erheben wollte nicht so kappen - aber widersetzte man sich denn der Aufforderung "seines" Alpharüden? Quatsch, natürlich nicht. So wollte er gerade Schwung holen um sich tatsächlich hochzuhieven - nachdem er zuvor bekunden wollte, dass er ganz gut lag - als sich Cheza einschaltete. Der Kopf drehte sich halb in ihre Richtung, aber was sie sagte klang...erstaunlich ans Herz gehend. War er so gar nicht mehr gewöhnt - man fragte ihn, was er wollte, wonach ihm begehrte? Na, so halb zumindest. "I-ich...bin zufrieden. Wi-wirklich." Klares Zeichen von Flunkerei - er stotterte. Wiederholt. Böse. "Ich...muss lernen..Scherze als solche zu...ähm...verstehen..." legte er kleinlaut nach.

Was für eine Erleichterung, dass sich der Boden nicht auftat und Vandrare verschlang, als Devaki den Rüden ansprach. Er schien seiner Aufforderung sogar zu folgen, noch ein Wunder. Deva war noch nicht ganz mit sich einig, was er von dem seltsamen Rüden halten sollte. So viel Unterwürfigkeit hatte Devaki nicht erwartet – und wollte er auch gar nicht. Es gab ihm ein Gefühl von Unwohlsein. Da sich Cheza dem Rüden annahm, trat Devaki ein paar Schritte zu seiner Schwester herüber, lächelte sie an und ließ kurz die Zunge über ihren Fang gleiten. Mit ihr würde er sicher später noch sprechen können und so sagte er nichts, sondern ging weiter. Zum Weiher, seinem eigentlichen Ziel und gesellte sich zu Dannsair, der auf das Wasser starrte. „Sie hat ihren Bruder verloren und gehört nicht dazu. Noch nicht. Im Gegensatz zu dir. Du bist hier und kannst reden, wann immer du möchtest. Mit einem Freund.“ sagte er leise und irgendwie auch entschuldigend. Er hatte den Verlust des Tänzers nicht schmälern wollen. Wahrscheinlich verstand Devaki ihn von allen am meisten, kannte er doch die Angst vor dem Verlust der eigenen Welpen nur zu gut.

Es war eine relativ glückliche Fügung. Cheza hatte anscheint mehr Chancen Vandrare wieder auf die Pfoten zu bringen. Sein Stottern verschwand allmählich. Devaki verlor auch keine Worte über den einerseits missglückten Scherz seiner Schwester, die niemals mit solch einer Reaktion gerechnet hatte. Die sanfte Liebkosung nahm Nasiha nur gern mit auf ihre Wege, auch sie schenkte ihm ein Lächeln und flüsterte beinahe, dass sie nun gehen würde. Die beiden Rüden am Weiher schienen beschäftigt. Mit einem Ohr dennoch lauschend, musste sie die Worte ihres Bruders noch aufschnappen, bevor sie ohne weiteres Zögern davon trottete. Den anderen beiden brachte sei ein aufmunterndes Nicken entgegen. „Ich wünsche noch einige genügsame Stunden.“

Und eigentlich wollte er ja auch nicht jammern, sich auffällig machen, und das normale Leben unterbrechen. Daher fühlte er sich auch glatt ein wenig schuldig, als Devaki nun zu ihm trat und die Lage Revenges erklärte. Dannsair nickte knapp, ohne den Schwarzen anzusehen und starrte etwas zu verbissen auf den kleinen Fisch, den er gerade zu seinen Pfoten entdeckt hatte. "Ich weiß.." gab er dafür kleinlaut zurück "Aber reden hilft irgendwie auch nicht, weißt du?" bei diesen Worten hob er nun den Kopf ein Stück und sah Devaki von der Seite her an, der Anflug von Schmerz in seinem Blick, den er sonst so gut zu unterdrücken wusste. Nein, er wollte nicht wehleidig sein, aber konnte man ihm verübeln, dass er über das Geschehen nicht hinwegkommen konnte und wollte?

