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Nächtliche Spaziergänger [nach Plot 13] Arkas, Deva - Druckversion

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Nächtliche Spaziergänger [nach Plot 13] Arkas, Deva - Devaki - 30.01.2012

Es war ein ruhiger Tag gewesen, insofern man Tage mit sechs heranwachsenden Wölfen als ruhig bezeichnen konnte. Jagdunterricht, Fragestunden, Spielpausen, Raufereien, all das gehörte zum Alltag und ab und an war es ziemlich anstrengend diesen Alltag Tag um Tag mitzumachen und zu überwachen. Als Leitwolf und als Vater. Die Stunden in der Nacht, wenn alles ruhig wurde und die meisten der anderen schliefen, waren die Stunden, in denen Devaki entspannen konnte und die Stille genießen konnte, die er so gerne hatte. In dieser Nacht am Beginn des Herbstes schlenderte der Schwarze über die große Wiese zum Weiher. Der Himmel war dunkel, aber von Sternen und Mondlicht erhellt. So war es auch nicht schwer den Weg zu finden, das Gras lag im Schein des Mondes gelblichweiß vor ihm.

Arkas schlenderte gemächlich eine Pfote vor die andere setzend durch den nachtschwarzen Wald. Das Licht der tausend Sterne und des strahlend hellen, sichelförmigen Mondes über ihm warf gespenstische Schatten durch die ruhig auf und ab wippenden Äste auf den Waldboden. Bis auf das leise Plätschern des nahen Wassers herrschte vollkommene Stille und der Rüde bemühte sich diese Ruhe mit keinem Geräusch zu durchbrechen. Leise hatte er sich aus der Rudelhöhle geschlichen, darauf bedacht bloß niemanden zu wecken. Der Durst hatte ihn aus dem Schlaf geholt und der Blick aus der Höhle hatte förmlich zu einem nächtlichen Spaziergang eingeladen. ‘Wenn es doch nur immer so ruhig sein könnte‘. Absichtlich hatte er einen kleinen Umweg eingeschlagen und so die Strecke künstlich verlängert. Die Bewegung und die kühle, frische Luft halfen zu entspannen und einfach nur den Kopf frei zu bekommen. Die letzten Schritte zum Weiher aus dem Wald heraustretend wirkte die Nacht beinahe so hell wie ein wolkenverhangener Tag. Grillen zirpten hier und da und untermalten die Atmosphäre mit ihrer rhythmischen Melodie. Schließlich am Ufer des Weihers angelangt senkte der Rüde augenblicklich den Kopf und begann langsam zu trinken. Das kühle, feuchte Nass weckte selbst zu dieser späten Stunde die Lebensgeister in ihm und so nahm er einen Zug nach dem anderen.

Dass sich noch jemand anderes am Weiher eingefunden haben könnte, damit hatte Devaki nicht gerechnet. Und auch, wenn er wach war und auf äußerliche Gefahren wie immer lauschte, bemerkte er Arkas erst einige Meter vom Weiher entfernt. Kurz blieb er stehen und runzelte ein wenig missmutig die Stirn. Er hatte sich auf einen Abend ohne störende Gesellschaft gefreut, aber umdrehen schickte sich für einen Leitrüden nicht. Der braune Rüde hätte es sicher bemerkt und Devaki hatte keine Lust am nächsten Tag auf seinen 'Rückzieher' angesprochen zu werden. Also setzte er seinen Weg fort. Als er nur noch wenige Schritte entfernt war, grüßte der Leitrüde den Trinkenden. „Arkas wandert im Mondschein umher. Heute ein wenig verträumt?“ Er versuchte nicht zu neckend zu klingen, aber die Worte waren mehr als nötig um seinen Unmut zu verbergen.

