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Erinnerung und Zukunftstraum | nach Plot 13 | Namíd, Deva - Druckversion

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Erinnerung und Zukunftstraum | nach Plot 13 | Namíd, Deva - Devaki - 09.02.2012

Erinnerung und Zukunftstraum
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Devaki & Namíd | am Fluss | nach Siyis Tod | nach Plot 13


Die Tage verschwammen ineinander, die Zeit schien jegliche Bedeutung verloren zu haben. Gut eine Woche war vergangen, seit Siyi sich von ihnen verabschiedet hatte und dann gegangen war mit der Würde, die ihr als alte, kranke Wölfin noch geblieben war. Die Last, die ihr Tod hinterließ, war unbeschreiblich groß, auch wenn der Schwarze versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Er war müde, fühlte aber gleichzeitig, dass er wachsam und stark sein musste. Eben weil die jungen Wölfe dazu noch nicht in der Lage waren, weil sie nicht verstanden, weil er der einzige war, der ihnen geblieben war. Dabei hätte Devaki gerne einen Wolf wie Réan wieder bei sich gehabt, um sich seine Gedanken und einen Teil der Bürde von der Seele reden zu können. Er brauchte einen Freund, der ihn stützte, aber einen solchen hatte er nicht. Weil er Leitwolf war und weil eben dies bedeutete, dass er allein war. Es war nur in diesen kurzen Momentan des Alleinseins offensichtlich, dass Devaki mehr Probleme damit hatte Siyis Tod zu verwinden als ihm lieb war und als er sich eingestehen mochte. Nicht etwa, weil ihm die Fähe als Gefährtin viel bedeutet hatte. Nein, an fehlender Liebe hatte sich nichts geändert. Sondern weil sie ihm zu viel Stoff zum Nachdenken zurückgelasssen hatte, weil sie ihm die alleinige Verantwortung über ein Rudel gelassen hatte, das er nie hatte führen wollen und weil er nun als einziges Elternteil für vier junge Wölfe sorgen musste. Nicht körperlich, nein, für die Nahrung sorgten auch die anderen Rudelmitglieder. Aber keiner von ihnen konnte die Mutter ersetzen, die gegangen war. Auch er nicht, dafür musste er nun doppelt Vater sein.

Ein leises Seufzen entfuhr dem Leitrüden, während er auf den Fluss starrte. Er erinnerte sich an den Tag, als er ins Revier gekommen war um seinen Vater aufzusuchen. Damals war er Siyi zum ersten Mal begegnet. In der Nähe der Rudelhöhle. Die Erinnerungen waren ebenso verblasst wie sein Zeitgefühl, nur dunkel tauchten die erstaunten, beinahe ersetzten Gesichtsausdrücke der Wölfe auf, die ihn für ein Abbild seines Vaters gehalten hatten. Der Fluss vor Devakis Pfoten rauschte dahin, sein rechtes Ohr zuckte kurz weil er geglaubt hatte ein Geräusch vernommen zu haben. Er wandte sich kurz um, suchte mit seinen Augen die Umgebung ab, konnte aber nichts entdecken. Einbildung, wahrscheinlich. Der Rüde streckte die rechte Pfote aus und berührte leicht die Oberfläche des Wasser. Sofort spürte er die Kälte, ein paar Wassertropfen sprangen ihm auf ihrem Weg gestört entgegen. Deva zog die Pfote zurück und runzelte die Stirn. Er ärgerte sich über sich selbst, weil er anfing in Selbstmitleid zu versinken. Er dachte an sich, obwohl er eigentlich doch derjenige war, der von allen betroffenen mit am wenigsten litt. Der Schwarze schüttelte den Kopf und stand auf. Wohin er wollte, wusste er nicht.


Re: Erinnerung und Zukunftstraum | nach Plot 13 | Namíd, Dev - Namíd - 09.02.2012

Sie war wirklich nicht mehr da. Namíd wusste immer noch nicht wieso oder weshalb sie gegangen war aber er hatte verstanden das seine Mama nicht mehr wieder kommen würde. Er verstand es nicht, sie waren doch noch so klein, wieso also hatte Mama ihn und seine Geschwister alleine gelassen? Namíd hatte sich aufgemacht um Schmetterlinge suchen zu gehen, denn das würde ihn bestimmt ablenken und vielleicht konnte er ja heraus finden ob er nicht auch fliegen konnte? Er hatte unbewusst den Weg zum Fluss eingeschlagen und als er dort ankam entdeckte er die vertraute Gestalt seines Vaters.

