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When the time comes... | nach Plot 14 | Arkas und Dannsair - Druckversion

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When the time comes... | nach Plot 14 | Arkas und Dannsair - Dannsair - 15.06.2012

Wer? Arkas und Dannsair
Wann? Eine Woche nach dem Tod Yorubas
Wo? Am Weiher
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..that you're no longer there
Eine große, dumpfe Leere hatte sich um Dannsair gebreitet. Es gab keine Worte, um zu beschreiben, was er fühlte, er selbst schien bis jetzt nicht wirklich verstanden zu haben, was geschehen war. Er wusste, dass er eines Abends neben ihr eingeschlafen war, ihren warmen Atem gegen seine Nase gespürt hatte, und am nächsten Morgen neben ihrem kalten, leblosen Körper aufgewacht war. Er wusste, dass er ihr versprochen hatte, kurz bevor sie eingeschlafen war, dass er ihr das Fischen beibringen würde, sobald sie wieder gesund war, dass sie sogar noch so etwas wie schwache Freude hatte aufbringen können und er zufrieden und voller Hoffnung eingeschlafen war. Er wusste, dass sich sein Leben ab dem nächsten Morgen in einen Albtraum verwandelt hatte und er sich aus Selbstschutz in einen Mantel aus dunklem Schweigen gehüllt hatte.
Seit diesem Morgen war Dannsair nicht mehr beim Rudel gewesen, er war irgendwann, nachdem er aufgehört hatte zu versuchen, Yoruba zu wecken, zum Weiher gegangen, denn er erinnerte sich, dass er sie dort treffen wollte, dass sie zusammen nach Fischen jagen wollten, so wie er es zuvor Namíd erzählt hatte. Es waren einige Tage vergangen, an denen er sich nicht vom Fleck gerührt hatte, keine Nahrung zu sich genommen, jede Gesellschaft teilnahmslos vorüberziehen hatte lassen. Seine Muskeln und Gelenke schmerzten, doch er brachte nicht die Kraft auf, sich aufzusetzen oder die Position zu wechseln, anfangs hatte er nicht einmal geschlafen, inzwischen übermannte ihn die Erschöpfung immer wieder, sodass er wegdöste, immer wieder, und immer wieder zusammenzuckte, aufwachte, und nicht mehr wusste, wo er sich befand. Bis ihn die Erinnerung einholte und er sich wiederfand in der dunklen Kälte, die seinen ganzen Körper durchzog, seine sonst so wachen Augen verschleierte und seinen jungen, kräftigen Körper lähmte. Von ihm aus konnte das jetzt alles hier enden. Er konnte sich nicht vorstellen, was nun noch kommen sollte. Überhaupt, sein Vorstellungsvermögen war in diesen Momenten beinahe abgestellt. Nur selten formten sich klare Gedanken in seinem Kopf, erinnerten ihn an die anderen Wölfe, das Rudel, an Devaki, an die übrigen Welpen, die alle überlebt hatten und wurden sofort wieder aus seinem Bewusstsein verdrängt, aus Angst, der Schmerz würde ihn zerreißen.

Der Schwarze war wahrlich kein schöner Anblick. Es schien, als hätte er sich aufgegeben. Der leichte Nieselregen, der nur schwächlich durch die Baumkronen drang und auf ihn niederging, störte ihn ebenso wenig, wie der knurrende Magen, der nun wirklich das kleinere Übel schien. Es musste gerade wieder zum Morgen dämmern, er war sich nicht sicher, aber ein leises Vogelzwitschern hatte ihn aus dem Sekundenschlaf gerissen.. der wohl länger gedauert haben musste, denn als er das letzte Mal die Augen geöffnet hatte, war es noch finstere Nacht gewesen mit Rascheln im Unterholz und immer noch keimte bei jedem Geräusch die Hoffnung in ihm auf, Yoruba würde sogleich aus dem Gebüsch springen und das alles wäre nur ein kafkaesker Traum gewesen. Funktionierte leider nicht, und so versank er immer wieder aufs Neue in unbekannter Schwermut und Apathie, sodass ihn kein Wolf, der ihn vorher gekannt hatte, wiedererkennen würde.


