Night-Wolves
12 | Welpenglück - Druckversion

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- Namíd - 26.03.2011

Namíd mochte Shila sehr gerne. Sie spielte leidenschaftlich gern, war genauso aufgeweckt wie er selbst und auch sie kannte manchmal ihr Grenzen nicht und schlug über die Strenge. Vielleicht war das der Ausschlag gebende Grund für die Sympathie die er seiner Schwester entgegen brachte. Andererseits konnte sie auch ziemlich nervig sein und in den unpassendsten Momenten erscheinen. So hatte er zum Beispiel einmal fast einen dieser Flattermänner erwischt, das sprang ihm Shila lachend entgegen und so war der Flattermann natürlich weg! Da war Namíd zwar ein wenig verärgert, aber das Gefühl der Zuneigung übermannte den Welpen schon bald wieder. Als die kleine, plüschige Wölfin ihn entdeckte, wirbelte sie herum und begrüßte den leidenschaftlichen Schmetterlingsfänger. Namíd schaute Shila in die Augen und erwiederte ihre Begrüßung.

“Hallo Shila – schön dich zu sehen, ich hab‘ dich schon vermisst!“

Shilas Augen leuchteten und sie stupste ihm kräftig in die Seite, so dass er ein wenig taumelte. Er schmiss sich zu Boden, tat so als sie ihn hart getroffen und dann schleckte sie ihm auch noch über die Schnauze. Namíd versuchte nach ihrem Ohr zu schnappen, biss allerdings nur in die Luft und verfehlte sein Ziel. Papa und Kainuu waren auch hier? Namíd drehte sich einmal um die eigene Achse und entdeckte die beiden in einiger Entfernung. Er hatte sie gar nicht gesehen, da er sich direkt auf Shila fixiert hatte.

“Upps die habe ich ja gar nicht bemerkt.“

Etwas beschämt blickte Namíd auf den Boden, allerdings nur kurz um seiner Schwester keinen Grund zu geben sich über ihn lustig zu machen. Shila wedelte weiter mit ihrem Schwaz, sprang plötzlich auf ihn zu und zwickte ihn in die Seite, woraufhin sie ihm ein Fang mich zurief. Namíd zog verspielt die Lefzen hoch und rannte fröhlich hüpfend am Strand der quirligen Shila hinterher. Sie sprangen beide fröhlich am Strand herum, als Namíd sich auf den Boden schmiss und mit den Beinen ruderte. Er legte sich auf den Bauch und schnaufte durch. Uff…

“Du sag mal Shila? Glaubst du, dass wir arg in Schwierigkeiten kommen wenn wir uns zum Weiher schleichen und da schwimmen? Hier am Strand ist es soo langweilig…“

Namíd wartete aufgeregt auf die Antwort seiner Schwester, zur Not würde er einfach alleine gehen oder nein – er würde einfach gehen. Sie würde schon mitkommen. Der junge schwarze drehte sich erwartungsvoll zu seiner kleinen Schwester um, streckte den Kopf schon fast majestätisch in Richtung in den Himmel und lief dann mit seinen kleinen Pfoten langsam in die von ihm vorgesehene Richtung. Er wartete darauf, die Stimme seiner Schwester unmittelbar neben ihm zu hören, lief dabei aber weiter.


- Kainuu - 28.03.2011

Hinter Papas Vorderlauf, gut versteckt vor der momentan sehr erschreckenden und niederschmetternden Realität, kauerte Kainuu und versuchte sich Onkel Réan wie ein Kaninchen vorzustellen. Als sie an die Stelle mit der Jagd ankam und vor ihrem inneren Auge sah, wie ein riesenhafter Wolf dem kleinen Réan mit großen Kaninchenohren das Genick brach, heulte sie erschrocken und verstört auf.

“Sein Körper hat ihm das Genick durchgebissen!“

Jetzt drückte sie ihre Schnauze in Devakis Fell um nichts mehr um sich herum zu sehen und zu riechen. Nur den beruhigenden Geruch von ihrem Papa. Sie war froh, als er wieder sprach und erklärte, dass Réan nicht hier liegen bleiben würde, was sie sogar verstand. Onkel Réan sollte nicht gefressen werden. Aber warum er zu Erde wurde, verstand sie nicht.