„Papa? Was machst du denn hier?“

Überraschung schwang in seiner Stimme mit und mit schnellen Schritten hatte der dunkle zu seinem Vater aufgeschlossen und schaute ihn aus seinen dunkelblauen Augen an. Er hatte nicht bemerkt das sein Papa von der Rudelhöhle fort gegangen war, aber Namíd gab ja gerne zu das er nicht sonderlich darauf geachtet hatte was dort geschehen war. Seine Geschwister unternahmen andere Dinge. Liath war vermutlich wieder bei Laines und wo die anderen waren, das wusste Namíd nicht. Er senkte denn Blick zum Wasser und schaute dem treiben dort zu.

„Papa, geht es Mama gut, dort wo sie jetzt ist?“

Es waren schon einige Tage ins Land gegangen seit seine Mama gegangen war und doch hatte Namíd bisher nicht den Mut aufgebracht mit seinem Papa darüber zu sprechen, obwohl dieser vermutlich der einzige war der ihm helfen konnte. Papa war stark und auch wenn er Mama vermutlich auch vermisste, so würde er bestimmt die richtigen Worte für den Welpen finden. Dieser lies sich auf die Hinterhand nieder und schaute weiter ins Wasser. Er war traurig. Er wollte doch seiner Mama die Schmetterlinge zeigen, er wollte ihr Erzählen was er über Cheza herausfand – wenn er es denn tat. Doch all das konnte er jetzt nicht mehr. Mama würde nicht mehr wieder kommen.

„Ich vermisse Mama...“

Zwar war Namíd seine Mama schon viele Wochen nicht mehr regelmäßig raus gekommen, aber Namíd liebte sie dennoch und er wollte ihr doch all das zeigen was er jetzt schon kannte. Letztlich hob er den Blick doch und blickte traurig zu seinem Papa hoch. Ob das irgendwann nach lies? Ob er irgendwann wieder glücklich war? Was würde Papa sagen, fragte sich Namíd, wenn er die Gedanken des kleinen Abenteurers kannte?


Re: Erinnerung und Zukunftstraum | nach Plot 13 | Namíd, Dev - Devaki - 10.02.2012

Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Noch immer stand er recht unschlüssig am Flussufer herum, doch als Namíd auftauchte verschwand jeglicher Gesichtszug, der ein wenig über die Gedanken des Schwarzen hätte verraten können. Dem jungen Rüden wäre es sicher ohnehin nicht aufgefallen – Namíd war nicht der ruhige Beobachtertyp wie sein Vater. Trotzdem konnte Deva gegen die reflexartige Veränderung seines Gesichtsausdruckes wenig tun. Mit den Jahren war es ihm ins Blut übergegangen. Er zwang sich also zu einem Lächeln und begrüßte seinen Sohn mit einem Stups gegen die Brust.

„Ich hab ein bisschen nachgedacht. Über deine Mama.“

gab er ehrlich zu und ließ sich neben seinen Sohn sinken, der sich ans Flussufer gesetzt hatte. Gemeinsam mit Namíd starrte Deva nun auf das Wasser. Vater und Sohn gemeinsam verloren in Erinnerungen. Als sein Sohn begann über Siyi zu reden, rückte Deva ein wenig näher an ihn heran und stellte den Vorderlauf schützend und stärkend neben Namíds. Die Pfote des jungen Rüden sah im Gegensatz zu der seines Vaters noch sehr klein aus. Er würde noch ein ganzes Stück wachsen und Deva war sich sicher, dass Siyi es gerne miterlebt hätte, wie ihr Nachwuchs sich entwickelte. Doch das Leben hatte seinen eigenen Kopf und in diesem war kein Platz für die Wünsche und Träume einzelner Wölfe.

„Ich weiß es nicht.“

antwortete er noch einmal ehrlich und wandte sich vom Fluss ab um Namíd anzusehen.