Re: When the time comes.. [nach 14 | Arkas, Dannsair] - Arkas - 22.06.2012

Arkas kehrte gerade von einer seiner Runden durch das Revier zurück und streifte langsam schlendernden Schrittes durch das Revier. Seit einer Weile war er bei seinen Ausflügen wieder alleine unterwegs und auch, wenn er diesen Umstand eigentlich begrüßen sollte, so war es doch ein sehr ungewohntes Gefühl nach den Tagen in Begleitung von Yoruba wieder unabhängig und ohne den Blick auf jemanden haben zu müssen den Wald zu durchstreifen. Er hatte sich nicht auffällig verhalten, den Tod der dunklen Wölfin hingenommen wie den von Rean oder Schneedorn, den anderen Wölfen gegenüber auch wie den geglaubten seiner Schwester, aber dennoch fehlte sie ihm ein wenig. Sie war von den Welpen des Rudels die Vielversprechendste gewesen und so schien es ganz besonders unfair, dass ausgerechnet sie durch die Krankheit dahingerafft wurde, etwas, wofür sie nichts konnte und wovor sie auch das beste Training nicht hatte schützen können. Er bedauerte es, behielt den anderen Wölfen gegenüber aber seine Gedanken wie gewöhnlich für sich.

Nach einer Weile erreichte der Helle den Weiher, den er öfters aufsuchte um zu trinken, Kraft zu tanken und abzuschalten. In letzter Zeit schien er jedoch nicht der Einzige zu sein, der die Ruhe dieses Ortes zu schätzen gelernt hatte und nutzte. Einige Male hatte er jetzt Dannsair bemerkt, den dunklen Rüden der sich seit dem Tod von Yoruba sehr zurückgezogen hatte, war jedoch nie näher an ihn herangeschritten. Manche Wölfe brauchten ihre Zeit den Tod eines nahestehenden Wolfes zu verarbeiten. Wie es sein musste einen eigenen Welpen zu verlieren konnte Arkas nur vermuten, nicht aber wissen. So respektierte er das Rückzugsverhalten des Rüden zunächst. Doch an diesem Tag, als er den dunklen Fellfetzen wieder an seinem ursprünglichen Platz liegen sah, näherte er sich ihm langsam und innerhalb seines Sichtfeldes um ihn nicht zu überraschen. Der Rüde wirkte mager, filzig und die Gesten des Dunklen vermittelten einen geistesabwesenden, depressiven Eindruck. In dieser Lage war er definitiv keine Bereicherung mehr fürs Rudel, eher eine Last und so langsam – zumindest fand Arkas das – sollte er wieder ins Leben zurückkehren und sich zusammenreißen. Bei ihm angekommen blieb Arkas wortlos stehen, sah von oben auf ihn herab und fixierte ihn mit seinem kühlen Blick. Das Schweigen hielt einen Moment lang, die Rute des Hellen war leicht erhoben, die Ohren gespitzt. Die Schnauze blieb beinahe gesprochen, als er sprach, durch die Zähne hindurch schien es, richtete Arkas seine leise aber feste Stimme an Dannsair.

„Du siehst erbärmlich aus!“

Eine kurze Pause, ein abschätzender Blick, dann die Fortsetzung. Eine gewisse Schärfe lag in den Worten des Hellen, auch wenn die Absicht weniger darin lag den Dunklen zu demütigen als viel mehr ihn zu irgendeiner Reaktion herauszufordern. Ihn irgendwie aus seiner Lethargie heraus und ins Leben zurück zu bekommen. Es gab noch mehr Welpen im Rudel, dazu die Neulinge im Revier. Jeder Wolf wurde im Moment gebraucht.