Das Ohr des Rüden zuckte kurz, als Arkas ein Geräusch hinter sich wahrnahm. Er war unaufmerksam gewesen, das wurde ihm nun im Nachhinein bewusst. Langsam hob er den Kopf, die Ohren gespitzt lauschte er. Tief sog er zudem die Nachtluft ein, witterte. Kein Zweifel, er hatte Gesellschaft. Er musste sich nicht einmal umdrehen, um sicher zu gehen wer sich ihm genähert hatte, Devaki ergriff zuerst das Wort. Etwas schien in seiner Stimme mitzuschwingen, Arkas konnte es nur nicht genau definieren. Ohne jede Eile drehte er sich zu dem schwarzen Rüden um. Wäre es dunkler gewesen, hätte es einen Augenblick gebraucht ihn zu erkennen, so aber schimmerte das Fell des Alpha und ließ die Konturen sehr deutlich erscheinen. Wieder einmal zeigte sich der Vorteil der dunkles Fell vor allem bei Nacht brachte. Bedachte Arkas aber die Nachteile am Tag, vor allem an heißen, brennenden Sommertagen, verzichtete er gerne auf diesen nächtlichen Vorteil. "Der Tag an dem ich die Zeit mit Träumen verschwende muss erst noch kommen. " Auch wenn er keine Gesellschaft erwartet hatte, war Devaki zumindest eine der annehmbareren, die ihm hätten drohen können. So fand er sich schnell mit der Gegenwart des anderen Rüden ab. "Und du? Auf der Flucht? Wenn du möchtest kann ich abstreiten, dich gesehen zu haben."

Devaki nickte und lächelte. Arkas und träumen, die Vorstellung wirkte tatsächlich ein wenig absurd. Der Schwarze trat an den Rand des Weihers, senkte Kopf und Hals und nahm ruhig ein paar Schlucke Wasser. Dann richtete er sich wieder auf und ließ auf die Arkas' Frage hin die Ohren kurz spielen. Flucht? „Selbst wenn ich fliehen wollte, wohin sollte ich gehen?“ fragte er mit einem seltsamen Lächeln auf den Lefzen zurück, obwohl er sich darüber im Klaren war, dass Arkas wahrscheinlich nur versuchte seinen Scherz zu erwidern. So richtig lustig finden konnte Devaki das nicht. Er konnte nicht fliehen. Weil er Leitrüde war und Verantwortung trug. Weil vier junge Wölfe Papa zu ihm sagten. Weil eine tonnenschwere Last auf seinen Schultern lag.

Als Devaki zu ihm trat und selber trank, verfiel Arkas für einen Augenblick ins Grübeln. Seit ihrem letzten Gespräch war eine Weile vergangen. Allgemein schien der Dunkle seit der Geburt der Welpen ganzzeitlich regelrecht belagert zu sein von seinem Nachwuchs. Nicht, dass dies etwas ungewöhnliches wäre, doch für Arkas war allein schon der Gedanke auf diese Art und Weise, umringt und bedrängt inmitten von Welpen zu sitzen, eine wirkliche Horrorvision. Wahrscheinlich genoss der Dunkle die stille der Nacht nicht weniger als er selbst. Wohin er fliehen sollte? Die Frage erschien Arkas merkwürdig, so legte er den Kopf leicht schief und kippte ein Ohr an. Neugierig musterte er seinen Alpha und meinte dann mit ruhiger Stimme: "Die Frage wohin stellt sich doch eigentlich gar nicht? Überall, nur nicht hier. Interessanter wäre die Frage nach dem wovor, nicht?“ Aus einer nicht wirklich ernst gemeinten Frage entwuchs eine ernsthaftere. Könnte der Dunkle, würde er? So ganz glücklich schien er nicht zu sein, oder nur aufgrund des schlechten Scherzes den Arkas gebracht hatte?

Ah, das wovor. Devakis Lefzen verzogen sich zu einem Lächeln, als er Arkas' neugierige Nachfrage vernahm und schüttelte sanft den Kopf. „Nein, ich glaube nicht, dass es das wovor ist, um das es geht. Es gibt viele Dinge, die jemanden dazu bringen könnten die Pfoten in Bewegung zu setzen und so schnell zu laufen bis die Lunge vollkommen ausgepumpt ist. Die wirklich interessante Frage ist doch...“ er legte eine kurze Pause ein und musterte sein Gegenüber kurz. Dann ließ er sich auf die Hinterpfoten sinken und senkte den Kopf verschwörerisch ein wenig näher gen Arkas. „...warum man bleibt. Warum bleibst du, mein Freund?“ Devaki hatte sich das oft gefragt seit Miu verschwunden war. Ebenso, wie er rätselte, warum Arkas nicht einfach zu seiner alten Familie zurückkehrte.

