Night-Wolves
15 | Abschied - Druckversion

+- Night-Wolves (https://nightys.schattenwanderer.net)
+-- Forum: Rollenspiel (https://nightys.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=7)
+--- Forum: Rollenspiel (https://nightys.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=18)
+--- Thema: 15 | Abschied (/showthread.php?tid=223)

Seiten: 1 2 3 4 5


Re: 15 | Abschied - Rylai - 19.01.2013

Dannsair war froh, wieder etwas Begleitung und somit Abwechslung zu haben. Am Rudelplatz waren sie noch zu viert gewesen, doch irgendwie hatte sich das kleine Grüppchen um Cheza, Liath, Kody und ihn dann wieder gespaltet, sodass er und der junge Braune getrennt von den Beiden loszogen. Ziellos spazierten sie durch das Revier, bis der Schwarze schließlich soetwas wie eine Fährte gefunden hatte, der er unbedingt folgen wollte. Kody verweilte noch etwas, hatte wohl seinerseits was Spannendes in der Nase, sodass der Tänzer sich alleine seinen Weg bahnte, und irgendwie das Gefühl hatte, in dieser Ecke des Reviers nicht alleine zu sein, dabei hatte sich niemand angekündigt..

Rylai gefiel der Gedanke, jetzt wieder umzukehren, überhaupt nicht. Schon überlegte sie sich allerhand Gründe, warum sie weitergehen und tiefer in das fremde Revier eindringen sollten, da nahm das Schicksal ihnen die Entscheidung ab. „Dubh, da kommt jemand!“, flüsterte sie aufgeregt, hob die Nase und witterte erwartungsvoll. Kein Zweifel, sie waren entdeckt worden, und jemand kam geradewegs auf sie zu.

Dubh hatte sich bereits zum Gehen gewandt, er hatte eigentlich nicht weiter darüber diskutieren wollen. Sicherlich gab es Gründe weiterzugehen, aber die gab es auch dem hier einfach den Rücken zu kehren. Doch in der Bewegung verharrte er, drehte sch zu Rylai um. Das war nicht so gut, wie er gedacht hatte. "Verdammt", murmelte er, beobachtete noch aufmerksamer als zuvor die Umgebung.

Dannsair hatte eigentlich damit gerechnet, alleine zu sein, aber sein Glaube wurde binnen Minuten zerstört. Es war nicht nur ein fremder Geruch, sondern zwischen den Bäumen auch fremde Gestalten zu erkennen. Er ließ ein dunkles Brummen hören und verlangsamte seinen Schritt ein wenig. Etwas unsicher fühlte sich der Schwarze, denn noch nie war er alleine rudelfremden Wölfen gegenüber getreten. Aber er hatte schon oft beobachtet, wie man sich zu verhalten hatte, und so fasste er neuen Mut und trat schließlich vor die Beiden. "Erm.. Grüße." kam er schließlich zu Wort, nachdem er sie einen kurzen Moment schweigend gemustert hatte. Der Rüde war ganz schön groß, und die junge Fähe wollte so gar nicht in das Bild passen, vielleicht ließ ihn diese Tatsache erstmal verwirrt sein, sodass er nicht gleich erkannte, wer da eigentlich vor ihm stand..

Rylai spielte skeptisch mit den Ohren, als Dubh fluchte. Noch empfand sie die Lage nicht als sonderlich ernst, sondern eher spannend. Es roch ja schließlich nicht so, als wäre ihnen bereits das ganze Rudel auf den Fersen. Nein, momentan war es nur ein einziger Wolf, und mit einem würden sie schon fertig werden, auch wenn er sie vertreiben wollte, oder? Als er in Sichtweite kam, stutzte sie erstmal, denn der Fremde sah doch tatsächlich ein bisschen wie Dubh aus – nur dass er nicht so unfreundlich reagierte wie erwartet und wie Dubh es an seiner Stelle wohl getan hätte. „Hallo“, sagte sie, legte den Kopf schief und blickte dann erwartungsvoll zu ihrem Begleiter.

