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Stockkrieger [nach Plot 13] Cheza, Liath, Deva - Druckversion

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Stockkrieger [nach Plot 13] Cheza, Liath, Deva - Devaki - 12.01.2012

Seit Siyis Tod sind einige Wochen vergangen. Mittlerweile ist es Herbst geworden und Miu ist vor einigen Tagen ins Revier zurück gekehrt. Das Rudel will demnächst auf die Jagd gehen. Noch ist es jedoch nicht soweit. In der Abenddämmerung hat sich das Rudel im Revier verteilt. Den besten Ausblick haben jedoch die, die sich den blutroten Sonnenuntergang im Süden des Reviers, von den Klippen am Strand ansehen.

Liath hob einen Stock vom Boden auf, den er soeben entdeckt hatte und stellte sich vor, es wäre ein totes Kaninchen, dass er nach einer harten Jagd erbeutet hatte. Leise grollend kaute er auf dem Holz herum und schüttelte es.

Sonnenuntergänge hatten etwas Einzigartiges. Devaki hatte sich nie entscheiden können, ob er die aufgehende oder die untergehende Sonne lieber mochte. In der aufgehenden Sonne lag Hoffnung, in der untergehenden jedoch eine traurige Schönheit, die Sehnsucht nach mehr und ein Frieden legte sich mit der Nacht zusätzlich über das Land. Deva hatte sich einen guten Aussichtspunkt auf den Klippen gesucht, so dass er das Meer so gut wie ungestört betrachten konnte. Kurz dachte er an den letzten Sonnenuntergang, den er so betrachtet hatte, so intensiv, so ruhig. Es war im vergangenen Herbst gewesen. Mit Réan auf der Spitze des Geröllfeldes.

Cheza setzte elegant und ruhig eine Pfote vor die andere und betrachtete das Farbenspiel der untergehenden Sonne, das über der Umgebung tanzte. Nie waren die Lichtverhältnisse schöner, als zu dieser Jahreszeit. Cheza entdeckte den jungen Rüden Liath, der sich seine Zeit mit einem kleinen Ast vertrieb. Sie wollte ihn nicht stören, blieb allerdings ruhig stehen und ließ den Blick schweifen.

Liath bemerkte zuerst nicht, dass ein Mitglied des Rudels ihn kurz beobachtete. Im Kampf auf Leben und Tod mit dem bösartigen Stock landete er auf dem Boden und wälzte sich über den Rücken auf die andere Seite. Erst von dort aus sah er Cheza. Er erstarrte in der Bewegung und fuhr dann schnell in die Höhe, so als hätte sie ihn bei etwas ertappt, für das er eigentlich zu groß war. Verlegen legte er die Ohren an und bemerkte dann auch seinen Vater, weiter hinten bei den Klippen.

Er blickte immer noch ein wenig gedankenverloren auf den untergehenden roten Ball am Horizont, als ein brummendes Knurren - oder war es ein knurrendes Brummen? - ihn aus seinen Gedanken riss. Der Rüde wandte den Kopf und erspähte Liath einige Meter entfernt. Was tat er da? Dann fiel ihm auch Cheza auf, die bei Liath war. Er lächelte flüchtig und beschloss dann, seinen Beobachtungsposten aufzugeben und sich zu den beiden zu gesellen.

Cheza betrachtete Liath, den sie nun wohl gestört hatte. "Tut mir Leid...", meinte sie schmunzelnd. "Ich wollte dich nicht stören." Ihr Lächeln sprach in keiner Weise dafür, dass sie sich über ihn lustig machte. Sein Anblick hatte sie ebenso erfreut, wie das Lichtspiel der untergehenden Sonne. Als er inne hielt, folgte sie seinem Blick zu den Klippen. Devaki war dort oben, auch sie hatte den Leitwolf bemerkt gehabt.

Liath schüttelte schnell abwehrend den Kopf. "Du hast mich ja gar nicht gestört." Er schielte nochmal verlegen auf den Stock und schob ihn unauffällig mit der Pfote von sich. Als er wieder aufsah, bemerkte er seinen Vater, der sich ihnen nun näherte. Liaths Rute begann hin und her zu pendeln und er strahlte ihm kurz entgegen. "Was hast du da oben gemacht Papa?"