Den Blick auf Devaki fixiert folgte er dessen Bewegungen als dieser sich auf die Hinterpfoten sinken ließ und tat es ihm nach einem kurzen Zögern gleich. Es sprach nichts dagegen, sich ein bisschen mit dem Rüden die Zeit zu vertreiben, zumal die frische Luft und das kühle Wasser ihn alles, nur nicht müde gemacht hatten. Würde er jetzt zum Unterschlupf zurückkehren, läge er sicher noch eine Weile wach ehe er wirklich wieder in den Schlaf finden würde. Insofern war dieses Gespräch sogar durchaus nützlich für ihn. Als der Rüde einen verschwörerischen Ton einschlug und sich seine Schnauze ihm ein Stück weit näherte, verspannte Arkas sich unwillkürlich etwas und hob leicht den Kopf. Ein Reflex, der sich nicht so einfach abschalten ließ. Doch als er die Frage von Devaki wahrnahm, verebbte dieser Impuls schon im nächsten Augenblick wieder und der Kopf sank auf seine vorherige Position zurück. Dass Devaki ihn Freund genannt hatte, weckte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend des Hellen, doch anstatt darüber zu nachzugrübeln überging er es lieber und antwortete direkt auf die Frage des Dunklen. "Wozu weggehen? Ich denke hier ist es genau so gut wie irgendwo anders. Außerdem…" Auch wenn das folgende wie ein Scherz klingen sollte, so schwang doch ein nicht geringer Hauch Ernsthaftigkeit darin mit. "… könnte es ja sein, dass ihr mich braucht, nicht? Ich nehme nicht an, dass du mir gerade nahelegen wolltest zu gehen, oder?"

Er beobachtete genau, wie Arkas auf seine Frage reagieren würde. Zu Devakis Enttäuschung tat der Braune das allerdings relativ entspannt. Eigentlich hatte der Leitrüde etwas anderes erwartet. Was genau, wusste er auch nicht, aber diese Reaktion war ihm zu unspektakulär. „Erwartest du von mir, dass ich dir so etwas nahelegen würde?“ fragte er daher nur schwach lächelnd zurück, schüttelte dann jedoch ablehnend den Kopf. “Nein, so etwas würde ich nicht. Ich denke jeder weiß selbst, wann es Zeit ist zu gehen.“ Obwohl er zugeben musste, dass es ab und an Momente gab, in denen er Lust hatte Arkas die Bäume hochzujagen – oder aus dem Revier. Zum Beispiel dann, wenn er zu ruppig mit seinem Nachwuchs umging. Aber das sollte nicht Thema sein. “Mich wundert nur, dass du nicht zu deiner Familie zurückkehrst. Diese Wölfe sollten dir doch vertrauter sein als dieses Rudel hier. Das zudem noch zur Hälfte aus Welpen besteht.“

Die Miene von Arkas nahm bei dem Wort Familie sofort einen ungehaltenen Ausdruck an. Devaki konnte schlecht wissen, was da im Argen lag und berücksichtigte er diesen Fakt, war es für ihn nicht schwer nachzuvollziehen wie Devaki auf diese Überlegung gekommen sein mochte. Gerade als junger Vater lernte man den Wert einer Familie wahrscheinlich noch einmal verstärkt zu schätzen. Bei Arkas hatte sich aber ein solches Bedürfnis nie entwickelt und die Gründe dafür waren mannigfaltig und ruhten zum Großteil in der eigenen Erziehung durch seinen Vater. Man musste ihm anmerken, dass ihn das Thema missmutig stimmte, als er in leicht brummenden Ton erwiderte: "Die Option dorthin zurückzukehren habe ich nicht. Zumindest nicht, so lange mein Vater noch lebt und darauf verzichte ich auch gern. Miu war meine Familie." Er trug diesen Grund nüchtern und reglos vor, doch als der Name seiner Schwester fiel, durchzuckte ein leichtes Blitzen seine Augen. So als hätte er am Rande der Lichtung etwas bemerkt, drehte er den Kopf zur Seite, atmete kurz durch und sah dann wieder zurück zu Devaki, seine Haltung wieder etwas entspannter. "Ich komm mit den Welpen klar. Wahrscheinlicher ist, dass sie mit mir nicht klar kommen. Aber keine Sorge… ich nehm mich schon etwas zurück."