Dubh hatte einen Schritt vorgemacht, wusste er Rylai nicht so gerne vor sich, hielt er es doch ein wenig für seine Aufgabe auf sie Acht zu geben. Als der fremde Wolf in Sichtweite kam, hatte er erst einmal kein Auge für sein Aussehen, er war nur froh darüber, dass es sich nur um einen Wolf handelte und nicht gleich mehrere, das wäre nur schwieriger geworden, dennoch blieb seine Haltung angespannt, während er einen Blick zu Rylai warf. Er wollte sich nur vergewissern, dass sie noch da war. Kurz zuckten seine Lefzen, eigentlich gebot es ihm ja die Höflichkeit einen Gruß zu erwidern, doch es wäre nicht sonderlich freundlich gewesen, mehr ruppig und dann hielt er sich doch erst einmal zurück, ehe er etwas Falsches sagte. Insgeheim verfluchte er bereits ihr Glück in der letzten Zeit nur selten auf fremde Wölfe gestoßen zu sein, so war er nun etwas eingerostet.

Dannsair hatte das dumme Gefühl, dass seine beiden Gegenüber auch nicht gerade die Gesprächigsten waren, das die ganze Situation für ihn eher erschwerte. Seine Rute pendelte etwas nervös hin und her, während seine Nase kurz zuckte. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er geglaubt, etwas anderes gerochen zu haben, doch das musste mit seiner Nervosität zusammenhängen. "Also.. Ihr seid hier in unser Revier eingedrungen. Auch wenn wir es gerade verlassen.." Das war kein guter Anfang. Wo war denn seine Souveränität geblieben? "Wer seid ihr?" schließlich hatte er sich gefangen und die letzten Worte in etwas strengerem Ton hervorgebracht. Hoffentlich war noch nicht alles verloren..

Rylai runzelte die Stirn, als Dubh sich vor sie stellte, als ob man sie beschützen müsste. Sie war doch kein kleiner Welpe mehr, und außerdem machte der Fremde gar keinen so schlimmen Eindruck, wie sie fand. Unbeeindruckt drängte sie sich wieder an Dubhs Seite, als der Schwarze zu sprechen begann. „Wir haben Hunger“, sagte sie. „Aber im Wald gibt es nichts. Geht ihr deshalb weg?“ Sicher nicht gerade der glücklichste Einstieg, immerhin gestand sie gerade, dass sie Beute stibitzen wollten. Aber der Fremde schüchterte sie nicht annähernd genug ein, als dass sie sich auf die Zunge gebissen hätte. „Ich bin Rylai, und du?“

Dubh war nicht gerade begeistert davon, dass Rylai sofort alles erzählte. Er hätte es ja vorgezogen, dass sie so schnell wie möglich wieder verschwanden. Würde sich nun wohl schwierig gestalten. "Wir sind tiefer vorgedrungen, als wir es eigentlich vorhatten", gestand er, blickte den schwarzen vor sich zum ersten Mal genauer an. Kurz legte er den Kopf schief, ehe er diesen wieder schüttelte und dann fortfuhr: "Wir hatten ohnehin vor wieder zu gehen, wir können eine Auseinandersetzung nicht gebrauchen." Hoffentlich würde das der andere Wolf auch so sehen. Seinen Namen zu nennen, sah er ,scheinbar anders als Rylai, nicht als Notwendigkeit an, dennoch würde es ihn von dem anderen interessieren.

Dannsair runzelte leicht die Stirn, als die Fähe - die sich als Rylai vorgestellt hatte - die fehlende Beute erwähnte. Also war das Problem weitreichender, als gedacht und ein Umzug wirklich die einzige Lösung. "Ja, in der Tat sind wir auf der Suche nach neuen Jagdgründen." gestand er ein, und musterte die Beiden, von denen zumindest der Rüde nicht unbedingt unterernährt wirkte. "Mein Name ist Dannsair, und auf Auseinandersetzungen habe ich auch keine Lust, aber davon war ja auch nie die Rede." setzte er schmunzelnd hinzu, und fand langsam Gefallen an diesem Gespräch, löste sich ein wenig und wurde wieder er selbst. Er machte höchstwahrscheinlich nicht den Eindruck, Alpha zu sein, aber das wollte er ja auch gar nicht.