“Wenn wir ihn ins Meer legen würden, würde er dann zu Wasser werden? Und werden Kaninchen in uns zu Wölfen?“

Die Vorstellung lenkte sie ab und plötzlich kam ihr eine Idee. Mit weit aufgerissenen Augen zog sie ihren Kopf aus Papas Fell und starrte zu ihm hoch.

“War ich ein Kaninchen, bevor ich aus Mama raus kam?“

Sie wusste, dass sie aus Mama rauskommen war, so wie ihre Geschwister auch. Warum, wusste sie nicht, auch nicht, wie sie in Mama hineingekommen waren und wo sie eigentlich vorher gewesen sind. Aber die Sache mit dem Kaninchen erklärte alles. Mama hatte sie gefressen, sie war zu einem Wolf geworden und aus Mama wieder rauskommen. Und das hieß, dass das vielleicht auch mit Réan ging!

“Wenn Mama Réan frisst, kommt er dann auch aus ihr raus?“

Jetzt wackelte ihre Rute aufgeregt hin und her, dann war Réan gar nicht weg! Dann würde er hier bei ihnen bleiben, nur vielleicht ein wenig anders. Denn Kainuu sah ja auch nicht mehr wie ein Kaninchen aus. Dann müsste sie sich nicht von ihm verabschieden und die komplizierte Sache mit der Seele und dem Körper wäre auch kein Problem mehr. Réans Seele hätte wieder einen Körper und er könnte sie nicht nur hören, sondern auch mit ihr sprechen. Man musste ihn nur fressen und Papa sagte ja, dass man das nicht will. Das verstand Kainuu, sie könnte Onkel Réan nie und nimmer fressen, aber wenn er dadurch wiederkommen würde …


- Liath - 31.03.2011

Liath rannte ja immer noch, völlig erschöpft und doch immer noch schnell und viel eleganter, als er das eigentlich mit seinen großen Pfoten konnte. Das war jedoch auch wirklich notwendig, denn direkt hinter ihm jagte die Windhexe her. Die Angst ließ den Welpen japsen und ihr Atem schien an ihm zu ziehen, statt dass er ihn davonblies. Plötzlich war da ein Stein, den Liath nicht bemerkte. Erst als er darauf trat, wurde der Stein nass und schmolz zu einem ekelhaft salzigen Meer, das ihn auslachte, als er hinfiel. Sein ängstlicher Blick ging zurück, um seinem Schicksal ins Auge zu blicken. Doch da war keine Windhexe mehr sondern sein Onkel Laines, mit massenweise Stacheln auf dem Rücken, der ihn mit verrückten Augen angrinste. Erschrocken vernahm Liath seine gackernde Stimme.
„Komm Welpe, wir spielen!“
Liath quiekte und wollte weglaufen, denn mit diesem Stachellaineshexerich wollte er ganz bestimmt nicht spielen. Aber gerade als er sich aufrappeln wollte, zwickte ihn das Meer von der Seite und lachte ihn aus. Aber wieso hatte das Meer die Stimme von Onkel Arkas?
„Ich jaaaaaage dich jetzt zur Windhexe!“, gackerte das Arkasmeer und zwickte ihn wieder.

In dem Moment schrak Liath fiepend aus seinem kleinen verarbeitenden Albtraum hoch und starrte in das Gesicht von Laines. Noch in dem Glauben, sein Traum wäre wirklich gewesen, schrie er erschrocken auf, denn eben hatte Laines ja noch Stacheln auf dem Rücken gehabt. Garantiert hatte er die jetzt nur eingezogen um ihn in Sicherheit zu wiegen.
Panisch sprang der Welpe auf die Pfoten und stolperte einige Schritte rückwärts durch den Sand. Erst als er etwas Abstand zwischen sich und das vermeintliche Monster gebracht hatte, drang die Realität langsam zu ihm durch. Verwirrt starrte er seinen Onkel an, registrierte die fehlenden Stacheln und den normalen Blick.

„Ooooh … oh. Du hattest gerade Stacheln auf dem Rücken.“, merkte der Welpe verblüfft an.

Misstrauisch inspizierte er Laines' Rücken, doch da waren weder Stacheln noch Löcher, in denen diese versteckt sein könnten. Vielleicht war Laines ja die Windhexe … dieser Gedanke bereitete Liath Unwohlsein. Aber das musste nicht sein, ein Knilch wie Liath redete nicht lange um den heißen Brei herum.