Konzentriert suchte sich Deva den Weg von den Klippen herab. Er hatte keine Lust auszurutschen. Gebrochene Knochen konnte er nicht gebrauchen, schon gar nicht im Herbst. Der Abstieg dauerte dennoch nicht lange und war auch nicht so schwierig, wie der vom Geröllfeld. Unten angekommen strahlte ihm schon Liath entgegehn. Devaki erwiderte das Lächeln seines Sohnes. ,,Ich habe mir den Sonnenuntergang angesehen. Und was habt ihr beide hier gemacht?" Sein Blick fiel zunächst auf den Stock, der am Boden lag. Dann hob er den Kopf und nickte Cheza grüßend zu.

Cheza sah Devaki offen lächelnd entgegen und betrachtete Liath aus den Augenwinkeln. Sie kannte den jungen Rüden kaum, eine Tatsache die sie betrübte. Obwohl sie nun schon seit geraumer Zeit beim Rudel lebte, hatte sie nur eine verschwindendgeringe Anzahl an näheren Bekanntschaften gemacht. Im Grunde kannte sie nur Devaki näher und nicht einmal über ihn wusste sie übermäßig fiel. Bei der Frage ihres Leitwolfs sah sie auf den Stock und dann zu Liath. "Ich fürchte ich habe einen Stock seines Lebens beraubt, durch meine bloße Anwesenheit. Jedenfalls endete der erbitterte Zweikampf kaum das ich hinzutrat." Sie grinste und war dennoch unsicher, ob sie Liath nun nicht doch ein bisschen verletzte, allein um ihres Scherzes Willen.

Liath wollte gerade etwas erwidern, als Cheza ihm zuvor kam. Verdutzt sah er sie an und sein Mäulchen klappte ein Stück weit auf, als er ihre Antwort hörte. Onkel Arkas hätte sich jetzt bestimmt über ihn lustig gemacht, aber Cheza ... nicht. Er drehte den Kopf und schenkte nun ihr sein Strahlen, dankbar dafür, dass sie nicht verriet, dass er wie ein kleiner Welpe nur gespielt hatte. Schließlich war er eigentlich schon groß und fast erwachsen. "Der Stock hat mich ... angegriffen. Ganz echt!", ergänzte er und nickte überzeugend. Als wollte er die Gefährlichkeit unterstreichen, machte er einen Schritt von dem Holzding weg und kuschelte schnell die Nase in das brustfell seines Vaters. Bei Cheza traute er sich das nicht, auch wenn sie ja sehr nett war. Aber er kannte sie fast gar nicht. Etwas unsicher, was er machen sollte, zuckten seine Ohren vor und zurück und er schielte zu seinem Vater hinauf, der ihn nun gar nicht mehr so deutlich wie früher überragte.

,,Was für ein kluger und hinterhältiger Stock!" Deva erwiderte auch Chezas Lächeln und spielte das Spiel mit. Liath lächelte sie an und er wollte nicht der Spielverderber sein, der seine gute Laune zu Nichte machte. Als sein Sohn sich an ihn drückte, blickte Deva stolz auf ihn herab. Groß geworden war er. Der Leitwolf fuhr mit seiner Zunge kurz zwischen Li's Ohren über dessen Kopf und setzte dann einen nachdenklichen Blick auf. ,,Er hat sicher bemerkt, dass er nun in der Unterzahl ist und stellt sich nur tot. Wir sollten das vorsichtshalber überprüfen..." flüsterte er leise, als ob befürchtete der Stock könnte lauschen und von ihrem Plan erfahren.

Cheza behielt Liath genaustens im Blick, um dessen Reaktion einfangen zu können. Ihre Erleichterung über seinen heiteren Umgang mit ihren Worten amüsierte sie selbst. Ihr schien, als hätte Namíd eine leicht paranoide Ader in ihr befreit. Bis heute wusste sie der grundlosen Ablehnung des kleinen Rüden nichts entgegen zu setzen. "Genau.", bestätigte sie also unnötigerweise und mit einem Grinsen in der Stimme die Worte Liath's. Gutmütig beobachtete sie dann Vater und Sohn.