Eine Augenbraue des Schwarzen zuckte kurz in die Höhe. Es war unschwer zu bemerken, dass Arkas seinen Vater nicht mochte. Warum auch immer. Devaki besaß genug Feingefühl um nicht weiter nachzuhaken. Doch es reichte nicht aus, um nicht doch eine Bemerkung dazu zu machen. “Du solltest froh sein, dass du noch so etwas wie eine Familie hast. Ich wäre froh, wenn meine Eltern noch leben würden.“ Oder auch nur sein Vater, aber da Wunschdenken nichts half, verscheuchte Devaki diesen Gedanken schnell wieder. Er erhob sich und streckte die Vorderläufe durch. Auf die zweite Bemerkung des Rüden erwiderte er nichts. Stattdessen stellte er unbefriedigt fest, dass der Braune seine Frage noch immer nicht zufriedenstellend beantwortet hatte. Er hatte nicht herausgefunden, warum Arkas nun blieb, obwohl Miu nicht mehr hier war.

Devakis Erwiderung brachte Arkas einen Augenblick lang zum Schweigen. Die Erfahrung des Verlusts eines Wolfes der einem nahe war hatte er durch Mius verschwinden selber schmerzlich genug machen müssen, so dass er nachvollziehen konnte, dass der Dunkle diese Aussage tätigte. Wieder konnte der Dunkle nicht wissen, was in Arkas genau vorging, woher dieser Zorn und diese Abneigung gegenüber seinem Vater kamen. Und erneut folgten Arkas Augen den Bewegungen des Dunklen, tat es ihm dieses Mal jedoch nicht nach und blieb sitzen. Devaki schien ihm unzufrieden, zumindest meinte er in der Mimik des Rüden diese Regung zu lesen, wobei er sich auch täuschen konnte. Da er nie besonderen Wert darauf gelegt hatte die Bedürfnisse und Empfindungen anderer Wölfe wahrzunehmen und zu ergründen, war diese Eigenschaft zugegeben womöglich etwas unzuverlässig. Er hielt den Blick auf Devaki fixiert, als er sprach. "Offenbar haben wir unterschiedliche Erfahrungen mit unseren Eltern gemacht." Arkas wurde erst in diesem Augenblick die Ironie bewusst, die wie ein Schleier um das angeschnittene Thema und sie beide lag. Ein leichtes Schmunzeln huschte über seine Lefzen, als er die nächsten Worte an Devaki richtete "Vielleicht überrascht es dich, aber ursprünglich sollte ich mich jetzt in der gleichen Situation befinden wie du dich. An der Spitze des Rudels… wenn auch eines anderen. Und hätte Miu damals nicht den Entschluss gefasst zu gehen, wäre ich das wohl auch."

Devaki war sich nicht sicher, ob Arkas mit dieser Aussage Recht hatte. Sicher hatten sie unterschiedliche Erfahrungen gemacht, aber ob diese so weit auseinanderlagen, bezweifelte Deva. Sein Vater war nicht das gewesen, was Devaki sich als liebevoll und sorgsam gewünscht hatte. Er war ein Herumtreiber, dem andere Wölfe immer wichtiger gewesen wären. Mit diesem Bewusstsein war er aufgewachsen und hatte erst viel zu spät gelernt seinen Vater zu verstehen. Was wahrscheinlich ein Punkt war, in dem er und Arkas sich grundsätzlich unterschieden. Devaki interessierte sich dafür, warum ein Wolf etwas tat, was ihn bewegte. Der Schwarze war sich aber sicher, dass es ihn absolut nicht überraschte, dass Arkas in seinem alten Rudel Alpharüde sein würde, wäre er noch dort. “Dann bist du gegangen und hast deine Pflicht vernachlässigt? Sieht dir nicht ähnlich.“ stellte er fest, obwohl er sich darüber bewusst war, dass Arkas für seine Schwester wohl alles gegeben hätte. Daher war es eher eine Feststellung als eine Frage, auf die er eine Antwort erwartete. “Scheint also keine sonderlich verlockende Aussicht gewesen zu sein, der Leitwolfposten.“ fügte er dann schmunzelnd hinzu und ließ sich wieder auf die Hinterpfoten zurücksinken.