„Bist du die Windhexe? Wieso hat die Windhexe denn Stacheln auf dem Rücken? Kannst du die einziehen? Voll cool.“

Zu Liath kehrte die alte Neugier zurück und verdrängte die Angst und die verworrenen Verrücktheiten des Albtraums. Ein bisschen versuchte er seine zittrige Stimme zu überspielen, die ihn bei der ersten Frage noch hatte klein und schwach klingen lassen. Aber nun musste er ja immer aufpassen, dass er Laines nicht verärgerte, sonst pustete er ihn womöglich einfach weg. Allerdings wurde die Windhexe etwas weniger bedrohlich, wenn sie ein Gesicht hatte und Liath sie immer im Auge behalten konnte. So konnte er ganz gezielt darauf achten, Laines nicht zu verärgern.


- Shila - 03.04.2011

Shila mochte ihren Bruder auch sehr, obwohl sie manchmal etwas neidisch auf sein tolles schwarzes Feld war. Sie hätte auch gerne so tiefschwarzes Fell gehabt, um ihrem Papa ähnlicher zu sehen, aber sie hatte früh gelernt, dass ihr Fell auch nicht schwärzer wurde, wenn sie vor der Höhle im Dunkeln schlief oder sich den ganzen Tag in der Erde wälzte. Das hatte sie nämlich alles schon ausprobiert.
Weil das alles nicht funktioniert hatte, beschloss sie ihren Bruder einfach für sein Fell zu bewundern und schlief immer ganz eng an ihn gekuschelt, mit der klitzekleinen Hoffnung, dass er vielleicht doch auf sie abfärben würde.
In ihren Wesen waren sich die zwei doch sehr ähnlich, denn beide konnten sich so auf ihre Spiele einlassen, dass sie ringsherum nichts mehr mitbekamen - was nicht immer von Vorteil war!

Als Namíd erwähnte, dass er Papa und Kainuu noch gar nicht entdeckte hatte, wiffte Shila belustigt auf und blickte nur kurz zu den beiden hinüber.

"Die sind ja auch langweilig! Die muss man nicht bemerken!"

Ohja, wenn das Deva gehört hätte oder gar Kainuu, wären die beiden wohl nicht so begeistert davon gewesen und sie hätte sicher ein bisschen Ärger für ihre freche Schnauze bekommen. Aber die beiden waren ja zum Glück ein ganzes Stück entfernt und so konnte Shila weiter ungestört ihrem Bruder nachjagen und als er sich in den Sand fallen ließ, landete sie neben ihm und drehte sich auf den Rücken, winkelte die Vorderpfoten an und blickte Namíd an

"Zum Weiher?"

die junge aufgeweckte Fähe musste über diesen Vorschlag nicht wirklich lange nachdenken. Während Namíd sich schon wieder erhob und in die von ihm angedachte Richtung loslief, sprang Shila auf, wobei der feine Sand aufgewirbelt wurde und stupste Namíd auch schon an

"Wer als Erstes dort ist, hat gewonnen!"

rief sie ihrem Bruder zu, wobei sie darauf achtete nicht allzu laut zu rufen, schließlich wollten sie ja nicht von ihrem Papa daran gehindert werden davon zu laufen und Namíd hatte Recht, auch wenn das Meer im ersten Moment spannend wirkte, irgendwann verlor es doch seinen Reiz! Während der Weiher anders war, weil man da immer so schön die Enten ärgern konnte

"Meinst du die Quak-Quak sind wieder da?"

fragte sie Namíd hechelnd als sie den Waldrand wieder erreichten und drehte sich zu ihm


- Devaki - 04.04.2011

Deva warf Kainuu einen verzweifelten Blick zu. Da war schon wieder dieses Gefühl, dass er immer verspürte, wenn er versuchte einem seiner Welpen etwas aus der Welt um sie herum zu erklären: Hilflosigkeit. Je mehr er sich anstrengte die Dinge einfach und klar zu beschreiben, desto mehr Fragen kamen, desto mehr musste Deva erklären, desto mehr verstrickte er sich in seinen eigenen Verwirrungen und desto weniger verstanden die Kleinen. Kainuu machte es ihm immer besonders schwer, weil sie ein wenig langsamer war als die anderen. Auch jetzt war Devaki versucht, den Kopf zu drehen und bei Siyi oder Yeven mit einem flehenden Blick nach Erklärungshilfen zu suchen. Die beiden Fähen konnten das wesentlich besser als er.