Rylai war schon ein bisschen enttäuscht, als Dubh direkt abwiegelte und den Rückzug antreten wollte. Nicht, dass sie Dubhs Gesellschaft nicht zu schätzen wusste, aber für eine aufgeweckte junge Wölfin war es teilweise schon ein bisschen öde, keinen Kontakt zu anderen Artgenossen zu haben. „Wohin geht ihr denn?“, fragte sie, um Zeit zu gewinnen und das Gespräch noch ein wenig in die Länge zu ziehen. Denn insgeheim befürchtete sie, dass Dubh jeden Moment auf dem Absatz kehrtmachen und davongehen könnte. Und wie lange würde es wohl dauern, bis sie wieder ein paar Wölfe trafen, mit denen sie sich unterhalten konnte?

Dubh war nicht sonderlich verblüfft darüber, dass das ansässige Rudel sich ein neues Revier suchen wollte. Eine derartige Beuteleere hatte er bisher kaum irgendwo gesehen, es verwunderte ihn also nicht allzu sehr. Und Rylai hatte vermutlich mit ihrer Befürchtung recht gehabt, die Verabschiedung lag ihm schon auf der Zunge und nur ihre Frage hielt ihn ab zu gehen. Zurücklassen wollte er sie natürlich nicht. Doch der Name des Wolfes, machte ihm hinter seiner ernsten Fassade zu schaffen. Es begann zu rattern, als er alle Namen durchratterte, die er in der Vergangenheit gehörte. Ganz leise begann es in einem Hinterstübchen zu klingeln. Aber war das wahrscheinlich? So schwieg Dubh weiter und kniff die Augen ein wenig zusammen, beobachtete Dannsair aufmerksam.

Dannsair war dann doch ein wenig verblüfft, dass der jungen Fähe "die ganze Arbeit", also das Reden überlassen wurde, während der Schwarze seinen Namen nicht nannte und stattdessen nur griesgrämig dreinblickte. Naja, wie er wollte, Dannsair hatte inzwischen Erfahrung mit solchen Gemütern und würde ihn nicht zu seinem Glück zwingen. Stattdessen musterte er wieder Rylai, die diese Begegnung mehr zu genießen schien, als ihr Begleiter. "Ich.. weiß noch nicht, wohin genau wir gehen, auf jeden Fall weg von hier." Er überlegte einen Moment, und dann kam ihm DIE Idee. "Ihr solltet mitkommen! Hier im Revier würdet ihr genauso verhungern, wie wir, und den Winter in einem Rudel zu verbringen, ist doch immer noch sicherer, als nur zu zweit." Seine Rute pendelte wieder munter, und er war stolz, dass er doch manchmal ganz gute Gedanken hatte.

Rylai klappte unzufrieden ein Ohr zurück, als Dubh auch weiterhin nichts sagte, gleichzeitig wunderte es sie aber überhaupt nicht. Sie hatte schon vor langer Zeit lernen müssen, dass der Schwarze nicht sonderlich gesprächig war, und sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. Mit schiefgelegtem Kopf lauschte sie Dannsairs Worten und es bedurfte nicht viel Bedenkzeit, um sie von dieser Idee zu überzeugen. Wenn es ihnen beim Rudel nicht gefiel, konnten sie ja jederzeit wieder gehen, und für ein wenig Zerstreuung dürften die anderen Wölfe allemal gut sein. Überschwänglich begann ihre Rute zu pendeln, während sie bittend zu ihrem Begleiter aufblickte. „Ist das nicht eine tolle Idee, Dubh? Wenigstens ein Stückchen könnten wir ja gemeinsam mit ihnen gehen?“ Den ganzen Winter bei ihnen zu verbringen, wie Dannsair vorgeschlagen hatte, kam ihr bei Dubh dann doch etwas zu hoch gegriffen vor.

Dubh war wirklich nicht sonderlich angetan von dieser Idee, die scheinbar beide unglaublich gut fanden. Prüfend musterte er wieder den fremden Wolf. Er glaubte nicht, dass es so einfach ein Rudel zu verlassen, wenn man sich ihnen erst einmal angeschlossen hatte. Gerne wurde es bestimmt nicht gesehen. Nur ein Stück mit ihnen zu gehen, würde ja ohnehin ausscheiden. Auf der anderen Seite gab es die Möglichkeit, dass sie so erfolgreicher bei der Jagd wären, sofern sie auf Beute stießen, auch dafür gab es keine Garantie. Leider. Er musterte Rylai, für sie schien das alles nur ein einziges großes Abenteuer zu werden, er war sich da nicht so sicher und dann war da noch dieser Wolf. "Bevor wir zu einer Entscheidung kommen, hätte ich da eine Frage, Dannsair...das war es doch gewesen, oder? Der Name kommt mir bekannt vor, besteht die Möglichkeit, dass man sich schon einmal getroffen hat?" Lieber einmal kurz nachfragen, ehe man gleich mit der Tür ins Haus fiel.