Auch wenn Devaki sicher nicht beabsichtigte ihn zu reizen, reagierte Arkas doch deutlich verärgert und leicht aggressiv auf die zuletzt geäußerte Bemerkung seines Gegenüber. Ein leises, kehliges Knurren kam über seine Lefzen, bevor er mit tiefer Stimme antwortet: "Ich habe meine Pflicht nicht vernachlässigt! Jemand musste auf Miu aufpassen, du hast sie erlebt und du weißt unter welchen Umständen sie verschwunden ist. Ich hatte keine andere Wahl." Einen Moment lang durchzuckte ein gefährliches Funkeln die Augen des Hellen. Devaki hatte ihn getroffen, wo er am verletzlichsten war und hätte ihn nicht mehr aufbringen können, hätte er ihn körperlich angegriffen. Innerlich war ihm bewusst, dass er der Pflicht die ihm auferlegt worden war hätte nachkommen müssen und er war nicht stolz darauf, dass er es nicht getan hatte. Womöglich verstand er seinen Vater sogar, womöglich war es eine Art Verrat. Aber das wollte Arkas nicht hören. Der Glauben, dass er keine andere Wahl hatte saß fest in ihm. Er musste bei seiner jüngeren Schwester bleiben und tröstete sich mit dem Gedanken, dass seine ältere Schwester seine Aufgaben wahrscheinlich würde genauso gut übernehmen können wie er. Sein Atem ging schneller und erst dadurch bemerkte er die aufgeglommene Aufregung. Er zog seinen Kopf etwas zurück und legte die Ohren an. Es ärgerte ihn, dass er sich von Devaki aus der Fassung hatte bringen lassen. Dennoch konnte er die Wut nicht weiter auf ihn lenken, denn irgendwo hatte er recht. So blieb ihm nichts anderes als die Frustration zu schlucken und den Dunklen dann wieder etwas gelassener und mit entschuldigende Miene anzublicken. "Ich hätte die Aufgabe übernommen… ich bin von Welpenpfoten an darauf vorbereitet worden. Aber manchmal kommen die Dinge anders, als man es sich vorstellt. Vielleicht verstehst du, was ich meine. Vielleicht auch nicht…" Zum ersten Mal seit langem, ja wahrscheinlich seit seinem Gespräch mit Schneedorn und dem verschwinden seiner Schwester mochte man dem Rüden so etwas wie Zermürbung oder Unsicherheit anzumerken.

Devaki blieb ruhig sitzen und blickte Arkas schweigend an. Er hatte nicht beabsichtigt den Rüden derart zu reizen. Er beabsichtigte aber auch nicht, sich von diesem Wutausbruch aus der Ruhe bringen zu lassen. In der Tat freute sich der Leitrüde sogar ein wenig über diese Gefühlsexplosion. Es zeigte ihm, dass Arkas eben nicht der kaltherzige Gesteinsbrocken war, der er immer vorgab zu sein. Devaki hatte keine bösen Hintergedanken, er wollte sein Rudel nur kennen. Und dazu gehörte es die Wölfe zu ergründen und das, was sie bewegte. Devaki schwieg, bis Arkas sich beruhigt hatte und zu Ende gesprochen hatte. “Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen. Das sollte keine Anklage sein.“ stellte er richtig, bevor dann das rechte Ohr leicht zur Seite neigte und ein sanftes Lächeln auf seinen Lefzen erschien. “Am Ende ist es mir lieber jemanden in meinem Rudel zu wissen, der die, die ihm am Herzen liegen, nicht für seine Pflichten im Stich lässt.“ fügte er leise hinzu.