Liath sah seinen Vater mit großen Augen an. Meinte er das wirklich ernst? Nun warf er dem Stock einen leicht misstrauischen Blick zu und sah dann nochmal fragend zu Devaik, dann zu Cheza. Er wurde das Gefühl nicht los, dass sich die beidne vielleicht doch über ihn lustig machten, aber er war sich nicht sicher. "Können Stöcke das denn wirklich?", fragte er ohne zu merken, dass er sich selbst verriet. Dann beugte er sich trotzdem vorsichtig vor und schnupperte an dem Holzstück. "Hab ich ihn getötet?"

Deva blickte vom Stock zu seinem Sohn und machte ein ernstes Gesicht. ,,Ich weiß nicht, ich muss zugeben Stöcke gehören nicht zu meinen üblichen Kampfgegnern. Was meinst du Cheza?" fragte er die Fähe, bevor er nach einigen Sekunden selbst fortfuhr. ,,Aber ich denke der Stock kann so viel, wie du ihm erlaubst." Deva trat einen Schritt nach vorn und senkte den Kopf zu dem Holzstück herab. Er betrachtete ihn, während seine Ohren ein wenig umherflippten. Dann, in einem von Liath kurz unbeobachteten Moment, gab er ihm mit der Pfote einen leichten Stups, so dass er sich auf Liath zu bewegte.

Cheza folgte den Blicken der Anwesenden zu dem Stock, den Liath auf dem Gewissen hatte. Danach sah sie Devaki an und genoss es, dass dieser es war, der sich da nun rausreden musste. Sie grinste noch, als ihr die Bedeutung von Devakis Worten langsam in ihr Bewusstsein sickerte. Eine Sekunde stand sie nur wie erstarrt da. "Also... meines eigentlich auch nicht... ", begann sie, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Da hatte sie sich aber gewaltig zu früh gefreut. "Du hast doch gekämpft...", fing sie dann neuerlich an. "Ich glaube du hast da die meiste Erfahrung." Sie sah den jungen Rüden fragend an. In diesem Augenblick bewegte sich der Stock und sie sprang demonstrativ einen riesigen Satz weit zurück.

Liath hörte gespannt zu und erwartete nun eigentlich eine Geschichte über die vielen Kampfgegner, mit denen sich sein Vater und auch Cheza schon herumgeschlagen hatten. Darüber wollte er doch mehr wissen! Doch die zwei schienen nicht in der Stimmung zu sein, ihn darüber aufzuklären. Er wollte gerade protestierend nachhaken, als der Stock wieder zum Leben erwachte. Erschrocken sprang Liath zurück und machte es damit Cheza nach, die scheinbar auch verdammt große Angst hatte. Er fiepte und grollte dann so laut er konnte, um den angriffslustigen Monsterstock zurückzuschlagen. "Mach ihn tot, Papa, schnell! Er will Cheza angreifen!" Seine Ergänzung diente als ausweichende Begründung, dass nicht er es war, der Angst hatte.

Deva musste sich beherrschen um seine Maskerade aufrecht erhalten zu können. Dass sogar Cheza erschrocken zurücksprang machte das ganze wirklich sehr glaubhaft. Genau wie eine erneute unbeobachtete Bewegung seinerseits, die dem Stock noch einmal zum Leben verhalf. Er sah Liath ernst an und nickte entschlossen. ,,Du hast Recht, Liath. Na warte, du Stock!" rief er und stürzte sich mit einem wilden Knurren auf das ,,gefährliche Ungetüm". Dabei nahm der Rüde so viel Schwung mit, dass er eine Rolle vorwärts vollführte und den Stock dabei in seinen Pfoten hoch in die Luft hob, sich einmal mit ihm drehte und dann auf ihm zu liegen kam.