Dannsair freute sich zu sehen, dass wenigstens Rylai seine Begeisterung teilte. Gemeinsam würden sie bestimmt schaffen, diesen.. als sie seinen Namen erwähnte, zuckte er kurz zusammen. Sein Blick verengte sich und prüfend musterte er plötzlich den schwarzen Rüden. Dubh? Bei ihm klingelte da nicht nur ein kleines Glöckchen, sondern gleich eine laute Sirene. Er legte den Kopf schief und als jener schließlich doch sprach, konnte er kaum noch an einen Zufall glauben. "Erm.. " ihm verschlug es beinahe die Sprache. "Ich.. weiß nicht?" erwiderte er zögernd und schien in erster Linie verwirrt.

Rylai schaute verblüfft zwischen den beiden Wölfen hin und her. Wie, was war denn jetzt los? Sie kannten sich schon, aber wussten nicht mehr woher? Hm, vielleicht konnte man ihnen ja irgendwie auf die Sprünge helfen. „Vielleicht ist Dubh schonmal durch dein Revier gekommen?“, schlug sie vor und offenbarte damit gleich, dass ihr Freund schon länger ein umherziehender Vagabund war, der nicht unbedingt viel auf die Einhaltung fremder Reviergrenzen gab. Nachdenklich starrte sie erst den einen, dann den anderen Wolf an.. „Also, ich finde, ihr seht euch auch ähnlich“, lautete ihr Fazit schließlich, was aber wohl eher kompletter Zufall war. Trotzdem, sie wollte es mal gesagt haben.

Dubh wurde von Rylai über den Rand seiner Erinnerungen gestoßen, bildlich natürlich. Aber jetzt wusste er mit Sicherheit, woher er diesen Wolf kannte. Es war wohl weniger das ähnliche Aussehen gewesen, als der Name, den er nun endlich einordnen konnte. Kurz rasten die Erinnerungen an die Zeit, die ihm doch schon so weit weg schien, vermutlich weiter, als es wirklich gewesen war, an ihm vorbei und der Groll, den er damals gegen seinen Bruder empfunden hatte, machte sich wieder in ihm breit. "Das mit dem Revier stimmt sogar." Sie hatten sich schließlich eines geteilt. "Du bist also in einem anderen Rudel untergekommen, Dannsair", meinte er, war er sich doch noch nicht sicher, ob er über dieses Wiedersehen glücklich war oder nicht.

Dannsair hatte die Verwandtschaft inzwischen längst bemerkt, seinen Bruder wiedererkannt, doch dessen Zurückhaltung verunsicherte ihn anfänglich, sodass er abwarten musste, was als nächstes geschah. Rylai hatte ganz richtig beobachtet, und auch Dubh schien sich schließlich einig. Allerdings zeigte jener nicht die von Dannsair gewünschte Reaktion, aber das konnte ihn nun auch nicht mehr bremsen. Seine Rute wedelte nun deutlich aufgeregt, seine Ohren klappten zurück und ähnlich einer Spielaufforderung knickten seine Vorderläufe ein, als wolle er den Schwarzen im nächsten Moment anspringen. Was er dann auch tat. "Dubh! Du hier! Wo bist du gewesen, und was hast du die ganze Zeit gemacht? Wie geht es den anderen? Wir haben uns so lange nicht gesehen, ist das verrückt." Sprudelte es, teilweis unverständlich, aus ihm heraus, während er versuchte, in das Ohr seines Bruders zu beißen.

Rylai beobachtete verwundert, wie bei beiden nun endlich der Groschen fiel, auch wenn die Reaktionen deutlich unterschiedlich ausfielen. Dannsair schien sich ehrlich zu freuen, während Dubh eher zurückhaltend blieb. Doch sie selbst war jetzt genau so schlau wie zuvor, und das wurmte sie. „Woher kennt ihr euch denn nun?“, mischte sie sich neugierig ein.