Cheza lächelte gutmütig, als hätte sie eine solche Antwort irgendwie schon erahnt. Dennoch war für sie das Thema damit noch nicht beendet. Im Gegenteil. Wie konnte solchen Missverständnissen Abhilfe geschaffen werden? "Ich glaube, du darfst allgemein ein bisschen entspannter mit uns umgehen. Wenn du auf die Tonlagen unserer Stimmen hörst, errätst du bestimmt, wie ernst wir unsere Aussagen meinen." Sie versuchte es mit einer Ermutigung und beobachtete dabei, wie sich Devaki seinem Schützling annahm. Das schien ihr das Richtige zu sein. Im nächsten Moment verabschiedete sich aber auch Nashia, sodass sie allein bei Vandrare zurück blieb. Warum nicht. Sie erhob sich, um etwas näher zu treten und dich dann gemütlich hinzulegen. Ihr Blick lag ruhig und freundlich auf dem Rüden.

Da gingen sie alle dahin. Die Schwarze, von der er kaum etwas gesehen hatte ging, Devaki gesellte sich zu Dannsair und nun ging auch noch die Alphaschwester ihrer Wege. Wenn das so weiterging, würde er bald alleine hier herumliegen. Cheza aber bemühte sich, den aufgenommenen Punkt weiterzubegehen. Auf den Klang der Stimmen lauschen? Gut, das wäre natürlich eine Möglichkeit, aber da hatte Vandrare doch Bedenken. "Einige, wie Devaki, verstehen es sehr gut, ihre...Tonlagen so anzupassen dass man das eben nicht merkt." Ein kleiner Vorwurf? Vielleicht. Aber wahrscheinlich wusste es der Graueschwarze nicht besser. Da Cheza blieb - und sich gleichsam ablegte - drehte sich Vany ein wenig, so dass der lädierte Lauf schließlich oben zu liegen kam. "Hast Du sonst noch Weisheiten, Wölfin?" Hätte er lauter gesprochen, oh...es wäre als Protest zu verstehen gewesen. Aber wie war das mit der Tonlage?

Devaki schwieg kurz und starrte ebenso den Fisch im Wasser an, wie Dannsair es zuvor getan hatte. Er konnte sich gut vorstellen, dass der Schmerz nicht verging. Dass es weh tat und jeder Gedanke an die verlorene Zeit eine Qual war. „Ja, ich weiß... es wird auch nichts helfen. Niemand wird dir helfen können. Nicht einmal ich, nur du selbst.“ erklärte er mit sanfter Stimme und wandte nun den Kopf zu Dannsair, um ihn direkt und mit weichem Blick anzusehen. Auch, wenn der Rüde vielleicht kein Mitleid wollte oder brauchte. Er hatte das von Devaki trotzdem.

Cheza kicherte leise. "Devaki ist wohl besonders hinterhältig...", merkte sie an und betonte den belustigten Unterton mit Absicht noch mehr. War der Rüde mit Ironie vertraut? Schwer zu sagen. Seine Frage irritierte sie ein wenig. Weisheiten? Hm... Gab es etwas, dass sie ihm mitgeben konnte, um ihm zu helfen. "Ich versuche immer davon auszugehen, dass mir die Wölfe, die mir begegnen, wohlgesonnen sind.", dachte sie laut. "Das kann man aber auch als naiv werten..."

Und da waren sie wieder an einem Punkt angelangt, an dem der Rüde schon seit Wochen nagte. Fremde Hilfe hatte nichts gebracht, selbst die unterschiedlichsten Herangehensweisen nicht. Arkas hatte ihm kurz helfen können, indem er jemand sein konnte, auf den Dannsair die ganze Schuld abladen hatte können. Aber auch das war ihm auf Dauer.. zu einfahc vorgekommen. Immer noch hegte er einen Groll gegen den Rüden, aber letztendlich war er mit seinem Kummer wieder allein. "Das habe ich ja versucht.." ließ er Devaki schließlich wissen, denn dieser sollte nicht denken, der Schwarze hätte nur leidend in der Ecke gelegen. Er hatte versucht, sich mit dem Geschehenen auseinander zu setzen, war gescheitert. Er hatte versucht, zu verdrängen, war gescheitert. Und so lebte er nun eine Maske, die es wenigstens nach außen erträglicher machte.

