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Ebbe und Flut [Nach Plot 14] A, Y - Druckversion

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Ebbe und Flut [Nach Plot 14] A, Y - Arkas - 21.03.2012

  • Wer? Arkas und Yoruba
    Wann? Ca. 6 Wochen nach Plot 14, eine Weile nach Sonnenaufgang
    Was? Ein neuer, morgendlicher Ausflug der Beiden zu den Meeresklippen
    Wetter: Wolkenfreier Himmel, eine leichte Seebrise weht und es ist angenehm warm



Arkas schlenderte mit ruhigen, lockeren Schritten über die Felsvorsprünge der Klippe. Von dort oben war das Branden und Rauschen der Wellen auf die darunterliegenden Steinformationen laut und deutlich zu hören. Gelegentlich spritzte Gischt über den Rand und verteilte sich gleichmäßig über der leicht rutschigen, glatten Oberfläche. Es bestand jedoch keine Sturzgefahr, so lange man sich nicht zu dicht an die Vorsprünge heranwagte. Sollte man es doch tun und verlor an einer ungünstigen Stelle das Gleichgewicht, hätte man wahrscheinlich nicht viel Zeit über seinen Fehler nachzudenken. Wenn man nach seinem Sturz nicht direkt auf einen der spitz aufragenden, kantigen Felsen traf, würde man daraufhin sicher unweigerlich immer und immer wieder von den Wellen gegen sie geschleudert werden. Im Gegensatz zum Strand war dies kein Ort, an dem ein Wolf unbedacht herumschwimmen sollte.

Die vom wolkenlosen Sonnenhimmel angewärmte Luft wehte sanft vom Meer her über sie hinweg und trug einen salzigen Beigeschmack mit sich. Dies war eine der Kulissen des Reviers, die Arkas gut leiden konnte. Sie waren nicht weit entfernt von der Stelle, an der sich die Möwen tummelten, die er alleine aber auch schon mit Kodeiyan gejagt hatte. Er befand sich auf einem seiner Morgenspaziergänge, wie üblich seit einiger Zeit in Begleitung von Yoruba, die ihm seitlich folgte. Er hatte sich an ihre Anwesenheit gewöhnt, ihr schon das ein oder andere Zeigen können und meinte, dass sie auch von der Kondition und ihren Fähigkeiten Fortschritte gemacht hatte. Allgemein hatte er sich nicht nur mit ihr abgefunden, sondern in ihr auch jemanden gefunden, mit dem er sich auf einer Art und Weise beschäftigen konnte die ihn etwas vom nahezu immer gleichen Rudelalltag ablenkte. Vor allem seit der Sache mit Miu war Yoru in eine Position gerückt, die der Vorherigen seiner Schwester nicht unähnlich war, war quasi nahtlos an ihre Stelle getreten und Begleiterin akzeptiert. Im Unterschied zu Miu gestaltete sich die gemeinsame Zeit mit Yoruba sogar um einiges einfacher, da die junge Fähe weniger Dummheiten anstellte, hörte was er ihr sagte und nicht ständig zu versuchen schien ihm den letzten Nerv zu rauben. Aber auch wenn das alles abfällig klingen mag, seine Schwester fehlte ihm doch und zum Teil half ihm die Anwesenheit von Yoruba auch darüber hinweg zu kommen, selbst wenn er das nie jemanden gegenüber äußern würde.

Kurz blieb er stehen und warf einen seiner gelegentlichen Blicke zurück um sicher zu stellen, dass Yoruba noch bei ihm war und folgte. Das Meer versprühte gerade mal wieder einen Gischtschauer über ihn, von dem er sich jedoch nicht stören ließ. Die kleinen Wassertropfen blieben als glitzernde Perlen an seinem Fell haften. Aufrecht stehend, mit gehobenem Kopf und aufgestellten Ohren stand er da, die Rute entspannt am Hinterteil hängend und die Pfoten fest und sicher auf die Felsen unter sich gestemmt. Es war noch recht früh am Morgen aber es versprach schon ein angenehmer Tag zu werden. Eine Sache, die er sich unbewusst und ohne es selbst bewusst zu merken angewöhnt hatte, war sein entspannter Gesichtsausdruck. Wenn er alleine oder in Begleitung von Yoruba unterwegs war, kam es inzwischen sogar häufiger vor, dass er leicht lächelte, so wie in diesem Moment.