„Aber ich hoffe es. Was glaubst du? Was glaubst du, wo sie ist?“

fragte er. Vielleicht erleichterte es seinem Sohn den Abschied, wenn er sich einen Ort vorstellte, an dem seine Mutter auf ihn wartete? Im Grunde genommen tat sie das ja auch. Sie hatte einen Weg beschritten, den sie alle irgendwann einmal gehen mussten. Ob sie sich wiedersehen würden, wusste Deva nicht. Aber er wollte es gerne glauben.

„Ich weiß...“

flüsterte er leise und berührte sanft die Pfote seines Sohnes.

„... das bringt sie leider nicht zurück. Weißt du, was gegen das Vermissen hilft? Du musst an die schönen Momente denken, die du mit deiner Mama erlebt hast. Denn die bleiben dir erhalten, die kann dir niemand mehr nehmen.“

Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lefzen als er Namíd erneut ansah. Deva sprach nicht oft darüber, wie er den Tod geliebter Wölfe verwand. Sein Sohn wusste es nun. Es war seine Methode gewesen den Schmerz über Réans Dahinscheiden zu unterdrücken und es war sein Halt gewesen als er erfahren hatte, dass seine Mutter gestorben war. Es half. Immer, wenn ein Schwall der Traurigkeit sich seinen Weg bahnen wollte, schickte man eine schöne Erinnerung hinterher. Sie linderte den Schmerz und rief ihm immer wieder ins Gedächtnis, dass er den Toten nicht nachtrauern sollte. Er würde schöne Momente erleben, mit anderen Wölfen. Das hatte Réan ihn gelehrt. Und er hatte Recht behalten.


Re: Erinnerung und Zukunftstraum | nach Plot 13 | Namíd, Dev - Namíd - 14.02.2012

Er schaute schweigend in das Wasser während er darauf wartete das sein Papa etwas sagte und dann hob er überrascht den Blick. Auch sein Papa hatte an Mama gedacht? Aber natürlich,bestimmt vermisste er ihn genauso sehr wie Namíd selbst seine Mama vermisste. Nur weil Mama so lange nicht bei ihm war, war sie ja dennoch seine Mama gewesen und er hatte sie ganz lieb gehabt! Aber er war froh das sein Papa ihn anstupste, denn dass zeigte ihm doch nur dass dieser ihn lieb hatte! Dann musterte er die Pfote seines Vaters die sich neben seine stellte und Trost suchend lehnte er den Kopf an ihn an. Was er glaubte?

„Ich glaube … Mama geht es bestimmt gut! Sie spielt mit den Schmetterlingen und ganz bestimmt passt sie auf uns auf! Ich glaub nämlich, dass Mama uns niemals ganz alleine lassen würde, weißt du, Papa? Schließlich hat Mama uns doch Lieb!“

Namíd hatte sich bereits viele Gedanken darum gemacht was mit seiner Mama wohl war und wie es ihr geht und weil er die Schmetterlinge liebte würden die bestimmt auch da sein wo seine Mama jetzt war! Dann lauschte er wieder Devakis Worten und diesmal schaute er diesen fragend an. Ob das wirklich half, aber Namíd wollte es gerne versuchen also dachte er ganz stark nach, eine Erinnerung an seine Mama, eine glückliche – leider gab es nicht viele. Aber er erinnerte sich noch ganz genau wie warm es bei ihr immer gewesen war, wie Sicher und Glücklich er sich bei seiner Mama gefühlt hatte und er hatte das Gefühl das es ihm wirklich besser ging. Überrascht schaute er seinem Papa in die Augen.

„Dann werde ich jetzt nur noch daran denken wie lieb Mama mich hat und dann geht es mir besser. Richtig, Papa?“

Doch obwohl Namíd das Gefühl hatte das es ihm geholfen hatte und vor allem das es ihm half neben seinem Papa zu sitzen und über Mama zu reden, drückte er den Kopf tiefer in das Fell des dunklen Rüden neben sich. Es tat gut darüber zu sprechen und dann kam dem dunklen Welpen noch eine Frage, eine Frage die er sich kaum gestellt hatte aber die ihn dennoch interessierte.

„Papa? Werde ich Mama vergessen?“

Schließlich vergaß er öfter Dinge. Dinge die nicht so wichtig waren, ab und zu auch Namen oder Begriffe. Wie sollte er sich sicher sein, dass er nicht auch seine Mama vergessen würde? Traurig schaute er den größeren an. Er wollte seine Mama nicht vergessen, ob sein Papa das verstand, ob er die Furcht des jungen Welpen verstand. Der eigentliche Abenteurer wollte nicht vergessen, aber vor allem wollte er wieder so sein wie vorher, auch wenn er jetzt mehr nachdachte, war er doch noch immer das aufgeweckte Wesen von vorher.