Ironie war Vandrare vermutlich öfter begegnet als er wahrhaben wollte, doch dahinterzukommen was nun ironisch gemeint war und was nicht - schier unmöglich. Aber Devaki besonders hinterhältig? "Ist es nicht seine Aufgabe, hinterhältig zu sein?" Wahrscheinlich war das die Lernerfahrung die der Rüde bisher im Umgang mit Ranghöheren gesammelt hatte...da konnte Devaki ja eigentlich nichts für. "Wenn man oft genug die Erfahrung gemacht hat, dass...dass sie es nicht sind, funktioniert das aber nicht.." gab er zu bedenken, gerade auf Chezas letztere Worte.

Cheza starrte Vandrare ein bisschen schockiert an, ehe sie zu ihrer Ruhe zurück fand und den Kopf schüttelte. "Nein. Nein, ganz bestimmt nicht. Devakis Aufgabe ist es, die Wölfe zu schützen, die ihm folgen und sie zusammen zu halten.", erklärte sie geduldig. "Und für jeden ein offenes Ohr zu haben, der ihn braucht." Das waren im Groben die Aufgaben eines Leitwolfs, oder nicht? "Es ist dann schwerer... das stimmt.", gab sie nun ihrerseits zu bedenken.

Immerhin schien Cheza zu verstehen, worauf der Rüde hinauswollte - verstanden zu werden war keine Selbstverständlichkeit, wie Vandrare wusste...und in seiner Situation ein riesengroßer Pluspunkt. "Interessante Aufgaben..." stellte er nickend fest, behielt den Kopf oben aber schloss die Augen. "Und was ist unsere Aufgabe? Deine? Meine?" Das wollte er auch noch wissen, spürend wie der Kopf langsam schwerer wurde.

„Und wie hast du es versucht?“ Es war eine einfache Frage. Aber irgendwie war sie doch... entscheidend. Devaki hatte einige Zeit gebraucht, bis er den Tod von Réan verarbeitet hatte. Bis er den Tod seiner Mutter verarbeitet hatte und auch Siyis und Yorubas Ableben waren nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Es war schwer einzuschätzen, was in Dannsairs Kopf vorging. Das war es schon immer gewesen, aber in diesem Fall noch einmal viel mehr. „Hast du dir selbst die Schuld gegeben? Hast du anderen die Schuld gegeben? Die Schuldfrage ist nicht das Entscheidende, Dann. Du musst es akzeptieren. Es ist geschehen. Grausam ist es, schrecklich und ungerecht obendrein. Aber es ist geschehen. Du kannst es nicht ändern. Niemand kann das.“ Es war ein sanftes Murmeln, der Versuch der Erklärung, der Versuch dem Rüden die Einsicht zu bringen oder ihm zumindest eine Hilfestellung. Denn Devaki gefiel der traurige, nachdenkliche Dannsair nicht. So war sein Freund nicht, nie gewesen und so sollte er auch nicht sein. Er sollte froh sein, lachen, tanzen und Späße machen. Ganz wie früher. „Es ist ein Teil von dir, wie alles was du durchmachst. Vielleicht hilft es, wenn du es akzeptierst.“

Cheza lächelte, vielleicht ein bisschen, wie über einen jungen Schüler. Das war zwar unangebracht, aber was spielte das Alter schon für eine Rolle. Im Lernen blieb doch jeder Wolf immer ein Welpe. "Wir bemühen uns, für das Rudel einzustehen, so gut wir können.", begann sie und entschied, dass sie ein bisschen mehr sagen musste. "Wir tun unser Bestes, damit der Zusammenhalt im Rudel funktioniert. Wir kümmern uns um alle anderen, so gut wir können und halten uns dabei an das, was Devaki von uns verlangt, solange er gut für uns sorgt." Sie betrachtete den Rüden. "Unsere Stärken sollten wir ins Rudel einbringen."