Re: Ebbe und Flut [Nach Plot 14] A, Y - Yoruba - 22.03.2012

Der frühe Morgen war schnell eingebrochen um die letzte Nacht abzulösen. Yoruba hatte sie Höhle äußerst schnell verlassen. Zu viele Erinnerung und zu viel Schmerz hingen an den Wänden. Manchmal, wenn sie aufgewacht war hatte sie den Geruch ihrer Mutter noch in der Nase, so als ob sie noch da wäre. Dann jedoch kamen die üblichen Gedanken. Sie war allein. Ihre Mutter war gegangen und sie hatte nur noch ihren Vater. Sie liebte ihren Vater sehr, auch wenn sie einen ganz anderen Charakter als er hatte. Yoru sah ihn inzwischen mehr als Freund und steckte so nicht zu hohe Erwartungen in etwas, dass Dannsair niemals sein würde. Mit dieser Erkenntnis kam sie ganz gut klar eigentlich, aber über den Verlust von Yeven war sie noch nicht ganz hinweg, auch wenn sie sich das nicht so anmerken ließ. Dumme Gedanken zogen immer wieder durch ihren Kopf. Was hatte sie nur falsch gemacht, dass Yeven gegangen war? War sie so eine schlechte Tochter gewesen? Hätte sie es verhindern können? Aber diese Gedanken drehten sich nur im Kreis und brachten die junge Fähe dazu am Ende frustriert in der Ecke zu liegen, aber das wollte sie nicht.

Ihre Krankheit hatte sie erschreckt, hatte Wesenszüge in ihr hervor gebracht, auf die sie nicht stolz war und sie versuchte nun doch alles um eine Fähe zu werden, auf die man stolz sein könnte. Auch an diesem Morgen war es wie stets. Als sie die frische kühlte Waldluft schnupperte nahm sie sofort seinen Geruch auf. Arkas. Natürlich war er auf den Pfoten. Niemals würde der Helle länger in der Höhle verweilen als nötig. Yorus aufmerksamen Augen betrachteten ihn, ein freudiges Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Er hatte auf sie gewartet um sie mitzunehmen, das tat er in letzter Zeit öfter. So manchen Morgen hatten sie durchstreift ohne viel miteinander zu reden. Doch Arkas hatte Miu verloren und sie Yeven, wenn sie ehrlich zu sich war, genoss sie diese gemeinsame Zeit. Zeit in der sie nicht über andere Dinge nachdenken musste, Zeit der Ablenkung. Zwischen erwartete sie diese gemeinsamen Streifzüge schon. Arkas hatte sein Wort gehalten, er hatte sich nicht von ihr abgewandt, sondern sie immer und immer wieder mitgenommen. Sie bemühte sich stets eine gehorsame Schülerin zu sein, manchmal kamen jedoch auch Welpenallüren durch, doch auch da hatte der Rüde nie wirklich geschimpft. Sie selbst merkte, dass sie ihrem Körper immer mehr zutrauen konnte. Sie konnte weiter springen, schneller rennen und langsam hatte sie ihre Gliedmaßen auch unter Kontrolle. Die Krankheit hatte ihr einiges an Gewicht genommen und sie war daher sehr schlank, aber nicht weniger kräftig. Sie versuchte diesen Verlust schnell wieder abzubauen, denn der Winter kam und nach allem was Yoruba bisher gehört hatte sollte diese Jahreszeit hart sein. Sehr hart.

Heute Morgen hatte sich Arkas entschlossen sie mit zu den Klippen zu nehmen. Dort war sie noch nie wirklich gewesen. Als sie Kleiner war, wäre es zu gefährlich gewesen und danach hatte es sich nicht mehr ergeben, aber heute sollte es soweit sein. Ein Strahlen durchzog ihre Augen, als sie auf den Hellen zutrat. Vorfreude stand in ihren Zügen und dann ging es auch schon los. Das Praktische inzwischen war, dass sie sich nicht mehr andauernd irgendwo abmelden musste. Wenn sie nicht da war, war sie bei Arkas, die Anderen nahmen es hin und ihr Vater war ja selbst ständig unterwegs. Arkas war voran gegangen und sie folgte ihn seitlich. So war es immer, so hatte es ein Wenig Normalität. Meist wehte sein Geruch in ihre Nase. Yoru verband ihn mit Schutz, Geborgenheit und Freundschaft. Der Helle hatte ihr Gegenüber stets sein Wort gehalten und ihre Geheimnisse hatten auch ihren Fang niemals verlassen. Manchmal war es schwer, wenn sie allein sehen konnte wie großherzig der Rüde sein konnte und wie verschlossen er im Rudel war, aber sie schwieg, immerhin hatte sie es versprochen. Nachdem Miu nicht mehr da war, hatte sie zunächst gedacht er würde sich von ihr abwenden, doch sie hatte bewusst seine Nähe gesucht um ihm ein wenig Trost zu spenden, oder vielleicht weil sie selbst manchmal Trost suchte und er hatte es hingenommen. Hatte sie nicht weg gescheucht oder anderweitig verletzt. Noch während sie ihren Gedanken nachhing umfing die raue Seeluft ihren Pelz. Man konnte das Salz förmlich schmecken und Yoru hatte schnell gelernt, dass man dieses Wasser nicht trinken sollte. Nein. Nein! In Meeresnähe flogen stets diese meckernden Vögel. Sie sahen anders aus als die Waldvögel und ihr Gekreische steckte länger in den Ohren und war nicht so einfach zu überhören. Der Wind hatte die letzten Wolken vertrieben, es war ein wunderschöner Morgen. Yoruba entdeckte selbst, dass sie mehrfach tief und befreit die Luft einzog. Hin und wieder warf ihr Arkas einen Blick zu und manchmal sah sie auch das leichte Lächeln auf seinen Lefzen. Es erfreute sie jedes Mal aufs Neue. Es war jeden Tag ein Geschenk den Rüden in ihrer Gegenwart freundlich und entspannt zu erleben. Das zeigte ihr immer, dass sie nicht allzu viel falsch machen konnte, sonst wäre sein Mienenspiel sicherlich ein Anderes.