Prüfend glitt Arkas Blick über das Gesicht von Devaki, suchte nach Ironie oder einem anderen Zeichen von Zweideutigkeit. Dass der Rüde eine freundliche, beschwichtigende Mimik zur Schau trug und ebenso die Tatsache, dass er auf Arkas zornige Reaktion nicht weiter einging, half dem Hellen, sich weiter zu beruhigen und zu seiner Gelassenheit zurück zu finden. Er wusste, dass es unnötig war sich Devaki gegenüber zu rechtfertigen, aber irgendwie hatte er es doch gemusst, so wie er es bei sich selbst jedes Mal tat. Und auch wenn Arkas generell nicht geneigt war auf Komplimente oder andere freundliche Worte anzuspringen, so stimmte ihn vor allem die letzte Bemerkung von Devaki doch zufrieden. Vor allem die Ernsthaftigkeit mit der Devaki seine Worte vortrug überzeugten Arkas davon dass es keine verkehrte Entscheidung war, mit dem Schwarzen zu sprechen. Wieder entspannter ließ er sich nun auf alle viere sinken und musste so den Kopf leicht heben, um Devaki weiterhin anzublicken. Eine Sache, die ihn normalerweise gestört hätte, aber in diesem Moment spielte es für ihn keine Rolle, zumal sie alleine waren. "Ich denke wenn es dem Rudel an etwas nicht fehlt, dann ist es Herz." ‚Er dachte an die Augenblicke in denen das Rudel zusammen war, wenn die Welpen ausgelassen mit den Großen spielten und neue Pläne ausheckten. Unwillkürlich kam ihm das Bild von Dannsair vor Augen, der gut in diese Welpenkulisse passte. "Eher hier und da ein wenig Vernunft und Verstand. Aber im Großen und Ganzen lässt es sich hier gut aushalten. Es ist erträglich." Und im letzten Satz war er es, der ein leichtes Lächeln auf den Lefzen trug. Aus Arkas Worten mochte ein Zugeständnis dieser Art so viel bedeuten wie aus den Worten eines anderen Wolfes ein "Hier gefällt es mir".

Unwillkürlich hatten sich die Muskeln des Schwarzen ein wenig angespannt, als er auf eine Reaktion wartete. Er wusste nicht, ob seine Worte Arkas nicht vielleicht noch mehr verärgern würden und hatte daher selbst mit einer weiteren Drohung gerechnet. Die nicht kam, so dass auch Devaki sich entspannen konnte. Er nickte erneut und sein Lächeln wurde sogar ein wenig breiter, als der Rüde ihm antwortete. Der Leitrüde zuckte mit den Schultern. „Für Vernunft und Verstand haben wir dich ja. “ stellte er fest und ließ vergnügt die Ohren spielen. Arkas erschien ihm doch nicht so unzufrieden zu sein. Nicht so sehr, wie es den Anschein erwecken mochte. Es beruhigte Devaki ein wenig, dass selbst so ein kalter Hund wie Arkas so etwas wie Gefühle besaß – und dass es auch für pflichtbewusste Wölfe Möglichkeiten geben durfte ihre Bestimmungen über den Haufen zu werden. Insgesamt also ein recht annehmbarer Abend und dass er anfangs wenig erfreut über die Begegnung gewesen war, hatte er beinahe vergessen.

Wieder sah Arkas zum Waldrand, so als suche er zwischen der nur vage auseinanderzuhaltenden Masse an Baumstämmen nach etwas bestimmten. Der direkte Augenkontakt war wenn er denn keiner Drohgebärde diente oder eine Belehrung unterstrich etwas ungewohnt für ihn. Gespräche dieser Art führte er nicht oft, was auch daran liegen mochte, dass sich Gelegenheiten dieser Art nicht oft boten. Kurz lauschte er mit geschlossenen Augen dem Zirpen der Grillen, dem flüstern des schwachen Windes und dem leisen Plätschern des Wassers, dann wandte er sich wieder an Devaki. Auf die zufriedene Miene des Hellen stahl sich ein leichter Ausdruck von Schalk. "Solltest du doch noch vorhaben dir eine Weile eine Auszeit zu nehmen, ich kümmer mich in der Zeit gerne um das Rudel. Vielleicht könnte ich sogar hier und da eine kleine Verbesserung anbringen… nicht dass etwas falsch daran wäre, wie du deine Aufgabe ausführst. Wie du dir sicher denken kannst…" Mit einem kurzen Zwinkern setzte er dann hinterher: "… ich beobachte dich genau." Der Blick mit dem Arkas diese Worte sagte machte deutlich, dass es sich zumindest bei der letzten Aussage um keinen Spaß handelte.