Und wie die Schuldfrage entscheident war. Oder nicht? Wenn Dannsair es hätte verhindern können, dann.. 'hätte'. Früher war es ihm leicht gefallen, solche Dinge zu vergessen, denn - wie Devaki ganz richtig anmerkte - sie waren geschehen und nicht mehr zu ändern. Aber in dem Fall wollte ihm das einfach nicht gelingen. Er schüttelte kurz den Kopf, wollte die 'Einfachheit' der Worte nicht gleich akzeptieren. "Als ich Arkas die Schuld gegeben habe, hat es geholfen" bemerkte er trocken. "Aber gerade, weil ich weiß, dass ich Schuld bin, kann ich nicht einfach so darüber hinwegsehen." Er schluckte, seine Stimme war etwas angerauht, er hatte dieses Thema lange nicht mehr so direkt ansprechen müssen. "Es ist so viel Wut.." begann er, brachte den Satz aber nicht zuende, denn seine Stimme wollte ihm versagen. Er schätzte wirklich sehr, dass Devaki ihm zur Seite stand und vermutete, dass jener wusste, wovon er sprach. Vielleicht würde es einfach noch dauern..

Vermutlich wäre Vandrare mindestens noch die letzte Zeit auch ähnlich eines jungen Schülers - genug zu lernen hatte er jedenfalls. Was nicht hieß, dass er zwei Schritte auf einmal nehmen würde, nur wiel er älter war...vielmehr kehrte sich das vermutlich ins Gegenteil um. Die Erklärung, die Cheza fand war schlüssig, plausibel - und passte im Grunde zu dem Bild was der Rüde bisher von dem Graufang hatte gewinnen können. "Und die, die kaum Stärken haben...müssen sich eben neue schaffen. Hm?" Das war eine durchaus ernstgemeinte Frage - bis auf sein scheinbar weitgefasstes Wissen hatte Vandrare ja kaum etwas vorzuweisen. Aber von dem was er besaß gab er gern ab - und wer wusste schon, ob aus ihm nicht doch eines Tages ein passabler Fischer werden würde?

Er schmunzelte flüchtig, als Dannsair Arkas erwähnte. Ja, ein bisschen Wut war manchmal nicht schlecht. Und in Dannsairs Augen hatte sie wohl niemand mehr verdient als der Rüde. Aber das war nicht der springende Punkt. „Du bist nicht schuld. Du hast ihr die Viren nicht in den Körper gepflanzt, du hast sie nicht krank gemacht. Die Krankheit hat sie dir genommen, niemand sonst.“ Ob Dannsair das vergessen hatte. Der Ton des Schwarzen wurde eindringlicher, als er versuchte dem Tänzer das klar zu machen. „Auf wen also bist du wütend? Auf die Natur?“ Oder auf dich selbst? Devaki hatte viel Zeit mit Yoruba verbracht – und auch er hatte Dannsairs väterliche Eifersucht einmal zu spüren bekommen. Aber Yoru hatte ihn trotz allem geliebt – und Dannsair hatte seine Tochter geliebt. Spätestens jetzt würde es jedem klar geworden sein.


Re: "Meuterei" am Weiher | vor Plot 15 - Devaki - 10.12.2012

Und wieder klang es so vernünftig, was Devaki sprach, aber Dannsairs Vernunft hatte in dem Punkt immer noch nicht wieder eingesetzt. Naja, Vernunft generell, wir wissen. Trotzdem verstand er sehr wohl, das der Schwarze ihm da sagen wollte. Und zu einem gewissen Anteil musste er ihm wohl Recht geben, am Tod seiner Tochter war er nicht Schuld. Es sei denn, er hätte sie vom Fressen des Kadavers abgehalten.. Aber das konnte nun mal niemand wissen, und er hatte geholfen, so weit er konnte. Allerdings war es auch nicht das, was ihn so wütend machte. "Ich weiß, und wahrscheinlich hatte das sogar seinen Sinn und Zweck, weil die Gesetze der Natur.." seine Stimme war mit einem Mal verächtlich, und beinahe schämte er sich dafür. Sowas hatte er als Welpe gelernt, dass alles aus einem bestimmten Grund geschah, jetzt glaubte er daran nicht mehr. "Vielmehr ist es die Wut darauf, unsere Zeit nicht genutzt zu haben. Und zu spät gelernt zu haben."

Devaki verstand, was Dannsair meinte. Seine Tochter hatte wahrscheinlich mehr Zeit mit anderen Rüden aus dem Rudel verbracht als mit ihrem Vater. Dass diese Einsicht für Dann so spät kam, tat dem Leitwolf wahnsinnig leid. Er hätte dem Tänzer noch viel viel mehr Gelegenheiten gewünscht seine Tochter richtig kennen zu lernen. „Hm... Aber auch das kannst du nun nicht mehr ändern. Du kannst nur daraus lernen – und es bei deiner nächsten Tochter besser machen.“ Für Devaki war es nicht selbstverständlich, dass Dann noch einmal Welpen würde haben wollen – oder dass er noch einmal die Gelegenheit dazu bekam. Aber es war nicht unmöglich und vielleicht eine Möglichkeit das Geschehene besser zu verarbeiten.