Doch jetzt verlangte die Situation ihre vollste Aufmerksamkeit. Arkas ging voran einen ziemlich steilen weg entlang. Die See und das Wetter hatten die Steine rutschig gemacht und schon mehrfach hatte sie das Gefühl gehabt zu rutschen und ihre Krallen benutzt. Vor ihr lag nun nicht mehr der sanfte Strand. Sondern die Klippen. Yoru hatte vorhin einmal entspannt runter gesehen und schwer geschluckt. Sie war ein richtiger Angsthase wenn es um Naturgewalten ging, aber wenn sie ihre Pfoten hier nicht sorgfältig unter Kontrolle hielt war sie schneller tot als sie es denken konnte. Eine Pfote vor die Andere setzend versuchte sie genau auf ihren weg zu achten und dabei der Felskante möglich weit weg zu bleiben. Die Angst, die durch ihren Körper zog war für Arkas sicherlich spürbar und Yoru wünschte sich, sie könnte sie abstellen. Kurz zitterten ihre Pfoten und ein Wehklagen entwich ihrem Maul. Erschrocken blickte sie zu Arkas auf. Sie sollte nicht murren. Oh nein. Sie wollte doch möglichst viel vom Revier erkunden, also musste sie diese Angst überwinden!


Re: Ebbe und Flut [Nach Plot 14] A, Y - Arkas - 02.04.2012

Der Rüde übte Geduld und ließ Yoruba die Zeit sicheren Schritt zu finden, behielt ein konstantes, gemäßigtes Tempo bei. Wenn sie versetzt hinter ihm ging hatte er oft das Gefühl ihres Blickes im Rücken, störte sich aber nicht daran. Manchmal warf er einen Blick zurück, manchmal trafen sich ihre Blicke dabei. Wenn er merkte, dass sie außer Atem war und nicht mehr mitkam, verlangsamte er seinen Schritt. Wenn er merkte, dass sie trödelte aber fit war, beschleunigte er ihn um sie anzutreiben. Unbewusst hatte er eine Fähigkeit weiterentwickelt, die er schon zu lernen begonnen hatte, als er mit Miu unterwegs gewesen war, die ihm aber immer etwas schwer gefallen war: Rücksicht nehmen. Dazu gehörte, sich erst einmal in jemand anderen hineinversetzen und abschätzen zu können, was dieser zu leisten imstande war, wo dessen Grenzen lagen. Seit Yoruba ihn häufiger bei seinen Ausflügen begleitete, hatte er zunehmend ein Auge auf sie geworfen, angefangen sich selbst manchmal etwas zurück zu nehmen, das Tempo zu drosseln obwohl er hätte noch schneller laufen können. Er dachte nicht groß darüber nach, er tat es einfach. So brachte nicht nur er der jungen Fähe das eine oder andere bei was ein heranwachsender Wolf zu lernen hatte, auch er hatte, wenn auch unbewusst, ein paar Dinge gelernt im Umgang mit anderen Wölfen. Sicherlich nicht viel im Vergleich zu den massiven Defiziten die in seinem Sozialverhalten tief verankert waren, aber dem ein oder anderen mochte es den Umgang mit ihm vielleicht ein wenig erleichtern.