Cheza beobachtete mit geweiteten Augen das Geschehen. Es sah nach dem reinsten Schockzustand aus, allerdings glaubte sie gleich zu platzen. Vor lachen. "Wir müssen ihm helfen, schnell Liath!", rief sie dann, als wäre das Leben Devakis in Gefahr. Mit einem Satz stürzte sie sich in den wilden Kampf und versuchte dabei so elegant wie möglich über den Leitwolf zu rollen, ohne ihn unter sich zu begraben. Dennoch sollte dieser schauspielerische Einsatz überzeugend wirken. Mit den Zähnen bekam sie den Stock zu fassen und der Schwung in ihrer Bewegung ließ ihn anschließend, als sie ihn los ließ, durch die Luft fliegen. Er glitt direkt auf Liath zu, während sie neben Devaki zum liegen kam.

Liath sah mit entsetzt aufgerissenen Augen zu, wie sein Vater eine akrobatische Meisterleistung vollführte und den Stock durch die Luft wirbelte. Er duckte sich weg, um ihn nicht gegen den Kopf zu bekommen und war ehrlich gesagt ganz froh, dass Devaki das so heldenhaft übernahm. Dummerweise schien Cheza aber der Meinung zu sein, dass er Hilfe brauchte. Als auch sie sich ins Getümmel warf, blieb der Welpe stocksteif stehen, das Gesicht voller Entsetzen und absolut nicht in der Lage, es genauso zu machen. Das wurde aber auch gar nicht nötig, denn der Stock machte sich aus dem Staub - genau auf ihn zu! Noch ehe er ihn erwischte, jaulte er auf und warf sich auf den Boden und entging so nur um Haaresbreite einem hinterlistigen Angriff. "Ihr habt ihn nicht tot gemacht! Cheza, du hast ihn wütend gemacht, glaube ich.", flüsterte er angstvoll und traute sich nicht, den Kopf zu heben.

Glücklicherweise hatten sie keine Beobachter. Hätte einer der anderen Wölfe diese Szene gesehen, er hätte alle drei wahrscheinlich für verrückt erklärt, insbesondere Cheza und Devaki. Der Schwarze lag am Boden, nachdem er sich vor Chezas wagemutigem Einsatz weggeduckt und gerettet hatte. Er war ein wenig außer Atem und betrachtete wie der Stock auf Liath zuflog - und wie dieser in Panik verfiel. Oh je. Deva konnte sich nicht entscheiden, ob er lachen, enttäuscht sein oder glücklich sein sollte. Immerhin machte Liath nicht den Fehler den wütenden Stock weiter zu provozieren, seine Wagemutigkeit hatte also Grenzen. Gut zu wissen. "Dann müssen wir ihn entweder jetzt wirklich töten oder ihn besänftigen." schlug Deva vor, warf jedem seiner Stockjagdgefährten einen kurzen Blick zu und fixierte dann wieder das vermeintliche Ungetüm.

Cheza sah den Stock fliegen und ihr graute schon davor, dass sie es wahrscheinlich gerade zu Stande gebracht hatte, einen Welpen abzuwerfen, als dieser sich duckte und der Stock an ihm vorbei flog. Sie rollte sich herum und kam wieder auf die Pfoten. "Wir könnten abhauen... aber wer weiß, ob er dann nicht jemanden anderen anfällt..." Sie sah zwischen den beiden Rüden hin und her. Eigentlich musste Liath nun den Helden spielen, er war der einzige, der sich im Zweifelsfall damit rühmen konnte, diese seltsame Schlacht gewonnen zu haben. Sie tauschte einen kurzen Blick mit Devaki aus.

Liath blinzelte seinen Vater besorgt an, als er Cheza auswich. Aber so viele Gedanken er sich auch um seine Gesundheit machen wollte, erstmal zählte doch, dass dieser hinterhältige Stock in seinem Rücken auf IHN lauerte, nicht auf seinen Vater. Prompt drehte er sich um und schob sich schnell ein Stück zurück, so dass er beinahe auf Devakis Vorderpfoten zu Sitzen kam. Den Blick hielt er starr auf den nun verdächtig ruhig liegenden Stock gerichtet, der Vorschlag seines Vaters missfiel ihm vollends. Kurz schaute er noch seitlich zu Cheza und verzog das Gesicht. Doch schnell war wieder der Stock anvisiert, der doch immer dann angriff, wenn niemand mit ihm rechnete. "Guter Stock, feiner Stock. Wir wollen dir doch gar nichts tun, wirklich nicht. Wiiirklich nicht." Er redete langsam und klang ein wenig verschüchtert, erhob sich aber trotzdem und bewegte sich noch langsamer, als er sprach, auf seinen Gegner zu. Scheinbar erwarteten hier alle von ihm, dass er ihn jetzt tötete. "Bleib schön da liegen, ja? Lieber Stock. Du siehst ziemlich gut aus, so gerade und ... wie ein Stock.", versuchte er es mit Schmeichelei, das hatte ihm Dannsair mal erklärt. Fast war er da, fast.