Aber er war Kainuus Papa. Und auch wenn sie es ihm manchmal ein wenig schwer machte – so wie er ihr sicher auch – wusste er ja, dass sie es nicht absichtlich machte und sich anstrengte alles zu verstehen, was er sagte. Sie war eben ein braves Mädchen. Ein kleiner Liebling. Sein kleiner Liebling. Also riss sich der Schwarze zusammen und schüttelte leicht den Kopf. Dann beugte er sich zu Kainuu herunter und leckte ihr sanft und beruhigend die Ohren.

„Nein, nein. Kaninchen werden nicht zu Wölfen und du warst auch in Mamas Bauch schon immer eine Wölfin. Onkel Rean kann auch nicht in Mamas Bauch kommen, wenn sie ihn frisst. Das ist ein bisschen kompliziert. Hm, lass Papa kurz überlegen, wie er es dir besser erklären kann.“

Deva warf einen Blick auf Réans toten Körper. Wie hätte sein alter Freund Kainuu erklärt, was mit ihm passieren würde? Vielleicht sollte er einfach ganz von vorn beginnen. Oder würde das Kainuu noch mehr verwirren? Na ja, einen Versuch war es wert, aber erst einmal wollte er ein wenig Abstand gewinnen. Das Bild von seinem toten Freund behagte ihm immer noch nicht. Es war traurig. Und so elendig endgültig. Deva wandte sich ab und stupste Kainuu sachte an. Dann ging er zwei Schritte voraus und wandte den Kopf nach ihr um, um zu sehen ob sie ihm folgte oder doch lieber bei Réan bleiben wollte.

„Weißt du, Onkel Réan kann leider nicht zurückkommen. Er ist gegangen, leider für immer. Das nennt man Tod mein Schatz. Und sein Körper geht wieder zurück zur Natur. Die Natur kennst du doch oder? Das ist alles um uns herum. Der Sand, die Bäume, die Felsen, das Wasser... das alles gehört zur Natur. Und die Natur sorgt auch dafür, dass es Kaninchen gibt, oder dass Welpen wie du geboren werden, wenn zwei Wölfe wie Mama und Papa sich im Winter begegnen. Und wenn der Körper eines Tieres zu schwach ist um weiter zu leben, dann stirbt das Tier. Dann geht sein Körper wieder zurück zur Natur. Für jedes Tier das stirbt, gibt die Natur einem neuen Tier das Leben.“

Er nickte, um seine Worte ein wenig zu unterstreichen. Eigentlich klang das doch ganz gut. Fast so, als hätte sein Vater ihm Leben und Tod erklärt. Was er nie getan hatte, weil er nie da gewesen war. Ein bitterer Geschmack legte sich kurzzeitig auf seine Zunge. Schnell schluckte Deva ihn wieder herunter. Réan hatte ihn gelehrt, dass er nicht so war, nicht so sein musste und nicht dieselben Fehler machen würde, wie sein Vater. Und er hatte Recht behalten.


- Arkas - 05.04.2011

Arkas verbrachte einige Paddelzüge lang im Wasser und genoss es, die Freiheit unter seinen Pfoten zu spüren. Das Gefühl zu schweben, plötzlich federleicht zu sein, hatte etwas durchaus beruhigendes, doch als sich eine etwas größere Welle hob, um und über ihn hinweg schäumte und das Salzwasser unangenehm in Nase und Augen schob, hatte der Helle schnell wieder genug von dem kleinen Ausflug ins kühle Nass. Schon wenige Augenblicke später tappte er triefend nass und schnaufend wieder aus dem Wasser. Für einen kurzen Moment sah er sprichwörtlich aus wie der "begossene Pudel", pitschnass und mit unzufrieden nach unten hängenden Lefzen. Doch mit einem kräftigen Schütteln, so dass das Fell wie wogendes Gras zu beiden Seiten auf und ab geschleudert wurde und eine wahre Tropfenfontäne den Rüden umhüllte, entledigte Arkas sich binnen eines Wimpernschlags der gröbsten Menge des sich an ihn klammernden Meeres. Noch ein weiteres, heftiges Schnaufen später war auch der Schwall Flüssigkeit aus der Nase wieder hinaus befördert, der sich beim Schwimmen unangenehm durch seine Schleimhäute hinein geschlichen hatte.