„Wie lange soll das nun so weiter gehen? Ich finde es wird langsam Zeit, dass du dich wieder ein wenig zusammenreißt.“


Re: When the time comes.. [nach 14 | Arkas, Dannsair] - Dannsair - 11.07.2012

Diese Ruhe, mit der er ganz und gar Eins geworden war, sein Kopf eine einzige Leere, die Stille, die sich in und um ihn ausbreitete.. Wurde plötzlich durchbrochen. Erst von einem wage bekannten Geruch, schließlich von dem Geräusch sich nähernder Schritte und letztendlich von Worten, die übel tönten und beinahe schmerzten in Dannsairs Ohren. Arkas, das wusste er nicht erst, nachdem er seine Augen ein Stück geöffnet hatte und dem Rüden blinzelnd entgegen sah. Er hatte ihn lange nicht gesehen. Ab und an in seiner Nähe gespürt, aber nie wirklich wahrgenommen. Und er war in diesem Moment ganz sicher nicht gut auf ihn zu sprechen. Sicher, der Schwarze hatte es vermieden, so gut es ging, an Yoruba zu denken, und doch trat sie immer wieder vor sein geistiges Auge, oft eben auch in Verbindung mit Arkas. Der Bunte hatte ihm schon vor Wochen sauer aufgestoßen, als er ihn immer wieder vor seiner Tochter zurechtgewiesen hatte, ihn mit Vorwürfen überhäuft hatte. Doch letztendlich, was zählte das jetzt noch. Müde ließ sich Dannsair auf die Seite rollen, als er des Rüden harte Worte vernahm, und brachte die Kraft für eine Antwort mit kratziger Stimme auf:

“Lass mich in Ruhe!“

Auch wenn man das Ausrufezeichen in seinen Worten nicht hörte. Er wusste selbst, dass es nicht gut um ihn stand, aber das war ihm egal. Sein Selbsterhaltungstrieb hatte sich nun vor wenigen Tagen verabschiedet und er sah keinen Grund, diesen zurückzuholen. Deswegen ließen ihn auch Arkas folgenden Worte eher kalt, er hob nicht einmal den Kopf, als er sich eine Erwiderung abmühte.

“Ich will mich nicht zusammenreißen. Es hat eh keinen Sinn, ich mache keinen Unterschied.“

Dannsair schien sich seiner eigenen Bedeutungslosigkeit zum ersten Mal mit aller Macht bewusst, und es war einerseits demütigend, andererseits aber auch ein sehr beruhigendes Gefühl. Selbst wenn er fehlte, würde es keinen stören. Wenn er fehlte, würde alles noch genau so weiter existieren, er hatte all seine Verpflichtungen und Verantwortung abgelegt.


Re: When the time comes.. [nach 14 | Arkas, Dannsair] - Arkas - 12.08.2012

Dem Hellen entfuhr ein kurzes, unzufriedenes Grollen als er die Worte von Dannsair vernahm, für den offenbar die Welt am Abgrund lag und jegliches weitere Existieren keinen Sinn mehr machte. Übertriebene Melancholie, Selbstmitleid, Gejammer auf höchstem Niveau… genau das was Arkas „gern hatte“. Er hatte schon die unterschiedlichsten Art und Weisen bei Wölfen beobachten können mit dem Tod umzugehen, doch fand er diese am Lästigsten. Weder brachte es den Toten zurück, noch half es den Lebenden. Nutzlosigkeit pur. Geringschätzend musterte er den Dunklen und stellte fest, dass sein erster Eindruck womöglich noch geschmeichelt war. Das Gerippe, dass da vor ihm lag, würde für keine Jagd, für keine Verteidigung des Rudels mehr taugen, wenn er nicht bald wieder ordentlich fraß, trank und sich bewegte. Er wolle sich nicht zusammenreißen hatte er gesagt. Worte eines verzogenen Welpen, die er vielleicht noch von einigen der Jungwölfe erwartet hatte aber nicht von einem ausgewachsenen Rüden. Aber Dannsair war jeher anders gewesen, freundlich formuliert.