Dieser Ausflug zumindest schien der jungen Fähe Freude zu bereiten. Sie machte einen heiteren Eindruck, sog genüsslich die Seeluft ein und ein Lächeln zierte ihre Lefzen. Dinge, die ihm nicht entgingen, die er sehr wohl erkannte, jedoch nicht wertete. Bei einem neuerlichen Blick zurück meinte er Furcht in den Augen der dunklen Wölfin zu erkennen. Sie schien von der Haltung her unsicherer zu werden, desto schwieriger die feuchte, kantige Oberfläche unter ihren Pfoten ihnen ihr Vorankommen machte. Er selbst war schon öfter diesen Weg gegangen, kannte die Tücken, war vor allem bei seinen ersten Besuchen nicht viel sicherer gewesen, wusste aber inzwischen wie er den sichersten Stand auf diesem Untergrund fand. Die Pfoten Yorubas zitterten etwas, sicher vor Anstrengung und Unsicherheit und ein dementsprechender Laut entwich ihrem Fang. Arkas beobachtete sie einen Augenblick, begegnete ihrem ängstlichen Blick ruhig und nüchtern, suchte dann mit seinem eigenen Blick in der nahen Umgebung ein relativ trockenes Fleckchen aus und ließ sich, nachdem er es mit wenigen Schritten erreicht hatte, dort auf die Hinterhand sinken. Wieder an Yoruba gewandt sprach er um die Wellen die unter ihnen auf die Felsen brandeten zu übertönen etwas lauter an sie gewandt.

„Wir können hier erst mal einen Augenblick lang bleiben und ausruhen.“

Seine Rute lag ruhig auf dem Steinboden und die Ohren aufgestellt wandte er den Kopf gen Meer und lauschte einerseits weiter den Geräuschen der wogenden See als auch der kreischenden Möwen. In seinem Kopf klang dieses keineswegs anstrengend oder störend, es gehörte für ihn einfach untrennbar zum Meer wie die das Zwitschern der Singvögel zum Wald. Er erkannte die feinen Nuancen und Abweichungen im Geschrei, die die Sprache der weißgefiederten ausmachte und lauschte, beobachtete den Horizont, den Punkt wo der Himmel das Meer zu berühren schien. Seine Brust hob und senkte sich langsam und ruhig während die salzige Seebrise immer wieder Wellenbewegungen durch sein Fell zog. Sein Blick fiel auf etwas spezielles, dass seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Sieh mal einer an…“

Worte die er mehr zu sich selbst sprach als zu Yoruba. Seine Augen folgten den Bewegungen einiger Möwen am Himmel, die gelegentlich herabstießen, nur um kurz darauf mit einem kleinen, zappelnden Etwas im Schnabel wieder aufzusteigen. Ihre Jagdtechnik schien sehr präzise und auf gewisse Art und Weise elegant. Vor allem beeindruckte ihn aber wie diese Tiere mühe- und bewegungslos vor ihrem Absinken vom Wind getragen in der Luft zu schweben schienen. Sicher kein Anblick, den er zum ersten Mal sah, aber doch etwas, dass er gerade zum ersten Mal bewusst wahrnahm.


Re: Ebbe und Flut [Nach Plot 14] A, Y - Yoruba - 09.04.2012

Yoruba hatte mit jedem Schritt immer mehr ihre liebe Mühe sich zu konzentrieren und sah sich sicherlich bald die Klippen hinunter stürzten. Ihre Krallen waren ausgezogen und kratzten laut in ihren Ohren über den nassen, rutschigen Boden. Sicherlich war das Geräusch nicht zu hören und nur für sie so laut, weil sie es selbst produzierte. Dagegen war das Meeresrauschen viel lauter. Da sie sich strickt auf den Boden konzentrierte, auf dem sie immer unsicherer entlang ging, bemerkte sie Arkas Musterung erst spät. Erst als sie das Gefühl hatte beobachtet zu werden, riss sie ihren Kopf hoch und starrte in ruhige Augen. Eigenartigerweise schaffte es der Rüde sie allein mit seiner Art zu beruhigen. Er war nicht panisch oder gar aufgeregt, dass hatte sie schon damals beim Gewitter bewundert, jetzt half ihr diese Art erneut nicht in Panik zu verfallen, sondern ruhig und sorgfältig eine Pfote vor die Andere zu setzen. Sie hatte seine Worte sehr wohl gehört, kommentierte sie jedoch erst, als sie sich direkt vor ihm befand. Ihre Stimme war etwas dünn, da sie aber direkt vor ihm saß, für ihn zu hören.