Er hatte gerade aufstehen wollen, verharrte dann aber auf halbem Weg und blickte Arkas mit nachdenklicher Miene an. Das Lächeln war von seinen Lefzen verschwunden. Er war sich nicht recht sicher, welchen Teil der Aussage er mit ein wenig Humor nehmen sollte und welchen bitterernst. Devaki entschloss sich lieber jedes Wort ernst zu nehmen. Der Schwarze nickte. „Das tust du doch schon immer.“ stellte er nüchtern fest. Das arkassche Angebot kommentierte er lieber nicht. Eigentlich hätte er dieses Angebot mit Kusspfote angenommen – er war noch immer nicht wirklich erpicht darauf ein Rudel zu leiten. Das verdiente er überhaupt nicht. Aber Arkas als Leitwolf? Nein, diesen Versuch würde er lieber erst starten, wenn die Welpen alt genug waren. Obwohl Devaki sich ohnehin nicht vorstellen konnte, dass Arkas mit dieser Bande fertig werden würde. Insgeheim gäbe er ihm zwei Wochen, dann würde das Rudel meutern. Vielleicht nicht Cheza. Aber wenigstens Laines würde sich dem Rüden nur äußerst widerwillig beugen. Von mindestens drei der Welpen ganz zu schweigen. Devaki stand nun ganz auf und setzte eine freundlichere und unbeschwertere Miene auf. “Und, wollen wir?“

Auf den Vorschlag hin erhob sich Arkas langsam von seiner Position und streckte kurz die Läufe durch und schüttelte sich leicht. Noch einmal ging er zum Wasser und nahm zwei-drei Schlucke, ließ sich kur Zeit und wandte sich dann Devaki zu. Auch wenn das Gespräch kein Fehler gewesen war, zumindest musste es Arkas nicht als solchen verbuchen, hatte es doch zumindest einen Zweck nicht erfüllt: Ihn müde gemacht. Der Mond war kaum weitergewandert und es würde noch eine Weile dauern, ehe sich die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont schieben würden. Die Nacht war lau und angenehm, irgendwie war dem Rüden noch nicht nach einer Rückkehr zum Rudel. Vielleicht ließe sich seine morgendliche Runde vorschieben und der Schlaf später nachholen. Er blieb wo er war, sah Devaki an und schüttelte dann kurz den Kopf. "Ich werde noch ein bisschen umherstreifen. Niemand wartet auf mich und schlafen kann ich mir auch genauso gut Tagsüber irgendwo." Er trottete näher an Devaki heran und blieb neben ihm stehen, die Schnauze in Richtung dessen Ohr gereckt und etwas leiser, so als verrate er dem Schwarzen ein Geheimnis, setzte er hinterher: "Eine der Annehmlichkeiten, wenn man kein Alpha ist, mein Freund." Auch wenn man meinen könnte, die Aussage sei Schadenfroh gemeint, so zeigte die Modulation mit der Arkas sprach doch, dass er um diesen Vorteil wusste, ihn sehr zu schätzen wusste aber auch ein wenig Bedauern und Verständnis für Devaki da war, dass seine Rolle in gewisser Weise Opfer erforderte, selbst wenn sie auch Vorteile brachte. Dann trabte er langsam an, streifte im Vorbeigehen die Flanke des Dunklen und machte sich auf in die gleiche Richtung im Wald zu verschwinden, aus der vor einer Weile gekommen war: Weg von der Rudelhöhle führend.