Die Gedanken in seinem Kopf machten ihn wieder etwas schwindelig, und er versuchte, mehr auf das zu hören, was Devaki sprach. Lieber wieder ein bisschen ablenken. Nicht zu weit in das Vergangene rutschen. Es war vorbei. Allerdings hörte er bei der Gelegenheit auch etwas, das ihn völlig verdutzte und so sah er den Schwarzen überrascht bis verständnislos an "Die nächste? Warum sollte ich? Und mit wem..?" Er war sichtlich verwirrt. Es war dem Tänzer noch nie in den Sinn gekommen, dass sich solche DInge wiederholen konnten, letztendlich war Yoruba ein "Unfall" gewesen, und mit Yeven hatte ihn nun wirklich nicht die große Liebe verbunden. Hatte Devaki etwa vor, noch mehr Welpen in die Welt zu setzen? Moment.. geschah das jetzt jedes Jahr? Schreck.

Irgendwie hatte er befürchtet, dass er dafür Unverständnis ernten würde. „Ich meinte damit nur, dass du aus deiner Erfahrung lernen musst. Und dass du es Yoru schuldig bist, ein bisschen mehr Verantwortung zu übernehmen. Du bist nicht mehr allein. Du hast nun Wölfe, die für dich da sind und für die du da sein musst. Du kannst nicht ändern, was passiert ist. Aber du kannst etwas daran ändern, was passieren wird.“ Devaki wollte Dannsair nicht umkrempeln. Er mochte seinen Freund so wie er war – mit seiner Lebensfreude, seinem Übermut und seiner kecken Neugier, die keine Regeln kannte. Doch ab und an wäre es für den Rüden sicher gut die Waage zwischen Verantwortung und der Tänzer-Art zu finden.

Nagut, das konnte ihn ein bisschen beruhigen. Trotzdem hatte er abermals wirre Bilder im Kopf, wie die Welpen immer mehr wurden, und versuchte abermals, seine Konzentration auf das Wesentliche zu lenken. "Und du hast ja Recht." gab er leise zu. Wieder mal. "Es ist nur so verrückt, dass erst so schlimme Dinge passieren müssen, damit man aus seinen Fehlern lernt." Und wie es das war. Warum hatte ihm nicht einfach mal jemand sagen können, dass.. hatten sie, oder? Er schüttelte abwehrend den Kopf, und blickte stattdessen auf das weiche Wasser des Weihers. "Bei dir kam das Alles so.. natürlich. Als hättest du nie etwas anderes gemacht."

Warum das Leben so grausam sein konnte, darauf konnte Devaki auch keine Antwort geben. Es war schon so, seit er denken konnte. Wölfe kamen und gingen, egal ob man sich um sie kümmerte oder nicht. Als Dannsair auf ihn ansprach hob Devaki den Kopf und sah den Schwarzen neben sich einen Augenblick lang schweigend an. Dann schüttelte er sanft den Kopf und schaute ebenso wieder aufs Wasser. „Auch ich bin nicht perfekt. Niemand ist das. Ich versuche nur das so gut wie möglich anzuwenden, was ich in meinem Leben gelernt habe. Und das besser zu machen, was ich für falsch erachte.“

Wie, Devaki nicht perfekt? So viele neue Dinge, die der Tänzer jeden Tag lernen musste. Schon wieder wirkte er ungläubig, hatte einen Blick drauf, als wolle er dem Schwarzen sagen, er habe erkannt, dass er ihm einen Bären aufbinden wollte. Aber seine Stimme klang so gar nicht nach Spaß, vielleicht meinte er es ernst? "Das machst du gut." gab er zu, auch um die Zweifel, die Devaki offensichtlich an sich selbst hegte, zu vertreiben. Wenn er einen Wolf kannte, der immer wusste, wo lang es geht, dann war er es. Und wenn es nun hieß, dass nicht mal Devaki perfekt war, wie sollte dann Dannsair jemals einen Zustand des "Okay-Seins" erreichen. "Da frage ich mich manchmal, ob ich früher einfach nichts gelernt habe.."