Dreckiges Mistwasser...

Schoss es ihm durch den Kopf. Es wurde ihm wieder bewusst, warum er lieber im Weiher, im Fluss oder am Wasserfall schwamm. Dass Nass dort war ruhiger, nicht so unberechenbar wie der Ozean und hinterließ auch nicht diesen stechenden, beißenden Geschmack und dieses juckende Gefühl nach dem Schwimmen, wenn der Pelz in der Sonne trocknete. Generell merkwürdig, dass Wasser, dass eigentlich nur Wasser und nichts besonderes war, mal angenehm und mal unangenehm sein konnte, obwohl es im Wald genau so aussah wie hier am Strand. Aber dass es so war, war nun einmal eine Tatsache und darüber zu rätseln hätte eh nichts gebracht, so verschwendete Ark keine weitere Sekunde mit diesem Gedankengang und sah sich vielmehr am Strand um.

Im fielen Namid und Shila ins Auge, die sich offensichtlich entschieden hatten nicht länger am Strand zu bleiben, auf Erkundungstour zu gehen und sich dem Waldrand näherten. Alleine.

Jemand sollte ein Auge auf die abenteuerwütigen Fellbälle haben.

Irgendjemand außer ihm, versteht sich. Aber schließlich war er auch nicht der einzige Wolf am Strand, es war schlichtweg sehr unwahrscheinlich, dass niemand die beiden bemerkt hatte. Auf der Suche nach diesem "Jemand", der ihn aus der Affäre ziehen würde, sah er sich weiter um. Laines und der kleine Liath schienen mit sich selbst beschäftigt zu sein. Devaki und Kainuu befanden sich noch immer bei Réan und in Anbetracht der Situation und der Gesprächsfetzen, die Arkas mitbekommen hatte, gaben sie kein sehr verlockendes Ziel für eine weitere Konversation ab. Dannsair und Yeven schienen mit ihrer Tochter beschäftigt zu sein und auch bei denen schien es noch immer um ein Thema zu gehen, dass der Helle nicht als besonders verlockend empfand, so dass er beschloss seine Nase auch dort nicht weiter hinein zu stecken. Arlyn hinter ihm planschte noch immer vergnügt im Meer und machte nicht den Anschein, dass sie so bald aus dem Wasser hinaus kommen würde.

Ist ja mal wieder klar, wer dieser Jemand sein muss...

Innerlich seufzend wanderten die Augen des Rüden wieder auf die inzwischen fast schon am Waldrand angelangten Welpen. Die eben noch aufmerksam leicht gehobene Rute senkte sich und hing nunmehr schlaff, wie kraftlos am Hinterteil des Wolfs. Ebenso hingen die zuvor noch gespitzten Ohren zu beiden Seiten etwas herunter und der Blick in den Augen von Arkas spiegelte deutliche Resignation wieder. Als der Rüde los lief, entfuhr ihm ein tiefes, knurriges und unzufriedenes Brummen. Mit langen Sätzen und sich immer wieder kräftig vom Erdboden abstoßenden Hinterläufen setze er den Flüchtigen nach, so als verfolge er ein verwundetes Rehkitz. So erreichte er sie schnell genug, bevor sie gänzlich zwischen den Stämmen, Sträuchern und Büschen verschwinden konnten. Mit tiefer und fester Stimme, aber bemüht darum nicht allzu unfreundlich zu klingen, um den jungen Wölfen keine Angst ein zu jagen oder das Gefühl zu vermitteln, er mache tatsächlich Jagd auf sie, richtete er das Wort an die Welpen, als er sich etwas seitlich nähernd so gut wie gleichauf mit ihnen war, um am Ende den Beiden den Weg in den Wald im letzten Augenblick zu versperren:

"Wo soll es denn so klammheimlich hin gehen?"

Auch wenn die Brust sich schnell hob und senkte, so war Arkas doch alles andere als außer Puste.