„Vielleicht können mir die Schmetterlinge ja von Mama erzählen? Von dem Ort wo sie jetzt ist.“

Für Namíd gab es keinen Grund der dagegen sprach. Das Schmetterlinge bei seiner Mama nicht zu ihm kommen würden, das dachte der kleine gar nicht. Schmetterlinge waren doch bestimmt überall die selben, egal ob bei seiner Mama oder bei ihm und seinem Papa!


Re: Erinnerung und Zukunftstraum | nach Plot 13 | Namíd, Dev - Devaki - 15.02.2012

Als Namíd seinen Kopf an den Körper seines Vaters drückte, überfiel Devaki erneut sein schlechtes Gewissen. Sein Sohn dachte, dass er Siyi so vermisste wie er es tat. Wieder musste der Leitrüde sich eingestehen, dass er nicht so trauerte, wie er es eigentlich hätte tun müssen. Aber er konnte nicht. Es wäre eine Lüge gewesen zu behaupten, er würde eine Gefährtin vermissen. Er vermisste eine Vertraute. Eine Freundin. Eine Stütze. Namíd durfte das nicht erfahren. Er würde es Devaki nie verzeihen, dass er dieser seine geliebte Mutter so hinterging. Mit diesen Gedanken im Kopf, legte Deva eben diesen auf Namíds. Natürlich ließ er nicht das ganze Gewicht auf dem jungen Rüden lasten. Nur so viel, dass dieser die Nähe seines Vaters spüren konnte.

„Das hat sie, ja. Dich hat sie ganz besonders lieb gehabt. Wahrscheinlich sieht sie uns gerade zu, wie wir hier sitzen und über sie nachdenken. Nur richtig bei uns sein, das kann sie eben nicht mehr.“

Devaki lächelte und versuchte zu nicken, als sein Sohn versuchte die Worte seines Vaters zu verstehen. Vor ein paar Wochen noch hätte Namíd wenig von dem verstanden, was er zu sagen hatte. Es war gut, dass Siyi ihre Krankheit so lange in Schach hatte halten können. Ein paar Wochen früher hätte Deva seinen Welpen wahrscheinlich kaum beibringen können, warum ihre Mutter plötzlich fort war. Es war jetzt schon schwierig, aber sie waren tapfer. Er konnte stolz sein auf die jungen Wölfe.

„Wie kommst du denn darauf?!“

Die darauffolgende Frage des jungen Rüden überraschte ihn völlig. Devaki hob den Kopf von Namíds und rückte ein paar Zentimeter zurück. Erstaunt blickte er seinen Sohn an. Vergessen? Wieso sollte er seine Mutter vergessen? Nein, die die man liebte, vergaß man nicht. Es war schon beinahe zwei Jahre her, seit er selbst seine Mutter das letzte Mal gesehen hatte. Aber vergessen hatte er sie und ihre Güte nie. Sie war so liebevoll gewesen, voller Verständnis und Sanftmut. Solche Erinnerungen verblassten nicht selbst wenn Namíd noch jung war und sich an viele Dinge, die in den ersten Wochen seines Lebens geschehen waren wahrscheinlich nicht erinnern konnte. Devaki konnte sich immerhin auch an Wolfstatz erinnern. Auch wenn er diesen nur wenige Male während seiner Welpenzeit gesehen hatte.

„Du wirst sie nicht vergessen. Ganz sicher nicht. Sie ist immer bei dir. Du wirst sie in dir erkennen, wenn du älter bist. Du wirst sehen, wie viel du von ihr für das Leben mitbekommen hast. Deine Stärke, deinen Mut. Das alles hast du von deiner Mama. Und wenn du deine Geschwister ansiehst, wirst du Siyi in ihnen ebenfalls sehen. In Shila, weil sie deiner Mutter sehr ähnlich sieht. In Liath, weil er die gleichen klugen Augen hat wie sie. Und in Kainuu, weil sie so liebevoll und sanft sein kann wie Siyi. Außerdem werde ich schon dafür sorgen, dass du sie nicht vergisst.“

Den letzten Satz betonte er ein wenig ernster und zwinkerte seinem Sohn verschwörerisch zu. Auch wenn Siyi und er nie das gewesen waren, was liebende Eltern sein sollten, so hatten sie einander doch respektiert und ihr Möglichstes für die Welpen getan. Devaki würde nicht zulassen, dass sie in Vergessenheit geriet, schon gar nicht bei den Welpen. Und wenn er sie nur daran erinnern musste, welche Ermahnungen sie ihrem Nachwuchs mit auf den Weg gegeben hatte, wenn die vier wieder Flausen im Kopf gehabt hatten.