Er lächelte kurz und nickte dankend als Antwort. Dannsair war nicht der Einzige, der das so sah. Aber darum ging es hier nicht. Es ging um den Tänzer und darum, wie er den Weg zurück zur Fröhlichkeit finden konnte. „Oh, du hast ganz sicher einiges gelernt. Nur eben andere Dinge, die aber ebenso wichtig sind. Du weißt, wie man das Leben leicht nimmt. Wie man es genießen kann. Das ist viel wert.“ stellte er freundlich fest, widerstand aber dem Drang seinem Freund näckisch in die Seite zu stupsen. Stattdessen drehte er einfach den Kopf und lächelte aufmunternd.

Nachdenklich neigte er den Kopf zur Seite und erwiderte Devakis Blick nur kurz. Auch das klang gut, vor Allem weil es von ihm kam. Aber immer noch hatte er seine Zweifel, denn so richtig einleuchtend schien es nicht. "Das stimmt, vielleicht. Aber das hat noch niemandem so richtig genützt." Außer dass er damit bei den Welpen Pluspunkte hatte sammeln können. "Ich würde auch gerne.. was Richtiges können." Jagen zum Beispiel, das wäre doch mal ein Anfang. Also nein, er glaubte nicht, dass er völlig nutzlos war, immerhin hatte er das Gefühl, von Grund auf ein guter Wolf zu sein, aber immer noch fehlte ihm eine Aufgabe, die bestimmte, wo sein Platz im Rudel war. Oder kam es nur ihm so vor...

Devaki sparte es sich zu widersprechen. In den letzten Wochen hätten sie die sonstigen Aufmunterungen den Tänzers gut gebrauchen können, um die Stimmung ein wenig zu heben. Dannsair war wie ein kleiner Hofnarr. Liebenswürdig, tollpatschig und lustig und manchmal war es genau das, was ein Rudel brauchte. Jemanden, der das Leben nicht so schwer nahm. Der die Wölfe zum Lachen brachte, selbst wenn ihnen nicht dazu zumute war. Aber Deva hatte das Gefühl, dass diese Argumente bei Dann momentan nicht auf fruchtbaren Boden stoßen würden. “Was ist denn was 'Richtiges'? Willst du Leitwolf sein? Bitte, ich tausche gerne. Na, was hälst du davon? Du mimst eine Woche den harten, immer alles wissenden, weisen und unfehlbaren Rüden und ich tue einfach das... was du tust. Fröhlich sein, die anderen aufmuntern, hier und da ein bisschen Welpen mit Abenteuern versorgen.“ schlug er halb im Scherz vor, obwohl es ihm im Grunde wirklcih ein wenig ernst war. Devaki hätte gerne mit Dannsair getauscht. Und wenn es nur für wenige Tage war.

Er erschrak, zuckte ein ganz klein wenig zusammen. So hatte er das doch nun auch nicht gemeint. Devaki seinen Job streitig machen, das war das Letzte, woran er dachte. Energisch schüttelte er den Kopf. "Ich glaube kaum, dass ich das besser könnte." versuchte er zu beschwichtigen. Ihm graute nach wie vor vor zu viel Verantwortung, aber sicher, da war es schwierig, nach Aufgaben zu schreien, nur um sich denen dann nicht gewachsen zu fühlen. "Du willst sagen, es reicht, wenn ich einfach.. so weitermache?" Er betonte das 'reicht', denn er war sich nicht ganz sicher, ob das so stimmte. Und vielleicht.. In seinem Kopf rotierte es, vielleicht musste er es langsam angehen. Und trotzdem, Devaki war nunmal nicht älter als er selbst und wirkte, als hätte er viele Jahre der Erfahrung mehr auf dem Buckel. "Vielleicht sollte ich erstmal dabei bleiben, was ich kann.." murmelte er. Es schien ihn nicht ganz zufrieden zu stellen, aber es war möglicherweise ein Ansatz zu einem besseren, von ihm ersehnten Ich.