- Kainuu - 07.04.2011

Spielleitung für Yeven und Dannsair:
Yeven und Dannsair waren sich nicht ganz sicher, ob die Antwort Yevens ihre Tochter nun zufriedengestellt hatte. So ganz glücklich sah die kleine Yoruba nicht aus, doch ihre Frage schien zunächst aus dem heiklen Bereich herauszufallen. Dass Erwachsene auch Spaß haben konnten, war doch sonnenklar! Leider knüpfte die kleine Schwarze gleich darauf noch eine weitere Überlegung an, die schon wieder weniger leicht zu beantworten war. Nur Fähen konnten Welpen bekommen, da Rüden die Welpen mehr oder weniger in die Fähe hineinbrachten. Oder so ähnlich, so ganz sicher war sich Yeven da nicht und auch Dannsair wusste wohl kaum genau Bescheid. Langsam schüttelte sie den Kopf.

“Nein, Papa kann keine Welpen bekommen. Wir Fähen unterscheiden uns in vielen Punkten von Rüden, zum Beispiel sind wir auch ein wenig kleiner und meist nicht so stark. Warum das so ist, weiß ich aber leider auch nicht – manches ist in der Natur einfach wie es ist. Damit muss sich auch eine neugierige kleine Yoru zufrieden geben.“

Liebevoll knuffte die Braune ihre Tochter in die Wange und legte dann den Kopf leicht schräg.

“Natürlich können auch wir Erwachsenen Spaß haben. Sehr viel Spaß, wenn du einmal groß bist, wirst du das auch erleben. Bis dahin hast du als Welpe Spaß, das ist doch auch schön, oder? Schau mal, Shila und Namíd haben momentan ziemlichen Spaß, magst du nicht zusammen mit ihnen spielen? Arkas macht auch mit. Geh nur zu ihnen.“

Das war eine Art Abschluss der Fragestunde und Yeven hoffte, dass Yoruba darauf eingehen würde. Die Kleine hatte genug gelernt für heute, jetzt sollte wieder Spielen auf dem Programm stehen.



- Kainuu - 09.04.2011

Das war’s mit Kainuus schöner Theorie, mit der Hoffnung, Réan wieder zu bekommen, indem Mama ihn einfach auffraß. Es hatte auch zu einfach, zu schön geklungen. Und ein bisschen unlogisch, denn wenn Réan in einem anderen Land war, wie Papa es genannt hatte, dann kam er ja auch nicht zurück, indem man ihn fraß. Kompliziert, aber logisch. Die Kleine ließ den Kopf hängen und schmiegte sich wieder an den Lauf ihres Vaters. Immerhin war sie kein Kaninchen gewesen – das wäre ihr irgendwie nicht so Recht. Ein Wolf mit Kaninchenohren sah komisch aus, selbst Réan. Als ihr Papa sie anstupste und ein paar Schritte fort von dem Weißen trat, folgte Kainuu ihm zögernd. Sie hatte begriffen, dass Réan nicht mehr in diesem Körper war, also war der Körper auch nicht weiter wichtig. Nach Zuwendung und Trost bettelnd verkroch sie sich im Brustfell ihres Vaters – so tief, dass sie nichts mehr sah, außer seinem dunklen Pelz, nichts mehr roch, außer seinem beruhigenden Papageruch und nichts mehr hörte, außer seiner warmen Stimme. Hier war es schön, hoffentlich hatte es Réan in dem anderen Land auch so schön. Vielleicht war das andere Land ja ein Papapelzland. Geborgen und sich in der vertrauten Sicherheit entspannend lauschte die Kleine den Worten Devakis und versuchte alles genau zu verstehen. Ein bisschen von dem hatte ihr Papa schon vorher erklärt, aber er hatte nichts von der Natur gesagt. Sie wusste, was die Natur war – einfach alles. Auch sie war die Natur, wenn sie das richtig verstanden hatte. Jeder war die Natur und doch tat die Natur manchmal Dinge, die sie nicht verstand. Wahrscheinlich, weil auch Kainuu manchmal Dinge tat, die andere nicht verstanden. Aber die Natur war immer fair, denn sie verteilte Leben gerecht.