Devaki erwiderte Chezas Blick, schmunzelte kurz und zuckte dann mit den Schultern. Er wusste selbst nicht genau, wie man Liath nun dazu bewegen konnte den Helden zu spielen. Vielleicht war es am besten sich im Hintergrund zu halten und ihm die Sache zu überlassen? Als Liath dann jedoch die Besänftigungsvariante wählte, verflüchtigte sich Devas Plan sofort wieder. Das klang nicht nach einem Helden. "Eigentlich ist es ja nur ein Stock. Komm schon, Liath. Der ist viel kleiner als du. Und hat gar keine Zähne!" flüsterte sein Vater dem jungen Wolf motivierend hinterher, ohne sich jedoch vom Fleck zu bewegen oder Anstalten zu machen, dem Rüden sonst irgendwie zu helfen.

Cheza beobachtete, wie Liath sich umdrehte und rückwärts ging, um dann beinahe unter Devaki zu verschwinden - zumindest wenn er sich noch geduckt hätte und rückwärts ging. Sie war versucht, etwas neckisches auf die Worte des Welpen zu antworten, überließ es aber dann dem Herrn Papa, den Sohn wieder zu ermutigen. "Ich glaube, nur du kannst uns retten.", untermalte sie Devakis Aussage. Wehe ihnen, wenn Liath älter wurde und Stöcken aus dem Weg ging, weil zwei 'erwachsene' Wölfe ihn nun traumatisiert hatten.

Liath war kurz davor, sie groß zu machen und dann mit einem kraftvollen Sprung auf dem Stock zu landen, da flüsterte sein Vater ihm noch etwas zu. Empört wandte der Welpe den Kopf zu den beiden Erwachsenen um und schnaufte. "Das weiß ich doch. Aber jetzt hast du meine Tarnung vermasselt.", schimpfte er ebenso flüsternd. Chezas äußerst beruhigende Ergänzung kommentierte er nur mit einem Schnippen der Ohren. Wunderbar, gar kein Druck. Er konzentrierte sich wieder auf den Stock, der die verloren gegangene Tarnung nicht bemerkt zu haben schien. "Guter Stock.", hauchte er noch einmal, dann machte er einen Hüpfer und drückte den vermeintlichen Angreifer auf den Boden. Nur war das böse Ding jetzt so weit unten, dass er ihn mit den Zähnen nicht richtig zu fassen bekam und nur so böse wie möglich knurrend versuchte, ihn zu packen, sich dabei jedoch nur Erde und Sand in die Nase schob.

Deva warf seinem Sohn einen entschuldigenden Blick zu und nahm seinen Tadel zum Anlass sich auch weiterhin nicht zu rühren. Lediglich den Kopf legte er ein wenig schief und betrachtete, wie Liath sich dem Stock näherte, ihn sich packte und versuchte zur Strecke zu bringen. Versuchte. Die Augen des Leitrüden weiteten sich ein wenig und er drehte den Kopf zu Cheza. "Bloß gut, dass es nur ein Stock ist. Sonst würde ich für das Rudel schwarz sehen." flüsterte er leise und amüsiert wohl wissend, dass Liath noch viel zu lernen hatte. Immerhin: Das Anschleichen hatte doch schon gut geklappt. Dennoch war es nun an den beiden erwachsenen Wölfen zu überlegen, wie sie dem Jungwolf helfen konnten den Kampf zu gewinnen, ohne dass dieser vorher im Staub erstickte oder gar von dem Holzding besiegt wurde.