Dubh war mehr als überrascht von Dannsairs Verhalten ihm gegenüber, aber es passte zu dem Rüden. Es passte genau in das Bild von seinem Bruder, das er noch aus der Vergangenheit im Gedächtnis hatte, sah man von dem Auseinandergehen mal ab. Dennoch war er ein wenig mit der Situation überfordert. So ließ er Dannsair mehr oder weniger gewähren, wenngleich er einen Schritt vor diesem zurückwich und sein ohr so gut es ging zu retten versuchte. "Er ist mein Bruder", meinte er dann an Rylai gewandt, wollte er sie ja nicht einfach so außenvor lassen. Ernst blickte er Dannsair wieder an, als er den Rest der Familie ansprach. "Ich war lange unterwegs. Alleine, bis ich auf Rylai gestoßen bin. Die anderen sind alle tot, soweit ich das beurteilen kann." Da gab es zwar noch ihre Geschwister, die am Leben sein könnten, aber die anderen waren definitiv von ihnen gegangen.

Dannsair hatte es für selbstverständlich gehalten, dass man sah, dass sie Brüder waren, und so hatte er Rylais Frage kaum gehört. Widerwillig ließ er wieder von seinem Bruder ab und sah ihn mit leuchtenden Augen an, wie ein kleines Kind, das gerade ein neues Feuerwehrauto bekam. Es war so unglaublich, dass er nach all den Jahren und Wanderungen und Erlebnissen nun ausgerechnet hier und jetzt auf ihn traf. Er glaubte ja nicht an Schicksal oder so was, aber Zufall war nun auch irgendwie.. Nunja. Allerdings erstarrte seine Miene, als die Frage nach dem Rest der Familie beantwortet wurde. Er schluckte, auch wenn er sich eingestehen musste, dass er so etwas geahnt hatte. Sicher, lange hatte Dannsair in seiner heilen Welt gelebt, doch nicht zuletzt die jüngsten Erlebnisse hatten ihn gelehrt, dass nicht immer alles hell und bunt und freundlich war. So nickte er knapp, wollte eigentlich nach Duanag fragen, ob er sich wirklich sicher war, verwarf den Gedanken aber, denn was sollte er denn ändern. "Aber du bist hier." erwiderte er schließlich viel ruhiger als noch grade eben, aber wieder mit einem Lächeln auf den Lefzen. "Und hast Rylai mitgebracht, das trifft sich gut, bei uns sind auch ein Haufen Jungwölfe, kommt mit, ich bring euch zu ihnen." Da war er wieder.

Rylai blickte ihren Begleiter mit großen Augen an, als er ihr erklärte, dass sie Brüder waren. Eigentlich ja eine tolle Sache, dass sie sich nach so langer Zeit wiedergefunden hatten, aber andererseits konnte das die Dinge auch unnötig verkomplizieren. Sollte sie sich jetzt für Dubh freuen, obwohl er selbst nicht besonders begeistert wirkte? Und wie würde sich das alles auf sie selbst auswirken? Leise Selbstzweifel begannen an ihr zu nagen. Bisher hatte sie Dubh mit niemandem teilen müssen, sie waren zu einem guten Team geworden und gehörten zusammen. Jetzt, wo er wieder eine echte Familie hatte, würden sich die Dinge vielleicht ändern. Nein. Ungestüm schüttelte sie den Kopf, um diese trüben Gedanken zu vertreiben, und Dannsairs Worte halfen ihr dabei. Wölfe in ihrem Alter! Sie machte einen Schritt in seine Richtung, bereit den beiden zu folgen.

Dubh nickte leicht bei Dannsairs Worten, dann blickte er wieder zu Rylai, die im groben und ganzen doch noch immer recht überzeugt von diesem Plan schien. Kurz wechselte sein Blick zwischen seinem Bruder und seinem kleinen "Anhängsel". Eigentlich war er noch immer unschlüssig, war er so lange kein Teil eines Rudels mehr gewesen, war er sich nicht einmal sicher, ob es das richtige für ihn war. Aber das Argument der anderen Jungwölfe war überzeugend, es würde sicherlich gut für Rylai sein mit gleichaltrigen Kontakt zu haben, anstatt nur mit ihm. Leise seufzte er auf. Es war bestimmt besser für Rylai und er wollte ja, dass es auch gut für sie war, sich jetzt egoistisch ihr gegenüber zu verhalten, wäre nicht fair. "Also schön", murmelte er und blickte dann Dannsair nickend und mit nicht mehr ganz so trübem Gesicht an. "Wir kommen mit!"