„Ich weiß nicht, ob Schmetterlinge überhaupt etwas erzählen können. Aber der Fluss kann dir von ihr erzählen. Und der Wind. Oder die Bäume des Waldes. Sie alle haben deine Mutter gekannt. Du musst nur genau hinhören, mein Sohn.“



Re: Erinnerung und Zukunftstraum | nach Plot 13 | Namíd, Dev - Namíd - 21.02.2012

Der Blick seiner Augen wanderte vom Wasser im Fluss immer mal wieder zu seinem Papa der neben ihn saß und versuchte ihm zu helfen. Wie es seinem Papa ging, dass wusste Namíd nicht aber er war sehr froh das er jetzt in diesem Moment bei ihm war. Er lauschte den Worten des älteren aufmerksam, wollte sie sich alle genau einprägen damit er auch keines dieser Worte vergessen. Mit einem dankbaren Lächeln blickte er seinen Vater an.

„Du hilfst mir, ganz bestimmt auch Papa? Ich will Mama nicht vergessen. Sie ist doch meine Mama!“

Die Stimme des dunklen Rüden konnte man durchaus als Flehend auslegen. Dann schaute er auf das Wasser, auf die Wiese in der näheren Umgebung und auf die Bäume. Die Bäume und das Wasser des Flusses sollten ihm Geschichten erzählen? Der Wind sollte etwas über seine Mama wissen? Namíd konzentrierte sich, versuchte das zu hören was sein Papa meinte und kniff dann sogar die Augen zu um sich zu konzentieren. Doch das einzige was er hörte war das Rauschen des Wassers, das Flüstern des Windes wenn er über die Flächen fuhr und das Wispern der Blätter weit oben in den Baumkronen. Skeptisch schlug er die Augen wieder auf und schaute zu seinem Papa.

„Aber Papa... Niemand erzählt etwas. Ich höre das Wasser und den Wind, aber sie erzählen mir nichts über Mama. Wie soll so etwas gehen? Da können doch die Schmetterlinge bestimmt viel mehr erzählen, weil wir können doch auch Reden. Dann Reden Schmetterlinge bestimmt auch, Papa!“

Für ihn hörte sich das ganze total logisch an. Wobei die Betonung da auf dem für ihn lag. Suchend blickte er sich um doch leider gab es in seiner Unmittelbaren Umgebung keinen Schmetterling der Beweisen konnte das diese Reden konnten und Geschichten von seine Mama kannten. Wobei das größere Problem in etwas lag was Namíd nicht bedacht hatte: Wie sollte er mit den Schmetterlingen reden, wenn diese doch immer nur abhauten? Doch das war etwas was er bestimmt auch würde regeln können, notfalls musste sein Papa ihm eben helfen – ganz klar!
Vorsichtig berührte er mit einer Pfote das Wasser vor sich und betrachtete die Wellen die diese Bewegung schlug. War es das, was sein Papa meinte? Das alles hier Mama kannte weil seine Mama hier gelebt hatte? Doch Namíd wollte nicht nur Erinnerungen, eigentlich wollte er seine Mama doch nur wieder bei sich haben und ihr all das zeigen was sie jetzt verpassen würde.

„Mama schaut uns jetzt gerade bestimmt zu, Papa. Und sie ist bestimmt froh das du auf mich und meine Geschwister aufpasst!“

Es war nicht mehr als ein Gedanke den der dunkle Rüde aussprach. Er konnte sich nicht vorstellen das seine Mama nicht froh war das er und die anderen nicht alleine war. Bestimmt war sie froh das Namíd seinen Papa hatte zum Reden und seine Geschwister zum spielen und raufen. Er wollte daran glauben das seine Mama ihn sah, bei allem was er tat und er wollte auch das sein Papa daran glaubte. Für ihn war das alles ganz klar, doch wie war es für die anderen? Er hatte mit seinen Geschwistern nicht darüber gesprochen und auch wenn der kleine Abenteurer nachdenklicher geworden war, so war er doch noch immer der selbe. Und Cheza's Geheimnis würde er auch noch lüften, das hatte er schließlich gesagt!