“Also ist Leben, wenn die Seele aus dem anderen Land in einen Körper geht und Tod, wenn die Seele aus dem Körper in das andere Land geht?“

Kainuu hatte das Gefühl, endlich einmal etwas verstanden zu haben und hoffte nun inständig, dass ihr Papa sie bestätigen würde. Dann kam ihr noch eine andere Idee. Wenn die Natur so fair war und für jeden Tod ein Leben gab und für jedes Leben einen Tod, dann musste jemand für Réan geboren worden sein!

“Wo ist denn das Leben für Réans Tod? Können wir es suchen? Vielleicht weiß es etwas über Réan, wie es seiner Seele in dem anderen Land geht. Sie sind sich vielleicht begegnet, kurz nachdem Réan gegangen und die Seele für das Leben gekommen ist.“

Sie dachte darüber nach, wer für Réan gekommen war. Ob es ein kleiner weißer Welpe war? Oder vielleicht ein Kaninchen. Oder ein Fisch. Oder eine Maus. Ob sie die finden konnten? Plötzlich fiel ihr noch etwas anderes ein.

“Wer musste denn für mein Leben tot gehen?“

Ihr kleiner Körper erzitterte kurz, irgendwie war diese Vorstellung traurig. Jemandens Seele war für ihre Seele in das andere Land gegangen.

“Ich weiß aber gar nicht, wie es im anderen Land aussieht.“,

murmelte sie dann noch leise.


- Laines - 13.04.2011

Mit halb zugekniffenen Augen beäugte Laines den Welpen, bestarrte akribisch, wie sich seine Bauchdecke hob und wieder senkte. Gleichzeitig fragte er, ob das eine absolut überzeugende Halluzination war, die ihm sein Hirn da vorspielte. Vielleicht sollte er mal ganz genau horchen, ob in dem Tier noch irgendwas im Gange war. Leider widerstrebte es ihm zu sehr das Ding zu berühren und noch viel weniger wollte er einen ihn hereinlegenden, atmenden Toten berühren!
Und während der Schwarze so in einer seltsam nach unten gebeugten Haltung verharrte, achtete er auf nichts anderes mehr. Die Umgebung war völlig ausgeblendet. Seine Nerven zum Zerreißen gespannt und ... und ...
Als der Welpe plötzlich schrecklich fiepte und wieder auf die Pfoten sprang, konnte man bei Laines eine ähnliche Reaktion beobachten. Einen erschrockenen und doch versucht unterdrückten Schrei von sich gebend, machte er einen Satz nach hinten, als könnte der Welpe nun zum Zombie mutieren und würde ihn anfallen. Auch der schwarze Fellball hatte sich ein paar Schritte rückwärts gerettet und beide verhielten sich wirklich außerordentlich synchron. Damit hätten sie glatt auftreten können. In Laines kochte allerdings, nachdem der erste Schock verdaut war, gleich etwas Wut hoch und eine Lefze zuckte leicht. Das war doch glatt Absicht gewesen! Der hatte ihn wirklich verarscht! Der Schwarze wollte noch überlegen, wie er seiner Empörung Luft machen konnte, ohne sein Image zu gefährden, als der Kleine etwas sagte, dass ihn vollends verwirrte. Laines sah ihn an, als wäre der Knirps von allen guten Geistern verlassen.

Stacheln?“
Aber er redete gleich weiter.
Ich?!“

Was zum … Er die Windhexe mit einfahrbaren Stacheln? Wuchs hier in der Nähe irgend etwas und Laines hatte nicht bemerkt, dass der Welpe es gefuttert hatte? Oder war irgend was in der Seeluft? Prüfend witterte der Schwarze kurz und versuchte sich derweil zu ordnen. Nicht er, sondern der Welpe musste irgendwelche Halluzinationen gehabt haben. Jetzt musste er die Situation irgendwie retten. Da Laines jetzt ja wusste, dass der Kleine noch putzmunter und ziemlich untot war, gelang es ihm schnell wieder ganz lässig zu wirken und sich genau so lässig in den Sand zu setzen.

Ich kann doch nicht die Windhexe sein, Hexen sind weiblich! Böööse weiblich. Ob sie Stacheln aus ihrem Rücken fahren kann, weiß ich nicht. Aber sie hat gaaanz viele, scharfe Zähne. Viel mehr als wir! Und ich muss gestehen, ich habe schon so meine Kontakte.“

Er zwinkerte dem Welpen grinsend zu. Jetzt kam die Rache für das Erschrecken.