Devaki wog den Kopf nachdenklich hin und her. „Ach, ich weiß nicht. Wir sind nicht vergleichbar. Du würdest es eben auf deine Art machen. Die Welpen fänden es sicher toll.“ Er lächelte bei dem Gedanken und stieß dem anderen Rüden nun doch die Nase gegen den Hals. „Aber keine Angst, so viel Verantwortung auf einmal, will ich dir gar nicht aufhalsen. Also... vielleicht ein bisschen mehr Verantwortung als früher, aber trotzdem fröhlich und einfach... Dannsair sein?“ schlug er vor und stimmte damit dem Vorschlag seines Freundes halb zu. Es war schwer in Worte zu fassen, welche Qualitäten Dannsair als Rudelwolf hatte. In den Augen einiger war er wohl ein nutzloser Tunichtgut. Aber nicht bei Devaki. Der wusste, dass der Tänzer durchaus brauchbar war.

Es fiel ihm immer noch schwer, vernünftige Gedanken zu fassen, und den Worten Devakis in seinem eigenen Kopf zu folgen, sodass er für sich daraus geeignete Schlüsse ziehen konnte. Aber langsam zeichnete sich ein Bild ab, dass es so werden würde wie früher, nur eben ein bisschen anders. Die Berührung Devakis ließ ihn wieder aufhorchen, und diesmal schenkte er ihm glatt ein Lächeln. Ja, das stimmt wohl. Bei den Welpen hatte er das Gefühl, einen Stein im Brett zu haben, einem mit Disney bekannten Beobachter würde sich vielleicht das Bild von Peter Pan aufdrängen. Und wiederum erleichterte ihn, dass zumindest mit Devaki alles wie früher war. Wenn auch nicht ganz.. "Selber. Du bist ja in letzter Zeit auch nicht gerade.. ein Grinsewolf." gab er ohne Vorwurf zu bedenken.

Ein Lächeln! Wahnsinn! Devaki fühlte ein wenig Stolz in sich aufsteigen und das Gefühl es irgendwie geschafft zu haben die trüben Gedanken aus Danns Kopf wenigstens einen Moment zu vertreiben, war unbeschreiblich gut. Ein Lächeln war ein Anfang, nun mussten sie alle nur noch dafür sorgen, dass sie es wieder öfter zu sehen bekamen. Achja und apopros. Devaki war es eigentlich nicht so recht, dass sie nun wieder auf ihn zu sprechen kamen. Aber er wollte auch nicht Spielverderber sein und ausweichen. „Na ja. Die letzten Wochen waren nicht so einfach. Ich bin jetzt... allein. Keine Siyi mehr, die mir ein bisschen Verantwortung abnimmt oder mit mir zusammen Entscheidungen trifft. Das ist manchmal nicht so einfach, auch wenn es einfach aussehen mag.“

Ha, Revanche. Naja, auch wenn der Anlass kein schöner war, denn auch diesen Verlust konnte Dannsair nachvollziehen, auch wenn es sicherlich.. nochmal was ganz anderes war, aber Devaki schien immer alles so gut zu meistern. Umso weniger wussten die Wölfe, dass er eigentlich Hilfe brauchte. Konnte ja keiner in seinen Kopf gucken. Nun war es an ihm, dem Schwarzen sacht mit der Nase gegen die Schulter zu stupsen und ein aufmunterndes Lächeln aufzulegen. "Dann lass dir doch mal helfen. Ich werde immer mein Bestes tun, mal sehen, wie weit das reicht."

Das Stupsen war... angenehm. Devaki hatte lange keine Berührung als so freundschaftlich und aufmunternd empfunden wie die von Dannsair jetzt. Er nickte und lächelte. „Ich warne dich... ich werde darauf zurückkommen, mein Freund.“ mahnte er den Schwarzen neben sich halb im Scherz und stand auf, um sich aus der trüben Aufs-Wasser-Starren-Stimmung ein wenig zu lösen. „Und da das Wild noch immer knapp ist, könntest du sogar gleich damit anfangen. Komm, wir gehen auf Spurensuche.“ Eigentlich war er ja schon unterwegs gewesen und müde, als er hier ankam. Aber das Gespräch hatte auch den Leitwolf ein wenig aufgeheitert. Und gegen einen Spaziergang in guter Begleitung, war ja ohnehin nie etwas einzuwenden.