Re: Erinnerung und Zukunftstraum | nach Plot 13 | Namíd, Dev - Devaki - 12.03.2012

Namíds Stimme wurde ein wenig flehend, aber Deva ließ nicht von seiner aufmunternden Miene ab und nickte nur leicht lächelnd. Es würde ihm nicht schwer fallen Namíd an seine Mutter zu erinnern. Der Junge hatte viel zu sehr an ihr gehangen und so wie er sich jetzt verhielt, würde er sie wahrscheinlich ohnehin nie vergessen. Wichtig war lediglich, dass Devaki aufpasste, wie sein Sohn Siyi in Erinnerung behielt. Jetzt war er jung und vergötterte sie, was aber würde passieren, wenn er älter wurde? Wenn er begann Fragen zu stellen? Würde sich Namíds Weltbild verändern? Ob es einen Tag geben würde, an dem Namíd Siyi dafür verfluchte, dass sie einfach gegangen war und ihn und seine Geschwister ohne Mutter zurückgelassen hatte? Devaki selbst hatte seinen Vater bewundert, sich gefreut, wenn er da war. Bis er alt genug war zu verstehen, dass ein Vater immer bei seinen Welpen sein musste.

„Du wirst deine Mutter immer gut in Erinnerung behalten ja? Versprich mir, dass du niemals böse auf sie sein wirst, egal was passiert.“

Die Frage an seinen Sohn kam ein wenig plötzlich, Devaki überging dafür sogar für einen kurzen Moment, dass Namid ja seinerseits bereits weitere Fragen gestellt hatte. Er wollte diesen Punkt einfach geklärt haben, er wollte seinem Sohn dieses Versprechen abringen. Jetzt. Hier. Sofort. Der Schwarze wollte verhindern, dass Namíd ihm selbst irgendwann gleichen würde, dass er Groll gegen ein schon totes Elternteil hegte und sich damit die Erinnerung an die schönen Zeiten zerstörte. Er sah seinen Sohn aufmerksam und erwartungsvoll an. Ihm musste die Frage sicher seltsam vorkommen, denn warum sollte er böse auf seine Mama werden? Deva aber hatte erlebt, wie man sich in die Verbitterung hineinsteigern konnte. Sie war wie ein Samen, der sich tief ins Herz pflanzte. Erst keimte er nur langsam vor sich her, dann spross der Groll daraus. Er rankte, legte sich um die Brust wie eine Schlingpflanze und drückte dann zu, bis man kaum noch an etwas anderes denken konnte. Sie loszuwerden war schwer. Deva hatte einige Zeit gebraucht, bis er sich von seiner Enttäuschung gegenüber Wolfstatz gelöst hatte. Mit Siyis Tod und ihren letzten Erzählungen hatte er den Frieden schließen können, den er immer gesucht hatte. Der Vater wollte nicht, dass sein Sohn so ein Chaos aus Zweifel und Verbitterung auch erleben musste.


Re: Erinnerung und Zukunftstraum | nach Plot 13 | Namíd, Dev - Namíd - 24.05.2012

Verwirrung beschrieb Namíd in diesem Augenblick gut. Der schwarze Rüde saß neben seinem Vater und betrachtete seine Pfoten und die seines Vaters. Die Farbe ihres Fells unterschied sich nicht sonderlich und doch erkannte selbst Namíd das sein Vater eine Ausstrahlung hatte die einem jedem sofort zeigte das er hier das sagen hatte. Der schwarze war froh, das Devaki sein Vater war. Und doch verwirrte er ihn, als er plötzlich so energisch wurde. Verwundert schaute der kleine Abenteurer seinen Vater an und nickte.