„Danke. Die Pause kann ich gebrauchen. Ich war hier noch nie und hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist.“

Noch etwas, dass sich geändert hatte bei ihr. Sie wollte Arkas nicht mehr beweisen, dass sie mutig und klug war und schnell alles lernte. Nein, sie gab auch zu, wenn ihr Etwas Probleme bereitete, oder sie Schwierigkeiten hatte, anstatt ihm was vor zu machen. Ihr Blick flog kurz auf seinen. Seine Züge wirkten entspannt, also schien er kein Problem mit einer kurzen pause zu haben und wenn sie näher darüber nachdachte fiel ihr auf, dass er sich auch sonst noch nie darüber beschwert hatte, wenn ihr junger und noch an Kraft wachsender Körper nicht mithalten konnte. Die schwarze Fähe folgte zunächst seinem Blick aufs Meer hinaus, blickte dann jedoch auf die Klippen, so sich das Wasser schäumend gegen die Felsen seinen Weg suchte. Jedes Mal wenn seine welle brach, ertönte auch der laut, wie sie voller Wucht gegen den Fels mündete. Yoru schluckte kurz und hob unweigerlich den Kopf. Schnell ging die noch einen Schritt nach hinten, bis ihr Körper sich gegen den Fels drückte um so noch etwas mehr Abstand zum Abgrund zu bekommen.

„Wenn ich da runter falle, bin ich tot.“

Es war keine Frage, eher eine Feststellung ihrerseits, wenn auch keine besonders tolle und sie wollte sie auch nicht in Wirklichkeit umsetzen. Ihr Blick traf kurz seinen, dann betrachtete sie erneut das Meer. Blau, dunkel und endlich weit. Von ihr oben sah es noch unberechenbarer aus als vom Strand aus. Yoru hatte es schon viele Stunden vom Sand aus beobachtet, aber es war unbeschreiblich. Kein Wolf konnte das Wasser erobern und sie hatte selbst erlebt, wie widerlich es schmeckte. Der Rauschen hing inzwischen schon so in ihrer Ohren, dass sie es kaum noch hörte. Wie ruhig der Wald doch im Vergleich dazu war. Arkas Worte und ihr Geräusche der weißen Vögel lenkten ihre Aufmerksamkeit dann auf deren Taten. Sie klangen anders als die Waldvögel, dass hatte sie schnell bemerkt und gelauscht, wenn man ihren Klang hörte, was das Meer nicht weit. Aber Yoru hatte sie noch nie sonderlich viel beobachtet. Jetzt hatte sie Gelegenheit dazu. Es war erstaunlich, sie sie da am Himmel schwebten ohne sich wirklich zu bewegen und trotzdem schwebten sie und fielen nicht ins Meer. Sie standen trotz des Windes an einer Stelle. Kurz stellte sie sich vor, wie es wohl wäre die Welt von dort oben zu sehen, wie leicht man dann Beute machen könnte. Sie hatte den Gedanken noch nicht beendet, als seines der Tiere in einer Spirale nach unten stürzte um sich im Meer einen Fisch zu angeln. Sie starrte auf die unruhige Oberfläche und konnte nichts erkennen, aber an der Art, wie der Vogel sich bewegte wurde deutlich, dass er Beute gemacht hatte. Vor allem wie schnell.

„Erstaunlich wie die das machen, ich kann nicht mal Fische sehen. Du?“

Es klang echte Bewunderung in ihrer Stimme mit. Manche Tiere hatten Gaben, da konnte man fast neidisch sein. Sie blickte den Hellen nicht an. Schaute zwischen Himmel, Möwen und Wasser hin und her und beobachtete das Schauspiel.


Re: Ebbe und Flut [Nach Plot 14] A, Y - Arkas - 12.04.2012

Arkas schielte kurz zu Yoru hinüber als diese ihm für die Pause dankte und sich zur Schwierigkeit des Fortbewegens auf dem feuchten Untergrund äußerte. Für Arkas war dies schon Gewohnheit und auch für sie würde es das irgendwann sein. Wie bei allem im Leben hieß es einfach Dinge immer wieder zu wiederholen um die Fertigkeit darin zu verbessern, so lange bis man es beinahe schon im Schlaf konnte. Das war beim Jagen oder Pirschen nicht anders als beim Bewegen auf schwierigen Untergrund. Im Vergleich zu den Eisflächen im Winter waren die Felsen der Klippe ein Welpenspiel.