Re: 15 | Abschied - Rylai - 19.01.2013

Kodeiyan lief munter voraus, sich ein wenig vom Rest des Rudels entfernend. Er hörte sie, konnte noch gut genug ihre verschiedenen Gerüche unterscheiden und erkennen. Aber er wollte einfach sehen, was vor ihnen lag, was vielleicht auf sie wartete. Und die anderen hatten getrödelt, während seine Pfoten nicht still halten konnten. Mit beinah fliegenden Schritten eilte er also voran, ließ die Rute durch die Luft schwingen, als plötzlich ein Geruch seinen Pfad kreuzte, die ihn langsamer werden ließ, jedoch hielt der junge Rüde nicht an. Kody stellte die Ohren auf, hob den Kopf noch ein wenig an und suchte die Umgebung nach anderen Wölfen ab.

Rylai war zunächst aufgeregt hinter den beiden schwarzen Wölfen hergetrottet, doch je näher sie dem Rudel kamen, desto langsamer wurde sie. Dubh hatte jetzt seinen Bruder gefunden, er hatte jetzt eine richtige Familie. Was, wenn er sie nicht mehr wollte? Wenn er keine Zeit mehr für sie hatte oder wenn es ihr beim Rudel nicht gefiel, sie aber bleiben musste? Etwas würde sich für immer verändern und genau davor schreckte sie jetzt zurück, obwohl sie sich sonst eigentlich in jedes Abenteuer stürzte. Bereits der nächste Schritt konnte ihr Leben verändern... weshalb sie lieber erst mal stehen blieb. Erst der Geruch eines fremden, jungen Wolfes riss sie aus ihren Gedanken. Unschlüssig hob sie den Kopf und witterte.

Kodeiyan verdrehte leicht die Ohren, um besser zu lauschen. Da war ein Wolf – eindeutig. Der braune Jungwolf schnaufte leise, ehe er seine Schritte wieder ein wenig schneller werden ließ. Dieser Geruch gehörte nicht zum Rudel - das war eindeutig. Und Fremde versprachen doch immer ein wenig Abwechslung! Mit einem munteren Grinsen auf den Lefzen tänzelte der Braune also dahin, bis er einen ebenso braunen Pelz erkannte, der in seiner Nähe stand. Seine Ohren schnippten, als er mit wenigen Sätzen bei der Fähe war. Etwa sein Alter. Etwa genauso braunes Fell. Und noch bevor der junge Wolf etwas sagen konnte, bevor er irgendwie reagieren konnte, erkannte er das Gesicht der jungen Fähe. Er hätte sie unter Tausenden erkannt – dessen war er sich sicher. Aber jetzt – vollkommen überrumpelt – klappte Kodys Maul auf, ungläubig blickte er die Braune an, einen Moment unfähig, sich irgendwie zu regen.

Rylai musste nicht lange warten, da zeigte der Fremde sich bereits und sprang völlig furchtlos auf sie zu. Ganz automatisch stellten sich ihre Ohren auf und die Rute begann zu wedeln – ein Spielgefährte in ihrem Alter war schließlich toll, und besonders dieser hier, denn er hatte irgendetwas an sich, das ihr seltsam vertraut vorkam. Irgendetwas an seinem Gesicht war es oder an seiner Körperhaltung, sie wusste es nicht genau, aber er kam ihr jedenfalls unheimlich bekannt vor. „Na?“, sagte sie, um überhaupt irgendetwas zu sagen und um ihre Verwirrung halbwegs zu überspielen. Allmählich ahnte sie, wie Dubh sich gefühlt haben musste.