Cheza blieb ruhig stehen, duckte sich leicht, als erwarte sie, von Liath gerettet zu werden. Der junge Rüde sprang auch sogleich pflichtbewusst los, um den Stock endgültig unschädlich zu machen. Devakis Stimme zog ihre Aufmerksamkeit vom Stock ab, so dass sie zu ihm blickte. "Bist du aber gemein.", flüsterte sie fast lautlos kichernd zurück. "Ich glaube, er hat großes Talent, jegliche Art von Situation zu meistern... komme was da wolle." Lächelnd spielte sie auf die herzallerliebste Hinterhältigkeit an, mit der der junge Rüde den Stock erst glauben gemacht hatte, dass ihm keine Gefahr drohe und ihn schließlich hinterrücks angriff. "Vielleicht können wir ihn loswerden, wenn wir ihn ins Wasser werfen!", stieß sie dann plötzlich hervor.

Liath sah einem Wildschwein inzwischen nicht mehr ganz unähnlich, kämpfte aber beharrlich weiter. Sicher würde das Ding aufspringen und ihn verprügeln, sobald er von ihm abließ, weshalb er auch eine Nase voller Dreck in Kauf nahm. In seinem eigenen Knurren gingen Devakis Worte unter, er war gerade viel zu sehr mit sich beschäftigt, um die Neckerei zu hören. Noch ehe Cheza allerdings ihren Vorschlag in die Runde werfen konnte, bekam er den Stock endlich zu fassen und riss ihn triumphierend hoch. "If hab ihn!", nuschelte er zwischen den Zähnen hindurch und biss so kräftig zu, wie er konnte. Dass Chezas Idee ziemlich gut war, musste er sich eingestehen. Er wollte sich gerade umsehen, wie weit es denn bis zum Wasser war, da knackte es in seinem Maul und der Widerstand zwischen seinen Zähnen gab nach. In zwei Hälften zerteilt fiel der Stock auf beiden Seiten aus seinem Maul und ließ den Welpen verdattert hinabstarren. "Ist er jetzt tot oder hat er sich vermehrt?"

Es war wirklich schwierig ernst zu bleiben. Deva malte sich Liaths Verzweifelung aus, die aufkommen würde, wenn sie den Stock ins Wasser schmissen, der jedoch von der Brandung wieder angespült werden würde. Das Drama wäre sicher groß, doch dazu kam es gar nicht. Liath triumphierte - und zerbiss den Stock. Deva sprang auf, riss die Augen auf und sog scharf die Luft ein. "Uuuuhh." gab er mit einer Mischung aus Bewunderung, Respekt und Vorsicht von sich und warf Cheza einen bedeutenden Blick zu. "Tot ist er... aber der Geist des Stockes. Ich weiß nicht. Vielleicht ist er jetzt verärgert. Was meinst du, Cheza?" Die kleine Scharade war viel zu lustig gewesen, um sie jetzt gleich fallen zu lassen. Deva hoffte, dass die Fähe sein kleines Spiel mitspielen würde.

Cheza las in Devakis Augen, dass er dasselbe dachte, wie sie und schmunzelte. Als Devaki aufsprang, folgte sie seinem Blick zum Held des Tages und konnte ihre Mimik nur schwerlich unter Kontrolle halten, als Devaki noch einen drauf setzte. "Also ich habe gehört, Stockmonster verhalten sich ähnlich wie Regenwürmer. Wenn man sie in zwei teilt, sind sie zwei. Aber die Seele entweicht, wenn das Monster gebrochen wird und diese verzweifelte Seele kann nun überall sein." Ihr Gewissen meldete sich und ermahnte sie, den Spaß nicht zuweit zu treiben.

Liath 's Kinnlade klappte herunter und er sah abwechselnd zu Devaki, Cheza und den nunmehr zwei Stöcken. "Oh nein.", flüsterte er und kam sich ganz schrecklich dumm vor. Jetzt hatte er ihn zerteilt und damit zwei böse Stöcke geschaffen, die ihn und alle anderen jetzt dafür hassten. Verzweifelt trat er von einer Pfote auf die andere und legte die Ohren an, dann warf er sich auf den Bauch und wimmerte. "Bitte sei mir nicht böse, Stock...geist! Ich wollte das nicht, ehrlich! Ich ... ich mache dich auch wieder ganz." Versuchsweise schob er die eine Hälfte mit der Nase an die andere und leckte tröstend mit der Zunge über die Bruchstelle. Vielleicht heilte die ja dann schneller.