Gelegentlich spürte Arkas den Blick der dunklen Fähe auf sich, behielt jedoch seinerseits die Möwen und die Wellenbewegungen des Meers im Auge. Die rhythmischen Bewegungen des Wassers hatten etwas Beruhigendes an sich, insbesondere durch die Reflektionen des Tageslichts, die es schillern ließen. Ohne dem Meer bewusst irgendeine spezielle Wirkung zuzuweisen entspannte sich Arkas doch unterbewusst durch das Schauspiel der Natur. Seitlich fiel ihm auf wie Yoruba offenbar Distanz zum Rand der Klippe suchte, sich etwas dichter an den Felsen drückte und Unsicherheit ausstrahlte. Sein rechtes Ohr zuckte kurz, während der Rest des Körpers inklusive der Rute regungslos in sitzender Haltung verharrte, abgesehen vom Fell, dass durch den Küstenwind immer mal wieder hin und her gezaust wurde. Davon ließ sich der Helle jedoch nicht stören. Auf Yorubas Einwand hin, dass ein Sturz sicher den Tot bedeuten würde, hoben sich seine Lefzen für einen Augenblick.

„Davon kannst du ausgehen. Wobei es sicher schlimmere Arten gibt zu sterben. Im Idealfall trifft man nach dem Sturz direkt auf einen Felsen und ist tot.“

Eine Mischung aus Sarkasmus und Ernsthaftigkeit, während seine Worte sehr nüchtern daher gesagt waren. Verglichen mit dem Zerfleischt werden durch einen Bären oder dem elenden, schmerzhaften Dahinsiechen einer immer stärker werdenden Krankheit wäre dieser Tot ein Geschenk. Gerade letzterem würde Arkas bereitwillig durch einen Sprung von der Klippe entgehen. Nicht um den Schmerzen zu entkommen, aber sehr wohl um in diesem unwürdigen Zustand zu entgehen, den bemitleidenden Blicken anderer. Seine Augen funkelten kurz als sich ihre Blicke trafen, ehe sich erst Yoruba und dann er wieder den Seevögeln zuwandten. Auch ihn beeindruckten die Fähigkeiten der Möwen auf eine gewisse Art und Weise, jedoch blieb er dabei zurückhaltender mit seiner Bewunderung als Yoruba und erklärte mit ruhiger, sachlicher Stimme seine Haltung dazu.

„Die Luft über dem Meer ist ihre Welt. Natürlich haben sie Fähigkeiten über die manch einer staunt. Aber stell dir mal vor eine Möwe säße im Wald auf einem Baum und würde uns Wölfen bei der Jagd zusehen, wie wir uns koordinieren, gemeinsam die Beute einkreisen, treiben, aus der Deckung hervorstoßen und sie reißen. Ich denke das Federtier wäre genauso beeindruckt. Wenn man selbst sein eigenes Leben lebt kommen einem die Fähigkeiten und Lebensweisen anderer Tiere manchmal wundersam vor, ist man Teil dieser Art, ist es dann aber wieder völlig normal.“

Seine kleine Belehrung beendend ging er wieder dazu über dem Geschrei der Möwen und dem Branden der Wellen zuzuhören. Einen Moment lang schwieg er, nichts geschah, weiterhin regungslos blieb er sitzen. Dann jedoch kam ihm etwas seltsam vor. Unsicher ob er sich nicht doch vielleicht getäuscht hatte stand er langsam auf und schritt mit langsamen Bewegungen näher an den Rand der Klippe heran. Dicht an der Felskante stehen bleibend senkte er leicht den Kopf und spitzte die Ohren noch mehr. Das Branden der Wellen klang unter ihnen eigenartig hallend. Es schien, als würde es von einem Echo verfolgt werden, etwas, das er von Geräuschen so nur in Schluchten oder Höhlen kannte. Den Kopf leicht schief gelegt spähte er hinab in die Tiefe, einen leicht fragenden Ausdruck auf dem Gesicht.