Der Helle grübelte, ob es Sinn machen würde zu versuchen den Dunklen überhaupt zu einer Reaktion zu bewegen oder ob er ihn vielleicht einfach liegenlassen und sterben lassen sollte. Vielleicht wäre dem Rudel damit geholfen. Vielleicht sollte er auch einfach Devaki Bescheid geben, damit der sich um das Problem kümmern könnte, immerhin war er der Alpha. Arkas wusste aber, dass der Dunkle momentan genug Verantwortung trug. Viel war in letzter Zeit im Rudel geschehen, neue Strukturen entstanden, die Jungwölfe waren schon lange keine Welpen mehr und hatten sich mehr und mehr zu integrieren, sollten bald anfangen sich zu positionieren gegenüber den anderen und dem Rudel, diese Positionen zu festigen. Der Pumaangriff und die Krankheit lagen noch nicht lange zurück. Deva hatte wirklich besseres zu tun als sich um dieses jämmerliche Bündel Fell zu kümmern.

Nach kurzem Zögern entschied sich Arkas dann für eine Taktik von der er sich erhoffte den Dunklen irgendwie auf die Pfoten zu bekommen, natürlich auf seine ganz eigene Art. Er tat ein paar Schritte zurück, ging ein Stück im Halbkreis um den Dunklen herum, so als müsse er ihn sich noch einmal aus einem anderen Blickwinkel davon überzeugen in welchem Zustand Dannsair war. Dann wandte er seinen Blick ab, so als ertrage er den Anblick nicht, die Rute noch immer erhoben und eine Verachtung in der Stimme, wie sie kaum zu übertreffen war, als er sprach.

„Warum machst du dich nicht gleich auf und verreckst irgendwo, wo dich niemand sehen muss? Vergiss aber nicht noch mal an dem Ort vorbei zu schauen wo deine tote Tochter liegt und auf ihr Grab zu pissen. Immer noch besser als das was du hier tust.“

Ein leises knurren entfuhr dem Fang des Hellen, bevor er fortfuhr.

„Du bist eine Schande für ihr Vermächtnis. Sie hatte keine Gelegenheit ihr Leben zu leben, zu einer verantwortungsvollen und stolzen Wölfin heranzuwachsen, das Rudel zu bereichern, sie hatte keine Wahl. Aber ihr Vater hat eine und was tut er? Er verwirft seine Chance, liegt faul herum und verwest bei lebendigem Leib, wartet darauf, dass sich die Maden seiner annehmen. Vielleicht ist es besser, dass sie an dieser elenden Krankheit verreckt ist bevor sie die traurige Wahrheit herausfinden konnte… dass ihr nichtsnutziger Vater für sie nichts übrig hatte.“

Der Rüde übertrieb bewusst, brachte alles was ihm in den Sinn kam zusätzlich auf die Spitze. Er machte eine kurze Pause, rührte sich aber nicht vom Fleck. Es war klar, dass noch mehr folgen würde, dass es noch ewig so weitergehen konnte. Er empfand daran keine Freude, erachtete es aber als nötig. Der Dunkle benötigte jemanden, der ihm klar machte, was er gerade tat, selbst wenn derart überzogen wurde.


Re: When the time comes.. [nach 14 | Arkas, Dannsair] - Dannsair - 04.09.2012

Warum ging er nicht einfach wieder weg? Warum ließ er ihn nicht alleine hier zurück? Arkas war nun wirklich der Letzte, den Dannsair gerade sehen wollte und eigentlich erwartete er auch keine große Hilfe von dem Rüden. Und er sollte Recht behalten, der Braune war hier um zu spotten, zu belehren und Dannsairs gebrochenen Geist noch weiter durch den Dreck zu ziehen.
Ein leises Grollen entfuhr dem Schwarzen nach den ersten Worten, die er vernehmen musste, die er noch mühsam versuchte zu ignorieren, in der Hoffnung, dass er dann einfach wieder aufhören würde.