Kodeiyan starrte die Jungwölfin verdattert an, die Ohren beinah unsicher hin und her drehend. War sie es – oder war sie es nicht? Vielleicht täuschte er sich – immerhin waren sie beide älter geworden, und er wußte nicht, wie sich seine Schwester verändert hatte. Aber eigentlich... er war sich ziemlich sicher. Sie jedoch schien einfach... unberührt. Man sah ihr nicht wirklich etwas an, was einen etwas anderes denken ließ. Kody schmunzelte, wog den Kopf zur Seite. Nun zweifelte er doch – Rylai hätte ihn doch erkannt! Natürlich hätte sie das. „Wie heißt du?“ Er fragte ohne Scheu, blickte ihr direkt in die Augen, die seinen ähnelten. Aber er durfte keine Zweifel haben – sie war es, ganz sicher! Und mit diesem Gedanken zog sich ein breites Grinsen auf seine Lefzen. Sie erkannte ihn nicht! Welch Schande!

Rylai wurmte es noch immer ganz gewaltig, dass der Anblick dieses Wolfes sie so aufwühlte. Eigentlich konnte sie ihn ja gar nicht kennen, sie war schließlich fast ihr ganzes Leben lang mit Dubh herumgezogen und hatte nicht gerade viele Bekanntschaften schließen können. Und ihre Geschwister waren bestimmt immer noch sicher daheim bei Papa. Aber auch er hatte im ersten Moment ja überrascht gewirkt, fast ein bisschen dümmlich, und dieses Gesicht, das er dabei gezogen hatte, brachte abermals eine Saite in ihr zum klingen. Jetzt hatte er sich allerdings wieder gefangen und grinste sie stattdessen an. „Rylai“, entgegnete sie, mittlerweile aber doch ein wenig argwöhnisch. „Und du?“ Fast roch sie den Braten. Aber nur fast.

Kodeiyan trat von einer auf die andere Pfote, den Blick nicht von seinem Gegenüber abrichtend. Nein nein, keine Zweifel! Die Windhexe sollte ihn holen, wenn es nicht seine Schwester war, die hier vor ihm stand, und so gar Nichts mit ihm anfangen konnte. Als sie ihren Namen nannte, wurde das Grinsen auf seinen Lefzen noch ein wenig breiter. Und schon im nächsten Moment sprang der junge Rüde los, lachte freudig auf und tänzelte um die Braune herum. Ihre Frage nahm er mit einem kurzen Zucken seiner Ohren wahr, ein leises Schnaufen folgte, dann wieder ein Lachen. „Das weißt du! Ganz bestimmt!“

Rylai starrte ihn an, durch seine Reaktion nun endgültig und hoffnungslos verwirrt. Doch obwohl sie so baff und auch ein bisschen überfordert war, breitete sich in ihrer Magengrube bereits eine wohlige Freude aus, die sie selten so intensiv empfunden hatte. Und dann, endlich, erkannte sie ihn. Vielleicht an der Art wie er lachte und schnaufte und tanzte, vielleicht auch einfach deshalb, weil es längst überfällig war. „KODY?!“, sie brüllte es fast. Und dann konnte auch sie nicht anders und stimmte in seinen Tanz ein, hüpfte um ihn herum und lachte atemlos, während sie sich umkreisten.

Kodeiyan fühlte sich einfach nur überglücklich, während er so um seine Schwester herum tanzte, von der er schon irgendwie geglaubt hatte, sie nie wieder zu sehen. Aber jetzt war sie hier – sie war es – und sie war echt! Und jetzt schien auch sie zu verstehen, wieso er sich so freute, und als sie seinen Namen rief, lachte er erneut auf, spürte sein Herz wie wild schlagen, als auch sie sich bewegte, um ihn herum sprang, und schließlich machte er einen weiteren Satz, legte die Pfoten auf den Rücken seiner Schwester und schnappte sanft nach ihrem Ohr. „Du bist hier! Wo sind die Anderen? Wo ist Papa? Ich will sie alle sehen!“

Rylai lachte wild, als er nach ihrem Ohr schnappte, machte sich dann von ihm los und rammte ihm im Gegenzug den Kopf in die Flanke. Ein bisschen zu heftig und grob vielleicht, aber sie war so außer sich vor Freude, dass es nicht anders ging. Seine Fragen holten sie dann wieder zurück in die Wirklichkeit und sie verschnaufte einen Moment, während sie darüber nachdachte. „Ich weiß nicht, warum bist du denn nicht bei Papa? Ist er denn nicht bei dir?“ In ihrem Kopf waren sie schließlich immer zusammen gewesen, Papa und Kody und die anderen beiden. Unsicher blickte sie ihn an.