Re: Ebbe und Flut [Nach Plot 14] A, Y - Yoruba - 17.04.2012

Solange der Küstenwind durch ihren schwarzen Pelz wehte, die Sonne sie etwas wärmte und sie nicht auf den dummen Gedanken kam nach unten zu sehen entspannte sich Yoruba zunehmend. Der Wind trieb ihr außerdem den Geruch ihres Begleiters in die Nase. Arkas Geruch hatte schon immer diese Wirkung, dass sie sich dann zusehens besser fühlte. Der Rüde hatte sie noch nie im Stich gelassen und ihr Unterbewusstsein schien das zu spüren. Wie üblich schien der Helle lange Zeit nichts zu sagen, aber auch das hatte Yoru gelernt. Arkas überdachte jede seiner Antworten, nie verließ ein unüberlegtes Wort seinen Fang. Eigentlich ein bisschen schade, wie sie jetzt feststellen musste. Es wäre bestimmt ein toller Moment, wenn der Rüde spontan und unüberlegt handeln würde, einfach weil seine Gefühle es so wollen. Er verstand sich gut dran seine Gefühle unter seinen Pelz zu verstecken und bei dem Gedanken glitt ein strahlendes Glitzern durch ihre Augen. Ja verstecken konnte er die gut, aber nicht alle und vor allem nicht vor ihr. Nicht mehr. Nie mehr. Sie war inzwischen kein kleiner Welpe mehr und würde es nicht dulden. Sie hatte versäumt um ihre Mutter zu kämpfen, hatte fast ihren Vater verloren. Jetzt, nachdem es zu spät war, dachte sie anders. Damals hatte sie sich zu sehr selbst bemitleidet, aber sie war klein, ahnungslos und hatte nicht gewusst wie ihr geschiet. Jetzt war sie größer und hatte ihren eigenen Kopf entwickelt. Hatte eine eigene Meinung und einen eigenen Charakter. Sie war nicht mehr nur die kleine Welpin zu zum Spaßvogel Dannsair gehörte, nein, ganz bestimmt nicht. Inzwischen hatten alle gemerkt, wie sehr die an Arkas hing und keiner, außer ihr, schien das wirklich billigen zu wollen, doch das war ihr egal. Sie kannten Arkas nicht so, wie sie ihn kannte und würden es nie verstehen…nein..bestimmt nicht.

Mitten in ihre Gedankenwelt hinein erklang dann plötzlich Arkas Stimme. Sehr eigenartig. Yoru schaffte es immer abzutrifften, wenn sie auf seien Antworte wartete. Selten war sie ungeduldig oder harrte an seinem Fang, gespannt was er sagen würde. Meist was dies der Fall, wenn sie hoffte etwas gut gemacht zu haben und ein Lob zu bekommen. Ein Lob war immer ein wunderbares Geschenk und ließ sie freudig strahlen. Arkas Tonfall und seine typische Art ließen sie diesmal die Augen aufreißen und sich gleich noch weiter an die Felsen drängen. Er sprach über den Tod, als sei es ganz normal, doch das fand Yoruba nicht. In diesem Moment fragte sie sich tatsächlich, ob der Rüde sie vermissen würde, wenn sie dort hinunter fiel. Ihr wurde bewusst, sie sehr es bei ihr um umgekehrten Fall so wäre. Sie biss die Zähne aufeinander und schwieg. Diesen Gedanken würde sie bestimmt nicht laut aussprechen. Arkas wusste ja das sie ihn mochte und wollte es bestimmt nicht bei jeder Gelegenheit unter die Nase gerieben bekommen. Ihr Blick war nun schwer und starr auf den Horizont gerichtet. Keine Entspannung mehr. Doch Arkas setzte zu einer weiteren Erklärung an und schaute dabei ebenfalls auf das Meer. Yoru lauschte schweigend.

Ja, das war ihre Welt, dort oben waren sie Zuhause und das mit den Fischen machten sie bestimmt ganz oft. Bestimmt gab es Vögel, wie waren sehr gut, so wie Arkas du dann eben jüngere, die konnten es noch nicht so gut, so wie sie. Aber so ganz völlig normal empfand sie diese Besonderheit des Fliegens eben nicht. Eine besondere Gabe, doch dann fiel ihr etwas ein…

„Gib es Eigenschaften anderer Tiere, die du in deinem Leben gern gehabt hättest?“

Das war keine Frage sie typisch war und sicherlich würde er antworten, warum solle er über etwas nachdenken, was er eben eh nicht hatte, aber sie war gerade neugierig und versuchte etwas über das Denken des Rüden hinaus zu bekommen, was sich immer als äußerst kniffelige Sache erwies. In dem Moment gaben ihre Vorderpfoten auf dem rutschigen Untergrund etwas nach und ihre Krallen kratzten über den Fels. Deutlich zu hören. Jedoch kam sie schnell zum stehen und so starrte sie fassungslos in die Tiefe. Ihr Herz klopfte wild und schnell presste sie sich wieder an die Felsrückwand. Verdammt nochmal!

„Ich weiß zumindest, dies hier ist offenbar nicht meine Welt!“

Ihre Stimme kam leise und rau und etwas frustriert im Untergrund, weil sie sich heute einfach zu dämlich anstellte. Noch während sie um ihre Fassung bemüht war, bemerkte sie plötzlich, dass Arkas ihr offenbar nicht ganz zuhörte. Sie schaute zu ihm hinrüber, doch er schien zu lauschen, nun spitzte auch sie ihre Ohren. Doch sie vernahm nur Rauschen und das Gekreische der Meervögel.

„Was ist…?“

Ihre Frage kam unsicher, ihre Haltung abwartend.