“Halt die Klappe, Arkas.“

ließ er mit leiser, bitterer Stimme hören, vielleicht half das ja. Wäre vermutlich auch zu einfach gewesen.. 'Ich will dich mal in der Situation sehen..' Obwohl selbst das übertrieben war. Dannsair wünschte niemandem dieses Elend, das er gerade durchlebte, auch nicht Arkas, der wahrscheinlich auch dann kaum anders sein würde als sonst.. 'Herzloser Bastard.' Doch dann. Dann geschah etwas, das wohl keiner von Beiden vorausgesehen hatte. Diese Rede des Braunen durchzog den Schwarzen mit einem stechenden Schmerz, doch es war Wut, keine Trauer, die er spürte. Mit einer – auch für ihn – überraschend schnellen Bewegung stand er plötzlich auf den Beinen, leicht schwankend, denn seine Muskeln hatten lange keine Belastung mehr gespürt. Ein leichtes Funkeln war wieder in seinen trüben Augen zu sehen, mit denen er nun Arkas anstarrte, die Lungen zum Platzen gespannt, ein weicher Schwindel im Kopf.

“Du wagst es noch immer, über meine Tochter zu reden, so als hättest du sie gekannt? Du warst es, der ihr die Gelegenheit zum Leben genommen hat, mit deiner Arroganz und dem Glauben, wenn man ihr jegliche Freude nähme, würde sie zu einem besseren Wolf. Hättest du sie nicht ihrer Jugend und Lebensfreude beraubt, vielleicht hätte sie dann die Krankheit überstanden, vielleicht wäre sie dann noch hier!“

Er hielt kurz inne, seine Worte waren lauter geworden, und auf einmal wurde er sich ihrer Tragweite bewusst. Er war gerade dabei, Arkas die Schuld für Yorubas Tod zu geben, und wenn er so darüber nachdachte, dann fühlte sich das gut an. Seine Trauer war so tief gewesen, dass sie sich nun unhaltbar in gewaltige Wut verwandeln konnte, und endlich hatte er ein Ventil gefunden.


Re: When the time comes.. [nach 14 | Arkas, Dannsair] - Arkas - 04.09.2012

Arkas war zugegebenermaßen ein wenig überrascht über das Tempo, mit der sich Dannsair dann plötzlich auf die Beine begab. Auch wenn er mit einer Reaktion des Rüden gerechnet, sogar darauf gehofft hatte, so hätte er ihm nach der Ewigkeit, die er hier herumgelegen und nichts getan hatte, doch nicht mehr so eine Schnelligkeit zugetraut. Instinktiv trat Arkas einen kleinen Schritt zurück und spannte die Muskeln, tat aber nicht mehr und horchte, was der Dunkle ihm zu sagen hatte. Auch wenn sein Gegenüber nicht weniger erbärmlich und schwächlich wirkte als noch wenige Augenblicke zuvor, so verschaffte ihm sein finsterer, funkelnder Blick doch zumindest ein wenig mehr Respekt, machte ihn ernstzunehmender.

Ohne eine einzige Miene zu ziehen lauschte Arkas, nahm die Worte auf, blieb jedoch kühl und ließ sich von Dannsair nicht provozieren. Genau das war es, was er gewollt hatte. Eine Reaktion, welche auch immer, eine andere als Trauer. Wut war da in seinen Augen eindeutig besser. Sie animierte, regte an und setzte Energie frei, fraß sie nicht so wie zum Beispiel Lethargie. Er hatte im Prinzip seinen Willen bekommen und konnte froh sein, dennoch traf Dannsair mit seinen Worten etwas in dem Rüden, das auf die Worte ansprach und sich wehren wollte. Die Behauptung er habe Yoruba nicht gekannt glitt an ihm ab, denn er wusste, dass das alles andere als wahr war. Keiner aus diesem Rudel hatte sie besser gekannt als er, nicht ihr Alpha, nicht ihre eigenen Eltern. Auch einige der anderen Worte nahm der Helle nicht so ernst, wie sie sicher ausgesprochen waren. Ob es Eitelkeit oder einfach die Erkenntnis war, dass Dannsair falsch lag, es juckte ihn nicht. Als dann jedoch die Behauptung aufkam, es sei vielleicht seine Schuld, dass Yoruba nicht mehr am Leben war, stockte ihm der Atem.