Kodeiyan zog noch einmal kurz an dem Ohr seiner Schwester, das Grinsen noch immer auf den Lefzen tragend. Als sie ihm dann mit dem Kopf gegen die Flanke schlug, knurrte der junge Rüde spielerisch auf, machte dann einen Satz zur Seite, womit er die Pfoten vom Rücken seiner Schwester nahm, jedoch wurde sie schon im nächsten Moment langsamer, hielt schließlich inne. Und auch Kodeiyan wurde langsamer, verdrehte leicht die Ohren, als seine Schwester bekundete, dass ihr Vater nicht bei ihr war – und somit auch nicht ihre Geschwister. Langsam schüttelte er den Kopf, ehe er antwortete. „Ich... ich dachte, sie wären bei dir. Ich war die ganze Zeit bei einem Rudel, hier in der Nähe. Wir gehen nur weg, weil es keine Beute mehr gibt... ich muss sie dir alle vorstellen!“ Seine Rute schwang noch einmal durch die Luft, er berührte seine verloren geglaubte Schwester kurz mit der Nase. „Und Papa und die anderen tauchen sicher wieder auf!“

Rylai legte den Kopf schief, noch immer ein bisschen mit der Situation überfordert. Sie hatte Kody an einem Ort wiedergefunden, an dem sie ihn nie vermutet hätte, und war darüber überglücklich. Aber bei ihm hätten Papa und die Geschwister sein müssen, und dass dem nicht so war, war irgendwie... falsch. „Ich hab' euch damals verloren, als der Puma kam. Oh nein, Kody, Papa ist bestimmt ganz krank vor Sorge! Ich dachte, er hätte wenigstens noch euch...“ Der Gedanke bedrückte sie mehr, als man vielleicht erwartet hätte, denn sie wollte weiß Gott nicht, dass ihr Vater traurig war. Aber im Moment stürzten ohnehin so viele neue Informationen auf sie ein, dass kaum noch hinterher kam. „Du hast ein Rudel?“, hakte sie vorsichtig nach. Eigentlich ja klar, irgendwer musste ihn ja aufgelesen haben, sonst hätte er nicht überleben können. Aber dass es ausgerechnet dieses Rudel war, dem sie die Beute hatten stibitzen wollen und zu dem Dannsair sie eingeladen hatte, das war schon ein überaus seltsamer Zufall.

Kodeiyan verstand nur zu gut, wie sich seine Schwester fühlen musste. Sie hatte gehofft, dass ihr Vater bei ihm war – gemeinsam mit ihren Geschwistern. Nun fest zu stellen, dass er bei keinem von ihnen war, war irgendwie... nicht sehr glücklich. Als sie nun zu erzählen begann, nickte der junge Rüde aufmerksam, ließ die Ohren dabei ein wenig herab hängen. „Die anderen beiden sind ganz sicher bei ihm – und wenn wir gut aufpassen, treffen wir uns wieder – so wie wir jetzt.“ Er nickte kurz, sich selbst zustimmend. Als seine Schwester nun nach seinem Rudel fragte, lächelte er noch einmal ruhig. „Genau! Als der Puma kam, habe ich mich verlaufen, ich habe nicht zu euch zurück gefunden... und sie haben mich gefunden. Sie sind toll – du wirst sie mögen!“

Rylai grinste ihn an, aber so selbstbewusst, wie sie sich gab, fühlte sie sich gar nicht mehr. Sie hatte vielmehr das Gefühl, dass sie an einem Meilenstein in ihrem Leben angekommen war. Nicht nur sie hatte schließlich ihren verloren geglaubten Bruder wiedergefunden, sondern auch Dubh. Die Dinge würden sich ändern und wahrscheinlich mussten sie ihr altes Vagabundenleben für immer aufgeben. Dabei wusste sie doch noch gar nicht, ob ihr das Rudelleben genauso gut gefallen würde wie die Wanderschaft mit Dubh. Ihren Bruder wollte sie diese Zweifel jedoch nicht spüren lassen – sie konnte sich glücklich schätzen, ihn gefunden zu haben, und Kody würde ihr schon dabei helfen, sich einzuleben. Entschlossen hob sie die Rute. „Na dann, worauf warten wir noch?“