„Warum sollte ich böse mit Mama sein, Papa? Ich hab Mama doch lieb!“

Er verstand es nicht. Wieso sollte er denn böse mit seiner Mama sein, sie würde doch bestimmt auch weiter nach ihm schauen und die Schmetterlinge würden ihr gewiss auch erzählen was Namíd tat und was er nicht tat. Der schwarze war sich sicher, dass seine Mama alles erfahren würde. Ob er nun mit den anderen spielte, oder wie jetzt mit seinem Papa dasaß und sich unterhielt. Bestimmt war Siyi nicht weit weg und achtete auf ihn und die anderen. Warum also sollte er ein versprechen geben was ihn im diesem Augenblick so unsagbar doof vor kam. Doch irgendwie hatte Namíd das Gefühl das es Devaki wichtig war und so nickte er.

„Ich werde niemals böse auf Mama sein, versprochen, Papa!“

Der ganze feierliche Ernst den er aufbringen konnte schwang in den Worten der schwarzen mit und er fühlte sich gleich viel besser als zuvor. Zwar hatte er noch immer keine Ahnung wieso das seinem Vater so wichtig war, aber Namíd hatte das Gefühl in diesem Moment das richtige getan zu haben. Das Devaki auf seine vorhergegangenen Worte gar nicht reagiert hatte, das bemerkt Namíd nicht mehr. Er spürte das er seinem Vater geholfen hatte, irgendwie, mit seinem Versprechen und er nahm sich vor dieses Versprechen einzuhalten, egal wie schwer es ihm fallen würde irgendwann. Aber seine Mama und mit ihr böse sein? Für Namíd nur ein schlechter Scherz in diesem Moment.


Re: Erinnerung und Zukunftstraum | nach Plot 13 | Namíd, Dev - Devaki - 31.05.2012

Auch Deva blickte auf die Pfoten herab, die in Einigkeit nebeneinander standen. Der Unterschied war in der Tat nicht sonderlich groß. Obwohl, doch, wenn man es genau nahm, war er das sogar sehr. Vom Fell her sah man kaum Unterschiede. Devas Pfoten begannen langsam ein wenig grau zu werden, aber Namíd konnte kaum abstreiten woher er stammte. Und dennoch waren Namíds Pfoten so viel kleiner als die seines Vaters. Der junge Wolf würde noch viel zu lernen haben. Es würde einige Zeit dauern, bis er wirklich verstand, was sein Vater ihm mit diesem Versprechen hatte mitgeben wollen.

„Ich weiß nicht. Du sollst es ja nicht werden, nur manchmal... denkt man über seine Eltern nach und dann passiert es einfach. Auch, wenn man es vielleicht gar nicht will.“

Ein bedauerndes Lächeln legte sich auf seine Lefzen und er sah Namíd ein klein wenig entschuldigend an. Er hatte seinen Sohn nicht verwirren wollen. Doch mit Siyis Tod hatte auch der ältere Wolf ein paar wichtige Dinge gelernt. Dass man vergangene Zeiten nicht wieder zurückholen konnte. Dass man nicht ungeschehen machen konnte, was geschehen war. Dass man aber vergeben konnte – und damit Frieden für die Zukunft schließen konnte. Und so war Devaki erleichtert und zufrieden, als Namíd feierlich von sich gab, was sein Vater hatte hören wollen.

„Sehr gut, mein Sohn. Ich danke dir.“

lobte der Schwarze den jungen Wolf und das Lächeln, eben noch zaghaft, verbreiterte sich. Deva senkte den Kopf und stupste Namíd sanft die Nase an den Hals, als ob er sein Lob noch einmal unterstreichen wollte und dem kleinen Rüden zeigen wollte, dass jetzt, wo Siyi weg war, ja immer noch dein Vater für ihn da war. Für einen Moment herrschte Stille, da aber dieses wichtige Anliegen geklärt war und Deva nicht den ganzen Tag mit seinem Sohn am Fluss sitzen wollte, erhob er sich. Der Schwarze streckte sich einmal kräftig durch und hielt dann prüfend die Nase in den Wind, den Kopf erhoben als ob er eine Witterung über ihm aufnehmen wollte.

„Was hälst du davon, wenn wir uns ein paar Schmetterlinge suchen und herausfinden, ob sie wirklich reden können? Dann könnten wir sie nach deiner Mama fragen.“

schlug er vor, wohlwissend, dass es keine sprechenden Schmetterlinge gab. Aber das wusste Namíd ja nicht und es wäre sicher eine gute Beschäftigung um den jungen Wolf von den traurigen Gedanken an die verstorbene Mutter abzulenken.