Liaths herzerweichend verzweifelte Miene weckte das schlechte Gewissen eines Vaters. Sein armer Sohn. Er würde ab sofort um jeden Stock einen großen Bogen machen. Aber vielleicht war dies eine gute Lektion. Das sollte seine Abenteuerlust ein wenig dämpfen. Als Liath anfing mit dem Stock zu sprechen, musste der Leitrüde aufpassen nicht laut prustend loszulachen. Stattdessen zwang er sich eine ernste Miene aufzusetzen und ein wenig näher an seinen Sohn heranzutreten. Resigniert schüttelte Deva den Kopf. "Das bringt nichts, fürchte ich. Das Einzige, was den Geist und die beiden Hälften jetzt noch besänftigen kann, ist ein Versöhnungstanz." Es war ein Wunder, dass er diesen Satz mit vollem Ernst und nachdenklicher Miene zu Ende sprechen konnte. Dazu musste Devaki jedoch das Bild ausblenden, dass sie zu dritt um zwei Stockstückchen tanztend zeigte.

Cheza begann zu tanzen. Dafür konnte sie sich einen Moment abwenden und nichts brauchte sie mehr, als diese kurze Auszeit, denn das einzige, was sie überhaupt davon abgehalten hatte, lauthals loszulassen, war Liath. Es war besser, das Spiel bis zum bitteren Ende zu spielen und ihn mit der Zeit entdecken zu lassen, das Stöcken nicht dasselbe Leben innewohnte, wie Wölfen und anderen Tieren. Hätte sie nun losgeprustet, hätte es im Grunde nur gehässig wirken können. Nach ein paar Bewegungen, mit denen sie sich zweifelsohne lächerlich machte, war zumindest der unbändige Drang verschwunden, in schallendes Gelächter auszubrechen. Sie tanzte. Sie tanzte, in dem sie sich um sich selbst drehte und dabei eine Kreisbahn um die zerbrochenen Stöcke in das Laub zeichnete. Ihre Pfoten schoben die Blätter zur Seite, so das nach der ersten Runde deutlich erkennbar war, wo lang sie bei der zweiten Umkreisung gehen musste. Den Blicken der beiden Anderen wich sie aus, hätte sie Devaki nun angesehen, hätte sie nicht mehr an sich halten können.

Liath war froh, als sein Vater ihm eine Hilfestellung gab. Auch wenn diese ziemlich seltsam war. Mit großen, fragenden Augen sah er ihn an und wollte gerade ein paar Zweifel loswerden, als Cheza schon loslegte. Skeptisch sah er zu, wie sie sich zu drehen begann und konnte sich denoch nicht dazu durchringen, ebenfalls mit dem Tanz zu beginnen. Halbherzig pendelte er den Kopf hin und her und hob abwechselnd die Pfoten, aber mehr machte er erstmal nicht.

Er jubelte innerlich, als Cheza anfing sich zu bewegen und einen Kreis um den Stock zu ziehen. Warum wusste er eigentlich nicht so genau, aber auch wenn Deva sonst eher zurückhaltender Natur war hatte er doch Spaß an diesem Spiel entwickelt. Das zugegebener Maßen unfairerweise irgendwie auf Liaths Kosten ging. Aber immerhin hatte Cheza ihm nun die Last genommen sich mit der Tanzerei zuerst zum Clown zu degradieren. In der Tat wirkte Liath wirklich skeptisch. Doch das konnte sich ändern lassen, davon war Deva überzeugt. Er wartete, bis Cheza an ihm vorbeigetanzt war und reihte sich dann hinter ihr ein. Seine Bewegungen waren nicht ganz so graziös und schwungvoll wie ihre, sondern glichen eher denen eines tanzenden Bären, aber er bewegte sich. Ungelenk drehte er Körper und Pfoten und begann nach einigen Umkreisungen einen tiefen, brummenden Singsang anzustimmen.