Re: Ebbe und Flut [Nach Plot 14] A, Y - Arkas - 18.04.2012

Yoruba stellt dem hellen Rüden eine ungewöhnliche Frage und riss ihn damit aus seiner Konzentration auf den ungewöhnlichen Hall der brandenden Wellen. Er war nie auf die Idee gekommen sich zu überlegen, welche Fähigkeiten anderer Tiere er gerne haben würde. Sein Denkschema erlaubte solche Überlegungen in der Regel auch gar nicht, weil sie überflüssig waren. Er war, was er war und konnte, was er konnte. Was andere zu tun in der Lage waren und was ihm davon nützlich erschien war unwichtig, denn haben könnte er dieses Talent dennoch nicht. Sehr, sehr kurz dachte er über die Frage nach und antwortete dann in seiner üblichen, sachlichen Art.

„Nein, gibt es nicht. Ich bin zufrieden mit dem was ich bin und habe.“

Das war die Wahrheit und mehr zu sagen gab es dazu nicht, weswegen er nicht weiter darauf einging und sich wieder auf die Geräusche tief unter sich konzentrierte. Da war definitiv etwas merkwürdig. Seine Augen suchten die Felsen unter sich ab und suchten nach Auffälligkeiten, der Blick schweifte langsam links und rechts an den Klippen entlang. Dass Yoruba auf dem rutschigen Untergrund Probleme bekam nahm er irgendwo unterbewusst wahr, so dass er zu ihr sah als er das Kratzen ihrer Krallen auf den Felsen vernahm und mit ansehen konnte wie sie einen unfreiwilligen Blick in die Tiefe warf, aber schon im nächsten Augenblick war seine Aufmerksamkeit schon wieder auf die Felswand gerichtet. Auf ihre Bemerkung reagierte er nicht, viel mehr begann er mit langsam tappenden Schritten vorsichtig die Felskante abzuschreiten um dem Geräusch aus unterschiedlichen Perspektiven zu lauschen. Auch Yoruba schien nun zu merken, dass ihn etwas beschäftigte und sprach ihn darauf an, worauf er kurz und knapp antwortete:

„Normalerweise verursachen Wellen nicht so ein Echo wenn sie an die Klippe branden.“

Da unten muss irgendetwas sein.

Den Blick behielt er dabei nach unten gerichtet. Schwindelig wurde ihm dabei nicht, Probleme mit Höhen kannte er nicht und so konnte er genug Konzentration aufbringen gleichzeitig hinabzublicken und sich seitlich über den rutschigen Untergrund zu bewegen. So tat er einige Schritte und tappte Wortlos etwas von der Stelle an der sie sich niedergelassen hatten weg. Dann erspähten seine Augen eine Reihe Vorsprünge, günstig angeordneter Felsen und mit Algen bedeckter Steinformen die hinab führten, quasi einen einfachen aber beschreit baren Weg hinab boten, breit genug dass zwei Wölfe nebeneinander hinabklettern könnten. Direkt über der Stelle wo dieser Pfad zu enden schien hing die Klippe ein Stück über, so dass die Spitze der Felswand zwar nur gering, aber doch sichtbar in der Luft zu schweben schien. Sofort wog der helle Rüde das Risiko ab und befand, dass die Passage sicher genug war einen neugierigen Blick zu wagen und dem merkwürdigen Geräusch nachzugehen. Den Blick nun auf Yoruba richtend und die Fähe von der Schwanzspitze bis zur Schnauze kurz musternd ging er die gleiche Risikoabwägung noch einmal durch, dieses Mal für die Dunkle. Im Ergebnis sprach nichts dagegen, dass auch sie ein wenig ihre Kletterfähigkeiten üben konnte. Um jedoch kein unnötiges Risiko einzugehen würde er vorgehen, den Untergrund vorher testen. Voraussetzung dafür war jedoch, dass die Fähe sich nicht zu Ängstlich zeigte. Angst führt zu Unsicherheit, Konzentrationslosigkeit und die zu Fehlern. Sein Blick war ernst, ebenso wie seine Stimme als er sprach.

„Ich will mir das mal genauer ansehen. Sieh dir den Pfad dort an und versuch selber abzuschätzen ob du dir zutraust ihn zu gehen. Wichtig ist: Geh ihn nicht wenn du Angst hast. Wenn du dir nicht absolut sicher bist, dass du Ruhe bewahren und dich voll und ganz auf deine Schritte konzentrieren kannst, dann warte hier oben. Verstanden?“

Seine Augen waren leicht verengt, seine Ohren aufgestellt und sein Blick ruhte abwartend auf der Fähe, geduldig auf eine Antwort wartend.