Es konnte niemand wissen, er hatte mit niemanden über seine Ausflüge mit der Fähe gesprochen und war sich auch sicher, dass sie ihr Versprechen gehalten hatte, aber nach einer Weile hatte er ihre Gegenwart doch zu schätzen gelernt, sie gemocht. Und ausgerechnet er sollte jetzt mit seinem Handeln, der Zeit die er in ihre Ausbildung investiert hatte und die er erübrigt hatte ihr so ziemlich alle Fragen zu beantworten und die Welt zu erklären, ihr den fehlenden Eltern zu ersetzen, die sich einen Dreck um sie geschert hatten… ausgerechnet er sollte sich jetzt so eine ungeheuerliche Schuldzuweisung gefallen lassen? Das ging über das hinaus, was Arkas bereit war zu akzeptieren. Sein Blick verengte sich, als er mit deutlich unzufriedener und leicht aggressiver Stimme zu einer Erwiderung ansetzte.

„Du wirst mich nicht für den Tod deiner Tochter verantwortlich machen. Ich habe nichts anderes gemacht als die Aufgabe übernommen, die mir als Teil dieses Rudels auferlegt ist – mich mit um die Welpen zu kümmern und ihnen die Welt zu erklären. Und ja, ich verzichte dabei auf irgendwelche Hirngespinste, Träumereien und Spinnereien.“

Er hob leicht den Kopf und gleichzeitig die Rute, halb von oben auf Dannsair herabblickend.

„Wenn es dich gestört hat, warum hast du dich dann nicht dagegen ausgesprochen, hast ihr verboten mit mir zu gehen oder ihr den gleichen Quatsch eingetrichtert mit dem Devaki Kainuu zu füttern scheint? Beantworte mir doch einfach eine einzige Frage: Wo warst du die ganze Zeit, hm?“


Re: When the time comes... | nach Plot 14 | Arkas und Dannsa - Dannsair - 23.10.2012

Er wollte weiter wütend sein, wollte dem Braunen weiterhin Beschuldigungen vor die Pfoten werfen, doch seine Worte bremsten ihn, zumal er gut damit beschäftigt war, sich auf den Beinen zu halten und einen Teil seiner Konzentration bereits darauf verwenden musste. Dannsair wollte seinen Kopf heben, wollte sich nicht nieder reden lassen, aber wieder einmal gelang es ihm nicht, Arkas die Stirn zu bieten. Bissig hatte er antworten wollen, dass er nichts von Träumen verstand, keine Ahnung hatte von Dingen, die einem Freude und Mut bereiteten, doch die letzte Frage des Braunen kam ihm dazwischen.

Wo war er gewesen? Gerne hätte er eine ehrliche und gerechte Antwort gehabt, die ihn nicht in dunklem Licht erscheinen lassen würde, auf die er stolz sein konnte. Aber da war nichts, er hatte als Vater vorne und hinten versagt, von Anfang bis Ende. Und das konnte er nicht schön reden, konnte keine Ausreden finden wie 'Ich war jung und überfordert und brauchte Zeit für mich', denn das war Unsinn, das war ihm nur viel zu spät selbst aufgefallen.

“Als ich dann für sie da war, wollte sie mich nicht mehr und hat mit dir vorlieb genommen. Als ich gesehen habe, dass du ihr nicht gut tust und ich als Vater versagt habe, war es zu spät. Ich konnte sie nicht mehr umkehren. Hätte ich vielleicht gekonnt, aber dann war die Zeit plötzlich um. Nun bleibt mir nichts, außer dich auf ewig zu hassen für die Tochter, die du mir gestohlen hast.“

Diese knappe Rede hatte selbst für Dannsair eine überraschende Wendung genommen, und er hatte die Bitterkeit der letzten Worte nicht voraussehen können. Er war zwar nicht laut geworden, aber ernst, sein Wehmut war wieder in dunkle Wut umgeschlagen, und wieder schaffte er es, Arkas in die Augen zu sehen, nachdem er zuvor seinen Kopf wieder gesenkt hatte. Er hatte seinen Schuldigen wiedergefunden, und dieses Gefühl machte ihn stark und ließ ihn die Sinnlosigkeit seiner Existenz für einen Moment vergessen – wenigstens was.