Cheza beobachtete im vorbeigehen, das Devaki sich ihr anschloss und Liath zögernd stehen geblieben war. Sie sah nur auf seine Pfoten. "Du musst auch mitmachen, immerhin hast du den Stock gebrochen.", erklärte sie leise und ernst. "Devaki, die Beschwichtigungsworte... wie gingen die nochmal? Der Singsang?" Sie tat so, als würde sie angestrengt nachdenken, aber diesen Teil der Arbeit hatte sie auf den Leitrüden abgewälzt. Den Alpha! Ein Zittern ging durch ihren Atem, doch sie ließ es so wirken, als gehöre es zum Tanz und nicht zu einem drohenen Lachanfall. Sie war soweit von Devaki entfernt, dass Liath fehlte, um gemeinsam ein Dreieck zu bilden. Perfekte Symmethrie.

Liath blieb nun nichts anderes mehr übrig, als sich auch einzureihen. Nach wie vor äußerst skeptisch schloss er den Kreis und lief mit, tanzte jedoch nicht so wirklich. Erst als Cheza ihn darauf hinwies, verzog er das Gesicht und wippte mit dem Kopf, drehte sich um die eigene Achse und hob die Pfoten bei jedem Schritt viel höher als nötig. "Und? Ist er schon besänftigter?", fragte er flüsternd, um seinen Vater nicht beim Singen zu stören.

Wie albern! Und da sollte man noch meinen, dass hier zwei erwachsene Wölfe Schabernack trieben, während der junge, eigentlich verspielte skeptisch war. Deva sang weiter, nickte Cheza kurz zu und brummte auf Liaths Geflüster hin nur noch ein wenig lauter, um das vermeintlich störende Geräusch zu übertönen. Ab und an warf er einen Blick auf die Stockteile, als ob er prüfen wollte, ob sie sich wieder zusammengefügt hatten. Wollte er aber nicht, Deva wusste ja, dass das nicht ging.

Cheza bewegte sich weiter. Das was sie sah, veränderte sich mit jedem Schritt. Mal sah sie die einen der Rüden, manchmal den Stock und dann den Wald um sich herum. Sie gewann Freude an diesen seltsamen Bewegungen und am Singsang, der ihren Takt bestimmte. Es wurde dunkler und erste Sterne ließen sich im Himmel ausmachen. Ein wunderschöner Abend, um einen solchen Tanz zu Tanzen. Einen Tanz für den Frieden eines Stocks. Sie lächelte heiter. "Ich glaube es funktioniert...", flüsterte sie, so dass beide Rüden sie hören konnten. "Noch ein bisschen..."

Liath beschloss, einfach mitzubrummen. Devaki hatte nicht erklärt, was er beachten musste, also versuchte er ihn einfach nachzumachen. Hüpfend und brummelnd drehten sie sich so um den Stock, aber zusammensetzen wollte der sich nicht. Aber Liath traute sich nun auch nicht mehr, nachzufragen oder ihn anzusprechen, weil er dann ja den Gesang unterbrochen hätte.

Langsam ging ihm die Stimme aus. Seine Kehle wurde trocken und Deva musste aufpassen, dass er nicht hustete. Er war Cheza ganz dankbar, dass sie das Ende ihres Tanzes einleitete und einige Sekunden später, wurde Deva ein wenig langsamer und ein wenig leiser, bis er schließlich ganz aufhörte zu summen. "Ich glaube es sieht gut aus." meinte er und beobachtete den Stock eingehender, während er sich weiter bewegte.

Cheza blieb stehen, als Devaki fast so langsam war, dass er stand. Sie nickte zustimmend und trat schließlich todesmutig auf den zerbrochenen Stock zu, um an ihm zu schnuppern und ihn leicht anzustupsen. "Alles in Ordnung.", bekundete sie schließlich. "Wir haben es geschafft." Das Lächeln einer Siegerin lag auf ihren Lefzen, obgleich sie damit nur ihr Amüsment überspielte. "Alles wieder friedlich."

Liath seufzte erleichtert, als das Ritual sein Ende fand und Cheza bestätigte, dass es funktioniert hatte. "Gut. Da bin ich aber echt froh.", gestand er und schnupperte ebenfalls an den Stockhälften. Alles wieder friedlich - na hoffentlich behielt Cheza damit Recht.