- Devaki - 14.04.2011

Tröstend schmiegte sich der Schwarze eng an den kleinen Wolfskörper, der sich ohnehin schon dich an ihn drückte. Kainuu war ein kleines Papakind und Herr Neulings-Papa freute sich darüber, auch wenn die Umstände die im Moment zu dieser Nähe führten, nicht gerade nach Devas Geschmack waren.Er leckte ihr mit der Zunge sanft über das Fell und ließ sie ein bisschen über das nachdenken, was er gesagt hatte. Das gab ihm selbst ein bisschen Zeit, seine Gedanken zu ordnen, auch wenn er dafür lieber alleine gewesen wäre. Es waren solche Momente, in denen ihm die Augenblicke fehlten in denen er allein sein konnte, in denen er nachdenken konnte, in denen ihn niemand von dem ablenkte, was er sich durch den Kopf gehen ließ. Niemand der ihn brauchte, außer sich selbst. Aber Deva wusste auch, dass er Kainuu nicht alleine lassen konnte und wollte. Er ließ sich auf den Boden fallen, wobei er darauf achtete Kainuu nicht unter sich zu begraben oder ihr anderweitig weh zu tun. Dann zog er sie mit der Pfoten spielerisch an sich heran und stupste ihr sanft gegen den Bauch, als sie ihre Schlussfolgerungen aus seinen Worten zog.

„Ganz genau so ist es. Das hast du gut verstanden.“

Ein erleichtertes, glückliches Lächeln zeichnete sich auf seinen Lefzen ab. Er war also doch nicht so unbegabt im Erklären, endlich verstand die Kleine, was er ihr sagen wollte. Lobend fuhr er ihr mit der Zunge über das Fell und lauschte ihren weiteren Fragen. Insgeheim sehnte er sich den Tag herbei, an dem diese Dauerfragerei aufhörte. Andererseits freute er sich, dass Kainuu nicht alles so hinnahm und ihren Kopf anstrengte. Diese Welpenaufzucht stellte Deva vor eine ziemliche innere Zerreißprobe. Er war für Dinge und sträubte sich gleichzeitig innerlich gegen sie. Er wollte etwas erklären, konnte aber gleichzeitig nicht die richtigen Worte finden. Zum verrückt werden war das.

„Du solltest dir glaube ich keine Gedanken darüber machen, wer für dein Leben gestorben ist, Kainuu. Selbst wenn es Mama gewesen wäre – ich wäre darüber sehr unglücklich gewesen und natürlich ist es nicht schön, wenn jemand in die andere Welt gehen muss. Aber das Leben, das dafür kommt – in dem Fall du – das ist genauso kostbar. Und dich würde ich um nichts in der Welt wieder hergeben wollen, selbst, wenn ich dafür das andere Leben wiederholen könnte.“

Er mochte die Traurigkeit in ihrer Stimme nicht und schon gar nicht mochte er es, wenn sie zitterte. Er zog sie noch ein wenig näher an sich heran, achtete aber genau darauf, dass er sie ernst anschauen konnte, während er diese Worte von sich gab. Sie waren die reine Wahrheit und genau das, was der Schwarze als neues Vatergefühl empfand. Kainuu würde er für nichts und niemanden mehr hergeben wollen. Er wollte, dass sie das wusste, verstand und sich der Bedeutung dieser Worte bewusst war. Für einen kurzen Moment blickte er sie nur an, dann aber lächelte er wieder.

„Ich weiß nicht, wie es in dem Land aussieht.Aber ich kann mir vorstellen, dass es wunderschön ist. Die Natur würde Onkel Réan sicher nicht irgendwo hinschicken, wo es nicht schön ist. Wenn du möchtest, können wir ja mal nach diesem Leben suchen und es fragen, ob es Onkel Réan begegnet ist. Oder ob es weiß, wie es in dem Land aussieht. “

schlug er vor und hob die Ohren ein wenig, um seine Aufmerksamkeit zu signalisieren. Die Suche würde Kainuu bestimmt Spaß machen. Devas Rute wischte ein wenig über den Boden. Ihm sicher auch.